famila
Famila (Eigenschreibweise famila) ist der Name mehrerer SB-Warenhaus- oder Hypermarktketten in Deutschland und Italien, die unter demselben Logo firmieren. Der Name wird räumlich aufgeteilt von mehreren eigenständigen Handelsgruppen benutzt (beispielsweise im Nordwesten von Deutschland von der Bünting-Gruppe), unter deren Dach sich jeweils weitere Handelsgesellschaften befinden (im Falle der Bünting-Gruppe zum Beispiel die Supermarktketten Markant und Combi).
Geschichte
Die famila-Warenhäuser gehen auf das Jahr 1968 zurück, als unter der Führung von Adolf Spinner aus Offenburg im Kreis der früheren A&O-Großhändler Bartels-Langness, Bremke & Hoerster, Bünting und Lupus die Idee entstand, eine gemeinsame Handelskette aufzubauen, um sich gegenüber der damals wachsenden Konkurrenz der Großflächenmärkte zu wappnen. Es gelang so, nicht nur bundesweit flächendeckend eine gemeinsame Marke zu nutzen und nach außen hin als einheitliche Warenhauskette aufzutreten, sondern zugleich die Regionalität zu wahren. Gegründet wurde dafür eine einheitliche famila-Zentrale in Heidelberg, an der neben den fünf Großhandelsgesellschaften mit jeweils 5 % das Bankhaus Merck Finck & Co mit 50 % sowie das zur Oetker-Gruppe gehörende Bankhaus Lampe mit 25 % beteiligt waren.[1] Die Heidelberger Zentrale, die neben ihrer Aufgabe der Versorgung der Regionalgesellschaften durch vielfältige Dienstleistungen selbst mit jeweils 51 % an den Regionalgesellschaften beteiligt war (die restlichen 49 % gehörten den Großhändlern selbst),[1] wurde 2001 aufgelöst.[2] Rückwirkend zum 1. Januar 2001 erwarben die Großhandelsunternehmen jeweils die restlichen 51 % von der Heidelberger Zentrale.[2]
Die heutige famila-Warenhauskette umfasst die Vertriebsgebiete im Nordwesten (Bünting) und Nordosten (Bartels-Langness) Deutschlands. Des Weiteren gibt es Märkte in Italien und Expansionspläne auf die Niederlande. 2009 wurde die deutsche famila-Warenhauskette (Nordwest, Nordost und Rhein-Neckar) auf Platz 1 der beim Kundenmonitor Deutschland in der Kategorie „Kundenzufriedenheit“ vor Globus, Hit, Kaufland, Marktkauf, Real und Toom gewählt.[3] Zum 31. Januar 2010 wurden die Warenhäuser der famila Rhein-Neckar (Lupus) vollständig durch die Kaufland-Gruppe übernommen.
Vertriebsgebiete (Deutschland)
In Deutschland teilen sich die famila-Gruppe folgende Unternehmen:
Famila Nordost
1974 wurde das erste famila-Warenhaus der Famila Handelsmarkt Kiel GmbH & Co KG in Eutin eröffnet. 2000 wurden 25 Magnet-Märkte der Tengelmann-Gruppe übernommen. Derzeit existieren 86 Filialen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern sowie im östlichen Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und nördlichen Brandenburg. Etwa 6000 Menschen werden bei famila Nordost beschäftigt. Die Famila Handelsmarkt Kiel GmbH & Co KG ist Tochtergesellschaft des Unternehmens Bartels-Langness. Im Februar 2011 wurde, nach Bedenken des Kartellamts hinsichtlich der Übernahme aller Märkte durch Edeka, bekannt gegeben, dass die Ratio-Verbrauchermärkte in Löhne und Bielefeld durch die famila Nordost übernommen werden.[4][5] Nachdem Bünting, Mutterkonzern der famila-Verbrauchermärkte im Nordwesten, an der Übernahme von Ratio interessiert gewesen sein soll,[6] dringt die Unternehmensgruppe Bartels-Langness damit in das Expansionsgebiet der famila Nordwest vor.[7]
Famila Nordwest (zuvor famila Leer Oldenburg)
1977 wurde das erste famila Center in Oldenburg eröffnet, das bei seiner Eröffnung mit 18.000 m² der größte Verbrauchermarkt in Deutschland war. Seitdem wurde das Vertriebsgebiet erweitert. 2009 existierten 21 Verbrauchermärkte im Nordwesten im westlichen Niedersachsen sowie am Rande Bremens (bis 2007 existierte in Bremen selbst ein famila-Markt, ehe dieser abgerissen und durch die kleinere Bünting-Vertriebslinie Combi ersetzt wurde).[8] Die famila Verbrauchermarkt Einkaufsstätte GmbH & Co. KG gehört zur Bünting-Gruppe und hat ihren Sitz im niedersächsischen Leer (mit dem Umzug von Oldenburg nach Leer änderte sich der Name der Regionalgesellschaft).
