Alfred Herrhausen
Alfred Herrhausen (* 30. Januar 1930 in Essen; † 30. November 1989 in Bad Homburg vor der Höhe) war ein deutscher Bankmanager und Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Unter seiner Führung stieg die Deutsche Bank durch strategische Umstrukturierungen und Zukäufe in die Spitzengruppe der internationalen Geschäftsbanken auf. Er gab der Bank eine neue Unternehmensstruktur, die lange Bestand hatte, und machte sie zum unangefochtenen Marktführer in Westdeutschland.
Herrhausen galt fachlich und persönlich als Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Spitzenmanagern. Viele Beobachter betonten seine intellektuelle, rednerische und unternehmerische Brillanz, wobei seine häufig unkonventionellen Konzepte und Gedanken oft Kritik von Vorstandskollegen und der Bankenwelt hervorriefen. So betonte er, dass Banken mit ihrer Macht verantwortungsvoll umgehen müssten, und forderte mehr Transparenz. 1987 und 1988 stieß er mit Forderungen nach einem wirtschaftlich und ethisch begründeten Schuldenerlass für hochverschuldete Entwicklungsländer auf massiven Widerstand der internationalen Finanzwelt.
Herrhausen starb bei einem gegen ihn gerichteten Bombenattentat. Am Tag nach der Ermordung zogen etwa zehntausend Menschen in einem Schweigemarsch durch das Frankfurter Bankenviertel. Ein Bekennerschreiben der linksterroristischen Rote Armee Fraktion (RAF) wurde am Tatort gefunden, die ausführenden Täter konnten jedoch nicht ermittelt werden, alle von der Staatsanwaltschaft Angeklagten wurden freigesprochen bzw. das Verfahren eingestellt. Seit 2004 wird daher nur noch gegen Unbekannt ermittelt.[1][2]
Leben
Alfred Herrhausen und seine Zwillingsschwester Anne wurden in Essen als Kinder von Hella Herrhausen und des Vermessungsingenieurs Karl Herrhausen geboren. Herrhausen besuchte das Carl-Humann-Gymnasium in Steele (Essen) und die Reichsschule Feldafing, eine NS-Ausleseschule. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er an der Universität zu Köln Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre. 1951 im Corps Hansea Köln recipiert, zeichnete er sich als Senior aus.[3] Bei Theodor Wessels schrieb er seine Doktorarbeit über den Grenznutzen. 1955 wurde er in Köln zum Dr. rer. pol. promoviert.[4][5]
Beruflicher Aufstieg
Nach Tätigkeiten bei der Ruhrgas AG und den Vereinigten Elektrizitätswerken Westfalen (VEW) wurde er vom damaligen Vorstandssprecher Friedrich Wilhelm Christians 1969 zur Deutschen Bank geholt.[6] Dort berief man ihn 1970 zum stellvertretenden und 1971 zum ordentlichen Vorstandsmitglied. Zum Zeitpunkt der Übernahme des von der Deutschen Bank dominierten Kölner Schokoladen-Unternehmens Stollwerck durch Hans Imhoff im Dezember 1972 hatte Alfred Herrhausen den Vorsitz dortigen Aufsichtsrats inne.[7] 1974 wurde er von der Bundesregierung in die Bankenstrukturkommission berufen. Aufgrund der Scheidung von seiner ersten Frau Ulla im Jahr 1977 geriet Herrhausen innerhalb des Vorstandes in eine gewisse gesellschaftliche Isolation, die Christians durch eine private Einladung schließlich demonstrativ durchbrach. 1983 wurde Herrhausen zusammen mit zwei weiteren „Stahlmoderatoren“ von der Bundesregierung beauftragt, ein Konzept zur Neuordnung des deutschen Stahlmarkts zu erstellen. Nach dem Ausscheiden Wilfried Guths wurde er im Mai 1985 neben Christians einer von zwei Sprechern des Vorstands.[8] Am 11. Mai 1988 rückte er zum alleinigen Vorstandssprecher auf. Herrhausen betrieb den Umbau der Konzernstrukturen der Deutschen Bank mit Nachdruck und machte die Bank zum unumstrittenen Marktführer in Deutschland. Schwerpunkte lagen auf einem konsequenten Allfinanzkonzept und der Internationalisierung des Konzerns. Hierzu gehörten die Gründung der Deutsche Bank Bauspar AG und der Deutsche Bank Lebensversicherungs AG sowie die Übernahme der britischen Investmentbank Morgan Grenfell 1989, deren Planung am 27. November 1989 – drei Tage vor seinem Tod – bekanntgegeben wurde.[9]
Schuldenerlass für Entwicklungsländer
Als untypisch für einen Manager gilt sein Interesse für die Belange der Dritten Welt. Schlagzeilen machte sein Eintreten für einen teilweisen Schuldenerlass für Entwicklungsländer auf einer Tagung der Weltbank in Washington im Jahre 1987.[10] Herrhausen war kurz zuvor bei einer Tagung des Internationalen Währungsfonds auf die Idee gekommen, als ihm der mexikanische Präsident Miguel de la Madrid Hurtado die katastrophale wirtschaftliche Lage seines Landes geschildert hatte.[11] Nach einem zwischenzeitlichen Widerruf wegen massiver Proteste der Finanzwelt stellte er die Forderung abermals im Kreise der Bilderberg-Konferenz des Jahres 1988. Bei der Schuldenkrise der weniger entwickelten Länder handelte es sich damals, nach Herrhausens Diagnose, um ein andauerndes Solvenzproblem, also um eine andauernde Zahlungsunfähigkeit, die durch erhöhte Schulden nicht lösbar sei. Ein teilweiser Verzicht der Gläubigerbanken war nach seiner Ansicht daher nicht nur aus moralischen Gründen geboten, sondern auch im langfristigen Interesse der Gläubiger.[12] Die internationale Bankenwelt war von seinem Vorschlag empört.[11] Die linke taz fragte daraufhin, ob Herrhausen „ein innovativer Softie“ sei, während laut Nina Grunenberg ein Mitbewerber behauptete: „Das war ein knallhartes Spiel im Wettbewerb, … unredlich, unsauber und unfair.“[13] Es gibt Spekulationen, ob er dieses Konzept auch dazu nutzen wollte, die Position der Deutschen Bank gegenüber den großen US-Banken zu stärken. Deren Kredite an die armen Länder waren – bedingt durch das damalige amerikanische Bankenrecht – bedeutend schlechter abgesichert als die seines eigenen Instituts, was sie zu potenziellen Kandidaten für eine feindliche Übernahme durch die Deutsche Bank hätte machen können – wenn seine Idee umgesetzt worden wäre.
