Menzingen ZG
Menzingen ist eine politische Gemeinde des Kantons Zug in der Schweiz. Sie entstand in der heutigen Form 1848, als von der «Gemeinde am Berg» – wie sie damals üblicherweise genannt wurde – das Gebiet der Gemeinde Neuheim abgetrennt wurde.
ZG ist das Kürzel für den Kanton Zug in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Menzingen zu vermeiden. |
Menzingen | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Zug (ZG) |
Bezirk: | Keine Bezirkseinteilung |
BFS-Nr.: | 1704 |
Postleitzahl: | 6313 |
UN/LOCODE: | CH EDB (Edlibach) CH MZN (Menzingen) |
Koordinaten: | 687398 / 226153 |
Höhe: | 805 m ü. M. |
Höhenbereich: | 510–1209 m ü. M.[1] |
Fläche: | 27,51 km²[2] |
Einwohner: | 4540 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 165 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 20,2 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Andreas Etter (CVP) |
Website: | www.menzingen.ch |
Menzingen | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Menzingen liegt in der hügeligen Landschaft im nordöstlichen Teil des Kantons Zug und grenzt an den Kanton Zürich. Die Gemeinde besteht aus den drei Ortschaften Edlibach, Finstersee und Menzingen.
Seit 2002 ist Menzingen Sitz der Kantonsschule Menzingen (KSM).[5] In Menzingen liegt das Generalhaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. und das Institut der Schwestern vom Heiligen Kreuz (Menzinger Schwestern).
Geschichte
Menzingen wird um 1060 als Mentzenheim erstmals im Liber Heremi urkundlich erwähnt, als Graf Ulrich von Kiburg während der Amtszeit von Abt Hermann (1051–1065), eine Hube dem Kloster Einsiedeln übergab. Dieser Ortsname wird gemäss Professor Paul Kläui vermutlich ein Schreibfehler sein, denn bei der bekannten Abschrift von Aegidius Tschudi findet sich die Anmerkung «forte Mentzingen - Zugerbiet» (Vielleicht Menzingen im Zugerbiet).[6]
Als «Mêincingin» wurde es 1217/22 erstmal urkundlich erwähnt. In denselben Zeitraum fallen auch andere erstmaligen Erwähnungen von Ortsnamen auf dem Gemeindegebiet, sieben zwischen 1200 und 1250 und weitere sechs zwischen 1250 und 1300.[7]
Die alemannische Siedlungsform mit zahlreichen Einzelhöfen ist bis heute zu erkennen. Der Ort gehört zu den altfreien Gemeinden des Amtes Zug.
1480 wurde Menzingen eine eigene Pfarrei; zuvor war die Schönbrunn-Kapelle das Gotteshaus für die Berggemeinde gewesen. Aus dieser Zeit stammen das gotische Rippengewölbe im Chor der Kirche und die St. Anna-Kapelle. Beim Bau der heutigen Kirche (1620–1637) wurden der prunkvolle Hochaltar und das reich geschnitzte Portal geschaffen. Spätbarock und Klassizismus prägen das Deckengemälde und die farbigen Stuckaturen.
Denn drei äusseren Landgemeinden brachte der Libellstreit von 1604 die politische Selbständigkeit. Das führte dazu, dass man in Menzingen 1611 ein Ratshaus erbaute. Das Haus wurde 1900 verkauft und steht als Wirtschaft zum Rössli an der Hauptstrasse 5 noch heute.
1821 gründeten 37 Handwerker den Brüderlichen Verein der achtbaren Meister von Menzingen. Die Meisterschaft Menzingen nahm sich der Ausbildung der Gesellen an und gründete später eine Schule und eine Krankenkasse. Sie ist seither neben den Zünften in der Stadt Zug die einzige Handwerkerbruderschaft im Kanton Zug. Heute pflegt sie in erster Linie das gesellige Leben, besonders am Meisterschaftstag in der Fasnachtszeit. Traditionell finden eine Tagwache, ein Kinderball mit Bescherung und ein abendlicher Meisterschaftsball statt.[8]
Im Zusammenhang mit dem Streit um die Verteilung des sogenannte Wiener Kongressgeld kam es 1823 dazu, dass die Gemeinde den Austritt aus dem Kantonsverband erklärte.
Im Jahr 1835 wurde oberhalb Finstersee in Greit im Steigholz am Höhronen, ein Kohlelager entdeckt. Trotz geringer Mächtigkeit der Flötze wurden an mehreren Stellen in der Gegend hochwertige Braunkohle gefördert. Infolge der schwierigen Verhältnissen war wenig Ertrag zu erwirtschaften, sodass der letzte Betrieb 1860 die Förderung eingestellte. Während den beiden Weltkriegen wurde die Förderung wieder aufgenommen.[9]
Im Jahr 1844 kam es zur Gründung der Kongregation der Schwestern vom Heiligen Kreuz, die als Menzinger Schwestern bekannt wurden und heute weltweit tätig sind. Sie führten auch das Lehrerinnenseminar Bernarda in Menzingen, welches 2006[10] geschlossen wurde.