Das Unternehmen betreibt zugleich weiterhin den größten famila-Markt deutschlandweit, den famila XXL im famila Einkaufsland Wechloy in Oldenburg (früher famila Center). Seit dem Frühjahr 2007 wurde er von 18.000 m² um 7.000 m² auf 25.000 m² erweitert und komplett renoviert, teilweise sogar abgerissen und neu gebaut. Er dient auch als Vorzeigemarkt für Vertreter anderer Gemeinden, in denen die Bünting-Gruppe expandieren oder umbauen will. Neben dem Supermarkt selbst sind am Standort Wechloy zahlreiche andere Handelsunternehmen vertreten. Im Dezember 2020 wurde in Syke, nach Renovierung, der modernste Famila eröffnet. Nach diesem Modellmarkt, sollen nun alle Märkte modernisiert werden.
Famila Rhein-Neckar (bis 2010)
Die famila Handels-Betriebe GmbH & Co. KG Rhein-Neckar betrieb 12 Warenhäuser mit 1400 Beschäftigten im südlichen Hessen, südlichen Rheinland-Pfalz sowie überwiegend in Baden-Württemberg und gehörte zur Lupus GmbH. Neben den Supermärkten hatte famila sich im Rhein-Neckar-Gebiet auf so genannte Weinkontore in Karlsruhe und Pforzheim spezialisiert, die ein überdurchschnittlich großes Angebot an Weinen anboten. Im Dezember 2009 wurde angekündigt, dass alle Filialen, ein Cash-&-Carry-Markt (dessen Übernahme wiederum durch die Edeka-Südwest-Tochter Union SB beim Bundeskartellamt beantragt wurde)[9] sowie die komplette Belegschaft zu Kaufland wechseln sollen. Mit der im Januar 2010 erteilten Zustimmung durch die Kartellbehörden konnte der Fortbestand von Standorten und Arbeitsplätzen und der direkte Übergang der Supermärkte zum 1. Februar 2010 erreicht werden.[10][11] Die Mitarbeiter erhielten eine einjährige Beschäftigungsgarantie.[12] Die entsprechende Internetadresse wurde seitens der Bünting-Gruppe übernommen und auf den Online-Shop familanordwest24.de der Warenhauskette der famila Nordwest, der hierzu zwischenzeitlich den Namen myfamila.de führte, weitergeleitet.[13]
Famila Arnsberg / Soest (bis 2003)
Die Famila-Warenhaus GmbH u. Co. KG mit Sitz im nordrhein-westfälischen Arnsberg der Bremke & Hoerster GmbH & Co. wurde zum 2. August 2003 an die Kaufland-Stiftung verkauft.[14] Bis dahin gab es noch 35 Verbrauchermärkte mit 3150 Beschäftigten, die überwiegend in Nordrhein-Westfalen angesiedelt waren. Bereits zum 1. Februar 2003 wurden drei der acht in Ostdeutschland liegenden Märkte in Steinpleis, Glauchau und Zeitz an Kaufland veräußert.[15]
Famila Berlin (bis 2001)
Bis Juli 2001 existierte in Berlin[16] die Famila Handelsmarkt GmbH & Co Betriebs KG, die bis dahin zur Meyer & Beck Handels KG gehörten (Meyer & Beck selbst wurde 2004 von der Oetker-Gruppe an eine Berliner Investorengruppe und schließlich 2008 an die Tengelmann-Gruppe weiterverkauft). Die bestehenden Märkte, unter anderem im Heinrich-Heine-Forum, im Forum Neukölln oder an der Avenue Charles de Gaulle, wurden von der Kaufland-Stiftung im Jahr 2001 übernommen.
- Ein Famila-Einkaufszentrum (Famila Nordost) in Flensburg-Wasserloos (2015)
- Ehemaliges famila-Einkaufszentrum (Bremke & Hoerster) in Gevelsberg
Vertriebsgebiete (weitere Staaten)
Italien
Seit 1984 ist famila Italien mit knapp 228 famila-Märkten in vier Regionalgesellschaften aufgeteilt und gehört zur SELEX-Gruppe. Famila ist in 14 italienischen Regionen tätig und betreibt neben den normalen famila-Märkten zwölf Iperfamila und 26 Superstore famila.[17] Famila tritt in Italien als Sponsor des mehrfachen italienischen Frauen-Basketballmeisters famila basket schio aus Schio, Venetien auf.
