Portsmouth (Marinebasis)
Die Marinebasis Portsmouth (offiziell Her Majesty's Naval Base Portsmouth) ist der größte Stützpunkt der britischen Royal Navy. Sie befindet sich im Westen der Stadt Portsmouth in Hampshire auf der Halbinsel Portsea Island. Britische Seeleute bezeichnen sowohl die Stadt als auch die Marinebasis mit dem Spitznamen Pompey. Der Ursprung des Spitznamens soll in der ursprünglich französischen Bezeichnung für Feuerwehr Pompiers liegen.[1]
Geschichte
1194 wurde auf Anordnung König Richards I. das erste Dock in Portsmouth gebaut und 20 Jahre später zum Schutz mit einer Mauer umbaut. 1495 wurde in Portsmouth ein Trockendock errichtet. Mit der Mary Rose wurde schließlich 1510 das erste von Anfang an als Kriegsschiff konzipierte Schiff der britischen Marine in Portsmouth in Dienst gestellt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Schutzmauer um den Stützpunkt komplett erneuert und zu einer Befestigungsanlage ausgebaut. 1733 wurde die Marineakademie Portsmouth eröffnet, an der bis heute Offiziere der Royal Navy ausgebildet werden. Auch der 1824 gebaute Semaphore Tower, das Gebäude der Kommandantur des Stützpunktes, wird noch heute genutzt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts bedeckte die Basis mit den dazugehörigen Werften eine Fläche von vier Quadratkilometern und war damit das größte Industriegelände der Welt. Zur selben Zeit wurden zwei runde Forts in der Hafeneinfahrt von Portsmouth errichtet, die den Marinestützpunkt vor dem Eindringen feindlicher Schiffe schützen sollten.
Am 10. Februar 1906 lief in Portsmouth die HMS Dreadnought, das erste moderne Schlachtschiff der Welt, nach nur 366 Tagen Bauzeit vom Stapel. Sieben Jahre später folgte die erste Super-Dreadnought HMS Queen Elizabeth, das erste Schlachtschiff dessen Dampfkessel mit Öl befeuert wurden. Portsmouth spielte in beiden Weltkriegen eine entscheidende Rolle. Die Basis war neben Scapa Flow der zentrale Stützpunkt der Royal Navy bei der Bekämpfung der Deutschen Marine. Sie war zudem der wichtigste Ausgangspunkt der Landung in der Normandie. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges blieb Portsmouth der wichtigste Stützpunkt der Royal Navy, auch wenn die Zahl der dort stationierten Schiffe im Rahmen der Verkleinerung der Flotte seit den 1950er Jahren deutlich reduziert wurde. Diese Verkleinerung führte auch zu einem geringeren Bedarf an Neubauten und leitete eine Werftenkrise in Großbritannien ein. Am 24. Mai 1967 lief mit der Fregatte HMS Andromeda das letzte in Portsmouth gebaute Kriegsschiff vom Stapel.
Heute
Portsmouth ist heute die bedeutendste Basis der britischen Marine. Insgesamt sind 27 Kriegsschiffe dort stationiert. 17.200 militärische und zivile Angestellte arbeiten heute auf dem Stützpunkt. Zudem befinden sich in Portsmouth das Hauptquartier der Royal Navy, mehrere Trainingszentren und das größte Lager für Ausrüstung und Versorgungsgüter der britischen Streitkräfte. An den Stützpunkt angegliedert ist das Royal Naval Museum, das größte Marinemuseum Europas. Zu diesem gehören die HMS Warrior, das erste hochseetaugliche Kriegsschiff mit eisernem Rumpf, die Mary Rose sowie die HMS Victory. Obwohl diese als Museumsschiff zu besichtigen ist, ist sie offiziell weiterhin als Flaggschiff der Royal Navy im Dienst und damit das älteste aktive Kriegsschiff der Welt.
Zukunft
Im Verlauf des Jahres 2006 sickerten Informationen des Verteidigungsministeriums an die Presse durch, wonach die Royal Navy bis 2015 deutlich stärker verkleinert werden soll, als bislang offiziell vorgesehen. Im Dezember 2006 bestätigte das Verteidigungsministerium gegenüber der Times, dass es aus diesem Grund Überlegungen gibt, den Flottenstützpunkt Portsmouth im Verlauf des nächsten Jahrzehnts zu schließen und die Flotte auf Faslane und Devonport zu konzentrieren.
Im Zuge dieser Überlegungen wurden der Ausbau der Dockanlagen und die Vertiefung der Fahrrinne, die für die neuen Flugzeugträger der Queen-Elizabeth-Klasse notwendig wären, vorübergehend ausgesetzt. Im Juli 2007 teilte das Verteidigungsministerium jedoch mit, dass der Stützpunkt weiterbetrieben wird und die entsprechenden Umbaumaßnahmen nun fortgesetzt werden.
Eine weitere positive Entwicklung ist die Rückkehr des Schiffbaus nach Portsmouth. Seit 2004 baut Vosper Thornycroft in einer neu errichteten Werft hier die Bugsektionen der Zerstörer der Daring-Klasse. Das erste komplette Schiff, das nach fast 40 Jahren Pause in Portsmouth vom Stapel lief, war die Korvette HMS Clyde am 14. Juni 2006.
Flotte (Portsmouth Flotilla)
- 6 Lenkwaffenzerstörer der Daring-Klasse
- 6 Fregatten der Duke-Klasse
- 8 Minensuchboote der Hunt-Klasse
- 4 Hochseepatrouillenboote der River-Klasse
- 3 Patrouillenboote der Archer-Klasse
- Trainingsschiff HMS Bristol
- HMS Victory
Einzelnachweise
- Kemp, Peter (Hrsg.): The Oxford Companion to Ships and the Sea. 1. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1976, ISBN 0-19-211553-7.
Weblinks
- Website der Marinebasis Portsmouth (englisch)