Drawno

Drawno (deutsch Neuwedell; kaschubisch Nowi Wedel) ist eine Kleinstadt und Sitz einer Stadt- und Landgemeinde im Powiat Choszczeński (Arnswalde) der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Drawno
Drawno (Polen)
Drawno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Choszczno
Gmina: Drawno
Fläche: 5,00 km²
Geographische Lage: 53° 13′ N, 15° 45′ O
Höhe: 80 m n.p.m.
Einwohner: 2250
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 73-220
Telefonvorwahl: (+48) 95
Kfz-Kennzeichen: ZCH
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 175 Drawsko PomorskieChoszczno
Eisenbahn: PKP-Linie 403: Ulikowo ↔ Piła, Bahnstation: Żółwino (8 km)
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gmina
Gminatyp: Stadt- und Landgemeinde
Gminagliederung: 52 Ortschaften
12 Schulzenämter
Fläche: 321,00 km²
Einwohner: 4993
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 16 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3202033
Verwaltung (Stand: 2010)
Bürgermeister: Andrzej Chmielewski
Adresse: ul. Kościelna 3
73-220 Drawno
Webpräsenz: www.drawno.pl



Geographische Lage

Die Stadt liegt in der Neumark, am Fluss Drawa (Drage), auf einer Halbinsel des Jezioro Dubie (Düpsees), etwa 24 Kilometer ostnordöstlich von Choszczno (Arnswalde) und 60 Kilometer westsüdwestlich von Wałcz (Deutsch Krone). Die Draheimer Seenplatte (Pojezierze Drawskie) im Norden und die Kroner Seenplatte (Pojezierze Waleckie) im Süden prägen das Landschaftsbild um den Tourismusort.

Drawno ist nur über untergeordnete Landstraßen zu erreichen, hat aber Anschluss an die Bahnlinie Stargard–Neustettin. Südöstlich der Stadt liegt der Nationalpark Drawa.

Stadt Drawno

Geschichte

Neuwedell westlich der Stadt Schneidemühl und östlich der Stadt Arnswalde auf einer Landkarte der Provinz Posen von 1905 (gelb markierte Flächen kennzeichnen Gebiete mit seinerzeit mehrheitlich polnischsprachiger Bevölkerung)
Häuser der Stadt am Jezioro Dubie
Stadtkirche (bis 1945 evangelisch)
Ehemaliges Speichergebäude
Ruine eines Schlosses aus dem 14. Jahrhundert

Neuwedells Geschichte wurde weitgehend durch die Adelsfamilie von Wedell geprägt, die der Stadt auch den Namen gab. Anfang des 14. Jahrhunderts bestand die Familie aus sieben Brüdern, die 1313 auf der östlichen Spitze der Düpsee-Halbinsel eine Burg errichteten. Zu ihren Füßen entstand eine Siedlung, die schon 1363 als „Civitas“ erwähnt wurde. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gehörte das Gebiet zum Deutschen Ritterorden. Für vier Jahre (1433–1436) stand es während der Hussitenüberfälle unter dem Schutz der polnischen Krone. Im Prenzlauer Frieden von 1479 kam Neuwedell unter die Herrschaft Pommerns, die bis 1637 andauerte. Nachdem das pommersche Herrschaftsgeschlecht der Greifen ausgestorben war, fiel Hinterpommern, und damit auch Neuwedell, an das Kurfürstentum Brandenburg. Eingegliedert in den Arenswaldischen Kreis lag es nun im äußersten Nordosten des neuen Herrschaftsgebietes.

Im Schwedisch-Polnischen Krieg wurde Neuwedell 1657 vom polnischen Heer belagert, konnte aber nicht erobert werden. Schlechter ging der Siebenjährige Krieg für die Stadt aus, denn 1758 wurde das Wedellsche Schloss von russischen Truppen zerstört. Nach der administrativen Neuordnung Preußens nach dem Wiener Kongress kam Neuwedell 1818 in den Kreis Arnswalde.

1854 wurde eine Synagoge erbaut.[2] 1858 wurde die aus Feldsteinen errichtete Stadtmauer mitsamt ihren drei Toren abgerissen, um Platz für eine Stadterweiterung zu schaffen. 1895 erfolgte der Anschluss an die neu gebaute Bahnlinie Arnswalde–Kallies. War Neuwedells Wirtschaft bisher von Ackerbau, Mühlen und Tuchmacherei geprägt, siedelten sich jetzt mit Sägewerken, Ziegeleien und einer Netzfabrik (1905 gegründet als Mechanische Netzfabrik Gustav Strehlow; ab 1935: Mechanische Netzfabrik Walter Strehlow, Inh. Walter Kremmin; seit 1948 in Oldenburg/Niedersachsen als „Mechanische Netzfabrik Walter Kremmin GmbH & Co. K.-G.“ ansässig) neue Betriebe an.

Als 1938 die Provinz Grenzmark aufgelöst wurde, kam Neuwedell mit dem Kreis Arnswalde nach drei Jahrhunderten wieder zu Pommern.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Neuwedell beim Vorrücken der Roten Armee fast zur Hälfte zerstört. Die Sowjetunion unterstellte die Stadt im März 1945 der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Diese benannte die Stadt in Drawno um, vertrieb in der Folgezeit ihre Einwohner und siedelte an ihrer Stelle Polen an.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner Anmerkungen
1719492[2]
1750494[2]
18001.042[2]
18401.974in 217 Wohngebäuden[3]
18522.282[4]
18592.828darunter neun Katholiken und 192 Juden[2]
18752.995[5]
18803.100[5]
19252.575darunter 2.439 Evangelische, 55 Katholiken und 40 Juden[6]
1933:2.736[5]
19392.711[5]

Sehenswürdigkeiten

Die Stadtkirche ist ein 1692 aus Feldsteinen errichteter kreuzförmiger Bau mit einem massiven Turm aus Fachwerk. Sehenswert sind der Altar und die Barockkanzel.

