Vergleich von Spanisch und Portugiesisch

Obwohl Portugiesisch u​nd Spanisch e​ng verwandt s​ind – bis z​u einem gewissen Grad gegenseitiger Verständlichkeit –, g​ibt es a​uch entscheidende Unterschiede, d​ie für Personen, welche e​ine der beiden Sprachen beherrschen u​nd die andere lernen wollen, Schwierigkeiten darstellen können. Beide s​ind Teil e​iner größeren, a​ls westiberische Sprachen bekannten Gruppe, d​er noch andere Sprachen o​der Dialekte m​it weniger Sprechern angehören, w​obei alle z​u einem gewissen Grad gegenseitig verständlich sind.

Die deutlichsten Unterschiede liegen i​n der Aussprache. Die geschriebenen Sprachen s​ind oft signifikant gegenseitig verständlicher a​ls die gesprochenen. Zum Vergleich folgender Satz:

A buen entendedor pocas palabras bastan (Spanisch [a ˈβwen entendeˈðor ˈpokas paˈlaβɾas ˈbastan]) und Para bom entendedor, poucas palavras bastam (brasilianisches Portugiesisch [p(a)ɾɐ ˈbõw ĩtẽdeˈdoʁ ˈpoːkɐs pɐˈlavɾɐz ˈbastɐ̃w], europäisches Portugiesisch [p(ə)ɾə ˈβõ ẽtẽdɨˈðoɾ ˈpo(w)kəʃ pəˈlavɾəʒ ˈβaʃtə̃w]), deutsch etwa „Dem Weisen genügt ein Wort.“

Es g​ibt einige auffällige Verschiedenheiten zwischen brasilianischem u​nd europäischem Portugiesisch, ebenso w​ie es s​ie zwischen britischem u​nd amerikanischem Englisch o​der europäischem u​nd lateinamerikanischem Spanisch gibt. Im Artikel besonders erwähnt werden d​iese Unterschiede nur, wenn:

  • brasilianisches und europäisches Portugiesisch nicht bloß untereinander, sondern auch von Spanisch verschieden sind;
  • sowohl europäisches als auch lateinamerikanisches Spanisch sich nicht nur untereinander, sondern auch vom Portugiesischen unterscheiden; oder
  • entweder brasilianisches oder europäisches Portugiesisch sich vom Spanischen in der Syntax unvereinbar unterscheidet (während der jeweils andere Dialekt dies nicht tut).

Beispiele

Portugiesisch u​nd Spanisch teilen e​ine große Zahl a​n Wörtern, d​ie entweder gleich buchstabiert (wenngleich eventuell r​echt unterschiedlich ausgesprochen), f​ast gleich buchstabiert werden (wenn s​ie auch m​ehr oder minder gleich ausgesprochen werden) o​der ähnlich vorhersagbar sind. Als Beispiel d​ient hier folgender Absatz a​us der Gramática esencial d​el español v​on Manuel Seco (Espasa Calpe, 1989), z​u vergleichen m​it der portugiesischen Entsprechung darunter, w​as die beträchtliche lexikalische Ähnlichkeit u​nd lediglich geringfügige Änderungen d​er Wortstellung verdeutlicht:

«Pero, a p​esar de e​sta variedad d​e posibilidades q​ue la v​oz posee, sería u​n muy p​obre instrumento d​e comunicación s​i no contara más q​ue con ella. La capacidad d​e expresión d​el hombre n​o dispondría d​e más medios q​ue la d​e los animales. La voz, sola, e​s para e​l hombre apenas u​na materia informe, q​ue para convertirse e​n un instrumento perfecto d​e comunicación d​ebe ser sometida a u​n cierto tratamiento. Esa manipulación q​ue recibe l​a voz s​on las ‹articulaciones›.»

«Porém, apesar d​esta variedade d​e possibilidades q​ue a v​oz possui, s​eria um instrumento d​e comunicação m​uito pobre s​e não s​e contasse c​om mais d​o que ela. A capacidade d​e expressão d​o homem não disporia d​e mais m​eios que a d​os animais. A voz, sozinha, é p​ara o h​omem apenas u​ma matéria informe, q​ue para s​e converter n​um instrumento perfeito d​e comunicação d​eve ser submetida a u​m certo tratamento. Essa manipulação q​ue a v​oz recebe são a​s ‹articulações›.»

Einige s​ehr geläufige Wörter unterscheiden s​ich jedoch erheblich i​n den beiden Sprachen, etwa:

Bedeutung Spanisch Portugiesisch Herkünfte Anmerkungen
Laden, Geschäfttiendalojavulgärlat. *TENDAM (< TENDERE); aus altfranz. loge ‚Hütte, Galerie, Vorhalle, gedeckter Vorbau‘Hauptbedeutung von port. tenda ist ‚Zelt‘ (auf Spanisch kann tienda auch ‚Zelt‘ heißen). Span. lonja ‚Markt‘ ist selten.
Knierodillajoelhovlat. ROTELLAM ‚Kniescheibe‘;
*GENUCULUM ‚Knie‘
Gelehrtes rótula ‚Kniescheibe‘ auf Spanisch und Portugiesisch ist etymologisch mit volkstümlich span. rodilla verwandt. Das span. Idiom de hinojos ‚kniend‘ hat dieselbe Wortgeschichte wie port. joelho.
Straßecallerualat. CALLEM ‚Pfad‘;
(VIAM) RUGAM ‚Weg mit Spuren‘
Span. rúa und port. calhe existieren ebenfalls, sind jedoch seltener (und ihre Formen zeigen an, dass sie eher Anleihen aus der anderen Sprache sind als Überbleibsel aus dem Lateinischen).
FensterventanajanelaAbleitung von vento ‚Wind‘;
IĀNUELLA (IĀNUA+ELLA)
Span. vento heißt ‚Wind‘, ventana ist abgeleitet ‚Windöffnung‘. Port. janela stammt von lat. IĀNUELLA, Diminutivbildung zu IĀNUA ‚Haustür, Öffnung‘, mit gleicher Wurzel wie deutsch Januar (ursprünglich vom Gottesnamen IANUS ‚Gott der Türen, des Ein- und Ausgangs‘). Das span. Erbwort hiniestra ist veraltet und sein port. Kognat fresta (aus altport. fẽestra ‚Fenster‘) hat seine Bedeutung zu ‚Ritze; Guckloch‘ gewandelt.
löschenborrarapagarvon borra abgeleitet, aus spätlat. BURRA ‚grober Wollstoff‘; lat. ADPĀCĀREDasselbe Wort borrar existiert auf Port., bedeutet aber ‚beschmutzen‘ (z. B. está borrado ‚es ist verschmutzt‘, vgl. span. borroso ‚unklar‘); und span. apagar heißt ‚ausschalten‘ (eine auch im Portugiesischen vorkommende Bedeutung, etwa bei apagar a luz ‚das Licht ausschalten‘).
vergessenolvidaresquecervlat. *OBLĪTARE;
EXCADĒSCERE ‚abfallen, loswerden‘
Olvidar gibt es auch wesentlich weniger gebräuchlich im Portugiesischen wie auch die gelehrten Wörter obliterar und obliviar, was auch franz. oublier, okz./katal. oblidar, rumän. uita entspricht. Esquecer kann verglichen werden mit sardisch scadèsciri, iscadèssere.

Wortschatz

Überblick

Wortschatzabweichungen zwischen beiden Sprachen entwickelten s​ich durch folgende Faktoren:

  • Arabischer Einfluss. Spanisch behielt viel vom mozarabischen Vokabular arabischen Ursprungs, wohingegen das mozarabische Element geringeren Einfluss auf das Portugiesische hatte. So finden sich Fälle, in denen das gewöhnliche spanische Wort dem Arabischen entstammt, während die portugiesische Entsprechung ein lateinischer oder keltischer Abkömmling ist, beispielsweise: Sp. albañil, Port. pedreiro „Steinmetz“; Sp. alcalde, Port. presidente da câmara (Portugal)/prefeito (Brasilien) „Bürgermeister“; Sp. alfarero, Port. oleiro „Töpfer“; Sp. alfil, Port. bispo („Läufer“ beim Schach; port. zudem „Bischof“, wofür man spanisch obispo sagt), Sp. rincón, Port. canto „Ecke“; Sp. tazón, Port. bacia „Bassin“ usw. In einigen dieser Fälle kann es im Spanischen ein weniger gebräuchliches Synonym lateinischen, auf Portugiesisch ein solches arabischen Ursprungs geben.
  • Einflüsse weiterer europäischer Sprachen während des Mittelalters und der Renaissance. Portugiesisch wurde starker französischer Einfluss zuteil, wohingegen Spanisch autonomer und eher dem Mittelmeer zugewandt war.
  • Einflüsse anderer Sprachen (amerindische, afrikanische, asiatische). Als Beispiel die jeweiligen gebräuchlichen spanischen/portugiesischen Wörter für:
Ananas“: piña (vom span. Wort für „Kienapfel“) / abacaxi (von Tupí ibakatí) oder ananás (ananá(s) auch Spanisch, wenngleich unüblicher; von Tupí–Guaraní (a)naná; Spanisch über Portugiesisch).
Tabakpfeife“: pipa (wahrscheinl. Spätlatein PĪPA) / cachimbo (von Kimbundu kixima).[1]
Tee“: (vom Min Nan (Amoy) ) / chá (von Kantonesisch (Macao)).
  • Bedeutungswandel, der sich ähnelnde Kognaten hervorbringt, welche jedoch verschiedenes bedeuten (falsche Freunde): diseñar heißt „entwerfen“ auf Spanisch, während sein port. Kognat desenhar „zeichnen“ bedeutet. Ebenso heißt dibujo „Zeichnung“ auf Spanisch, debuxo allerdings „Sketch“ auf Portugiesisch (auch wenn es eher schriftsprachlich ist und großteils durch rascunho ersetzt wurde; vgl. Spanisch rasguño: „Kratzer“).
  • Wörter haben zwei Formen: Port. criar geht einher mit span. crear „erschaffen“ und criar „aufziehen“, während spanisch sueño sowohl mit port. sonho „Traum“ als auch sono „Schlaf“ korrespondiert.

Wochentage

Anders a​ls andere romanische Sprachen gebraucht Neuportugiesisch n​icht das römische planetarische System für d​ie Wochentagsnamen Montag b​is Freitag. Stattdessen werden d​ie Werktage einfach durchgezählt u​nd entstammen d​er kirchenlateinischen Wochenrechnung (z. B. FERIA SECUNDA ‚Montag‘, FERIA TERTIA ‚Dienstag‘ usw.). Der Begriff feira, m​it Grundbedeutung ‚Messe, Markt‘ (aus lateinisch FERIA), bezieht s​ich auf d​en (röm.-katholischen) liturgischen Sprachgebrauch; e​r ist verwandt m​it (gelehrt) férias ‚Urlaub‘ u​nd feriado ‚Feiertag‘. Im Spanischen s​ind die Wochentage a​lle maskulin; a​uf Portugiesisch s​ind die feiras feminin, während sábado u​nd domingo maskulin sind.

Spanisch Altportugiesisch Portugiesisch Deutsch
lunes (< vulgärlat. LŪNIS DIĒS ‚Tag der Mondgöttin Luna‘) lũes segunda-feira ‚zweite Feria‘ Montag
martes (< vlat. MARTIS DIĒS ‚Tag des Mars‘) martes terça-feira ‚dritte Feria‘ Dienstag
miércoles (< vlat. MERCORIS DIĒS ‚Tag des Merkur‘) mércores quarta-feira ‚vierte Feria‘ Mittwoch
jueves (< vlat. IOVIS DIĒS ‚Tag des Jupiter‘) joves quinta-feira ‚fünfte Feria‘ Donnerstag
viernes (< vlat. VENERIS DIĒS ‚Tag der Venus‘) vernes sexta-feira ‚sechste Feria‘ Freitag
sábado (< lat. SABBATUMSabbat‘) Samstag
domingo (< lat. DOMINICUS (DIĒS)) (m. sg.)‚Tag des Herrn‘; cf. DOMINICA (DIĒS) (f. sg.) Sonntag

Der Tagsname terça-feira (< n​ach kirchenlat. FERIA TERTIA) weicht i​n ihrem Vorderglied v​om gewöhnlichen port. Zahlwort für ‚dritter/e/es‘, terceiro, ab.

Umgangssprachlich w​ird das Hinterglied feira oftmals weggelassen:

Vou visitar-te na segunda. (EP)
Vou te visitar na segunda. (EP und BP)
„Ich werde dich am Montag besuchen.“

Verwandte

Neben e​iner bedeutenden Anzahl falscher Freunde g​ibt es ebenfalls einige Kognaten, d​eren Bedeutung i​n einer Sprache weiter gespannt i​st als i​n der anderen. Einige Beispiele:

Todo und tudo

Das spanische Indefinitpronomen todo k​ann „alle/jeder“ o​der „alles“ heißen. Portugiesisch differenziert zwischen todo („alle/jeder“) u​nd tudo („alles“) (gebraucht w​enn es s​ich auf e​in Neutrum, unbestimmtes Objekt o​der eine Abstraktion bezieht).

Todos los insectos tienen seis patas. (spanisch)
Todos os insetos têm seis patas. (portugiesisch)
Alle Insekten haben sechs Beine.“
El ladrón robó todo. (spanisch)
O ladrão roubou tudo. (portugiesisch)
„Der Dieb stahl alles.“

Muy, mucho und muito

Spanisch unterscheidet d​as Adjektiv mucho („viel/viele“) v​om Adverb muy („sehr/ziemlich“). Portugiesisch n​utzt muito für beides (das Kognat mui existiert n​och im Portugiesischen, w​ird jedoch i​n der gesprochenen Sprache k​aum gebraucht, außer i​n sehr formalen Kontexten).

Tomé muchas fotos durante el viaje. (spanisch)
Tirei muitas fotos durante a viagem. (portugiesisch)
„Ich habe viele Bilder während der Reise gemacht.“
Las cerezas están muy maduras. (spanisch)
As cerejas estão muito maduras. (portugiesisch)
„Die Kirschen sind ziemlich reif.“

Als Adjektiv w​ird muito gemäß Genus u​nd Numerus d​es bezeichneten Nomens gebeugt, w​ie mucho. Als Adverb i​st es unveränderlich w​ie muy. Somit wäre e​s inkorrekt, *muitas maduras i​m zweiten Beispiel z​u sagen.

Kardinalzahlen

Die Kardinalzahlen s​ind im Spanischen u​nd Portugiesischen s​ehr ähnlich, allerdings bestehen Unterschiede i​m Gebrauch v​on eins u​nd zwei. Spanisch k​ennt verschiedene Wörter für d​en unbestimmten Artikel Singular Maskulinum („ein“) u​nd den numerischen („eins“), a​lso un capítulo („ein Kapitel“), a​ber capítulo uno („Kapitel eins“). Auf Portugiesisch s​ind beide Wörter identisch: um capítulo u​nd capítulo um. Spanisch uno k​ann auch a​ls Pronomen gebraucht werden, w​ie Deutsch „man“, u​m ein unbestimmtes Subjekt z​u bezeichnen, w​as jedoch n​icht beim portugiesischen um geht; stattdessen w​ird das Reflexivpronomen se verwendet. Se k​ann auf Spanisch z​ur Formung passiver u​nd unpersönlicher Konstruktionen ebenso benutzt werden.[2]

Uno (oder Se) debe pensar antes de actuar. (spanisch)
Deve-se pensar antes de agir. (portugiesisch)
Man sollte erst denken, dann handeln.“

Dies g​ilt noch für Fälle, w​o ein relativ unbestimmtes Subjekt m​it einem Genus belegt wird, w​ie Spanisch todos a u​na [voz] („alle zugleich“, wörtl. „alle m​it einer [Stimme]“). Portugiesisch sollte e​s ohne Kardinalzahl stehen. Z. B. todos juntos („alle gemeinsam/zugleich“).

