Gries (Pfalz)
Gries ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Oberes Glantal an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Kusel | |
Verbandsgemeinde: | Oberes Glantal | |
Höhe: | 280 m ü. NHN | |
Fläche: | 4,03 km2 | |
Einwohner: | 1071 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 266 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 66903 | |
Vorwahl: | 06373 | |
Kfz-Kennzeichen: | KUS | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 36 032 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Rathausstraße 8 66901 Schönenberg-Kübelberg | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Olaf Klein (SPD) | |
Lage der Ortsgemeinde Gries im Landkreis Kusel | ||
Geographie
Gries liegt am Rande des Nordpfälzer Berglandes (Teil des Saar-Nahe-Berglandes), am südlichen Abhang des 314 m hohen Schlossberges in der Westpfalz. Im Süden liegt das Ohmbachtal mit dem 10 bis 18 ha großen Ohmbachstausee und im Osten hat sich der Glan in das Nordpfälzer Bergland mit einer markanten Schleife, bei der sich das Flüsschen nach Norden wendet, hineingeschnitten.
Im Norden befindet sich Börsborn, im Osten Elschbach (Ortsteil von Bruchmühlbach-Miesau im Landkreis Kaiserslautern), im Westen Brücken und südwestlich liegt Schönenberg-Kübelberg und zwar der Ortsteil Sand.
Geschichte
Mittelalter
Gries wurde erstmals 1383 urkundlich erwähnt und zwar im sog. Breidenborner Kopialbuch. In diesem Eintrag leisten die Gemeinden des Münchweiler Tales (einer zum Kloster Hornbach bei Zweibrücken) gehörenden Verwaltungseinheit einen Treueeid für ihre neue Herrin, die Agnes von Neuenbaumberg, ist aber rund 300 Jahre älter.
Gries entstand wahrscheinlich um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert. Der Name „zuom ´griß“ (so die ursprüngliche Fassung) bedeutet im Mittelhochdeutschen kiesiger, sandiger Boden und der Zusatz „zum“ ist als Flurnamen einer anderen Gemeinde zu sehen. Diese wurden, wohl im Zusammenhang mit der Einführung der Dreifelderwirtschaft vom ursprünglichen Ort getrennt. Als nächstgelegene, damals bereits existierende Gemeinde bietet sich Kübelberg an. Gleichzeitig mit Gries sind vermutlich auch die Gemeinden Sand (zuom sand), Schönenberg und Miesau entstanden, wenn auch für alle Gemeinden unterschiedliche Gründungsdaten (die auf zufälliger Erwähnung beruhen) genannt sind.
Der oberste Landesherr des Münchweiler Tales oder Amtes Münchweiler war das Kloster Hornbach. Dieses bedeutendste Benediktinerkloster östlich des Rheins und südlich der Nahe verwaltete seine breit gestreuten Besitztümer nicht selbst, sondern übergab sie verschiedenen Vasallen zu Lehen. Nach den genannten Raugrafen von Alten- und Neuenbaumburg folgten die Breidenborner, danach die Mauchenheimer. Im 15. Jahrhundert schließlich kamen die Grafen von der Leyen durch Einheirat in den teilweisen und später vollständigen Besitz von Gries und den anderen Gemeinden des Münchweiler Amtes (Glan-Münchweiler, Nanzweiler, Dietschweiler, Börsborn, Steinbach, Haschbach). Jörg von der Leyen heiratete eine Tochter aus dem altehrwürdigen Zweibrücker Adelsgeschlecht der Mauchenheimer. Da diese einen Anteil am Besitz der Ganerbenburg Blieskastel hatten, wurde Gries mit den anderen Gemeinden des Amtes ein Teil des Oberamtes Blieskastel und blieb es rund 300 Jahre lang bis zur Französischen Revolution.
Der oberste Landesherr wechselte allerdings. Die bisherigen Schutzherren des Klosters Hornbach, die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken übernahmen die Oberhoheit, nachdem das Kloster im Zuge der Reformation nach und nach von den Mönchen verlassen wurde und sogar der letzte Abt Johann Kinthausen heiratete und protestantisch wurde. Da die die von der Leyen beim alten Glauben blieben – immerhin hatte ihre Familie, die aus Gondorf an der Mosel stammte, mehrere Trierer und Mainzer Erzbischöfe gestellt – gab es in Religionsfragen mehrmals Streitigkeit mit den zunächst zum Protestantismus übergetretenen Zweibrücker Herzögen. Diese Konflikte endeten nicht selten vor dem Reichskammergericht in Speyer bzw. Wetzlar.
