Cargill
Cargill Incorporated ist ein multinationales Handelsunternehmen, dessen Hauptsitz sich in Wayzata, Minnesota, USA befindet. Das Unternehmen befasst sich mit dem Handel von Lebens- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen.
Cargill Incorporated | |
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Rechtsform | Inc. |
Gründung | 1865 |
Sitz | Minnetonka, Minnesota, USA |
Leitung | David MacLennan (Chairman und CEO)[1] |
Mitarbeiterzahl | 150.000[2] |
Umsatz | 107,2 Mrd. US-Dollar[2] |
Branche | Nahrungsmittel |
Website | cargill.com |
Stand: 16. August 2016 |
Cargill wurde 1865 gegründet und zählt mit einem Jahresumsatz von knapp 135 Milliarden US-Dollar (2014)[3] zu den weltweit größten Unternehmen. Seine Aktivitäten umfassen den Kauf, die Verarbeitung und den Vertrieb von Getreide und Getreideprodukten und anderen landwirtschaftlichen Handelswaren sowie Herstellung und Handel mit Vieh, Futtermitteln und Inhaltsstoffen von verarbeiteten Lebensmitteln und pharmazeutischen Hilfsstoffen. Außerdem befasst sich Cargill mit Finanzdienstleistungen, die einen Teil des Risikos im Handel abdecken. Ein Teil der Finanzdienstleistungen wurde in einen Hedge-Fonds namens Black River Asset Management ausgegliedert. Dieser verfügt über zehn Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten.
Das Unternehmen beschäftigt 149.000 Personen in 70 Ländern.
Geschichte
Cargill wurde 1865 von William Wallace Cargill gegründet.
1997 kaufte Cargill mit Akzo Salt das Salzgeschäft von Akzo Nobel.[4] Ein Jahr später, 1998, verkaufte Cargill das internationale Saatgutgeschäft außerhalb Nordamerikas für 1,4 Milliarden US-Dollar an Monsanto.[5]
Nachdem Cargill 2017 bereits in das Unternehmen Memphis Meats investiert hat, wurde 2019 bekannt, dass Cargill auch in Aleph Farms investieren wird. Beide Unternehmen arbeiten an der Entwicklung von Laborfleisch.[6]
Geschäftskennzahlen
- Umsatz im Geschäftsjahr 2016: 107,2 Milliarden US-Dollar.[2]
- Netto-Gewinn im Geschäftsjahr 2016: 2,38 Milliarden US-Dollar.[2]
- 25 Prozent aller US-Getreideexporte werden von Cargill getätigt.
- Etwa 22 Prozent des US-Fleischmarkts werden beliefert.
- Cargill beschäftigt 150.000 Mitarbeiter in 70 Ländern.[2]
- Größter Exporteur aus Argentinien.
- Größter Geflügelproduzent in Thailand.
- Alle Eier, die McDonald’s-Restaurants in den Vereinigten Staaten verwenden, stammen aus Cargill-Farmen.
- Gemäß Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, kontrollierte die Cargill-Gruppe im Jahr 2012 rund 29,8 Prozent allen weltweit gehandelten Getreides.[7]
Trotz seiner Größe ist Cargill immer noch ein Familienunternehmen. Abkömmlinge der Gründerfamilien Cargill und MacMillan besitzen etwa 85 Prozent des Unternehmens. Daher kann die Firma ihr Wachstum durch Reinvestition der Gewinne finanzieren und ist nicht auf die Finanzmärkte angewiesen. Als Aktiengesellschaft wäre Cargill unter den Top Ten der Fortune-Global-500-Unternehmen (2013).
Cargills langfristige Firmenstrategie ist es, von Handel und Verarbeitung der Produkte weg und hin zu höherwertigen Aktivitäten zu gelangen. Die Firma beabsichtigt, die Beratung ihrer Kunden zur Erhöhung der Wertschöpfung in der Lebensmittelproduktionskette in den Vordergrund zu stellen.
Das Unternehmen profitiert vom weltweiten Trend zu hochveredelten Getreideprodukten und hat sich 2002 durch die Akquisition der Cerestar (vormals Béghin-Say) in diesem Geschäftsfeld neu positioniert.
