Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften 1928
Genauso wie in den drei vorangehenden Jahren wurden die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften – es waren die 30. – in zwei nach Geschlechtern getrennten Wettbewerben ausgetragen. Neu war diesmal, dass beide Veranstaltungen zeitlich parallel stattfanden, auch wenn die Meisterschaft der Frauen nur zwei Tage währte, die der Männer hingegen drei. Die Männer ermittelten ihre Meister vom 14. bis 16. Juli 1928 im Rheinstadion[1] in Düsseldorf, die Frauen am 14. und 15. Juli in Berlin.
30. Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften | |
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Stadt | Düsseldorf (Männer) Berlin (Frauen) 2 weitere Orte |
Wettbewerbe | Düsseldorf: 24 Berlin: 10 Weitere Orte: 4 |
Eröffnung | 14. Juli 1928 |
Schlusstag | 16. Juli 1928 |
Chronik | |
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Zwei Wettbewerbe wurden ausgelagert:
- Waldlauf – Weimar, 22. April
- 50-km-Gehen (Männer) – Nürnberg, 7. Oktober – einziger Geherwettbewerb im Meisterschaftsprogramm
Das Jahr 1928 war für den deutschen Sport ein besonderes. Zum ersten Mal nach dem Ersten Weltkrieg waren deutsche Sportlerinnen und Sportlern wieder zugelassen für die Teilnahme an internationalen Wettbewerben. Von den Olympischen Spielen 1920 und 1924 sowie den Winterspielen 1924 war Deutschland ausgeschlossen gewesen. Diese Deutschen Meisterschaften standen demnach für viele Leichtathletinnen und Leichtathleten sehr im Zeichen der Qualifikation für die Spiele in Amsterdam. Das Niveau war entsprechend gut und in Amsterdam gelang dann ja auch der Gewinn einer ersten deutschen olympischen Goldmedaille in der Leichtathletik überhaupt: Lina Radke geb. Batschauer wurde Olympiasiegerin über 800 Meter.
Im Wettkampfprogramm gab es nur wenige Änderungen:
- Die überlange Bahnlaufstrecke von 25.000 Metern wurde nach drei Jahren wieder gestrichen, seitdem bleiben bis heute die 10.000 Meter die längste Bahndistanz.
- Bei den Frauen wurde der Dreikampf vom Fünfkampf abgelöst. Er bestand aus folgenden Disziplinen: Tag 1 – Kugelstoß, Hochsprung, 200 m / Tag 2 – 80 m Hürden, Weitsprung und wurde über lange Jahre nach einer älteren deutschen Punktetabelle gewertet.
Es gab zwei neue deutsche Rekorde:
- Stabhochsprung – Julius Müller 3,82 m[2]
- Speerwurf beidarmig – Erich Stoschek 103,85 m
Die folgende Übersicht fasst die Medaillengewinner und -gewinnerinnen aller Wettbewerbe von 1928 zusammen.
Medaillengewinner Männer
Medaillengewinnerinnen Frauen
Disziplin | Gold | Leistung | Silber | Leistung | Bronze | Leistung |
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100 m | Erna Steinberg (SC Brandenburg Berlin) |
12,6 s | Anni Holdmann (Hamburger Turnerbund 1862) |
12,7 s | Leni Junker (Turngemeinde Kassel) | 12,8 s |
800 m | Lina Radke geb. Batschauer (VfB Breslau) |
2:25,5 min | Marie Dollinger (TV Langenzenn) | 2:28,3 min | Elisabeth Oestreich (1. SV Jena) | 2:29,0 min |
4 × 100 m Staffel | TSV 1860 München | 49,7 s | SC Viktoria Magdeburg | 49,8 s | VfB Breslau
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Hochsprung | Helma Notte (TV Grafenberg Düsseldorf) |
1,52 m | Elisabeth Bonetsmüller (TSV München 1860) |
1,50 m | Inge Braumüller (DFSC Berlin) | 1,47 m |
Weitsprung | Eva von Bredow (SC Brandenburg Berlin) |
5,33 m | Maria Amthor (1. FC Schweinfurt) | 5,28 m | Gertrud Mäckelmann (SCC Berlin) / Lieselotte Siebert (SC Preußen Stettin) |
5,12 m |
Kugelstoßen | Grete Heublein (Polizei SV Barmen) | 11,96 m | Ruth Lange (SCC Berlin) | 11,54 m | Charlotte Lehmann geb. Gericke (TV Jahn Biesdorf) |
10,88 m |
Diskuswurf | Milly Reuter (SC Frankfurt 1880) | 36,75 m | Paula Mollenhauer (SC Victoria Hamburg) |
36,49 m | Grete Heublein (Polizei SV Barmen) | 35,74 m |
Speerwurf | Ruth Lautemann (SCC Berlin) | 37,32 m | Tilly Fleischer (Eintracht Frankfurt) | 36,075 m | Auguste Hargus (LBV Phönix Lübeck) | 35,815 m |
Schlagballwurf | Annchen Groth (SC Preußen Itzehoe) | 67,95 m | Ilse Laumann geb. Buhl (Preußen Nordhausen) |
67,08 m | Hilde Willrath (TSG Südende Berlin) | 62,27 m |
Fünfkampf, offiz. Wert. 2. Zeile: 1980er Wert.[5] |
Selma Grieme (ATSV Bremen) | 262 P (2694 P) |
Anneliese Jacke (SC Viktoria Magdeburg) |
260 P (2615 P) |
Tilly Fleischer (Eintracht Frankfurt) | 257 P (2556 P) |
Literatur
- Fritz Steinmetz: 75 Jahre Deutsche-Leichtathletik-Meisterschaften. Berlin 1973.
Fotos
- Foto der Deutschen Meisterin und Weltrekordlerin Kugelstoßen 1928 Ruth Lange auf akg-images.de, abgerufen am 28. März 2021
- Foto der Deutschen Meisterin und Weltrekordlerin Kugelstoßen 1928 Ruth Lange auf akg-images.de, abgerufen am 28. März 2021
- Foto der Deutschen Meisterin Speerwurf 1928 Ruth Lautemann auf akg-images.de, abgerufen am 28. März 2021
Weblinks
- Deutsche Leichtathletik-Meister (bis 2003) auf sport-komplett.de, abgerufen am 28. März 2021
- Deutsche Leichtathletik-Bestenliste Männer 1928 auf leichtathletik-dgld.de, abgerufen am 28. März 2021
- Deutsche Leichtathletik-Bestenliste Frauen 1928 auf leichtathletik-dgld.de, abgerufen am 28. März 2021
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Bernward Franke: In Düsseldorf ist kein DM-Heimspiel mehr möglich. Artikel vom 29. Juli 2013 im Portal nrz.de, abgerufen am 16. August 2015
- Tageseinträge für 14. Juli 1928, Webseite im Portal chroniknet.de, abgerufen am 16. August 2015
- Für das beidarmige Stoßen/Werfen wurde zur Weite des Stoßes/Wurfes mit dem schwächeren Arm die für den Wettkampf mit dem besseren Arm bereits erzielte Weite hinzu addiert.
- Der Zehnkampf wurde nach einer älteren Punktetabelle gewertet, die Disziplinen waren identisch mit den heutigen.
- Der Fünfkampf wurde nach einer älteren deutschen Punktetabelle des Frauen-Fünfkampfs gewertet, Disziplinen: Tag 1 – Kugelstoß, Weitsprung / Tag 2 – 100 m, Hochsprung, Speerwurf.