Vom Pfälzischen Erbfolgekrieg bis 1945
Als Folge des Pfälzischen Erbfolgekrieges besetzten die Franzosen unter Ludwig XIV. nicht nur die kurpfälzischen Gebiete, sondern auch die zahlreichen anderen Klein- und Kleinststaaten der Pfalz, so dass sie praktisch das Sagen hatten. Andererseits hatten die Herzöge von Zweibrücken in das schwedische Königshaus eingeheiratet. Die Folge war, dass Pfalz-Zweibrücken zeitweise von dort aus verwaltet wurde. Die älteste Karte, auf der Gries erscheint (1564 angefertigt vom Geometer Tilemann Stella, quasi als Illustration seiner Beschreibung der Ämter Zweibrücken und Kirkel), liegt zum Beispiel im Schwedischen Reichsarchiv in Stockholm. Die Machtverhältnisse sollten sich im Laufe der Jahrhunderte noch oft verändern. Gleich blieb nur die Zugehörigkeit zur Herrschaft der Grafen (später Reichsgrafen) von der Leyen als Lehnsleute der jeweiligen obersten Landesherren.
Wenige Jahrzehnte nachdem die von der Leyen ihre Hauptresidenz von Koblenz nach Blieskastel verlegt hatten und dieses Städtchen an der Blies repräsentativ ausbauten, marschierten französische Truppen im Zuge der Französischen Revolution ein. Die letzte, legendäre und populäre Gräfin Marianne von der Leyen konnte über Schloss Karlsberg und Glan-Münchweiler in abenteuerlicher, filmreifer Flucht zu Verwandten in das rechtsrheinische Hessen entkommen. Die Franzosen blieben nach der Niederlage Napoleons bei der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) und der Einnahme des Linken Rheinufers durch die Alliierten bis Anfang 1814.
Nach der Regelung auf dem Wiener Kongress (1815) kam die Pfalz, nach mehreren Übergangsphasen (so z. B. die Gemeinschaftliche österreichisch-baierschen Landes-Administration), schließlich 1816 zu Bayern. Die Errungenschaften der Französischen Revolution, wie Gewerbe- und Pressefreiheit, unabhängige Gerichte, moderne Verwaltung, Gleichheit aller Bürger etc. blieben speziell für die Pfalz erhalten. Gries war Teil des Landes-Commissariates Homburg (damals Rheinkreis, heute Saarland), dessen erster oberster Chef Philipp Jakob Siebenpfeiffer war. Zu jener Zeit noch treuer Anhänger des bayerischen Königs (übrigens alle Nachkommen von pfälzischen Wittelsbachern; die bayrischen Vettern sind Mitte des 18. Jahrhunderts ausgestorben), war er 1832 einer der Hauptinitiatoren des Hambacher Festes, der bedeutendsten, als Volksfest getarnten, Demonstration für Demokratie im Deutschland des Vormärz.
1848 trennten sich die Gemeinden Sand und Gries von der Bürgermeisterei Schönenberg und hatten bis 1954 eine eigene gemeinsame Gemeindeverwaltung. Bis zum Jahr 1920 war Gries Teil des Bezirksamtes Homburg, wie das Landkommissariat später hieß. Dann wurde mitten durch die lange harmonisch gewachsene Verwaltungseinheit aufgrund des Versailler Vertrages eine brutale Trennlinie gezogen. Der westliche Teil mit den Kohlengruben und der Hüttenindustrie, in der schon damals die Mehrzahl der Grieser Bürger ihr Brot verdienten, kam zu dem unter Völkerbund-Verwaltung stehenden Saargebiet, darunter auch die Bezirkshauptstadt Homburg. Der östliche Teil verblieb beim „Reich“. Der Kanton Waldmohr war ebenso getrennt wie das gesamte Bezirksamt. Sogar die Bürgermeisterei Waldmohr mit Waldmohr und Jägersburg wurde auseinandergerissen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Mit Ende des Zweiten Weltkrieges und der Neubildung des Landes Rheinland-Pfalz endete auch die bis dahin bestehende Zugehörigkeit zu Bayern.
Gries gehörte seit 1919/1920 zum Landkreis Kusel; dem ehemaligen Homburger Kanton Waldmohr wurde allerdings noch bis Ende des Zweiten Weltkrieges ein Sonderstatus einer Bezirksamtsaußenstelle des Landratsamtes Kusel zugestanden. Im Übrigen sind heute noch die Beziehungen nach Homburg näher als zur heutigen Kreisstadt Kusel, und das nicht nur, weil sie etwa doppelt soweit entfernt liegt wie Homburg.
