HMS Bulwark (1899)
Die HMS Bulwark war ein Linienschiff der Formidable-Klasse der britischen Royal Navy, das von 1902 bis 1907 zur britischen Mittelmeerflotte gehörte. Sie diente dann in der Heimat und seit 1910 in Reserveverbänden. Am 26. November 1914 sank die HMS Bulwark nach einer Munitionskammerexplosion bei Sheerness, wobei 738 Seeleute ums Leben kamen.
Die HMS Bulwark | |
Übersicht | |
Typ | Linienschiff |
Bauwerft | |
Kiellegung | 20. März 1899 |
Stapellauf | 18. Oktober 1899 |
Indienststellung | 11. März 1902 |
Verbleib | 26. November 1914 durch Munitionskammerexplosion gesunken, 738 Tote |
Technische Daten | |
Verdrängung |
15.366 tn. l., max. 15.955 tn. l. |
Länge |
Lpp 125,3 m (411 ft); |
Breite |
22,9 m (75 ft) |
Tiefgang |
7,9 m (26 ft) |
Besatzung |
750 Mann |
Antrieb | |
Geschwindigkeit |
18 kn, 18,09 kn bei Abnahmetest |
Reichweite |
5.550 sm bei 10 kn |
Bewaffnung |
|
Treibstoffvorrat |
?? t Kohle |
Gürtelpanzer |
bis 231 mm (9 in) |
Deck |
25–65 mm (1–2.5 in) |
Panzerschotts |
231–305 mm (9–12 in) |
Türme |
203–254 mm (8–10 in) |
Barbetten |
305 mm (12 in) |
Kasematten |
152 mm (6 in) |
Kommandoturm |
360 mm (14 in) |
Geschichte des Schiffs
Die Bulwark lief am 18. Oktober 1899 als fünftes Schiff der Formidable-Klasse in der Marinewerft Devonport vom Stapel und wurde am 11. März 1902 in Dienst gestellt.[1] Die Hauptbewaffnung des Linienschiffs bestand aus vier 12-Zoll-Geschützen (304 mm) des Typs Mk IX in zwei Doppeltürmen sowie zwölf 6-Zoll-Geschützen (152 mm) des Typs Mk VII in seitlichen Kasematten. Im Vergleich zu den ersten drei Schiffen ihrer Klasse hatte die Bulwark eine um einen halben Zoll verringerte Deckspanzerung, was einen etwas geringeren Tiefgang bewirkte. Teilweise werden diese Schiffe als London-Klasse bezeichnet[2] (nach der London, dem ersten Schiff dieser Reihe), es handelt sich aber um eine nur geringfügige Variante der Formidable-Klasse.
Einsätze bis 1914
Nach ihrer Fertigstellung wurde auf der Bulwark noch eine Feuerleitanlage installiert, ehe sie am 11. März 1902 in Devonport für die Mittelmeerflotte in den Dienst kam und am 1. Mai 1902 die Renown als Flaggschiff im Mittelmeer ablöste. Ab 1904 gehörten alle acht Schiffe der Formidable-Klasse zur Mittelmeerflotte. Im Winter 1905 auf 1906 fand eine Überholung des Schiffes in Malta statt. Der Dienst der Bulwark bei der Mittelmeerflotte endete am 11. Februar 1907 mit ihrer Außerdienststellung in Devonport.[3]
Schon am folgenden Tag stellte man die Bulwark als Flaggschiff der „Nore Division“ der Home Fleet wieder in Dienst. Am 26. Oktober 1907 lief sie in der Nordsee nahe dem Lemon Light-Feuer auf Grund und wurde anschließend beim Chatham Dockyard bis in das Jahr 1908 überholt.[3] 1908 erhielt der später als Polarforscher berühmt gewordene Kapitän Robert Falcon Scott das Kommando über die Bulwark als der jüngste Schlachtschiffkommandant seiner Zeit. Die Bulwark wurde am 3. Oktober 1908 der Kanalflotte zugeteilt. Bei der Reorganisation der Flotte vom 24. März 1909 wurde die Kanalflotte die 2. Division der Home Fleet. Im Lauf des Jahres ging die Bulwark zu einer weiteren Überholung[3] in die Werft.