Städtepartnerschaft

Es besteht ein Kontakt mit der schleswig-holsteinischen Stadt Schleswig.

Öffentliche Einrichtungen

In der Stadt befindet sich die Verwaltung des Nationalparks Drawa.

Persönlichkeiten: Söhne und Töchter der Stadt

  • Hermann Alexander Wilhelm von Wedel (1813–1894), preußischer Offizier, zuletzt Generalleutnant und Kommandant der Festung Königsberg
  • Carl Zimmermann (1813–1889), preußischer Offizier und Kartograf, zuletzt Chef der Topographischen Abteilung des Großen Generalstabes
  • Karl Friedrich von Wedel (1814–1890), preußischer Offizier, zuletzt Generalmajor und 1. Kommandant von Koblenz und Ehrenbreitstein
  • Katharina Lind (* 1936), deutsche Schauspielerin

Gmina Drawno

Allgemeines

Die Stadt- und Landgemeinde Drawno nimmt mit einer Fläche von 320,87 km² 24,2 % der Fläche des gesamten Kreises Choszczno (Arnswalde) ein. Es sind 5.325 Einwohner registriert.

Durch das Gebiet der Gemeinde fließt in Nord-Süd-Richtung die Drawa (Drage), die südlich von Połczyn-Zdrój (Bad Polzin) entspringt und nach 168 Kilometern in die Noteć (Netze) mündet. Der westliche Gemeindeteil trägt die Bezeichnung Puszcza Drawska.

Nachbargemeinden von Drawno sind:

Gemeindegliederung

Die Gmina Drawno ist in zwölf Ortsteile untergliedert, in die insgesamt 53 Ortschaften, Siedlungen und Wohnplätze integriert sind.

  • Ortsteile („Schulzenämter“):

Die Stadt Drawno und

  • Barnimie (Fürstenau)
  • Brzeziny (Berkenbrügge)
  • Chomętowo (Großgut)
  • Dominikowo, (Mienken)
  • Kiełpino (Kölpin)
  • Konotop (Friedenau)
  • Niemieńsko (Nemischhof)
  • Podlesie (Althorst)
  • Święciechów (Silberberg)
  • Zatom (Zatten)
  • Żółwino (Hassendorf).
  • Übrige Orte:
  • Barników (Barnickshof)
  • Bogdanka
  • Borki (Neumannswalde)
  • Borowiec (Grünhof)
  • Brac
  • Brodźce
  • Dobrojewo (Elisenbruch)
  • Dolina (Wiesenthal)
  • Drawnik (Dragemühle)
  • Gack (Kol. Berkenbrügge)
  • Gładysz
  • Janków
  • Jaźwiny (Hertelsaue)
  • Karpin (Mürbenfelde)
  • Karpinek (Krug)
  • Kawczyn
  • Kępa (Johannesthal)
  • Kolonia Kniewo (Kienbruch)
  • Kostrzewa (Jakobsdorf)
  • Kośnik (Hirschfelde)
  • Maciejów
  • Międzybór
  • Niemieńsko-Zamek (Schloss Nemischhof)
  • Nowa Korytnica
  • Ostrożyce (Ludwigslust)
  • Podegrodzie
  • Przysiekiercze
  • Pszczewko (Wilhelmshöhe)
  • Rogoźnica (Räumde)
  • Rościn (Röstenberg)
  • Samborz (Johanneshof)
  • Sicienko (Jerusalem)
  • Sieniawa (Schönow)
  • Skrzaty (Schradtheide)
  • Smieszkowo (Sonntagsau)
  • Wiśniewo (Kirschberg)
  • Zaciste (Ruhleben)
  • Zalesie (Auenweide)
  • Zdanów (Zankhof)
  • Żółwinko (Forsthaus Salvin)

Straßen

Das Gebiet der Stadt- und Landgemeinde Drawno wird von zwei Fernverkehrsstraßen durchzogen bzw. berührt:

Schienen

Die Stadt- und Landgemeinde Drawno verfügt heute über nur noch eine Bahnstation, die an der Strecke Ulikowo–Piła (Wulkow–Schneidemühl) liegt: Żółino (Hassendorf). Diese Strecke berührt das Gemeindegebiet in seinem nördlichsten Teil.

Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Arnswalde–Kallies erhielt das damalige Neuwedell bereits 1895 eine Bahnstation, die ergänzt wurde von den Haltepunkten Kölpin (Kiełpino) und Schönow (Sieniawa Drawieńska). Die Bahnstrecke wird heute nicht mehr für den Personenverkehr betrieben.

Siehe auch

Literatur

  • Werner Vogel: Neuwedell. In: Gerd Heinrich (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Berlin und Brandenburg. Kröner, Stuttgart 1973, ISBN 3-520-31101-1, S. 451 f.
  • W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 442–443.
Commons: Drawno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 443.
  3. Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Frankfurt a. d. O. 1844, S. 3.
  4. Güthlein: Topographische Uebersicht des Appelationsgerichts-Departements Frankfurt a/O. Frankfurt a/O. 1856, S. 44.
  5. Michael Rademacher: Landkreis Arnswalde. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  6. Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Stadt Neuwedell im ehemaligen Kreis Arnswalde in Pommern (2011)
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