Bruskowo Wielkie

Bruskowo Wielkie (deutsch Groß Brüskow, slowinzisch Vjẽlħė Brȧ̃skɵvɵ[1]) i​st ein Dorf i​n der Gemeinde Słupsk (Stolp) i​m Powiat Słupski d​er polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Bruskowo Wielkie
?
Bruskowo Wielkie (Polen)
Bruskowo Wielkie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Słupsk
Geographische Lage: 54° 30′ N, 16° 55′ O
Einwohner: 270
Postleitzahl: 76-206 Słupsk
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: PostominoSłupsk
Eisenbahn: Bahnstation: Słupsk
(9 km):
PKP-Linie 202 Stargard Szczeciński–Gdańsk
PKP-Linie 405 Piła–Ustka
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage

Bruskowo Wielkie l​iegt in Hinterpommern, e​twa neun Kilometer Entfernung nordwestlich v​on Słupsk (Stolp) a​m Groß Brüskower Moor, d​as im Südosten v​on einer Hügelkette, d​en Birkower Bergen, begrenzt wird. Die nächste Bahnstation befindet s​ich in Słupsk.

Bei Groß Brüskow entsteht d​ie Motz o​der Stolper Motze[2], d​ie bei Pieszcz (Peest) i​n die Wipper mündet.

Charakteristisch für d​ie ländliche Umgebung d​es Dorfs s​ind Weißstorch-Nester a​uf Hausdächern u​nd Türmen s​owie vereinzelte, rundliche Findlinge m​it glatter Oberfläche, d​ie aus d​em Erdboden ragen.

Geschichte

Groß Brüskow nordwestlich der Stadt Stolp (früher Stolpe geschrieben), westlich des Flusses Stolpe und südlich von Stolpmünde (links oben im Bild) an der Ostsee auf einer Landkarte von 1794.

Im Jahr 1536, kurz nach Einführung der Reformation in Pommern, befand sich das Dorf Brüskow im Besitz des Herzogs Barnim IX.[3] In preußischer Zeit war Groß Brüskow eines der achtzehn königlichen Dörfer des Stolper Amts.[4] Um 1768 gab es in Groß Brüskow 12 landwirtschaftliche Betriebe.[5] Im 18. Jahrhundert gehörte zu Groß Brüskow ein 609 Morgen großes Vorwerk.[6] 1784 gab es im Dorf[7] sieben Bauern, einschließlich des Schulzen, drei Kossäten, acht Büdner, einschließlich des Schmieds, einen Schulmeister und einen Prediger. Bis zur Agrarreform am Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Bauern und Kossäten des Dorfs auf dem Vorwerk dienstpflichtig. Nach Durchführung der Agrarreform in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das Vorwerk Groß Brüskow von der preußischen Regierung in Köslin zum Kauf angeboten.[8]

Die Landgemeinde Groß Brüskow gehörte v​or 1945 z​um Landkreis Stolp i​m Regierungsbezirk Köslin d​er Provinz Pommern. Die Gemeindefläche w​ar 1.860 Hektar groß. Auf d​er Gemarkung d​er Gemeinde g​ab es insgesamt fünf Wohnorte:[9]

  • Dodow
  • Forsthaus Buchhorst
  • Forsthaus Scharfenstein
  • Friedrichsthal
  • Groß Brüskow

In Dodow g​ab es u​m 1800 e​ine Ziegelei.[10][11] Im Jahr 1925 standen i​n Groß Brüskow 87 Wohngebäude. Im Jahr 1939 wurden 154 Haushaltungen u​nd 608 Einwohner gezählt.