Es existiert ein Gemeinschaftsunternehmen mit Hoffmann-La-Roche, das einen Prozess zur Umwandlung von Getreidenebenprodukten zu Vitamin E entwickelt. Außerdem werden Ethanol als Kraftstoff und Citronensäure aus Getreide hergestellt.
Cargill in Deutschland
Hauptsitz der Cargill Deutschland GmbH ist Krefeld. Das Unternehmen ist seit 1955 in Deutschland im Handel mit Futtermittel-Bestandteilen auf Getreide- und Nichtgetreidebasis, der Verarbeitung von Ölsaaten zu Öl und Schrot, der Malzproduktion sowie dem Handel mit Nahrungsmittel-Grundstoffen wie Glukose und Stärke, sowie technische Öle und Lezithin für die Lebensmittelindustrie und der Erzeugung von Biodiesel tätig. Es gibt zwölf Standorte (Barby, Berlin, Frankfurt, Hamburg-Harburg, Hamburg-Rothenburgsort, Hamburg-Wandsbek, Klein Schierstedt, Krefeld, Mainz, Malchin, Riesa und Salzgitter). Geschäftsführer der Cargill Deutschland GmbH ist seit 2016 Arnim Biskup.
Durch den Erwerb der ersten durch die Nestlé Gruppe in Hamburg gebauten kakaoverarbeitenden Fabrik im Oktober 2004 hat Cargill seine kakaoverarbeitenden Anlagen in Europa weiter ausgebaut. Weitere Investitionen erfolgten 2011 im Bereich Kakao durch die Akquisition der „Kakao Verarbeitung Berlin“ (KVB).
Neben der KVB wurden ebenfalls im Jahr 2011 die kommerziellen Aktivitäten der Nedalco Alkohol erworben.
Das Unternehmen legte im März 2006 im Industriepark in Frankfurt-Hoechst den Grundstein zu einer Biodieselanlage. Diese Anlage verarbeitet das Raffinat aus bereits bestehenden Ölmühlen in der Region. Der Produktionsbeginn für diese Biodieselanlage war im dritten Quartal 2006, das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 25 Millionen Euro.
Das Cargill-Werk in Mainz
Das Werk, vormals Schmidt Söhne, liegt verkehrsgünstig zwischen Rheinallee und Industriehafen in Mainz, somit können Massenverkehrsgüter kostengünstig umgeschlagen werden. Die Ölmühle beschäftigt ca. 55 Mitarbeiter und verarbeitet jährlich 450.000 Tonnen Raps und Sonnenblumensaat zu Öl und Schrot. Die Rapssaat stammt vorwiegend aus den benachbarten Bundesländern und zum Teil aus der Tschechischen Republik. Das Öl wird in der Nahrungsmittelindustrie verwendet, aber auch für technische Zwecke. Rapsschrot dient als Beimischung zu Futtermitteln.
Mit finanzieller Unterstützung der EU innerhalb des LIFE (EU)-Programms führte die Cargill GmbH in Mainz ein Projekt zur Geruchsreduzierung und Energieeinsparung bei der Ölsaatenverarbeitung durch. Der Brüden enthält wie bei allen Ölmühlen einen hohen Anteil Senfölglycoside, deren Geruch als unangenehm empfunden wird. Gemeinsam mit der Firma Bulkflow wurde eine Pilotanlage sowie eine Machbarkeitsstudie erstellt, die das Energieeinsparpotential und die Reduzierung der Umwelteinflüsse über den Zeitraum von einem Jahr beurteilt. Dieses Verfahren beruht auf dem Prinzip des umgekehrten Wärmeübertragers und kann im Erfolgsfall auch bei anderen Ölmühlen, z. B. in Weisenau bei der ADM Soya Mainz zur Umweltentlastung beitragen.
Das Finanzierungsinstrument LIFE soll zur Umsetzung, Aktualisierung und Weiterentwicklung der Umweltpolitik und des Umweltrechts der Gemeinschaft (EU), insbesondere im Hinblick auf die Einbeziehung von Umweltaspekten in andere Politikfelder sowie auf die nachhaltige Entwicklung in der Europäischen Union, beitragen.