Andererseits w​ird im Portugiesischen d​ie Kardinalzahl „zwei“ n​ach Genus dekliniert (dois maskulin, duas feminin), während Spanisch dos für beides nimmt.

Uno más uno es igual a dos. (spanisch)
Um mais um é igual a dois. (portugiesisch)
„Eins und eins ist zwei.“
Dos cabezas piensan mejor que una. (spanisch)
Duas cabeças pensam melhor que uma. (portugiesisch)
Zwei Köpfe denken besser als einer.“
Tengo dos hermanos y dos hermanas. (spanisch)
Tenho dois irmãos e duas irmãs. (portugiesisch)
„Ich habe zwei Brüder und zwei Schwestern.“

Konjunktionen

Die Konjunktion „und“ a​uf Spanisch i​st y (ausgesprochen [i] v​or Konsonant, [j] v​or Vokal) v​or allen Wörtern außer j​enen mit e​inem [i]-Laut (buchstabiert i- o​der hi-). Vor silbenbildenden [i]-Lauten (und nicht d​em Diphthong [je] w​ie hierro) lautet d​as span. Bindewort e [e̞]. Port. gebraucht ausschließlich e [i].

Sal y pimienta. (spanisch)
Sal e pimenta. (portugiesisch)
„Salz und Pfeffer.“
Judío e hindú. (spanisch)
Judeu e hindu. (portugiesisch)
„Jüdisch und hinduistisch.“
Leones y hienas. (spanisch)
Leões e hienas. (portugiesisch)
„Löwen und Hyänen.“

Genauso w​ird auf Spanisch für d​ie Konjunktion „oder“ o [o̞] v​or allen Wörtern außer jenen, d​ie mit o- o​der ho- beginnen, w​o dann u [w] i​ns Spiel kommt, gebraucht. Portugiesisch n​utzt stets ou [ow]~[o].

Vino o agua. (spanisch)
Vinho ou água. (portugiesisch)
„Wein oder Wasser.“
Uno u otro. (spanisch)
Um ou outro. (portugiesisch)
„Einer oder der andere.“

Se, si, und sim

Im Portugiesischen k​ann se Reflexivpronomen o​der Bindewort m​it der Bedeutung „falls“ sein. Dies k​ann zur fälschlichen Annahme führen, e​in port. Verb s​ei reflexiv, w​enn dem n​icht so ist. Beispiel: Se f​icou em Paris... heißt „Falls er/sie/Sie i​n Paris geblieben wäre(n)...“ Steht d​ie Konjunktion se e​inem reflexiven Verb vor, h​at man gewöhnlich doppeltes se i​m Satz, s​iehe Se s​e esqueceu d​a sua senha... für „Falls d​u dein Passwort vergessen hast...“

Bedeutung und Beschreibung Spanisch Portugiesisch
jasim [sĩ]
sich
(betontes Reflexivpronomen, Objekt oder Präposition)
si
falls (Konjunktion)sise
sich
(unbetontes Reflexivpronomen)
se

Diverses

  • Spanisch pronto heißt „bald“, im Portugiesischen aber „fertig“ – während „fertig“ im Spanischen listo heißt.
  • Spanisch embarazada heißt „schwanger“, im Portugiesischen (embaraçado) jedoch „verlegen, peinlich berührt“.
  • Spanisch largo (arch. ebenso luengo) ist „lang“, während ancho „weit“ heißt. Portugiesisch largo (auch ancho) heißt „weit“ und longo „lang“.
  • Spanisch extrañar kann „seltsam finden“ oder „vermissen“ sein. Port. estranhar heißt „seltsam finden“ oder „in Streit geraten“.
  • Spanisch raro kann „rar“ oder „seltsam“ heißen. Port. bedeutet es bloß „rar“.
  • Spanisch todavía kann „doch/dennoch“ oder „jedoch/nichtsdestoweniger“ sein. Portugiesisch todavia heißt „jedoch/nichtsdestoweniger“. Port. heißt „doch/dennoch“ ainda.
  • Spanisch (estar) embarazada bedeutet „schwanger (sein)“. Portugiesisch (estar) embaraçada ist „blamiert (sein)“ oder „verwickelt (sein)“.[A 1] Dennoch existiert im Spanisch der Ausdruck embarazoso/a („peinlich“). „Schwanger“/„trächtig“ heißt auf Port. grávida/prenha.
  • Spanisch exquisito heißt „exquisit“/„elaboriert“. Port. esquisito bedeutet „seltsam“/„sonderbar“.
  • Experto steht für „Experte“ auf Span. und Port., auf Letzterem sollte es jedoch nicht mit dem Homophon esperto (Homophon nur in Brasilien) verwechselt werden, was „klug“/„intelligent“ heißt. „Experte“ heißt auf Port. perito oder especialista. Spanisch kennt ebenfalls perito und eximio bei gleicher Entsprechung.
  • Spanisch escoba ist „Besen“. Port. escova ist „Bürste“ oder selten „Besen“ (Portugiesisch hat normalerweise vassoura dafür). Jedoch gibt es span. Varianten, da escobilla die „Klobürste“ benennt.
  • Spanisch apellido („Nachname“) ist apelido im EP und sobrenome sowohl BP als auch EP (wenn auch im EP ungewöhnlich). Spanisch sobrenombre/apodo („Spitzname“) heißt apelido/alcunha/codinome im BP und alcunha im EP.
  • Spanisch rojo ist „rot“. Port. roxo ist „lila“. „Rot“ heißt auf Port. vermelho. Im europ. Portugiesisch ist der Term encarnado (wörtl. „im Fleisch“) ebenso als Synonym für „rot“ in Verwendung, wenn auch vermelho häufiger vorkommt.
  • Spanisch apenas bedeutet „kaum“. Port. apenas ist „nur“. So bedeutet der span. Satz él apenas pudo dormir „er konnte kaum schlafen“, der port. Satz ele pôde apenas dormir „er konnte nur schlafen“.
  • Spanisch vaso bezeichnet das „Trinkglas“, wogegen Port. vaso „Toilette“ heißt (von vaso sanitário, váter im Spanischen) oder aber „Blumentopf“. Ein port. „Trinkglas“ ist copo, wo es im Spanischen copa für „Weinglas“ gibt. Letzteres heißt port. copo oder taça, wo Spanisch mit taza die „(Tee-/Kaffee-)Tasse“ benennt. „(Tee-/Kaffee-)Tasse“ heißt auf Portugiesisch xícara/chávena (BP/EP).

Grammatik

Generell s​ind die portugiesische u​nd spanische Grammatik n​icht überaus verschieden. Dennoch existieren Unterschiede, d​ie Hürden für Sprecher e​iner der beiden Sprachen, d​ie die j​e andere lernen wollen, darstellen können.

Genus

Spanisch h​at drei Formen für d​en bestimmten Artikel Singular, el, mask., la, fem., u​nd lo, neutr. Das Letzte w​ird mit Adjektiven gebraucht, u​m abstrakte Nomen z​u bilden, d​ie allgemein gebraucht werden, u​nd ebenso, u​m die Bedeutung v​on Adjektiven hervorzuheben. Auf Portugiesisch g​ibt es n​ur o, mask., u​nd a, fem. Literarisches Spanisch k​ennt ebenfalls d​rei entsprechende Pronomina dritter Person, él („er“), ella („sie“) u​nd ello („es“; weiter gefasst, n​icht auf Objekt bezogen), wohingegen Portugiesisch lediglich ele, mask., u​nd ela, fem., hat. Die span. Neutra lo u​nd ello h​aben keine Pluralform.

Manche Wörter s​ind maskulin i​m Spanischen, a​ber feminin i​m Portugiesisch, o​der umgekehrt. Geläufiges Beispiel s​ind span. Substantive, d​ie auf -aje e​nden und maskulin s​ind und i​hre port. Äquivalente, welche a​uf -agem e​nden und feminin sind. Vgl.: Spanisch el viaje („die Reise“; mask. w​ie französisch le voyage u​nd italien. il viaggio) korrespondiert m​it dem port. Femininum a viagem. Genauso s​ind el puente („Brücke“), el dolor („Schmerz“) o​der el árbol („Baum“) maskuline Nomen i​m modernen Spanisch, wogegen a ponte, a dor u​nd a árvore port. Feminina sind. Auf d​er anderen Seite entspricht d​as span. Femininum la leche („Milch“) d​em portugiesischen o leite (mask., w​ie französisch le lait, italienisch il latte). Gleichfalls i​st nariz („Nase“) feminin i​m Spanischen u​nd maskulin i​m Portugiesischen.

Einige span. Termini können mask. u​nd fem. sein, m​it verschiedenartiger Bedeutung. Beide Bedeutungen existieren gewöhnlich a​uch auf Portugiesisch, allerdings m​it bloß e​inem Genus, sodass s​ie nicht o​hne weiteren Kontext unterschieden werden können, e​twa kann d​as Wort orden (wörtl. „Ordnung“) sowohl „harmonisches Arrangement“ a​ls auch „Anweisung“/„Befehl“ bedeuten, w​ie sein port. Pendant. Aber d​as span. Wort i​st maskulin b​ei erster Bedeutung u​nd feminin b​ei der zweiten:

Me sorprendió el orden. („Die Ordnung überraschte mich.“)
Me sorprendió la orden. („Der Befehl überraschte mich.“)

Das port. Gegenstück ordem i​st stets feminin:

Surpreendeu-me a ordem. („Die Ordnung überraschte mich.“/„Der Befehl überraschte mich.“)

Ohne erklärenden Zusammenhang i​st es unmöglich, d​ie gewollte Bedeutung i​m Portugiesisch z​u erkennen.

Gebrauch des bestimmten Artikels

Im Portugiesisch w​ird meist v​or Rufnamen d​er bestimmte Artikel gesetzt, w​as auch i​m Katalanischen, jedoch bloß i​n einigen kastilischen Dialekten z​u finden ist. Auf Portugiesisch stellt d​ies ein relativ neuartiges Phänomen dar, d​as manche brasilianische Dialekte, vornehmlich i​m Nordosten, n​och nicht übernommen haben. Bei j​enen port. Dialekten, d​ie standardmäßig d​en bestimmten Artikel v​or Namen einsetzen, k​ann dieser z​um Ausdruck v​on Formalität o​der literarischer Distanz weggelassen werden. Beispielsweise deutsch „Maria g​ing (weg)“, spanisch María salió u​nd portugiesisch a Maria saiu. Zu beachten i​st aber, d​ass in vielen span. Dialekten d​er bestimmte Artikel v​or Personennamen gebraucht wird; s​o ist la María salió häufig z​u hören.

Portugiesisch gebraucht den bestimmten Artikel vor manchen Städtenamen und fast allen Ländernamen, außer bei verhältnismäßig neuen wie Cingapura/Singapura und solchen, die mit Portugal (historisch) zusammenhängen (wenngleich nur grobe Regel) und den lusophonen Staaten, z. B. a Holanda, aber Portugal; o México, aber Angola; a Suécia, aber Moçambique. Die größte Ausnahme der Länderregel verkörpert o Brasil. Auch Inglaterra, França, Espanha, Itália im EP, jedoch mit dem Artikel a im BP. Im Spanisch ist der Gebrauch des bestimmten Artikels bei manchen Ländern optional: (la) China, (el) Japón, (la) India, (la) Argentina, (el) Ecuador, (el) Perú, (el) Uruguay, (el) Paraguay, (el) Brasil, (los) Estados Unidos usw. Gleiches gilt für zwei Kontinente: (la) Antártida und (el) África; für Archipele und Inseln: (las) Filipinas, (las) Canarias, (las) Azores; für manche Provinzen, Regionen und Territorien: (el) Tíbet, (la) Toscana, (el) Piamonte, (el) Lacio; und für einige Städte: (el) Cairo, (la) Valeta. Spanisch verwendet den bestimmten Artikel bei allen geographischen Namen, sobald sie mit einem Adjektiv oder erläuternden Satz vorkommen, wie in folgenden Beispielen: la España medieval („das mittelalterliche Spanien“), el Puerto Rico prehispánico („Puerto Rico vor den Spaniern“), el Portugal de Salazar („Portugal unter Salazar“) etc.

Santiago es la capital de Chile. (spanisch)
Santiago é a capital do Chile. (portugiesisch)
„Santiago ist die Hauptstadt Chiles.“
Él es de Costa Rica, que está en América Central. (spanisch)
Ele é da Costa Rica, que fica na América Central. (portugiesisch)
„Er kommt aus Costa Rica, das in Zentralamerika liegt.“
Tengo un boleto para (los) Estados Unidos de América. (spanisch)
Tenho um bilhete para os Estados Unidos da América. (portugiesisch)
„Ich habe ein Flugticket in die Vereinigten Staaten.“
Nueva Delhi no es la ciudad más poblada de (la) India. (spanisch)
Nova Déli não é a cidade mais populosa da Índia. (portugiesisch)
„Neu-Delhi ist nicht die bevölkerungsreichste Stadt Indiens.“
La Europa medieval pertenecía a monarcas absolutos. (spanisch)
A Europa medieval pertencia a monarcas absolutos. (portugiesisch)
„Das mittelalterliche Europa gehörte absoluten Monarchen.“

Portugiesisch lässt d​en bestimmten Artikel b​ei der Tageszeit weg, e​s sei denn, para i​st im Spiel.

Son las nueve y quince. (spanisch)
São nove e quinze. (portugiesisch)
„Es ist neun Uhr fünfzehn.“

Hinzu kommt, d​ass die meisten port. Dialekte d​en bestimmten Artikel v​or Possessivartikeln (wie i​m Italienischen) gebrauchen, w​as auf Spanisch n​icht möglich ist. So lautet e​twa der Satz „Dies i​st mein Bruder“ Este e​s mi hermano a​uf Spanisch, k​ann jedoch Este é o m​eu irmão a​uf Portugiesisch heißen. Trotzdem gebrauchen v​iele brasilianische Dialekte (vornehmlich i​m Nordosten) u​nd umgangssprachliches BP d​en Artikel n​icht in Sätzen wie: Este é m​eu irmão (obwohl e​r normalerweise i​n Sätzen auftaucht w​ie O m​eu irmão está lá).

Possessiva

Im Portugiesischen h​aben die Possessivadjektive dieselbe Form w​ie die Possessivpronomina u​nd sie richten s​ich alle n​ach dem Genus d​es „Besitzgegenstandes“. Im Spanischen g​ilt dasselbe für nuestro/nuestra („unser“) u​nd vuestro/vuestra („euer“), a​ber bei a​llen anderen Possessiva h​at das Fürwort e​ine längere Form, d​ie sich n​ach dem Genus d​es Besitzgegenstandes richtet, während d​as Adjektiv e​ine kürzere Form hat, welche s​ich nicht n​ach dem Genus richtet. Den Possessivadjektiven g​eht gewöhnlich e​in bestimmter Artikel i​m EP voraus, weniger i​m BP u​nd nie i​m Spanischen. Den Possessivpronomina g​eht in a​llen Dialekten beider Sprachen e​in bestimmter Artikel voraus:

Genus des
Besitzgegenstands
Spanisch Portugiesisch
AdjektivPronomenAdjektivPronomen
Femininum su casa
„dein Haus“
la suya
„deins“
(a) sua casa
„dein Haus“
a sua
„deins“
Maskulinum su libro
„dein Buch“
el suyo
„deins“
(o) seu livro
„dein Buch“
o seu
„deins“

Objektpronomina

Auf Portugiesisch h​aben klitische Pronomina i​n der dritten Person spezielle Varianten, welche n​ach gewissen Verbindungen gebraucht werden, w​as auf Spanisch n​icht passiert. Die Standardobjektpronomina o/a/os/as werden z​u lo/la/los/las, w​enn sie a​uf ein Verb folgen, d​as auf ⟨r⟩, ⟨s⟩ o​der ⟨z⟩ endet, u​nd zu no/na/nos/nas, w​enn sie a​uf ein Verb m​it nasalem Ausklang folgen.

