Vienenburg
Vienenburg [ˈfiːnənˌbʊʁk] ist eine Ortschaft der Stadt Goslar im Landkreis Goslar in Niedersachsen, Deutschland. Vor der Eingemeindung nach Goslar am 1. Januar 2014 bildete Vienenburg mit den heutigen Goslarer Ortschaften Immenrode, Lengde, Lochtum, Weddingen und Wiedelah die Stadt Vienenburg.[3]
Vienenburg Stadt Goslar | ||
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Höhe: | 169 m ü. NHN | |
Fläche: | 71,14 km²[1] | |
Einwohner: | 5543 (30. Jun. 2018)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 78 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2014 | |
Postleitzahl: | 38690 | |
Vorwahl: | 05324 | |
Lage von Vienenburg in Niedersachsen | ||
Blick über Vienenburg |
Geografie
Lage
Der Stadtteil liegt im nordwestlichen Harzvorland rund 11 km (Luftlinie) nordöstlich von Goslar an der Einmündung der Radau in die Oker bzw. am Vienenburger See, der direkt an den Harly-Wald grenzt. Im Süden wird der Ort von dem Menneckenberg begrenzt, einer bis nördlich von Harlingerode reichenden Landzunge.
Geschichte
Vienenburg wurde erstmals 1306 urkundlich genannt. Von 1935 bis zum 31. Dezember 2013 hatte es Stadtrechte.
Auf eine Anfang des 13. Jahrhunderts durch Kaiser Otto IV. errichtete und 1291 zerstörte Burg (Harliburg) folgte um 1300 durch die Grafen von Wernigerode ein Burgbau „up de Viene“, der seit 1803 Domäne ist.
Bis 1941 gehörte Vienenburg wie der gesamte Landkreis Goslar zur preußischen Provinz Hannover und wurde dann in das Land Braunschweig umgegliedert,[5] das 1946 im Bundesland Niedersachsen aufging.
Eingemeindungen
Am 1. Juli 1972 wurden die Gemeinden Immenrode, Lengde, Lochtum, Weddingen und Wiedelah eingegliedert.[6]
Am 1. Januar 2014 wurden die Städte Vienenburg und Goslar vereinigt, indem die Stadt Vienenburg in die Stadt Goslar eingegliedert wurde.[7] Dabei wurde die Stadt Vienenburg aufgelöst und ihre sechs ehemaligen Stadtteile bilden seitdem Stadtteile der Stadt Goslar.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung | Jahr | Einwohner |
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2012 | 5550 | |
2013 | 5517 | |
2014 | 5490 | |
2015 | 5525 | |
2016 | 5597 | |
2017 | 5563 | |
2018 | 5543 | |
Werte jeweils zum 31. Dezember des Jahres, 2018 zum 30. Juni Quelle: [2] |
Einwohnerzahlen der ehemaligen Stadt Vienenburg
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(Ab 1972 Gebietsstand der Stadt Vienenburg bis 2013. Ab 1968 Stand jeweils zum 31. Dezember)[8]
Siehe auch den Abschnitt Einwohnerentwicklung im Artikel Goslar – dort wird die Einwohnerentwicklung von Goslar mit und ohne den Einwohneranteil von Vienenburg besprochen.
Religion
In Vienenburg befindet sich eine evangelische Kirche. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde 1912 umgebaut. Ihre Kirchengemeinde gehört zur Propstei Bad Harzburg.
Die katholische Kirche Hl. Familie, 1826–1829 auf dem Kattenberg errichtet und am 8. Dezember 1829 von Bischof Godehard Joseph Osthaus geweiht, gehört heute zur Pfarrgemeinde Liebfrauen in Bad Harzburg.
Ein Königreichssaal der Zeugen Jehovas befindet sich am Vienenburger See.
