Bezirk Zell am See
Der Bezirk Zell am See ist einer von sechs politischen Bezirken des Landes Salzburg. Er ist deckungsgleich mit dem Pinzgau, einem der fünf Gaue des österreichischen Bundeslandes.
Bezirk Zell am See | |
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Lage im Bundesland Salzburg | |
Basisdaten | |
Bundesland | Salzburg |
NUTS-III-Region | AT-322 |
Verwaltungssitz | Zell am See |
Fläche | 2.641,07 km² (31. Dezember 2019) |
Einwohner | 88.168 (1. Jänner 2021) |
Bevölkerungsdichte | 33 Einw./km² |
Kfz-Kennzeichen | ZE |
Bezirkskennzahl | 506 |
Bezirkshauptmannschaft | |
Bezirkshauptmann | Bernhard Gratz |
Webseite | BH Zell am See |
Karte | |
Im Osten grenzt der Bezirk an den Pongau, im Westen an das Bundesland Tirol, im Norden an Bayern (Deutschland) und im Süden von Westen nach Osten an Südtirol (Italien), Osttirol und Kärnten.
Der Bezirk Zell am See ist der Fläche nach der drittgrößte Bezirk Österreichs.
Namensherkunft
Das Wort Pinzgau ist von der mittelalterlichen Bezeichnung Bisonta abgeleitet. In den Namen Pinzgau und Bisonta lebt bis heute der Name Isonta fort, die keltisch-lateinische Bezeichnung für den Oberlauf der Salzach. Isonta (auch Igonta) weist wiederum auf den Keltenstamm der Ambisonten hin. Im Mittelalter hieß Zell am See Cella in Bisonta (gegründet 740 n. Ch). Die Ambisonten (lateinisch Ambisontes) waren ein keltischer Stamm im Königreich Noricum. Als ihr Siedlungsgebiet wird der Bereich zwischen Salzach und Saalach (etwa der heutige Pinzgau) bis zum Zusammenfluss, sowie das Salzkammergut, angenommen.
Eine weitere, eher unwahrscheinliche Ableitung des Namens Pinzgau: Der Name stammt von den Binsen, die früher entlang der noch unregulierten Salzach wuchsen.
Geschichte
Im Jahr 923 werden die Grafschaften Ober-, Mittel- und Unterpinzgau in Urkunden erwähnt. Zuerst Teil des Landes Bayern, stand der Pinzgau von 1328 bis zum Jahr 1803 unter der Herrschaft der Salzburger Fürsterzbischöfe. Nachdem der Pinzgau ab 1810 für kurze Zeit unter bayerischer Verwaltung stand, kam er 1816 mit Salzburg zu Oberösterreich. Mit der Entstehung eines eigenen Kronlandes Salzburg 1848 erfolgte die Herausgabe einer Landesverfassung, die auch eine Neuregelung der Landesverwaltung und die Einführung der Gemeindeordnung mit sich brachte. Die Bezirkshauptmannschaft war 1850 bis 1854 in Saalfelden untergebracht und kam dann wieder nach Zell am See.
Geografie und Verkehr
Landschaftlich umfasst der Pinzgau die Einzugsgebiete der oberen Salzach (vom Gerlospass bis zur Einmündung der Gasteiner Ache) und der oberen Saalach (von Saalbach-Hinterglemm bis zur deutschen Grenze am Steinpass). Die Saalach durchfließt nach dem Verlassen des Glemmtales ein sich in nord-südlicher Richtung erstreckendes, zum oberen Salzachtal hin offenes Becken, in dem die Stadt Zell am See im Süden und die Stadt Saalfelden im Norden liegen. Bei Maishofen, das sich zwischen diesen beiden Städten befindet, liegt die Wasserscheide zwischen der Saalach (hier 757 m Meereshöhe) und dem nur dreieinhalb Kilometer entfernten, nach Süden zur Salzach entwässernden Zeller See (750 m Meereshöhe) weniger als zehn Höhenmeter über der Saalach.
