Hünenberg ZG
Hünenberg ist eine politische Gemeinde des Kantons Zug in der Schweiz.
ZG ist das Kürzel für den Kanton Zug in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Hünenberg zu vermeiden. |
Hünenberg | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Zug (ZG) |
Bezirk: | Keine Bezirkseinteilung |
BFS-Nr.: | 1703 |
Postleitzahl: | 6331 (Hünenberg) 6333 (Hünenberg See) |
UN/LOCODE: | CH HUN |
Koordinaten: | 674877 / 225518 |
Höhe: | 444 m ü. M. |
Höhenbereich: | 386–497 m ü. M.[1] |
Fläche: | 18,41 km²[2] |
Einwohner: | 8768 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 476 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 17,5 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsidentin: | Renate Huwyler (CVP) |
Website: | www.huenenberg.ch |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Hünenberg liegt eingebettet in die voralpine Landschaft zwischen dem Zugersee und der Reuss. Im Westen grenzt Hünenberg an die Gemeinden Dietwil, Oberrüti, Sins, Mühlau und Merenschwand im Kanton Aargau, im Norden an die Gemeinden Obfelden und Maschwanden im Kanton Zürich, im Osten an Cham und im Süden an Risch im Kanton Zug.
Der höchste Punkt der Gemeinde befindet sich im Chnodenwald auf 495 m ü. M., der tiefste beim Reussspitz auf 388 m ü. M.
Geschichte
Mittelalter
1173 wurde der Name «Hünenberg» mit Walter (Waltherus) von Hunberg erstmals aktenkundig. Im 13. und vor allem in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entwickelte sich das Rittergeschlecht Hünenberg zum bedeutendsten Ministerialadel des Kantons Zug mit Besitzungen und Lehen nicht nur auf Zuger Boden, sondern auch im Luzernischen, im Aargau und am Zürichsee. Ihre Stammburg errichteten die Edlen von Hünenberg auf einem Vorgängerbau im Burgwald am südwestlichen Dorfeingang.
1388 suchte ein habsburgischer Vergeltungsraubzug das Gebiet von Hünenberg und Umgebung heim. Gehöfte wurden geplündert und gingen in Flammen auf. Die Zuger unter ihrem Ammann Hans von Hospental wollten den Habsburgern das Raubgut wieder abnehmen. Es kam zum missglückten Gefecht an der Totenhalde am Heiligabend des Jahres 1388, wo 42 Zuger starben, darunter auch Hünenberger und der Anführer Hans von Hospental.
1402 wurde Ritter Göpf II. als letzter Bewohner der Burg Hünenberg genannt. Bald darauf muss er diese verlassen haben. Am 17. Januar 1414 verkaufte Junker Hartmann VIII. von Bremgarten Burgstall, Land, Wald und Recht an die Gebrüder Jenni, Uli und Heini Bütler, sowie an deren Vetter Welti Bütler aus der Stadelmatt. 1416 erfolgte ein weiterer Verkauf von Besitzungen Hartmanns und Götz' II. an 50 Hünenberger Bauern. Diese Stammväter der Gemeinde Hünenberg bezeichnet man somit als «Genossen». Sie schlossen am Sebastianstag mit der Stadt Zug einen Burgrechtsvertrag ab, der bis zur Französischen Revolution die Hauptgrundlage des politischen Gemeindelebens blieb. Die «Genossen» anerkannten die Zuger als ihre Herren unter Beibehaltung der bisherigen Freiheiten, Rechte und Gewohnheiten, hatten aber auch das Recht, einen selbst erwählten Zuger Bürger als Obervogt zu erbitten. Gemeinsam mit ihm bestimmten sie die Geschicke der Gemeinde. Hünenberg war daher eine bevorzugte Vogtei der Stadt Zug. Später in Hünenberg Wohnsitz Nehmende bezeichnete man als Beisassen, die kein Stimm- und Wahlrecht besassen. Diese Ordnung galt bis 1798.