Politik
Letzter Stadtrat von November 2011 bis Dezember 2013
Der Rat der Stadt Vienenburg setzte sich für die Wahlperiode ab dem 1. November 2011 wie folgt zusammen:
SPD: | 10 Sitze |
CDU: | 8 Sitze |
Bürger für Vienenburg: | 5 Sitze (ab 1. Juni 2013: 4 Sitze) |
GAW: | 2 Sitze |
NPD: | 1 Sitz |
Fraktionsloses Mitglied (FDP): | 1 Sitz (ab 1. Juni 2013) |
Die Stadträte von Goslar und Vienenburg haben im Dezember 2012 die Vereinigung der Städte Vienenburg und Goslar zum 1. Januar 2014 beschlossen. Die Abstimmung erfolgte in namentlicher Abstimmung mit Gegenstimmen vom fraktionslosen FDP-Mitglied sowie vom Vertreter der NPD.[10]
Letzte Bürgermeisterin
Letzte amtliche Bürgermeisterin der Stadt Vienenburg war Astrid Salle-Eltner (SPD).
Ortsvorsteher
Seit 2013 ist Martin Mahnkopf (SPD) Ortsvorsteher der Ortschaft Vienenburg.[11]
Städtepartnerschaften
- Forres, Stadt in Schottland
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Wegen der günstigen geographischen Lage im Harzvorland ist Vienenburg ein beliebter Ausgangsort für die Erkundung des Harzes. Der Ort bietet touristische Attraktionen, die ihn zu einem Naherholungsgebiet machen.
Der weitläufige Vienenburger See und der Harlyturm auf dem Harlyberg, der sich im Mischwald des Harly-Walds befindet, laden zum Wandern ein. Darüber hinaus besitzt Vienenburg ein Freibad, einen Ruder- und Tretbootverleih sowie weitläufige Angelsport-Möglichkeiten.
Eine Sehenswürdigkeit ist das älteste noch erhaltene Bahnhofsgebäude Deutschlands aus dem Jahre 1840, das heute ein Eisenbahnmuseum beheimatet. Sehenswert ist auch der neben dem Bahnhofsgebäude stehende Bau des Kaisersaals. Der Kulturverein Vienenburg präsentiert regelmäßig Künstler aus ganz Europa. Das Heimatmuseum hat eine umfangreiche Sammlung über die Geschichte der Stadt Vienenburg zusammengetragen. Außerdem sind drei Buchbände über die Geschichte der Stadt erschienen, die vom Heimatpfleger Herbert Müller verfasst wurden. Bis in die 1980er Jahre wurde in Vienenburg der Goldene Högen als Preis an herausragende Persönlichkeiten und Künstler verliehen.
Die Freiwillige Feuerwehr Vienenburg wurde 1892 als Freiwillige Turnerfeuerwehr Vienenburg gegründet. Außerdem sind in Vienenburg Pfadfinder sowie der Fußball-Verein FG 16 Vienenburg/Wiedelah (SG Vienenburg/Lochtum) vertreten. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer aktiver Vereine im sportlichen und kulturellen Bereich.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor Vienenburgs ist der Tourismus. Weitere wichtige Wirtschaftsfaktoren sind die Landwirtschaft und die Lebensmittelindustrie. Bekannt ist die 1921 in Vienenburg gegründete Käserei August Loose, die sich auf Harzer Käse spezialisierte und zu einem der führenden Harzer Käsehersteller entwickelte. Sie wurde 1998 von der Unternehmensgruppe Theo Müller übernommen, die 2005 den Betrieb zur Sachsenmilch-Molkerei nach Leppersdorf in Sachsen verlegte.[12]
Zwischen 1884 und 1930 wurde im Kaliwerk Vienenburg Kalisalz gefördert. Die Förderung wurde nach einem Grubenunglück 1930 eingestellt.
Verkehr
Vienenburg liegt an der nach Goslar führenden Bundesstraße 241 sowie an den Autobahnen 36 (Anbindung an die A 2 bei Braunschweig und an die A 14 Richtung Halle/Leipzig–Magdeburg) und 369 (Anbindung an die Bundesstraßen 4 nach Bad Harzburg und 6 nach Goslar).
Vom Bahnhof Vienenburg führen Eisenbahnstrecken in vier Richtungen: nach Norden in Richtung Braunschweig, nach Südosten in Richtung Halberstadt – Halle (Saale), nach Süden in Richtung Bad Harzburg und nach Südwesten in Richtung Oker–Goslar. In Richtung Braunschweig, Goslar und Bad Harzburg fährt der erixx. Die Verbindungen zwischen Goslar und Magdeburg bzw. Goslar und Halle (Saale) werden durch Abellio Mitteldeutschland bedient. An Freitagen und am Wochenende fährt der HarzBerlinExpress über Halberstadt und Potsdam nach Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die ehemalige Güterstrecke nach Langelsheim wegen der Deutschen Teilung eingestellt.
