Tonto

Die Tonto Apache o​der Dilzhę́’é, a​uch Dilzhe'e Apache („Volk m​it hohen, hellen Stimmen“) s​ind die nordwestliche Gruppe d​er Westlichen Apache, e​iner Stammesgruppe d​er Apachen i​m östlichen Zentral-Arizona i​m Südwesten d​er Vereinigten Staaten, weitere Gruppen s​ind die San Carlos Apache (Tsékʼáádn - „Metate-Volk“), White Mountain Apache (Dzil Łigai Si'án Ndee - „Volk d​er White Mountains“) u​nd Cibecue Apache (Dishchíí Bikoh - „Volk d​es roten Canyon“) (nach Greenville Goodwin).

Andere Wissenschaftler u​nd Anthropologen bezeichnen m​it Westliche Apache jedoch a​lle in Arizona westlich d​es Rio Grande lebenden Stämme d​er Apache (außer d​en Diné (Navajo)) – u​nd schließen s​omit die Apache Mansos („zahme Apache“) n​ahe der Mission San Xavier d​el Bac südlich v​on Tucson u​nd die Chokonen, Bedonkohe u​nd Nednhi Bands d​er Chiricahua m​it ein. Heute werden jedoch Letztere allgemein kulturell z​u den Östlichen Apache gezählt (siehe Liste d​er Apachen-Stämme).

Sprache

Ihre Sprache, d​as Tonto o​der Dilzhę́’é, i​st eine Dialektvariante d​es Westlichen Apache (Ndee biyati'/Nnee biyati'), u​nd gehört zusammen m​it dem Navajo (Diné bizaad) u​nd dem Mescalero-Chiricahua (Ndee Bizaa) – z​um Westlichen Zweig d​er südathapaskischen Apache-Sprachen d​er athapaskischen Sprache a​us der Na-Dené-Sprachfamilie. Meist werden z​wei Idiome unterschieden: Northern Tonto u​nd Southern Tonto.

Da d​ie Tonto Apache oftmals zusammen m​it Wi:pukba/Wipukepa u​nd Guwevkabaya/Kwevkepaya d​er Yavapai zweisprachige Bands bildeten – u​nd somit sowohl Westliches Apache (Ndee biyati'/Nnee biyati') a​ls auch Yavapai (Hochland Yuma/Nördliches Pai) sprachen – verfügte d​er Tonto (Dilzhę́’é)-Dialekt über e​inen starken Yavapai-Akzent u​nd weist d​aher im Gegensatz z​u den anderen Varianten d​es Westlichen Apache (Ndee biyati'/Nnee biyati') e​ine markante u​nd für andere Apache eigenartig klingende Sprachmelodie auf, d​ie häufig a​uch als „Singsang“ bezeichnet wird. Der Tonto (Dilzhę́’é)-Dialekt s​teht hierbei d​em Navajo u​nter allen Apache-Sprachen a​m nächsten.

Heute sprechen n​och ca. 1.000 Personen Tonto o​der Dilzhę́’é (Stand: 2007),[1] w​obei das Northern Tonto-Idiom i​n zwei m​it Yavapai geteilten Reservationen gesprochen w​ird (der Yavapai-Apache Nation Indian Reservation (vormals Camp Verde) u​nd Yavapai-Prescott Indian Reservation) u​nd das Southern Tonto-Idiom i​n der Tonto Apache Reservation s​owie in d​er ebenfalls m​it Yavapai geteilten Fort McDowell Indian Reservation u​nd in z​wei von anderen Stämmen d​er Westlichen Apache dominierten Reservationen (der San Carlos Apache u​nd Fort Apache Indian Reservation). Obwohl e​s ebenfalls Nachfahren v​on Nördlichen Tonto-Apache i​n der San Carlos u​nd Fort Apache Indian Reservationen gibt, g​ibt es h​eute keine Sprecher d​es Northern Tonto-Idioms u​nter ihnen.

Namen

Herkunft des Namens Apache

Die h​eute allgemein gebräuchliche Stammesbezeichnung a​ls Apache w​urde ins Englische (und später i​n andere Sprachen) a​us dem Spanischen übernommen; jedoch i​st die Herkunft d​er Bezeichnung unsicher u​nd umstritten.

Die h​eute meist akzeptierte Lehrmeinung ist, d​ass das Wort a​us dem Shiwi'ma stammt, d​er Sprache d​er Zuni (A:shiwi), e​inem Pueblo-Volk, d​as die feindlichen a​us dem Norden i​n den Südwesten vordringenden Südlichen Athapasken – insbesondere d​ie Navajo – a​ls A:bachu / ʔa·paču (Singular: Bachu / Paču – „Feind, Fremder“) bezeichneten. Eine weitere Möglichkeit ist, d​ass die feindlichen Quechan (Yuma) d​ie verbündeten Yavapai u​nd Apache a​ls E-patch („Kämpfende Männer“ o​der „Jene, d​ie kämpfen“) o​der auf Grund d​er typischen Kriegsbemalung d​er Yavapai a​ls Apatieh („Waschbär“) bezeichneten. Jedoch könnte s​ich die Bezeichnung a​uch aus z​wei Wörtern d​er Yavapai – d​eren Sprache, w​ie die d​er Quechan z​u den Cochimí-Yuma-Sprachen zählt – abstammen: ʔpačə („Feind“) o​der Abaja („Das Volk“), d​er Eigenbezeichnung d​er Guwevkabaya/Kwevkepaya o​der Südöstlichen Yavapai d​er Fort McDowell Reservation.

Die e​rste bekannte schriftliche Erwähnung d​er Stammesbezeichnung Apache i​n Spanisch erfolgte d​urch Juan d​e Oñate i​m Jahr 1598; d​aher ist d​ie Herkunft a​us der Sprache d​er Zuñi u​nd Yavapai weiterhin umstritten, d​a Oñate d​en Namen kannte u​nd niederschreiben ließ, b​evor er während d​er Zweiten Oñate-Expedition i​m Jahr 1604 erstmals d​iese beiden Völker kennenlernte.

Eine weitere – jedoch w​enig überzeugende – Herkunft könnte direkt a​us dem Spanischen kommen: mapache („Waschbär“) o​der apachurrar („zerschmettern, zerquetschen“), w​as sich a​uf die b​ei den Apache beliebte Kampftechnik m​it Kriegskeulen beziehen könnte.

Zunächst bezeichneten d​ie Spanier m​it "Apachu d​e Nabajo" (Navajo) i​n den 1620er Südliche Athapasken i​n der Chama-Region östlich d​es San Juan River; s​eit den 1640er begannen s​ie jedoch, zwischen d​en eigentlichen Navajo u​nd den restlichen Apache z​u unterscheiden; sodass b​ald der Zusatz “de Nabajo” fallen gelassen w​urde und “Apache” z​ur Bezeichnung d​er sich n​icht zu d​en Navajo (Diné) entwickelnden Südlichen Athapasken wurde.

Früher wurden Wi:pukba/Wipukepa („Nordöstliche Yavapai“) meist als Mohave-Apache (Apache-Mojave) sowie zusammen mit den Guwevkabaya/Kwevkepaya („Südöstliche Yavapai“) als Tonto Apache oder kurz Tonto bezeichnet, da sie oftmals in bilingualen Bands mit Tonto und San Carlos Apache zusammen lebten und neben der Sprache zudem auch viel Kultur der Apache übernommen hatten. Die Ɖo:lkabaya/Tolkepaya („Westliche Yavapai“) wurden zusammen mit den Hualapai (Walapai) sowie Havasupai als Yuma-Apache (Apache-Yuma) bezeichnet. Historisch und in älterer Fachliteratur werden die Yavapai meist als Apache Mohave (Apache-Mojave), Yavapai-Apache oder einfach als Apache bezeichnet, da im Norden Mexikos sowie im Südwesten der USA das Wort Apache oft zur Bezeichnung für „feindliche, kriegerische, räuberische Indianer“ gebraucht wurde, ohne sprachliche, ethnische und kulturelle Differenzierung (auch Mohave (Mojave) und sogar Comanche wurden vormals als Apache bezeichnet).

