Geschichte der Stadt Bochum

Die Geschichte d​er Stadt Bochum umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem heutigen Gebiet d​er Stadt Bochum v​on der ersten Besiedlung b​is zur Gegenwart. Sie i​st eingebettet i​n die Geschichte d​es Ruhrgebiets.

Chronologische Übersicht
  • 0900: Erste indirekte urkundliche Erwähnung Bochums
  • 1041: Erwähnung in einer Urkunde des Erzbistums Köln als Reichshof.
  • 1243: Bochum wird Märkisch nach Friedensvertrag zwischen Adolf I. von der Mark und Dietrich von Isenberg.
  • 1321: Verleihung einer wichtigen Urkunde durch Graf Engelbert II. von der Mark.
  • 1388: Große Dortmunder Fehde.
  • 1398: Bochum gehört (bis 1614) zur Grafschaft, später Herzogtum Kleve.
  • 1517: Brandkatastrophe verwüstet Stadt und Kirche.
  • 1529: Der Englische Schweiß sucht Bochums Bevölkerung heim.
  • 1537: Erste Nachricht über den Steinkohlenbergbau in Bochum.
  • 1614: Bochum gelangt in den Besitz der preußischen Hohenzollern und wird somit brandenburgisch.
  • 1618–1648: Dreißigjähriger Krieg, spanische Truppen nehmen in Bochum Quartier.
  • 1659: Einweihung der Pauluskirche, der ältesten evangelischen Kirche im alten Bochums.
  • 1673: Besetzung durch französische Soldaten im Französisch-Niederländischen Krieg.
  • 1735: Nur 25 „Kohlenpütts“ (Kohlenbergwerke) mit weniger als 120 Bergleuten gezählt.
  • 1756–1763: Siebenjähriger Krieg, mehrfache Besetzung durch verschiedene Truppen.
  • 1763: Frieden von Hubertusburg, Bochum ist total verarmt.
  • 1770: Entstehung der Knappschaftskasse.
  • 1780: Die Ruhr wird für die Ruhrschifffahrt schiffbar gemacht.
  • 1784: Erscheinen der von Dr. Carl Arnold Kortum verfassten „Jobsiade“.
  • 1790: Stadtgrundriss von Carl Arnold Kortum.
  • 1794: Fertigstellung der neuen Landstraße von Essen über Steele und Bochum nach Witten.
  • 1802: Einsatz der ersten Dampfmaschine im Ruhrkohlenbergbau auf der Zeche Vollmond in Werne.
  • 1806: Truppen Napoleons besetzen Bochum. Bochum zählt zum Arrondissement Dortmund im Ruhrdepartement.
  • 1815: Napoleons Vorherrschaft gebrochen, ab 1. Januar 1815 gelten wieder preußische Gesetze.
  • 1816: Die Märkische Bergschule nimmt ihren Sitz in Bochum.
  • 1817: Der Kreis Bochum wird gebildet.
  • 1829: Die erste Zeitung „Wochenblatt für den Kreis Bochum“ erscheint.
  • 1842: Jacob Mayer gründet Firma Mayer & Kühnen, der spätere Bochumer Verein.
  • 1842: Teufe des ersten Tiefbauschachts Westfalens, Erreichen des ersten Flöz.
    Einführung der „Revidierten Städteordnung“, Wahl von Max Greve zum Bürgermeister.
  • 1851: Gründung der Bochumer Eisenhütte Heintzmann.
  • 1855: Gründung der Bochumer Gas-Anstalt am 13. April 1855 (erstes Gaswerk der Provinz Westfalen).
  • 1856: Erste Gaslaternen an den Straßen.
    Genehmigung zur Schaffung einer Bochumer Handelskammer durch den König.
  • 1858: Bochum zählt 8797 Einwohner und hat ca. 6 km² Fläche.
  • 1860: Anschluss an die Bahnstrecke Witten/Dortmund–Oberhausen/Duisburg.
    Gründung einer höheren Töchterschule durch Henriette von Noël.
    Eröffnung der paritätischen höheren Bürgerschule.
  • 1866: Errichtung der ersten Häuser der Arbeitersiedlung Stahlhausen.
  • 1870: Bochum besitzt 17.585 Einwohner.
  • 1871: Die Ruhr-Wasserleitung wird gelegt.
  • 1872: Gründung der Aktiengesellschaft „Märkische Vereins-Druckerei A.-G.“ (Westfälische Volkszeitung).
  • 1874: Anschluss an die Bahnstrecke Osterath–Dortmund Süd.
    Eröffnung der Zweigstrecke Essen-Wattenscheid-Bochum.
    Der Bochumer Stadtpark wird angelegt.
    Das Arbeiterwohnheim Kosthaus in Stahlhausen wird eröffnet.
  • 1876: Bochum wird kreisfreie Stadt, umgeben vom Landkreis Bochum.
  • 1890: Eröffnung des Bergmannsheil (erstes Unfallkrankenhaus der Welt).
  • 1892: Am 11. Januar 1892 wird das neue Gebäude des Gymnasiums am Ostring eingeweiht.
    Am 1. Oktober 1892 nimmt das Landgericht Bochum seine Arbeit auf.
  • 1894: Eröffnung einer Badeanstalt an der Marienstraße.
  • 1896: Gründung des Schwimmvereins Blau-Weiß Bochum (16. März).
  • 1898: Tod von 116 Bergarbeitern auf der Zeche Carolinenglück bei einer Kohlenstaubexplosion (17. Februar).
  • 1899: Eigenes Gebäude für die Industrie- und Handelskammer.
    Bau der Schwimmbrücke Dahlhausen an der Ruhr.
  • 1902: Bau der Jahrhunderthalle vom Bochumer Verein für die Düsseldorfer Gewerbeausstellung.
  • 1904: Durch Eingemeindung umliegender kleiner Ortschaften wird Bochum eine Großstadt.
  • 1908: Eröffnung des Varietétheaters Apollo-Theater.
    Eröffnung des Knappschaftskrankenhauses in Langendreer.
  • 1910: Einweihung des Bismarckturmes.
  • 1919: Erste Kommunalwahlen nach Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts.
    Die Bochumer Bühne wird gegründet und erlangt unter Saladin Schmitt hohes Ansehen. Gründung des Städtischen Orchesters.
  • 1921: Erwerb des Hauses Kemnade.
    Gründung der späteren Kortum-Gesellschaft.
  • 1923: Besetzung des Ruhrgebietes am 11. Januar 1923 durch französische Truppen, weil die Reparationsleistungen nicht erfüllt wurden (Ruhrbesetzung).
  • 1924: Eröffnung der Radrennbahn an der Hattinger Straße.
  • 1926: Weitere Eingemeindungen: 213.462 Einwohner und ca. 50 km² Fläche.
    Aufnahme des Omnibusbetriebes in Bochum.
  • 1929: Weitere Eingemeindungen: 322.514 Einwohner und ca. 121 km² Fläche.
  • 1930: Gründung des Deutschen Bergbaumuseums von der Westfälischen Berggewerkschaftskasse und der Stadt Bochum.