Von der geplanten RegioStadtBahn Braunschweig hätte Vienenburg bereits im ersten Bauabschnitt ab 2014 bedient werden sollen, das ganze Projekt wurde aber wegen Unwirtschaftlichkeit aufgegeben.
Bildung
Der Ortsteil Vienenburg hat neben einer Grundschule auch eine Hauptschule und eine Realschule sowie eine Schule für Lernhilfe und für geistig Behinderte. Andere weiterbildende Schulformen befinden sich in der Innenstadt von Goslar.
Die Marie-Moelhoff-Barclay-Stiftung, die von der am 25. Dezember 1868 in Vienenburg-Wöltingerode geborenen und am 5. April 1939 in Narbert, Pennsylvania (USA), verstorbenen Marie Moelhoff-Barclay initiiert wurde, fördert die Ausbildung und Gesundheit junger Mädchen und Frauen unter 30 Jahren, die zudem Einwohnerinnen der Stadt Vienenburg sein müssen. Gefördert werden die gymnasiale Schulbildung und das Studium an Fachhochschulen oder Universitäten.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter Vienenburgs
- Friedrich Reese (1791–1871), Bischof von Detroit, erster katholischer Bischof deutscher Nationalität in den USA
- Christoph Gudermann (1798–1852), Mathematiker
- Hermann von Kamlah (1840–1919), preußischer Generalleutnant
- Götz Freiherr von König (1849–1934), preußischer General, Führer des Landwehrkorps im Ersten Weltkrieg
- Werner Willikens (1893–1961), Politiker (NSDAP), Reichstagsabgeordneter
- Fritz Deike (1913–1973), Fußball-Nationalspieler
- Karl Uwe Oppermann (* 1944), Politiker (CDU), Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft
- Ulrich Mädge (* 1950), Politiker (SPD), Oberbürgermeister von Lüneburg
- Detlev Schöttker (* 1954), Literaturwissenschaftler
Personen, die mit Vienenburg in Verbindung stehen
- August Winnig (1878–1956), Gewerkschafter, Politiker und Schriftsteller, lebte ab 1945 in Vienenburg
- Loriot (1923–2011), Humorist, verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Vienenburg
- Birgit Arnold (* 1951 in Wiedelah), Politikerin (FDP/DVP), Landtagsabgeordnete in Baden-Württemberg, ging in Vienenburg zur Schule
Einzelnachweise
- Gemeinden in Deutschland nach Fläche, Bevölkerung und Postleitzahl. (XLS; 4,9 MB) Siehe unter: Niedersachsen, Nr. 1429. In: Webseite Destatis. Statistisches Bundesamt, 31. Dezember 2013, abgerufen am 21. August 2019.
- Der Landkreis Goslar im Überblick. Zahlen, Daten, Fakten. In: Webseite Landkreis Goslar. 8. November 2018, abgerufen am 26. Januar 2019.
- Dokumente. In: http://www.goslar.sitzung-online.de. Abgerufen am 20. Dezember 2020 (Hauptsatzung der Stadt Goslar vom 01.01.2017).
- Einwohnerzahl der Gemeinden und Ortsteile des Landkreises Goslar. In: www.landkreis-goslar.de. 2011.
- Verordnung über Gebietsbereinigungen im Raume der Hermann-Göring-Werke Salzgitter.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 270.
- Niedersächsische Staatskanzlei (Hrsg.): Gesetz über die Vereinigung der Städte Vienenburg und Goslar, Landkreis Goslar. Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt (Nds. GVBl.). Nr. 10/2013. Hannover 19. Juni 2013, S. 163, S. 7 (Digitalisat [PDF; 153 kB; abgerufen am 21. August 2019]).
- Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen. Abgerufen am 19. Mai 2013.
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Detlef Kühlewind: Eindeutiges Votum für die Fusion zwischen Vienenburg und Goslar. (Memento vom 17. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) In: www.goslarsche.de. 18. Dezember 2012.
- Über Vienenburg. In: Webseite Stadt Goslar. Abgerufen am 29. Februar 2020.
- Unsere Historie. In: Webseite Firma Loose. Abgerufen am 19. Juli 2015.