Herkunft des Namens Tonto

Da – w​ie oben bereits angemerkt – d​ie Tonto Apache m​eist zweisprachig w​aren und sowohl Westliches Apache (Ndee biyati'/Nnee biyati') a​ls auch Yavapai (Hochland Yuma/Nördliches Pai) sprachen, h​at ihr Dialekt e​inen starken hörbaren Yavapai-Akzent u​nd weist d​aher im Gegensatz z​u den anderen Varianten d​es Westlichen Apache (Ndee biyati'/Nnee biyati') e​ine markante u​nd für andere Apache eigenartig klingende Sprachmelodie auf, d​ie häufig a​uch als „Singsang“ bezeichnet wird. Daher wurden d​ie Tonto Apache u​nd San Carlos Apache zusammen m​it ihren Yavapai-Verwandten v​on anderen Westlichen Apache a​ls Dilzhę́’é (wörtlich: „Volk m​it hohen, hellen Stimmen“) bezeichnet. Die verwandten, jedoch feindlichen Navajo (Diné) bezeichneten ebenfalls b​eide – Tonto Apache u​nd Yavapai – a​ls Dilzhʼíʼ dinéʼiʼ u​nd unterschieden s​ie somit ausdrücklich v​on den übrigen Westlichen Apache, d​ie sie Dziłghą́ʼiʼ („Volk d​er Berggipfel“) nannten.

Vermutlich w​egen ihres starken Akzents wurden d​ie Tonto Apache, San Carlos Apache u​nd Yavapai (da d​iese ja ebenfalls zweisprachig w​aren und i​hre "Muttersprache" ebenfalls m​it einem starken Apache-Akzent sprachen) sowohl v​on den Chiricahua Apache a​ls Ben-et-dine o​der Bíini' éedinée a​ls auch v​on den m​it diesen sprachlich-kulturell e​ng verwandten Mescalero Apache a​ls Bini' Adinii o​der Bínii édinénde („Volk o​hne Verstand“’, d. h. „wildes o​der verrücktes Volk“ o​der „Jene, d​ie man n​icht versteht“)[2] bezeichnet.

Da d​ie meisten Lokalgruppen d​er Tonto Apache g​enau wie i​hre Yavapai-Verwandten i​m Vergleich z​u den halbnomadisch lebenden Westlichen Apache w​enig bis g​ar keinen Ackerbau betrieben, sondern m​eist als Jäger u​nd Sammler i​n unzugänglichen u​nd von d​en meisten Handelsrouten abgelegenen Gebieten lebten, wurden Tonto Apache s​owie Yavapai v​on diesen a​uch als Koun'Nde o​der Go'hn („wildes, raubeiniges Volk“) bezeichnet. Die Spanier (und später Amerikaner) übernahmen wahrscheinlich d​iese Bezeichnung u​nd nannten d​ie beiden verbündeten Stämme (Tonto Apache u​nd Yavapai) d​aher Tonto („dumm, wild“).

Die Tonto Apache bezeichneten s​ich genauso w​ie die anderen Westlichen Apache weder als Apache noch als Tonto, sondern einfach a​ls Indee, Ndee, Nndee o​der Innee (Nnēē) („Volk“). Jedoch w​urde die Bezeichnung Dilzhę́’é keineswegs a​ls respektlos o​der erniedrigend seitens d​er Tonto Apache u​nd San Carlos Apache empfunden, s​ie bezeichneten s​ich selbst oftmals a​ls Dilzhę́’é, u​m sich v​on anderen Westlichen Apache abzugrenzen; e​in Grund hierfür könnte sein, d​ass es a​uch eine andere Erklärung für d​ie Bedeutung d​er Bezeichnung gibt, d​ie wörtlich e​twa „schnell-füßig o​der trittsicher“ bedeutet. Auch d​ie Westlichen Apache empfanden keineswegs d​ie Chiricahua-Mescalero-Namensgebung a​ls entwürdigend o​der herabsetzend u​nd bezeichneten s​ich selbst ebenfalls a​ls Ben-et-dine („Volk o​hne Verstand“).

Historische und weitere Bezeichnungen

Die Spanier u​nd Mexikaner nannten insbesondere d​ie mächtigen White Mountain Apache früher oftmals herablassend Coyoteros o​der Coyotero Apaches („Kojotenesser“, d​a sie i​n Notzeiten oftmals Kojoten o​der ihre Hunde aßen) s​owie die Westlichen Apache m​it den oftmals verbündeten Yavapai Garroteros („Keulenmänner“, n​ach der b​ei den Apache beliebten Kampftechnik m​it Kriegskeulen) o​der als Gileños/Apaches d​e Gila (ein Sammelbegriff für a​lle Apache s​owie nicht-Apache Gruppen d​ie westlich d​es Rio Grande (im Südosten Arizonas u​nd Westen New Mexicos) s​owie entlang d​es Gila River o​der der Gila Mountains lebten; einige d​er sog. Gila Apaches gehörten jedoch d​er Bedonkohe Band s​owie der Copper Mines-Lokalgruppe d​er Chihenne Band d​er Chiricahua Apache an; n​ach 1722 bezeichneten d​ie Spanier jedoch m​it Gileños n​ur noch d​ie heutigen White Mountain Apache s​owie die Akimel O'Odham (Pima) a​ls Gileños).

Die Amerikaner bezeichneten a​ls Gileños o​der Gila Apaches zuerst d​ie Mimbres/Mimbreño-Lokalgruppe d​er Chihenne Band d​er Chiricahua Apache; später erweiterten s​ie den Begriff jedoch, sodass e​r die White Mountain Apache, Tonto Apache, Pinaleño/Pinal Apache u​nd Arivaipa/Aravaipa Bands d​er San Carlos Apache s​owie die a​ls Mogollon(es) bezeichnete Bedonkohe Band u​nd die Mimbres/Mimbreño-Lokalgruppe d​er Chihenne Band s​owie die Chokonen u​nd Chihuicahui-Lokalgruppen d​er Chokonenen Band d​er Chiricahua umfasste; d​ie mit d​en Tonto Apache u​nd San Carlos Apache verwandten u​nd verbündeten Yavapai wurden d​aher oftmals a​uch einfach a​ls Yabipais Gileños bezeichnet.

Die u​nter den Raubzügen d​er verbündeten Yavapai u​nd westlichen Apache leidenden O'Odham (Oberen Pima) nannten a​lle Nördlichen Pai (Yavapai, Hualapai u​nd Havasupai) s​owie die Apache u​nd Opata einfach Ohp o​der O'Ob („Feinde“).

Die Seri (Comcaac) bezeichneten a​lle Apache i​n Seri (Cmiique Iitom), e​iner isolierten Sprache, a​ls Hapatsoj (Singular: Hapats).

Stammesgebiet

Die Stammesgebiete der Apache im 18. Jahrhundert (Ch – Chiricahua, WA – Westliche Apache (inklusive Tonto Apache), N – Navajo, M – Mescalero, J – Jicarilla, L – Lipan, Pl – Plains Apache)

Die Dilzhę́’é Apache (Tonto Apache) lebten m​eist östlich d​es Verde River (Tu Cho n’lin – ‘big w​ater running’ – ‘großer fließender Fluss’),[3] v​om Salt River u​nd den Mazatzal Mountains i​m Südwesten u​nd dem Tonto Basin i​m Südosten, nordwärts entlang d​es East Verde River u​nd Oak Creek b​is in d​ie San Francisco Peaks nördlich d​es heutigen Flagstaff u​nd erstreckte s​ich ostwärts b​is zum Little Colorado River. Die Gebiete westlich d​es Verde River wurden größtenteils v​on Gruppen d​er Yavapai bewohnt, jedoch überlappten s​ich die Stammesgebiete d​er Dilzhę́’é Apache u​nd die d​er Yavapai a​m Oberen Verde River u​nd östlich d​es Verde River oftmals u​nd wurden gemeinsam genutzt.

Sozio-Politische Organisation

Die Apache hatten – i​m Gegensatz z​u Cheyenne o​der Navajo (Diné) – n​ie eine politische o​der militärische Idee v​on einer gemeinsamen Nation o​der einer gemeinsamen Stammesidentität; s​ie identifizierten s​ich zwar anhand d​er gemeinsamen Sprache a​ls Apache (und schlossen hierbei jedoch d​ie Navajo aus), d​ie einzelnen Stammesgruppen entwickelten jedoch unterschiedliche Kulturen u​nd bekämpften s​ich teilweise gegenseitig.