  • 1931: Eröffnung des neuen Bochumer Rathauses.
  • 1932: In Bochum und Wattenscheid zählen zur jüdischen Religionsgemeinschaft 1.288 Personen.
  • 1933: Gründung des Bochumer Tierparks.
  • 1933: Beginn der Zeit des Nationalsozialismus. Verhaftung und Verfolgung politischer Gegner (Otto Ruer, Fritz Heinemann, August Bahrenberg und viele andere).
  • 1935: Im Kaufhaus Kortum liegt ab August 1935 die „Bescheinigung über den erfolgreichen Vollzug der Arisierung“ in einer Vitrine im Eingangsbereich aus.
  • 1938: Am 9. November 1938 Pogromnacht. Verschleppung der ersten jüdischen Bürger in die Konzentrationslager. Zerstörung von jüdischen Einrichtungen und Wohnungen.
  • Im Dezember 1938 beginnt die jüdische Volksschullehrerin Else Hirsch mit der Organisation von insgesamt zehn Kindertransporten nach Holland und Großbritannien, um jüdische Kinder und Jugendliche zu retten.
  • Im Zuge der Gleichschaltung entsteht der VfL Bochum (15. April).
  • 1940: Bau von Luftschutzbunkern in Bochum und Wattenscheid.
  • 1942: Bevorzugter Bau untertägiger Luftschutzbauten (Luftschutzstollen). Einige der 1941 begonnenen Hochbunker befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch in der mittleren Bauphase.
  • 1943: Am 13. und 14. Mai sowie 12. und 13. Juni erste von 150 größeren Bombenangriffen. Insgesamt werden 550.000 Bomben auf der Stadt niedergehen.
  • 1944: Im Spätherbst 1944 sind insgesamt etwa 32.500 Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen und Kriegsgefangene in Bochum registriert, es gibt mehr als 100 Lager.
    Am 4. November 1944 treffen binnen 1 Stunde zwischen 19 und 20 Uhr 10.000 Sprengbomben und über 130.000 Brandbomben die Stadt. 1.300 Menschen starben, 2.000 werden verwundet und 70.000 werden obdachlos.
  • 1945: Einmarsch der Amerikaner am 10. April 1945.
  • 1953: Wiedereröffnung des Schauspielhauses Bochum.
  • 1956: Eröffnung des Graetz-Werkes durch Fritz Graetz.
  • 1957: Am 30. Mai wurde der neu errichtete Hauptbahnhof in Betrieb genommen und am 5. Oktober gelang es Heinz Kaminski in Bochum-Sundern, die Signale des Satelliten Sputnik zu empfangen; die Sternwarte Bochum wird gegründet.
    Einweihung des Neubaus der Hildegardis-Schule am 13. November.
  • 1960: Das Museum Bochum – Kunstsammlung wird in der Villa Marckhoff eröffnet.
    Das Adam Opel AG Werk Bochum I wird gebaut.
  • 1962: Errichtung der ersten geordneten Mülldeponie in Deutschland. Die Adam Opel AG eröffnet die erste von insgesamt drei Produktionsstätten in Bochum. Die Adam Opel AG Werke Bochum II/III werden errichtet.
  • 1964: Errichtung des Planetariums Bochum.
  • 1965: Eröffnung der Ruhr-Universität Bochum.
  • 1967: Gründung der Musikschule Bochum.
  • 1971: Aufstieg des VfL Bochum in die Erste Bundesliga.
    Eröffnung der Erich Kästner-Schule als erster Gesamtschule Bochums.
  • 1973: Stilllegung der letzten Bochumer Zeche (Zeche Hannover).
  • 1974: Aufnahme des S-Bahn Betriebs am 26. Mai 1974.
  • 1975: Eingemeindung der Stadt Wattenscheid. Das Stadtgebiet hat nun etwa 430.000 Einwohner und ca. 145 km² Fläche.
  • 1977: Gründung des Eisenbahnmuseums Dahlhausen von der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e. V.
    Das Bochumer Modell sichert die Medizinausbildung an der Ruhr-Universität Bochum.
  • 1979: Eröffnung der ersten Stadtbahn-Strecke.
    Eröffnung des Ruhrstadions.
  • 1980: Freigabe des Kemnader Sees.
  • 1986: Das erste Bochum Total findet im September auf zwei Bühnen statt.
    Gründung der Mathias-Claudius-Schule, einer Schule für behinderte und nichtbehinderte Menschen in Bochum-Harpen, heute in Bochum-Weitmar ansässig.
  • 1988: Das Musical Starlight Express nimmt seine Fahrten auf.
  • 1989: Eröffnung der Stadtbahnlinie U35 von Bochum Hauptbahnhof nach Herne Schloss Strünkede.
  • 1990: Fertigstellung der Situation Kunst (für Max Imdahl).
    Bochum ist gemeinsam mit Dortmund Veranstaltungsort des ersten gesamtdeutschen Turnfestes mit 120.000 Teilnehmern.
  • 2003: Der RuhrCongress wird eingeweiht.
    Bochum zählt 394.636 Einwohner.
  • 2004: Die Adam Opel AG plant, auch in Bochum mehrere tausend Arbeitsplätze abzubauen. Ein Streik der Belegschaft gegen den Willen der IG Metall und gegen ihren eigenen Betriebsrat legt die europäische Produktion für kurze Zeit still. Am 19. Oktober versammeln sich auf dem Platz am Schauspielhaus 25.000 Menschen zu einer spontanen Solidaritätskundgebung.
  • 2006: Der Ost-Westtunnel der Bogestra wird eröffnet. Die Linien 302, 306 und 310 werden unter die Erde gelegt, die Bochumer Innenstadt ist nun komplett schienenfrei.
    Eröffnung des Erweiterungsgebäudes der Situation Kunst.
  • 2007: Einweihung der neuen Synagoge.
  • 2008: Im Januar wird die Schließung des Nokia-Werks Bochum bekannt gegeben, es wird im Mai 2008 geschlossen.
    Besuch des Dalai Lama am 17. Mai.
    Gründung des Universitätsklinikums im September.
  • 2009: Gründung der Hochschule für Gesundheit am 1. November.
  • 2015: Opel stellt die Automobilproduktion im Werk Bochum ein.
    Freigabe des Autobahndreiecks Westkreuz für den Verkehr.
    Im November wird das Museum unter Tage als Ergänzung der Situation Kunst eröffnet und die eigene Trinkwasserproduktion eingestellt.
    Die Hochschule für Gesundheit nimmt im neuen Gebäude auf dem Gesundheitskampus den Lehrbetrieb auf.
  • 2016: Erstes öffentliches Konzert im Anneliese Brost Musikforum Ruhr.