Als Walter Seipp, der Chef der Commerzbank, ihm deswegen öffentlich „unsolidarisches Verhalten“ gegenüber anderen Banken vorwarf, wies Herrhausen dies mit einer typischen rhetorischen Spitze zurück: Die Deutsche Bank brauche „keine Nachhilfe in Solidarität“, zudem könne solidarisches Verhalten nicht bedeuten, „das Denken einzustellen“.[12] Nach Herrhausens Tod tat sein Nachfolger Hilmar Kopper den Vorschlag des Schuldenerlasses für die armen Länder als „intellektuelle Bemerkung“ ab, womit die Idee sich mangels Fürsprecher erledigt hatte.[11] Wie auch bei mehreren anderen von ihm früh wahrgenommenen Problemfeldern wurde ein Schuldenerlass – lange nach seinem Tod – umgesetzt (siehe die Geschichte der HIPC-Initiative).
Auftreten und Wirkung
Herrhausen galt als Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Spitzenmanagern. Von vielen Beobachtern wurde seine intellektuelle, rednerische und unternehmerische Brillanz hervorgehoben. Dies machte ihn sowohl zu einem gefragten Interviewpartner für die Medien als auch zu einem wichtigen Berater für Politiker wie Helmut Kohl. Gleichzeitig konnte er mitunter unwirsch reagieren, wenn Kollegen und Mitarbeiter seinen Analysen nicht folgen konnten oder seiner Meinung nach ein Thema nicht verstanden. Er galt als exzellenter Zuhörer. Er konnte seinem Gegenüber das Gefühl geben, dass er dessen Meinung und Person respektiere und sich völlig auf ihn konzentriere. Dabei kam dem sozialen Status seines Gesprächspartners keine besondere Bedeutung zu. Weggefährten bescheinigten ihm die Fähigkeit, mit Arbeitern der Daimler-Benz AG, deren Aufsichtsrat er leitete, ebenso gut umgehen zu können wie mit Studenten und Schülern.[14]
Die von Herrhausen eingeleitete strategische Umgestaltung der Deutschen Bank wird im Rückblick als visionär bewertet, da er Entwicklungen in der Finanzwelt vorhersah und konsequent umsetzte, die sich damals noch kaum abzeichneten und erst Jahre später Realität werden sollten. Dazu gehörte etwa das Allfinanzkonzept oder der Ausbau des Investmentbereichs mit dem Erwerb der britischen Investmentbank Morgan Grenfell.
Herrhausen bemühte sich in zahlreichen Vorträgen und Interviews um ein besseres Image der Banken. Er betonte die Verantwortung der Banken und ihrer Manager. Er beteiligte sich aktiv an der Diskussion um die „Macht der Banken“, die sich auch an den zahlreichen Industriebeteiligungen der Deutschen Bank entzündet hatte. Herrhausen gilt zusammen mit Edzard Reuter, Rudolf von Bennigsen-Foerder und Klaus Liesen als einer der letzten herausragenden Vertreter der Deutschland AG. Sein bekanntestes, auf die Deutsche Bank bezogenes Zitat war: „Natürlich haben wir Macht. Es ist nicht die Frage, ob wir Macht haben oder nicht, sondern die Frage ist, wie wir damit umgehen, ob wir sie verantwortungsbewusst einsetzen oder nicht.“[15]
Bankinterne Konflikte
Mit seiner starken persönlichen Ausstrahlung, rednerischer Brillanz, seinem energischen Auftreten und einer schonungslosen Offenheit eckte Herrhausen bei seinen Vorstandskollegen oft an. Immer wieder beklagte er sich über die „Bedenkenträger“ im eigenen Haus. Das Missfallen beruhte teilweise auf Gegenseitigkeit: „Herrhausen war ein intellektueller Snob, der andere die Arroganz des Hochbegabten spüren ließ“, erinnerte sich ein früherer Kollege bei der Deutschen Bank. Private Kontakte mit seinen Vorstandskollegen pflegte er nicht.[11]
Herrhausens Versuch, eine tiefgreifende Umstrukturierung der Deutschen Bank durchzusetzen, führte zu heftigen Auseinandersetzungen mit anderen Führungsmitgliedern. Seine Position in der Bank war stark geschwächt; zwei Tage vor seinem Tod erklärte er intern seinen Rücktritt als Vorstandssprecher zum 30. Januar 1990, seinem 60. Geburtstag.[16]
Privatleben
Herrhausen war römisch-katholisch und ab 1953 in erster Ehe mit Ulla Sattler (1929–2016[17]), Tochter des Generaldirektors der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen AG (VEW), Paul Sattler, verheiratet. 1974 lernte er während eines Aufenthaltes in Texas seine zweite Frau, die in Österreich geborene Ärztin Waltraud Baumgartner kennen, die er 1977 heiratete. Traudl Herrhausen war nach dem Tod ihres Mannes für die CDU von 1991 bis 2003 Abgeordnete im hessischen Landtag. Herrhausen hatte zwei Töchter, Bettina (* 1959) aus der ersten und Anna (* 1978) aus der zweiten Ehe. Anna Herrhausen ist heute Geschäftsführerin der Alfred Herrhausen Gesellschaft und leitet die Abteilung Kunst, Kultur & Sport der Deutschen Bank.[18]
In einer Talkshow lernte Herrhausen 1982 die über 30 Jahre jüngere Politik- und Literaturstudentin Tanja Neumann kennen, die dort als Vertreterin der No-Future-Generation eingeladen war. Er war von der jungen, politisch linken Studentin verblüfft, die ihm anschließend die Meinung sagte und ihre polit-ökonomischen Zukunftsvorstellungen erklärte. Ein langer Briefkontakt (ihrerseits) und Telefonate sowie Treffen dieser „sehr besonderen Freundschaft“ folgten bis zum Attentat.[19] Neumann reflektierte, sie sei für Herrhausen „eine geistige Tankstelle“ gewesen; er habe mit jemandem sprechen wollen, „der andere Werte verkörperte, nicht an Geld und Karriere dachte“.[11] Herrhausens Ehefrau Traudl lud sie zur Trauerfeier ein, übergab ihr vier Jahre später die Briefe, die ihr Mann aufbewahrt hatte, und schenkte ihr als Andenken seinen Füllfederhalter.