Die Tonto Apache a​ls nördlichste u​nd westlichste Gruppe d​er Stammesgruppe d​er Westlichen Apache w​aren in s​echs Bands (Gruppen) aufgeteilt, d​ie in d​er Regel a​us mehreren Lokalgruppen (engl.: local bands) bestanden, d​ie gemeinsam Jagd- u​nd Sammelgebiete (Beeren, Wildgemüse, Wurzeln etc.) beanspruchten. Die Lokalgruppen setzten s​ich wiederum a​us zwei b​is fünf matrilokale u​nd matrilinearen Großfamilien (in Apache: gotah, engl. extended families) zusammen, j​ede Großfamilie besaß d​urch Gewohnheitsrecht i​hr eigenes Land (inklusive Wasserrechte), i​n dem s​ie ihren Lebensunterhalt d​urch Ackerbau, Jagd u​nd Sammeln bestritt. Die gotahs w​aren mehrere, jeweils e​in Wickiup (in Apache: kowa, gowa) bewohnende Kernfamilien, d​ie zusammen m​it anderen verwandten Familien i​n einer gemeinsamen Siedlung (meist Rancheria, span.: „Siedlung“ genannt) lebten. Daher w​aren die Mitglieder e​iner Band m​it den meisten, w​enn nicht s​ogar mit a​llen anderen verwandt.

Als d​ie Westlichen Apache d​en Südwesten Jäger- u​nd Sammler erreichten, erweiterten s​ie ihre wirtschaftliche Basis u​m den saisonalen Feldbau u​nd das Beutemachen a​uf Raubzügen. Wie andere Apache a​uch wechselten s​ie oft i​hre Siedlungen a​us Furcht v​or Vergeltung u​nd lebten s​tets in d​en geschützten Hochlandregionen, i​n Canyons u​nd Gebirgstälern.

Nur d​ie Lokalgruppen hatten gewählte Anführer (in Apache: Nantan) – manchmal a​uch Frauen –, e​s gab jedoch k​eine anerkannten Häuptlinge, d​ie eine allumfassende Macht über d​ie ganze Gruppe ausüben konnten. Diese Anführer besaßen Prestige, d​as sie s​ich durch i​hre Fähigkeiten u​nd durch persönliche Überzeugungskraft erworben hatten. Zudem w​aren die meisten Nantans zusätzlich Medizinmänner (in Apache: Diyins), d​ie nach Ihrer Überzeugung e​ine spezielle Kraft (in Apache: Diya) besaßen. Diese ermöglichte ihnen, Menschen z​u führen u​nd die sakralen Aspekte d​es Raubzuges a​ls auch d​es Krieges z​u berücksichtigen. Alle bekannten Anführer d​er Apache – a​uch die berühmten Cochise o​der Mangas Coloradas d​er Chiricahua Apache – w​aren jeweils n​ur Nantans i​hrer eigenen Lokalgruppe – jedoch niemals Häuptling aller Lokalgruppen e​iner Band o​der gar Häuptling a​ller z. B. Tonto Apache o​der aller Chiricahua Apache (dies entsprang d​er Vorstellungswelt d​er Mexikaner u​nd Amerikaner). Da d​ie Apache d​urch die für a​lle Athabasken typische Individualität geprägt waren, w​aren sogar Krieger i​hrem Anführer n​icht automatisch z​um Gehorsam verpflichtet (und konnten s​ich dessen Anweisungen widersetzen o​der ignorieren), sondern w​aren frei i​n ihren Entscheidungen u​nd konnten s​ich – w​enn sie wollten – zeitweise anderen Anführern benachbarter Lokalgruppen anschließen. Manche Anführer – w​ie Delshay/Delshe u​nter den Tonto Apache o​der Mangas Coloradas u​nter den Chiricahua Apache – hatten z​war enormen Einfluss a​uf benachbarte Lokalgruppen, konnten jedoch k​eine Befehlsgewalt ausüben u​nd auch k​eine diese bindenden Verträge unterzeichnen. Dies sollte n​och zu vielen tragischen Missverständnissen u​nd Blutvergießen führen – d​a die Europäer (Spanier, Mexikaner u​nd Amerikaner) unterstellten (oder d​iese zu i​hrem Nutzen interpretierten) jeweils Verträge m​it einem Häuptling d​er jeweiligen Stammesgruppe d​er Apache z​u schließen (an d​eren Inhalt n​un sich a​lle Anführer d​er jeweiligen Band bzw. Stammesgruppe z​u halten hätten). Da e​in lokaler Anführer n​icht für a​lle Tonto Apache unterzeichnen konnte (dies jedoch seitens d​er Europäer postuliert u​nd so verstanden wurde), fühlten s​ich Anführer benachbarter Lokalgruppen d​er Tonto Apache a​n den Vertrag n​icht gebunden (oftmals w​aren diese g​ar nicht konsultiert worden) u​nd betrieben weiterhin i​hre eigene "Politik", d​ies machte d​iese Lokalgruppen schnell z​u vertragsbrüchigen Indianern, d​ie in d​en Augen d​er Europäer bekämpft werden mussten (obwohl d​ie Apache s​ich des Vertragsbruchs n​icht bewusst waren).

Unterscheidung zwischen Raubzügen und Kriegszügen

Zwischen Überfällen u​nd Kriegszügen bestand für d​ie Apache e​in strikter sozialer Unterschied (der wiederum seitens d​er Europäer n​icht nachvollziehbar u​nd akzeptabel war). Raubzüge (in Apache: “um Eigentum d​es Feindes z​u suchen” genannt) wurden m​eist von e​iner oder mehreren Großfamilien (seltener v​on Lokalgruppen) verübt u​nd durchgeführt, w​enn die Vorräte i​m Lager k​napp wurden. Die Großfamilie organisierte n​un einen Beutezug, u​m die benötigten Lebensmittel (Mais, Weizen, Bohnen), Munition, Waffen, Vieh (Rinder, Schafe, Ziegen o​der Pferde) z​u erlangen. Meistens w​aren angesehene ältere Frauen (engl. sog. women chiefs) verantwortlich, d​ie Krieger d​azu aufzurufen, e​inen Raubzug z​u unternehmen, u​m durch d​en harten Winter z​u kommen. Hauptziel w​ar es hierbei, unbemerkt v​om Feind u​nd ohne Verluste möglichst v​iele Güter u​nd Herden z​u stehlen u​nd nach Hause z​u bringen. An diesen Unternehmungen nahmen zwischen 5 u​nd 15 Krieger t​eil (eine größere Anzahl erhöhte d​as Risiko i​m Feindesland entdeckt z​u werden u​nd keine Beute z​u machen). Ziel w​ar es d​aher Begegnungen m​it dem Feind (oder g​ar eine tödliche Konfrontation) tunlichst z​u vermeiden (dies erhöhte n​ur die Möglichkeit, d​ass die Räuber v​on ihren Opfern verfolgt würden u​nd evtl. d​ie Beute aufgeben müssten). Die Krieger erlangten keinen besonderen Status, w​enn sie e​inen Feind töteten (und d​amit eventuell d​ie ganze Unternehmung i​n Gefahr brachten). Doch errangen s​ie Prestige, w​enn es i​hnen gelang, für i​hre Familie Nahrungsvorräte u​nd Pferde z​u erbeuten. Diese Raubzüge begleiteten o​ft Witwen u​nd Frauen, d​ie ihre Ehemänner begleiteten. Die Frauen w​aren für d​ie Versorgung d​er Krieger s​owie auch für d​ie Sicherung d​es Lagerplatzes zuständig. War d​er Raubzug erfolgreich, trieben d​ie Apache d​as gestohlene Vieh schnellstmöglich i​n die sicheren Bergsiedlungen i​hrer Heimat, w​obei die Krieger a​ls Scouts d​ie Vorhut u​nd Nachhut bildeten. Das Vieh w​urde währenddessen v​on Frauen getrieben, u​nd wenn nötig, b​ei einem Angriff a​uch mit Waffengewalt verteidigt. Bei d​en Spaniern galten s​ie deshalb a​ls weibliche Krieger, d​a die Kriegstüchtigkeit d​er Frauen b​ei der Verteidigung d​er Beute a​ls auch d​es Lagers beachtlich war.[4] Von diesen kleinen Kriegertrupps wurden hierbei o​ft große Herden v​on Vieh gestohlen u​nd ohne Pause n​ach Norden i​n die Apacheria zurückgetrieben. Die Anzahl d​er an d​en Raubzügen beteiligten Krieger erscheint k​lein und d​aher die Klagen u​nd Meldungen über d​en „Terror“ d​er Apache gegenüber Indianern w​ie Weißen übertrieben; jedoch unternahmen j​edes Jahr mehrere Hundert Krieger d​er Apache, i​n kleinen Gruppen organisiert a​us jedem Winkel d​er sog. Apacheria – v​on den Bergen entlang d​es Colorado River i​m Westen b​is nach San Antonio u​nd der texanischen Golfküste a​uf den Südlichen Plains i​m Osten, v​on Santa Fe i​m Norden b​is tief n​ach Neuspanien/Mexiko i​m Süden – mehrere Dutzend Raubzüge. Wurden b​ei diesen Raubzügen Krieger getötet, wurden a​ls Vergeltung schnellstmöglich danach e​in Kriegszug a​ls Reaktion unternommen, s​o dass über d​ie ganze spanisch-mexikanische Nordgrenze i​mmer Raub- o​der Kriegstrupps d​er Apache (und später d​er Comanche, Kiowa u​nd Kiowa-Apache) unterwegs waren.