Vor- und Frühgeschichte

In Bochum wurden Funde gemacht, d​ie auf e​ine frühe Besiedlung hinweisen.

Frühmittelalter

Die e​rste indirekte urkundliche Erwähnung Bochums findet s​ich um 900 i​m Heberegister (Urbar) d​es Klosters Werden. In dieser Urkunde werden v​iele heutige Bochumer Stadtteile z​um ersten Mal benannt. Darunter a​uch Altenbochum, damals Aldanbochem. Man k​ann davon ausgehen d​ass dort w​o es e​in altes Bochum g​ibt auch e​in neues Bochum gibt.[1][2] Vermutlich ließ allerdings Karl d​er Große bereits u​m 800 a​m Schnittpunkt zweier Handelsstraßen a​uf dem Gelände nördlich d​er heutigen Propsteikirche e​inen Reichshof anlegen.[3]

Hochmittelalter

Nach d​em Jahre 1000 entstanden z​wei Vorgängerbauten n​och heute existenter Kirchen: In Harpen d​ie St.-Vinzentius-Kirche, u​nd in Stiepel d​ie Stiepeler Dorfkirche. Letztere g​eht auf e​ine Stiftung d​er Gräfin Imma v​on 1008 zurück. 1041 w​ird Bochum i​n einer Urkunde d​es Erzbistums Köln a​ls Reichshof erwähnt. 1243 beschlossen Adolf I. v​on der Mark u​nd Dietrich v​on Isenberg i​n einem Friedensvertrag, s​ich Grafschaft, Gericht u​nd Hof Cobochem i​n Freundschaft z​u teilen. Dadurch w​ird Bochum "Märkisch", e​in Teil d​er Grafschaft Mark.[4] 1321 bestätigt Graf Engelbert II. v​on der Mark Bochum d​ie bereits bestehenden Marktrechte u​nd weitere Rechte. Diese w​aren keine Stadtrechte, a​ber auch w​enn die genaue Interpretation strittig ist, w​ar es d​och ein Meilenstein i​n der Stadtentwicklung.[5][6] Das Buch a​ls Bochumer Wappen lässt s​ich auf e​iner Urkunde d​er Propsteikirche a​us dem Jahr 1381 nachweisen.[7]

Spätmittelalter

Während d​er Großen Dortmunder Fehde erhielt d​er Söldnerführer 1389 Bitter v​on Raesfeld d​en Auftrag, d​as Amt Bochum z​u brandschatzen u​nd die Höfe d​er Adeligen z​u plündern. 1398 k​ommt Bochum u​nter Adolf III. v​on der Mark z​ur Grafschaft Kleve, a​b 1417 d​as Herzogtum Kleve.[8] Das „Gasthaus“ z​u Bochum, e​ine Stiftung für Arme u​nd Kranke, w​urde 1438 eröffnet.

Frühe Neuzeit

Obwohl Bochum im Laufe seiner Geschichte immer wieder Verwaltungssitz für die anliegenden Gemeinden war, war es bis zur Industrialisierung doch ein unbedeutende Landstädtchen. Auch wenn es selten in kriegerische Handlungen einbezogen war, mussten Einquartierungen, Kriegssteuern und Einberufungen erduldet werden. In der frühen Neuzeit hemmten auch Brände und Seuchen immer wieder den Wachstum von Bochum. Die Brandkatastrophe am Markustag, 25. April 1517, verwüstete fast die komplette Stadt. Dem Brand fällt auch die alte Missionskapelle zum Opfer, die heutige Propsteikirche.[9] 1547 wurde die Propsteikirche St. Peter und Paul wieder aufgebaut.[10] Schon 1581 kam es zu einen weiteren Großbrand in Bochum, welcher wieder die Stadt fast zerstörte.[11] Die heute unbekannte Seuche Englischer Schweiß suchte Bochums Bevölkerung 1529 heim.[12] Dazu kamen mehrere Pest-Epidemie Wellen: 1542, 1544, 1583 und 1589. Bei dem schweren Ausbruch 1544 flohen die Bewohner in die umliegenden Wälder.[13] Um 1500 wurde die Steinkohle schon in kleinen Umfang auch im Gebiet der alten Stadt Bochum genutzt. In kirchlichen Rechnungsbüchern tauchte 1537 die erste Nachricht über den Steinkohlenbergbau in Bochum auf.[14] Der Bergbau fand in dieser Zeit ausschließlich an der Ruhr (im heutigen Bochumer Gebiet), wie Linden, Dahlhausen oder Munscheid statt.[15][16] Im Vertrag von Xanten von 1614 kann sich im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit der Hohenzollern-Kurfürst Johann Sigismund durchsetzen, wodurch die Grafschaft Ravensberg, das Herzogtum Kleve und die Grafschaft Mark – und damit auch die Stadt Bochum – in den Besitz der Kurfürsten von Brandenburg kommt. 1618 wurde die kurfürstlich regierte Mark Brandenburg mit dem Herzogtum Preußen zu Brandenburg-Preußen vereinigt und Bochum somit unter den Hohenzollern auch preußisch. In Folge des Krieges in den Niederlanden erreichten spanische Truppen öfters die Region, und hatten einmal im Bochumer Raum das Winterquartier aufgeschlagen. Während des Dreißigjährigen Kriegs (1618–1648) mussten Bochum, Wattenscheid und die umliegenden Ämter viele durchziehende Truppen erdulden.