Am 1. März 1910 wurde die Bulwark nur mit einer kleinen Stammbesatzung in Devonport als Flaggschiff der 3. und 4. (Reserve-)Divisionen der Home Fleet wieder in Dienst gestellt. Das erst acht Jahre alte Schiff war durch die Entwicklung der Dreadnought bereits veraltet, und die Bündnisse mit Frankreich und Japan führten zu einer Konzentration der Schlachtschiffverbände der Royal Navy in der Nordsee mit modernen Großkampfschiffen. Ab September 1911 wurde die Bulwark erneut in Chatham überholt. Während der anschließenden Erprobung lief sie im Mai 1912 zweimal im Barrow Deep vor der Nore auf Grund und erlitt Schäden am Schiffsboden[3], so dass die Überholung erst im Juni 1912 abgeschlossen wurde. Die Indienststellung erfolgte jetzt für das 5. Schlachtgeschwader der Royal Navy, dem alle Schiffe der Formidable-Klasse zugeteilt wurden.
Kriegseinsatz
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 waren die Bulwark unter Captain Guy Sclater und das 5. Schlachtgeschwader Teil der Channel Fleet und in Portland stationiert, um den Kanal zu überwachen. Auf der vor Portland ankernden Bulwark fand vom 5. bis 9. November 1914 die Kriegsgerichtsverhandlung gegen Konteradmiral Sir Ernest Troubridge wegen seiner Entscheidungen im August 1914 bei der Verfolgung der deutschen Mittelmeerdivision (Schlachtkreuzer Goeben und Kleiner Kreuzer Breslau) statt.[4]
Am 14. November 1914 wurde das 5. Schlachtgeschwader als Sicherung gegen einen für möglich gehaltenen deutschen Landungsversuch in England nach Sheerness verlegt.[5]
Am 26. November 1914 wurde die vor Sheerness vor Anker liegende Bulwark um 7:50 Uhr von einer gewaltigen Explosion zerstört. Von den 750 Besatzungsmitgliedern überlebten lediglich 14 Mann, von denen zwei später ihren Verletzungen erlagen. Fast alle anderen Überlebenden waren ebenfalls schwer verletzt. Zeugen auf den benachbarten Linienschiffen Implacable, Formidable, Prince of Wales und Agamemnon beobachteten, dass vor der ersten Detonation aus dem Heck Rauch aufstieg. Es folgte eine schwere Explosion, nach der eine schwarze Rauchsäule aufstieg, eine Serie kleinerer Detonationen und dann eine sehr schwere letzte Explosion, die das 15.000-Tonnen-Schlachtschiff total zerstörte und die benachbarten Schiffe „vom Mast bis zum Kiel“ erbeben ließ.
Ursachen der Explosion
Ein Ermittlungsausschuss der Royal Navy kam am 28. November 1914 zum Schluss, dass die Explosion wahrscheinlich durch das Überhitzen von Kordit-Treibladungen ausgelöst wurde, die sich in einem Magazin in der Nähe eines Kesselraums befanden. Weiterhin stellte man fest, dass die 6-Zoll-Granaten in Passagen untergebracht worden waren, die die verschiedenen Magazine miteinander verbanden. Entgegen den Vorschriften sollen die Granaten direkt nebeneinander gestanden und sich sogar berührt haben. Auf diese Weise konnte die ursprüngliche Detonation eine Kettenreaktion auslösen, die das ganze Schiff zerstörte.
Am 29. November untersuchten Taucher die Überreste der Bulwark. Sie stellten fest, dass der Rumpf des Schlachtschiffs total zerstört und bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert worden war. Als einzige identifizierbare Teile fand man die 15 m von der Ankerstelle liegende Backbordwand des Bugs bis zur Höhe des Lazaretts und etwa 10 m weiter ein Stück der Steuerbordseite des Bugs. Die auf der Position 51° 25′ N, 0° 39′ O liegenden Wrackreste werden durch den „Protection of Military Remains Act“ von 1986 als „Controlled Site“ geschützt. Dies bedeutet, dass im Umkreis von 100 m um die genannte Position ein striktes Tauchverbot herrscht.
Der Untergang der Bulwark ist nach der Explosion der Vanguard in Scapa Flow im Jahr 1917 das bis heute zweitschwerste Explosionsunglück in der britischen Geschichte.
Literatur
- R. A. Burt: British Battleships 1889–1904. Naval Institute Press, Annapolis 1988.
- Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Conway’s All The World’s Fighting Ships, 1860–1905, Conway Maritime Press, London 1979, ISBN 0-85177-133-5.
- A. Cecil Hampshire: They Called It Accident. William Kimber, London 1961.
- Dan van der Vat: The Ship That Changed the World: The Escape of the 'Goeben' to the Dardanelles in 1914. Adler & Adler Publishers Inc., Bethesda, Maryland 1985, ISBN 0-917561-13-9.
Weblinks
Fußnoten
- Burt, S. 178.
- so z. B. Burt, S. 175ff.
- Burt, S. 191.
- van der Vat, S. 150ff.
- Burt, S. 170.