ATP (Bauwirtschaft)
ATP (Eigenschreibweise: ATP architekten ingenieure) ist ein international agierendes Architektur- und Ingenieurbüro für Integrale Planung mit Sitz in Innsbruck, Österreich.
ATP Planungs- und Beteiligungs AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1951[1] |
Sitz | Innsbruck, Österreich |
Leitung | Christoph M. Achammer, Vorstandsvorsitzender |
Mitarbeiterzahl | 1.000 (29. November 2021)[1] |
Branche | Architektur, Ingenieurwesen, Forschung |
Website | www.atp.ag |
Organisation
ATP ist ein Gesamtplaner, spezialisiert auf die Schaffung lebenszyklusorientierter und nachhaltiger Gebäude mit Hilfe der Integralen Planungsmethode. Als eines der ersten Architektur- und Ingenieurbüros weltweit ließ ATP 2013 seine integrale Planungsprozesse über alle Architektur- und Ingenieurleistungen nach ISO 9001 zertifizieren.[2]
Mit ca. 1.000 Mitarbeitern aus 38 Nationen und elf operativen Gesamtplanungsgesellschaften zählt ATP zu den größten Architektur- und Ingenieurbüros in Europa.[3]
Das Büro ist in den Bereichen Architektur, Innenarchitektur, Tragwerksplanung, Technische Gebäudeausrüstung (TGA) und Objektüberwachung tätig. Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit ist die Integrale Planung für Handel und Industrie sowie für die Immobilien-, Freizeit-, Tourismus- und Gesundheitsbranche.[1]
ATP-Sonderplanungsgesellschaften beschäftigen sich mit Forschung für integrale Gebäudeplanung (Design & Research), Medizin-, Labor- und Küchentechnik (ATP health) sowie Bauphysik, Forschung, Beratung, Ingenieursleistungen und Zertifizierung im Bereich Nachhaltigkeit (ATP sustain) sowie mit der Planung von kommerziellen Interior Design (Mint Architecture). Im Umfeld der Gesamtplanung sind ATP-Consultinggesellschaften mit Strategie-, Prozess- und Organisationsleistungen für das Gesundheitswesen (ATP Health), mit Prozessplanung in der Lebensmittelindustrie (foodfab, fabsolutions und factoryXperts), Immobilienentwicklungsconsulting (Redserve), mit Beratung für partizipatives kooperatives Bauen (Conviva) sowie mit integrierten IT-Lösungen für Planungs- und Bauprozesse (Plandata) tätig.[1][4]
Die Aktien der ATP Planungs- und Beteiligungs AG halten die in der operativen Leitung der Gesellschaften agierenden acht Partner, die ATP führen:[5] Christoph M. Achammer (Vorstandsvorsitzender), Michaela Hauser, Gerald Hulka, Werner Kahr (Vorstand), Robert Kelca (Vorstand), Horst Reiner, Dario Travas und Matthias Wehrle. Neben den Partnern (Aktionären) gibt es 35 Associate Partners und 82 Associates. Damit sind über 15 % der Mitarbeiter in die Partnerschaft eingebunden (Stand 2021).[1][6]
ATP ist an elf selbstständigen Standorten tätig:[1] Innsbruck, Wien, München, Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg, Nürnberg, Zürich, Budapest, Zagreb, Moskau.
Geschichte
1951 eröffnete der Architekt (ETH) Fred Achammer (1924–2015) in Innsbruck ein Architekturbüro, das sich mit Industrie- und Logistikbauten im deutschsprachigen Raum beschäftigte. 1976 begründeten Fred Achammer, der Bauingenieur Sigfrid Tritthart und der Maschinenbauingenieur Gunther Fröhlich eine Partnerschaft mit dem Ziel, Integrale Planung als Gesamtplaner nach angloamerikanischem Vorbild anbieten zu können. Das Büro nannte sich in der Folge Achammer Tritthart Fröhlich (ATF), nach dem Tod von Gunther Fröhlich ab 1986 AT Achammer Tritthart Generalplaner. 1985 expandierte ATP nach Wien. 1987 folgte Christoph M. Achammer seinem Vater nach und wurde 1989 Partner für den Bereich Architektur. ATP (Achammer Tritthart und Partner) hatte ca. 80 Mitarbeiter. 1989 wurde der Planungsstandort in München gegründet. Es folgten Niederlassungen in Leipzig, Dresden und Prag. 1999 wurde ATP mit ca. 250 Mitarbeitern in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.[7]
2002 nahm Christoph M. Achammer die Berufung als Universitätsprofessor am Lehrstuhl für Industriebau und interdisziplinäre Bauplanung der TU Wien an.[8] Im gleichen Jahr gründete ATP einen Planungsstandort in Zagreb.[7] 2007 wurde das im Hochhaus- und Krankenhausbau tätige Frankfurter Büro N+M architekten (ehem. Novotny Mähner) Mitglied der ATP-Gruppe und mit der Fusion im Jahr 2009 zum Frankfurter ATP-Standort.[7] Im Zuge der Erweiterung der Partnerschaft und des altersbedingten Ausscheidens von Sigfrid Tritthart nennt sich das Büro 2008 ATP architekten ingenieure. In den darauffolgenden Jahren entstanden die Forschungsgesellschaften ATP sphere und ATP sustain.
