Schönewörde
Schönewörde ist eine Gemeinde im Landkreis Gifhorn in Niedersachsen. Die Gemeinde gehört der Samtgemeinde Wesendorf an, die ihren Verwaltungssitz in der Gemeinde Wesendorf hat.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Gifhorn | |
Samtgemeinde: | Wesendorf | |
Höhe: | 63 m ü. NHN | |
Fläche: | 17,71 km2 | |
Einwohner: | 923 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 52 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 29396 | |
Vorwahl: | 05835 | |
Kfz-Kennzeichen: | GF | |
Gemeindeschlüssel: | 03 1 51 026 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Schulweg 4 29396 Schönewörde | |
Bürgermeister: | Gerald Flohr (CDU) | |
Lage der Gemeinde Schönewörde im Landkreis Gifhorn | ||
Geographie
Geographische Lage
Schönewörde liegt zwischen den Naturparks Südheide und Elm-Lappwald östlich der Ise. Durch das Dorf fließt die Riet. Der Elbe-Seitenkanal verläuft östlich der Gemeinde.
Nachbargemeinden
Schönewörde ist von der Stadt Wittingen und der Gemeinde Wahrenholz umschlossen. Benachbarte Ortschaften sind Vorhop, Transvaal, Weißes Moor, Wahrenholz und Betzhorn.
Geschichte
Die Gemeinde wurde 1318 als Sconenworden erstmals urkundlich erwähnt; gehört zu den Siedlungen der jüngeren Rodeperiode (800–1200); in der Entwicklung wahrscheinlich beeinflusst durch den Zuzug aus Wüstungen wie Große Wöhrde und Kleine Wöhrde, die auch auf der Gemarkung lagen.
Von 1810 bis 1813, während der Franzosenzeit, gehörte Schönewörde zum Kanton Wittingen im Distrikt Salzwedel, im Departement der Elbe des Königreiches Westphalen. Schönewörde blieb lange Zeit eine kleine, nur langsam wachsende Siedlung, die 1811 erst 30 Höfe bzw. abgabepflichtige Feuerstellen hatte. Die erste Volkszählung im gleichen Jahr ergab 233 Einwohner – allerdings schätzen manche Chronisten aufgrund alter Steuerlisten die Bevölkerung nur auf 180 bis 190 Personen.
Ein Aufschwung kam mit der Aufteilung des Großen Moores 1849 und der Verkoppelung 1853/72, wodurch 616 ha Heideboden und 513 ha Moorboden zur Kultivierung zur Verfügung standen und sich damit direkt und indirekt neue Existenzmöglichkeiten boten. 1859 wurde das Amt Knesebeck aufgehoben, zu dem auch Schönewörde gehörte, und seine Gemeinden dem Amt Isenhagen zugelegt, aus dem 1885 der Kreis Isenhagen entstand.
Positiv wirkte sich auch der Anschluss an die Bahnstrecke Braunschweig–Wieren aus, den Schönewörde 1900 bekam. 1972 musste der Haltepunkt einige hundert Meter nach Süden versetzt werden, da an der ursprünglichen Stelle der Damm der Brückenrampe über den Elbe-Seitenkanal (Baubeginn in der Gemarkung Schönewörde 1968) entstehen sollte.
1932 wurde der Kreis Isenhagen aufgelöst und dem Kreis Gifhorn angeschlossen, zu dem Schönewörde heute noch gehört.
Für die Ortsentstehung und -entwicklung hat sicherlich der frühere Waldreichtum eine Rolle gespielt, der Laubwald war als Viehweide geeignet und seine nährstoffreichen Böden konnten nach der Rodung zu Äckern werden; noch für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Walddichte für das alte Amt Isenhagen mit 35 % angegeben. Schönewörde gehörte zur Oberförsterei Wahrenholz, Oberforstamt Celle, und sein erster 1778 im Hannoverschen Staatskalender erwähnter Forstbeamte war der gehende Förster Johann Christoph Hölsen. Wenige Jahre später wird für Schönewörde auch ein Forsthaus aufgeführt mit dem gehenden Förster Nickel (obwohl Forsthäuser anfänglich nur reitenden Förstern zur Verfügung standen).