Da der Pinzgau nördlich von Lofer an Deutschland sowie auf dem Alpenhauptkamm (Kamm der Hohen Tauern) im Bereich der Venedigergruppe und es Zillertaler Hauptkamms an Italien grenzt, führen alle innerösterreichischen Verkehrswege von und nach Nordtirol und Vorarlberg durch diesen Bezirk. Seit 1873/75 wurde er durch die Salzburg-Tiroler-Bahn erschlossen. Der transalpine Verkehr zwischen Deutschland und Italien berührt das Gebiet aufgrund der schweren Überwindbarkeit der Hohen Tauern dagegen erst seit dem Bau der Großglockner-Hochalpenstraße im Jahre 1935. Eine weitere wichtige Nord-Süd-Verbindung wurde 1967 nach Osttirol mit der Eröffnung des Felbertauerntunnels geschaffen. Von den Hohen Tauern gehört außerdem die Glocknergruppe zum Pinzgau. Weiters hat der Bezirk Anteil an den Mitteralpen um das Glemmtal, am Steinernen Meer, an den Dientener Bergen und an den Loferer Steinbergen. Die Leoganger Steinberge umfasst er fast vollständig.
Der Pinzgauer Höhenweg ist ein über Berge führender Weitwanderweg, der von Obertauern (Bezirk Sankt Johann im Pongau) über Zell am See nach Westen in die Kitzbüheler Alpen führt und in Tirol fortgesetzt wird.
Landschaftliche Gliederung
Zum Oberpinzgau gehören alle Gemeinden des alten Gerichtsbezirkes Mittersill von Krimml im Westen bis Niedernsill. Östlich schließt sich der Unterpinzgau an, zu welchem alle Orte des alten Gerichtsbezirkes Taxenbach, Piesendorf *, Kaprun *, sowie Bruck und Fusch gehören. Die Städte Zell am See und Saalfelden mit den umliegenden Pinzgauer Gemeinden nördlich des Ober- und des Unterpinzgaues bilden den Mitterpinzgau.
- * Die Grenzen werden nicht immer klar gesehen. Oft werden auch Piesendorf und Kaprun zum Oberpinzgau gezählt.
In jüngster Zeit wird auch eine Aufteilung in vier Teilregionen kolportiert:
- Oberpinzgau, Unterpinzgau, „Pinzgauer Zentralraum“ und „Unteres Saalachtal“[1]
Letztere Bezeichnung ist aus geografischer Sicht unrichtig, da in diesem Bereich sich erst der Mittellauf der Saalach befindet.
Verwaltungsgliederung
Der Bezirk Zell am See nimmt auf einer Fläche von 2.641,07 km² den gesamten Südwesten des Bundeslandes ein und gliedert sich in folgende 28 Gemeinden, zu denen drei Städte und vier Marktgemeinden gehören. Die Einwohnerzahlen stammen vom 1. Jänner 2021[2]
Gemeinde | Lage | Ew | km² | Ew / km² | Gerichtsbezirk | Region | Typ |
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Bramberg am Wildkogel
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3.957 | 117,20 | 34 | Zell am See | Oberpinzgau | Gemeinde | |
Bruck an der Großglocknerstraße
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4.828 | 45,77 | 105 | Zell am See | Unterpinzgau | Gemeinde | |
Dienten am Hochkönig
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721 | 49,76 | 14 | Zell am See | Unterpinzgau | Gemeinde | |
Fusch an der Großglocknerstraße
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759 | 158,15 | 4,8 | Zell am See | Unterpinzgau | Gemeinde | |
Hollersbach im Pinzgau
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1.251 | 76,89 | 16 | Zell am See | Oberpinzgau | Gemeinde | |
Kaprun
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3.112 | 100,51 | 31 | Zell am See | Oberpinzgau | Gemeinde | |
Krimml
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842 | 169,24 | 5 | Zell am See | Oberpinzgau | Gemeinde | |
Lend
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1.261 | 29,40 | 43 | Zell am See | Unterpinzgau | Gemeinde | |
Leogang
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3.407 | 90,29 | 38 | Zell am See | Mitterpinzgau | Gemeinde | |
Lofer
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2.093 | 55,64 | 38 | Zell am See | Mitterpinzgau | Markt- gemeinde |
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Maishofen
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3.639 | 29,54 | 123 | Zell am See | Mitterpinzgau | Gemeinde | |
Maria Alm am Steinernen Meer
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2.196 | 125,43 | 18 | Zell am See | Mitterpinzgau | Gemeinde | |