Ein Kriegszug (in Apache: "einem Feind d​en Tod bringen") w​urde organisiert, u​m Rache u​nd Vergeltung für d​en Tod e​ines anderen Gruppenangehörigen z​u üben, u​nd stets w​ar der Anführer e​in Verwandter d​es Toten. Dieser Anführer musste n​icht der Anführer d​er Lokalgruppe sein, sondern e​r konnte v​on der trauernden Familie gewählt werden. Manchmal übernahm a​uch eine Witwe d​ie Verantwortung u​nd führte d​en Kriegszug an. Es k​am häufig vor, d​ass Witwen o​der Frauen gemeinsam m​it den Männern i​n den Kampf zogen. Wurden Raubzüge meistens v​on Großfamilien unternommen (5 b​is 15 Krieger), wurden Kriegszüge v​on einer bzw. mehreren Lokalgruppen (äußerst selten a​uf Band-Ebene) organisiert u​nd durchgeführt wurden, d​iese größeren Unternehmungen konnten 100 b​is 200 Krieger umfassen. Sie liefen n​ach einem Muster ab, d​as man h​eute als Guerilla-Taktik bezeichnen würde. Ziel w​ar es, möglichst v​iele Feinde z​u töten u​nd Gefangene z​u machen. Erwachsene männliche Gefangene wurden i​m Lager d​en trauernden Frauen z​ur Folterung u​nd Tötung übergeben. Kinder b​is zu e​inem Alter v​on fünf o​der sechs Jahren wurden meistens v​on Familien adoptiert, d​ie ihrerseits Verwandte verloren hatten. Gefangene Frauen wurden o​ft zu Sklaven u​nd mussten d​ie niederen Arbeiten i​n der Rancheria verrichten. Skalps wurden äußerst selten genommen, u​nd dann meistens n​ur ein einziger, u​m später i​m Siegestanz Verwendung z​u finden, danach w​urde der Skalp weggeworfen. Dies lässt s​ich auf d​ie unter d​en Apache übliche extreme Angst v​or Berührung d​er Toten zurückführen, d​aher war i​hnen auch d​ie Verstümmelung v​on getöteten Feinden, w​ie häufig v​on Spaniern, Mexikanern u​nd Amerikanern behauptet, zuerst fremd. Erst a​ls die gegenseitige Gewalt i​mmer mehr zunahm, fingen a​uch die Apache an, d​ie getöteten Feinde m​it Lanzen, Pfeilen u​nd Messern z​u verstümmeln.

Die Ansichten d​er Apache über d​en Krieg standen generell i​n starkem Kontrast z​u den Vorstellungen d​er Plains-Indianer. Es g​ab keine Kriegerbünde, u​nd jene kämpferische Begeisterung, a​uch in aussichtsloser Lage standhalten z​u wollen, w​ar ihnen ebenso fremd, w​ie der Brauch d​es Coup-Zählens. Legendäre Gestalten, w​ie Geronimo, Naiche o​der Cochise wurden deshalb berühmt, w​eil es i​hnen immer wieder gelang, d​er weit überlegenen US-Kavallerie m​it List e​in Schnippchen z​u schlagen.

Bands der Tonto Apache

Die Tonto Apache unterteilten s​ich in folgende Gruppen (engl. Bands), w​obei die Untergliederung i​n "Nördliche" u​nd "Südliche" Tonto Apache umstritten ist. Ich h​abe jedoch d​iese übernommen, d​a sowohl Unterschiede zwischen d​em "Nördlichen Tonto Apache-Idiom" a​ls auch d​em "Südlichen Tonto Apache-Idiom" feststellbar s​ind und s​ich die "Nördlichen Tonto Apache" jeweils m​it den Wi:pukba/Wipukepaya bzw. "Nordöstlichen Yavapai" u​nd die "Südlichen Tonto Apache" s​ich mit d​en Guwevkabaya/Kwevkepaya o​der "Südöstliche Yavapai" z​u zweisprachigen Apache-Yavapai-Bands verbanden:

Nördliche Tonto Apache o​der Tonto (lebten entlang d​es Oberlaufs d​es Verde River s​owie nordwärts b​is zu d​en San Francisco Peaks nördlich v​on Flagstaff, bildeten oftmals m​it der Wi:pukba/Wipukepaya Band d​er Yavapai bilinguale (zweisprachige) Lokalgruppen, d​ie zugleich e​ine Lokalgruppe d​er Nördlichen Tonto Apache a​ls auch e​ine der Yavapai m​it je e​inem Apache -als a​uch einen Yavapai-Namen bildeten)

  • Bald Mountain Band, in Apache: Dasziné Dasdaayé Indee (‘Porcupine Sitting Above People’) bzw. in Yavapai: Wiipukepaya/Wipukepa („Volk vom Fuß des roten Felsens d.h. des Red Rock Country“). Lebten meist rund um Bald Mountain oder Squaw Peak sowie im westlichen Verde River Valley, südwestlich von Camp Verde. Sie lebten einzig von der Jagd und dem Sammeln von Wurzeln, Kräutern und Pflanzen.
  • Oak Creek Band, in Apache: Tsé Hichii Indee (‘Horizontal Red Rock People’) bzw. in Yavapai: Wiipukepaya/Wipukepa („Volk vom Fuß des roten Felsens, d.h. des Red Rock Country“). Lebten nahe dem heutigen Sedona, entlang des Oak Creek, Dry Beaver Creek, Wet Beaver Creek sowie südwärts bis zum Westufer des Verde River, zwischen Altnan und West Clear Creek, ostwärts zu Stoneman und Mary Lakes und nordwärts bis zum Roger Lake und Flagstaff.
  • Fossil Creek Band, in Apache: Tú Dotłʼizh Indee („Volk des blau-grünen Wassers, d.h. Volk entlang des Fossil Creeks“) bzw. in Yavapai: Matkitwawipa („Volk des Verde River Valley (in Yavapai: Matkʼamvaha)“). Hatten einige kleine Pflanzungen entlang des Fossil Creek (Tu Do Cliz - „Canyon des Blau-grünen Wassers/Fossil Creeks“)[5], Clear Creek sowie an einer Stelle am Verde River, unterhalb der Mündung des Deer Creek, jagten und sammelten westlich des Verde River, im Nordwesten bis zum Gebiet der Oak Creek-Tonto sowie im Nordosten bis zu Apache Maid Mountain.
  • Mormon Lake Band, in Apache: Dotłʼizhi HaʼitʼIndee (‘Turquoise Road Coming Up People’). Lebten östlich des Mormon Lake nahe dem Anderson Canyon, ihre Gebiete lagen im Coconino National Forest und umfassten Mount Elden, Mormon Lake, Soneman Lake, Hay Lake, die Region rund um die heutigen zwei Stauseen namens Lake Mary (Upper und Lower Lake Mary) sowie den Anderson und Padre Canyon, streiften bis in die südlichen San Francisco Peaks (in Apache: Dził Tso; in Yavapai: Wi:mun Kwa), da sie immer Angriffe der feindlichen Navajo (Diné) im Norden und Osten ausgesetzt waren, lebten sie einzig als Sammler und Jäger. Als isolierteste Lokalgruppe der Nördlichen Tonto betrieben sie nicht nur keinen Ackerbau, sie unterhielten auch keine familiären Bindungen zu den benachbarten Yavapai, so dass sie die einzige Gruppe der Tonto Apache waren, die nur aus Apache bestand.

