Tatra 813
Der Tatra 813 ist ein schwerer zwei- bis vierachsiger Lastkraftwagen des tschechoslowakischen Fahrzeugherstellers Tatra. Dieser Typ folgte der Zugmaschine Tatra 141 und wurde ab 1967 in Serie gebaut. Ein erstes Funktionsmuster entstand bereits 1960.
Zugmaschine Tatra 813 8×8 | |
---|---|
Bauzeit: | 1967–1982 |
Stückzahl: | 11.751 |
Entwicklungsland: | Tschechoslowakei |
Motor | |
Typ | T 930-31 E, V12-Diesel, luftgekühlt, mit direkter Kraftstoffeinspritzung |
Hubraum | 17.643 cm³ |
Bohrung/Hub | 120/130 mm |
Verdichtung | 16,5 |
Höchstleistung | 199 kW (270 PS) bei 2.000/min |
max. Drehmoment | 991 Nm bei 1.300/min |
Kraftübertragung | |
Dreischeiben-Trockenkupplung, hydraulisch betätigt, mit pneumatischer Verstärkung mechanisches Fünfgang-Getriebe, pneumatisch unterstützt, mit Zweigang-Zusatzgetriebe und zweistufigen Planetengetriebe, Allradantrieb mit Zwischenachsdifferenzial, Untersetzungsgetriebe in den Radnaben, Differenzialsperren | |
Fahrgestell | |
Zentralrohrrahmen, Pendelachsen, Halbelliptik-Blattfedern an beiden Vorderachsen, Drehstabfederung an der Hinterachse, Teleskopstoßdämpfer Reifen 18.00-22,5, beide Vorderachsen gelenkt, hydraulische Lenkhilfe | |
Bremsen | |
pneumatische Zweikreis-Betriebsbremsanlage mit Trommelbremsen Feststellbremse mechanisch, auf Getriebe wirkend Motorbremse und Auspuff-Drosselklappe, Anhängerbremsanlage mit Zweileitungsanschluss | |
Aufbau | |
Frontlenkerfahrerhaus, feststehend, 5 Sitze, 4 Türen, Stahlpritsche 2.465 × 2.420 × 500 mm | |
Abmessungen, Gewichte und Fahrleistungen | |
Länge / Breite / Höhe | 7.760 / 2.500 / 2.620 mm Höhe ohne Rundumkennleuchte |
Radstand | 1.650 + 2.700 mm |
Leergewicht | 11.930 kg |
Nutzlast | 8.800 kg (Ballast) |
Anhängelast | 100.000 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 70 km/h (ohne Anhänger) |
Steigfähigkeit | 15,1 % (bei 122 t Zuggesamtgewicht) |
Einsatzgebiet
Der Tatra 813 war in erster Linie für die Armee vorgesehen, wurde aber auch in zahlreichen zivilen Varianten produziert. Alle Ausführungen des Tatra 813 besitzen Allradantrieb. Während die Armee vorwiegend die vierachsige Zugmaschine einsetzte, wurden für den zivilen Einsatz hauptsächlich dreiachsige Zugmaschinen hergestellt. In geringerer Stückzahl wurden auch zweiachsige Zugmaschinen und Sattelzugmaschinen gebaut. Der Tatra 813 fand in allen Achskonfigurationen auch Verwendung als Trägerfahrzeug für Feuerwehr-, Kran- oder andere Spezialaufbauten. Die 8×8-Ausführung trägt den Beinamen „Kolos“.
Technik
Die verschiedenen Varianten unterscheiden sich nicht nur in der Achsanzahl. So stehen für die 8×8- und 6×6-Zugmaschinen durch das 5-Gang-Synchrongetriebe, kombiniert mit Zweigang-Zusatzgetriebe und zweistufigem Planetengetriebe, insgesamt 20 Vorwärts- und vier Rückwärtsgänge zur Verfügung, während die 4×4-Versionen über zehn Vorwärts- und zwei Rückwärtsgänge verfügen. Im Unterschied zu den meisten anderen Lkw-Konstruktionen besitzen die Tatra keinen Leiterrahmen mit Starrachsen, sondern den tatra-typischen Zentralrohrrahmen mit Pendelachsen. Die Räder an den Halbachsen zeigen deshalb vor allem beim Ausfedern einen positiven Sturz. Im Inneren des voluminösen Zentralrohres sind alle Verteilerwellen und -getriebe und die Differentiale untergebracht, die dadurch bei Fahrten im Gelände vor Bodenkontakt geschützt sind. Beim 8×8-Tatra können das zentrale Verteilerdifferentialgetriebe, die Zwischendifferentiale des vorderen und hinteren Achspaares und die Achsdifferentiale gesperrt werden, wodurch das 8×8-Modell, verbunden mit den Radständen, sowohl eine gute Geländegängigkeit als auch eine große Überschreitfähigkeit hat.[1]
Die 8×8-Fahrzeuge besitzen Halbelliptik-Blattfedern an allen Achsen. Die 6×6-Ausführungen haben Halbelliptik-Blattfedern an den beiden Vorderachsen und Drehstabfederung an der Hinterachse. Die 4×4-Zugmaschinen haben Drehstabfedern an allen Achsen, während die 4×4-Sattelzugmaschinen mit Drehstabfedern vorn und Luftfedern hinten ausgerüstet sind. Alle Fahrzeugvarianten besitzen feststehende Frontlenkerkabinen. Bei den 6×6- und 8×8-Fahrzeugen sind sie fünfsitzig und viertürig. Die 4×4-Varianten haben kürzere zweitürige Fahrerhäuser.
Bis 1982 wurden insgesamt 11.751 Tatra 813 in allen Varianten produziert, dann wurde dieser Typ vom Tatra 815 abgelöst.
Galerie
- Tatra 813 4×4 Autokran
- Tatra 813 6×6 Zugmaschine
- Tatra 813 8×8 Feuerwehr
- Tatra 813 8×8 Zugmaschine mit GAZ-63 auf der Ladefläche
- Gepanzerter 813 mit Raketenwerfer
- Tatra 813 8×8 im HGM
- Abzeichen – Tatra T 813 – Militär – 3 Achser
- Tatra 813 bei einem Truck-Trial-Wettbewerb, 2010.
Literatur
- Miroslav Gomola: Historie Automobilů Tatra II. AGM-Gomola, Brno 2000.
- Michael Dünnebier: Lastwagen und Busse sozialistischer Länder. 1. Auflage. Transpress, Berlin 1988, ISBN 3-344-00272-4.
- Jens Kraus: Ost-Koloss. Der Tatra 813 - ... In: Last & Kraft 2/2019, S. 8–17.
Einzelnachweise
- Suhr/Weinreich, NVA Fahrzeugklassiker, Motorbuch Verlag, 1. Auflage 2007, ISBN 978-3-613-02809-8, S. 98