1475 wurde die vom süddeutschen Baumeister Hans Felder im Auftrag der Stadt Zug erbaute Kirche St. Wolfgang vom Konstanzer Bischofsvikar Zehnder geweiht. St. Wolfgang entwickelte sich zu einem viel besuchten Wallfahrts- und Pilgerort. 1495 entstanden in St. Wolfgang am viel begangenen Handelsweg von Luzern nach Zürich zwei Herbergen; auf eine geht das heutige «Rössli» zurück.
Neuzeit
1694 wurde der älteste Verein der Gemeinde Hünenberg, die Hünenberger Schützengesellschaft, gegründet.
Am 11. Februar 1798 gewährte die Stadt Zug ihren Vogteien, somit auch Hünenberg, die Freiheit. Am 29. April raubten die einfallenden Franzosen die Wart aus. Das Silbergeschirr und verschiedene Dokumente gingen verloren. Darauf folgte bis 1801 die Besetzung durch französische Soldaten. Allein in den Gemeinden Cham und Hünenberg waren 23'744 Mann und mehr als 3'000 Pferde einquartiert. Gemäss der Helvetischen Verfassung gingen die neuen politischen Gemeinden aus den Kirchgemeinden hervor.[5] Aus diesem Grund bildeten Cham und Hünenberg eine gemeinsame Munizipalität.
Am 1. April 1799 entschied sich Hünenberg in einer Abstimmung mit grosser Mehrheit für die Trennung von Cham. Franz Basil Gretener wurde der erste Gemeindepräsident der von nun an selbstständigen Gemeinde Hünenberg. 1874 entstand die Einwohnergemeinde Hünenberg. 1896 wurde im Gasthaus «Degen» die erste Telefonsprechanlage Hünenbergs installiert.
20. und 21. Jahrhundert
1910 durchbrach die Reuss an verschiedenen Stellen zwischen Drälikon und Stadelmatt den Damm. 1922 wurde das Wasserreservoir auf dem Chnoden eingeweiht. 1933 fand die Einweihung des neuen Schulhauses in Matten statt. 1938 wurde die Sekundarschule eröffnet. 1965 erhielt Hünenberg Anschluss ans Netz der Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB). Die Kläranlage Giessen wurde 1969 ihrer Bestimmung übergeben.
1971 wurden erste Industriebauten im Bösch errichtet. Das Oberstufenschulhaus Ehret B wurde im Jahr 1974 eingeweiht. Der Waldfriedhof konnte seiner Bestimmung übergeben werden. Ausserdem wurde die Autobahn Gisikon-Cham eröffnet.
1975 fand die Einweihung des katholischen Gemeindezentrums und der Kirche Heilig Geist statt, die Kirche St. Wolfgang feierte ihr 500-jähriges Jubiläum. Die neue Gemeindekanzlei an der Chamerstrasse wurde 1979 eingeweiht, gemeinsam mit einem neuen Postbüro, einer Filiale der Zuger Kantonalbank, Polizeiposten, Metzgerei und einem Lebensmittelgeschäft. Das historische Dorfgasthaus «Degen» wurde 1991 ins Freilichtmuseum Ballenberg verlegt.[6]
1998 wurde Hünenberg «Gemeinde Europas». Seit 2003 besteht eine Partnerschaft mit dem Ort Banska Stiavnica. 2007 wurde in Matten erstmals eine Ganztagesschule eröffnet.
Sehenswürdigkeiten
- Nördlich des Dorfes befindet sich die 1475 eingeweihte spätgotische Wallfahrtskirche St. Wolfgang.
- Die um 1173 erstmals urkundlich erwähnte Burg Hünenberg, heute eine Ruine, liegt südwestlich des Dorfes auf einer bewaldeten Anhöhe.
- Die Weinrebenkapelle, die 1762 anstelle eines Kreuzes errichtet wurde.