Aufgaben der Förster waren die Zuweisung von Brenn- und Bauholz (gebührenpflichtig), Jagd und Wildhege sowie die Verhinderung von Wilddiebereien – letzteres nicht ungefährlich, wie der Gedenkstein für den 1863 ermordeten Schönewörder Hilfs-Forstaufseher Ernst Sander zeigt.
Für die heutige Gemeinde Schönewörde spielen ihre Forsten insofern eine Rolle, als sie Einnahmen aus deren Verpachtung bezieht, nachdem die Attraktivität der Jagden 1967 durch die Aussetzung von Damwild – die erste im Landkreis – erhöht worden war.
Als einzige Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Wesendorf hatte Schönewörde stets eine enge Verbindung zu Knesebeck – ob als Lehen im Besitz der Familie von dem Knesebeck oder dem Amt, der Vogtei, dem Kirchspiel Knesebeck zugeordnet bzw. von 1969 bis 1974 als Teil der Samtgemeinde Knesebeck. Übrig geblieben ist davon die Zugehörigkeit zur evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Knesebeck.
Religionen
Trotz eines 1966 erbauten Glockenturmes verfügt Schönewörde über keine Kirche. Die evangelisch-lutherischen Einwohner gehören zur Kirchengemeinde Knesebeck, die Katholiken zur Pfarrei St. Marien in Wittingen mit der nähergelegenen Kirche Mariä Himmelfahrt in Wesendorf.
Politik
Gemeinderat
Die jüngste Kommunalwahl fand am 12. September 2021 statt bei einer Wahlbeteiligung von 75,1 %. Seitdem setzt sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:[2]
- CDU 2 Sitze (-2 Sitze)
- SPD 1 Sitze (- 3 Sitze)
- Einzelvorschlag Gerald Flohr 2 Sitze (+1 Sitz)
- Gemeinsam für Schönewörde 4 Sitze (+4 Sitze)
Bürgermeister
Der ehrenamtliche Bürgermeister wird bei der konstituierenden Versammlung für die kommende Legislatur gewählt.
Wappen
Das Wappen der Gemeinde Schönewörde zeigt einen silbernen Kiebitz vor einem stehenden Eichenblatt über dem von silbernem Wellenband getrennten rotem Schildfuß. Der Kiebitz weist auf die Wiesenlandschaften hin, das Eichenblatt auf die Waldflächen im Norden von Schönewörde. Der Wellenbalken stellt die Ise und die Riet dar, die rote Farbe im Schildfuß symbolisiert die blühende Heidelandschaft. Das Wappen wurde am 26. Oktober 1988 durch den Landkreis Gifhorn genehmigt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Im Waldgebiet des Espenleus findet man einen großen Granitblock, welcher folgende Inschrift trägt:
„Hier fiel am 14. August 1863 durch Mörderhand der brave Hülfs-Forstaufseher Ernst Sander aus Schönewörde.“
Der Stein (Position: 52° 35' 40,6" N, 10° 37' 46,3" O) berichtet vom gewaltsamen Tod eines Forstaufsehers, der einen Wilderer auf frischer Tat ertappte und von diesem durch zwei Kopfschüsse getötet wurde. Nach seiner Festnahme leugnete der Mörder zunächst die Tat, wurde aber vor Gericht des Verbrechens überführt und zum Tode verurteilt. Es erfolgte jedoch eine Umwandlung in eine lebenslange Haftstrafe mit Zwangsarbeit im Lüneburger Kalkberg. Nachdem der Mörder dort 28 Jahre seine Tat gebüßt hatte, wurde er entlassen und starb im Armenhaus in Wunstorf.
Der Dichter Hermann Löns nahm die Geschichte dieses Verbrechens als Vorlage für seinen Roman Der dritte Damm.
