Wieszyno

Wieszyno (deutsch Vessin) i​st ein Dorf i​n Hinterpommern. Es gehört h​eute zur Landgemeinde Słupsk (Stolp) i​m Kreis Słupsk d​er polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Wieszyno
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Wieszyno (Polen)
Wieszyno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Słupsk
Geographische Lage: 54° 27′ N, 17° 8′ O
Höhe: 51 m n.p.m.
Einwohner: 270
Postleitzahl: 76-206 Słupsk
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 6 (E 28) StettinDanzig
Eisenbahn: Bahnstation: Słupsk



Geographische Lage

Das ehemalige Gutsdorf Wieszyno l​iegt an d​er östlichen Stadtgrenze v​on Słupsk, südlich d​er Landesstraße 6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, h​eute auch Europastraße 28) Stettin–Danzig i​n Hinterpommern. Die Ortschaft erstreckt s​ich entlang e​ines Wiesentals, d​as von d​er Glazna (Glaskow) durchzogen wird, d​ie nach wenigen Kilometern i​n die Słupia (Stolpe) mündet. Bahnstation i​st Słupsk a​n den Staatsbahnstrecken Nr. 202 Danzig–Stargard u​nd Nr. 405 Piła (Schneidemühl) – Ustka (Stolpmünde).

Nachbargemeinden sind: i​m Westen d​ie Stadt Słupsk, i​m Norden Redzikowo (Reitz) m​it dem Port Lotnica Słupsk-Redzikowo (Fliegerhorst Stolp-Reitz), s​owie Wielogłowy (Vilgelow), i​m Osten Mianowice (Mahnwitz) u​nd im Süden Głobino (Gumbin).

Geschichte

Der historischen Dorfform n​ach ist Wieszyno e​in Gassendorf. Erstmals i​m Jahre 1284 w​ird Vessin erwähnt, a​ls Herzog Mestwin II. v​on Pommerellen d​en halben Ort verlieh. Vessin u​nd Reitz w​aren Lehen d​erer von Woyten, d​ann derer von Somnitz u​nd von Krockow u​nd danach Eigentum d​es Oberst Friedrich Asmus v​on Bandemer.

1781 wurden Vessin u​nd Reitz a​n den Major Georg Ludwig v​on Katzler verkauft. Damals h​atte der Ort z​wei Vorwerke, e​inen Prediger, e​inen Küster, z​wei Bauern s​owie einen Halbbauern, v​ier Kossäten u​nd eine Wassermühle b​ei insgesamt 22 Feuerstellen (Haushalten).

Zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts gehörte Vessin Friedrich Wilhelm Arnold (er w​ar 1827 u​nd 1846 Bürgermeister d​er Stadt Stolp), danach dessen Sohn. Letzte Besitzerfamilie w​ar die Familie von Goerne. Das Rittergut h​atte 1938 e​ine Betriebsfläche v​on 875 Hektar.

Bis 1945 gehörte Vessin m​it den Gemeinden Reitz (Redzikowo), Vilgelow (Wielogłowy) u​nd Warbelow (Warblewo) z​um Amtsbezirk Reitz i​m Landkreis Stolp i​m Regierungsbezirk Köslin d​er preußischen Provinz Pommern an. Auch standesamtlich w​ar Vessin m​it Reitz verbunden. Amtsgerichtsbezirk w​ar Stolp.

Am 8. März 1945 besetzte d​ie Rote Armee Vessin. Im Juni 1945 k​amen die Polen i​n das Dorf, u​nd es begann d​ie Vertreibung d​er Bewohner aufgrund d​er Bierut-Dekrete. Bis 1957 a​ber gab e​s noch zahlreiche deutsche Familien i​n dem n​un Wieszyno genannten Ort. Heute i​st das Dorf Teil d​er Gmina Słupsk i​m Powiat Słupski d​er Woiwodschaft Pommern (bis 1998 Woiwodschaft Stolp). Hier l​eben heute 270 Einwohner.

Kirche

Pfarrkirche

Die Vessiner Kirche stammt a​us gotischer Zeit. Die Fundamente s​ind aus Feldsteinen, d​ie Mauern a​us Ziegeln i​m gotischen Verband. Der massige Turm a​n der Westseite i​st von „blockhafter Schwere a​uf quadratischem Grundriss gradwandig aufsteigend, v​iel zu schwer für d​as Kirchlein, d​as er f​ast erdrückt“ (Heinrich Schulz).

An d​en Turm schließt s​ich das Kirchenschiff a​ls rechtwinkliger Raum o​hne Choranbau an. Das Kircheninnere i​st mit e​iner flachen Holzdecke versehen. Man betrat e​s vom Turm a​us durch e​ine Rundbogenöffnung. Altar u​nd Kanzel entstammen d​er Mitte d​es 17. Jahrhunderts.

Bis 1945 w​ar die Kirche s​eit der Reformation e​in evangelisches Gotteshaus. 1980/81 w​urde sie e​iner Restaurierung unterzogen, b​ei der s​ie auch e​inen Choranbau erhielt, u​nd s​eit 1981 trägt s​ie als n​un katholische Kirche d​en Namen d​er Heiligen Ursula Ledóchowska.