Niederlande
Bereits zwischen 1971 und 1982 versuchte die deutsche famila-Zentrale in Heidelberg gemeinsam mit dem niederländischen Handelsunternehmen Schuitema famila-Warenhäuser in den Niederlanden zu etablieren.[18][19] Dieser Versuch scheiterte jedoch, auf Grund der deutlich zu unterscheidenden Marktstruktur in den Niederlanden. So bestehen in den niederländischen Kommunen im Idealfall Lebensmittelmärkte auf einer Größe zwischen 1500 m² und 2000 m², die ausschließlich Lebensmittel anbieten. Im Durchschnitt sind sie jedoch häufig kleiner, da niederländische Händler in den Warenhäusern eine Bedrohung für ihre Regionen sehen und somit in vielen niederländischen Kommunen der ausschließliche Verkauf von Lebensmittel in Supermärkten gestattet wird.[20] Die drei bestehenden Märkte wurden an Albert Heijn veräußert, ein vierter und fünfter wurden auf Grund der finanziellen Risiken nicht verwirklicht. Laut T. Monshouwer (ehemaliger Direktor bei Schuitema), sei das Scheitern der famila-Warenhauskette in den Niederlanden darauf zurückzuführen, dass es keine Kenntnisse über den Ein- und Verkauf von Non-Food-Artikeln gegeben habe und die geringe Größe der Niederlande nicht geeignet sei für SB-Warenhäuser.[21]
Stand 2009 verfolgte die Bünting-Gruppe, die im Nordwesten Deutschlands die famila-Warenhäuser betreibt, eine Expansion in das an das Vertriebsgebiet angrenzende Ausland. So sollten erneut famila-Warenhäuser in den Niederlanden eröffnet werden.[22] Bis 2011 sollte demnach zunächst im Norden (Leeuwarden) oder Osten (Emmen) ein erster Verbrauchermarkt auf einer Fläche von bis zu 7000 m² entstehen. Weitere Verbrauchermärkte sollten folgen, auch der Westen der Niederlande wurde als langfristiges Ziel angesehen. Für die Expansion hat die Bünting-Gruppe in Drachten eigene Büroräume.[23] Bereits Erfahrung mit niederländischen Kunden sammelt das Unternehmen sowohl im Ems-Park in Leer, für das dort angesiedelte famila-Warenhaus besteht ein eigener niederländischer Internetauftritt,[24] als auch durch zahlreiche Kunden, die das famila-Einkaufsland in Oldenburg-Wechloy besuchen.
Einzelnachweise
- Lebensmittelzeitung vom 3. Mai 2001 (Memento vom 12. Oktober 2003 im Internet Archive) (PDF; 5 kB)
- Lebensmittelzeitung vom 4. Mai 2001 (Memento vom 12. Oktober 2003 im Internet Archive) (PDF; 4 kB)
- Archivierte Kopie (Memento vom 17. Januar 2011 im Internet Archive) (PDF), famila-nordwest.de im November 2009
- Neue Westfälische: Ratio in Löhne und Bielefeld geht an Famila. Abgerufen am 27. Juni 2019.
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , famila-nordost.de, 25. Februar 2011
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , lebensmittelzeitung.net, 24. Februar 2011
- Expansion. Abgerufen am 27. Juni 2019.
- Archivlink (Memento vom 4. Juli 2012 im Internet Archive), ebertz.de im Februar 2009
- Deal unter Großmärkten: Union SB übernimmt Lupus C&C. Abgerufen am 27. Juni 2019.
- Kaufland übernimmt Karl Lupus GmbH & Co. KG, gabot.de vom 16. Dezember 2009.
- Badische Zeitung: Aus Famila wird Kaufland - Bad Säckingen - Badische Zeitung. Abgerufen am 27. Juni 2019.
- Dirk Friedmann: Sichere Jobs für ein Jahr. 25. Januar 2010, abgerufen am 27. Juni 2019.
- famila - Moin, schöne Einkaufswelt. - Famila. Abgerufen am 27. Juni 2019.
- Schwarz-Gruppe expandiert weiter: Kaufland übernimmt Famila. Abgerufen am 27. Juni 2019.
- Trendletter 01/2003 (Memento vom 8. Dezember 2004 im Internet Archive)
- Stefan Strauss: Kaufland kündigt Händlern innerhalb von vier Tagen: Plötzlich machen die Läden dicht. 17. Februar 2006, abgerufen am 27. Juni 2019 (deutsch).
- Archivlink (Memento vom 17. Februar 2016 im Internet Archive), famila.it
- Schuitema in rood met Famila in Tilburs - Digibron.nl. 25. Mai 1972, abgerufen am 27. Juni 2019 (nl-NL).
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , elsevierretail.nl vom 18. September 2009
- Hypermarkt, niederl. Wikipedia
- Supermarché in Nederland? Instapproject mastertrack Real Estate Management and Development der Technische Universiteit Eindhoven (Memento vom 11. September 2014 im Internet Archive) (PDF; 270 kB).
- , retailnews.nl vom 18. September 2009
- , famila.nl
- , famila-hypermarkt.nl