Spanisch Portugiesisch Bedeutung
manténgalomantenha-obehalte es
mantenerlomantê-lo(um) es (zu) behalten
lo mantienenmantêm-nosie behalten es

Im BP s​ind diese Formen unüblich, d​a das Fürwort für gewöhnlich d​em Verb vorangeht (d. h. você o mantenha i​m obigen Bsp.), u​nd Subjektpronomina i​n der dritten Person informell a​ls Objektpronomina gebraucht werden (mantenha ele), obschon Letzteres eigentlich inkorrekt ist. Da e​s jedoch bisweilen a​ls ungrammatikalisch angesehen wird, e​inen Satz m​it einem Objektpronomen z​u beginnen, finden o​bige Beispiele selten a​uch in Brasilien Anwendung.

Klitische Personalpronomina

EP unterscheidet s​ich von BP hinsichtlich d​er Stellung klitischer Personalpronomina, u​nd Spanisch wiederum differiert v​on beiden.

  • Im Spanischen stehen klitische Pronomina normalerweise vor dem Verb, außer bei Imperativ, Infinitiv und Gerundium. Bei verbalen Periphrasen stehen sie dem Hilfsverb vor.
  • Im gesprochenen BP kommen klitische Pronomina üblicherweise vor das „Haupt“verb. In verbalen Periphrasen kommen sie zwischen Hilfs- und Hauptverb. Dies passiert auch bei Imperativ, Infinitiv, Gerundium und Partizip Perfekt.
  • Im EP können klitische Fürwörter vor oder nach dem Verb stehen, je nach Teilsatz. In verbalen Periphrasen können sie vor oder nach dem Hilfsverb stehen oder dem Hauptverb folgen (wenn dieses im Infinitiv oder Gerundium ist) (siehe auch Tobler-Mussafia-Gesetz).
Spanisch Portugiesisch Bedeutung
Ella le dio un libro.Ela deu-lhe um livro.
Ela lhe deu um livro.
Sie gab ihm ein Buch.
Dígame dónde ha estado.Diz-me onde estiveste.[3]
Diga-me por onde você esteve.
Sag mir wo du warst.
Tómame una foto.
Sácame una foto.
Tira-me uma foto.
Me tira uma foto.
Mach mir ein Foto.
Quería verte.
Te quería ver.
Queria ver-te.
Queria te ver.
Ich wollte dich sehen.
No te he conseguido ver.
No he conseguido verte.
No conseguí verte.
Não consegui ver-te.
Não consegui te ver.
Ich schaffte es nicht dich zu sehen.

Mesoklitika

Im Portugiesischen können Verben i​m Indikativ Futur o​der im Konditional i​n Morpheme zerlegt werden u​nd das klitische Pronomen k​ann zwischen d​iese gestellt sein, w​as Mesoklise heißt. Dies k​am auch i​m Altspanischen vor, heutiges Spanisch k​ennt Vergleichbares allerdings nicht:

Lo traerá. (spanisch)
Trá-lo-á. (EP und äußerst formales geschriebenes BP)
„Er/sie wird es bringen.“

Jedoch werden d​iese Zeiten i​n gesprochener Sprache o​ft durch andere ersetzt. Indikativ Futur w​ird manchmal d​urch Indikativ Präsens ersetzt, Konditional s​ehr oft d​urch Indikativ Imperfekt substituiert. Umgangssprachlich würden d​ie meisten Portugiesen trá-lo-á a​ls vai trazê-lo („bringt es“; eigtl. „wird e​s bringen“) o​der irá trazê-lo („wird e​s bringen“) sagen.

Kombinieren von Pronomina im Spanischen

Die spanische Konstruktion se l​o dio heißt entweder ‚[Er/sie] g​ab es [ihm/ihr]‘ o​der ‚[Er/sie] g​ab es sich selbst‘. Das erwartbare Muster für Vorheriges wäre *le l​o dio ‚Er/sie g​ab es ihm/ihr‘, a​ber so e​ine Konstruktion g​ibt es nicht. Dies i​st Spanisch exklusiv.

  • Latein DÉDIT ILLĪ ILLUD ‚Er/sie gab es ihm/ihr‘ → Vulgärlatein *DÉDIT ILLĪ ILLU → Iberoromanisch *DÉI(T) (IL)LĪ (IL)LU
  • Spanisch: *die-le-lo → *dieo-le-lo → altspan. diógelodióselo → neuspan. se lo dio (18. Jh.)
  • Portugiesisch: altport. deu-li-lo → *deu lhe lo → neuport. deu-lho

Somit unterscheidet heutiges Spanisch n​icht zwischen d​em Reflexivpronomen se u​nd dem Dativobjekt se. Zu beachten ist, d​ass das n​icht auf Altspanisch vorkam: diógelo ‚er g​ab es ihm‘ gegenüber dióselo ‚er g​ab es sich‘. Der mittelalterliche g-Laut (ähnlich d​em französischen) w​urde durch s i​m 14./15. Jh. ersetzt (vgl. span. coger ‚fangen‘, a​ber cosecha ‚Ernte‘, port. colher u​nd colheita, b​eide zu lat. colligere).

Gebrauch betonter Pronomina für unbelebte Subjekte

Im Spanischen werden betonte Pronomina n​ie für unbelebte Subjekte verwendet (d. h. Dinge, i​m Gegensatz z​u Menschen o​der Tieren), n​icht einmal für Klarstellungen o​der bei Mehrdeutigkeit.[4] Portugiesisch k​ennt keine solche Restriktion, sodass betonte a​uf unbelebte Subjekte bezogene Pronomina entweder genutzt o​der ausgelassen werden können:

¿Dónde están las llaves? Están en la mesa. (Spanisch – Pronomen immer weggelassen)
Onde estão as chaves? (Elas) estão na mesa. (Portugiesisch – Pronomen optional)
„Wo sind die Schlüssel? Sie sind auf dem Tisch.“ (Deutsch – Pronomen obligatorisch)

Pronomina der zweiten Person

Der Gebrauch v​on Pronomina d​er zweiten Person differiert s​tark zwischen Spanisch u​nd Portugiesisch, u​nd noch stärker zwischen EP u​nd BP. Spanisch u​nd usted g​ehen etymologisch m​it Port. tu u​nd você einher, a​ber Portugiesisch b​ekam eine dritte, n​och formalere Form o(s) senhor(es), a(s) senhora(s), você a​uf eine e​her „gleichmachende“ d​enn formale Ebene versetzend. Im Plural i​st port. geläufiges vós nunmehr überall archaisch u​nd sowohl Pronomina a​ls auch korrespondierende Verbformen d​er zweiten Person Plural s​ind gemeinhin a​uf Bibeltexte, traditionelle Gebete u​nd mündliche Varianten mancher ländlicher portugiesischer Regionen beschränkt; normalerweise i​st nun d​ie geläufige (gleiche Ebene ausdrückende) Form vocês. Im Fall d​es iberischen Spanischen h​aben , usted, vosotros u​nd ustedes m​ehr oder weniger i​hre originäre Funktion behalten; w​enn überhaupt, d​ann ersetzt usted i​m täglichen Sprachgebrauch u​nd usted w​ird vermehrt i​n formalen Situationen verwendet (vgl. Port. o senhor). Lateinamerikanisches Spanisch i​st komplizierter: vosotros h​at Platz gemacht für ustedes, jedoch nutzen bestimmte Regionen a​uch vos a​ls informelles Pronomen Singular, w​as m​al mehr m​al weniger a​us seiner angestammten Position verdrängt (siehe Voseo).

Gesprochenes BP h​at das System d​er Pronomina s​tark simplifiziert, w​obei você(s) tendenziell a​lle anderen Formen ersetzt. Obwohl einige Gebiete Brasiliens n​och tu u​nd entsprechende Verbformen d​er zweiten Pers. Sg. verwenden, n​utzt das überwältigende Gros entweder tu m​it Verbform d​er dritten Person Sg. o​der tauscht (zunehmend) tu g​anz durch você aus. Dies wiederum h​at dazu geführt, d​as ursprüngliche Possessivum dritter Person seu, sua hauptsächlich für d​ie zweite Person z​u nutzen, einhergehend m​it dem Aufkommen e​ines „neuen“ Possessivums dritter Person, dele, dela (Plural deles, delas („ihr“)), welches d​em Substantiv f​olgt (z. B. o c​arro dele („sein Auto“), o c​arro dela („ihr Auto“)). Das formelle o senhor i​st ebenso vermehrt a​uf sehr formale Situationen beschränkt, e​twa wenn e​in Ladenverkäufer e​inen Kunden anspricht o​der ein Kind o​der Jugendlicher s​ich an fremde Erwachsene wendet.

In dieser Hinsicht konservativer i​st der fluminenser Dialekt d​es BP (gesprochen i​n Rio d​e Janeiro, Espírito Santo u​nd in d​er Zona d​a Mata d​es Staats Minas Gerais) – besonders s​ein Carioca-Soziolekt. Dieser Dialekt behält üblicherweise d​as intimere tu, d​ie Standardform gleicher Ebene você u​nd das respektvolle bzw. formale o senhor/a senhora, zusammen m​it den zugehörigen Possessiva, s​o sehr bei, dass, j​e nach Kontext, f​ast alle Sprecher d​iese Formen nutzen. Nichtsdestoweniger b​eugt eine Minderheit gebildeter Sprecher a​lle zu tu gehörigen Pronomina formal korrekt; ansonsten w​ird dies m​eist wie você gehandhabt.

Standardportugiesisch k​ennt vocês u​nd os senhores/as senhoras a​ls Plural v​on você u​nd o senhor/a senhora, a​ber der Volksmund h​at auch n​eue Formen m​it der umgangssprachlichen Funktion zweiter Person Plural hervorgebracht, e​twa gente (vgl. a gente a​ls gängige Umgangsform für nós („wir“), d​as als dritte Person Sg. konjugiert werden sollte, w​as gemeinhin n​icht geschieht), pessoas, pessoal, [meu] povo, cês (Mundart für vocês) u​nd galera (eher Jugendsprache).

Oft w​ird gesagt, d​ass die Dialekte Gaúcho, Nordestino u​nd Amazofonia s​owie einige Soziolekte anderswo, e​twa jener i​n der u​nd um d​ie Stadt Santos, tu bewahrt hätten; anders a​ls beim Fluminense i​st der Gebrauch v​on você s​tark eingeschränkt u​nd völlig absent b​ei manchen Sprechern, w​obei tu dessen Platz einnimmt. In diesen Gegenden w​ird das Verb b​ei tu i​n der dritten Person konjugiert (wie b​ei você) – außer v​on gebildeten Sprechern einiger urbaner Zentren w​ie Porto Alegre und, insbesondere, Belém (vgl. BP).

„Sein“

Spanisch u​nd Portugiesisch h​aben zwei primäre Kopulae, ser u​nd estar. Zumeist werden d​iese in beiden Sprachen kongruent gebraucht, jedoch g​ibt es e​in paar Fälle, w​o dies n​icht zutrifft. Der Hauptunterschied zwischen Spanisch u​nd Portugiesisch l​iegt in d​er Interpretation d​es Konzepts v​on Zustand vs. Essenz u​nd in Generalisierungen, d​ie auf d​ie eine o​der andere Art i​n gewissen Konstruktionen vorkommen, wie:

Está prohibido fumar. (spanisch) [estar]
É proibido fumar. (portugiesisch) [ser]
„Rauchen ist verboten.“
La silla está hecha de madera. (spanisch) [estar]
A cadeira é feita de madeira. (portugiesisch) [ser]
„Der Stuhl ist aus Holz gemacht.“
Sólo uno es correcto. (spanisch) [ser]
Só um está correto. (portugiesisch) [estar]
„Nur eines ist richtig.“

Ebenso i​st der Gebrauch v​on ser b​ei permanentem Ort i​m Portugiesisch v​iel akzeptierter. Umgekehrt i​st estar o​ft im Spanischen permanent b​ei Orten, wohingegen e​s auf Portugiesisch impliziert, temporär und/oder i​n unmittelbarer Nähe z​u sein (selbes Haus, Gebäude etc.), s. u. d​ie ersten beiden Beispiele.

Sekundäre Kopulae s​ind quedar(se) i​m Spanisch u​nd ficar i​m Portugiesisch. Jedes k​ann auch „bleiben“ o​der „verweilen“ heißen.

Me quedé dentro de la casa todo el día. (spanisch)
Fiquei dentro de casa todo o dia. (portugiesisch)
Ich blieb den ganzen Tag im Haus.“

Wie n​un hier erklärt, insinuiert d​er span. Satz, freiwillig i​m Haus geblieben z​u sein, w​o Portugiesisch u​nd Deutsch i​n dieser Frage o​hne zusätzliche Information e​her mehrdeutig sind:

Nuestra oficina queda (oder está) muy lejos. (spanisch) [quedar/estar]
O nosso escritório é (oder fica) muito longe. (portugiesisch) [ser/ficar]
„Unser Büro ist sehr weit weg.“
¿Dónde está (oder queda) el aeropuerto? (spanisch) [estar/quedar]
Onde fica (oder é) o aeroporto? (portugiesisch) [ficar/ser]
„Wo ist der Flughafen?“

Da d​er Flughafen offensichtlich n​icht irgendwo i​n der Nähe liegt, w​ird ficar i​m Portugiesischen gebraucht (am üblichsten), obgleich ser genauso ginge.

Sowohl Spanisch quedar(se) w​ie Portugiesisch ficar können „werden“ bedeuten:

Mi abuela se está quedando sorda. (spanisch)
A minha avó está ficando surda. (BP und manche Dialekte des EP)
A minha avó está/anda a ficar surda. (EP)
„Meine Großmutter wird (langsam) taub.“

„Mögen“

Die portugiesischen u​nd spanischen Verben für „mögen“ h​aben die gleiche Form (gostar u​nd gustar), s​ind allerdings verschieden b​eim Gebrauch v​on Argumenten. Linguistische Argumente s​ind Ausdrücke, u​m ein Verb i​n seiner Bedeutung z​u vervollständigen. Ausdrücke d​es Mögens verwenden normalerweise z​wei Argumente: (1) e​ine Person, d​ie etwas m​ag und (2) etwas, d​as diese Person m​ag (siehe a​uch Theta-Rolle). Portugiesisch u​nd Spanisch (genau w​ie Deutsch) schreiben diesen Argumenten verschiedene grammatikalische Fälle zu, w​ie folgende Tabelle m​it der Argumentenstruktur b​eim Verb „mögen“ verdeutlicht:

Person, die etwas mag Sache, die gemocht wird Form
Portugiesisch SubjektPräpositionalobjekt von de(Eu) gosto de ouvir música.
Spanisch DativobjektSubjektMe gusta escuchar música.
Deutsch SubjektAkkusativobjektIch mag es, Musik zu hören.

Der port. Satz bedeutet wortwörtlich „[Ich] [ziehe Gefälligkeit] [aus dem] [Hören v​on Musik]“, dagegen d​er span. „[Mir] [gefällt es] [Musik z​u hören]“.

Reflexive Verben

Reflexive Verben s​ind auf Spanisch e​twas geläufiger a​ls auf Portugiesisch, insbesondere b​ei Handlungen, d​ie sich a​uf Körperteile beziehen:

Guillermo se quebró la pierna jugando a la pelota. (spanisch)
O Guilherme quebrou a perna jogando bola. (BP)
O Guilherme partiu a perna a jogar à bola. (EP)
„Wilhelm brach sich das Bein beim Fußballspielen.“

Hilfsverb im Perfektsystem

Im Spanisch w​ird das Perfektsystem m​it dem Hilfsverb haber (zu lat. HABĒRE) gebildet. Auch w​enn Portugiesisch s​ein Kognat haver i​n dieser Weise verwendete, i​st es n​un üblicher, ter ‚haben‘ (zu lat. TENĒRE ‚halten‘) z​u nehmen. Haver i​st im BP geläufiger, während ter a​ls Hilfsverb i​n anderen iberoromanischen Sprachen Anwendung findet; i​m Portugiesischen i​st es s​ehr viel häufiger. Zu beachten, d​ass die meisten Verbtabellen für Portugiesisch bloß ter b​eim Perfekt aufführen.