Attentat und Tod
Herrhausen war sich der potentiellen Bedrohung durch terroristische Anschläge bewusst. Seit der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberverbands-Präsidenten Hanns Martin Schleyer im September 1977 hatte er nach Angaben seiner Ehefrau einen Brief im Nachtschrank, in dem stand, dass man bei seiner möglichen Entführung und eventuellen Erpressung der Bundesrepublik Deutschland den Forderungen nicht nachgeben solle.[20] Seit dem Frühsommer 1989 hatte es einen konkreten Gefährdungshinweis gegeben, sein Sicherheitskonzept, das auf die stärkste Gefährdungsstufe angepasst worden war, wurde im Juli 1989 nur noch sporadisch durchgeführt; ab September gab es jedoch mehrere Anzeichen, dass die RAF Herrhausen ins Visier nahm.[21]
Am Morgen des 30. November 1989 verließ Herrhausen sein Haus im Ellerhöhweg in Bad Homburg, um sich in seinem Dienstwagen der Mercedes-Benz Baureihe 126 zur Arbeit fahren zu lassen. Nach einer Fahrzeit von etwa drei Minuten detonierte um 8:34 Uhr im Seedammweg (⊙ ) zwischen Taunustherme und Seedammbad eine Bombe, die sich auf einem präparierten Fahrrad am Straßenrand befand. Herrhausen, der hinten rechts im Fahrzeug saß, kam bei dem Attentat ums Leben, sein Chauffeur wurde nur leicht verletzt.[22]
Sprengfalle
Die Bombe befand sich in einem Paket von der Größe einer Schultasche auf dem Gepäckträger des Fahrrads. Sie bestand aus einer schweren Kupferplatte, welche auf einer Seite mit etwa 7 Kilogramm des Sprengstoffs TNT beschichtet worden war.[23] Diese in panzerbrechenden Waffen verwendete Anordnung setzt aufgrund des Misznay-Schardin-Effekts die Explosionsenergie zielgerichtet frei (projektilbildende Ladung). Technisch gesehen war es daher keine Hohlladungsmine[24], was aber in dem später aufgetauchten Bekennerschreiben fälschlich behauptet[25] und anfangs auch von Behörden verbreitet wurde.[23] Als Herrhausens Wagen durch eine vorher installierte Lichtschranke fuhr (Sprengfalle), explodierte die Bombe, deren Druckwelle genau auf die hintere Seitentür des gepanzerten Mercedes-Benz der S-Klasse traf. Der Wagen wurde durch die Wucht der Druckwelle in die Luft gehoben, gedreht und blieb quer zur Fahrtrichtung liegen. Ein durch die Explosion abgesprengtes scharfkantiges Teil der inneren Türverkleidung verletzte Herrhausens Oberschenkelschlagader.[26] Er starb innerhalb weniger Minuten an starkem Blutverlust.
Vergeblicher Einsatz des Fahrers
Sein Fahrer Jakob Nix war durch Splitter an Kopf und Arm verletzt worden. Während die Personenschützer noch in dem Begleitfahrzeug saßen, ließ er sich aus dem Wagen fallen und ging dann um das zerstörte Fahrzeug herum zu Herrhausens Tür, die aus den Angeln gerissen war. Wegen seines verletzten Arms konnte er aber nicht zugreifen; es gelang ihm nicht, Herrhausen aus dem Wagen zu ziehen. Er wurde kurz darauf von einem der ersten hinzugekommenen Personenschützer vom Fahrzeug weggeführt. Nix litt noch lange Zeit unter dem Trauma, dass er seinem Chef nicht hatte helfen können, zu dem in 19 Jahren Dienstzeit ein enges Verhältnis entstanden war und mit dem er sich duzte.[27]
Ungereimtheiten
Der Journalist Christoph Gunkel weist auf aus seiner Sicht ungewöhnliche Umstände hin: Die als Baustelle getarnten Arbeiten, bei denen man die Kabel für die Lichtschranke verlegte (sie waren allerdings von kurzer Dauer; nach Angaben von Augenzeugen wurde nach ihrer Beendigung das Baustellenschild vergessen und stand wochenlang am Rand der Fahrbahn), der große materielle und technische Aufwand sowie der Einsatz einer Bombe militärischer Bauart mit dem Sprengstoff TNT entsprachen nicht der bisherigen Vorgehensweise der RAF.[28] Überdies waren die auffälligen Vorbereitungen zu dem präzise geplanten Anschlag weder der Polizei noch dem Bundeskriminalamt verdächtig vorgekommen, obwohl Herrhausen zum Kreis der am stärksten gefährdeten Personen in der Bundesrepublik gehörte und die Umgebung seines Hauses ständig überwacht wurde. Das normalerweise eingesetzte, vorausfahrende zweite Begleitfahrzeug wurde laut dem ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Richard Meier kurz vor dem Attentat abgezogen. Ebenso war die Neigung der Türverkleidung zur Splitterbildung dem Hersteller bekannt, und es wurden damit ausgestattete Fahrzeuge bereits für eine Umrüstung zurückgerufen, bis auf das eine, in dem Herrhausen saß.[29]
Ergebnislose Ermittlungen und Täterschaft der RAF
Bekenntnis zur Tat durch die RAF
Die Verantwortlichen des Attentats konnten nicht ermittelt werden, die Rote Armee Fraktion (RAF) bekannte sich aber am Nachmittag des Attentats per Anruf bei den Herrhausens zur Tat.[26] Am Tatort wurde unter der Sprengvorrichtung ein in einer Plastikfolie eingeschweißtes DIN-A 4-Blatt gefunden, auf dem sich das RAF-Logo und die Aufschrift „Kommando Wolfgang Beer“ befanden.[30] Ebenso erhielten drei Presseagenturen fünf Tage nach dem Anschlag ein auf den 2. Dezember datiertes Selbstbezichtigungsschreiben, in dem sich die RAF zum Mord an Herrhausen bekannte:[25] „Am 30. 11. 1989 haben wir mit dem Kommando Wolfgang Beer den Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, hingerichtet, mit einer selbstgebauten Hohlladungsmine haben wir seinen gepanzerten Mercedes gesprengt.“ Das Schreiben begründete den Anschlag mit der Geschichte der Deutschen Bank und der Rolle Herrhausens als ihr leitender Repräsentant: „Durch die Geschichte der Deutschen Bank zieht sich die Blutspur zweier Weltkriege und millionenfacher Ausbeutung, und in dieser Kontinuität regierte Herrhausen an der Spitze dieses Machtzentrums der deutschen Wirtschaft; er war der mächtigste Wirtschaftsführer in Europa.“ Der Text folgte dem üblichen Aufbau der Bekennerschreiben der dritten RAF-Generation (zuerst Opferauswahl, dann allgemeine politische Bewertung), wich aber durch die relativ einfache Sprache von den früheren Äußerungen ab. Das Bundeskriminalamt sah darin Parallelen zu einer Äußerung Eva Haules aus dem November 1988 und einem veröffentlichten Brief Helmut Pohls vom November 1989, weshalb es davon ausging, dass dieses Schreiben maßgeblich von damals inhaftierten RAF-Mitgliedern bestimmt worden sei: „Die RAF-Köpfe sitzen alle drinnen.“[31]
Auch spätere Aussagen der ehemaligen RAF-Mitglieder Birgit Hogefeld,[32] Christian Klar[33] und Eva Haule[34] weisen die Tat der RAF zu.