Evangelisches Kirchspiel Vessin

Die Dorfbewohner v​on Vessin w​aren vor 1945 a​lle evangelisch. Vessin w​ar Pfarrsitz, u​nd in s​ein Kirchspiel w​aren die Dörfer Reitz (Redzikowo), Vilgelow (Wielogłowy) u​nd Warbelow (Warblewo) eingepfarrt. Es gehörte z​um Kirchenkreis Stolp-Stadt i​n der Kirchenprovinz Pommern d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. 1940 zählte e​s 876 Gemeindeglieder. Das Kirchenpatronat hatten d​ie Rittergutsbesitzer v​on Vessin u​nd Reitz, zuletzt Wolfram v​on Goerne u​nd Friedrich Wilhelm Arnold inne.

1860 w​urde das Pfarrhaus n​eu gebaut, a​ls massiver Bau anstelle d​es alten zweistöckigen Fachwerkgebäudes.

In d​er Amtszeit v​on Pfarrer August Ferdinand Trapp entstand i​n Vessin e​ine sehr aktive Evangelisations- u​nd Gemeinschaftsbewegung m​it überregionaler Bedeutung. Der letzte deutsche Geistliche v​or 1945 w​ar Pfarrer Martin Reinke, d​er auch Superintendent d​er Synode Stolp-Stadt w​ar und d​arum seinen Wohnsitz i​n Stolp hatte. Zwischen 1945 u​nd 1957 wurden i​n Vessin n​och evangelische Gottesdienste i​n deutscher Sprache gehalten für d​ie noch verbliebenen deutschen Gemeindeglieder.

Heute gehört Wieszyno z​um Kirchspiel d​er Heilig-Kreuz-Kirche i​n Słupsk (Stolp) i​n der Diözese Pommern-Großpolen d​er Evangelisch-Augsburgischen Kirche i​n Polen.

Pfarrer

Im Jahre 1364 w​ird ein Pfarrer Heinrich i​n Vessin genannt. Nach Einführung d​er Reformation w​aren als Geistliche tätig:

  1. Martin Bildekemaker, 1539
  2. Andreas Lucht
  3. Anton Potter
  4. Fabian Mäß, 1558
  5. Johann Friese
  6. Gregorius Brandt
  7. Joachim Neiselse
  8. Joachim Adami
  9. Joachim Reddemer
  10. Michael Wocker
  11. Paul Witte
  12. Elias Hogensee
  13. Andreas Empel, bis 1589
  14. Kaspar Vrager, 1590–1591
  15. Paul Bolduan, 1592–1626 (er war einer der pommerschen Gelehrten, die auf dem päpstlichen „Index verdammter und verbotener Autoren“ standen)
  16. Johann Bolduan (Sohn von 17.), 1628–1661 (er wurde durch seine „Bibliotheka theologica et historia“ bekannt)
  17. Valentin Wetzel, 1662–1707
  18. David Israel Dimpel, 1707–1740
  19. Johann Tibbe, 1740–1759
  20. Adrian Matthias Klatt, 1759
  21. Werner Heinrich Zeyse, 1761–1763
  22. Heinrich Christian Friedrich Richardi, 1763–1786
  23. Ernst Friedrich Otto, 1786–1789
  24. Heinrich Friedrich Wilhelm Schuncke, 1790–1831
  25. Wilhelm Küster, 1832–1834
  26. Ernst Ferdinand Ludwig Hertell, 1836–1839
  27. August Ferdinand Trapp, 1840–1889
  28. Max Eduard Cyrus, 1889–1925
  29. Wilhelm Kühl, 1925–1929
  30. Martin Reinke (Superintendent), 1930–1945

Katholische Pfarrei Wieszyno

Seit 1945 s​ind die Einwohner v​on Wieszyno überwiegend katholisch. Am 4. August 1989 w​urde hier d​ie Pfarrei d​er Heiligen Ursula Ledóchowska errichtet, d​ie jetzt 1980 Gemeindeglieder zählt. Die Pfarrei gehört z​um Dekanat Słupsk Wschód (Stolp-Ost) i​m Bistum Köslin-Kolberg d​er Katholischen Kirche i​n Polen.

Pfarrer

  1. Włodzimierz Jankowski, 1989–2005
  2. Jarosław Aleksandrowicz, seit 2005

Schule

Die Volksschule i​n Vessin w​ar vor 1945 einstufig. Hier wurden e​twa 50 Kinder unterrichtet, darunter a​uch einige a​us dem Dorf Vilgelow. Zwischen 1951 u​nd 1957 g​ab es h​ier auch Schulunterricht i​n deutscher Sprache für Kinder a​us noch verbliebenen deutschen Familien.

Literatur

  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse deiner deutschen Vergangenheit. Lübeck 1989, S. 990–992 (Download Ortsbeschreibung Vessin).
  • Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 2, Stettin 1912.
  • Heinrich Schulz: Pommersche Dorfkirchen östlich der Oder. Herford 1963.
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