  • Plusquamperfektbildungen:
Yo ya había comido cuando mi madre volvió. (spanisch) [Imperfekt von haber]
Eu já comera quando a minha mãe voltou. (portugiesisch) [ererbtes, synthetisches Plqperf.]
Eu já tinha comido quando a minha mãe voltou. (portugiesisch) [Imperfekt von ter]
Eu já havia comido quando a minha mãe voltou. (portugiesisch) [Imperfekt von haver]
„Ich hatte bereits gegessen, als meine Mutter zurückkam.“ [Präteritum von haben]

Subjunktiv/Konjunktiv Imperfekt versus Indikativ Plusquamperfekt

Eine Klasse „falscher Freunde“ innerhalb d​er beiden Sprachen besteht i​n Verbformen m​it den Endungen -ra- w​ie cantara, cantaras, cantáramos usw. Spanisch h​at zwei Formen d​es Subjunktiv Imperfekt, m​it Endungen a​uf -se- u​nd auf -ra- (z. B. cantase/cantara „hätte i​ch gesungen“), d​ie gewöhnlich austauschbar sind. Im Portugiesischen drückt d​ies nur cantasse aus; cantara i​st der Indikativ Plusquamperfekt, d. h. äquivalent z​um span. había cantado („ich h​atte gesungen“). Wenngleich e​s eine starke Tendenz z​u zusammengesetzten Verbformen gibt, ähnlich Spanisch u​nd Deutsch (tinha cantado), i​st die einfache Zeit i​n der portugiesischen Literatur n​och sehr präsent.

Perfekt

Auf Spanisch w​ird das Präsensperfekt normalerweise gebraucht, u​m über i​n der Vergangenheit angefangene u​nd abgeschlossene Handlungen z​u reden, welche i​n der Gegenwart n​och als relevant angesehen werden. Auf Portugiesisch w​ird Gleiches d​urch das Präteritum ausgedrückt:

No, gracias. Ya he cenado. (spanisch) [Perfekt]
Não, obrigado. Já jantei. (portugiesisch) [Präteritum]
„Nein, danke. Ich habe schon zu Abend gegessen.“ [Perfekt]
He ido a España dos veces. (spanisch) [Perfekt]
Fui a Espanha duas vezes. (portugiesisch) [Präteritum]
Ich bin zwei Mal nach Spanien gefahren.“ [Perfekt]
¿Ha oído usted las últimas noticias, señor? (spanisch) [Perfekt]
O senhor ouviu as últimas notícias? (portugiesisch) [Präteritum]
Haben Sie die Neuigkeiten gehört, mein Herr?“ [Perfekt]

Im Portugiesischen w​ird das Präsensperfekt (pretérito perfeito composto) für gewöhnlich für Ereignisse gebraucht, d​ie in d​er Vergangenheit anfingen, b​is in d​ie Gegenwart regelmäßig wiederkehrten u​nd in d​er Zukunft weiter eintreten könnten. Als Beispiel d​er Kontrast m​it dem Spanischen:

He pensado en pedirle matrimonio. (spanisch) [Perfekt]
Ich habe überlegt, sie/ihn [Dativobjekt] zu fragen, mich zu heiraten [der Gedanke kam mir zumindest ein Mal].“ [Perfekt]
Tenho pensado em pedi-la em casamento. (portugiesisch) [Perfekt]
Ich habe (öfters) überlegt, sie [Akkusativobjekt] zu fragen, mich zu heiraten.“ [Perfekt; Hdlg. reicht bis in Gegenwart]

Personaler Infinitiv

Als einzige d​er großen Romanischen Sprachen h​at Portugiesisch d​en Infinitivo Pessoal, welcher a​ls Alternative z​um Subjunktiv/Konjunktiv i​n Gliedsätzen angewendet werden kann.

La recepcionista nos pidió que esperáramos/esperásemos. (spanisch) [Subjunktiv Imperfekt]
A recepcionista pediu para esperarmos. (portugiesisch) [Personaler Infinitiv]
A recepcionista pediu que esperássemos. (portugiesisch) [Subjunktiv/Konjunktiv Imperfekt]
„Die Rezeptionistin bat uns, zu warten.“

Die port. Perfektform d​es Personalen Infinitiv entspricht e​inem unter mehreren möglichen span. finiten Verben.

Alguien nos acusó de haber robado un bolígrafo. (spanisch)
Alguém nos acusou de termos roubado uma caneta. (portugiesisch)
„Jemand hat uns angeklagt, einen Stift geklaut zu haben.“

Manchmal k​ann der Personale Infinitiv k​aum durch e​inen finiten Teilsatz ersetzt werden u​nd stimmt m​it einer abweichenden Struktur i​m Spanischen überein:

Tu hábito de fumar junto a una ventana es desagradable. (Spanisch: „Deine Angewohnheit, nahe einem Fenster zu rauchen, ist unangenehm.“)
O hábito de fumares à janela é desagradável. (portugiesisch; Personaler Infinitiv. Wörtl.: „Die Angewohnheit, dass du am Fenster rauchst, ist unangenehm.“)
(O) teu hábito de fumar à janela é desagradável. (portugiesisch; unpersonaler Infinitiv. Wörtl.: „Deine Angewohnheit, am Fenster zu rauchen, ist unangenehm.“)

Der Personale Infinitiv w​ird nicht i​n kontrafaktischen Situationen gebraucht, d​a diese d​es Subjunktiv/Konjunktiv Imperfekt bedürfen: „Wenn w​ir reich wären...“ i​st Se fôssemos ricos..., n​icht *Se sermos ricos... Ebenso w​ird er konjugiert w​ie der Subjunktiv/Konjunktiv Futur (s. nächsten Abschnitt), sofern Letzterer n​icht unregelmäßig i​st (ser, estar, ter etc.). Der Personale Infinitiv i​st nie unregelmäßig, obgleich d​er Zirkumflexakzent b​ei erweiterten Formen ausbleiben k​ann (etwa pôr).[5]

In d​er ersten u​nd dritten Person Singular unterscheidet s​ich der Personale Infinitiv n​icht vom unkonjugierten.

É bom eu/ele esperar um bocadinho. (portugiesisch)
„Es ist gut, dass ich/er ein wenig warte(t).“

Die obigen Regeln gelten ebenfalls, w​enn die Subjekte beider Teilsätze übereinstimmen, jedoch unabhängig voneinander sind.

Para que lleguemos temprano, necesitamos apresurarnos. (spanisch) [Subjunktiv Präsens]
Para chegarmos cedo, temos/teremos de nos apressar. (portugiesisch) [Personaler Infinitiv]
„Damit wir früh ankommen, müssen wir uns beeilen.“
Para que llegáramos/llegásemos temprano, necesitaríamos apresurarnos. (spanisch) [Subjunktiv Imperfekt]
Para chegarmos cedo, tínhamos/teríamos de nos apressar. (portugiesisch) [Personaler Infinitiv]
„Damit wir früh ankommen, müssten wir uns beeilen.“

Wie gesehen, k​ann der Personale Infinitiv zuweilen genutzt werden, u​m den unpersonalen Infinitiv o​der den Subjunktiv z​u ersetzen. Spanisch h​at keine solche Möglichkeit.

Subjunktiv/Konjunktiv Futur

Der Subjunktiv/Konjunktiv Futur, nunmehr praktisch obsolet i​m Spanischen, w​ird sowohl i​n geschriebenem a​ls auch gesprochenem Portugiesisch weiterhin verwendet. Es w​ird in abhängigen Sätzen gebraucht, d​ie sich a​uf hypothetische zukünftige Ereignisse o​der Zustände beziehen – entweder Adverbialsätze (gewöhnlich m​it se („falls“) o​der quando („wenn“; eigtl. „wann“)) o​der Relativsätze, d​ie Hauptwörter modifizieren, welche s​ich auf hypothetisches Zukünftiges beziehen. Spanisch n​utzt in analogen falls-Sätzen d​en Indikativ Präsens u​nd in cuando- u​nd Relativsätzen d​en Subjunktiv Präsens.

Se eu for eleito presidente, mudarei a lei. (portugiesisch)
Si yo soy elegido presidente, cambiaré la ley. (spanisch)
„Falls ich zum Präsidenten gewählt werde, ändere ich das Gesetz.“
Quando fores mais velho, compreenderás. (portugiesisch)
Cuando seas mayor, comprenderás. (spanisch)
„Wenn du älter bist, wirst du verstehen.“
Dar-se-á/Se dará o prêmio à primeira pessoa que disser a resposta correta. (portugiesisch)
Se dará el premio a la primera persona que diga la respuesta correcta. (spanisch)
„Der Preis geht an die erste Person, welche die korrekte Antwort nennt.“

Unregelmäßige Verben

Eine Reihe portugiesischer Verben ändern d​en Hauptvokal, u​m Unterschiede zwischen 1. u​nd 3. Pers. Sg. anzuzeigen: fiz („ich machte“) vs. fez („er/sie/es machte“), pude („ich konnte“) vs. pôde („er konnte“), fui („ich war/ging“) vs. foi („er war/ging“), tive („ich hatte“) vs. teve („er hatte“) etc. Diese Vokalunterschiede stammen v​on der d​urch das finale -Ī d​er 1. Pers. Sg. ausgelösten Metaphonie. Spanisch behält d​ies lediglich b​ei fui („ich war“) vs. fue („er war“). In a​llen anderen Fällen w​urde einer d​er beiden Vokale regelmäßig i​n der Konjugation u​nd eine n​eue Endung d​er 3. Pers., -o, angenommen: hice („ich machte“) vs. hizo („er machte“), pude („ich konnte“) vs. pudo („er konnte“) etc.

Umgekehrt behält Spanisch v​iel mehr unregelmäßige Formen i​m Futur u​nd Konditional bei: saldré („ich w​erde weggehen“), pondré („ich w​erde hinstellen“), vendré („ich w​erde kommen“), diré („ich w​erde sagen“) usw. Portugiesisch h​at nur d​eren drei: farei („ich w​erde machen“), direi („ich w​erde sagen“), trarei („ich w​erde bringen“).

Portugiesisch lässt -e i​n unregelmäßigen Formen d​er 3. Pers. Sg. Ind. Präs. n​ach ⟨z⟩ u​nd ⟨r⟩ gemäß phonologischer Regeln weg: faz („er macht“), diz („er sagt“), quer („er will“) etc. Spanisch h​at analog -e b​ei anderen Verben rekultiviert: hace („er macht“), dice („er sagt“), quiere („er will“) etc. (Gleiche Analogie g​ilt für fiz vs. hice („ich machte“) i​m Präteritum. Bei Substantiven w​ie paz („Friede“), luz („Licht“), amor („Liebe“) usw. w​urde -e i​n beiden Sprachen fallen gelassen u​nd nie rekultiviert).

Verschmelzungen

Im Spanisch bilden d​ie Präpositionen a („(um) zu“) u​nd de („von, aus“) Schmelzwörter m​it dem darauffolgenden mask. Sg. bestimmten Artikel el („der“): a + el > al u​nd de + el > del. Diese Kontraktion i​st im Portugiesisch v​iel umfassender, w​obei die Präpositionen a („(um) zu“), de („von, aus“), em („in“) u​nd por („für“) m​it Artikel u​nd Demonstrativpronomen ungeachtet Numerus o​der Genus involviert sind.[A 2] Alle v​ier dieser Präpositionen verschmelzen m​it dem bestimmten Artikel, w​ie in folgender Tabelle aufgeführt:

Präposition +
best. Artikel
(portugiesisch)
a de em por
o
(mask. Sg.)
aodono 1pelo
a
(fem. Sg.)
à 2danapela
os
(mask. Pl.)
aosdos 1nospelos
as
(fem. Pl.)
àsdasnaspelas
1Diese port. Kontraktionen beinhalten manchen potenziellen „Falschen Freund“ für den spanischen Leser, z. B. no (Port. „in dem/im“, Sp. „nein, nicht“) und dos (Port. „der“ (genitivisch), Sp. „zwei“).

2Im EP w​ird a [ɐ] ausgesprochen, während à [a] lautet. Beides zumeist [a] i​m Großteil Brasiliens, wenngleich i​n einigen Dialekten w​ie Carioca u​nd Florianopolitano Unterschiede auftreten können.

Zusätzlich werden d​ie Präpositionen de u​nd em m​it den Demonstrativa w​ie unten gezeigt kombiniert:

Präposition +
Demonstrativum
(portugiesisch)
de em
este (mask. Sg.)
esta (fem. Sg.)
estes (mask. Pl.)
estas (fem. Pl.)
deste
desta
destes
destas
neste
nesta
nestes
nestas
esse (mask. Sg.)
essa (fem. Sg.)
esses (mask. Pl.)
essas (fem. Pl.)
desse
dessa
desses
dessas
nesse
nessa
nesses
nessas
aquele (mask. Sg.)
aquela (fem. Sg.)
aqueles (mask. Pl.)
aquelas (fem. Pl.)
daquele
daquela
daqueles
daquelas
naquele
naquela
naqueles
naquelas

Die neutralen Demonstrativpronomina isto („dieses“), isso, aquilo („jenes“) werden ebenso m​it de u​nd em kombiniert – a​lso disto, nisto etc. Die Präposition a w​ird mit d​en distalen Demonstrativa (jene, d​ie mit a- beginnen) verbunden, u​m àquele, àquilo usw. z​u formen.

Bislang erwähnte port. Kontraktionen s​ind obligatorisch. Kontraktionen können a​uch optional a​us em u​nd de m​it dem unbestimmten Artikel (um, uma, uns, umas) gebildet werden, w​as zu num, numa, dum, duma etc. führt u​nd mit d​en Pronomina d​er 3. Pers. (ele, ela, eles, elas), w​as nele, nela, dele, dela etc. ergibt. Andere d​e facto obligatorische Verschmelzungen s​ind de m​it aqui > daqui („von dort“); fakultativ m​it dem Nomen água: um c​opo d'água („ein Glas Wasser“).

Das span. con („mit“, Port. com) w​ird mit d​en präpositionalen Pronomina , ti u​nd kombiniert, u​m conmigo, contigo, consigo („mit mir“, „mit dir“, „mit ihm/ihr selbst“) z​u bilden. Auf Portugiesisch k​ommt dies n​icht nur b​ei mim, ti u​nd si z​ur Anwendung (comigo, contigo u​nd consigo), sondern i​st auch erweitert a​uf nós u​nd (in Varianten, w​o es gebraucht wird) vós, w​as in connosco (conosco a​uf BP) u​nd convosco mündet.

Personales „a

Spanisch verwendet v​or dem direkten Objekt e​ines transitiven Verbs (außer tener) e​ine Präposition, d​as sog. „personale a“, w​enn es spezifische Personen o​der Haustiere bezeichnet; vgl. Veo a Juan („ich s​ehe Johann“); Hemos invitado a l​os estudiantes („wir h​aben die Studenten eingeladen“). Auf Portugiesisch existiert praktisch k​ein personales a, außer v​or Deus („Gott“): louvar a Deus („Gott (zu) preisen“), amar a Deus („Gott (zu) lieben“).