Beschuldigungen durch einen Kronzeugen
Trotz des Bekenntnisses der RAF hatten die Ermittler, wie Bundeskriminalamts-Präsident Hans-Ludwig Zachert im März 1991 einräumte, keine konkrete Spur zu den individuellen Tätern. Am 21. Januar 1992 präsentierten die Ermittlungsbehörden einen vermeintlich spektakulären Fahndungserfolg. Siegfried Nonne, ein Angehöriger der linksradikalen Szene, der gelegentlich V-Person des hessischen Landesamts für Verfassungsschutz war, belastete in einer umfangreichen Aussage sich selbst, Christoph Seidler, Andrea Klump sowie zwei weitere ihm nur als Stefan und Peter bekannte Männer. Er gab an, dass die vier RAF-Terroristen gewesen seien und vor dem Anschlag längere Zeit in seiner Bad Homburger Wohnung gelebt hätten. Außerdem sei er selbst an der Planung beteiligt gewesen. Der Generalbundesanwalt erließ daraufhin Haftbefehle gegen Christoph Seidler und Andrea Klump. In Nonnes Keller wurden äußerst geringe Spuren von Sprengstoff gefunden, allerdings von anderen Substanzen (2,4-Dinitrotoluol, 2,4-Dinitroethylbenzol und Spuren von Nitroglycerin) als dem beim Anschlag verwendeten Trinitrotoluol (TNT).[35] Nonnes Halbbruder Hugo Föller stellte dessen Aussage umgehend in Frage. Er hatte mit seiner Ehefrau lange in der Bad Homburger Wohnung des Kronzeugen gelebt, befand sich jedoch zum Zeitpunkt von Nonnes Aussage im Krankenhaus, wo er vom Bundeskriminalamt vernommen wurde. Er behauptete, er sei erst zwei Monate nach dem Attentat ausgezogen und habe keinen Fremden im Haus gesehen. Föller starb noch im Januar, wenige Tage nach Nonnes Aussage, im Alter von 42 Jahren an einer Lungenentzündung. Andere Bewohner des Hauses bestätigten Föllers Aussage, dass sich zu keinem Zeitpunkt unbekannte Personen länger im Haus aufgehalten hätten.[36]
Widerruf und Zweifel
In einer Sendung des WDR-Magazins Monitor vom 1. Juli 1992 widerrief Nonne vor laufender Kamera seine gesamte Aussage.[37] Er gab gegenüber den Journalisten an, dass er von Mitarbeitern des hessischen Verfassungsschutzes mit kaum verhohlenen Morddrohungen (er sei ja suizidgefährdet, man könne da nachhelfen) zu seiner Aussage genötigt worden sei. Ein BKA-Mitarbeiter, der einen der Autoren wenige Tage nach der Sendung anrief, bestätigte Nonnes Angaben und legte bei einem Treffen mit dem Autor Mitte Juli 1992 Unterlagen vor, aus denen hervorging, dass der hessische Verfassungsschutz von sich aus mit Nonne Kontakt aufgenommen hatte.[38] In der Folge wurde bekannt, dass Nonne mehrfach in psychiatrischer Behandlung gewesen war und unter Alkohol- und Drogenproblemen litt. Erst vier Tage bevor er sich erstmals mit seinen Aussagen an den Verfassungsschutz gewandt hatte, war er aus einem halbjährigen Aufenthalt in der Psychiatrie entlassen worden. Die Diagnose lautete damals: „Länger anhaltende depressive Reaktion mit suizidalen Gedanken, Polytoxikomanie inklusive Morphin, Persönlichkeitsstörung auf Borderline-Niveau.“[39] Zwei von den Behörden beauftragte Gutachten bescheinigten Nonnes Aussagen dennoch Glaubhaftigkeit. Damit war fraglich, ob Nonnes erste Aussage oder sein Widerruf als gültig angesehen werden sollte. Die Behörden entschieden sich dafür, seine Aussage als glaubhaft, den Widerruf dagegen als unglaubwürdig einzustufen, wodurch die Haftbefehle gegen die beiden von ihm benannten Täter bestehen blieben. Später revidierte Nonne seinen Widerruf, da er bedroht und genötigt worden sei, diesmal von den Monitor-Journalisten. Das Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen Mittäterschaft wurde 1994 unter Anwendung der Kronzeugenregelung wegen seiner Beteiligung an der Tataufklärung eingestellt.