Die Region wird landschaftlich von Heide, Mooren und Weihern und ganz besonders von der Ise geprägt. Südlich liegt eines der größten Naturschutzgebiete Niedersachsens, das Große Moor. Die wassernahe Natur ist bereits heute bei Radwanderern, Wasserwanderern und Ausflüglern ein beliebtes Ziel. An urwüchsigen und markanten Orten am Wasser wurden „künstliche“ Objekte platziert. Sie sollen Besucher zum Verweilen, Betrachten und Nachdenken anregen. Der Landkreis Gifhorn hatte in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig dafür den Wettbewerb „Kunst am Wasser“ ausgeschrieben. 27 Entwürfe waren von Studierenden und Absolventen der Hochschule und Künstlerinnen des Landkreises eingereicht worden, von denen die prämierten 10 Entwürfe zu sehen sind. Die Künstlerin Anne Heusel wurde mit ihrer Ophelia prämiert. In einer offenen Grabstelle liegt in einem einsehbaren Sarg ein weißes Gewand. Von Hamlet erst geliebt und dann verschmäht verfällt Ophelia dem Wahn und geht ins Wasser – dem Lebensspender und Lebensnehmer. Ophelia liegt nördlich von Schönewörde an der Ise (Position: 52° 40' 4,1" N, 10° 38' 28,2" O, rund 500 Meter vor der Brücke über den Elbe-Seitenkanal Richtung Knesebeck).
Weiter findet man in der Gemarkung ein Mönchskreuz. Im Kreiskalender Gifhorn-Isenhagen von 1951 heißt es:
„Wenige wissen, daß das schlichte, braune, halbverwitterte Holzkreuz mitten im großen, dunklen Leu in einem seltsamen Zusammenhang mit Kapelle und Kloster steht. Heißt es doch in der alten vergilbten Pfarrchronik aus dem Jahre 1528, des Ev. Pfarramtes Wahrenholz: ‚Es soll aus dem Kloster (Steimke) alle 4 Wochen ein Mönch gekommen seyn und in dieser Capellen (Wahrenholz) die Meße gehalten haben. Nach vielen Jahren soll sich begeben haben, da ein starker Winter gewesen und viel Schnee gelegen, daß der Mönch ins Holtz -so der Leue genannt wird- gekommen, sich darin verirret, verfroren und umgekommen.‘
Viele Sommer und Winter sind inzwischen über die Heide gegangen, ein unvorstellbares Maß von Not und Sterben haben die Menschen in dieser Zeit kennenlernen müssen. Und doch, das stumme Mal im Waldesdom scheint auch heute noch; da längst blitzende Schienenstränge sich durch Wald und Heide ziehen, Autos lautlos dahingleiten und silbrige Viermotorige den Äther beherrschen, seine eigene geheimnisvolle Erinnerungskraft nicht verloren zu haben.“
So erinnert das Kreuz noch heute an eine alte, längst vergangene Zeit und an das einsame Sterben eines Mönchs im Jahre 1528. Das Mönchskreuz steht rund drei Kilometer nordwestlich von Schönewörde im Leu, Position: 52° 40' 1,2" N, 10° 37' 3,3" O.
Bauwerke
Noch heute ist Schönewörde ländlich geprägt und im Dorfbild mit seiner aufgelockerten Bebauung sind viele historische Fachwerk- und Backsteinhäuser zu sehen.
Grünflächen und Naherholung
Die Königseichen am Sportzentrum entstammen der Tradition, dass ein Schützenkönig nach seiner Proklamation eine Eiche pflanzt. Nahe Schönewörde befinden sich ausgedehnte Waldflächen sowie das Große Moor.
Sport
Zum Sportzentrum gehören der Fußballplatz, Tennisplätze, ein Schießstand und eine Grillhütte sowie ein Jugendtreff und eine Gaststätte. Der TSV Schönewörde e.V. (Turn- und Sportverein) von 1928 bietet neben Fußball und Tennis auch eine Reihe weiterer Sportarten an.[3] Der Schützenverein Schönewörde e.V. von 1912 widmet sich dem Sportschießen.[4] Aus der 1969 gegründeten Angelinteressengemeinschaft Schönewörde entwickelte sich der heutige Verein für Fischerei und Gewässerschutz Schönewörde und Umgebung e.V.[5]
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
Vermilion Energy betreibt bei Schönewörde ein Ölwerk. Die zum Erdölwerk führende Straße, die Preussagstraße, erinnert noch heute an die frühere Zugehörigkeit des Ölwerkes zur Preussag. 1952 begann im Ölfeld Vorhop die Erdölförderung, 1956 wurde der Betriebsplatz Schönewörde gegründet. Eine Pipeline transportiert das Öl von Schönewörde nach Hannover-Misburg.