Mittersill
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5.575 | 131,98 | 42 | Zell am See | Oberpinzgau | Stadt- gemeinde |
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Neukirchen am Großvenediger
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2.580 | 165,87 | 16 | Zell am See | Oberpinzgau | Markt- gemeinde |
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Niedernsill
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2.767 | 56,54 | 49 | Zell am See | Oberpinzgau | Gemeinde | |
Piesendorf
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3.809 | 50,97 | 75 | Zell am See | Oberpinzgau | Gemeinde | |
Rauris
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3.019 | 253,14 | 12 | Zell am See | Unterpinzgau | Markt- gemeinde |
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Saalbach-Hinterglemm
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2.827 | 125,47 | 23 | Zell am See | Mitterpinzgau | Gemeinde | |
Saalfelden am Steinernen Meer
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16.790 | 118,34 | 142 | Zell am See | Mitterpinzgau | Stadt- gemeinde |
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Sankt Martin bei Lofer
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1.206 | 63,55 | 19 | Zell am See | Mitterpinzgau | Gemeinde | |
Stuhlfelden
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1.575 | 29,73 | 53 | Zell am See | Oberpinzgau | Gemeinde | |
Taxenbach
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2.711 | 88,24 | 31 | Zell am See | Unterpinzgau | Markt- gemeinde |
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Unken
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1.915 | 108,81 | 18 | Zell am See | Mitterpinzgau | Gemeinde | |
Uttendorf
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3.031 | 167,97 | 18 | Zell am See | Oberpinzgau | Gemeinde | |
Viehhofen
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590 | 38,63 | 15 | Zell am See | Mitterpinzgau | Gemeinde | |
Wald im Pinzgau
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1.164 | 69,24 | 17 | Zell am See | Oberpinzgau | Gemeinde | |
Weißbach bei Lofer
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412 | 69,59 | 5,9 | Zell am See | Mitterpinzgau | Gemeinde | |
Zell am See
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10.131 | 55,17 | 184 | Zell am See | Mitterpinzgau | Stadt- gemeinde |
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Die Gemeinden werden weiter in Katastralgemeinden untergliedert.[3]
Bevölkerungsentwicklung
Kultur
Der Pinzgau, als Teil des Innergebirgs, hat eine recht eigenständige Volkskultur. In der Dialektsprache, dem Pinzgauerisch, eine Unterform des Mittelbairischen, mischen sich die Salzburgischen Elemente, die dem Pongauerischen verwandt sind, mit westlichen Tiroler Elementen, im Oberpinzgau mit Südbairischem (süd-/osttirolischem) Einfluss.
Das Heilwissen der Pinzgauerinnen, gesammeltes Wissen rund um die Heilmittel und deren praktische Anwendung im Pinzgau (eine Liste mit 106 Heilmitteln, deren Indikationen und Wirkungen ist erfasst), wurde 2010 als Immaterielles Welterbe, wie es die UNESCO deklariert, in die Österreichliste (Nationales Kulturgut) aufgenommen.[4] Ebenso fand das Hundstoaranggeln am Hohen Hundstein darin Aufnahme, ein Kampfritual (Ranggeln) und eine der ältesten Sportarten, die im Alpenraum ausgetragen wird.[5]
Literatur
- Martin Heintel, Markus Speringer, Ramon Bauer, Judith Schnelzer: Multipler Benachteiligungsindex: Fallbeispiel Oberpinzgau. In: Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft, 159. Jg., Wien 2017, ISBN 978-3-901313-30-1, S. 173-198, doi:10.23781/moegg159-173.
Einzelnachweise
- Regionen im Pinzgau, regpi.at
- Statistik Austria - Bevölkerung zu Jahresbeginn 2002–2021 nach Gemeinden (Gebietsstand 1.1.2021)
- Katastralgemeinden im Pinzgau
- Heilwissen der Pinzgauerinnen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive). nationalagentur.unesco.at
- Hundstoaranggeln (Memento vom 5. Januar 2016 im Internet Archive). nationalagentur.unesco.at