2010 integrierte ATP das auf Wohnbau spezialisierte Zürcher Büro kfp architekten ag. 2011 führte ein Joint Venture mit Tsimailo Lyashenko & Partners Architectural Bureau (TLP) zur Gründung eines Moskauer Standortes. 2012 gründete ATP mit der Foodfab GmbH eine Consultinggesellschaft für Prozessplanung in der Lebensmittelindustrie. Seit demselben Jahr plant ATP mit Building Information Modeling (BIM) und gilt als Innovationsführer im deutschsprachigen Raum.[9] Seit 2013 bildet ATP Mitarbeiter in der ATP Academy aus, ein internes Ausbildungsprogramm für Integrale Planung.[10] 2014 entstand aus der Partnerschaft mit dem Büro Architektenpartner Frankfurt eine Planungsgesellschaft für das Gesundheitswesen, ATP health.[7] Der von ATP über mehrere Jahre entwickelte BIM-Standard floss in die 2015 in Kraft getretene Österreichische BIM-Norm ein (ÖNORM A 6241).[11] 2016 wurden fünf D&R-Studios in Innsbruck, Wien, München, Frankfurt und Zürich eingerichtet sowie die Conviva GmbH - Partizipativer und kooperativer Wohnbau gegründet.[7] 2017 erfolgte die Umbenennung von ATP kfp Architekten und Ingenieure AG Zürich in ATP architekten ingenieure Zürich AG.[7] 2017 erfolgte die Gründung von ATP Berlin und 2018 die Übernahme von Haid & Partner mit Umbenennung in ATP HAID architekten ingenieure Nürnberg. Ebenfalls im Jahr 2018 übernahm ATP die Firma Kundert Planer AG. Diese wurde in fabsolutions AG (Schlieren) umbenannt. Im Jahr 2019 erwarb ATP den Mehrheitsanteil an der Mint Architecture AG und wurde Anteilseigner von factoryXperts.[7]
Im jährlichen BD online survey[12] befand sich ATP in den Jahren 2011, 2012, 2014, 2015, 2016, 2017 unter den 4 größten Architekturbüros in Kontinentaleuropa. Im Ranking von 2012 wurde ATP als Planer von Shoppingarchitektur weltweit auf Platz 6 gesetzt. Bei BauNetz belegte ATP in der Kategorie „Planer für Gewerbe“ im Jänner 2014 den Platz 1. Das BD-Online-Ranking 2015 platzierte ATP nach Märkten in folgenden Sparten unter den Top 10 Planungsbüros der Welt: Environment (4), Science (5), Elderly Living (9), Engineering (9) und Construction Management (9). Nach Auftragsvolumen belegt ATP seit dem Jahr 2015 erstmals Platz 1 in Westeuropa. Im Jahr 2016 verbesserte sich ATP in Science + Production (7) und Elderly Living (7). Besondere Anerkennung fand die Expansionsstrategie in den Bereichen Hospitality und Office.[13] Im Jahr 2017 rückte ATP im weltweiten Vergleich von Platz 29 auf 23 vor und optimierte seine Stellung im Bereich „Science + Production“ (3).[14] Im Jahr 2019 befand sich ATP auf Platz 22.[15] In den Jahren 2015, 2016, 2017, 2018 und 2019 belegte ATP jeweils den ersten Rang des EUREB BRAND AWARDS (Österreich) in der Kategorie Architektur.[16]
Gründungen und Mitgliedschaften
Als Gründungsmitglied der IG Lebenszyklus Bau[17] war ATP in der Funktion von ATP CEO Christoph M. Achammer auch an der Entwicklung eines Leitfadens für öffentliche und private Bauherren beteiligt.[18] Nach 5-jähriger Tätigkeit als Gründungsvorstand wurde ATP CEO Christoph M. Achammer 2016 der Ehrenvorstand verliehen.[19] ATP ist ebenso Gründungsmitglied der DGNB e. V. Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen sowie der ÖGNI Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft. ATP ist Mitglied bei der Arbeitsgemeinschaft Industriebau e. V., dem International Council of Shopping Centers, dem Austrian Council of Shopping Centers, dem German Council of Shopping Centers. Zwischen 2001 und 2005 konzipierte ATP als Organising Partner die „Alpbacher Architekturgespräche“ im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach.[20]
