Grumman E-2
Die Grumman E-2 Hawkeye ist ein allwetterfähiges, trägergestütztes Frühwarnflugzeug.
Grumman E-2 Hawkeye | |
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Grumman E-2C „Hawkeye“ des „Carrier Air Wing Five“ | |
Typ: | Frühwarnflugzeug |
Entwurfsland: | |
Hersteller: | Grumman Aerospace Corporation |
Erstflug: | 21. Oktober 1960 |
Indienststellung: | Januar 1964 |
Produktionszeit: | 1969 bis 2009 |
Stückzahl: | 205 |
Geschichte
Die beständigen Verbesserungen an den frühen flugzeuggestützten Radars mündeten Mitte der 1950er Jahre in dem Konzept, den Luftraum mit speziell ausgerüsteten Flugzeugen zu kontrollieren, die als Frühwarner fungierten und die Abwehrbemühungen koordinierten. Das erste Flugzeug in dieser Rolle war die Grumman E-1B Tracer (eine Variante des U-Jagd-Flugzeugs S-2 Tracker), die von 1958 bis 1977 im Einsatz war. Der Nachfolger der E-1B, die E-2 Hawkeye, war nicht nur das erste trägergestützte Flugzeug in dieser Rolle, sondern auch die als erstes speziell für diesen Einsatzzweck konstruierte Maschine. Der Erstflug des W2F-1 genannten Prototyps fand am 21. Oktober 1960 statt, nachdem im März 1957 die entsprechende Ausschreibung gewonnen wurde.[1] Seitdem sie die E-1 im Jahr 1964 ablöste, ist die E-2 das „Auge der Flotte“. Ihre Feuertaufe hatte sie Ende 1965 im Vietnamkrieg; seitdem diente sie der Navy auf allen Konfliktschauplätzen rund um die Welt, an denen die USA Flugzeugträger im Einsatz hatten. Hawkeyes führten die F-14 Tomcat-Jäger, die 1986 während der Libyen-Krise Kampfeinsätze flogen, wobei sie in Zusammenarbeit mit den Kreuzern der Navy, die mit dem Aegis-Kampfsystem ausgerüstet waren, die Luftüberlegenheit sicherstellten. Die in der Avionik und bei den Waffencomputern modernisierte E-2B hatte am 20. Februar 1969 ihren Erstflug und kam ab 1970 zum Einsatz. Die E-2C hatte am 20. Januar 1971 ihren Erstflug. In der jüngeren Vergangenheit sorgten diese für Kommando und Kontrolle bei den Navy-Operationen im Persischen Golf, wobei sie sowohl Bodentruppen als auch Luftraumpatrouillen führten und in den ersten Kriegstagen beim Abschuss zweier irakischer MiG-21 durch F/A-18 Hornets mithalfen. E-2-Flugzeuge arbeiteten auch sehr effektiv bei „Law-Enforcement“-Aktionen im Rahmen der Anti-Drogen-Kampagnen der US-Regierung.
Außer der US Navy fliegen auch die französische Marine, Republik China (Taiwan), Israel und die Streitkräfte Ägyptens die Hawkeye.
Aktuell befindet sich die E-2D Advanced Hawkeye in Entwicklung; sie wird vermutlich das letzte Flugzeug auf Basis der E-2 Hawkeye darstellen. Die E-2D basiert auf der Hawkeye 2000 und hat erstmals ein neues drehbares Radar mit elektronischer Strahlschwenkung (APY-9 im UHF-Bereich von 10 bis 100 Zentimetern Wellenlänge). Weiterhin wurden ein verbessertes Kommunikationssystem (Link-11 und zwei Link-16) und neue Missionssysteme mit offener Systemarchitektur (beispielsweise 21-Zoll-Bildschirme) verbaut. Der Copilot kann nun bedarfsweise im ebenfalls neuen Glascockpit als vierter taktischer Operator eingesetzt werden. Ein weiteres Ziel war es, die Produktions- sowie die Wartungskosten zu senken. Der Erstflug der E-2D Delta One fand am 3. August 2007 statt. Im Jahr 2011 wurden die ersten Maschinen ausgeliefert. Die US Navy hat derzeit einen Bedarf von 75 Flugzeugen angemeldet.
