HMS Agincourt (1913)
Die HMS Agincourt war ein britisches Schlachtschiff während des Ersten Weltkrieges. Als einziges Schlachtschiff der Geschichte besaß die Agincourt sieben Hauptgeschütztürme. Den Namen erhielt es im Andenken an die siegreiche Schlacht von Azincourt.
HMS Agincourt im Jahr 1918 | |
Übersicht | |
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Typ | Schlachtschiff |
Einheiten | 1 |
Bauwerft | |
Kiellegung | 14. September 1911 |
Stapellauf | 22. Januar 1913 |
Namensgeber | Schlacht von Azincourt |
1. Dienstzeit | |
Dienstzeit |
20. August 1914 bis 1919 |
Verbleib | Aufgrund des Washingtoner Flottenabkommens gestrichen und ab 1924 abgewrackt. |
Technische Daten | |
Verdrängung |
27.500 ts |
Länge |
204,5 m |
Breite |
27,1 m |
Tiefgang |
8,2 m |
Besatzung |
1.115 bis 1.267 |
Antrieb |
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Geschwindigkeit |
22,4 Knoten |
Bewaffnung |
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Panzerung |
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Entstehungsgeschichte
Das Schiff war 1910 von der brasilianischen Regierung bei der britischen Werft Armstrong Whitworth in Newcastle upon Tyne in Auftrag gegeben worden. Es waren keine Schwesterschiffe vorgesehen. Bereits die ersten beiden brasilianischen Dreadnoughts der Minas-Geraes-Klasse waren auf britischen Werften gebaut worden. Mit dem Schiff sollte die brasilianische Überlegenheit gegenüber Argentinien gewahrt bleiben, für das im selben Jahr zwei Dreadnoughts der Rivadavia-Klasse auf US-amerikanischen Werften begonnen wurden. Sie sollte auch der chilenischen Almirante-Latorre-Klasse ebenbürtig sein[1].
Zunächst hatte die brasilianische Marine mehrere Entwürfe eingeholt, bei denen auch Pläne mit höherem Kaliber vertreten waren. Nach monatelangen Diskussionen war dann ein Entwurf mit zwölf 356-mm-Geschützen und stärkerer Panzerung favorisiert und auch in Auftrag gegeben worden. Nach einem Regierungswechsel wurde dieser annulliert und der Entwurf mit den sieben 305-mm-Doppeltürmen durchgesetzt. Ausschlaggebend dürfte neben finanziellen Problemen gewesen sein, dass auch die bereits vorhandenen brasilianischen Dreadnoughts Minas Geraes und São Paulo dieses Kaliber nutzten und auch die Kaiserliche Marine noch an diesem Kaliber festhielt.
Der Baubeginn war am 14. September 1911. Am 22. Januar 1913 lief das Schiff als Rio de Janeiro vom Stapel. Ende 1913 bot Brasilien das unfertige Schiff zum Verkauf an, da inzwischen der Markt für Naturkautschuk zusammengebrochen war und man davon ausging, das Schiff nicht bezahlen zu können. Das Schiff wurde am 9. Januar 1914 für einen Preis von 2,75 Mio. Pfund von der türkischen Marine übernommen und unter dem Namen Sultan Osman I. weitergebaut. Für die Türkei befand sich bereits das Schlachtschiff Reshadije in Bau. Am 3. August 1914 sollte die türkische Besatzung die beiden Schiffe übernehmen. Einen Tag vorher wurden sie aber von britischen Truppen besetzt und von der Royal Navy beschlagnahmt. Diese stellte die Sultan Osman I., ex Rio de Janeiro, am 20. August als HMS Agincourt in Dienst. Die Reshadije erhielt den Namen HMS Erin.
Bereits bei seiner Indienststellung galt das Schiff aus Sicht der Royal Navy als überholt. Das Kaliber der Hauptbewaffnung war zu klein, die Panzerung zu schwach und die Zahl der wasserdicht abschließbaren Abteilungen zu klein. Wegen der vielen Decksdurchbrüche für die Türme, der vielen Magazine und der ungewöhnlichen, auf die Hierarchie in der brasilianischen Marine zugeschnittenen Innenausstattung galt das Design der Agincourt als ziemlich unglücklich. Für die von den Brasilianern gewünschten luxuriösen Offiziersmessen erhielt sie den Spitznamen „Gin Palace“.
Die Beschlagnahme der beiden türkischen Schlachtschiffe durch die Briten trug maßgeblich zu der Entscheidung der deutschen Regierung bei, die SMS Goeben und SMS Breslau dem Osmanischen Reich zur Verfügung zu stellen. Dies wiederum beschleunigte den Eintritt des Osmanischen Reichs in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte.
Einsatz im Ersten Weltkrieg
Die Agincourt wurde zunächst in das vierte Geschwader der Grand Fleet eingereiht, später bildete sie gemeinsam mit HMS Marlborough, HMS Revenge und HMS Hercules die 6th Division der 1st Battle Squadron, mit der sie an der Skagerrakschlacht teilnahm. In der Schlacht eröffnete sie als eines der ersten Schiffe der Hauptstreitmacht Jellicoes das Feuer auf die deutsche Hochseeflotte. Die Agincourt erhielt keine Treffer und erlitt keine Verluste. Im Laufe der Schlacht feuerte sie mehrere komplette Breitseiten einschließlich der Mittelartillerie – es hatte zuvor Gerüchte gegeben, dass das Schiff bei einem solchen Versuch kentern oder auseinanderreißen würde. Ein britischer Zerstörerkommandant kommentierte diesen Anblick mit den Worten: “It was awe-inspiring, looking like a battlecruiser blowing up!” (deutsch: „Es war beeindruckend, es sah aus wie die Explosion eines Schlachtkreuzers!“).
Für den Rest des Krieges nahm die Agincourt noch an vereinzelten Vorstößen teil, hatte aber keine Gefechtsberührung mehr.
Verbleib
Nach dem Kriegsende wurde das Schiff aus Kostengründen schnell von der Liste der aktiven Schiffe gestrichen. Die Royal Navy bot den Brasilianern an, das Schiff zurückzukaufen, nachdem die Navy auf eigene Kosten diverse Modernisierungen durchgeführt hatte. Dabei wurden die Kessel auf reine Ölfeuerung umgestellt und der Horizontalpanzer leicht verstärkt. Die brasilianische Regierung lehnte 1921 ab.
Daraufhin entstand der Plan, die Agincourt zu einem Depotschiff umzubauen. Fünf der sieben Türme sollten dafür entfernt und ihre Magazine zur Lagerung von Munition verwendet werden. 1921 sollte der Umbau in der Rosyth-Werft begonnen werden. Mit dem Abschluss des Washingtoner Flottenabkommens im Februar 1922 wurde die weitere Nutzung des Schiffes untersagt, woraufhin die Agincourt ab 1924 in Rosyth abgewrackt wurde.
Literatur
- Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. München 1970.
Weblinks
- Ein etwas lockerer Blick auf die Hintergrundstory
- HMS Agincourt auf worldwar1.co.uk
Einzelnachweise
- Hugh und David Lyon: Kriegsschiffe von 1900 bis heute Technik und Einsatz. Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH, Köln 1979, S. 44.