Bahnstrecke Lutzelbourg–Drulingen
Die Bahnstrecke Lutzelbourg–Drulingen (im Volksmund: Eselbahn) war eine von Süden nach Norden gerichtete, 22 km lange Meterspur-Sekundärbahnverbindung zwischen dem Lothringen’schen Lutzelbourg und Drulingen im Elsass, Region Grand Est in Frankreich. Eine Zweigstrecke verband den Ortskern von Phalsbourg. Die Strecke wurde zuletzt von der SNCF betrieben und verschwand in der ersten Hälfte der 1950er Jahre. Heute sind kaum noch Spuren der ehemaligen Trasse sichtbar.
Eselbahn | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Bahnhof Lutzelbourg, Sommer 1933. Hinter dem Bahnhofsgebäude die Gleise der Eselbahn. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer (SNCF): | 157 000/ 158 000 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (SNCF): | 37 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 22 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1000 mm (Meterspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 33[1] ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 50[1] m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Zunächst ging am 1. September 1883 der 5,8 km lange, südliche Teil zwischen Lutzelbourg und Phalsbourg in Betrieb. Konzessionärin war die Rappoltsweiler Strassenbahn (RSB), die seit 1879 in Ribeauvillé (deutsch Rappoltsweiler) ansässig war und dort eine 4 km lange Verbindungsbahn zwischen dem Ortskern und der vorbeiführenden Bahnstrecke Strasbourg–Basel betrieb.[2] Diese Strecke gilt nicht nur als kleinste Eisenbahn Deutschlands[3], sondern sie ist auch die älteste deutsche Schmalspur-Straßenbahn, zeitnah gefolgt von der Straßenbahn Braunschweig in 1100 mm Spurweite.[4]
Gleichzeitig mit der Eröffnung verband eine 810 Meter lange Stichstrecke (158 000) den Ortskern mit dem Bahnhof Phalsbourg-Maison-Rouges (Rothäuser).[5] 1889 wurde der Betrieb von der Pfalzburger Straßenbahngesellschaft (Pf.Str.B.) übernommen[6] und schon zwei Jahre später, am 11. Mai 1891 von der Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen (EL) aufgekauft. Diese baute nach Norden hin zunächst bis Graufthal an der Grenze zum Elsass und von dort eine weitere Strecke bis Drulingen-Ost, insgesamt 14,3 km, sodass bis 1903 etwa 20 km Schienenstrang in Betrieb waren plus die Stichstrecke nach Phalsbourg.
- Sommerfahrplan 1917 unter der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen (EL)
- Sommerfahrplan 1932 Lutzelbourg–Drulingen via Phalsbourg
Ab 1919 – nach dem Wechsel in französische Verwaltung nach dem Verlust Elsass-Lothringens nach dem Ersten Weltkrieg – verwaltete die Nachfolgegesellschaft Administration des chemins de fer d’Alsace et de Lorraine die Bahnstrecke und ab 1937 bis zu ihrer Stilllegung die Staatseisenbahn SNCF.[7] Grund für die Errichtung war der Abtransport von Grundstoffen des Steinbruchs bei Vilsberg und die Erschließung der Garnisonsstadt Phalsbourg. 1913 wurde die Strecke von Drulingen-Ost um 2 km bis Drulingen an der Bahnstrecke Réding–Diemeringen verlängert[8] – noch bevor die Kleinstadt von der normalspurigen Eisenbahn erreicht wurde.[9]
Alle Personenzüge verkehrten in der 2. und 3. Klasse und hielten an allen Stationen. Im Sommerfahrplan 1932 sind bei einer Fahrzeit von 80 bis 85 Minuten vier durchgehende Fahrten und vier bis/ ab Phalsbourg angegeben sowie eine bis/ ab Graufthal. Bis 1949 fand auf der Strecke Personenbeförderung statt, bis 1953 Güterverkehr.[10]
Einzelnachweise
- Viktor Röll: Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens in alphabetischer Anordnung. Carl Gerold's Sohn 1894, Seite 2649
- Les Chemins de Fer Secondaires de France. 68: Département du Haut-Rhin. Amis des Chemin de fer secondaires (FACS) auf Wayback Machine, 20. Juli 2011
- Victor von Röll: Der jetzige Stand des deutschen Eisenbahnwesens. A. Länge und Eigentumsverhältnisse. bei Zeno.org.
- Wolfgang Hendlmeier und Rainer Slotta: Der städtische Nahverkehr. Eisenbahn und Denkmalpflege II. Zweites Symposium, Eine Tagung des Deutschen Nationalkomitees von Icomos, Frankfurt am Main, 2.–4. April 1992, Hefte des Deutschen Nationalkomitees IX, Karl M. Lipp, München 1993, Seite 30
- Maisons-Rouges - Phalsbourg: Eselbahn. auf Wayback Machine
- Les Chemins de Fer Secondaires de France. 57: Département Moselle. Amis des Chemin de fer secondaires (FACS) auf Wayback Machine, 20. Juli 2011
- Archéologie ferroviaire. Atlas des lignes de chemins de fer disparues. Moselle/ Lutzelbourg Phalsbourg Drulingen
- Maisons-Rouges - Drulingen, Ligne N°37/ Eselbahn. auf Wayback Machine
- Jean-Georges Trouillet: Schmalspurbahnen. Elsassbahn, 2000–2004.
- Joël Forthoffer: Les chemins de fer secondaires d’Alsace, hier et demain. In: Revue d’histoire des chemins de fer. Le chemin de fer à la conquête des campagnes, 24-25, 2002, Seite 209