Bauwerke und Projekte
(Auswahl)
- Neubau Innovationszentrum: HOFER ALPHA Retail Network, Eberstalzell (Österreich), 2018
- Neubau Manufakturzentrum: IWC, Schaffhausen, (Schweiz) 2018
- Entwicklung Stadtquartier: Im Lenz, Lenzburg (Schweiz), 2018
- Neubau Wohnturm und Geschäftshaus: IN-Tower, Ingolstadt, (Deutschland) 2018
- Neubau Verwaltungsgebäude: OMV, Schwechat (Österreich) 2017
- Neubau Hauptniederlassung: Mercedes-Benz, Frankfurt (Deutschland) 2016
- Neubau: Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP), Wien (Österreich) 2016
- Neubau Shoppingcenter: Weberzeile (SES), Ried i. I. (Österreich), 2015
- Neubau Forschungsgebäude: Fraunhofer IFAM, Bremen (Deutschland), 2014
- Neubau Bürogebäude: BASF, Ludwigshafen am Rhein (Deutschland), 2014
- Neugestaltung und Generalsanierung: Fakultäten für Architektur und technische Wissenschaften der Universität Innsbruck, Innsbruck (Österreich), 2014
- Gesamterneuerung: Westpfalz-Klinikum, Kaiserslautern (Deutschland), 2013
- Generalsanierung Handelszentrum: Shopping City Süd, Vösendorf (Österreich), 2013
- Gesamterneuerung: Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim (Deutschland), 2013
- Neubau: G3 Shopping Resort, Gerasdorf (Österreich), 2012
- Neubau: Technologiezentrum Seestadt, Wien (Österreich), 2012 – erstes Plusenergie-Bürogebäude Österreichs
- Kulturzentrum 2411, München, 2012[21]
- Produktions- und Logistikgebäude: Hilti P4plus, Thüringen (Österreich), 2009 – erster nach ÖGNI (Silber) zertifizierter Industriebau Österreichs[22]
- Neubau Einkaufszentrum: Westgate, Zagreb (Kroatien), 2009
- Neubau Einkaufszentrum: Atrio (SES), 2007, Villach (Österreich), Nachhaltigstes Einkaufszentrum der Welt, ICSC Best of the Best-Award 2009
- Refurbishment Einkaufszentrum: Sillpark, Innsbruck (Österreich), 2007
- Neubau Einkaufszentrum: Einkaufszentrum Murpark (zusammen mit ATW Architektur, Technik und Wirtschaft, Wien), Graz (Österreich), 2005–2007
- Entwicklung eines neuen Corporate-Architecture für EDEKA Süd (Deutschland), 2006, 2012
- Entwicklung eines neuen Corporate-Architecture-Konzeptes und Neubau des Einkaufszentrums: max.center (SPAR), Wels (Österreich), 2002
- Neubau Microchip-Werk: ams, Graz/Unterpremstätten (Österreich), 2001
- Neubau Verwaltungsgebäude: Infineon, Villach (Österreich), 2001
- Neubau Verwaltungsgebäude: Isovolta, Wiener Neudorf (Österreich), 2000
- Gesamtkoordination, Entwurfsüberarbeitung und Ausführungsplanung: Millennium Tower, Wien (Österreich), 1999 – zu seiner Bauzeit höchstes Bürogebäude Österreichs (heute zweithöchstes)
- Corporate Architecture für INTERSPAR Einkaufszentren (Österreich), 1997 – heute
- Neubau Chipfabrik: SIMEC Siemens Microelectronics Center (heute Infineon), Dresden (Deutschland), 1995
Auszeichnungen
Seit 1990 gewann ATP mehr als 73 Wettbewerbe[23] und erhielt Preise und Auszeichnungen für nachhaltiges Planen und Corporate Social Responsibility. ATP wurde 2011 für die informationsoptimierte Planung mit Building Information Modeling (BIM) ausgezeichnet. 2012 wurde ATP Innsbruck für den Österreichischen Staatspreis „Familienfreundlichster Betrieb 2012“[24] und 2013 zum TRIGOS für Corporate Social Responsibility (CSR)[25] und 2018 zum Familienfreundlichster Betrieb Tirols nominiert.[26]
Literatur
- BIM – Aus der Praxis. Architektur Aktuell Sonderheft, Sept. 2011 (pdf, atp.ag)
- ATP 04 – Neue Prozesse im Planen und Bauen. Springer Verlag, Wien/ New York 2003, ISBN 3-211-00712-1.