Viele Seiten äußerten Zweifel an Nonnes Glaubwürdigkeit. Seine Aussagen und die darauf aufgebaute Version der Behörden gelten in einer Reihe von Punkten als unstimmig.[39] Am 13. Februar 1995 stellte die Bundestagsfraktion der Grünen eine kleine parlamentarische Anfrage mit dem Titel Der Kronzeuge Siegfried Nonne und die Rolle der Sicherheitsbehörden an die Bundesregierung, die sich in wesentlichen Teilen auf Aussagen des Buches Das RAF-Phantom bezog, das die WDR-Journalisten inzwischen über die vermeintlich inexistente dritte RAF-Generation geschrieben hatten.[37] Die Bundesregierung antwortete, die Aussagen Nonnes würden auch weiterhin als glaubwürdig angesehen.[35]
Aufhebung der Haftbefehle
Das Festhalten des Generalbundesanwalts an Nonnes Aussagen wurde vielfach kritisiert. Als sich der Beschuldigte Christoph Seidler 1996 den deutschen Behörden im Rahmen eines Aussteigerprogrammes stellte, präsentierte er für die Tatzeit ein Alibi; der Bundesgerichtshof hob den Haftbefehl gegen Seidler daraufhin gegen den Willen des Generalbundesanwalts auf. Eine Beschwerde dagegen wurde 1997 mit dem Hinweis auf die Unglaubwürdigkeit des Kronzeugen Nonne abgelehnt.[40] Seidler befindet sich seitdem auf freiem Fuß. Er wurde außerdem von dem Vorwurf der RAF-Mitgliedschaft entlastet, der einzig auf Nonnes Aussagen beruhte. Auch der Haftbefehl gegen Andrea Klump wurde deshalb aufgehoben. Sie wurde wegen anderer terroristischer Verbrechen zu einer Haftstrafe verurteilt, eine Anklage wegen ihrer vermeintlichen RAF-Mitgliedschaft wurde 2001 fallen gelassen.[28] 2004 wurde auch das Ermittlungsverfahren gegen Klump aus Beweismangel eingestellt und fortan gegen Unbekannt ermittelt.[41]
Der Spiegel bilanzierte im Jahr 2009, „die sensationelle Wende [durch Nonnes Aussagen] wurde zur Justizposse, die sich über Jahre hinzog und für die Bundesanwaltschaft in einem Desaster endete.“[42] Die FAZ schrieb zum gleichen Anlass: „Siegfried N. erwies sich als ein Psychopath, dessen Geständnis genau so wertlos war wie später sein Widerruf.“[23]
Weitere Ermittlungen und Erkenntnisstand
Wer Alfred Herrhausen ermordet hat, bleibt ungeklärt. Das Ermittlungsverfahren läuft „gegen Unbekannt“ weiter;[43] Ende 2014 gab es keine konkrete Verdachtsperson.[44] Immer wieder wurde – ohne konkreten Hinweis – über die mögliche Beteiligung von Wolfgang Grams, der beim Festnahmeversuch in Bad Kleinen 1993 Suizid beging, spekuliert. An etwa 50 Haaren, die am Tatort gefunden worden waren und die 2001 untersucht wurden, fanden sich ebenso wenig verwertbare DNA-Spuren wie an den 2009 erneut untersuchten Bekennerschreiben.[45] Laut Bundesanwaltschaft wurden die Ermittlungen im Fall Herrhausen im September 2007 wieder intensiviert. Dabei wurde auch eine Spur zur Sondereinheit AGM/S des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit verfolgt, die Terroranschläge in der Bundesrepublik planen und durchführen sollte.[46] 2014 berichtete Egmont R. Koch, dass beim Anschlag auf den libanesischen Staatspräsidenten René Moawad am 22. November 1989 in Beirut eine gleichartige Sprengfalle verwendet wurde, was nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Wolfgang Kraushaar einen weiter zu verfolgenden Hinweis darauf gibt, dass sich die RAF in den 1980er Jahren internationalisierte und möglicherweise mit der Palästinensischen Befreiungsfront (PFLP) kooperierte.[47] Im Juni 1988 hatte sich die RAF mit den italienischen Brigate Rosse über panzerbrechende Waffen ausgetauscht.[48]
Die Zeithistorikerin Petra Terhoeven hält es für wahrscheinlich, dass die RAF sich für diesen Anschlag ausländischen Know-Hows bediente.[49] Der Experte für die dritte RAF-Generation, der Regensburger Politikwissenschaftler Alexander Straßner, bezeichnet die weit verbreiteten alternativen Erklärungsversuche eines RAF-Phantoms bzw. einer Involvierung der DDR-Staatssicherheit als „unhaltbar“ bzw. „ohne Hinweise“.[50] Herrhausens Biographin Friederike Sattler wies 2019 auf das Spannungsverhältnis zwischen der simplen Sprache des Bekennerschreibens und der technischen Ausgefeiltheit der Umsetzung hin sowie darauf, dass im Schreiben von einer „Hohlladungsmine“ die Rede war, während es sich tatsächlich um einen projektilbildenden Sprengsatz handelte. Die Spekulationen über eine Involvierung von Geheimdiensten bezeichnete sie jedoch als „stärker auf Plausibilität und Fantasie basieren[d] als auf erwiesenen Fakten“; „stichhaltige Beweise“ gebe es dafür nicht. Im Anschluss an die Recherchen Egmont R. Kochs 2014 ging sie trotz des Fehlens konkreter Hinweise auf die ausführenden Täter „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ davon aus, dass der Anschlag von RAF-Mitgliedern verübt wurde, die von der PFLP unterstützt worden seien. Zugleich sei, so Sattler mit Hinweis auf die Rechercheergebnisse Regine Igels, die ausdrücklich als Spekulation gekennzeichnete Hypothese nicht auszuschließen, dass die während des SED-Machtverfalls 1989 immer weniger kontrollierbare DDR-Staatssicherheit Unterstützung geleistet habe.[51]
Gedenken
Nach der Ermordung Herrhausens rief der Vorstand der Deutschen Bank die Mitarbeiter für den 1. Dezember 1989 zu einem Trauermarsch durch die Frankfurter Innenstadt auf. Über zehntausend Menschen beteiligten sich zur Mittagszeit daran, neben Beschäftigten weiterer Banken auch die Vorstandsvorsitzenden der Dresdner Bank und der Commerzbank sowie Politiker. Am 2. Dezember zeigten vermummte RAF-Sympathisanten bei einer Demonstration in Frankfurt Transparente wie „Herrhausen der Gangster – ist jetzt weg vom Fenster“. Bei Herrhausens Büroleiterin gingen in den ersten Tagen hämische anonyme Anrufe über eine nur hausintern bekannte Nummer ein. Mehrere Vertraute Herrhausens hatten in den nächsten Wochen den Eindruck, durch Herrhausens Tod sei „eine gewisse Erleichterung“ in der Deutschen Bank spürbar gewesen, da der designierte neue Vorstandsvorsitzende Hilmar Kopper ein langsameres Tempo für die geplanten Veränderungen angekündigt hatte.
Für Herrhausen wurde am 6. Dezember 1989 eine Totenmesse im Frankfurter Dom abgehalten, an der die politische Führung der Bundesrepublik teilnahm, darunter Kanzler und Präsident sowie Amtsvorgänger, Mitglieder des Bundeskabinetts, Ministerpräsidenten, Henry Kissinger und Wirtschaftsführer. Horst Burgard hielt als dienstältestes Mitglied des Deutsche-Bank-Vorstands auf Bitte der Witwe die Trauerrede.[52] Herrhausen ist auf dem Waldfriedhof in Bad Homburg vor der Höhe begraben.