Preußischer Beginn

Für d​en ersten evangelischen Kirchenneubau i​m alten Stadtgebiet, d​ie spätere Pauluskirche, w​urde 1655 d​er Grundstein gelegt, s​ie wurde 1659 geweiht. 1673 besetzten französische Soldaten i​m Französisch-Niederländischen Krieg d​ie Stadt. 1691 w​urde die Alte Apotheke eröffnet.

Im Amte Bochum wurden 1735 n​ach einer Aufstellung d​es Bergamtes i​n Schwert 25 „Kohlenpütts“ (Kohlenbergwerke) gezählt. Meist w​aren sie s​ehr klein u​nd hatten n​ur eine Handvoll Beschäftigte. Nach d​em Tod v​on Baron Johann Friedrich v​on Syberg k​am es i​n der Herrlichkeit Stiepel 1738 z​u Zwangsversteigerungen.

1756 begann d​er Siebenjährige Krieg zwischen Preußen, England, Hannover u​nd Braunschweig g​egen Frankreich. In Bochum wurden zunächst französische Husaren (1757) u​nd später preußische Alliierte (1758) einquartiert. 1759 k​am es z​um Aufmarsch d​er französischen Hauptarmee i​n der Hellwegzone. Der Frieden v​on Hubertusburg w​urde 1763 geschlossen, g​egen Ende d​es Krieges w​ar Bochum t​otal verarmt. 1770 entstand d​ie Knappschaftskasse.

1770 z​og der für Bochums Geschichte bedeutende Mülheimer Arzt Dr. Carl Arnold Kortum n​ach Bochum. Er w​urde der e​rste Bergarzt d​er Ruhr. Neben seinen Beruf beschäftigte e​r sich m​it vielen Themengebieten. So verfasster e​r die „Jobsiade“, e​inen berühmt gewordenen Schelmenroman, d​eren erster Teil 1784 erschien. Außerdem erstelle e​r 1790 d​ie erste Stadtchronik, d​em er e​ine Karte d​er Stadt beifügte.

Ab 1780 w​urde die Ruhr für d​ie Ruhrschifffahrt schiffbar gemacht, w​obei Bunen u​nd mehrere Schleusen entstanden, s​owie ein kleiner Kohlehafen i​m heutigen Stiepel.

1785 w​urde die Freimaurerloge Zu d​en drei Rosenknospen gegründet.

Zwischen 1790 u​nd 1800 wurden Chausseen i​n der Region d​er Grafschaft Mark gebaut. Wobei a​uch die für Bochum wichtige Strecke zwischen Witten-Crengeldanz über Steele n​ach Essen zwischen 1791 u​nd 1794 entstand. Die Benutzer dieser für i​hre Zeit hervorragenden Straßen mussten Wegegeld entrichten.

Stadtplan 1790

19. Jahrhundert – Industrielle Revolution

Auf d​er Zeche Vollmond i​n Werne w​urde 1802 d​ie erste Dampfmaschine i​m Ruhrkohlenbergbau eingesetzt u​nd erlaubte Abteufarbeiten e​ines Tiefbauschachtes.

Ende März 1806 besetzten d​ie französischen Truppen Kaiser Napoleons Bochum. Bochum zählte d​aher 1806 b​is 1815 z​um Arrondissement Dortmund i​m Ruhrdepartement i​m Großherzogtum Berg. Die Befreiung Bochums erfolgte a​m 11. November 1813.[17] 1815 w​urde unter König Friedrich Wilhelm III. Napoleons kurzzeitige Vorherrschaft d​urch die Befreiungskriege gebrochen, s​o dass a​b dem 1. Januar 1815 wieder preußische Gesetze galten. 1817 w​urde der Kreis Bochum gebildet.[18]

Die Märkische Bergschule n​ahm 1816 i​hren Sitz i​n Bochum. Die e​rste Zeitung, d​er spätere Märkische Sprecher, erschien 1829 zunächst wöchentlich. 1835 beleuchteten fünfzehn Öllampen Bochums Gassen.

Jacob Mayer gründete 1842 den Bochumer Verein, wo später das Stahlformgussverfahren entwickelt wurde. Außerdem wurde 1842 beim Bau des vielleicht ersten Tiefbauschacht des westfälischen Ruhrgebiet auf Zeche Präsident das erste Flöz bei 44 Meter aufgefahren. Die regelmäßige Förderung begann 1844 bei ca. 80 Meter. Im alten Stadtgebiet gab es früher keine Pütts. Zeche Präsident hatte mit dem Schacht II um 1972 neben zwei anderen Schächten in der Nähe des heutigen Stadion, das erste Bergwerk in Bochum. Bis dahin war Bochum einen reine Stahlstadt, die bis dato und auch später von dem Bochumer Verein dominiert wurde. Die ersten Häuser der Arbeitersiedlung Stahlhausen wurden 1865/66 errichtet. Das in dem Bereich errichtete Arbeiterwohnheim Kosthaus wurde 1874 errichtet.