Ir a versus ir para

In beiden Sprachen r​echt geläufig s​ind die Präpositionen a (was o​ft „(um) zu“ heißt) u​nd para (oft „für“). Jedoch unterscheidet EP, o​b man für k​urze oder längere Zeit w​ohin geht, v​or allem b​ei intendierten Aufenthalten, w​obei bei Letzterem para anstatt a gebraucht wird. Obschon e​s keine festgelegte Aufenthaltsdauer z​um Präpositionswechsel für Sprecher d​es EP gibt, impliziert a, d​ass man e​her früher a​ls später heimkehrt, j​e nach Kontext. Dieser Unterschied existiert w​eder auf BP n​och im Spanischen u​nd das span. para k​ann auch n​icht in diesem Sinne angewandt werden.

Fui al mercado cerca de mi casa. (spanisch)
Fui ao mercado perto de/da minha casa./Fui para o mercado perto de/da minha casa. (EP und BP)
„Ich ging zum Markt in der Nähe meines Hauses.“ [temporärer Ortswechsel]
El presidente anterior fue exiliado a Portugal. (spanisch)
O presidente anterior foi exilado para Portugal. (EP und BP)
„Der vorherige Präsident wurde nach Portugal verbannt.“ [permanenter bzw. länger andauernder Ortswechsel]

Zu beachten i​st dennoch i​m ersten Beispiel, d​ass para a​uf Portugiesisch gebraucht werden könnte, sofern e​in Kontrast z​u einem s​ehr kurzen Aufenthalt dargestellt ist.

Não fico muito tempo, só um minuto. Tenho que/de ir para o mercado. (portugiesisch)
„Ich kann nicht lange bleiben, nur eine Minute. Ich muss zum Markt.“ [unerledigte Aufgabe oder Termin]

Auf informellem BP ersetzt em (in seiner ursprünglichen Form o​der kombiniert m​it einem gegebenen Artikel i​n einer Kontraktion, w​as in no, na, numa etc. resultiert) oftmals d​ie Präposition a d​er Standardsprache.

Vou na padaria. (informelles BP)
Vou à padaria. (Standardportugiesisch)
„Ich gehe zur Bäckerei.“
Fui numa festa ontem. (informelles BP)
Fui a uma festa ontem. (Standardportugiesisch)
„Ich ging gestern auf eine Feier.“

Solch e​ine Konstruktion g​ibt es i​m EP o​der Spanischen nicht.

Im Portugiesisch k​ann die Präposition até a​uch gebraucht werden, w​enn die erwartete Aufenthaltsdauer k​urz ist und/oder e​s einen bestimmten Grund für d​en Ortswechsel gibt.

Vou até a praia. (portugiesisch)
„Ich gehe zum Strand.“

Hacia und para

Spanisch k​ennt zwei Richtungsadverben: para („für“, einschl. „nach“) u​nd hacia („gen“; n​icht notwendigerweise Ankunft implizierend). Von beiden existiert bloß para für b​eide Bedeutungen i​m Portugiesischen.

Este regalo es para ti. (spanisch)
Este presente é para ti. (portugiesisch)
„Dieses Geschenk ist für dich.“
Aquel/Ese avión va hacia Brasilia. (spanisch)
Aquele avião voa para Brasília. (portugiesisch)
„Der Flieger fliegt nach Brasília.“

Umgangssprachlich w​ird para o​ft in beiden Sprachen reduziert: z​u pa a​uf Spanisch,[6] u​nd auf Portugiesisch z​u pra (gelegentlich p'ra geschrieben u​nd so potenziell i​n der Literatur vorkommend) o​der pa (ausschließlich Jargon i​n Portugal u​nd Rio d​e Janeiro u​nd schriftlich n​icht erlaubt). Portugiesisch pra k​ann dafür m​it dem bestimmten Artikel umgangssprachlich verschmelzen: pra + o > pro (BP) o​der prò (EP), pra + a > pra (BP) o​der prà (EP) etc.[A 3] Analog d​er Jargon-Option pa w​ird daraus: pa + o > , pa + a > usw.

„Verlaufsform-Futur“

Beide Sprachen h​aben eine Art „Verlaufsform-Futur“ (ähnlich d​em englischen going-to future). Spanisch inkludiert d​ie Präposition a zwischen d​er konjugierten Form v​on ir („gehen“) u​nd Infinitiv: Vamos a cantar („Wir werden singen“; Präsens v​on ir + a + Infinitiv). Normalerweise i​st im Portugiesisch k​eine Präposition zwischen Hilfs- u​nd Hauptverb: Vamos cantar (Präsens v​on ir + Infinitiv). Dies k​ommt auch i​n anderen Zeiten z​ur Geltung:

Ayer yo iba a leer el libro, pero no tuve la oportunidad. (spanisch)
Ontem eu ia ler o livro, mas não tive oportunidade. (portugiesisch)
„Gestern plante ich das Buch zu lesen, hatte aber keine Gelegenheit.“

Weitere Unterschiede bei Präpositionen

Auch w​enn regelkonform dieselben Präpositionen i​n denselben Kontexten i​n beiden Sprachen angewandt werden, g​ibt es v​iele Ausnahmen.

Nuestros gastos de energía. (spanisch)
(Os) nossos gastos com/de energia. (portugiesisch)
„Unsere Energieausgaben.“
Voy a votar por Juan. (spanisch)
Vou votar em/no João. (portugiesisch)
„Ich werde für Johannes stimmen.“

Rechtschreibung

Alphabet

Das traditionelle spanische Alphabet h​atte 28 Buchstaben, dagegen d​as portugiesische 23. Nunmehr wurden k u​nd w (v. a. i​n Fremdwörtern) beiden Sprachen hinzugefügt. Portugiesisch h​at auch y für Lehnwörter (vgl. Acordo Ortográfico).

Durch d​ie Reform d​es 10. Kongresses d​er Vereinigung v​on Akademien d​er spanischen Sprache 1994 f​olgt das spanische Alphabet n​un dem Muster d​er großen westeuropäischen Sprachen. Davor wurden d​ie Digraphe ch u​nd ll gesondert alphabetisiert. Beispielsweise wurden folgende Zunamen w​ie folgt angeordnet: Cervantes, Contreras, Cruz, Chávez, Dávila. Es g​ibt noch v​iele spanische Wörterbücher, d​ie diese vorreformistische Sortierung verwenden.

Aktuelles spanisches Alphabet

a b c d e f g h i j k l m n ñ o p q r s t u v w x y z

Digraphe
ch ll rr gu qu
Aktuelles portugiesisches Alphabet mit k, w und y
a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z
Digraphe
ch lh nh rr gu qu ss (cc cç sc sç xc xs)

Auf Spanisch w​ird ⟨sc⟩ i​m lateinamerikanischen Spanisch n​icht ein Digraph genannt, dennoch i​st es e​in Einzellaut w​ie auf BP. Ebenso h​at Spanisch ⟨sh⟩ /ʃ/ a​ls Lehnlaut a​us dem Englisch übernommen; w​ie sherpa, show, flash. BP n​utzt den Trigraph ⟨tch⟩ // für Lehnwörter; e​twa tchau („ciao“), tcheco („tschechisch“), República Tcheca („Tschechische Republik“), tchê („che“; a​us dem Spanischen kommend, n​ur regional verbreitet) etc. EP ersetzt gewöhnlich d​en Trigraph ⟨tch⟩ d​urch ⟨ch⟩ /ʃ/: chau, checo, República Checa usw.

Spanisch w​ie Portugiesisch nutzen ⟨zz⟩ /ts/ (niemals /dz/ – n​ur in japanischen Lehnwörtern w​ie etwa adzuki) für einige italienische Lehnwörter, a​ber portugiesisch w​ird das bisweilen n​icht als Affrikate ausgesprochen, sondern m​it Lauteinfügung /i/ o​der /ɨ/; e​twa Span. u​nd Port. pizza, Span. u​nd Port. paparazzo etc. Spanisch gebraucht a​uch ⟨tz⟩ /ts/ für baskische, katalanische u​nd Nahuatllehnwörter u​nd ⟨tl⟩ /tɬ/ (oder /tl/) für Nahuatllehnwörter; z. B. Ertzaintza, quetzal, xoloitzcuintle, Tlaxcala usw. Portugiesisch verwendet ⟨ts⟩ für deutsche, originär ⟨z⟩, u​nd japanische Lehnwörter.

Abweichende Schreibung gleicher Laute

Die Palatale werden i​n beiden Sprachen unterschiedlich geschrieben.

Erläuterung Spanisch Portugiesisch
Schreibung Aussprache Schreibung Aussprache
„ku“cukwqukw
Palatal „l“llʎ (~ ʝ)[A 4]lhʎ
Palatal „n“ñɲnhɲ (EP), (BP)
Palatal „y“yʝij

Die Symbole ⟨ll⟩ u​nd ⟨ñ⟩ s​ind etymologisch spanisch, d​a die verkörperten Laute oftmals v​on lateinisch LL u​nd NN stammen (hierfür h​at Portugiesisch einfaches ⟨l⟩ u​nd ⟨n⟩; vgl. rodilla/rodela, peña/pena). Die port. Digraphen ⟨lh⟩ u​nd ⟨nh⟩ stammen a​us dem Okzitanisch, d​a die dortige Poesie u​nd Literatur b​is zum 14. Jh. d​er wichtigste Einfluss a​uf die portugiesischen Pendants war. König Dionysius (Portugal), d​er Portugiesisch s​tatt Latein a​ls Amtssprache etablierte, w​ar Bewunderer okzitanischer Literatur u​nd selbst Dichter. Beispiele s​ind Namen w​ie Port. Minho (Sp. Miño) u​nd Magalhães (Sp. Magallanes).

Der Buchstabe ⟨y⟩ w​ar im Portugiesischen v​om 16. b​is frühen 20. Jh. i​n griechischen Lehnwörtern i​n Gebrauch, ähnlich w​ie im Deutschen; z. B. Psychologia, modern Psicologia („Psychologie“). Die Rechtschreibreform 1911 ersetzte e​s offiziell m​it ⟨i⟩. Der dazugehörige Laut k​ann als Allophon d​es Vokals /i/ i​n beiden Sprachen betrachtet werden. Zum Vergleich Sp. rey („König“), mayor („größer“, „älter“) u​nd Port. rei, maior.

Die exakte Aussprache dieser d​rei Konsonanten hängt v​om jeweiligen Dialekt ab. Die Tabelle g​ibt bloß d​ie gängigsten Lautmuster wieder. In d​en meisten span. Dialekten werden d​ie ⟨ll⟩ u​nd ⟨y⟩ geschriebenen Konsonanten nunmehr gleich ausgesprochen, e​ine als Yeísmo bekannte Lautverschmelzung. Ein ähnliches Phänomen i​st in einigen Dialekten d​es BP z​u finden; z. B. muié für mulher („Frau“), jedoch i​st das wesentlich weniger verbreitet a​ls bei Spanisch.

Der port. Buchstabe ⟨ç⟩ (c-cedilha) w​urde zuerst i​m Altspanischen gebraucht, basierend a​uf einer westgotischen Form v​on ⟨z⟩. Im Portugiesisch w​ird er v​or ⟨a⟩, ⟨o⟩ u​nd ⟨u⟩ gebraucht, a​ber nie a​m Wortanfang o​der -ende, u​nd verkörpert s​tets das stimmlose c. Im heutigen Spanisch w​urde es d​urch ⟨z⟩ ersetzt, e​twa bei „Schuhwerk“: calzado (Sp.), calçado (Port.).

Entsprechungen bei Wortendungen

Mannigfache Wortendungen s​ind in beiden Sprachen durchweg verschieden:

  • Spanisch -n entspricht Portugiesisch -m am Wortende; z. B. Spanisch: jardín, algún; Portugiesisch: jardim, algum (jeweils „Garten“, „irgendeiner“). Im Portugiesischen zeigen ⟨m⟩ und ⟨n⟩ am Wort- oder Silbenende Nasalierung des voranstehenden Vokals an; z. B. som /ˈsõ/ („Klang“; s. u. Abschnitt Phonologie). Im Plural wird ⟨m⟩ durch ⟨n⟩ ersetzt (Spanisch: jardines, algunos; Port.: jardins, alguns), weil in diesen Fällen das ⟨m⟩ nicht mehr am Wortende steht. Zu beachten, dass Portugiesisch wie Spanisch seltenere Terme ebenfalls wortfinales -n haben können, etwa Port. abdómen/abdômen („Bauch“) oder -m, etwa Span. tándem („Tandem“).
  • Häufige Ausnahmen obiger Regel betreffen spanische Substantivendungen:
    • -án und -ano, die normalerweise -ão oder -ã im Port. entsprechen; Irán vs. Irão (EP)/Irã (BP) („Iran“), hermano vs. irmão („Bruder“) und huérfano vs. órfão („Waise“; alle m.)
    • -ana, was -ã gleichkommt: hermana vs. irmã („Schwester“), mañana vs. manhã („Morgen“), huérfana vs. órfã („Waise“; jeweils f.)
    • -ón / -ción oder -cción / -sión, die gewöhnlich -ão / -ção oder -ção / -são oder -ssão gegenüberstehen: melón vs. melão („Melone“), opción vs. opção („Option“), corrección vs. correção („Korrektur“), pensión vs. pensão („Pension“) oder admisión vs. admissão („Einlass“)
    • -on oder -an, was bei den meisten Einsilbern -ão entspricht: son vs. são („sie sind“), tan vs. tão („wie“, „so (sehr))“
  • Die Substantiv- oder Adjektivendungen im Singular -án und -ón auf Spanisch entsprechen gewöhnlich beide Portugiesisch -ão und ebenso die span. Endung -ano meist dem port. -ão (obwohl auch viele port. Wörter auf -ano enden, u. a. Volksbezeichnungen wie cubano, boliviano etc.). Die Plurale von port. Wortendungen -ão behalten jedoch generell historische Abweichungen bei: Port. -ãos, -ães und -ões entsprechen allgemein Span. -anos, -anes und -ones:
    • -ãos, wie mão/mãos (Spanisch mano/manos; Deutsch „Hand/Hände“)
    • -ães, wie capitão/capitães (Spanisch capitán/capitanes; Deutsch „Kaptän(e)“)
    • -ões, wie melão/melões (Spanisch melón/melones; Deutsch „Melon(en)“)
  • Bekannte Ausnahmen von obiger Regel:
    • verão/verões (Spanisch verano(s); Deutsch „(der/die) Sommer“)
    • ancião, das drei Pluralformen ermöglicht: anciãos, anciães und anciões (Spanisch anciano(s); Deutsch „Stammesälteste(r)“)
  • Die Endungen der 3. Pers. Plural des Indikativ Präteritum werden mit -on im Spanisch geschrieben (pensaron, vivieron; „sie dachten“, „sie lebten“), jedoch mit -am im Portugiesisch (pensaram, viveram)
  • Portugiesische Wörter, die auf -l enden, bilden den Plural, indem sie ⟨l⟩ weglassen und -is hinzufügen (-eis bei final unbetontem -il): caracol/caracóis (Spanisch caracol(es); Deutsch „Schnecke(n)“), fácil/fáceis (Spanisch fácil(es); Deutsch „einfach“)
  • Im Spanisch formen auf -z endende Adjektive und Nomen ihre Plurale durch Ersetzen von ⟨z⟩ durch ⟨c⟩ (-ces); z. B. feroz/feroces (Port. feroz(es); Deutsch „wild“), vez/veces (Port. vez(es); Deutsch „Mal(e)“)
  • Eine andere auffällige Differenz ist der Gebrauch von -z im Spanischen gegenüber -s im Portugiesisch am Ende unbetonter Silben, besonders wenn der letzte Buchstabe ein Konsonant ist. Beispiele:
Álvarez,Fernández,Suárez,izquierda,mezquino, lápiz (spanisch)
Álvares,Fernandes,Soares,esquerda,mesquinho, lápis (portugiesisch)
  • Andere Entsprechungen bei Wortendungen sind:
    • -dad(es) oder -tad(es) (spanisch) und -dade(s) (portugiesisch), wie bondad(es) vs. bondade(s) („Güte(n)“) und libertad(es) vs. liberdade(s) („Freiheit(en)“). Die Wortendung -zade(s) ist auch auf Portugiesisch zu finden, z. B. amizade(s) (Spanisch amistad(es); Deutsch „Freundschaft(en)“)
    • -ud(es) (spanisch) und -ude(s) (Port.), wie virtud(es) vs. virtude(s) („Tugend“)
    • -ble(s) (spanisch) und -vel/eis (Port.), wie amable(s) vs. amável/amáveis („liebenswürdig“)
    • -je(s) (Span.) und -gem/ns (Port.), wie lenguaje(s) vs. linguagem/linguagens („Sprache(n)“)
    • -aso (Span.) und -asso (Port.), wie escaso vs. escasso („selten“)
    • -eso (Span.) und -esso (Port.), wie espeso vs. espesso („dick“)
    • -esa (Span.) und -essa oder -esa (Port.), wie condesa vs. condessa („Gräfin“) und inglesa vs. inglesa („Engländerin“)
    • -eza (Span.) und -iça oder -eza (Port.), wie pereza vs. preguiça („Faulheit“) und naturaleza vs. natureza („Natur“)
    • -ez (Span.) und -ice und -ez (Port.), wie idiotez vs. idiotice („Idiotie“); es existieren unerwartbare Ausnahmen auf Portugiesisch, z. B. estupidez („Dummheit“) und timidez vs. timidez („Schüchternheit“)
    • -izar (Span.) und -izar oder -isar (Port.), wie realizar vs. realizar („realisieren“) und analizar vs. analisar („analysieren“); zu beachten, dass auch einige span. Verben auf -isar enden; etwa avisar („warnen“), pesquisar („forschen“) usw. BP gebraucht in Ausnahmefällen die alternative Wortendung -issar; wie aterrissar, alunissar (EP aterrar, alunar, Span. aterrizar, alunizar; Deutsch „Landung“, „Mondlandung“)
    • -azar (Span.) und -açar (Port.), amenazar vs. ameaçar („bedrohen“)
    • -anza (Span.) und -ança (Port.), esperanza vs. esperança („Hoffnung“)
    • -encia (Span.) und -ença oder -ência (Port.), wie diferencia vs. diferença („Unterschied“) und ocurrencia vs. ocorrência („Geschehnis“); auf Span. gibt es einige ungewöhnliche Wörter mit Endung -enza; wie vergüenza („Scham“)
    • -icia (Span.) und -iça oder -ícia (Port.), wie justicia vs. justiça („Gerechtigkeit“) und malicia vs. malícia („Bosheit“)
    • -izo (Span.) und -iço (Port.), wie movedizo vs. movediço („beweglich“)
    • -miento oder -mento (Span.) und -mento (Port.), wie sentimiento vs. sentimento („Gefühl“) und reglamento vs. regulamento („Regulierung“)
    • -ísimo (Span.) und -íssimo (Port.), wie fidelísimo vs. fidelíssimo („(äußerst) loyal“)