Die Deutsche Bank gründete die gemeinnützige Alfred Herrhausen Gesellschaft,[53] eine Denkfabrik, die sich als internationales Forum mit neuen Formen des Regierens im 21. Jahrhundert beschäftigt.
In Witten ist die Alfred-Herrhausen-Straße an der Universität Witten/Herdecke nach ihm benannt; außerdem trägt die Straße in Eschborn bei Frankfurt, in der ein Teil des IT-Bereichs der Deutschen Bank seinen Sitz hat, den Namen Alfred-Herrhausen-Allee. Eine Dr.-Alfred-Herrhausen-Allee findet man im Businesspark Niederrhein in Duisburg-Rheinhausen. Das Alfred-Herrhausen-Haus in der Brunnenstraße, dem Sitz des „Initiativkreis Ruhrgebiet“ in Essen, dessen Mitbegründer er war, ist nach ihm benannt, ebenso eine Brücke in der Essener Innenstadt in der Nähe der Essener Hauptfiliale der Deutschen Bank. In Bad Homburg wurde ebenfalls eine Brücke nach ihm benannt.
Sieben Jahre nach Herrhausens Tod wurde am 30. November 1996 in Anwesenheit der Witwe und des Bad Homburger Oberbürgermeisters Wolfgang Assmann am Ort des Attentats ein von Friedrich Meyer gestaltetes Mahnmal eingeweiht. Auf den drei Basaltsäulen finden sich Zitate von Ingeborg Bachmann: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ und von Karl Popper: „Nur dort war die Gesellschaftskritik von Erfolg gekrönt, wo es die Menschen gelernt hatten, fremde Meinungen zu schätzen und zu ihren politischen Zielen bescheiden und nüchtern zu sein, wo sie gelernt hatten, dass der Versuch, den Himmel auf Erden zu verwirklichen, nur allzu leicht die Erde in eine Hölle für die Menschen verwandelt.“[54]
Rezeption
Mit Herrhausens Lebensweg setzt sich der Dokumentarfilm Black Box BRD (2001) von Andres Veiel auseinander, der parallel zu demjenigen des RAF-Terroristen Wolfgang Grams erzählt wird. Veiel veröffentlichte 2002 ein Sachbuch gleichen Namens, das Herrhausens Leben unter anderem anhand von Zeitzeugengesprächen rekonstruiert.[55] Die Journalisten Dieter Balkhausen und Andreas Platthaus haben Biographien zu Herrhausen vorgelegt.[56] Tanja Langer verarbeitete ihre Beziehung zu Herrhausen im 2012 erschienenen Schlüsselroman Der Tag ist hell, ich schreibe Dir.[57] Die Erinnerung an das Attentat nahm Carolin Emcke, Patentochter Herrhausens, zum Ausgangspunkt ihrer Auseinandersetzung mit der RAF, die unter dem Titel „Stumme Gewalt“ zuerst 2007 als Zeitungsartikel und im folgenden Jahr erweitert als Buch erschien.[58] Das Attentat war immer wieder Thema in den Medien, darunter 2009 der Dokumentarfilm Alfred Herrhausen: Der Banker und die Bombe von Ulrich Neumann.[59] Zum 25. Jahrestag des Attentats recherchierte Egmont R. Koch 2014 in der ARD-Dokumentation Die Spur der Bombe: Neue Erkenntnisse im Mordfall Herrhausen die Herkunft der verwendeten Sprengfalle und ging dabei internationalen Terrornetzwerken nach.[60] Die Wirtschaftshistorikerin Friederike Sattler arbeitete seit 2010 an der Monographie Alfred Herrhausen. Manager und Symbolfigur des Rheinischen Kapitalismus.[61] Ihre Herrhausen-Biografie erschien im November 2019.
Schriften
- Der Grenznutzen als Bestandteil des Marginalprinzips. Dissertation, Universität Köln, 1955.
- Konzepte für die Zukunft. Wirtschafts- und ordnungspolitische Alternativen. Mohr Siebeck, Tübingen 1987.
- Denken, Ordnen, Gestalten. Reden und Aufsätze. Hrsg. von Kurt Weidemann. Siedler, Berlin 1990, ISBN 978-3-88680-399-6 (5. Auflage 1995, Neuauflage 2005).
Zeitschriftenbeiträge
- Zielvorstellungen und Gestaltungsmöglichkeiten einer Langfristplanung in Kreditinstituten [address]. In: Bank-Betrieb. Bd. 11, 1971, S. 354–359.
- mit Martin Kohlhaussen, Rüdiger von Tresckow: Financial futures. In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen. Bd. 38, 1985, Nr. 15, S. 702–704.
- Großbanken und Ordnungspolitik. In: Die Bank. Jg. 1988, S. 120–129.
Literatur
- Dieter Balkhausen: Alfred Herrhausen. Macht, Politik und Moral. Econ, Düsseldorf u. a. 1990, ISBN 3-430-11144-7.
- Dieter Balkhausen: Alfred Herrhausen (1930–1989). In: Hans Pohl (Hrsg.): Deutsche Bankiers des 20. Jahrhunderts. Steiner, Stuttgart 2008, S. 211–225.
- Knut Borchardt: Erinnerung an Alfred Herrhausen. In: Historisches Kolleg 1980–1990. Vorträge anläßlich des zehnjährigen Bestehens und zum Gedenken an Alfred Herrhausen am 22. November 1990 (= Schriften des Historischen Kollegs: Dokumentationen. Bd. 8). Stiftung Historisches Kolleg, München 1991, S. 15–22 (PDF).
- Carolin Emcke: Stumme Gewalt. Nachdenken über die RAF. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-18033-2.
- Andreas Platthaus: Alfred Herrhausen. Eine deutsche Karriere. Rowohlt, Hamburg 2006, ISBN 978-3-499-62277-9 (Rezension von Tanja Langer, Rezension von Rudolf Walther).
- Friederike Sattler: Bewusste Stabilisierung der Deutschland AG? Alfred Herrhausen und der Diskurs über die „Macht der Banken“. In: Ralf Ahrens (Hrsg.): Die „Deutschland AG“. Historische Annäherungen an den bundesdeutschen Kapitalismus (= Bochumer Schriften zur Unternehmens- und Industriegeschichte. Bd. 20). Klartext, Essen u. a. 2013, S. 221–246.