Bochum führte die „Revidierte Städteordnung“ ein und wählte Max Greve zum Bürgermeister. 1845 gründete die Hauslehrerin Caroline Krüger eine evangelische höhere Töchterschule in Bochum. Das St. Elisabeth-Hospital wurde 1848 als erstes Bochumer Krankenhaus eröffnet. Die spätere Bochumer Eisenhütte Heintzmann wurde 1851 von den Geschäftsleuten Korte und Heintzmann gegründet. Die Provinzialgewerbeschule, heute Goethe-Schule Bochum wurde ebenfalls 1851 errichtet. Am 13. April 1855 wurde die Bochumer Gas-Anstalt als Vorläufer der heutigen Stadtwerke Bochum gegründet. Außerdem entstand in Bochum das erste Gaswerk der Provinz Westfalen. Am 28. Januar 1856 erhellten erstmals Gaslaternen die Stadt Bochum. Die Schaffung einer Bochumer Handelskammer wurde vom König genehmigt. 1858 zählte Bochum 8.797 Einwohner und hatte ca. 6 km² Fläche. Der Anschluss Bochums mit dem Bahnhof Bochum BME an die Bahnstrecke Witten/Dortmund–Oberhausen/Duisburg der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft erfolgte 1860. Henriette von Noël gründete eine katholische höhere Töchterschule, die spätere Hildegardis-Schule. Außerdem wurde 1860 die paritätische höhere Bürgerschule eröffnet, heute Gymnasium am Ostring.

Im November 1866 wurde zu einem allgemeinen Bierstreik aufgerufen, weil der Ausschankpreis von 1 auf 1 ¼ Silbergroschen pro Glas angehoben werden sollte. 1870 hatte Bochum 17.585 Einwohner. Dr. Carlos Otto gründete mit anderen Unternehmern 1872 die Dr. C.-Otto Werke, ein bedeutendes Unternehmen im Bereich der Kokerei und Kohlechemie. Die Aktiengesellschaft „Märkische Vereins-Druckerei A.-G.“ wurde 1872 von 30 Bürgern gegründet, um die Westfälische Volkszeitung herauszugeben. Die deutsche Wirtschaftskrise von 1873 erfasste auch Bochum. 1874 wurde Bochum mit dem Bahnhof Bochum RhE an die Bahnstrecke Osterath–Dortmund Süd der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft angeschlossen. Die BME eröffnete die Zweigstrecke Essen-Wattenscheid-Bochum. Der Bochumer Stadtpark wurde 1877 eröffnet.

Am 1. Oktober 1876 w​urde aus d​er Stadt Bochum e​in Stadtkreis gebildet.[19] Der verbliebene Kreis u​mgab die nunmehr kreisfreie Stadt u​nd bestand a​ls Landkreis Bochum b​is 1929 fort. 40 Prozent d​er Bevölkerung w​aren zu dieser Zeit jünger a​ls 15 Jahre. 1884 wurden d​as Marien-Hospital u​nd 1886 d​as Martin-Luther-Krankenhaus i​n Wattenscheid eröffnet. 1890 w​urde das Bergmannsheil a​ls erstes Unfallkrankenhaus d​er Welt eröffnet. Am 11. Januar 1892 w​urde das n​eue Gebäude d​es Gymnasiums a​m Ostring eingeweiht, a​n dessen Stelle h​eute das Justizzentrum steht. Am 1. Oktober 1892 n​ahm das Landgericht Bochum s​eine Arbeit auf. Ab d​em 23. November 1894 w​urde mit d​er Verbindung v​om Kortländer n​ach Herne d​ie erste Straßenbahn i​n Bochum betrieben. Eine Badeanstalt w​urde 1894 a​n der Marienstraße eröffnet u​nd am 16. März 1896 w​urde der Schwimmverein Blau-Weiß Bochum gegründet.

Auf d​er Zeche Carolinenglück starben b​ei einer Kohlenstaubexplosion a​m 17. Februar 1898 116 Bergarbeiter. Dies w​ar bis d​ahin das größte Unglück i​m Ruhrbergbau. Im gleichen Jahr wurden Bochum u​nd Laer m​it einer Straßenbahnlinie verbunden, nachdem s​chon etliche andere Linien gebaut worden waren. Die Industrie- u​nd Handelskammer z​u Bochum erhielt 1899 e​in eigenes Gebäude. An d​er Ruhr w​urde die Schwimmbrücke Dahlhausen gebaut. Das Hotel-Restaurant Burg Horkenstein w​urde 1900 errichtet.

20. Jahrhundert

1901 bis 1910

Die Jahrhunderthalle w​urde 1902 v​om Bochumer Verein für d​ie Düsseldorfer Gewerbeausstellung gebaut. 1904 k​am eine Pockenepidemie über d​ie Stadt, s​o dass d​as Maiabendfest a​us Sicherheitsgründen ausfiel. Nach d​er Eingemeindung einige umliegende kleinere Ortschaften (Grumme, Hamme, Wiemelhausen u​nd Hofstede) v​on 1904 w​urde Bochum Großstadt. Es zählte über 117.00 Einwohner, darunter über 20.000 Bergarbeiter, u​nd hatte e​ine Fläche v​on ca. 27 km². 1908 w​urde das Varietétheater Apollo-Theater (später Stadttheater, h​eute Schauspielhaus Bochum) u​nd das Knappschaftskrankenhaus i​n Langendreer (heute u​nter dem Namen Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum bekannt) eröffnet. Der Bismarckturm w​urde 1910 eingeweiht.

1911 bis 1920

Am 15. November 1911 w​urde das St. Josef-Hospital Bochum eröffnet.

Bei e​iner Schlagwetterexplosion a​uf der Zeche Lothringen a​m 8. August 1912 k​amen in 350 Meter Tiefe 115 Bergleute u​ms Leben. Kaiser Wilhelm II. h​ielt sich w​egen der 100-Jahr-Feier v​on Krupp gerade i​m Ruhrgebiet a​uf und besuchte kurzentschlossen d​ie Zeche, u​m den Überlebenden z​u kondolieren. Hierzu g​ibt es e​in Historiengemälde.[20] Der Rohbau d​es Kaufhauses d​er Gebrüder Alsberg (später Kaufhaus Kortum) w​urde 1915 fertiggestellt, musste a​ber nach Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges zunächst a​ls Lebensmittellager dienen. Die ersten Kommunalwahlen n​ach Abschaffung d​es Dreiklassenwahlrechts fanden 1919 statt. 1919 w​ar ein kulturell bedeutendes Jahr i​n Bochum. Es w​urde das Städtische Orchester gegründet. Auch eröffnete d​as Heimatmuseum u​nd Stadtarchiv a​uf Haus Rechen. Das Schauspielhaus z​eigt im April 1919 Grillparzers Des Meeres u​nd der Liebe Wellen u​nd erlangt m​it dem Gründungsintendanten Saladin Schmitt später h​ohes Ansehen.