2016 wurde der Standort geschlossen und die Fabrikationsanlagen 2017 abgebrochen[8][9].
Das Cargill-Werk in Krefeld
Direkt am Krefelder Rheinhafen gelegen, produzieren im Werk Krefeld ca. 600 Mitarbeiter aus Mais täglich Stärke und Stärkefolgeprodukte wie z. B. Dextrose und Sorbit. Das Werk wurde 1946 damals unter dem Namen Maizena gegründet durch Corn Products Refining Corporation (CPC), 1987 mit der Übernahme durch die Gruppo Ferruzi in Cerestar umbenannt und firmiert nach der Übernahme durch die Firma Cargill im Jahr 2002 seit 2006 unter dem Namen Cargill.
Das Cargill-Werk in Barby
Die Stärkefabrik in Barby bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt liegt in der Magdeburger Börde, einem der besten Getreideanbaugebiete Deutschlands, und verarbeitet Weizen zu Stärke und Stärkederivaten. In Barby arbeiten 149 Mitarbeiter. In Barby werden verschiedene Glukosesirupe, Weizenkleber und Erzeugnisse für die Tierernährung hergestellt. Die Historie des Standortes reicht bis 1905 zurück.
Das Cargill-Werk in Salzgitter-Beddingen
In Salzgitter-Beddingen wurde 1992 von Cargill eine Produktionsstätte als Ölmühle und Mälzerei neu aufgebaut. Der Standort liegt verkehrsgünstig für den Umschlag von Massengütern direkt am Mittellandkanal. Überwiegend für den nationalen Markt werden mit ca. 115 Mitarbeitern Öl und Schrot für die Mischfutter-, Biodiesel- und Nahrungsmittelindustrie hergestellt. Weitere Aktivitäten sind die Produktion von Malz für Brauereien und der Getreidehandel (u. a. als Warentermingeschäft).
Das Cargill-Werk in Malchin
Das Malchiner Werk liegt im zentrumsnahen Industriegebiet der Stadt Malchin südöstlich des Kummerower Sees im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern. Das Produktions- und Lagergelände bedeckt eine Fläche von etwa 110.000 Quadratmetern. Der Baubeginn des Werkes des ursprünglichen US-Unternehmen Citrico datiert auf den 4. Oktober 2000. Die erste Produktion startete im Januar 2002 und firmiert seit 2005 unter dem Namen Cargill. Im April 2012 kaufte das Unternehmen das angrenzende insolvente Rapsveredelungswerk auf. Die Citrusfruchtreste werden vor allem über den Schienenweg an das Werk angeliefert.
Cargill in der Schweiz
Cargill International S.A. ist seit 1956 in der Schweiz tätig und beschäftigt über 500 Mitarbeiter an sieben Standorten. Der Hauptsitz befindet sich in Genf.[10]
Cargill war bis 2017 einer der führenden Futtermittelanbieter auf dem Schweizer Markt und betrieb Produktionsstätten in Lucens, Gossau und Kaiseraugst. Das Unternehmen produzierte Premix und Mischfutter für Geflügel, Schweine, Rinder und Milchvieh. Spezialfutter für Haustiere, Pferde, Zootiere sowie medizinisches Futter. Ende 2017 wurde das Futtermittelgeschäft mit rund 250 Mitarbeitern von AURELIUS Equity Opportunities SE & Co. KGaA übernommen.[11]
Kritik
Die Schokoladenindustrie unterzeichnete im September 2001 das sogenannte Harkin-Engel-Protokoll. Dieses Protokoll beinhaltet Maßnahmen, die bis 2005 zur Beendigung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit bzw. -sklaverei in der Kakaoindustrie führen sollten.[12] Eine Reportage der ARD kam 2010 zu dem Schluss, dass große Firmen wie Mars Inc., aber auch Cargill oder Nestlé nach wie vor Kindersklaverei „zumindest dulden“.[13] Eine Evaluation der Tulane-Universität stellte 2011 fest, dass von den sechs im Harkin-Engel-Protokoll genannten Maßnahmen keine einzige vollständig umgesetzt wurde.[14]
2017 wurde Cargill die Beteiligung an der sich erneut verschlimmernden Abholzung des Tropischen Regenwaldes vorgeworfen. Das Unternehmen kaufte nach Recherchen von Umweltschützern und der New York Times Sojabohnen von Bauern, die das Land für deren Anbau zuvor durch Abholzung in Bolivien urbar gemacht hatten.[15]
Die Umweltschutzorganisation Mighty Earth veröffentlichte im Juli 2019 einen Bericht zu Verfehlungen des Unternehmens und nannte es „das schlimmste Unternehmen der Welt“.[16]
Literatur
- Wayne G. Broehl, Jr.: Cargill: Trading the World’s Grain. Dartmouth College, 1992, ISBN 0-87451-572-6.