- Friederike Sattler: Ernst Matthiensen und Alfred Herrhausen. Zwei Wege an die Spitze bundesdeutscher Großbanken. In: Werner Plumpe (Hrsg.): Unternehmer – Fakten und Fiktionen. Historisch-biografische Studien (= Schriften des Historischen Kollegs: Kolloquien. Bd. 88). München 2014, S. 295–327.
- Friederike Sattler: Herrhausen. Banker, Querdenker, Global Player. Ein deutsches Leben. Siedler, München 2019, ISBN 978-3-8275-0082-3.
- Sebastian Sigler: Alfred Herrhausen. Corpsstudent und Vorbild. In: Einst und jetzt. Bd. 54, 2009, S. 483–504.
- Andres Veiel: Black Box BRD. Fischer, Frankfurt 2002, ISBN 3-596-15985-7 (Rezensionsnotizen zu Black Box BRD bei perlentaucher.de).
Dokumentation
- Phantom RAF – Der ungelöste Fall Herrhausen. ZDF, 2019.
Weblinks
- Literatur von und über Alfred Herrhausen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Foto der Grabstätte von Alfred Herrhausen
Biographien
- Alfred Herrhausen im Munzinger-Archiv, abgerufen am 6. Juli 2020 (Artikelanfang frei abrufbar)
- Herrhausen, Alfred. Biographie der Historischen Gesellschaft der Deutschen Bank.
- Alfred Herrhausen (1930–1989). In: Alfred-Herrhausen-Gesellschaft.
- Reinhard Frost: Alfred Herrhausen im Frankfurter Personenlexikon (redigierte Onlineausgabe, 21. Juli 2014), auch in Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lexikon. Erster Band. A–L (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission. Band XIX, Nr. 1). Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7829-0444-3, S. 321 f.
- Andreas Platthaus: Alfred Herrhausen (1930–1989), Bankier. In: Portal Rheinische Geschichte, 8. März 2013.
- Georg S. Schneider: Alfred Herrhausen. In: Konrad-Adenauer-Stiftung, Geschichte der CDU.
- Herrhausen, Alfred. Hessische Biografie. (Stand: 5. Februar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Gespräche
- Ausführliches Interview von Gero von Boehm mit Herrhausen sechs Wochen vor dessen Tod, Teil 1 (ab etwa 2:00 min), Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5.[62]
- Heiko Martens, Wolfgang Kaden: „Die DDR ist am Zuge“. In: Der Spiegel, 20. November 1989 (Gespräch mit Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen über die ostdeutsche Wirtschaftsmisere).
Einzelnachweise
- Mord an Alfred Herrhausen. SDR-Bericht von 1989. SWR2 Archivradio
- Herrhausen-Anschlag: Ermittlungen gegen Andrea Klump eingestellt. In: Frankfurter Rundschau, 7. Dezember 2004.
- Kösener Corpslisten 1996, 62/75.
- Dissertation: Grenznutzen als Bestandteil des Marginalprinzips.
- Eintrag bei der Deutschen Nationalbibliothek.
- Diana Dittmer: Mord an Herrhausen bleibt ein Rätsel. In: n-tv.de, 28. November 2014.
- Stollwerck-Schokoladenfabrik. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. und Hans Imhoff. In: Portal Rheinische Geschichte (Abgerufen am 22. März 2021)
- Ex-Chef Guth gestorben. In: Manager Magazin, 20. Mai 2009.
- Wie die Deutsche Bank Englisch lernte. In: Wall Street Journal, 25. November 2014.
- Dieser Mann potenziert das Problem. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1989, S. 20–28 (online – 13. März 1989).
- Harald Freiberger: Alfred Herrhausen. Der gute Mensch aus dem Bankenturm. In: Süddeutsche Zeitung, 30. November 2009.
- Die Schnapsidee des Alfred Herrhausen. In: Der Spiegel. Nr. 40, 1988, S. 136–140 (online – 3. Oktober 1988).
- Nina Grunenberg: Mit dem Fluidum des Eroberers. In: Die Zeit, 27. Oktober 1989.
- Tim Kanning: 20 Jahre nach dem Tod: Herrhausens Nachlass. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. November 2009.
- Georg S. Schneider: Alfred Herrhausen. In: Konrad-Adenauer-Stiftung, Geschichte der CDU.
- Andres Veiel: Black Box BRD. Alfred Herrhausen, die Deutsche Bank, die RAF und Wolfgang Grams. 2. Auflage. DVA, Stuttgart, München 2002, ISBN 3-421-05468-1, S. 259 f.
- Anzeige zum Tode von Ursula Herrhausen geb. Sattler von ihrer Tochter Bettina Herrhausen. Abgerufen am 8. Dezember 2020.
- Anna Herrhausen übernimmt die Leitung der Abteilung Kunst, Kultur & Sport der Deutschen Bank
- Der Bankier und die Studentin. In: Welt am Sonntag, 19. August 2012.
- Andres Veiel: Black Box BRD. DVA, Stuttgart, München 2002, S. 118.
- Andres Veiel: Black Box BRD. DVA, Stuttgart, München 2002, S. 252–259.
- Eine Rekonstruktion der Ereignisse findet sich bei Matthias Kliem (Hrsg.): Das Herrhausen-Attentat in Bad Homburg. Zeitzeugen berichten. Societäts-Medien, Frankfurt am Main 2011, insbesondere S. 13 f. Bei Andres Veiel: Black Box BRD. DVA, Stuttgart, München 2002, S. 9, wird als Tatzeit 8:37 genannt.
- Thomas Kirn: Der ungesühnte Mord. faz.net, 30. November 2009
- Eine Hohlladungsmine funktioniert nach dem Munroe-Effekt und ist komplizierter aufgebaut
- Bekennerschreiben. In: Black-Box-BRD.de.
- Carolin Emcke: Stumme Gewalt. In: Die Zeit, 6. September 2007.
- Andres Veiel: Black Box BRD. Alfred Herrhausen, die Deutsche Bank, die RAF und Wolfgang Grams. DVA, Stuttgart, München 2002, S. 10–13.
- Christoph Gunkel: Tod in der Lichtschranke. In: Spiegel Online, einestages, 30. November 2009; Klump-Prozess: OLG stellt Anklage wegen RAF-Mitgliedschaft ein. In: Frankfurter Rundschau, 24. April 2001.