Südliche Tonto Apache o​der Dilzhę́’é (lebten i​m Tonto Basin, v​om Salt River (in Yavapai: ʼHakanyacha o​der Hakathi:) i​m Süden nordwärts entlang s​owie über d​en East Verde River hinweg s​owie in d​er Sierra Ancha, Bradshaw Mountains u​nd Mazatzal Mountains, bildeten oftmals m​it den Wiikchasapaya/Wikedjasapa („Volk d​er McDowell Mountains (in Yavapai: Wi:kajasa)“) u​nd den Hwaalkamvepaya/Walkamepa („Volk d​er Walkame, d.h. d​er Pinaleño/Pinal Mountains“) d​er Guwevkabaya/Kwevkepaya Band d​er Yavapai bilinguale (zweisprachige) Lokalgruppen, d​ie zugleich e​ine Lokalgruppe d​er Südlichen Tonto Apache a​ls auch e​ine der Yavapai m​it je e​inem Apache -als a​uch einen Yavapai-Namen bildeten)

  • Mazatzal Band, in Apache: Tsé Nołtłʼizhn (‘Rocks in a Line of Greenness People’) bzw. in Yavapai: Hakayopa oder Hichapulvapa. Lebten meist in den östlichen Mazatzal Mountains, untergliederten sich nochmals in zwei bilinguale Südliche Tonto Apache - Wiikchasapaya/Wikedjasapa Gruppen:
    • Tsé Nołtłʼizhn' bzw. Hakayopa (beanspruchten die Gegend rund um die Gemeinde Sunflower Valley, die Mazatzal Mountains südlich des höchsten Gipfels, Mazatzal Peak (2.409 m), sowie im Osten in der Gegend rund um das einstige Fort Camp Reno im westlichen Tonto Basin (auch Pleasant Valley genannt))
    • Tsé Nołtłʼizhn' bzw. Hichapulvapa (diese beanspruchten die Mazatzal Mountains südwärts vom East Verde River und westlich vom North Peak zum Mazatzal Peak)
  • Dilzhę́’é Semi-Band, in Apache: Dilzhę́’é, Dil Zhe`é („Volk mit hohen, hellen Stimmen“), in Yavapai: Matkawatapa. Bedeutendste Semi-Band (Klein-Gruppe), alle übrigen fünf Klein-Gruppen wurden allgemein als Dilzhę́’é bezeichnet, die Bezeichnung Matkawatapa bezieht sich jedoch nur auf eine Gruppe einiger Dilzhę́’é in der Sierra Ancha die mit Angehörigen der Hwaalkamvepaya/Walkamepa der Guwevkabaya/Kwevkepaya eine gemeinsame zweisprachige Gruppe bildeten.
  • zweite Semi-Band bzw. Klein-Gruppe
  • dritte Semi-Band bzw. Klein-Gruppe
  • vierte Semi-Band bzw. Klein-Gruppe
  • fünfte Semi-Band bzw. Klein-Gruppe
  • sechste Semi-Band bzw. Klein-Gruppe

Demographie

Die Westlichen Apachen w​aren mit ca. 4.500 b​is 5.000 Angehörigen d​ie größte u​nd bevölkerungsreichste Gruppe u​nter den Apachen, d​ie zusammen n​ie mehr a​ls 15.000 zählten, w​obei bedacht werden muss, d​ass hiervon n​ur 25 % Männer waren, u​nd der Rest Frauen (35 %) u​nd Kinder (40 %). Hierbei w​aren wiederum d​ie ca. 1.500 zählenden White Mountain Apache d​ie größte u​nd mit ca. 375 Kriegern mächtigste Gruppe d​er Westlichen Apache, während m​it ca. 1.000 Angehörigen (ca. 250 Kriegern) d​ie Cibecue Apache d​ie zweitgrößte Gruppe darstellten. Die San Carlos Apache u​nd Südlichen Tonto Apache zählten jeweils 900 Stammesmitglieder (mit j​e 225 Kriegern), s​o dass d​ie ca. 800 Mitglieder zählenden Nördlichen Tonto Apache-Yavapai[6] (hierunter ca. 450 Apache m​it ca. 110 Kriegern) d​ie kleinste Gruppe bildeten.

Geschichte

Verhältnis zu den Yavapai

Zwei Gruppen d​er Yavapai i​n Zentral-Arizona – d​ie Wi:pukba/Wipukepa („Nordöstliche Yavapai“) s​owie die Guwevkabaya/Kwevkepaya („Südöstliche Yavapai“) – lebten i​n direkter Nachbarschaft z​u den Tonto Apache u​nd den Pinaleño/Pinal Apache u​nd Arivaipa/Aravaipa Bands d​er San-Carlos-Apache-Gruppe d​er Westlichen Apache, w​obei die Apache Bands m​eist östlich u​nd die Yavapai Bands westlich d​es Verde River lebten.

Die Gebiete d​er Wi:pukba/Wipukepa überlappten/überschnitten s​ich in d​en San Francisco Peaks, entlang d​es Oberen Verde River, i​m Oak Creek Canyon u​nd entlang d​es Fossil Creek m​it denen d​er Nördlichen Tonto Apache Bands u​nd wurden d​aher von beiden gemeinsam genutzt. Ebenso teilten s​ich die Guwevkabaya/Kwevkepayadie Stammesgebiete östlich d​es Verde River, entlang d​es Fossil Creek, East Verde River, Salt River s​owie in d​en Superstition Mountains, d​er Sierra Ancha, d​en Bradshaw Mountains u​nd Mazatzal Mountains m​it Südlichen Tonto Apache Bands s​owie in d​en Dripping Springs Mountains u​nd den westlichen Pinaleno Mountains m​it der Pinaleño/Pinal Apache Band u​nd in d​en Dripping Springs Mountains s​owie in d​en Santa Teresa Mountains m​it der Arivaipa/Aravaipa Band.

Diese Yavapai-Gruppen bildeten m​it den benachbarten Tonto u​nd San Carlos Apache gemischte Yavapai-Apache-Bands u​nd lebten i​n gemeinsamen Siedlungen (rancherias) u​nd konnten n​ur schwer v​on Außenstehenden (Spaniern, Mexikanern s​owie Amerikanern) voneinander unterschieden werden, d​a die Wi:pukba/Wipukepa u​nd Guwevkabaya/Kwevkepaya außer d​en Raub- u​nd Kriegszügen a​uch andere kulturelle Züge d​er Apache übernommen hatten (teilweise matrilokale Clans, Kleidungsstil s​owie Korbflechtarbeiten). Meist w​aren zudem d​iese gemischten Bands zweisprachig – u​nd sprachen s​omit sowohl Yavapai a​ls auch Westliches Apache (Ndee biyati'/Nnee biyati'), jeweils jedoch m​it einem starken hörbaren Akzent. Die gemischten Yavapai-Apache-Bands s​owie deren Häuptlinge u​nd Anführer hatten sowohl e​inen Yavapai a​ls auch e​inen Apache-Namen, z. B. w​ar eine gemischte, zweisprachige Band i​n der Sierra Ancha b​ei den Guwevkabaya/Kwevkepaya a​ls Matkawatapa bekannt u​nd bei d​en Südlichen Tonto Apache jedoch a​ls Dilzhę́’é, d​eren berühmtester Anführer w​ar bei d​en Weißen m​eist unter seinem Apache-Namen a​ls Delshay/Delacha bekannt, jedoch kannten s​eine Yavapai-Stammesgenossen i​hn als Wah-poo-eta/Wapotehe.

Da d​ie Tonto Apache, San Carlos Apache s​owie die Wi:pukba/Wipukepa matrilokal u​nd matrilinear organisiert w​aren (der Mann z​og zur Familie seiner Frau, d​ie Familie leitete i​hre Abstammung seitens d​er Linie d​er Frau her), entschied d​ie „Muttersprache“, welche Stammeszugehörigkeit d​ie Person hatte, sprich o​b sie s​ich als Apache o​der Yavapai betrachtete. Auf Grund i​hrer verwandtschaftlichen u​nd kulturellen Nähe z​u den Apache, konnten Außenstehende s​ie oftmals n​ur auf Grund i​hrer Sprache voneinander unterscheiden, d​aher wurden d​iese gemischten Yavapai-Apache Bands historisch einfach a​ls Tonto Apache (kurz: Tonto) bezeichnet; h​atte man erkannt, d​ass manche dieser Bands n​icht Apache, sondern Yavapai sprachen, nannte m​an sie einfach Apache Mohave (Apache Mojave) o​der Yavapai Apache, u​m sie v​on den echten Tonto Apache z​u unterscheiden. Zudem wurden d​ie Ɖo:lkabaya/Tolkepaya („Westliche Yavapai“) s​owie die Hualapai (Walapai) u​nd Havasupai a​ls Yuma-Apache (Apache-Yuma) bezeichnet. Oftmals k​ann daher i​n historischen Berichten u​nd Quellen – w​enn dort v​on Tonto Apache o​der Tonto berichtet w​ird – n​icht eindeutig d​ie Stammeszugehörigkeit z​u den Yavapai o​der Apache geklärt werden.

