ZUZANA (Geschütz)
Die ZUZANA ist eine Haubitze slowakischer Herkunft auf einem gepanzerten Rad-Chassis. Die Selbstfahrlafette wurde in den 1990er-Jahren auf Basis der tschechoslowakischen DANA entwickelt.
ZUZANA | |
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Eine ZUZANA im Jahr 2019 | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 4 (Kommandant, Fahrer, Richtschützen)[1] |
Länge | 12,97 m 11,405 m (auf T-72-Chassis)[2] |
Breite | 3,015 m 3,6 m (auf T-72-Chassis) |
Höhe | 3,3 m (Geschütz bodenparallel) |
Masse | 28,45 Tonnen 42,6 t (auf T-72-Chassis) |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | Panzerstahl, beim T-72 mit Verbund- und/oder Reaktivpanzerung |
Hauptbewaffnung | 1 × 155-mm-Haubitze L/45 mit 40 Geschossen |
Sekundärbewaffnung | 1 × 7,62-mm- oder 12,7-mm-Maschinengewehr |
Beweglichkeit | |
Antrieb | Tatra-Dieselmotor 3-930.52 mit 12 Zylindern 265 kW bei 2.200/min |
Federung | Drehstabfedern oder Blattfedern oder Torsionsstab (T-72-Chassis) |
Geschwindigkeit | 80 km/h (Straße) 60 km/h (T-72-Chassis, Straße) |
Leistung/Gewicht | |
Reichweite | 750 km 480 km |
Entstehungsgeschichte
Nach der Unabhängigkeit der Slowakei im Jahr 1993 übernahmen die slowakischen Streitkräfte mehrere DANA-152-mm-Radpanzerhaubitzen aus den Beständen der tschechoslowakischen Armee. Die DANA basiert auf dem Fahrgestell des tschechischen 8×8-LKW Tatra 815, der international aufgrund seiner Geländegängigkeit eine gewisse Bekanntheit besitzt. Schon vor dem NATO-Beitritt der Slowakei forderte das slowakische Verteidigungsministerium eine umfangreichen Modernisierung der im Dienst befindlichen DANAs, die im Zuge dessen auf das NATO-Standardkaliber 155 mm umgerüstet werden sollten. Dadurch können alle Arten von 155-mm NATO-Munition verschossen werden. Die Entwicklungsarbeiten wurden vom in Trenčín ansässigen Unternehmen „KONŠTRUKTA-Defence“ vorgenommen, die Herstellung erfolgte durch „ZTS - ŠPECIÁL, a.s.“ in Dubnica nad Váhom.[3] Im Jahr 1998 waren die Entwicklungsarbeiten weitestgehend abgeschlossen und es erfolgte die Auslieferung der ersten Exemplare an die slowakische Armee.
Basisfahrzeug
Die Waffenaufbauten befinden sich auf dem Allrad-Fahrgestell (8×8) des Typs Tatra 815 VP31 29 265. Alle Räder sind mit einem permanenten Allradantrieb und einem zentralen Reifendruckregelungssystem ausgestattet. Der luftgekühlte V12-Dieselmotor T3-930-52 mit Turbolader und Direkteinspritzung erbringt eine Leistung von 265 kW bei 2200/min. Dadurch kann er die Radpanzerhaubitze auf eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h auf der Straße beschleunigen.[4] Die maximale Fahrreichweite beträgt 750 km. Das Fahrerhaus befindet sich im vorderen Teil des Fahrzeuges. Der Mittelteil des Fahrzeugs enthält ausfahrbare hydraulische Stützen, die vor dem Einsatz des Hauptgeschützes abgesenkt werden müssen.