Konstruktion
Die Hawkeye stellt luftgestützte Frühwarn-, Kommando- und Kontrollkapazitäten für die Trägerkampfgruppe zur Verfügung. Zu den weiteren möglichen Missionen gehören die Koordination von Bodentruppenbewegungen, die Führung von Kampfflugzeugen, Abfangjägern und SAR-Einheiten sowie die Rolle eines Kommunikations-Relais. Die neueste Version E-2C (seit 1973 im Einsatz) benutzt computerunterstützte Sensoren, um Frühwarnungen, Bedrohungsanalysen und Kontrolle von Gegenmaßnahmen gegen Boden- und Luftbedrohungen bieten zu können. Konstruktiv ist die E-2 ein Hochdecker mit einem rotierenden Radardom von 7,32 m Durchmesser (24 Fuß) auf dem Rumpfrücken, in dem gestapelte Antennenelemente untergebracht sind. An den trapezförmigen Tragflächen sind zwei Allison-Propellertriebwerke mit vierblätterigen Propellern von Hamilton angebracht. Diese sind zur Unterdrückung von Radarstörungen mit einer besonderen Kunststoffbeschichtung versehen. Die komplizierten Strömungsverhältnisse um den Dom machen eine mehrteilige Heckflosse notwendig. Zur Bordausrüstung der Hawkeye gehören digitale Datenlinks wie Link 11 und Link 4, neuerdings auch Link 16, mit denen die Luftlage von den drei Systemoffizieren an Bord in Echtzeit an den Verband weitergegeben wird. Markant ist der Lufteinlauf für den Kühler der klimatisierten Kabine und die Elektronik, welcher gut sichtbar am Rumpf unter der rechten Tragfläche angebracht ist.[1]
Varianten
- E-2A (bis 1962 XW2F-1)
- Erste Serienversion mit AN/APS-96-Radar, 59 gebaut
- TE-2A
- Trainerausführung (2 Stück aus E-2A umgerüstet)
- E-2B
- modernisierte (umgebaute) Version der E-2A, 50 umgerüstet
- E-2C
- Hauptserienversion mit APS-120 oder ab 1976 mit APS-125-Radar (später mit Achtblattpropellern NP-2000 von Hamilton nachgerüstet), an der verlängerten Bugnase und dem größeren Kühler zu erkennen
- E-2C „Group 0“
- modernisierte E-2C mit APS-138-Radar, ab 1980 im Dienst
- E-2C „Group 1“
- modernisierte E-2C mit APS-139-Radar (vierfache verfolgbare Zielanzahl) und stärkeren Triebwerken, ab Ende der 1980er Jahre
- E-2C „Group 2“
- modernisierte E-2C mit APS-145-Radar (vergrößerte Reichweite und bessere Erkennung von kleinen Objekten und Objekten am Boden, kann mehr als 20.000 Objekte gleichzeitig erfassen), ab 1992 im Dienst
- E-2C Hawkeye 2000
- modernisierte E-2C mit leistungsfähigerem Zentralrechner von Raytheon und CEC-Integration. Der Erstflug erfolgte im April 1998, die Produktion läuft seit 2001, wobei alle 21 von der US Navy georderten neu gebauten Maschinen bis zum September 2009 ausgeliefert waren. Japan wird 9 seiner 13 E-2C auf den 2000er-Stand bringen. Taiwan erhielt bis 2004 zwei neu gebaute Maschinen.
- TE-2C
- Trainerversion
- E-2D
- Umfassend modernisierte E-2C-2000-Version. Das neue AN/APY-9-Radar verfügt durch die AESA-Antenne über deutlich bessere Leistungsparameter und eine höhere Zuverlässigkeit als das APS-145. Die Ortungsreichweite wurde gegenüber dem APS-145 fast verdoppelt.[2] Die Hochleistungssender verwenden Siliziumkarbid als Halbleitermaterial und die Freund-Feind-Kennung übernimmt ein ADS-18/RCA. Das Radar arbeitet weiterhin im UHF-Bereich, ist weiterhin drehbar und erlaubt so sowohl eine 360°-Abtastung alle zwölf Sekunden als auch durch die elektronische Strahlschwenkung um 90° bestimmte Ziele länger im Blick zu halten. Auch die restliche Avionik wurde umfassend modernisiert. Die E-2D verfügt nun über ein neues Glascockpit mit drei 43-cm-Bildschirmen. Durch das Glascockpit ist es nun möglich, dass der Pilot oder Copilot als vierter Systemoffizier arbeiten kann. Die drei Arbeitsplätze der Radarbeobachter sind mit 51-cm-Bildschirmen ausgerüstet. Die Satellitenkommunikation übernehmen ein AN/ARC-210 und ein HF-121C. Die verbesserten T56-A-427A-Triebwerke besitzen ein modifiziertes Untersetzungsgetriebe und eine gesteigerte Notleistung für bessere Steigraten bei Triebwerksausfall. Zusätzlich wurde die Struktur verstärkt, um eine höhere Landemasse auf dem Träger und Reserven für einen zukünftigen Gewichtszuwachs zu ermöglichen. Ebenfalls neu ist die Klimaanlage mit größerer Kühlleistung, besserer Luftverteilung, einem druckbeaufschlagten Radarkühlsystem und einer Flüssigkeitskühlung mit Polyalphaolefin. Daneben erhielt das Flugzeug auch neue Funksysteme und die Fähigkeit zur Luftbetankung. Der Erstflug der Maschine erfolgte im August 2007. Erste simulierte Trägerlandungen im Oktober 2009 ergaben Probleme mit den Triebwerksaufhängungen, bei denen eine zu große Bewegung der Propellerturbinen zu einer Beschädigung eines Hitzeschildes in der Triebwerksgondel führte. Die notwendigen Modifikationen erfolgten im Juli 2010, nachdem die erste Maschine an die US Navy ausgeliefert wurde. Die erste Trägerlandung erfolgte am 30. Januar 2011. Die Einsatzfähigkeit soll im Jahre 2014 erreicht werden, wobei alle E-2C mit der Zeit (40 bis 2018) durch die D-Variante ersetzt werden sollen.[3]
- E-2K
- E-2C Hawkeye 2000 für Taiwan
- E-2T
- Version für Taiwan (1995 vier Stück geliefert, entsprechen E-2C „Group 2“). Alle vier werden auf den Standard E-2C Hawkeye 2000 aufgerüstet.