- Wayne G. Broehl, Jr.: Cargill: Going Global. University Press of New England, 1998, ISBN 0-87451-854-7.
- Wayne G. Broehl, Jr.: Cargill: From Commodities to Customers. University Press of New England, 2008, ISBN 1-58465-694-8.
- Brewster Kneen: Invisible Giant: Cargill and Its Transnational Strategies. Pluto Press, 2002, ISBN 0-7453-1958-0.
Weblinks
- Offizielle Website auf cargill.com (englisch)
- Offizielle deutsche Website auf cargill.de
- Cargill in Österreich auf cargill.com
- Cargill in der Schweiz auf cargill.com
Einzelnachweise
- Executive Team
- Cargill: Envisioning tomorrow – 2016 Annual Report
- Cargill Übersicht auf cargill.de
- Cargill to buy North American salt assets from Akzo, auf www.nytimes.com, abgerufen am 18. März 2018
- Monsanto Agrees to Purchase Cargill International Seed Operations In Central And Latin America, Europe, Asia, Africa. PRNewswire, 29. Juni 1998
- Laborfleisch: Auch Agrarriese investiert. In: schweizerbauer.ch. 20. Mai 2019, abgerufen am 20. Mai 2019.
- Ziegler: Hunger ist organisiertes Verbrechen. In: derStandard.at. 21. Februar 2013, abgerufen am 4. Dezember 2017.
- Alfons Deter: „Cargill“ gibt Standort Mainz auf. 15. März 2016, abgerufen am 29. Januar 2018.
- Cargill schließt Standort in Mainz-Mombach: 52 Mitarbeiter betroffen. AZ Mainz, 10. März 2016, abgerufen am 29. Januar 2018.
- Eintrag der «Cargill International S.A.» im Handelsregister des Kantons Genf. Abgerufen am 8. November 2017.
- Aurelius übernimmt Schweizer Futtermittelgeschäft von Cargill. In: aureliusinvest.de, 6. November 2017, abgerufen am 8. November 2017.
- Harkin Engel Protocol (Memento vom 17. Oktober 2013 im Internet Archive) auf cocoainitiative.org
- Schmutzige Schokolade. (Stelle: 40:02-41:30) Reportage/Dokumentation von Miki Mistrati im Auftrag des NDR, 43:23 Minuten, deutsche Erstausstrahlung am 6. Oktober 2010 in Das Erste
- Oversight of Public and Private Initiatives to Eliminate the Worst Forms of Child Labor in the Cocoa Sector in Côte d’Ivoire and Ghana (Memento vom 12. April 2012 im Internet Archive) auf cocoainitiative.org (PDF; 3,3 MB)
- Hiroko Tabuchi und Claire Rigby: „Amazon Deforestation, Once Tamed, Comes Roaring Back“ New York Times vom 24. Februar 2017
- Phil Aikman, Alex Armstrong, Joel Finkelstein, Glenn Hurowitz, Etelle Higonnet, Mathew Jacobson, Liviya James, Deborah Lapidus, Julian Oram, Lucia von Reusner, Anahita Yousef: Cargill: the Worst Company In the World. Mighty Earth, 11. Juli 2019, abgerufen am 11. Juli 2019 (englisch).