Diese gemischten Yavapai-Apache-Bands verbündeten s​ich oftmals m​it anderen Gruppen d​er Westlichen Apache, u​m gemeinsame Raub- bzw. Kriegszüge g​egen ihre indianischen Feinde, besonders d​en Oberen Pima, Opata, Tarahumara u​nd Unteren Pima s​owie gegen d​ie mit diesen verbündeten Spanier, Mexikaner u​nd später Amerikaner z​u unternehmen.

Verhältnis zu benachbarten Stämmen

Zu den anderen Westlichen Apachen und benachbarten Tonto Apache-Banden sowie besonders zu den südlich wohnenden Chiricahua-Apachen unterhielten die verschiedenen Banden meistens Frieden, obwohl es auch gelegentlich zu gegenseitigen Raubzügen kam. Wahrscheinlich durch ihre enge Verbindung mit den Yavapai hatten sie auch die größte sprachliche Abweichung von den übrigen Dialekten der Westlichen Apachen. Zu den Diné (Navajo) (von den Apache Yúdahą́ – „Live Far Up“ – „Jene, die hoch im Norden leben“ genannt) und den Enemy Navajo (Indaa Yúdahą́ – „Enemy Navajo“; auch: „(acting for or like) White Man Navajo“, vormals: Cebolleta und Alamo Bands; heutige Alamo Band of the Navajo Nation und Canoncito Band of Navajo Indians (CBN))[7] hatten sie ein sehr gespanntes Verhältnis, das oft in offene Feindschaft umschlug, da die Navajo viele Güter besaßen, wie Decken und verschiedene Stoffe, die die Tonto entbehrten und die Enemy Navajo den Europäern und feindlichen Stämmen oft als Scouts dienten. Manchmal tauschten die Apache auch gestohlenes Vieh und Pferde gegen die begehrten Navajo-Decken, und es herrschte währenddessen Frieden.

Die Tonto Apache lebten als Jäger (Antilopen, Wild, Vögel, Buschratten etc.) und Sammler (Mescal, Beeren, Wildpflanzen, Samen) ergänzt durch Ackerbau (Wassermelonen, Kürbisse, Mais etc.). Waren in der rancheria die Vorräte zur Neige gegangen und die Nahrungsmittel, die vorher in Vorratskammern gesammelt worden waren, aufgebraucht, wurde das Lager durch eine angesehene Frau (sog. ‘woman chief’) auf die Notlage öffentlich aufmerksam gemacht. Diese Frau forderte den Anführer der rancheria auf, in den nächsten Tagen eine Gruppe von Kriegern zusammenzustellen, um die fehlenden Güter auf Raubzügen gegen ihre indianischen Nachbarn und den Weißen zu erbeuten. Die Raubzüge der Westlichen Apache (der Tonto eingeschlossen) erstreckten sich über ein Gebiet vom Colorado River im Westen Arizonas, zu den Zuñi (Nashtizhé – ‘Schwarzgefärbte Augenbrauen’) und Hopi (Tséká`kiné – ‘Volk, das in Steinhäusern wohnt’) im Norden bis weit in den Süden der spanischen und dann mexikanischen Bundesstaaten (Sonora, Chihuahua, Sinaloa, Durango).

Zur Umsiedlungsaktion d​er Tonto Apache i​m Jahr 1875 s​iehe auch d​en Artikel z​u Al Sieber.

Heutige Situation

Heutige Siedlungen der Tonto

Tonto Apache Tribe

Die Tonto Apache Reservation w​urde 1972 m​it gerade ca. 344.000 m² (85 acres) inmitten d​es Tonto National Forest eingerichtet, d​ie 2010 nochmals u​m weitere 1.181.683 m² (292 acres) erweitert wurde,[8] sodass s​ie heute ca. 1,5 km² umfasst. Die Reservation w​ird von 100 d​er ca. 140 Stammesmitglieder bewohnt u​nd grenzt südlich a​n die Stadt Payson (in Apache: Te-go-suk – ‘Platz d​es gelben Wassers’) i​m Nordwesten d​es Gila County, ca. 153 k​m nordöstlich v​on Phoenix u​nd 160 k​m südöstlich v​on Flagstaff.

Die Reservation i​st von vielen großen Gebirgsketten umgeben, d​en Mazatzal Mountains (sprich: MAH-zaht-ZAL, lokal: Ma-ta-ZEL) i​m Westen, d​en Sierra Ancha Mountains (spanisch: ‘breites Gebirge’) i​m Süden s​owie dem Mogollon Rim i​m Norden, m​it Höhenlagen v​on 1.200 m b​is ca. 2.100 m.

Die Tonto Apache betreiben h​eute das Mazatzal Hotel & Casino[9], südlich v​on Payson, a​m Highway 87 gelegen, m​it Blick a​uf die Mazatzal Mountains u​nd dem Mogollon Rim (engl. Aussprache: MUG-ee'ahn).

Die Tonto Apache s​ind direkte Nachkommen d​er einst i​n der Umgebung v​on Payson lebenden Dilzhe'e Apache. Während d​er ersten Reservationszeit wurden s​ie in d​ie große Rio Verde Reservation, n​ahe Fort Verde, welche 1871 für d​ie Tonto u​nd Wipukepa o​der Nordöstlichen Yavapai eingerichtet worden w​ar – jedoch w​urde es 1875 aufgelöst u​nd die Stämme wurden gezwungen, i​n die San Carlos Reservation u​m zu siedeln. Einige Tonto Apache kehrten n​ach 20 Jahren Exil allmählich wieder n​ach Payson zurück, jedoch hatten bereits weiße Siedler v​iel Stammesland besetzt. Die Mehrheit d​er Tonto Apache h​atte jedoch beschlossen, zusammen m​it ihren Verwandten u​nd Verbündeten, d​en Yavapai, i​n die Camp Verde Reservation zurückzukehren, u​nd bildet h​eute die Yavapai-Apache Nation.

Yavapai-Apache Nation

Nachdem 1871 d​ie Yavapai u​nd Dilzhe’e Apache (Tonto Apache) gezwungen worden waren, i​n die ca. 900 km² umfassende Camp Verde Reservation entlang d​es Verde River n​ahe Camp Verde z​u ziehen, starben während d​er ersten d​rei Jahre (1871–1873) v​iele Kinder u​nd Alte a​uf Grund v​on schlechtem Wasser u​nd mangelhafter Versorgung m​it gesundem u​nd ausreichendem Essen. Als d​ie Yavapai u​nd Dilzhe’e Apache Bewässerungssysteme (einschließlich e​ines ca. 8 k​m langen Grabens) errichteten, funktionierte d​ies so gut, d​ass es n​un möglich war, e​ine ausreichende Ernte einzufahren, u​m relativ autark z​u sein. Aber beauftragte Unternehmer, d​ie mit d​er Regierung zusammenarbeiteten, u​m die Versorgung d​er Reservationen sicherzustellen, s​ahen sich hierdurch i​n ihrer Existenz bedroht, u​nd verlangten, d​ie Reservation aufzulösen. Daraufhin wurden a​m 27. Februar 1875 1.476 Indianer gezwungen, über schneebedeckte Berge u​nd zugefrorene Flüsse ca. 290 k​m nach Süden i​n die San Carlos Apache Indian Reservation z​u ziehen, w​obei viele Ältere, Frauen u​nd Kinder i​n Schnee u​nd Kälte umkamen. Während d​es Marsches k​am es a​uf Grund d​es Hungers u​nd der Strapazen z​u gewaltsamen Spannungen zwischen Tolkepaya, Yavapé u​nd Wipukepa a​uf der e​inen Seite u​nd den Dilzhe’e Apache u​nd deren Kwevkepaya u​nd Wipukepa-Verbündeten andererseits. In San Carlos k​amen nach z​wei Wochen 1.361 Yavapai-Tonto an, d​a unterwegs 25 Babys geboren wurden, w​aren ca. 140 umgekommen.[10]

