Christoph Gudermann
Christoph Gudermann (* 25. März 1798 in Vienenburg; † 25. September 1852 in Münster) war ein deutscher Mathematiker; nach ihm ist die Gudermannfunktion benannt.
Leben
Christoph Gudermann war der Sohn eines Schullehrers und wurde nach einem Studium an der Universität Göttingen und der Universität Berlin mit dem Staatsexamen als Lehrer 1822 in Berlin ebenfalls Lehrer. Sein Doktorvater an der Universität war Carl Friedrich Gauß.
Er wurde zuerst 1823 Lehrer am Gymnasium in Kleve. 1832 wurde er außerordentlicher Professor für Mathematik und 1839 ordentlicher Professor an der Theologischen und Philosophischen Akademie in Münster (der späteren Universität). Während dieser Zeit unterrichtete er Karl Weierstraß unter anderem in elliptischen Funktionen (1839/40); dieser Unterrichtsstoff wurde davor noch in keinem anderen Institut abgehalten. Karl Weierstraß war stark von dieser Vorlesung beeinflusst, so dass er selbst in diese Richtung weiterforschte.
Gudermann erhielt nie den Ruhm für seine Forschungen über sphärische Geometrie (Geometrie der Kugel) und spezielle Funktionen (elliptische und hyperbolische Funktionen), da er sich zu sehr auf Einzelfälle spezialisierte und nicht so viele Arbeiten zu den Themen veröffentlichte. Moritz Cantor[1] erwähnt als weiteren Grund seine Angewohnheit, überall in seiner Behandlung elliptischer Funktionen eigene neue Namen einzuführen, die sonst nicht gebräuchlich waren. Er nannte ihn aber auch einen tiefen Denker auf seinen Arbeitsgebieten. Einen Namen machte er sich zunächst durch ein Buch über Sphärische Geometrie von 1830, was ihm die Beförderung zum Oberlehrer eintrug und bald darauf die Professur. Er sah die ebene Geometrie als Sonderfall (Kugel mit unendlichem Radius) der sphärischen Geometrie und räumte der Geometrie auf der Kugel daher Priorität ein.
In seinem Buch über Sphärische Geometrie von 1830 findet sich auch der Satz von Bodenmiller (die drei Kreise über den Diagonalen eines vollständigen Vierseits schneiden sich in zwei Punkten)[2] mit dem Hinweis auf den Urheber Bodenmiller, über den sonst nichts bekannt ist.
Ein am Karlsruher Institut für Technologie von Studenten für exzellente Lehre verliehener Preis ist nach ihm benannt.
Schriften
- Grundriß der analytischen Sphärik. DuMont-Schauberg, Köln 1830.
- Lehrbuch der Niederen Sphärik. 1836.
- Die Theorie der Potentialfunctionen. 1832.
- Modularfunctionen und Modularintegrale. 1844.
Literatur
- Moritz Cantor: Gudermann, Christoph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 87 f.
- Gottlob Kirschmer: Gudermann, Christoph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 252 f. (Digitalisat).
- Rudolf Fritsch: Gudermann, Bodenmiller und der Satz von Bodenmiller-Steiner. In: Didaktik der Mathematik. Band 3, 1992, S. 165–187.
- Bernd Haunfelder: Die Rektoren, Kuratoren und Kanzler der Universität Münster 1826–2016. Ein biographisches Handbuch. (= Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster. 14). Aschendorff, Münster 2020, ISBN 978-3-402-15897-5, S. 104–105.
Weblinks
- Literatur von und über Christoph Gudermann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- John J. O’Connor, Edmund F. Robertson: Christoph Gudermann. In: MacTutor History of Mathematics archive.
Einzelnachweise
- Siehe ADB
- Verschiedene Varianten werden auch zusätzlich nach Carl Friedrich Gauß oder Jakob Steiner benannt