Das Lebensmittelgeschäft wurde geschlossen, so dass in Schönewörde heute außer Landwirtschaftlicher Direktvermarktung keine Einkaufsmöglichkeit des täglichen Bedarfs mehr besteht. Die Autowerkstatt hat sich auf Autos der Marken Ford und Suzuki spezialisiert, eine angeschlossene Tankstelle wurde aufgegeben. Geschlossen wurden auch die drei Dorfgaststätten sowie die Poststelle I, die dem Postamt Gifhorn zugeordnet war.
Öffentliche Einrichtungen
Die Gemeindeverwaltung ist heute im ehemaligen Schulgebäude untergebracht. Nahe dem Feuerwehrhaus steht der Maibaum sowie das Kriegerdenkmal, das an die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege erinnert. Der Friedhof mit der Kapelle befindet sich in Trägerschaft der Samtgemeinde Wesendorf.
Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1927 gegründet. Das heutige Feuerwehrhaus von 2010 ersetzt ein Vorgängergebäude aus dem Jahre 1958.[6]
Bildung
Die Kindertagesstätte wird vom Deutschen Roten Kreuz betrieben. 1991 wurde in Schönewörde eine Kindergartengruppe als Außenstelle der Kindertagesstätte Wesendorf eingerichtet. Zunächst wurde diese Kindergartengruppe im ehemaligen Schulgebäude untergebracht. 1992 wurde der Kindergarten in Schönewörde selbständig, 1993 wurde das heutige Kindergartengebäude am Sportzentrum errichtet.[7] Auch die ehemalige Schule wird seit 2020 wieder als Kindertagesstätte genutzt.
Straßenverkehr
Schönewörde liegt östlich von der B 4 Uelzen–Braunschweig. Durch Schönewörde führt die Landesstraße L 286, die von Wesendorf kommend über Schönewörde bis zur Bundesstraße 244 in Wittingen verläuft. Schönewörde war ursprünglich nur mit Vorhop und Wahrenholz durch Straßen verbunden. Die Straße nach Neudorf-Platendorf wurde erst später ausgebaut, auch der Weg nach Betzhorn ist heute für den Kraftverkehr freigegeben. Buslinien führen von Schönewörde bis nach Knesebeck, Wesendorf, Westerbeck und Wittingen.
Eisenbahn
Die Gemeinde hat einen Haltepunkt an der seit 1900 betriebenen Bahnstrecke Braunschweig–Wieren. Im Zuge des Baus des Elbe-Seitenkanals wurde die Bahnstrecke bei Schönewörde höhergelegt, weil sie den Kanal mit einer Brücke überqueren sollte. Im Zuge dessen wurde der Haltepunkt Schönewörde, der sich zuvor nahe dem Ortsausgang nach Vorhop befand, näher an die Ortsmitte von Schönewörde heran verlegt.
Weblinks
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Samtgemeinde Wesendorf - Gemeinde Schönewörde Wahl des Gemeinderates 12.09.2021, auf votemanager.kdo.de
- TSV Schönewörde e.V., abgerufen am 26. Mai 2021.
- Schützenverein Schönewörde e.V., abgerufen am 26. Mai 2021.
- Verein für Fischerei und Gewässerschutz Schönewörde und Umgebung e.V., abgerufen am 26. Mai 2021.
- Private Internetseite der Freiwilligen Feuerwehr Schönewörde, abgerufen am 26. Mai 2021.
- DRK Kindertagesstätte Schönewörde, abgerufen am 26. Mai 2021.