- Reussbrücke Sins–Hünenberg
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahr | 1771 | 1850 | 1900 | 1950 | 1970 | 1980 | 2000 | 2010 | 2018 | 2019 |
Einwohner | 812 | 1'032 | 943 | 1'409 | 1'819 | 4'105 | 6'987 | 8'581 | 8'827 | 8'808 |
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat von Hünenberg besteht aus sechs Mitgliedern und ist wie folgt aufgestellt:
- Renate Huwyler – Gemeindepräsidentin, Vorsteherin Präsidiales und Finanzen CVP
- Thomas Anderegg – Gemeinderat, Vizepräsident und Vorsteher Bau und Planung CVP
- Claudia Benninger Brun – Gemeinderätin, Vorsteherin Soziales und Gesundheit FDP
- Dany Gygli – Gemeinderat, Vorsteher Bildung FDP
- Hubert Schuler – Gemeinderat, Vorsteher Sicherheit und Umwelt SP
- Guido Wetli – Gemeindeschreiber, CVP
Kantonsratswahlen
Wähleranteile in Hünerberg bei den Kantonsratswahlen 2018 des Kantons Zug: CVP 30,7 %, FDP 25,6 %, SVP 18,4 %, SP 11,2 %, Alternative, CSP 10,1 %, glp 4,0 %.[7]
Sport und Freizeit
- 1994 realisierte Hünenberg die erste Dreifachturnhalle im Kanton Zug.
- 2003 entstand im Ehret ein Skaterpark für Jugendliche.
- Die Freizeit- und Sportanlage Ehret inklusive Fussballplatz wurde 2004 eröffnet.
- 2009 wurde im Rony die erste Baseballanlage der Schweiz eröffnet.
Wirtschaft
Hünenberg ist Teil der Wirtschaftsregion ZugWest. Die Gemeinde ist Sitz des Clear Channel Schweiz sowie der Odlo Sports Group. Von 1948 bis 2017 wurde von der ETH Zürich eine Forschungsstation im Bereich Nutztierhaltung/Tierzucht auf der Chamau betrieben.[9][10]
Verkehr
Seit Dezember 2004 ist Hünenberg durch die Linie S1 der Stadtbahn Zug an das schienengebundene öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Buslinien der Zugerland Verkehrsbetriebe verbinden den Ort mit Cham und Rotkreuz. Cham hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Zug–Luzern. Die Fahrzeit nach Zug beträgt 7 Minuten.
Durch die Gemeinde verläuft die Hauptstrasse 368. Östlich der Ortschaft verläuft die A4/A14.
Partnergemeinden
Hünenberg unterhält zwei Gemeindepartnerschaften.[11]
- Banská Štiavnica, Slowakei, seit 2004
- Marly FR, Schweiz, seit 2012
Literatur
- Linus Birchler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Band I: Einleitung und Zug-Land. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 5). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1934.
- Josef Grünenfelder: Kirche St. Wolfgang in Hünenberg. (= Schweizerische Kunstführer GSK. Band 544). 2., überarbeitete Auflage. Bern 1993, ISBN 3-85782-544-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Volltext der Ersten Helvetischen Verfassung auf Wikisource
- Der Hünenberger Gasthof Zum Degen im Freilichtmuseum Ballenberg. In: Tugium : Jahrbuch des Staatsarchivs des Kantons Zug, des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie, des Kantonalen Museums für Urgeschichte Zug und der Burg Zug. Band 8, 1992, S. 151–155.
- Kanton Zug – Listenergebnisse Hünenberg grafisch (C-G) (PDF)
- Nationalratswahlen 2015: Stärke der Parteien und Wahlbeteiligung nach Gemeinden. In: Ergebnisse Nationalratswahlen 2015. Bundesamt für Statistik, 2016, abgerufen am 15. Juni 2016.
- Céline Jenni, Gerald Stranzinger: Forschungsstation auf der Chamau von 1948 bis 2017 – Angewandte Forschung im Kanton Zug. ETH Zürich, 12. April 2021, abgerufen am 30. April 2021.
- Chamau: Forschungsstation der ETH Zürich von 1948 bis 2017. AgroVet-Strickhof, abgerufen am 30. April 2021.
- Gemeinde Hünenberg – Partnergemeinden