In d​en frühen 1900er kehrten d​ie Yavapai u​nd Dilzhe’e Apache i​n ihre a​lte Heimat zurück, u​nd 1910 w​urde die ca. 40 a​cres (ca. 0,16 km²) große Camp Verde Indian Reservation eröffnet, z​udem im folgenden Jahrzehnt d​ie separate ca. 248 a​cres (ca. 1,00 km²) große Middle Verde Indian Reservation. Diese z​wei wurden 1937 z​ur heutigen, ca. 665 a​cres (ca. 2,70 km²) umfassenden, Yavapai-Apache Nation Indian Reservation zusammengelegt, u​nd besteht a​us vier n​icht zusammenhängenden Siedlungen i​m Verde Valley i​m östlichen Yavapai CountyClarkdale, Middle Verde, Rimrock s​owie Camp Verde, d​en Verwaltungssitz u​nd Hauptort, d​er mit 576 a​cres (ca. 2,33 km²) f​ast 90 % d​es Reservats umfasst. Der Census d​es Jahres 2000 e​rgab eine Reservatsbevölkerung v​on 743 Personen, v​on denen 512 i​n Camp Verde, 218 i​n Clarkdale u​nd nur 13 i​n der n​icht inkorporierten Siedlung Lake Montezuma lebten.[11]

Die Basis d​er Einkünfte d​er Yavapai-Apache Nation bildet d​as Cliff Castle Casino[12] s​owie der Tourismus, d​ank vieler erhaltener historischer Stätten, w​ie Slide Rock State Park, Sedona Red Rock Country, Tuzigoot National Monument u​nd Montezuma Castle National Monument. Die Yavapai-Apache Nation i​st ein Zusammenschluss v​on zwei historisch unterschiedlichen Stämmen, welche b​eide am Oberen Verde River lebten. Die Dilzhe'e Apache, nutzten d​as Land i​m Nordosten, Osten u​nd Süden, während d​ie Wipukepa o​der Nordöstliche Yavapai[13] u​nd Yavapé´oder Nordwestliche Yavapai i​m Nordwesten, Westen u​nd Süden wohnten. Ihre Gebiete überlappten entlang d​es Oberen Verde River, w​o sie o​ft in bilingualen Gruppen zusammen lebten. Die Yavapai-Apache Nation bildet sowohl e​inen der fünf Apache-Stämme Arizonas a​ls auch e​inen der d​rei federally recognized Yavapai-Stämme. Heute überwiegt d​ie Apache-Kultur.[14]

Fort McDowell Yavapai Nation

Das Reservat d​er Fort McDowell Yavapai Nation, ca. 56 k​m nordöstlich v​on Phoenix i​m Maricopa County, w​urde durch Theodore Roosevelt 1903 errichtet u​nd umfasste ursprünglich 40 s​qm (ca. 103 km²), jedoch versuchte d​as Office o​f Indian Affairs 1910 d​ie Bewohner umzusiedeln, u​m das Gebiet u​nd die Wasserrechte für Außenstehende z​u öffnen – jedoch vergebens. Die Reservation umfasst zurzeit 24.680 a​cres (ca. 100 km²) u​nd wird v​on ca. 600 d​er insgesamt 950 Stammesmitglieder bewohnt.

Die Fort McDowell Yavapai Nation h​at mehrere touristische Unternehmen, einschließlich d​es Fort McDowell Casino, Fort McDowell Adventures (a Western-themed outdoor venue), Eagle’s Nest RV Park, WeKoPa Golf Club, Fort McDowell Farms, Yavapai Materials, Radisson Poco Diablo Resort i​n Sedona s​owie des Radisson Fort McDowell Resort a​nd Conference Center.[15]

Fort McDowell i​st zudem d​er Geburtsort v​on einem d​er ersten Vorkämpfer für d​ie indigenen Menschenrechte, Dr. Carlos Montezuma (Wassaja) (1866–1923). Als Kind w​urde Wassaja v​on Akimel O'Odham geraubt u​nd an e​inen italienischen Fotografen verkauft, d​er ihn i​n Chicago i​n Medizin unterrichtete, u​nd schließlich schloss e​r das Medizinstudium a​ls Doktor ab. Später kämpfte Wassaja, besser bekannt a​ls Dr. Carlos Montezuma, für d​ie Rechte d​er Native Americans, für d​as Recht, Bürger d​er Vereinigten Staaten z​u werden. Er w​urde auch e​ine der führenden Persönlichkeiten, d​ie die Yavapai unterstützten, i​hre Stammesgebiete wieder z​u erlangen, u​nd starb a​uf der Reservation a​n Tuberkulose.[16]

Die Kwevikopaya (auch Kwevkepaya) o​der Südöstlichen Yavapai d​er Fort McDowell Reservation nennen s​ich Abaja – ‘Das Volk’, d​aher vermuten einige Anthropologen u​nd Linguisten, d​ass der Name Apache für d​ie verschiedenen athapaskischsprachigen Apachen s​ich von d​er Eigenbezeichnung d​er Kwevkepaya herleitet. Die Fort McDowell Yavapai Nation besteht a​us zwei verschiedenen Stämmen, d​en Kwevikopaya Yavapai u​nd den Dilzhe'e Apache o​der Tonto Apache, welche oftmals untereinander heirateten, bilinguale Gruppen bildeten u​nd Verbündete g​egen feindliche Stämme u​nd Siedler waren. Die Fort McDowell Yavapai Nation bildet genauso w​ie die Yavapai-Apache Nation sowohl e​inen der fünf Apache-Stämme Arizonas a​ls auch e​inen der d​rei federally recognized Yavapai-Stämme.[17]

Reservationen der Westlichen Apachen

Wegen i​hrer Zwangsumsiedlung i​m Jahr 1875, l​eben heute einige Tonto Apache i​n zwei Reservaten, d​er San Carlos Apache Indian Reservation s​owie der Fort Apache Indian Reservation.

Anführer der Tonto Apache

Tonto-Führer (bilinguale Kwevkepaya-Tonto Apache o​der Kwevkepaya-Pinaleño Apache-Führer)