- Literatur von und über ATP im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über ATP im Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek
Weblinks
- Internetpräsenz von ATP architekten ingenieure
- ATP architekten ingenieure. In: world.architects.
- ATP architekten ingenieure. In: BauNetz.
- ATP (Bauwirtschaft). In: architektur im netz, nextroom.at – mit Werkdatenbank.
- Karte mit allen verlinkten Seiten Abschnitt Bauwerke und Projekte (andere Einträge ausblenden): OSM | WikiMap
Einzelnachweise
- ATP architekten ingenieure: Facts and Figures. Abgerufen am 28. November 2021.
- 2013 Zertifizierung nach EN ISO 9001:2008, Anwendungsbereich Integrale Planung für Architektur- und Ingenieurleistungen, Bureau Veritas Certification, abgerufen am 24. März 2014.
- WA 100, The 100 Largest Architecture Firms in the World, 2014.
- ATP Health, abgerufen am 21. Februar 2017.
- ATP Planungs- und Beteiligungs-AG, atp.ag → Kontakt, abgerufen am 16. September 2019.
- Unternehmensangaben, abgerufen am 16. September 2019.
- ATP architekten ingenieure: Geschichte. Abgerufen am 28. November 2021.
- TU Wien: Abteilungsleiter Industriebau und interdisziplinäre Bauplanung (Memento vom 23. Oktober 2014 im Internet Archive)
- ATP setzt auf BIM, abgerufen am 27. März 2017.
- ATP Academy: Aus- und Weiterbildungsprogramm (Memento vom 27. April 2014 im Internet Archive)
- ÖNORM A 6241, abgerufen am 27. März 2017.
- WA 100, The 100 Largest Architecture Firms in the World, 2015.
- BD-Ranking im Jahr 2017, abgerufen am 27. März 2017.
- BD-Ranking im Jahr 2018, abgerufen am 21. Februar 2018.
- BD-Ranking im Jahr 2019, abgerufen am 10. Juni 2019.
- Real Estate Brand Award 2019, abgerufen am 15. Juli 2019.
- IG Lebenszyklus: Die Initiatoren (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
- IG Lebenszyklus Hochbau: Der Weg zum lebenszyklusorientierten Hochbau (Memento vom 21. Oktober 2014 im Internet Archive; PDF; 4,03 MB)
- IG Lebenszyklus Bau: Erste Mitglieder und Interessentenveranstaltung 2016 (Memento vom 28. März 2017 im Internet Archive)
- atp.ag: Europäisches Forum Alpbach 2001 - 2005 (Memento vom 24. März 2014 im Internet Archive)
- http://www.atp.ag/integrale-planung/projekte/project/Kulturzentrum-2411_Muenchen_DE/action/showsingle
- ÖGNI-Zertifizierung des Hilti Produktionsgebäude Werk 4 in Thüringen (Österreich)
- Auszeichnungen von ATP, abgerufen am 27. März 2017.
- Nominierung zum Staatspreis für Familienfreundlichstes Unternehmen 2012, abgerufen am 24. März 2014.
- Nominierung zum TRIGOS 2013 für Mittelunternehmen, abgerufen am 24. März 2014.
- Nominierung Familienfreundlichster Betrieb Tirols 2017, abgerufen am 21. Februar 2018.