Bokensdorf
Bokensdorf ist eine Gemeinde im Landkreis Gifhorn in Niedersachsen. Sie gehört der Samtgemeinde Boldecker Land an, die ihren Verwaltungssitz in Weyhausen hat.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Gifhorn | |
Samtgemeinde: | Boldecker Land | |
Höhe: | 72 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,51 km2 | |
Einwohner: | 1278 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 88 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 38556 | |
Vorwahl: | 05366 | |
Kfz-Kennzeichen: | GF | |
Gemeindeschlüssel: | 03 1 51 004 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Eichenweg 1 38554 Weyhausen | |
Bürgermeisterin: | Jennifer Georg (FWB) | |
Lage der Gemeinde Bokensdorf im Landkreis Gifhorn | ||
Geographie
Bokensdorf liegt zwischen den Naturparks Südheide und Drömling. Westlich des Ortes befindet sich das Feuchtgebiet Deerenmoor.
Geschichte
Bokensdorf wurde erstmals 1468 in einem Willebrief (landesherrliche Bestätigung) des Herzogs Otto II. des Siegreichen zu Braunschweig-Lüneburg erwähnt. Der Herzog bestätigt darin die Stiftung von zwei Memorien (Seelmessen) und gibt der Kirche dafür zu Nutzen des Pfarrers eine Wiese, die der Schulze zu Bokensdorf („Bokelstorpe“) gegen einen jährlichen Zins innehat. Später findet man Bokensdorf 1495 in einer Urkunde mit der Bezeichnung „Vakesdorf“ und 1535 unter „Backendorf“.
Die Landschaft um Bokensdorf wurde wie die gesamte Lüneburger Heide über 2000 Jahre vorwiegend durch Eichen- und Birkenwäldern geprägt. Diese Mischwälder wurden gerodet, um Acker- und Weideland sowie Bau- und Brennholz zu gewinnen. Bokensdorf gehört zu den „-dorf“-Siedlungen, deren Entstehungszeit schwer festzustellen ist. Als Hauptentstehungszeit werden Rodeperioden ab dem 7. Jh. n. Chr. angesehen.
Nachgewiesen sind in Bokensdorf Münzfunde aus der Zeit Heinrichs des Löwen (ca. 1130–1195). Diese Geldstücke waren wahrscheinlich Fährmünzen. Es handelt sich um Grabbeigaben für Nichtchristen, die auf einem Friedhof etwa 1,5 km südlich des Ortes gefunden wurden. Möglicherweise lebten zu dieser Zeit noch Wenden in Bokensdorf, denn „Fährgeld“ galt als unchristlich.
Die ursprüngliche Siedlungsform, ein wendischer Rundling, kann im heutigen Altdorf am „Bauernberg“ leicht rekonstruiert werden. Bokensdorf hatte ursprünglich wohl nur eine halbrunde Form von vier Ackerhöfen, die von Jembke und Stellfelde über eine alte Heerstraße erreichbar waren.
Vermutlich um 1300 entstanden neben den vier bisherigen Ackerhöfen fünf sogenannte Vollköthner-Höfe. Es ist nahezu einmalig in Niedersachsen, dass diese später angesiedelten Hofbesitzer den eingestammten Ackerbauern gleichgestellt waren. Die zwölf Hausnummern im Bauernberg bezeugen die nahezu 500 Jahre alte Struktur des Ortes mit neun großen und zwei kleineren Brincksitzer-Höfen, der Schule und der Gastwirtschaft.
Erst im Jahre 1859 vollzog sich ein Wandel. Mit der sogenannten Ablöse konnten sich die Bauern in Niedersachsen von der Lehnsherrschaft der Fürsten frei kaufen. Für Bokensdorfer hieß dies die Befreiung von Diensten und Abgaben, zu denen sie den Grafen vom Schloss Wolfsburg und den Herzögen in Lüneburg verpflichtet waren.
Seit dieser „Bauernbefreiung“ konnten nun die Bauern ihre Arbeitszeit auf ihren eigenen Äckern verwerten. Vorteile ergaben sich auch aus der in dieser Zeit durchgeführten Flurbereinigung. Es entstanden attraktive, große Ackerflächen, die wirtschaftlich bearbeitet werden konnten. Die Bokensdorfer waren nicht mehr arm. Sie haben nach und nach ihre alten giebelständigen Häuser aufgegeben und ab 1900 traufständige Gebäude zum damaligen Dorfzentrum hin errichtet. Auch die nicht erbberechtigten Bauern profitierten vom neuen Reichtum. Als Anbauer erhielten sie Flächen an dem Weg zur Mühle nach Jembke, dem „Mühlenweg“. Sie betrieben dort Kleingewerbe, z. B. Schlachter im Winter, Maurer im Sommer.
Die Gebäude, die in dieser Zeit errichtet wurden, sind genauso wie die Gebäude auf dem Bauernberg dem „Bauernstil“, einer Variante des Jugendstils, zuordnen. Man findet in einigen Häusern immer noch die für diese Zeit typischen Fliesenmosaikmuster.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verdoppelte sich die Bevölkerungszahl in Bokensdorf durch Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten. Viele blieben im Ort. Der Lönsweg – mit den einheitlich wie am Lineal ausgerichteten Häusern und den rückwärtigen großen Gärten – ist typisch für den Baustil der 1950er-Jahre.