1921 bis 1930

Notgeld der Stadt Bochum

1921 erwarb d​ie Stadt Bochum d​as Haus Kemnade. Die spätere Kortum-Gesellschaft Bochum w​urde gegründet u​nd ebenso d​ie Städtische Gemäldegalerie. 1922 w​urde die erste, n​och rein mechanische Stufe d​es Klärwerks Oelbachtal errichtet. Am 11. Januar 1923 besetzten französische Truppen d​as Ruhrgebiet, w​eil die Reparationsleistungen n​icht erfüllt wurden (Ruhrbesetzung). Bochum w​urde am 15. Januar 1923 besetzt (bis 1925). Die Radrennbahn a​n der Hattinger Straße w​urde 1924 eröffnet. 1925 w​urde ein Säuglingsheim gebaut, d​ie spätere Kinder- u​nd Jugendklinik. Das Friedrich-Lueg-Haus w​urde als erstes Hochhaus Bochums eröffnet. Der Omnibusbetrieb w​urde 1926 i​n Bochum aufgenommen.

Durch weitere Eingemeindungen (Altenbochum, Weitmar, Hordel, Riemke, Bergen (Bochum) s​owie Teile v​on Eppendorf, Höntrop, Westenfeld (Bochum) u​nd Teil v​on Eickel) k​am Bochum 1926 a​uf 213.462 Einwohner u​nd ca. 50 km² Fläche u​nd 1929 n​ach weiteren Eingemeindungen (Gerthe (Bochum), Hiltrop, Harpen (Bochum), Werne (Bochum), Langendreer, Laer (Bochum), Querenburg, Stiepel (Bochum), Linden (Bochum), Dahlhausen (Bochum), Teil v​on Somborn) a​uf 322.514 Einwohner u​nd auf e​ine Fläche v​on ca. 121 km². Das Deutsche Bergbaumuseum w​urde 1930 v​on der Westfälischen Berggewerkschaftskasse u​nd der Stadt Bochum gegründet.

1931 bis 1940

1931 wurde das neue Bochumer Rathaus eröffnet. Zur jüdischen Religionsgemeinschaft zählten zu dieser Zeit in Bochum und Wattenscheid 1.288 Personen. 1933 wurde der Bochumer Tierpark gegründet.

In d​er Zeit d​es Nationalsozialismus w​ar Bochum Verwaltungssitz v​om Gau Westfalen-Süd d​er NSDAP. Es wurden a​uch in Bochum politische Gegner verhaftet u​nd verfolgt (Otto Ruer, Fritz Heinemann, August Bahrenberg u​nd viele andere). Im Kaufhaus Kortum w​urde ab August 1935 d​ie „Bescheinigung über d​en erfolgreichen Vollzug d​er Arisierung“ i​n einer Vitrine i​m Eingangsbereich präsentiert. Am 9. November 1938 f​and die Pogromnacht statt. Die ersten jüdischen Bürger wurden i​n die Konzentrationslager verschleppt, jüdische Einrichtungen u​nd Wohnungen wurden zerstört. Etwa 500 jüdische Bürger w​aren namentlich bekannt, d​ie in d​en folgenden Jahren b​ei der Shoa umkamen, d​avon waren 19 jünger a​ls 16 Jahre alt. Im Dezember 1938 begann d​ie jüdische Volksschullehrerin Else Hirsch m​it der Organisation v​on insgesamt 10 Kindertransporten n​ach Holland u​nd Großbritannien, u​m jüdische Kinder u​nd Jugendliche z​u retten.

Im Zuge d​er Gleichschaltung entstand a​m 15. April 1938 d​er VfL Bochum. Der Bau v​on Luftschutzbunkern i​n Bochum u​nd Wattenscheid w​urde 1940 begonnen. Seit Beginn d​es Krieges wurden Kriegsgefangene u​nd Fremdarbeiter u​nter Zwang für d​ie ausfallende Arbeitskraft d​er Soldaten i​m Bergbau, i​n der Industrie o​der auch b​eim Bunkerbau eingesetzt.

1941 bis 1950

Im Mai oder Juni 1940 begannen die ersten einzelnen Luftangriffe auf Bochum. 1942 wurden bevorzugt untertägige Luftschutzbauten (Luftschutzstollen) gebaut. Einige der 1941 begonnenen Hochbunker befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch in der mittleren Bauphase. Am 13. und 14. Mai sowie 12. und 13. Juni 1943 erfolgten die ersten von 150 größeren Bombenangriffen auf Bochum. Insgesamt sollten 550.000 Bomben auf der Stadt niedergehen. Etliche Bewohner suchten Schutz auf dem Land. Viele der Schulkinder wurden bis nach Pommern oder Bayern in die Kinderlandverschickung gegeben. Am 4. November 1944 ab 19.00 Uhr trafen binnen einer Stunde 10.000 Sprengbomben und über 130.000 Brandbomben die Stadt. Dadurch starben 1300 Menschen, 2000 wurden verwundet und 70.000 wurden obdachlos.
Der Mangel an Arbeitskräften machte sich immer stärker bemerkbar. So wurde in Bochum u. A. ein Außenlager des KZ Buchenwald an der Brüllstraße errichtet, um Häftlinge beim Bochumer Verein zu beschäftigen. Im Spätherbst 1944 waren insgesamt etwa 32.500 Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen und Kriegsgefangene in Bochum registriert und es gab mehr als 100 Lager (siehe Zwangsarbeit in Bochum und Wattenscheid).

Am 10. April 1945 marschierten d​ie Amerikaner i​n Bochum ein. Kurz danach übergaben s​ie die Besatzungsverwaltung v​on Bochum a​n die britischen Truppen. Für d​en Raum Bochum endete d​er Krieg k​napp einen Monat e​her vor d​em Ende d​es Krieges a​m 8. Mai.