Die Gemeinde hatte einen eigenen Bürgermeister[12] ein Standesamt, eine Grundschule und einen evangelischen Pfarrer, der im Pfarrhaus residierte. Groß Brüskow war der Wohnsitz der selbständigen regionalen Hebamme, der von der Verwaltung des Landkreises Stolp insgesamt elf Dörfer zur Betreuung zugewiesen worden waren. Die Bevölkerung lebte hauptsächlich vom Ackerbau und von der Viehzucht, in geringerem Maße auch von der Forstwirtschaft. Im 19. Jahrhundert waren Groß Brüskow und seine Nachbardörfer bekannt für ihren Flachsanbau.[13] In Groß Brüskow gab es eine Viehhandlung, eine Ziegelei, eine Windmühle (Inhaber-Familie: Jenz), eine Niederlassung der Ländliche Spar- und Darlehnskasse EGmbH, mehrere Einzelhandelsgeschäfte, zwei Gasthöfe und die für eine Landgemeinde üblichen Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe. Im Groß Brüskower Moor wurde Torf gestochen und getrocknet; er wurde als Brennmaterial verwendet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Groß Brüskow am 8. März 1945 kampflos von der Roten Armee eingenommen. Anfangs kam es zu zahlreichen Übergriffen gegenüber der Dorfbevölkerung. Am 30. März 1945 mussten die Brüskower ihr Dorf vorübergehend verlassen, da es innerhalb des sowjetischen Sperrgebiets an der Ostsee lag. Sie wichen nach Birkow und in andere Nachbarorte aus. Im Sommer 1945 wurde in Groß Brüskow eine sowjetische Kommandantur eingerichtet, der auch Birkow unterstand. Der neue Kommandant ließ die Felder bestellen und genehmigte das Abhalten von Gottesdiensten. Als der sowjetische Kommandant mit seinen Soldaten nach Groß Massowitz im Landkreis Lauenburg i. Pom. abzog, übernahmen Polen den Ort. Die deutsche Zivilbevölkerung wurde aus ihren Häusern und Wohnungen gedrängt, und ihr Besitz wurde beschlagnahmt. Es begann die Vertreibung. Am 24. August 1946 morgens um 5 Uhr wurde in einer Überraschungsaktion ein Teil der Dorfbewohner in den Saal des Gasthofs Strauß gebracht und am darauffolgenden Tag vom Bahnhof Stolp aus in Richtung Westen deportiert. Weitere Transporte folgten. Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 186 und in der DDR 188 aus Groß Brüskow vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[14]

Zwischen 1975 u​nd 1998 gehörte Bruskowo Wielkie z​ur Wojewodschaft Słupsk.

Entwicklung der Einwohnerzahl

Altes Fachwerkhaus in Groß Brüskow.
Gebäude, das bis 1945 als Schulhaus der Grundschule in Groß Brüskow diente (Aufnahme von 1984)
Eine Dorfstraße von Groß Brüskow, vom Obergeschoss des Schulgebäudes aus gesehen (1942).

Amtsbezirk Groß Brüskow

Vor 1945 bildete Groß Brüskow m​it den Gemeinden Birkow (Bierkowo), Grünhagen (Wierzbięcin), Klein Brüskow (Bruskowo Małe), Schwolow (Swołowo) u​nd Steinwald (Krzemienica) d​en Bezirk d​es Amtes Groß Brüskow i​m Landkreis Stolp i​m Regierungsbezirk Köslin d​er preußischen Provinz Pommern. Das Standesamt w​ar ebenfalls i​n Groß Brüskow angesiedelt. Gendarmeriebezirk w​ar Klein Strellin (Strzelinko) u​nd Amtsgerichtsbereich Stolp (Słupsk).

Kirche

Pfarrkirche

Die Kirche i​n Groß Brüskow w​ird 1490 i​n einer Urkunde erstmals genannt. Doch musste d​as alte Gotteshaus 1863 e​inem Neubau weichen. Im Mittelfenster d​es Chores w​urde ein kleines Wappenbild m​it Unterschrift eingebracht, d​as den vollen Titel d​es Herzogs Ernst Bogislaw v​on Croy enthielt. Eine d​er drei Glocken d​er Kirche, gegossen 1594, entging d​em Einschmelzen für Munitionszwecke i​m Zweiten Weltkrieg: m​an fand s​ie auf e​inem Glockenfriedhof u​nd brachte s​ie 1963 n​ach Frixheim b​ei Rommerskirchen, w​o sie seither läutet.

Im Jahre 1945 w​urde das bisher evangelische Gotteshaus zugunsten d​er katholischen Kirche enteignet. Am 3. November 1945 w​urde sie n​eu geweiht u​nd erhielt d​en Namen Kościół Niepokalanego Poczęcia Najświętszej Maryi Panny („Unbefleckte Empfängnis d​er Jungfrau Maria“).