Die Verwaltungsgemeinschaft mit Sand endete nach einigen, aus heutiger Sicht, amüsanten Zwischenschritten 1954. Sand wurde nun ein Teil der Gemeindeverwaltung Schönenberg. Gries blieb zum heutigen Tag selbständig. Die Verwaltungsgeschäfte wurden 1972–2016 von der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg und seit 2017 von der Verbandsgemeinde Oberes Glantal übernommen.
Neben der „Errichtung“ des Ohmbachsees bis 1978 ist die mit der Gemeinde Gries im elsässischen Département Bas-Rhin 1979 geschlossene Partnerschaft ein wichtiges Datum in der jüngeren Geschichte des Dorfes. Mit dieser Gemeinde verbindet Gries eine enge Beziehung, nicht nur von öffentlicher Seite, sondern auch im privaten Bereich.
Seit 1972 wurden große Neubaugebiete erschlossen, die sich vom alten Ortskern bis zum Sportplatz des TuS Gries, der lange von weiten, landwirtschaftlich genutzten Flächen umgeben war. Ein weiteres Neubaugebiet am südwestlichen Ende des Dorfes an der „Hutschwaldstraße“ ist seit 2012 erschlossen, und bis auf wenige Ausnahmen bebaut.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Gries besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[2]
Wahl | SPD | FWG | Gesamt |
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2019 | 10 | 6 | 16 Sitze |
2014 | per Mehrheitswahl | 16 Sitze | |
2009 | 9 | 7 | 16 Sitze |
2004 | 7 | 9 | 16 Sitze |
- FWG = Freie Wählergruppe „bürgernah“ e. V.
Bürgermeister
- 1848–1874 Jakob Pflüger, Sand
- 1874–1887 Nikolaus Ulrich, Sand
- 1887–1918 Philipp Vollmar
- 1918–1933 Jakob Christmann
- 1933–1937 Ernst Gortner
- 1937–1939 Ernst Scheck
- 1939–1945 Otto Fuhrmann
- 1945 Reinhard Rubly, Sand
- 1946 August Bauer, Sand
- 1946 Eduard Müller, Sand
- 1946/47 Eduard Spieß, Sand
- 1947–1952 August Bauer, Sand
- 1953–1967 Karl Kallenbach (Wählergruppe Kallenbach)
- 1967–1977 Eugen Bernd (SPD)
- 1977–1999 Ludwig Jung (SPD)
- 1999–2004 Gunther Jung, (SPD)
- 2004–2009 Manfred Perschke, (Freie Wählergruppe „bürgernah“ e. V.)
- 2009–2014 Gerd Heinz (SPD)
- seit 2014 Olaf Klein (SPD)
Olaf Klein wurde bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 mit einem Stimmenanteil von 76,20 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt als Ortsbürgermeister bestätigt.[3]
Partnergemeinden
Mit Gries (Bas-Rhin) im Nordelsass (etwa sechs Kilometer nach Hag(u)enau und zwölf Kilometer in die Europastadt Straßburg) besteht seit dem 20. Mai 1979 eine Partnerschaft. Die Partnerschaft hat sich seit ihrer Entstehung gut entwickelt. Durch die relative Nähe (ca. 110 km) können auch private Kontakte gepflegt werden. Auch eine gemischt pfälzisch-elsässische Ehe mit Kindern ist daraus hervorgegangen. Gegenseitiger Besuch beider Gemeinderäte und weiterer öffentlicher Einrichtungen der jeweiligen örtlichen Vereine sind Routine.
Wirtschaft und Infrastruktur
Südöstlich befindet sich die A 6, nordöstlich die A 62. In Glan-Münchweiler ist ein Bahnhof der Bahnstrecke Landstuhl–Kusel. Autobahnanschlüsse auf die A 6 Mannheim-Saarbrücken sind in Bruchmühlbach-Miesau (Ortsteil Miesau) und zwischen Waldmohr und Homburg-Bruchhof (Waldmohr-Schönenberg-Kübelberg). Nächstgelegener Bahnhof ist der von Bruchmühlbach-Miesau (Entfernung sechs Kilometer), meistgenutzter der Bahnhof Homburg mit ICE-Anschluss.
Literatur
- Literatur über Gries in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2020, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Oberes Glantal, Verbandsgemeinde, neunte Ergebniszeile. Abgerufen am 5. Mai 2020.