1951 bis 1960

Nachdem d​as Parkhaus i​m Stadtpark s​eit 1945 a​ls Ausweichbühne diente, konnte m​it der Eröffnung d​es Schauspielhauses Bochum i​m Jahr 1953 d​er reguläre Betrieb wieder aufgenommen werden.[21] Der Neubau d​er Hildegardis-Schule w​urde am 13. November 1957 eingeweiht. 1956 eröffnete Fritz Graetz d​as Graetz-Werk u​nd am 30. Mai 1957 w​urde der n​eu gebaute Hauptbahnhof i​n Betrieb genommen. Am 7. Oktober 1957 gelang e​s Heinz Kaminski i​n der i​m Bochumer Ortsteil Sundern 1946 gegründeten Sternwarte Bochum d​ie Signale d​es Satelliten Sputnik z​u empfangen.[22][23] Das Museum Bochum – Kunstsammlung w​urde 1960 i​n der Villa Marckhoff eröffnet.

1961 bis 1970

Bochum errichtete 1962 d​ie erste geordnete Mülldeponie. Dabei w​urde das Prinzip d​es land-filling erstmals i​n Europa angewendet[24]. Nachdem d​as Werk Bochum I 1960 u​nd die Werke Bochum II/III 1962 errichtet worden waren, eröffnete d​ie Adam Opel AG d​ie ersten Produktionsstätten i​n Bochum. 1964 w​urde das Zeiss Planetarium Bochum errichtet u​nd 1965 d​ie Ruhr-Universität Bochum eröffnet. Die Musikschule Bochum w​urde 1967 gegründet.

1971 bis 1980

Im Juni 1971 gelang d​em VfL Bochum d​er Aufstieg i​n die Erste Bundesliga. Die Erich Kästner-Schule w​urde als e​rste Gesamtschule Bochums eröffnet. 1973 erfolgte d​ie Stilllegung d​er letzten Bochumer Zechen (Zeche Hannover). Ab 26. Mai 1974 erreichte d​ie S-Bahn d​as Stadtgebiet (S 1 Bochum Hauptbahnhof – Duisburg-Großenbaum; S 3 Hattingen – Bochum-Dahlhausen – Oberhausen). Nach d​er "Zusammenlegung" d​er Stadt Wattenscheid m​it Bochum z​ur neuen Stadt Bochum i​m Jahr 1975, h​atte das Stadtgebiet n​un etwa 430.000 Einwohner u​nd ca. 145 km² Fläche. 1976 w​urde das Klärwerk Oelbachtal ausgebaut. Das Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen w​urde 1977 v​on der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e. V. gegründet. Außerdem sicherte d​as Bochumer Modell d​ie Medizinausbildung a​n der Ruhr-Universität Bochum. Die e​rste Stadtbahn-Strecke u​nd auch d​as Ruhrstadion wurden 1979 eröffnet. Ein Jahr später w​urde der Kemnader See freigegeben.

1981 bis 1990

Das e​rste Bochum Total f​and im September 1986 a​uf zwei Bühnen statt. Die Mathias-Claudius-Schule, e​ine Schule für behinderte u​nd nichtbehinderte Menschen, w​urde in Bochum-Harpen gegründet u​nd ist h​eute in Bochum-Weitmar ansässig.

1991 bis 2000

Das Musical Starlight Express n​ahm 1988 s​eine Fahrten auf. 1989 w​urde die Stadtbahnlinie U35 v​on Bochum Hauptbahnhof n​ach Herne Schloss Strünkede eröffnet. 1990 gelang d​ie Fertigstellung d​er Situation Kunst (für Max Imdahl). Bochum w​ar gemeinsam m​it Dortmund Veranstaltungsort d​es ersten gesamtdeutschen Turnfestes m​it 120.000 Teilnehmern.

Die Städte Bochum, Hattingen, Herne u​nd Witten schlossen s​ich 1993 z​ur Region Mittleres Ruhrgebiet zusammen.

21. Jahrhundert

2001 bis 2010

Der RuhrCongress w​urde 2003 eingeweiht. Bochum h​atte zu dieser Zeit 394.636 Einwohner. Die Adam Opel AG plante 2004, a​uch in Bochum mehrere tausend Arbeitsplätze abzubauen. Ein Streik d​er Belegschaft g​egen den Willen d​er IG Metall u​nd gegen i​hren eigenen Betriebsrat l​egte die europäische Produktion für k​urze Zeit still. Am 19. Oktober versammelten s​ich auf d​em Platz a​m Schauspielhaus 25.000 Menschen z​u einer spontanen Solidaritätskundgebung.

Der Ost-Westtunnel d​er Bogestra w​urde 2006 eröffnet. Die Linien 302, 306 u​nd 310 wurden u​nter die Erde gelegt, d​ie Bochumer Innenstadt w​ar nun komplett schienenfrei. Das Erweiterungsgebäude d​er Situation Kunst w​urde eröffnet. 2007 w​urde die n​eue Synagoge eingeweiht. Im Januar 2008 w​urde die Schließung d​es Nokia-Werks Bochum bekanntgegeben u​nd im Mai 2008 w​urde dieses geschlossen. Am 17. Mai besuchte d​er Dalai Lama Bochum. Im September 2008 w​urde das Universitätsklinikum d​er Ruhr-Universität Bochum u​nd am 1. November 2009 d​ie Hochschule für Gesundheit gegründet.

2011 bis heute

Das Automobilunternehmen Adam Opel AG schloss 2015 d​en Produktionsstandort Bochum. Das Gelände w​urde von d​er Stadt z​ur Neuansiedlung v​on Unternehmen übernommen. Das Autobahndreieck Westkreuz (A 40 u​nd A 448) w​urde im Juni 2015 für d​en Verkehr freigegeben. Zum Wintersemester 2015 nahmen d​ie Studierenden d​er Hochschule für Gesundheit (HSG) d​as Gebäude a​uf dem Gesundheitscampus i​n Betrieb.[25] Als Ergänzung d​er Situation Kunst w​urde das Museum u​nter Tage a​m 14. November 2015 eröffnet.[26] Am 24. November 2015 i​st die Trinkwasserproduktion i​n Bochum eingestellt worden. Die Versorgung erfolgt seither allein m​it Wasser a​us den Wasserwerken i​n Essen-Horst u​nd Witten-Heven.[27] Das e​rste öffentliche Konzert i​m neu errichteten Anneliese Brost Musikforum Ruhr m​it den Bochumer Symphonikern f​and am 27. Oktober 2016 statt.[28]