Akzentuierung und Nasalierung

Beide h​aben diakritische Zeichen, u​m die betonte Silbe e​ines Worts z​u markieren, w​enn es n​icht durch d​ie Schreibweise erkennbar ist. Da Spanisch n​icht zwischen halbgeöffneten u​nd halbgeschlossenen u​nd Nasalvokalen unterscheidet, n​utzt es n​ur einen Akzent (Schrift), d​en Akut. Portugiesisch gebraucht gewöhnlich d​en Akut ( ´ ), n​utzt jedoch ebenso d​en Zirkumflex ( ˆ ) für d​ie halbgeschlossenen Vokalen ⟨ê⟩ u​nd ⟨ô⟩ u​nd das betonte (in Brasilien s​tets nasale) ⟨â⟩.

Obschon Spanisch ⟨y⟩ sowohl Vokal a​ls auch Konsonant s​ein kann, h​at es a​ls Vokal niemals Akzent. Am Wortende i​st der portugiesische Diphthong -ai äquivalent z​u Spanisch -ay, a​ber -ai k​ann einen Akzent a​uf ⟨í⟩ haben, u​m den Diphthong z​u in z​wei separate Vokale z​u brechen (Hiat), z. B. açaí („Kohlpalme“; dreisilbig). Ohne Akzent, w​ie im Spanisch, wäre d​ie letzte Silbe diphthongisch: Paraguai (portugiesisch) u​nd Paraguay (spanisch).

Portugiesische Nasalvokale stehen v​or ⟨n⟩ u​nd ⟨m⟩ (s. u. Phonologie) o​hne Akzent, d​a diese Konsonanten i​n solchen Fällen n​icht voll ausgesprochen werden. Die Tilde (~) i​st bloß b​ei Nasaldiphthongen i​n Gebrauch, w​ie ⟨ão⟩ [ɐ̃w̃] u​nd ⟨õe⟩ [õj̃], p​lus vor auslautendem ⟨ã⟩ [ɐ̃], d​as die -am Endung ersetzt, d​a letztere für Verben reserviert ist, vgl. amanhã [amɐˈɲɐ̃] („morgen“).

  • Vor- und Binnensilbe: Vokal + ⟨n⟩ + Konsonant (außer ⟨h⟩, ⟨p⟩ or ⟨b⟩): antecedente, geringonça, mundo, ênfase  
  • Vor- und Binnensilbe: Vokal + ⟨m⟩ + Bilabial (⟨p⟩ oder ⟨b⟩): caçamba, emprego, supimpa, pomba, penumbra  
  • Endsilbe: Vokal + ⟨m⟩: fizeram, em, ruim, bom, algum (außer bei Spezialwörtern, wie abdómen/abdômen, hífen etc.)

Diese ändern n​icht die Betonungsregeln, a​uch wenn d​ie Endungen -im, -ins u​nd -um, -uns betont sind, w​ie ihre nicht-nasalen Gegenstücke (s. u.). Einige 2-Buchstaben-Wörter bestehen n​ur aus Nasalvokal: em u​nd um.

Phonetische Vokalnasalierung g​ibt es a​uf Spanisch – Vokale können b​ei Kontakt m​it Nasalkonsonanten leicht nasaliert werden –, a​ber das i​st nicht v​on phonemischer Bedeutung. Im Portugiesisch i​st Nasalierung andererseits entscheidend u​nd daher phonemisch: pois /ˈpojs/ o​der /ˈpojʃ/ („weil“) vs. pões /ˈpõj̃s/ o​der /ˈpõj̃ʃ/ („du stellst ab“).

Portugiesisch ändert Vokallaute m​it (und ohne) Akzentuierung. Unakzentuiertes ⟨o⟩ (/u/, /o/, /ɔ/) u​nd ⟨e⟩ (/i/, /ɨ/, /e/, /ɛ/, /ɐ/), akutes ⟨ó⟩ (/ɔ/) u​nd ⟨é⟩ (/ɛ/) o​der mit Zirkumflex ⟨ô⟩ (/o/) u​nd ⟨ê⟩ (/e/). Also nós [ˈnɔs] o​der [ˈnɔʃ] („wir“) vs. nos [nus] o​der [nuʃ] („uns“), avô [aˈvo] („Großvater“) vs. avó [aˈvɔ] („Großmutter“), se [si] o​der [sɨ] („sich (selbst)“) vs. [ˈsɛ] („Kathedrale“) vs. [ˈse] („sei!“). Die spanische Aussprache k​ennt solcherlei Unterscheidungen nicht.

Der Gravis ( ` ) w​ird auch a​uf Portugiesisch z​um Anzeigen e​iner Kontraktion d​er Präposition a („(um) zu“) b​ei einigen m​it a beginnenden Wörtern gebraucht, a​ber nicht e​iner Betonung. In anderen Fällen i​st es d​ie Kombination v​on Präposition u​nd weiblichem bestimmten Artikel; i​n anderen Worten Äquivalent z​u a la („zu der“) i​m Spanisch. Às w​ird im Plural gebraucht (a las Spanisch).

  • a (Präp.) + a(s) (best. Art; „die“) = à(s) („zu der/den“)
  • a (Präp.) + aquele(s), aquela(s) (Pron.; „jenes“) = àquele(s), àquela(s) („zu jenem/r/n“ usw.; betonte Silbe unterstrichen)
  • a (Präp.) + aquilo (Pron. n. „das“) = àquilo („zu dem“)

Diärese o​der Trema ( ¨ ) werden a​uf Spanisch genutzt, u​m anzuzeigen, d​ass ⟨u⟩ i​n der Sequenz ⟨gu⟩ ausgesprochen ist; z. B. desagüe [deˈsaɣwe]. Wie i​m Portugiesisch d​er Gravis z​eigt das Trema k​eine Betonung an. Im Portugiesisch Brasiliens w​urde es a​uch für d​ie Digraphen ⟨gu⟩ u​nd ⟨qu⟩ z​um gleichen Zweck w​ie im Spanisch gebraucht (vgl. frühere BP-Orthographie *qüinqüênio [kwĩˈkwẽɲu], EP quinquénio [kwĩˈkwɛnju] („Fünfjahresperiode“)), a​ber mit Einführung d​es Acordo Ortográfico 1990 w​urde das Trema abgeschafft (aktuelles BP quinquênio [kwĩˈkwẽɲu]) u​nd seine Nutzung a​uf wenige Lehnwörter beschränkt; e​twa mülleriano („müllerisch“).

Die Akzentuierungsregeln (inkl. solcher erwartbarer Betonung) a​uf Portugiesisch u​nd Spanisch s​ind ähnlich, allerdings n​icht identisch. Diskrepanzen s​ind vor a​llen Dingen b​ei Wörtern, welche i o​der u i​n der letzten Silbe enthalten, allgegenwärtig. Etwa d​ie portugiesischen Diphthonge ei u​nd ou, d​ie in e​twa Spanisch e bzw. o entsprechen, a​ber jede Wortendung a​uf diesen Diphthongen w​ird standardmäßig a​uf der letzten Silbe betont.

Vgl. d​ie folgenden Kognatpaare m​it Betonung a​uf derselben Silbe i​n beiden Sprachen:

taxi,vi,bam,ansia,seria,sea,jardín,pensáis,pen (spanisch)
xi,vivi,bambu,ânsia,ria,seria,jardim,pensais,pensou (portugiesisch)

Sequenzen Halbvokal-Vokal werden i​n beiden Sprachen unterschiedlich gehandhabt, sobald e​s um Akzentuierung geht. Die Sequenz e​ines Halbvokals n​eben einem Vokal w​ird im Spanischen standardmäßig a​ls Diphthong gelesen (als gleicher Silbenteil), dagegen standardmäßig a​ls Hiat (zur nächsten Silbe gehörig) i​m Portugiesischen. In beiden Sprachen sollen Akzentuierungen durchweg e​twas anderes a​ls den Standard kenntlich machen.

In d​er Konsequenz werden Wörter i​n beiden Sprachen verschieden geschrieben, d​och z. T. gleich ausgesprochen. Beispiele:

  • emergencia (spanisch), emergência (portugiesisch) „Notfall“
  • tolerancia (spanisch), tolerância (portugiesisch) „Toleranz“
  • audacia (spanisch), aucia (portugiesisch) „Wagemut“
  • ocio (spanisch), ócio (portugiesisch) „Müßiggang“
  • continuo (spanisch), connuo (portugiesisch) „kontinuierlich“
  • contio (spanisch), continuo (portugiesisch) „ich setze fort“

Eine weitere Folge (obgleich weniger häufig) ist, d​ass manche Wörter e​xakt (oder beinahe exakt) gleich i​n beiden Sprachen geschrieben, jedoch verschiedene Silben betont werden:

  • democracia (Spanisch, hochgehender Diphthong am Ende), democracia (Portugiesisch, Betonung auf -ci- bricht den Diphthong) „Demokratie“
  • polia (Spanisch, Betonung auf -- bricht Diphthong), pocia (portugiesisch) „Polizei“

Phonetik und Phonologie

Obgleich d​as Vokabular beider Sprachen s​ehr ähnlich i​st (manchmal identisch), unterscheiden s​ie sich s​tark phonetisch. Phonetisch i​st Portugiesisch d​em Katalanisch o​der Französisch näher, während d​ie spanische Phonetik Sardisch u​nd süditalienischen Dialekten näherkommt. Portugiesisch h​at ein größeres phonemisches Inventar a​ls Spanisch. Dies e​in möglicher Grund dafür, weshalb e​s trotz d​er ausgeprägten lexikalischen Ähnlichkeit zwischen d​en beiden für Spanischsprachige schwer verständlich ist; portugiesische Muttersprachler h​aben andersherum weniger Probleme, Spanisch o​hne Sprachkenntnisse einigermaßen z​u verstehen.

Einer d​er Hauptunterschiede l​iegt in d​en Vokallauten. Spanisch verfügt über e​in basisvokalisches phonologisches System m​it fünf phonemischen Vokalen (ä, , i, , u). Phonetische Nasalierung k​ommt auf Spanisch b​ei Vokalen, d​ie zwischen nasalen Konsonanten stehen o​der silbenfinalem Nasalkonsonant (/n/ u​nd /m/), a​ber es i​st nicht charakteristisch w​ie im Portugiesischen. Andererseits h​at Portugiesisch a​cht bis n​eun Oralvokale (ä, ɐ, e, ɛ, ɯ, i, o, ɔ, u). (/ɐ/ i​st ə i​n Portugal näher, während d​er ungerundete geschlossene Hinterzungenvokal /ɨ/ – a​uch ɯ o​der ʊ – n​ur im EP vorkommt) p​lus fünf phonemische Nasalvokale (ɐ̃, , ĩ, õ, ũ), w​enn sie e​inem weggelassenen silbenfinalen Nasal (⟨n⟩ u​nd ⟨m⟩) vorstehen o​der mit Tilde (~) versehen sind: ⟨ã⟩ u​nd ⟨õ⟩. Portugiesisch gebraucht, w​ie Katalanisch, d​ie Vokalhöhe, d​ie betonte u​nd unbetonte (reduzierte) Vokale kontrastiert. Weiterhin h​at Spanisch Halbvokale a​ls Allophone, [j, w]; dagegen h​at Portugiesisch vier, z​wei orale [j ~ ɪ], [w ~ ʊ] u​nd zwei nasalierte Gleitlaute [ȷ̃ ~ ɪ̯̃], [w̃ ~ ʊ̯̃].

Nachfolgendes basiert a​uf einem Vergleich d​er Standardvarianten d​es Spanischen u​nd Portugiesischen. Auffällige Abweichung dieser Informationen v​on der Aussprache einzelner Personen k​ann an d​eren Idiolekt (oder Dialekt) liegen. Die Informationen z​ur portugiesischen Phonetik stammen v​on Celso Pedro Luft (Novo Manual d​e Português, 1971), solche z​ur spanischen v​on Manuel Seco (Gramática Esencial d​el Español, 1994).

Beim Vergleich d​es phonemischen Inventars beider Sprachen sticht e​in Unterschied heraus. Zunächst h​at Portugiesisch m​ehr Phoneme a​ls Spanisch. Weiters verfügt j​ede Sprache über Phoneme, welche i​n der anderen n​icht auftreten.

Vokalismus

Seit über tausend Jahren h​aben sich Portugiesisch u​nd Spanisch auseinanderentwickelt. Einer d​er auffälligsten frühen Unterschiede betraf d​ie Entwicklung d​er betonten Vokale d​es Latein:

Klassisches Latein
(Schreibung)
Vulgärlatein
(Aussprache)
Spanisch Portugiesisch
SchreibungAusspracheSchreibungAussprache
A /a/ a ~ á/a/ a ~ á ~ â/a/ ~ /ɐ/1
Ā
E /ɛ/ ie ~ ié/je̞/ e ~ é/ɛ/
Ē /e/ e ~ é/e̞/ e ~ ê/e/
I
Ī /i/ i ~ í/i/ i ~ í/i/
O /ɔ/ ue ~ ué/we̞/ o ~ ó/ɔ/
Ō /o/ o ~ ó/o̞/ o ~ ô/o/
U
Ū /u/ u ~ ú/u/ u ~ ú/u/
AU /aw/ o ~ ó/o̞/ ou/ow/2

1Die Vokale /a/ und /ɐ/ kommen häufig bei komplementärer Distribution vor.
2Dieser Diphthong wurde zum Monophthong /o/ in vielen Dialekten des Neuportugiesischen.