Infolge der politischen Situation in den 1960er-Jahren kauften viele Westberliner Grundstücke „im Westen“. So entstand der „Berliner Ring“. Wegen der Nähe zur Volkswagenstadt Wolfsburg zogen in den 1980er- und 1990er-Jahren viele VW-Mitarbeiter nach Bokensdorf und errichteten dort im Norden und Nordosten Eigenheime. Eine Straße erinnert an einen langjährigen Bürgermeister und wurde „Willy-Müller-Ring“ benannt.
Im Osten entstand an ehemaligen Kiesabbaustellen ein der Naherholung dienendes Wochenendhausgebiet. Die Anwohner haben sich in drei Vereinen organisiert.
Das Leben in Bokensdorf wird durch die Freiwillige Feuerwehr, den Schützenverein, die Jägerschaft und den Sportverein mit den Sparten Fußball, Tennis, Gymnastik und neuerdings Karate geprägt. Der Landfrauenverein Jembke, Barwedel, Bokensdorf lädt zu vielen Veranstaltungen ein. Südlich des Ortes hat der Golfclub Wolfsburg seine Heimat gefunden.
Die Gemeinde Bokensdorf gehört zur Samtgemeinde Boldecker Land, die im Ort eine Kindertagesstätte betreibt. Die Grundschulkinder werden in Jembke unterrichtet, die Haupt- und Realschule ist in Weyhausen ansässig. Zu allen Schulen, auch zum Gymnasium Fallersleben, fahren Schulbusse. Bokensdorf liegt im Einzugsbereich der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Georg, Jembke, und der katholischen Filialgemeinde St. Bernward, Wolfsburg.
Herkunft des Ortsnamens
Alte Bezeichnungen des Ortes sind 1468 Bokelstorpe, 1495 Vakestorf, 1535 Bakenstorp 1566 Bockensdorff und 1612 Bockemstorf. Im Grundwort steht niederdeutsch –dorp „Dorf, Siedlung“. Also die „Siedlung eines Bok“, wobei der Personenname zu der Sippe um Boko, Buk(k)o, der Koseform von Burghard, gehören könnte.[2]
Politik
Gemeinderat
Nach der Kommunalwahl 2016 ist die Sitzverteilung im Rat der Gemeinde Bokensdorf wie folgt (Stand November 2016):[4]
- Freie Wähler Bokensdorf (FWB): 6 Sitze
- Grüne: 1 Sitz
- SPD: 2 Sitze
- parteilos: 1 Sitz
- AFD: 1 Sitz
Bürgermeister
Ehrenamtliche Bürgermeisterin ist Jennifer Georg (FWB) seit dem 17. April 2018[5]
Wappen
Das Kommunalwappen von Bokensdorf wurde am 8. Juli 1993 vom Gemeinderat angenommen.[6]
Blasonierung: „In Gold unter einem roten Sparren ein oben offener roter Ring.“[6] | |
Wappenbegründung: Der offene Ring symbolisiert den ursprünglichen Rundlingscharakter der beiden ursprünglichen Ortskerne von Bokensdorf und der mittelalterlichen Wüstung des untergegangenen Ortes Derne. Die Vereinigung beider Kerne zu einer Gemeinde wird durch das Dach (Sparren) über dem Rundlingssymbol verdeutlicht. Die Farben rot und gold (gelb) wurden von dem ehemaligen welfischen Stammwappen übernommen, da das Gemeindegebiet spätestens ab 1357 über Jahrhunderte zu welfischen Landen gehörte. |
Bildung
Der Ort verfügt über einen Kindergarten. Offiziell zuständige Schulen sind: Grundschule Jembke, Oberschule Weyhausen, IGS Sassenburg oder das Humboldt-Gymnasium in Gifhorn.
Verkehr
Über die Kreisstraße K 101 erreicht man die Bundesstraße 248 (Wolfsburg–Salzwedel). Diese führt östlich, als Verlängerung der Bundesautobahn 39, durch die Gemeinde Jembke in 3 km Entfernung an Bokensdorf vorbei. Die Autobahnauffahrt Weyhausen zur A 39 erreicht man durch die Kreisstraße K 28 über die Bundesstraße 188 (Wolfsburg–Hannover) in 7 km Entfernung.
Eine Buslinie der Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn (VLG) bedient den Ort. Sie führt von Sassenburg (Ortsteil Stüde/Bernsteinsee) über Weyhausen und direkt nach Gifhorn. In Weyhausen gibt es eine Umstiegsmöglichkeit nach Wolfsburg.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Heinrich Schulze (1886–1953), Verwaltungsbeamter
Personen, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen
- Gabi Decker (* 1956), Kabarettistin, Moderatorin und Sängerin, wuchs in Bokensdorf auf
Weblinks
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Jürgen Udolph (Recherche): Der „Ortsnamenforscher“. In: Internetseite NDR 1 Niedersachsen. Archiviert vom Original am 28. Dezember 2014; abgerufen am 3. August 2019.
- Die Gemeinden des Landkreises Gifhorn. verwaltungsgeschichte.de, abgerufen am 20. September 2021.
- Sitzverteilung Gemeinderat Bokensdorf - Webseite. Abgerufen am 24. April 2017.
- Jennifer Georg neue Bürgermeisterin. In: waz-online.de. 18. April 2018, abgerufen am 18. April 2018.
- Mitgliedsgemeinde Bokensdorf. In: Internetseite Samtgemeinde Boldecker Land. Abgerufen am 12. August 2019.