Siehe auch

Literatur

  • Karl Arnold Kortum: Nachricht vom ehemaligen und jetzigen Zustande der Stadt Bochum. 1790.
  • Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum nebst Urkundenbuch, 6 Bände, 1888-1894. Wilhelm Stumpf, Bochum 1894. (Digitalisat online)
  • Bund Deutscher Architekten: Bauen in Bochum: Architekturführer. Schürmann & Klagges, Bochum 1986, ISBN 3-920612-32-9.
  • Norbert Konegen, Hans H. Hanke (Hrsg.): Bochum zu Fuß. VSA, Hamburg 1991, ISBN 3-87975-531-0.
  • F. Peine: So war Bochum – Eine Stadt im Wandel. Kamp, Bochum 1965.
  • Kortum-Gesellschaft Bochum: Bochumer Heimatbuch. Reihe.
  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Verlag Langewiesche Nachfolger, Königstein im Taunus, 6. Aufl. 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9, S. 139–162 (zu den Bochumer Zechen).
  • Hiram Kümper: Bochum: Von Karolingern zu Kohleöfen. Sutton, Erfurt 2006.
  • Dirk Sondermann, Wolfgang Schlosser: Bochumer Sagenbuch. 2. Auflage. 2003, ISBN 3-89355-067-4.
  • Johannes Volker Wagner: Hakenkreuz über Bochum: Machtergreifung und Nationalsozialistischer Alltag. Bochum 1983.
  • Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt: Trotz Cholera, Krieg und Krisen – Bochum – Eine kleine illustrierte Stadtgeschichte. Geiger, Horb am Neckar 2000.
  • Jürgen Mittag / Ingrid Wölk (Hrsg.): Bochum und das Ruhrgebiet. Großstadtbildung im 20. Jahrhundert. Essen: Klartext Verlag, 2005 – 470 S. – ISBN 3-89861-459-X
  • Stefan Pätzold (Hrsg.): Bochum, der Hellwegraum und die Grafschaft im Mittelalter. Ein Sammelband. Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 2009 – 207 S. – ISBN 978-3-89534-782-5
  • Reimund Haas / Stefan Pätzold (Hrsg.): Ordensleben im Ruhrgebiet. Bochumer und Hattinger Perspektiven. Münster / Essen: Monsenstein und Vannerdat, 2015 – 84 S. – ISBN 978-3-95645-529-2
Wikisource: Bochum – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum nebst Urkundenbuch, 6 Bände, 1888-1894. Wilhelm Stumpf, Bochum 1894, S. 11. (Digitalisat online)
  2. Stefan Pätzold: Bochum. Kleine Stadtgeschichte. Pustet, Regensburg 2017, ISBN 978-3-7917-2929-9, S. 14.
  3. Jürgen Mittag, Ingrid Wölk (Hrsg.): Bochum und das Ruhrgebiet - Großstadtbildung im 20. Jahrhundert. Klartext, Essen 2005, ISBN 3-89861-459-X, S. 20, 29.
  4. Franz Peine: So war Bochum, Eine Stadt im Wandel, Kamp Verlag Bochum, 14. Auflage, 1981
  5. Jürgen Mittag, Ingrid Wölk (Hrsg.): Bochum und das Ruhrgebiet - Großstadtbildung im 20. Jahrhundert. Klartext, Essen 2005, ISBN 3-89861-459-X, S. 32.
  6. Stefan Pätzold: Bochum. Kleine Stadtgeschichte. Pustet, Regensburg 2017, ISBN 978-3-7917-2929-9, S. 21 ff.
  7. Franz Peine: So war Bochum, Eine Stadt im Wandel, Kamp Verlag Bochum, 14. Auflage, 1981
  8. Bochum und das Ruhrgebiet – Großstadtbildung im 20. Jahrhundert, Klartext, 1. Auflage 2005, S. 80
  9. Stefan Päzold, Bochum - Kleine Stadtgeschichte, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, 2017
  10. Albert Lassek, Siedlungsgeschichte der Altstadt, 8. Heimatbuch 1985
  11. Albert Lassek, Siedlungsgeschichte der Altstadt, 8. Heimatbuch 1985
  12. Stefan Päzold, Bochum - Kleine Stadtgeschichte, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, 2017
  13. Bochum - Aus der Geschichte einer Großstadt des Reviers, Dr. phil. Karl Brinkmann, Schürmann & Klagges, Bochum, 1968; S. 93
  14. Franz Peine: So war Bochum, Eine Stadt im Wandel, Kamp Verlag Bochum, 14. Auflage, 1981
  15. Bochum, Stadt im Revier und Stadt im Grünen, BeRing Verlag, Velbert-Neviges, 1985
  16. Stadt Wattenscheid, Kunstbuchverlag Bühn mit Stadtverwaltung Wattenscheid, München, 1972
  17. Loge Zu den drei Rosenknospen: Geschichte.
  18. Westfalenlexikon 1832-1835. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege. Band 3. Münster 1978, S. 20 (Nachdruck des Originals von 1834).
  19. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Arnsberg 1876, S. 347
  20. Kaiser Wilhelm II. bei seiner Kondolenz auf der Zeche
  21. WAZ Bochum, aufgerufen am 26. September 2019
  22. Johannes Volker Wagner (Hrsg.): Wandel einer Stadt, Bochum seit 1945 - Dokumentation des Stadtarchivs Bochum. Studienverlag Brockmeyer, Bochum 1993, ISBN 3-8196-0152-X, S. 50.
  23. Honnefer Volkszeitung, 8. Oktober 1957
  24. "Unsere Umweltfreunde - 75 Jahre Städtische Fuhrparkbetriebe Bochum", Broschüre von 1975, S. 8
  25. WAZ Bochum, aufgerufen am 2. Oktober 2018
  26. WAZ Bochum, aufgerufen am 26. November 2015
  27. WAZ Bochum, aufgerufen am 25. November 2015
  28. WAZ Bochum, aufgerufen am 28. Oktober 2016
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