- Deutscher Bundestag: Protokoll der 71. Sitzung des Innenausschusses. 7. Dezember 1989, S. 44.
- Butz Peters: Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAF. Argon, Berlin 2004, S. 654.
- Butz Peters: Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAF. Argon, Berlin 2004, S. 655 f.
- Gerd Rosenkranz: Wir waren sehr deutsch. In: Der Spiegel, 13. Oktober 1997 (Gespräch mit Birgit Hogefeld).
- Thorsten Schmitz: Klar-Text. Gespräch mit Christian Klar vom 25. April 1997. In: Süddeutsche Zeitung, wieder veröffentlicht in Heft 11/2007 des SZ-Magazins.
- Eva Haule: Zum Artikel von Jürgen Elsässer in der jw vom 22./23. 9. 2007 (Memento vom 16. September 2016 im Internet Archive). Leserbrief. In: Junge Welt. 4. Oktober 2007. Online in: Political-Prisoners.net. Der Brief wird aufgegriffen bei Dirk Banse, Sven Felix Kellerhoff: Das Geheimnis um das letzte tödliche RAF-Attentat. In: Die Welt, 1. April 2011; Petra Terhoeven: Die Rote Armee Fraktion. Eine Geschichte terroristischer Gewalt. C. H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-71235-7, S. 105.
- Bundestagsdrucksache 13/754 vom 9. März 1995: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Grünen.
- Wässrige Phase. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1992, S. 53–57 (online – 9. März 1992).
- Paul Kohl: „Wir wissen definitiv, wer die Täter waren.“ Das Attentat auf Alfred Herrhausen. Rekonstruktion einer Spurenverwischung. Feature, Co-Produktion DLF/SR/SFB/WDR, Sendetermin 7. Januar 1997, 19:15 Uhr (Manuskript, PDF, 97 kB, 27 S.); Tonaufzeichnung bei YouTube.
- Thomas Kleine-Brockhoff: Christoph Seidler und die Zweifel der Justiz. In: Die Zeit, 17. Januar 1997.
- Haftbefehl gegen den des Mordes an Dr. Herrhausen beschuldigten Christoph Seidler bleibt aufgehoben. Pressemitteilung des Bundesgerichtshofs Nr. 3, 17. Januar 1997.
- Herrhausen-Anschlag: Ermittlungen gegen Andrea Klump eingestellt. In: Frankfurter Rundschau, 7. Dezember 2004.
- Christoph Gunkel: Tod in der Lichtschranke. In: Spiegel Online, einestages, 30. November 2009.
- Nehm sucht Unbekannt. In: Die Tageszeitung, 6. Dezember 2004 (DPA-Meldung).
- Vor 25 Jahren: Ermordung von Alfred Herrhausen. In: Bundeszentrale für politische Bildung, Hintergrund aktuell, 27. November 2014.
- Siehe die jeweiligen Presseberichte über die Untersuchungen, denen keine Bestätigung folgte: Fahnder suchen Mitglieder von RAF-Nachfolgeorganisation. (Memento vom 20. Dezember 2016 im Internet Archive) In: Sächsische Zeitung, 20. Mai 2001 (DPA-Meldung); Sven Felix Kellerhoff, Uwe Müller: Neue Untersuchung im Fall Herrhausen. In: Die Welt, 30. November 2009.
- Lisa Erdmann: RAF-Anschlag: Ermittler prüfen Stasi-Verwicklung in Herrhausen-Mord. In: Spiegel Online, 17. September 2007.
- Friedbert Meurer: ARD-Doku über Mordfall Herrhausen: Politologe hält Unterstützung der RAF durch PFLP für plausibel. In: Deutschlandfunk, 1. Dezember 2014 (YouTube).
- Andres Veiel: Black Box BRD. DVA, Stuttgart, München 2002, S. 255 f.
- Petra Terhoeven: Die Rote Armee Fraktion. Eine Geschichte terroristischer Gewalt. C. H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-71235-7, S. 104.
- Alexander Straßner: Die dritte Generation der „Roten Armee Fraktion“. Entstehung, Struktur, Funktionslogik und Zerfall einer terroristischen Organisation. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 3-531-14114-7 (zugleich Dissertation, Universität Passau, 2002), S. 159–163, Zitate S. 162 f.
- Friederike Sattler: Herrhausen. Banker, Querdenker, Global Player. Siedler, München 2019, S. 626–628.
- Tim Kanning: 20 Jahre nach dem Tod: Herrhausens Nachlass. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. November 2009; Friederike Sattler: Herrhausen. Banker, Querdenker, Global Player. Siedler, München 2019, S. 623–625.
- Peter Gillies: Herrhausen, der Ausnahme-Bankier. In: Die Welt, 28. November 2009.
- Matthias Kliem (Hrsg.): Das Herrhausen-Attentat in Bad Homburg. Zeitzeugen berichten. Societäts-Medien, Frankfurt am Main 2011, S. 112 f.
- Thomas Moser: Politische Literatur. Andreas Veiel: Black Box BRD. In: Deutschlandfunk, 23. Dezember 2002.
- Bücher: Lesen und Lernen. In: Manager Magazin, 25. Mai 2001; Henry Bernhard: Vertreter eines „moralischen“ Kapitalismus. Eine Biographie über Alfred Herrhausen. In: Deutschlandfunk, 29. Mai 2006.
- Volker Heigenmooser: Grenzen überschreitend: Über Tanja Langers Roman „Der Tag ist hell, ich schreibe Dir“. In: Literaturkritik.de, 19. September 2012.
- Carolin Emcke: Stumme Gewalt. In: Die Zeit, 6. September 2007; dies.: „Stumme Gewalt“. Nachdenken über die RAF. Mit Beiträgen von Winfried Hassemer und Wolfgang Kraushaar. S. Fischer, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-10-017017-0. Siehe dazu Andreas Platthaus: Carolin Emcke über die RAF: Absenderin einer Flaschenpost. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. Mai 2008.
- Katalogeintrag beim GBV.
- Michael Hanfeld: Mord an Alfred Herrhausen: Die Allianz des Terrors. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. November 2014 (YouTube).
- Projektvorstellung bei der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Siehe dazu die Skizze bei Friederike Sattler: Alfred Herrhausen – Manager und Symbolfigur des Rheinischen Kapitalismus. In: Akademie Aktuell. Nr. 3, 2011, S. 36–39 (PDF).
- Abgedruckt bei Gero von Boehm: Alfred Herrhausen. 28. November 1989. In: Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten. Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S. 229–238.