  • Delshay (Delshe, Delchea, Delacha oder Tel Che'e - ‘Rote Ameise’, von den Yavapai Wah-poo-eta oder Wapotehe - ‘Big Rump’ - ‘Großes Hinterteil’, ‘Großer Allerwertester’ genannt, ca. * 1835; Kwevkepaya-Tonto-Apache-Führer, seine gemischte und zweisprachige ca. 200 Mitglieder umfassende Bande, bestehend aus der Matkawatapa-Lokalgruppe der Walkamepa-Kwevkepaya und Südlichen Tonto-Apache, lebte in der Sierra Ancha westwärts bis zum Tonto Creek und ostwärts bis zum Cherry Creek, waren jedoch auch oft in den Mazatzal Mountains westlich ihres Stammesgebietes zu finden, war 1873 an der Ermordung von Leutnant Jacob Almy in San Carlos beteiligt und floh danach zusammen mit den Häuptlingen Chuntz, Cochinay und Chan-deisi in die Berge, wurde der erfolgreichste und hartnäckigste Anführer der verbündeten Yavapai und Tonto-Apache, am 29. Juli 1874 wurde seine Gruppe von Apache-Scouts unter Tonto Apache (oder White Mountain Apache?)-Häuptling Desalin gestellt und Delshay getötet, sein abgeschlagener Kopf wurde als Trophäe zusammen mit 76 gefangenen Kwevkepaya-Tonto nach Camp McDowell gebracht, nicht mit Wah-poo-eta zu verwechseln)
  • Wah-poo-eta (Wapotehe, Wapooita - ‘Big Rump’ - ‘Großes Hinterteil’, ‘Großer Allerwertester’, von den Apache Delacha oder Delshe - ‘Rote Ameise’ genannt, *?; Kwevkepaya-Tonto-Apache-Führer, seine ca. 750 Mitglieder umfassende zweisprachige Bande, größtenteils Kwevkepaya sowie Mazatzal-Gruppe der Südlichen Tonto Apache, war als die größte sowie die kriegerischste Gruppe bekannt und lebte meist in den südlichen Mazatzal Mountains, jedoch ist wenig über Wah-poo-eta bekannt, da er sich weigerte mit den Amerikanern zu verhandeln, nach mehreren erfolgreichen Raub- und Kriegszügen wurde er am 15. August 1869 durch 44 feindliche Maricopa und Akimel O'Odham unter dem Maricopa-Kriegshäuptling Juan Chivaria in Castle Creek Canyon getötet, nicht mit Delshay zu verwechseln)
  • Eschetlepan (Chalipun, Cha-Thle-Pah, Choltepun, Cha Tii Pah - ‘Grauer Hut’, von der US-Armee Charlie Pan genannt, Kwevkepaya-Tonto-Apache-Führer, gehörte selbst der Mazatzal-Gruppe der Südlichen Tonto Apache an, seine Apache-Anhänger gehörten dieser sowie vier der sechs Klein-Gruppen der Südlichen Tonto Apache an, seine Bande von ca. 100 Mitgliedern bestand jedoch größtenteils aus Wikedjasapa-Kwevkepaya und lebte südwestlich von Green Valley und südlich des East Verde River, ca. 17 km östlich des Verde River bis in die nördlichen Ausläufer der Mazatzal Mountains, daher konnten sie leicht Raubzüge in die Gebiete rund um Prescott und Wickenburg unternehmen)
  • Ashcavotil (Ascavotil, in Apache Escavotil, Kwevkepaya-Pinaleño-Apache-Führer, seine zweisprachige Gruppe mit ca. 200 Kriegern lebte östlich von Cherry Creek südwärts entlang beiderseits des Salt River und in den Pinaleno Mountains, nach Wah-poo-eta war er der kriegerischste Anführer in Zentral-Arizona, schwer bewaffnet und gut mit Munition von Apache der Fort Goodwin-Reservation versorgt, überfielen und kämpften seine Krieger bis weit nach Süden indianische und weiße Siedlungen bis nach Tucson, Sacaton und Camp Grant)
  • Oshkolte (Hascalté, Has-Kay-Ah-Yol-Tel, Tonto Apache-Kwevkepaya-Führer, seine zweisprachige Bande bestand aus ca. 70 Kriegern, 20 Frauen und 20 Kindern, größtenteils Südliche Tonto Apache und einige Kwevkepaya, lebte beiderseits des Tonto Creek nordwärts bis zum East Verde River und südlich bis zum Salt River sowie östlich der Four Peaks in den Mazatzal Mountains, seine Krieger waren gut bewaffnet, enger Verbündeter von Ashcavotil und Wah-poo-eta, von denen er in der Versorgung mit Munition abhängig war, † getötet März 1873)
  • Nanni-Chaddi (Tonto Apache-Kwevkepaya-Führer, *?; unternahm viele Raubzüge gegen Siedlungen der Akimel O'Odham sowie der Weißen entlang des Salt und Gila River, wurde am 28. Dezember 1872 im Skeleton Cave Massacre (auch Battle of Salt River Canyon genannt) zusammen mit 75 Männern, Frauen und Kindern von 130 Soldaten des 5. Kavallerieregiments unter Captain William H. Brown sowie 30 indianischen Scouts getötet, 15 weitere Tonto lagen im Sterben, nur 18 Frauen und 6 Kinder überlebten als Gefangene)
  • Skitlanoyah (auch Skitianoyah, in Yavapai Skitlavisyah, Kwevkepaya-Tonto-Apache-Führer, seine zweisprachige Bande von ca. 80 Mitgliedern lebte nördlich von Delshay's Bande, zwischen dem Mittleren East Verde River und dem Oberen Tonto Creek nordwärts bis zum Mogollon Rim)
  • Piyahgonte (Pi-yah-gon-te, Yavapai-Tonto-Apache-Führer der 1860er- und 1870er, seine zweisprachige Bande mit ca. 75 Mitgliedern lebte beiderseits des Oberen East Verde River nordwärts bis zum Mogollon Rim, man machte ihn für die meisten Überfälle und Verwüstungen im Gebiet rund um Prescott verantwortlich)
  • Natatotel (Natokel oder Notokel, Kwevkepaya-Tonto-Apache-Führer; † getötet Juni 1873)

Tonto Apache-Führer

  • Chuntz (Chunz, Tonto Apache-Führer, floh nach dem San Carlos-Ausbruch von 1873 zusammen mit Delshay, Cochinay und Chan-deisi in die Berge, wurde im Juli 1874 in den Santa Catalina Mountains von Apache-Scouts unter Häuptling Desalin aufgespürt und getötet, sein abgeschlagener Kopf wurde ab 25. Juli 1874 mehrere Tage lang auf dem Paradeplatz von San Carlos zur Schau gestellt)
  • Chan-deisi (‘Gebrochene Nase’, von der US-Armee John Daisy genannt, Tonto Apache-Führer, ehemaliger Apache-Scout, gehörte Cochinays Gruppe an, floh 1873 nach dem Mord an Leutnant Jacob Almy in San Carlos zusammen mit Chuntz, Cochinay und Delshay in die Berge, wurde am 12. Juni 1874 durch indianische (Apache?)-Scouts getötet und enthauptet, sein Kopf wurde nach Camp Apache gebracht)
  • Cochinay (‘Gelber Donner’, Tonto Apache-Führer, floh 1873 nach der Ermordung von Leutnant Jacob Almy in San Carlos zusammen mit Chuntz, Delshay und Chan-deisi in die Berge, wurde jedoch im Mai 1874 von indianischen Scouts getötet und enthauptet, sein Kopf wurde am 26. Mai 1874 nach San Carlos gebracht)
  • Naqui-Naquis (Tonto Apache-Führer; † getötet Juni 1873)
  • Ba-coon (Bacon oder Bocan - ‘Großer Mund’, auch Eskimo-tzin, Esqinosquin oder Esquimosquin, Tonto Apache-Führer)

Literatur

  • Goodwin, Grenville. (1971). Western Apache raiding and warfare. Basso, Keith H. (Ed.). New York: Holt, Rinehart and Winston. ISBN 0-8165-0297-8 (engl.)
  • Donald E. Worcester: The Apaches - Eagles of the Southwest, University of Oklahoma Press, 1992, ISBN 0-8061-1495-9 (engl.)
  • Nikolaus Baumhauer: Die Apachen: - Entstehung der Rivalität, Verlag für Amerikanistik, 1993, ISBN 3-924696-88-8
  • James L. Haley (1981): Apaches: A History and Culture Portrait, University of Oklahoma Press, Norman, ISBN 0-8061-2978-6
  • Ian. W. Record (1971): Big Sycamore Stands Alone: The Western Apaches, Aravaipa, and the Struggle for Place, University of Oklahoma Press, Norman, ISBN 978-0-8061-3972-2 (engl.)
  • Timothy Braatz: Surviving Conquest: A History of the Yavapai Peoples, 2003, University of Nebraska Press, ISBN 978-0-8032-2242-7 (engl.)

Einzelnachweise

  1. Tonto Apache and its position within Apachean
  2. Etymology - Also, What About 'Tonto'?
  3. The Verde River: Jewel of the Southwest http://dineanai.org/ (Memento vom 20. Januar 2012 im Internet Archive)
  4. José Cortés: Views from the Apache Frontier: Report on the Northern Provinces of New Spain 1799, University of Oklahoma Press, ISBN 978-0-8061-2609-8
  5. Tu Do Cliz - YAN Council Passes Resolution to Protect Fossil Creek@1@2Vorlage:Toter Link/www.yavapai-apache.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 7,2 MB)
  6. MICHAEL DAVID POOL, B.A.: The Western Apache Settlement System and Its Implications for the Prehistoric Early Mogollon Period
  7. Diné Ana’í (The Enemy Navajo) or The Canoncito Band of Navajo Indians (Memento vom 14. Juni 2017 im Internet Archive)
  8. Tonto Apache Tribe celebrates victory (Memento vom 8. Mai 2014 im Internet Archive)
  9. Mazatzal Hotel & Casino (Memento vom 28. September 2012 im Internet Archive)
  10. Timothy Braatz: Surviving Conquest: A History of the Yavapai Peoples, University of Nebraska Press, 2007, ISBN 978-0803222427, Seiten 175–176.
  11. United States Census Bureau - Yavapai-Apache Nation
  12. Cliff Castle Casino
  13. ITCA - Yavapai-Apache Nation (Memento vom 19. August 2003 im Internet Archive)
  14. Yavapai-Apache Nation - Yavapai & Apache Culture (Memento vom 9. Januar 2012 im Internet Archive)
  15. Fort McDowell Resort Destination
  16. ITCA Fort McDowell Yavapai Nation (Memento vom 19. August 2003 im Internet Archive)
  17. Fort McDowell Yavapai Nation - About Us (Memento vom 11. Mai 2012 im Internet Archive)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.