Nutzerstaaten
- Ägypten
- Ägyptische Luftstreitkräfte
- Frankreich
- Französische Marine (Aéronavale) – Der einzige Nutzerstaat neben den USA, der die Hawkeye auf Flugzeugträgern einsetzt.
- Israel
- Israeli Air Force – Früherer Besitzer, alle Hawkeyes wurden nach Mexiko verkauft.
- Japan
- Japan Air Self-Defense Force
- Mexiko
- Mexikanische Marine
- Singapur
- Republic of Singapore Air Force
- Taiwan
- Luftstreitkräfte der Republik China
- Vereinigte Staaten
- United States Navy
Technische Daten
Kenngröße | Daten |
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Hauptfunktion | Luftgestützte Frühwarnung, Kommando und Kontrolle |
Hersteller | Grumman Aerospace Corporation |
Länge | 17,6 m |
Spannweite | 24,56 m (8,94 m Tragflächen eingeklappt) |
Höhe | 5,58 m |
Flügelfläche | 65,03 m² |
Tankkapazität | 6.900 l |
Leergewicht | 18.090 kg (18.365 kg E-2D) |
Maximales Startgewicht | 23.850 kg bis 26.080 kg (E-2D) |
Marschgeschwindigkeit | 480 km/h (Langstrecke) |
Maximale Reisegeschwindigkeit | 602 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 593 km/h (E-2A) bis 626 km/h (E-2C, E-2D) |
Steigzeit auf 9.390 m | 33,5 min |
Dienstgipfelhöhe | 9.100 m (E-2A), 9.390 m (E-2C), 11.275 m (E-2D) |
Überführungsreichweite | 3.065 km (E-2A) bis 2.855 km (E-2C, E-2D) |
Maximale Einsatzdauer | 6 h 15 min |
Landerollstrecke: | 440 m |
Besatzung: | fünf (zwei Piloten und drei Systemoffiziere in der klimatisierten Kabine) |
Bewaffnung | keine |
Antrieb: | zwei Allison T56-A427-Turboprop-Triebwerke mit je 3.800 kW Leistung (je nach Version auch T56-A8/8, T56-A425, T56-A427A) |
Daten des APS-145-Radars
- Antennengewicht: 772 kg[4]
- Antennenabmessungen (Höhe × Durchmesser): 0,76 × 7,32 m
- Frequenzbereich: 400–450 MHz (16 selektierbare Bereiche)
- Impulsleistung: 1 MW
- Sendezeit: 13 μs
- Antennenumlaufzeit: 12 Sekunden
- Öffnungswinkel: 7° × 20°
- Reichweite:
- großes Ziel: 650 km
- Marschflugkörper: 270 km
- Verfolgbare Ziele: 2.000
Siehe auch
- Embraer R-99A (EMB-145SA mit selbem Eriye-Radar wie Saab 340AEW)
- KongJing-2000 „Mairing“ (Il-76 AWACS)
- KJ-200 (Shaanxi Y-8 AWACS)
- Boeing E-3A „Sentry“ (AWACS)
- Boeing 737 AEW&C (Boeing 737-700ER AWACS)
- Berjew A-50A „Mainstay“
- Tupolew Tu-126 „Moss“ (inzwischen außer Dienst)
- Saab 2000 Erieye AEW & C
- Saab 340B AEW-300 (S-100D „Argus“ mit Erieye-Radarsystem)
Einzelnachweise
- FliegerRevue Mai 2010, S. 24–27, Hawkeye schärft seine Sinne
- AEROSPACE AMERICA/NOVEMBER 2008 – Airborne early warning acquires new targets (Memento vom 15. Januar 2011 im Internet Archive)
- FlugRevue Juli 2011, S. 52–55, Innere Werte – Northrop Grumman E-2D vor Truppenerprobung
- Forecast International (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)