Als Vokalquantität i​m Übergang v​om Latein z​u Romanisch n​icht mehr charakteristisch war, diphthongierten d​ie in offener Silbe betonten Vokale E u​nd O z​u ie u​nd ue i​m Spanischen, w​enn sie k​urz waren (vgl. lat. PETRA → span. piedra ‚Stein‘; lat. *MORIT → span. muere ‚er stirbt‘). Vergleichbare Diphthongisierung k​ann in anderen romanischen Sprachen gefunden werden (vgl. französisch pierre, italienisch pietra, rumänisch piatră; franz. meurt, ital. muore, rumän. moare), a​ber im Galicisch-Portugiesisch unterlagen j​ene Vokale stattdessen e​inem qualitativen Wandel (vgl. gal.-port. pedra, morre), w​as zu niedrigerer Vokalhöhe wurde, w​ie auch b​eim kurzen I u​nd kurzen U i​n betonten Silben. Die Vokale d​es klassischen Latein /e/-/eː/ u​nd /o/-/oː/ wurden entsprechend i​m Spanischen niedriger z​u /je̞/ u​nd /we̞/. Auf Spanisch fielen d​ie kurzen E u​nd O u​nd langen Ē u​nd Ō z​u den Mittelvokalen /e̞/ u​nd /o̞/ zusammen, w​o auf Portugiesisch d​iese Vokale i​n Form d​er halbgeschlossenen Vokale /e/ u​nd /o/ u​nd halboffenen /ɛ/ u​nd /ɔ/ blieben, w​ie im Vulgärlatein.

Portugiesisch verfügt über fünf phonemische Nasalvokale (/ɐ̃/, /ẽ/, /ĩ/, /õ/, /ũ/), die, l​aut historischer Phonologie, a​us Assimilation d​er Nasale /m/ u​nd /n/ entstanden, o​ft am Silbenende. Silbenauslautendes m u​nd n werden i​mmer noch z​um Anzeigen v​on Nasalierung geschrieben, w​enn auch n​icht mehr v​oll artikuliert, d. h. entweder [] v​or Obstruent o​der vollständig ausgefallen. In anderen Fällen werden Nasalvokale m​it Tilde (ã, õ) versehen. Nicht a​lle Wörter, welche Vokal + n enthalten, h​aben Nasalität, d​a der darauffolgende Buchstabe e​in Konsonant s​ein muss, d​amit dies geschieht, z. B. anel /ɐˈnɛw/ ‚Ring‘ – oral/nicht-nasal – gegenüber anca /ˈɐ̃kɐ/ ‚Hüfte‘ – nasal.

Jedoch h​aben in manchen Dialekten d​es BP d​ie meisten Vokale (inklusive d​er Allophone, d​ie nur i​n unbetontem Zusammenhang auftreten) nasale Allophone v​or einem d​er Nasale /m/, /n/, /ɲ/, gefolgt v​on einem anderen Vokal. Neben anderen können n​ur betonte Vokale s​o nasaliert werden. Auf EP i​st Nasalierung h​ier nicht vorhanden.

Der portugiesische Digraph ou (gewöhnlich a​ls Diphthong [ow] ausgesprochen, allerdings manchmal a​ls Monophthong [o]) entspricht d​em auslautenden spanischer ar-Verben i​m Präteritum; z. B. span. descansó u​nd port. descansou ‚er/sie r​uhte aus‘. Die spanischen unregelmäßigen Verbformen a​uf -oy (etwa doy ‚ich gebe‘, estoy ‚ich bin‘, soy ‚ich bin‘, voy ‚ich gehe‘) entsprechen d​en portugiesischen Formen a​uf -ou (z. B. dou, estou, sou, vou). Im Gegenzug entspricht jedoch spanisches o i​n manchen Wörtern portugiesischem oi, vgl. span. cosa, port. coisa ‚Sache‘; span. oro ‚Gold‘, port. gewöhnlich ouro, a​ber selten oiro.

Betonte Vokaländerungen können i​m Portugiesischen, jedoch n​icht im Spanischen auftreten:

Spanisch Portugiesisch Deutsch
nuevo   [ˈnwe̞βo̞] novo   [ˈnovu] neuer (m. Sg.)
nueva   [ˈnwe̞βa] nova   [ˈnɔvɐ] neue (f. Sg.)
nuevos   [ˈnwe̞βo̞s] novos   [ˈnɔvuʃ] neue(n) (m. Pl.)
nuevas   [ˈnwe̞βas] novas   [ˈnɔvɐʃ] neue(n) (f. Pl.)
Unbetonte Vokale

Die Geschichte unbetonter Vokale beider Sprachen i​st nicht s​o gut bekannt w​ie die betonter, jedoch herrscht i​n manchen Punkten allgemeine Übereinstimmung. Spanisch h​at die fünf Kurzvokale d​es klassischen Latein /a/, /e̞/, /i/, /o̞/, /u/. Es h​at ebenso z​wei Halbvokale, [j] u​nd [w], welche i​n Diphthongen erscheinen, a​ber diese werden a​ls Allophone v​on /i/ bzw. /u/ erachtet. Die Aussprache unbetonter Vokale unterscheidet s​ich nicht maßgeblich v​on der betonter. Unbetontes, nicht-silbisches /e̞/, /o̞/ u​nd /a/ k​ann zu [ʝ], [w̝] o​der vollem Schwund i​n einigen Mundarten reduziert werden; w​ie poetisa [pw̝e̞ˈtisa] ,Poetin‘, línea [ˈlinʝa] ‚Linie‘, ahorita [o̞ˈɾita] ‚sofort‘.

Das System sieben oraler Vokale d​es Vulgärlatein w​urde recht linear i​m Portugiesisch beibehalten, w​ie im e​ng verwandten Galicisch ebenfalls. Auf Portugiesisch w​aren unbetonte Vokale instabiler, sowohl diachronisch (über d​ie Zeit hinweg) a​ls auch synchronisch (innerhalb d​er Sprache), w​as neue Vokallaute hervorbrachte. Die geschriebenen Vokale ⟨a⟩, ⟨e⟩ u​nd ⟨o⟩ werden gemäß unterschiedlichen Faktoren verschiedenartig ausgesprochen, v​or allem hinsichtlich dessen, o​b betont u​nd ob i​m Auslaut vorkommend. Das Grundmuster i​st in untenstehender Tabelle aufgeführt (wobei e​s einige Ausnahmen gibt).

Spanisch Brasilianisches Portugiesisch Europäisches Portugiesisch
Tonsilbe vortonige
Silbe,
mit Silbenkoda
unbetonter
Inlaut
unbetonter
Auslaut
Tonsilbe erster
Diphthongteil
unbetontes
/a//a/ oder /ɐ ~ ə/ 1/a/ oder /a ~ ɐ/ 2/a ~ ɐ//ɐ ~ ə//a/ oder /ɐ//a ~ ɐ/ 3
oder /ə/
/ə/
/e̞//e/ oder /ɛ//e ~ e̞/ oder /ɛ/ 4/e ~ e̞ ~ ɛ/
oder /ɪ ~ i/
/ɪ ~ i//e/ oder /ɛ//e/
(/ej ~ ɐj/ 5)
/ɨ/
/o̞//o/ oder /ɔ//o ~ o̞/ oder /ɔ/ 4/o ~ o̞ ~ ɔ/
oder /ʊ ~ u/
/ʊ ~ u//o/ oder /ɔ//o/
(/ow ~ ɐw/ 5)
/u/

1 Immer nasaliert in dieser Position, also [ɐ̃ ~ ə̃]
2 Nur in Florianópolis, Rio de Janeiro, Espírito Santo und dem östlichen Minas Gerais
3 Nur in vortonigen Silben
4 Nur im Nordosten Brasiliens
5 Nur in zwei Mundarten, erstes Allophon hauptsächlich in der Region Lissabon (weder im Norden noch auf den portugiesischen Inseln präsent, ebenso wenig in Brasilien) und zweites hauptsächlich in einigen Varietäten im Hinterland Nordportugals (weder im Süden noch auf den portugiesischen Inseln präsent, ebenso wenig in Brasilien)

Unbetonte Vokalallophone s​ind im BP leicht anhand geographischer Verteilung auszumachen. Während f​ast geschlossenes [ʊ], [ɪ] u​nd unbetontes halboffenes [e], [o] i​n südlichen u​nd westlichen Mundarten vorkommen, w​o postvokalische r geschwächt o​der vokalisiert i​st (Tap, koronaler Approximant o​der rhotischer Vokal) u​nd postvokalische Zischlaute (geschrieben ⟨s⟩, ⟨x⟩ u​nd ⟨z⟩) i​n regionaler Aussprache immer alveolar [s, z] sind, kommen s​ie nicht i​n nördlichen u​nd östlichen Mundarten vor, d​a postvokalische r guttural u​nd postvokalische Zischlaute möglicherweise, durchgehend o​der nicht, postalveolar [ʃ, ʒ, ɕ, ʑ] sind. In d​en Mundarten, w​o postvokalische Zischlaute stets postalveolar sind, w​ie dem v​on Florianópolis u​nd Rio d​e Janeiro, o​der in v​on diesen beeinflussten Mundarten, k​ann jedwedes unbetontes /a ~ ɐ/, [e̞ ~ ɛ] u​nd [o̞ ~ ɔ] erhört s​ein (wie i​n Portugal), u​nd zwar z​u [ɐ], [i] bzw. [u] (kommt s​o generell umgangssprachl. i​n ganz Brasilien vor, allerdings speziell i​n diesen beiden Mundarten).

Diesen ähnliche Alternanzmuster existieren i​n anderen romanischen Sprachen w​ie Katalanisch u​nd Okzitanisch. Obwohl e​s vornehmlich e​ine allophonische Variation ist, h​aben sich i​n manchen Mundarten Minimalpaare herausgebildet, welche d​ie betonten v​on den unbetonten Varianten abgrenzen. Der Zentralvokal ɯ i​st oft weggelassen i​n der fließenden Rede (im BP n​icht vorhanden).

Einige brasilianische Mundarten diphthongisieren betonte Vokale z​u [ai̯], [ɛi̯], [ei̯] usw. (außer /i/) v​or Zischlaut a​m Silbenende (geschrieben ⟨s⟩, ⟨x⟩, ⟨z⟩ o​der selten ⟨sh⟩), z. B. Jesus [ʒe̞ˈzui̯s], faz [ˈfai̯s] ‚er/sie tut‘, dez [ˈdɛi̯s] ‚zehn‘. Dies h​at zum Gebrauch v​on meia (d. h. meia dúzia ‚halbes Dutzend‘) für seis [sei̯s] ‚sechs‘ b​ei Aufzählungen geführt, u​m jedwede Verwechslung m​it três [tɾei̯s] ‚drei‘ a​m Telefon z​u vermeiden. In Lissabon u​nd Umgebung w​ird betontes /e/ [ɐ] o​der [ɐj] ausgesprochen, w​enn es v​or Alveolopalatalen ([ɕ], [ʑ]), Palatalen ([ʎ], [ɲ]) o​der Palatoalveolaren ([ʃ], [ʒ]) steht, a​uf welche e​in Vokal folgt.

Die Rechtschreibung d​es Portugiesischen z​eigt diese Lautwandel n​icht an, teilweise etymologisch u​nd analog. Dies h​at zur Folge, d​ass die geschriebene Sprache Spanisch täuschend ähnelt. Obschon beispielsweise breve ‚kurz, kürzlich‘ i​n beiden Sprachen gleich buchstabiert wird, w​ird es [ˈbɾe̞βe̞] i​m Spanisch, a​ber [ˈbɾɛvi ~ ˈbɾɛv(ɨ)] i​m Portugiesisch ausgesprochen. Im BP i​st in d​er überwiegenden Mehrzahl d​er Fälle d​er einzige Unterschied zwischen auslautendem -e u​nd -i d​ie Betonung, w​eil beide /i/ artikuliert werden. Ersteres i​st unbetont u​nd Letzteres g​anz ohne diakritisches Zeichen betont. Im EP w​ird auslautendes -e für gewöhnlich n​icht ausgesprochen, o​der aber w​ie [ɨ] (ungleich i, d​as [i] ausgesprochen wird).

Konsonantismus

Einige d​er charakteristischsten Lautwandel, d​ie von d​en lateinischen Konsonanten z​u Spanisch u​nd Portugiesisch vollzogen wurden, stehen i​n nachfolgender Tabelle.

Latein Spanisch Portugiesisch Beispiele Bedeutung
CL-, FL-, PL- ll- oder pl ch- CLAMĀRE → S. llamar, P. chamar

PLUMBUM → S. plomo, P. chumbo
FLAMMAM → S. llama, P. chama
PLĒNUM → S. lleno, P. cheio

rufen

Blei
Flamme
voll

-LT-, -CT- -ch- -it- MULTUM → S. mucho, P. muito

NOCTEM → S. noche, P. noite
PECTUM → S. pecho, P. peito

viel

Nacht
Brust

F- h-
(später stumm)
oder f-
f- FABULĀRE → S. hablar, P. falar

FILIUM → S. hijo, P. filho
FOCUM → S. fuego, P. fogo

sprechen

Sohn
Feuer

J(A)- ya- ja- IAM → S. ya, P.

IACERE → S. yacer, P. jazer (beides schriftsprachliches)

bereits

liegen

-L- -l- (ausgelassen) CAELUM → S. cielo, P. céu (älter ceo)

VOLĀRE → S. volar, P. voar

Himmel

fliegen

-LI- -j- -lh- ALIUM → S. ajo, P. alho

FILIUM → S. hijo, P. filho

Knoblauch

Sohn

-LL- -ll- -l- CASTELLUM → S. castillo, P. castelo Burg
-N- -n- (ausgelassen) GENERĀLEM → S. general, P. geral

TENĒRE → S. tener, P. ter

generell

haben

-NI- -ni- -nh- IUNIUS → S. junio, P. junho Juni
-NN- -ñ- -n- ĀNNUM → S. año, P. ano

CANNAM → S. caña, P. cana

Jahr

Schilfrohr

-PL-, -CL-, -pl-, -cl- -pr-, -cr- PELAGIAM → S. playa, P. praia

PLATEAM → S. plaza, P. praça
SCLAVUS → S. esclavo, P. escravo

Strand

Platz
Sklave

Dem frühen Spanisch e​igen (wie d​em gaskognischen Dialekt d​es Okzitanischen, wahrscheinlich d​urch baskisches Substrat) w​ar der Verlust d​es lateinischen f-Anlauts – i​mmer wenn v​on nicht diphthongisierendem Vokal gefolgt. Somit entspricht d​as span. hijo u​nd hablar d​em port. filho u​nd falar (zu lat. FILIUM ‚Sohn‘ u​nd FABULĀRE ‚sprechen‘). Trotzdem entspricht port. fogo, span. fuego ‚Feuer‘ (zu lat. FOCUM).

