Fahrenzhausen
Fahrenzhausen ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Freising.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Freising | |
Höhe: | 465 m ü. NHN | |
Fläche: | 37,64 km2 | |
Einwohner: | 5067 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 135 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 85777 | |
Vorwahl: | 08133 | |
Kfz-Kennzeichen: | FS | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 78 123 | |
Gemeindegliederung: | 17 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 21 85777 Fahrenzhausen | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Heinrich Stadlbauer (Freie Bürgerliste) | |
Lage der Gemeinde Fahrenzhausen im Landkreis Freising | ||
Geografie
Gemeindegliederung
Die Gemeinde hat 17 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Appercha (Kirchdorf)
- Bachenhausen (Dorf)
- Bärnau (Einöde)
- Bergfeld (Siedlung)
- Fahrenzhausen (Kirchdorf)
- Gesseltshausen (Kirchdorf)
- Großeisenbach (Kirchdorf)
- Großnöbach (Kirchdorf)
- Hörenzhausen (Kirchdorf)
- Jarzt (Pfarrdorf)
- Kammerberg (Kirchdorf)
- Kleineisenbach (Weiler)
- Kleinnöbach (Weiler)
- Lauterbach (Kirchdorf)
- Unterbruck (Dorf)
- Viehbach (Kirchdorf)
- Weng (Kirchdorf)
Geschichte
Bis zur Gemeindegründung
Das Gebiet um das moderne Fahrenzhausen und Appercha weist Zeugnisse antiker bronzezeitlicher Siedlungen auf.
In der Römerzeit hatte Fahrenzhausen ein Herrenhaus (Villa Rustica), das dazu beitrug eine Römerstraße zu unterstützen, die durch Oberndorf, Westerndorf, Biberbach, Indersdorf usw. führte.[4]
Fahrenzhausen als Dorf wurde erstmals 1020 n. Chr. unter dem Namen Varnolveshusa gegen Ende der Ottonischen Dynastie erwähnt, als Heinrich V. Herzog von Bayern war. Der Ortsname deutet auf einen Gründer der Siedlung namens Farnulf. Es wurde 1280 während der Wittelsbacher Dynastie erneut mit dem Namen 'Vornolzhusn' erwähnt.[5][6]
Eine örtliche katholische Kirche (ursprünglich St. Martin geweiht) wurde erstmals 1315 in 'Warnoltshausen' in den Kirchenbüchern (Konradinische Matrikel) von 1315 erwähnt.
In den Jahren 1372–74 wurde Fahrenzhausen als "Schrannenort" bezeichnet, in dem ein Gericht abgehalten wurde. Ein gewisser Ott der Marschalk von Nannofen war "Richter in Varnoltzhausen", der einen Gerichtsbrief über einen Verkauf von einem Stück Land im nahe gelegenen Dorf Viehbach schrieb.[7][8]
Der Schutzname der Kirche wurde um 1560 als St. Vitus geändert.
Fahrenzhausen und Umgebung wurden wahrscheinlich während des Dreißigjährigen Krieges betroffen, insbesondere 1632 während des schwedischen Einmarschs nach München, oder sogar beim französischen Angriff in der Umgebung Freising und Dachau im Jahr 1648. Zu Beschädigungen der Kirche im 30-jährigen Krieg gibt es allerdings keine direkten Hinweise. So sind die ersten Reparaturarbeiten nach dem Krieg auch erst aus dem Jahr 1670 bekannt.[9]
Während der Napoleonischen Kriege marschierten französische und bayerische Truppen aus München entlang der Isar in Richtung Freising und Landshut, vielleicht durch die Gegend um Fahrenzhausen. Sie waren auf dem Weg in der Schlacht von Landshut und der Schlacht von Eggmühl im April 1809 zu kämpfen.[10]
Fahrenzhausen gehörte zum Rentamt München und zum Landgericht Dachau des Kurfürstentums Bayern. Der Ort wurde im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern 1818 eine selbstständige politische Gemeinde.
Im Zweiten Weltkrieg durchquerten Einheiten der US-Armee Fahrenzhausen und Umgebung im April 1945 kurz vor der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau und Münchens.[11]
Eingemeindungen
Im Zuge der bayrischen Gemeindegebietsreform wurde Fahrenzhausen am 1. Juli 1972 um Großnöbach (mit Jarzt) vergrößert. Gleichzeitig wechselte die vergrößerte Gemeinde vom Landkreis Dachau in den Landkreis Freising.[12] Am 1. Januar 1977 wurden etwa 150 Einwohner der Gemeinde Haimhausen und am 1. Januar 1978 etwa 50 Einwohner der ehemaligen Gemeinde Günzenhausen (bei Eching) nach Fahrenzhausen umgegliedert. Schließlich wurde am 1. Mai 1978 der frühere Hofmarksort Kammerberg eingemeindet.[13]
Die Feierlichkeiten zum 1000. Jahrestag der Gründung von Fahrenzhausen im Jahr 2020 wurden größtenteils wegen der Covid-19-Pandemie abgesagt.
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 3166 auf 5041 Einwohner bzw. um 59,2 %.