Die während des Sonderbundskrieges offen zutage getretene Unzufriedenheit der Bewohner von Neuheim, das seit dem Hochmittelalter zur Kirchgemeinde Menzingen gehörte, führte zur Abtrennung der Gemeinde Neuheim, die 1848 vollzogen wurde.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung[11] | |||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahr | 1850 | 1880 | 1900 | 1910 | 1920 | 1930 | 1941 | ||||||||
Einwohner | 2'112 | 2'316 | 2'495 | 2'690 | 2'912 | 2'976 | 2'922 | ||||||||
Jahr | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | ||||||||
Einwohner | 3'398 | 3'340 | 3'483 | 3'564 | 4'197 | 4'495 | 4'361 |
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat Menzingen besteht aus sechs Mitgliedern und ist wie folgt aufgestellt (Stand Juni 2019):
- Andreas Etter (CVP): Gemeindepräsident; Abteilung Finanzen
- Susan Staub (CVP): Abteilung Soziales- und Gesundheit
- Barbara Beck-Iselin (ALG): Abteilung Zentrale Dienste
- Herbert Keiser (parteilos): Abteilung Bau
- Isabelle Menzi (CVP): Abteilung Bildung
- Fabian Arnet (parteilos): Gemeindeschreiber
Kantonsratswahlen
Bei den Wahlen zum Zuger Kantonsrat im Jahr 2018 betrugen die Wähleranteile in Menzingen: CVP 39,5 %, SVP 27,1 %, FDP und Jungfreisinnige 16,8 %, glp 4,0 %, ALG und CSP 10,8 %, SP, JUSO, SP60+ 1,7 %.[12]
Sehenswürdigkeiten
In der Gemeinde stehen sehenswerte Zuger Häuser, oft mit prächtigem Blumenschmuck.
- Auf dem Gubel steht das Kapuzinerinnenkloster Maria-Hilf mit einer Wallfahrtskapelle aus dem Rokoko.
- Die etwas östlich des Dorfes liegende Wallfahrtskapelle St. Wendelin wurde 1597 erbaut.
- Unter dem Namen Bad Schönbrunn bestand ab 1858 ein Kurhaus bei Edlibach. Das Kurhaus wurde 1968–1970 durch einen modernen Bau ersetzt und beherbergt seitdem ein Bildungshaus, das seit 1993 unter dem Namen Lassalle-Haus auftritt.
- Institut der Schwestern vom Heiligen Kreuz[14].
Bilder
- Zentrum beim Schulhaus
- Neudorfstrasse mit Post
- Kirche
- Institut der Schwestern vom Heiligen Kreuz
- Gedenkstein Mutter Bernarda Heimgartner
- Kapelle St. Wendelin
- Restaurant und Kapelle Gubel
- Menzingen aus der Ferne
- Moränenlandschaft um Menzingen
Persönlichkeiten
- Benedikt Staub (1617–1672), Abt des Zisterzienserklosters Wettingen
- Salesia Strickler (1834–1898), Ordensfrau
- Philipp Etter (1891–1977), Bundesrat
- Josef Stierli (1913–1999), Kirchenhistoriker und Leiter des Jesuiten-Bildungshauses
- Bruno Pezzatti (* 1951), FDP-Nationalrat
- Peter Hegglin (* 1960), CVP-Ständerat, alt Regierungsrat
- Tony Rominger (* 1961), Radrennfahrer
Siehe auch
Literatur
- Linus Birchler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Band I: Einleitung und Zug-Land. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 5). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1934.
Weblinks
- Website der Gemeinde Menzingen
- Renato Morosoli: Menzingen (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Kantonsschule Menzingen. Abgerufen am 15. September 2019.
- Rudolf Henggeler: 900 Jahre Menzigen Seite 11
- Josef Grünenfelder: Die Kunstdenkmäler des Kanton Zug, neue Ausgabe I, Das ehemalige Äussere Amt, 1999 ISBN 3-909164-69-2 Seite 133
- Meisterschaft Menzingen, Zug Kultur, abgerufen am 22. Juni 2017.
- Die Menziner Kohlebergwerke 1837-1943 in mänziker zytig Nr. 37, August 2005
- Wie der Kanton Zug die Ordensschwestern hängen liess in zentralplus.ch
- Bundesamt für Statistik (Hrsg.): Eidgenössische Volkszählung 2000 – Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden 1850–2000 (Memento vom 14. März 2016 im Internet Archive). Bundesamt für Statistik, Neuchâtel 2002, ISBN 3-303-01154-0
- Kanton Zug – Listenergebnisse Menzingen grafisch (C-G) (PDF; 110 kB)
- Nationalratswahlen (Parteistimmen und Parteistärke seit 1971: Bezirke und Gemeinden). In: Ergebnisse Nationalratswahlen 2019. Bundesamt für Statistik, 2019, abgerufen am 3. Februar 2021.
- Josef Grünenfelder, Uta Fromherz: Institut Menzingen. Kanton Zug. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 891, Serie 90). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2011, ISBN 978-3-03797-016-4.