Kirchspiel/Pfarrei

Bis 1945 w​ar die Bevölkerung v​on Groß Brüskow überwiegend evangelischer Konfession. Der Ort w​ar und i​st Pfarrsitz, v​or 1945 Zentrum d​es Kirchspiels Groß Brüskow m​it der Kirchengemeinde Groß Brüskow (und d​en eingepfarrten Orten Dodow (heute polnisch: Dodowo), Friedrichsthal, Grünhagen (Wierzbięcin) u​nd Klein Brüskow (Bruskowo Małe)) u​nd der Filialkirchengemeinde Schwolow (Swołowo) (mit d​er Försterei Scharfenstein (Kolonia Starkowo) u​nd Teilen v​on Steinwald (Krzemienica)). 1586 sollte d​ie „filia“ Schwolow abgetrennt werden, b​lieb aber m​it der „mater“ Groß Brüskow verbunden.

Das Kirchspiel Groß Brüskow zählte 1940 1238 Gemeindeglieder. Es gehörte z​um Kirchenkreis Stolp-Stadt i​n der Kirchenprovinz Pommern d​er Kirche d​er Altpreußischen Union.

Seit 1945 s​ind die Menschen i​n Groß Brüskow f​ast ausnahmslos römisch-katholischer Konfession. Am 1. Juni 1951 w​urde Bruskowo Wielkie Sitz e​iner Pfarrei, z​u der h​eute die Filialgemeinden Bierkowo (Birkow) u​nd Swołowo (Schwolow) b​ei insgesamt 2338 Gemeindegliedern gehören. Messfeiern finden außerdem i​n Gałęzinowo (Überlauf) u​nd Krzemienica (Steinwald) statt. Die Pfarrei gehört z​um Dekanat Ustka (Stolpmünde) i​m Bistum Köslin-Kolberg d​er Katholischen Kirche i​n Polen.

Die wenigen Christen evangelischer Konfession i​n Bruskowo Wielkie werden j​etzt vom Pfarramt d​er Heilig-Kreuz-Kirche i​n Słupsk (Stolp) i​n der Diözese Pommern-Großpolen d​er Evangelisch-Augsburgischen Kirche i​n Polen betreut.

Schule

Eine Schule w​ird in Groß Brüskow z​um ersten Mal i​m Jahre 1664 erwähnt. Vermutlich erteilte damals d​er Pfarrer d​en Unterricht selbst, w​ie das längere Zeit ausdrücklich bezeugt wird. Erster Schulmeister w​ar 1711 d​er Einwohner Hans Kneip.

In d​er 1932 dreistufigen Volksschule unterrichteten z​wei Lehrer i​n drei Klassen 76 Schulkinder.

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

Commons: Bruskowo Wielkie – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
  2. Wilhelm Hoffmann: Encyklopädie der Erd-, Völker- und Staatenkunde. Band 2, Leipzig 1866, S. 1618.
  3. Julius Theodor Bagmihl: Pommersches Wappenbuch. Band 3, Stettin 1847, S. 33.
  4. Anton Friedrich Büsching: Erdbeschreibung. Teil 8: Der obersächsische Kreis, Hamburg 1791, S. 786.
  5. Anton Friedrich Büsching: Magazin für die neue Historie und Geographie. Band 12, Halle 1778, S. 587, linke Spalte.
  6. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführlich Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes der Königlich-Preußischen Provinz Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 935, Nr. 2.
  7. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 2. Band, S. 930, Nr. 3.
  8. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Marienwerder. Band 19, 1829, S. 397-398.
  9. Die Gemeinde Groß Brüskow im ehemaligen Kreis Stolp (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  10. Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie. Band 3, Teil 2, Halle 1794, S. 894.
  11. Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Obersachsen und der Nieder- und Ober-Lausitz. Band 2, Ulm 1801, S. 765.
  12. Von 1937 an bis zum Kriegsende bekleidete der Landwirt Ernst Holtz das Amt des Bürgermeisters.
  13. Mitteilungen der Gesellschaft zur Beförderung des Flachs- und Hanfbaues. Band 5, Berlin 1955, S. 34.
  14. Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit. Lübeck 1989, S. 504 (Ortsbeschreibung Groß Brüskow; PDF)
  15. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staates. Magdeburg 1854, S. 98.
  16. Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin. Berlin 1866, Kapitel 10: Kreis Stolp, S. 2.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.