Waffenanlage und Feuerkampf
Das Rohr ist ein 155-mm-Vielzugrohr L/45 mit 45 Kaliberlängen und Schlitzmündungsbremse. Gefertigt nach dem NATO-Ballistikabkommen können alle Arten von 155-mm NATO-Munition verschossen werden.[1] Eine Ladeautomatik führt die Geschosse zu und setzt sie im Rohr mit Treibladungen an. Es befinden sich 40 Projektile und 40 Treibladungen im Magazin.[1] Die Feuerrate beträgt 5 Schuss pro Minute, 6 Schuss in der ersten Minute. Bei einem längeren Feuerauftrag wird die Feuerrate durch die thermische Belastung minimiert.[1] Die maximale Feuerreichweite beträgt 39,6 km mit ERFB-BB-Geschossen. Das Richten und Schwenken geschieht elektrisch. Der Höhenrichtbereich der Waffe beträgt −3,5° bis +70°. Beim Marsch wird das Rohr in einer Zurrgabel an der Fahrzeugfront über dem Fahrerhaus fixiert. Zum Feuern werden hydraulische Stabilisatoren ausgefahren, die dem Fahrzeug zusätzliche Standfestigkeit verleihen.[1] Die Haubitze in der Version "ZUZANA 2" ist gemäß Herstellerangaben in der Lage, im sogenannten MRSI-Verfahren (Multiple Rounds Simultaneous Impact, deutsch etwa ‚Mehrere Schüsse, gleichzeitiger Einschlag‘) zu schießen. Dies bedeutet, dass das Geschütz bis zu sechs Schuss abgibt, die gleichzeitig im Ziel einschlagen. Erreicht wird dieser Effekt durch unterschiedliche Erhöhungen des Rohres, die unterschiedliche Flugzeiten bewirken. Das Schießen beginnt in diesem Fall mit großer Rohrerhöhung und wird schrittweise auf eine niedrigere abgesenkt. Zur Selbstverteidigung gegen Bedrohungen im Nahbereich kann die Hauptwaffe im direkten Richten eingesetzt werden.[5] In Duellsituationen ist die Radpanzerhaubitze Kampfpanzern jedoch klar unterlegen, da sie nicht in der Lage ist, aus der Bewegung den Feuerkampf zu führen. Als Sekundärbewaffnung ist ein Maschinengewehr montiert, das je nach Nutzerstaat variiert. Für den Selbstschutz ist eine Nebelmittelwurfanlage mit 2 × 3 Wurfbechern an der Turmfront neben der Waffenwiege montiert.[1]
Varianten
- ZUZANA : Ursprüngliche Version, die 1998 in die slowakische Armee übernommen wurde.
- ZUZANA 2: Grundlegend modernisierte Version, die im Jahr 2011 auf der Militärmesse International Exhibition of Defence and Security Technologies (IDET) in Brno erstmals vorgestellt wurde. Die Zuzana 2 ist mit einer neuen 155-mm-Haubitze mit 45 Kaliberlängen ausgestattet, die bessere Schießeigenschaften hat. Der Turm ist nun voll drehbar und die Bedienbarkeit der Hauptwaffe wurde optimiert, sodass die Besatzung auf drei Mann reduziert werden konnte. Diese Version soll MRSI-fähig sein.[3]
- HIMALAYA: In den 1990er-Jahren wurde der Geschützturm auf einem T-72-Fahrgestell montiert. Die HIMALAYA-Version hat das Teststadium nicht verlassen, eine Indienststellung erfolgte nicht.[2]
Nutzer
Weblinks
- Beschreibung auf GlobalSecurity.org (englisch)
Einzelnachweise
- ZUZANA - 155 mm Self-propelled Gun Howitzer (englisch)
- HIMALAYA - 155 mm Self-propelled Gun Howitzer (englisch)
- Army-technology.com: ZUZANA 2 155mm Self Propelled Gun Howitzer (englisch)
- Tactical and technical data for 155 mm Self Propelled Gun Howitzer ZUZANA (englisch)
- Zuzana 2 - Self-propelled autonomous artillery system (englisch)
- SIPRI - Trade Registers Slowakei (englisch)