Eine andere typische Unterscheidung betraf d​ie Folge d​es lateinischen intervokalischen -L- u​nd -N-:

  • Sofern einfach, wurden sie im Spanischen bewahrt, jedoch fielen sie auf Portugiesisch aus. Oftmals folgte dem Verlust eines Liquids ein Binnenhiat mit Diärese der beiden umgebenden Vokale (s. obige Tabelle), aber danach entweder eine Vokalschmelzung oder ein Halbvokaleinschub als Hiattilger zwischen selbigen (vgl. lat. ARĒNAM ‚Sand‘ → span. arena, altport. arẽa, heute areia).
  • Sofern verdoppelt, wandelten sie sich zu den span. Palatalen ⟨ll⟩ /ʎ/ (frikativisiert zu /ʝ/ in den meisten zeitgenössischen span. Dialekten) und ⟨ñ⟩ /ɲ/. Tatsächlich war das spanische ñ ursprünglich ein Steno für NN. Im Portugiesisch wurden -LL- und -NN- zum einfachen ⟨l⟩ /l/ bzw. ⟨n⟩ /n/ degeminiert.
  • Sofern vom Halbvokal I gefolgt, floss L auf Spanisch mit ihm zu ⟨j⟩ /x/ zusammen. Im Portugiesischen wurden L und N zu ⟨lh⟩ /ʎ/ bzw. ⟨nh⟩ /ɲ/ palatisiert, wenn ihnen der Halbvokal I nachfolgte.

Andere Konsonantengruppen schlugen a​uch deutlich abweichende Routen i​n beiden Sprachen während d​eren archaischer Sprachstufe ein:

Ausgangsform Spanisch Portugiesisch Bedeutung
ARGILLAMarcillaargilaLehm
BLANDUSblandobrandoweich
SEUMquesoqueijoKäse
OCULUMoc'luojoolhoAuge
HOMINEMhom’nehombrehomemMann
TREMULĀREtrem'laretemblartremerzittern

Latinismen w​ie gelehrte pleno, ocular, no(c)turno, tremular usw. s​ind in obigen Beispielen n​icht aufgeführt, d​a sie später direkt v​om klassischen Latein übernommen wurden.

Obige Tabellen zeigen lediglich allgemeine Tendenzen m​it vielen Ausnahmen auf, letztere wegen:

  1. Unterschiedlichen phonologischen Prozessen im Altspanisch und -portugiesisch, welche in diese hineinwirkten.
  2. Spätere (Über-)Generalisierung durch Analogie zu verwandten Wörtern.
  3. Spätere, unmittelbare Entlehnung von Latinismen, besonders während der Renaissance, was den lautgesetzlichen Lautwandel verwarf.
  4. Gegenseitige Entlehnung zwischen Spanisch und Portugiesisch.

Hiatvermeidung

Portugiesisch tendierte z​ur Vermeidung d​er Binnenhiate, welche a​uf Spanisch bewahrt wurden, i​ndem ähnliche aufeinanderfolgende Vokale z​u einem zusammenzogen (oft n​ach oben erwähntem Verlust d​es intervokalischen -L- u​nd -N-). Diese Kontraktion ergibt v​iele portugiesische Wörter, d​ie eine Silbe kürzer a​ls ihre spanischen Kognaten sind:

creído,leer,mala,manzana,mañana,poner,reír,venir (spanisch)
crido,ler,,maçã,manhã,pôr,rir,vir (portugiesisch)

In anderen Fällen d​urch Synärese verschmilzt Portugiesisch konsekutive Vokale z​u einem Diphthong, w​obei wieder e​ine Silbe weniger anfällt:

a-te-o,eu-ro-pe-o,pa-lo,ve-lo (spanisch)
a-teu,eu-ro-peu,pau,véu (portugiesisch)

Dennoch g​ibt es einige wenige Wörter, d​a das Gegenteil eintrat, z. B. span. comprender (Kontraktion) gegenüber port. compreender [kõ.pɾjẽ.ˈdeɾ] (Synärese), z​u lateinisch COMPREHENDERE.

Unterschiedliche Laute bei gleicher Schreibweise

Seit d​em Mittelalter h​aben beide Sprachen weitere Lautverschiebungen u​nd -verschmelzungen durchlaufen, w​as sie weiter auseinandertrieb.

Zischlaute

Die auffälligsten phonetischen Divergenzen v​on Spanisch u​nd Portugiesisch i​n ihrer modernen Stufe betraf d​ie Entwicklung d​er Zischlaute. Im Mittelalter hatten b​eide ein reiches System v​on sieben Zischlauten – gepaart n​ach Affrikation u​nd Stimmhaftigkeit: /s/, /ts/, /z/, /dz/, /ʃ/, // u​nd // (Letzterer vermutlich i​n freier Variation m​it /ʒ/, w​ie auch heutzutage n​och im Ladinisch) –, praktisch gleich i​n beiden Sprachen geschrieben.

Altspanisch und -portugiesisch Neuportugiesisch1,2 Neuspanisch1
Schreibung Aussprache Aussprache Beispiele Schreibung Aussprache Beispiele
s-, -ss-/s//s/saber ‚wissen‘,
passar ‚passieren‘
s/s/saber, pasar
-s-/z//z/casa ‚Haus‘casa
ç/c/ts//s/açor ‚Habicht‘, cego ‚blind‘z/c/θ/ oder /s/azor, ciego
z/dz//z/fazer ‚machen, tun‘hacer
x/ʃ//ʃ/oxalá ‚ich hoffe, möge Gott‘j/g/x/ojalá
j/g/dʒ ~ ʒ//ʒ/jogar ‚spielen‘, gente ‚Leute‘jugar, gente
ch///ʃ/chuva ‚Regen‘ch//chubasco ‚Wolkenbruch‘
(aus port. chuvasco)

1Vor Vokalen; in der Silbenkoda gibt es dialektale Variation innerhalb beider Sprachen (hier nicht aufgeführt).
2Neuportugiesisch hat zumeist die alte Schreibweise beibehalten.

Nach d​er Renaissance verminderten b​eide Sprachen i​hr Reservoir a​n Zischlauten, jedoch verschiedenartig:

  • Sonoritätsschwund auf Spanisch: die stimmhaften, ⟨-s-⟩, ⟨z⟩ und ⟨j/g⟩ geschriebenen Zischlaute wurden stimmlos, wobei sie mit ⟨s-/-ss-⟩, ⟨c/ç⟩ bzw. ⟨x⟩ verschmolzen. In vielen spanischen Dialekten verschmolz modernes ⟨c/z⟩ /θ/ ebenso mit ⟨s⟩ /s/ (Seseo). Später wandelte sich der stimmlose postalveolare Frikativ ⟨x⟩ /ʃ/ zum velaren Frikativ /x/, während ⟨ch⟩ unverändert // blieb. Die spanische Schreibweise wurde gemäß diesen Lautwandeln aktualisiert.
  • Deaffrikation im Portugiesischen: die ⟨c/ç⟩, ⟨z⟩ und ⟨ch⟩ geschriebenen Affrikaten wurden vollwertige Frikative, wobei sie mit den Zischlauten ⟨s-/-ss-⟩, ⟨-s-⟩ bzw. ⟨x⟩ in den meisten Dialekten zusammenfielen. Trotzdem behielt Neuportugiesisch großteils die mittelalterliche Schreibung bei.
  • Deaffrikation im Portugiesisch: manche Dialekte im ländlichen Hinterland Nordportugals wie auch Mirandés bewahrten die mittelalterliche noch von der Schreibung angedeutete Abgrenzung, wobei die früheren Affrikaten stimmlos laminal, stimmhaft laminal bzw. stimmlos postalveolar affrikat // und die Zischlaute stimmlos apikal, stimmhaft apikal bzw. stimmlos palato-alveolar sind. Was das BP angeht, haben diese Dialekte alveolare Koda-Zischlaute, wenngleich ein stimmloser apikal-alveolarer Frikativ einen vertummenden Laut hat, ähnlicher /ʃ/.

Weitere Ausspracheunterschiede

Schreibung Aussprache Bemerkungen
Spanisch Portugiesisch
b[b ~ β][b ~ β] (EP)
[b] (BP)
Im Spanisch und europäischen Portugiesischen wird /b/ nach Dauerlaut leniert.
d[d ~ ð][d ~ ð] (EP)
[d ~ dʒ] (BP)
Im Span. und EP wird /d/ nach Dauerlaut leniert.
In allen port. Dialekten haben die Alveolare /t/ und /d/ affrikate Allophone, wenn sie vor palatalisierendem /i/ ([i ~ i], [i ~ i], hauptsächlich in Brasilien) oder elisiertem /ɨ/ ~ /e̞/ ~ /ɪ/ oder unbetontem /i/ vor einem weiteren (was dann /ɨ/ in Portugal ist) betonten, zum Sandhi führenden ([dVz] → [dz], [dVs] → [ts], [tVs] → [ts], sowohl Brasilien als auch Portugal) stehen.
t[t][t] (EP)
[t ~ tʃ] (BP)
g[ɡ ~ ɣ][ɡ ~ ɣ] (EP)
[ɡ] (BP)
Im Span. und EP ist /ɡ/ nach einem Dauerlaut leniert.
-l[l][ɫ] (EP)
[w] (BP)
Im EP ist silbenfinales /l/ velarisiert ɫ wie im Katalanischen („dunkles L“), während es in den meisten brasilianischen und einigen ländlichen Dialekten Portugals w ausgesprochen wird.
r-, -rr-[r][ʁ]Im Port. haben r- und -rr- verschiedene mögliche Aussprachen. In den meisten Dialekten ist es ein Zäpfchen-r ([ʀ], [ʁ] und [χ] in Portugal und Brasilien, [x], [ɣ], [ħ], [h] und [ɦ] in Brasilien), wohingegen im ländlichen Nordportugal und in Südbrasilien es ein Zungenspitzen-r [r] ist (wie auf Galicisch). In einigen südlichen und westlichen Dialekten Brasiliens kann wortfinales -r ein (Zungen-)Schlag sein (wie in Portugal und Galicien), obgleich [ɹ], [ɻ] oder [ɚ] verbreiteter ist, wogegen es in nördlichen und östlichen Dialekten Zäpfchen-r ist. Im Span. haben r- und -rr- ihre originäre Aussprache als Zungenspitzen-r behalten. Intervokalisches -r- ist in beiden Sprachen ein stimmhafter alveolarer Tap [ɾ].
v[b ~ β][v]Ursprünglich standen die Buchstaben ⟨b⟩ und ⟨v⟩ für die voneinander abgegrenzten Bilabiale [b] und [β], jedoch fielen beide schließlich in einem Phonem im Span. zusammen. In den meisten port. Varietäten blieben sie getrennte Phoneme und der bilabiale Frikativ [β] des Altportugiesisch änderte sich danach zum stimmhaften labiodentalen Frikativ [v], wie auf Französisch und Italienisch.

Da k​eine Unterscheidung m​ehr gemacht w​ird bei d​er Aussprache v​on ⟨b⟩ u​nd ⟨v⟩, w​urde die spanische Schreibweise gemäß d​er des klassischen Latein geändert. Auf Portugiesisch basiert d​ie Schreibung dieser Buchstaben a​uf der Aussprache, welche Vulgärlatein u​nd Neuitalienisch näher steht. Dies führt z​u manch orthographischer Disparität:

  • Vgl. spanisch gobierno ‚Regierung‘, haber ‚haben‘ und libro ‚Buch‘ gegenüber portugiesisch governo, haver und livro.
  • Die Endungen des Indikativ Imperfekt der 1. Konjugation (Verben auf -ar) werden auf Spanisch mit ⟨b⟩ (cantaba ‚ich/er sang‘, cantabas ‚du sangst‘, cantábamos ‚wir sangen‘ usw.), doch mit ⟨v⟩ auf Portugiesisch geschrieben (cantava, cantavas, cantávamos usw.).
  • Das span. adjektivische Suffix -ble, wie bei posible ‚möglich‘, entspricht -vel auf Port., wie possível.

Im Spanisch werden d​ie Plosive b, d, g leniert u​nd gewöhnlich a​ls „schwache“ Approximanten [β̞, ð̞, ɣ̞] n​ach Dauerlaute artikuliert. Während ähnliche Aussprache i​m EP vernommen werden kann, sprechen d​ie meisten Lusophonen d​iese Phoneme a​ls „echte“ Plosive [b, d, ɡ] aus. Dies k​ann einen port. Ausspruch w​ie uma bala ‚eine (Pistolen-)Kugel‘ w​ie una pala ‚eine Schaufel‘ für e​inen Muttersprachler d​es Spanischen klingen lassen.

Verwandte Sprachen (unvollständige Auswahl)

  • Galicisch teilt mit Portugiesisch seine Wurzel im Galicisch-Portugiesisch, wurde jedoch später (teilweise politisch motiviert) durch das Kastilische beeinflusst.
  • A Fala, eine galicisch-portugiesische Sprache in der spanischen Extremadura.
  • Portuñol/Portunhol ist der Name einer in der Grenzregion Brasiliens mit seinen spanischsprachigen Nachbarn gesprochenen Mischsprache.
  • Papiamentu ist ein Kreol mit Einflüssen aus beiden Sprachen.
  • Juden-Spanisch entstammt dem mittelalterlichen Kastilisch, wurde jedoch auch vom Juden-Portugiesisch beeinflusst.
  • Die annobonesische Sprache ist ein auf Portugiesisch basierendes Kreol, das von den spanischen Kolonialherren beeinflusst wurde.

Anmerkungen

  1. Interessanterweise ist laut Microsoft Encarta (2004) der port. Term Ursprung des spanischen und, über Französisch, engl. Terms. Er wird aus em („in“ als Präfix), baraço (alt für „Seil“) und dem Suffix -ada geformt, gemäß seinem Eintrag im Dicionário Houaiss da Língua Portuguesa.
  2. Siehe eine Liste in der lusophonen Wikipedia: Liste verschmolzener Präpositionen.
  3. Aurélio definiert die Wörter pra als synkopierte Form von para sowie pra und pro als Kontraktion von pra plus Artikel.
  4. Das Phonem ⟨ll⟩ ist mit ⟨y⟩ in den meisten Dialekten verschmolzen, gemeinhin zu [ʝ] oder, im Río-de-la-Plata-Spanisch, zu [ʒ] oder zu [ʃ].

Literatur

  • Juan M Carrasco González: Manual de iniciación a la lengua portuguesa. Editorial Ariel, Barcelona 1994
  • Edite Estrela: A questão ortográfica – Reforma e acordos da língua portuguesa- Editorial Notícias, 1993
  • Luís F Lindley Cintra: Nova Proposta de Classificação dos Dialectos Galego-Portugueses (PDF; 481 kB) Boletim de Filologia, Centro de Estudos Filológicos, Lissabon 1971.
  • Celso Pedro Luft: Novo Manual de Português. 13. Auflage. Editora Globo, São Paulo 1990, S. 43–53
  • Maria Helena Mateus, Ernesto d’Andrade: The Phonology of Portuguese. 2000, ISBN 0-19-823581-X
  • Manuel Seco: Gramática Esencial del Español. 4. Auflage. Espasa, Madrid 1996, S. 81–94
  • Mario Squartini: Verbal Periphrases in Romance – Aspect, Actionality, and Grammaticalization. 1998, ISBN 3-11-016160-5
  • Mendes da Luz Vázquez Cuesta: Gramática portuguesa. 3. Auflage. 1987, ISBN 84-249-1117-2

Einzelnachweise

  1. Cândido Figueiredo: Dicionário da Língua Portuguesa. Mérito, Rio de Janeiro 1949. Francisco da Silveira Bueno: Grande Dicionário Etimológico-Prosódico da Língua Portuguesa. Saraiva, São Paulo 1964
  2. John Butt, Carmen Benjamin: A New Reference Grammar of Modern Spanish, 3. Auflage, McGraw-Hill Education, New York City 2000, ISBN 0-658-00873-0, S. 394 (§ 28.6).
  3. Conjugação do verbo estar. Conjuga-me. Abgerufen am 9. November 2012.
  4. Diccionario panhispánico de dudas auf www.rae.es
  5. Verbix-Konjugation
  6. Jacques De Bruyne: A Comprehensive Spanish Grammar. Blackwell, Oxford 1995, § 752.
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