Jahr | 1961 | 1970 | 1987 | 1991 | 1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 |
Einwohner | 2564 | 2800 | 3120 | 3369 | 3584 | 3916 | 4505 | 4624 | 4784 |
Politik
Gemeinderat
Die Kommunalwahlen 2002, 2008, 2014 und 2020 führten zu den folgenden Sitzverteilungen im Gemeinderat:[14]
Partei/Wählergruppe | 2002 | 2008 | 2014 | 2020 |
---|---|---|---|---|
CSU | 5 | 5 | 4 | 5 |
SPD | 2 | 2 | 2 | 2 |
FDP | – | – | – | 1 |
Freie Wählergruppe Einigkeit | 6 | 5 | 5 | 5 |
Freie Bürgerliste | 3 | 4 | 5 | 7 |
Gesamt | 16 | 16 | 16 | 20 |
Nach Prozenten wurde folgendermaßen abgestimmt:
Partei/Wählergruppe | 2002 | 2008 | 2014 | 2020 |
CSU | 33,5 % | 27,8 % | 22,5 % | 26,2 % |
SPD | 12,9 % | 15,7 % | 13,8 % | % | 9,8
FDP | – | – | – | % | 2,5
Freie Wählergruppe Einigkeit | 33,8 % | 28,9 % | 29,0 % | 27,7 % |
Freie Bürgerliste | 19,8 % | 27,6 % | 34,7 % | 33,8 % |
Gesamt | 100 % | 100 % | 100 % | 100 % |
Bürgermeister
Zum Ersten Bürgermeister wurde im März 2014 Heinrich Stadlbauer (Freie Bürgerliste) mit 53,4 % der Stimmen gewählt. Bei der Kommunalwahl 2020 wurde er mit 67,7 % der gültigen Stimmen im Amt bestätigt.
Wappen
Blasonierung: „In Silber eine eingeschweifte blaue Spitze, darin über gesenktem silbernem Wellenbalken eine silberne Schalenwaage, die mit fünf roten Edelsteinen besetzt ist; rechts oben ein links gewendeter, rot bekrönter schwarzer Mohrenkopf mit rotem Ohrring und rotem Kragen, links oben ein rotes Beil.“[15]
Dieses Wappen wird seit 1984 geführt. | |
Wappenbegründung: Der Wellenbalken ist ein heraldisches Flusssymbol und versinnbildlicht die Lage der Gemeinde an der Amper. Im Mittelpunkt des Wappens steht die Waage, ein Gerichtssymbol, das auf die zentralörtliche Bedeutung von Fahrenzhausen als Gerichtssitz im Mittelalter hinweist. Der Freisinger Mohrenkopf repräsentiert diejenigen Gemeindeteile, die zum Hochstift Freising gehörten, wie die Hofmark Massenhausen (1499–1803). Das Beil, das schon das 1969 angenommene Wappen der früheren Gemeinde Großnöbach zeigte, kommt in den Familienwappen einiger Geschlechter vor, die im heutigen Gemeindegebiet Grundherrschaft und Gerichtsrechte ausübten, so die Massenhauser (Großnöbach gehörte zur früheren Herrschaft Massenhausen), die Kammerberger (mit Stammsitz und Hofmark Kammerberg bis 1452) und die Füll von Windach, die die Hofmark Kammerberg von 1609 bis 1814 innehatten. Die fünf Edelsteine auf der Waage erinnern an die Zeit der kommunalen Gebietsreform und die Entstehung der Gemeinde aus den fünf früher selbstständigen Gemeinden Jarzt, Großnöbach, Lauterbach, Kammerberg und Fahrenzhausen in den Jahren 1971 bis 1978. Die Feldfarben Silber und Blau stehen für den wittelsbachischen Landesherrn, der auch der wichtigste Grundherr im Gemeindegebiet war. |
Baudenkmäler
Die spätgotische Pfarrkirche St. Veit aus dem 15. Jahrhundert wurde später im Stil des Barock umgestaltet. Charakteristisch und weithin sichtbar ist der schlanke Zwiebelturm.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
2017 gab es nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 44, im produzierenden Gewerbe 530 und im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe 431 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren es 172 Personen. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es 2304. Im verarbeitenden Gewerbe gab es vier, im Bauhauptgewerbe zehn Betriebe. Im Jahr 2016 bestanden zudem 54 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von insgesamt 2038 ha, davon waren 1759 ha Ackerfläche und 247 ha Dauergrünfläche.
Bildung
2018 gab es folgende Einrichtungen:
- vier Kindertageseinrichtungen mit 286 Plätzen und 244 betreuten Kindern, davon 43 unter drei Jahren
- eine Volksschule mit acht Klassen und 189 Schülern, die von elf Lehrern unterrichtet wurden (Schuljahr 2017/18)
Im Ort geboren
- Carl von Paur (1804–1873), Beamter und Politiker, wurde im Ortsteil Unterbruck geboren.
Literatur
- Alois Angerpointner: 500 Jahre St.-Georgs-Kirche in Weng. In: Amperland, 1968, S. 27–29, 64–65
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Fahrenzhausen in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 12. September 2019.
- Gemeinde Fahrenzhausen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 14. Dezember 2021.
- http://www.archaeologischer-verein-freising.de/index.php?load=Fahrenzhausen
- https://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/fahrenzhausen-1000-jahre-muss-man-feiern-1.4786431
- https://www.fahrenzhausen-1020.de/
- Süddeutsche Zeitung: Ein Jubilar, der deutlich älter ist. Abgerufen am 18. Januar 2022.
- Filialkirche St. Vitus in Fahrenzhausen auf kirchenundkapellen.de
- Filialkirche St. Vitus in Fahrenzhausen auf kirchenundkapellen.de
- K.K. Generalstab (Hrsg.): Der Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland. Bd. 1, ÖMZ 1862/63 (1865), S. 150.
- https://www.geschichtsforum-freising.de/70-jahre-nach-der-vertreibung-vortrag-18-in-kammerberg/
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 443 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 575.
- Gemeinde Fahrenzhausen: Wahl des Gemeinderats 2020, Amtliches Endergebnis, abgerufen am 22. Juni 2020
- Eintrag zum Wappen von Fahrenzhausen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte