TAME (Fluggesellschaft)
TAME – Línea Aérea del Ecuador war eine ecuadorianische Fluggesellschaft mit Sitz in Quito und Basis auf dem Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre.
Geschichte
Im Jahr 1962 organisierte die Luftwaffe von Ecuador einen Transportservice in das Landesinnere, um die schlechte Infrastruktur des Landes zu verbessern. Der Name TAME leitet sich ab von Transportes Aéreos Militares Ecuatorianos. Mit zwei Douglas DC-3 startete die Transportes Aereos Militares genannte Fluggesellschaft ihre erste Verbindung in die entlegenen Gebiete des Landes, die durch andere Fluggesellschaften nicht bedient wurden. Dazu gehörten auch die Galápagos-Inseln im Pazifik, die nun ein- bis zweimal monatlich angeflogen wurden. Bis zur Einführung der Douglas DC-6 erhielten die DC-3 Zusatztanks, um die weite Strecke befliegen zu können.
Im Jahr 1970 erhielt die Fluggesellschaft Turbopropflugzeuge des Typs Hawker Siddeley HS 748, die einige DC-3 der Flotte ablösten. Die letzten DC-3 verließen jedoch erst Anfang der 1990er-Jahre die Flotte. Noch im selben Jahr, 1970, wurde TAME formell vom Militär gelöst und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Trotzdem blieb sie im Staatseigentum. Im Jahr 1972 wurde von TAME das regionale Streckennetz der Compania Ecuatoriana de Aviación übernommen und Flugzeuge der Typen Lockheed L-188 Electra und Douglas DC-7 eingesetzt.
Im Jahr 1980 kam mit einer Boeing 727-200 das erste Strahlflugzeug zur Flotte und im folgenden Jahr, 1981, eine Boeing 737-200. In den Jahren 1984 und 1985 kamen gebrauchte Boeing 727-100 dazu.
Im Jahr 1992 wurde das erste internationale Ziel mit der Stadt Cali angeflogen. In der Folgezeit war TAME auch als Zubringer für Air France und Lufthansa ab Caracas tätig, und die Gesellschaft flog Havanna und Miami an. In den 1990er-Jahren hatte TAME einige schwere Unfälle mit ihren Maschinen. So wurde oft und lange über den Sicherheitsstandard der Fluggesellschaft diskutiert.
Nachdem TAME bereits zwei Embraer 170 erhalten hat, hat die ecuadorianische Fluggesellschaft im Juni 2006 eine neue Embraer 190 geliefert bekommen, von der inzwischen noch zwei weitere Einheiten übernommen wurden. Mit der Ausflottung der letzten Boeing 727-200 Mitte des Jahres 2009 wurde die Modernisierung der Flotte abgeschlossen.
Die Gesellschaft wird bis heute vom Militär geleitet. Zwar beschäftigt sie überwiegend ziviles Personal, die weitaus meisten Führungspositionen sind jedoch mit Luftwaffenoffizieren besetzt.
TAME Airlines beantragte im Mai 2020 die Liquidation des Unternehmens und wird damit aufgelöst. Sie plante, den Flugbetrieb im Mai 2020 einzustellen.[1][2]
Flotte
Aktuelle Flotte
Mit Stand März 2020 bestand die Flotte der TAME aus acht Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 11,6 Jahren:[3]
Flugzeugtyp | Anzahl | bestellt[4] | Anmerkungen | Sitzplätze |
---|---|---|---|---|
ATR 42-500 | 3 | |||
Airbus A319-100 | 1 | |||
Airbus A320-200 | 1 | |||
Embraer 190 | 3 | |||
Gesamt | 8 | - |
Ehemalige Flugzeugtypen
Zwischenfälle
Von der Gründung 1962 bis zur Betriebseinstellung 2020 kam es bei TAME zu 15 Totalschäden von Flugzeugen. Bei 8 davon kamen 340 Menschen ums Leben.[7] Auszüge:
- Am 6. September 1969 wurde eine Douglas DC-3-209 der TAME Ecuador (Luftfahrzeugkennzeichen FAE1969) auf dem Weg von Quito nach Manta entführt. Die Entführer erschossen ein Crewmitglied. Nach Tankstopps in Tumaco (Kolumbien), Panama-Stadt (Panama) und Kingston (Jamaika) landete das Flugzeug schließlich in Kuba. Laut den Entführern sei die Aktion eine Vergeltung für den Tod mehrerer Studenten bei Antiregierungs-Protesten im Mai 1969 an der Universidad de Guayaquil.[8]
- Am 20. Januar 1976 kollidierte eine Hawker Siddeley HS-748-246 Srs. 2A der TAME Ecuador (HC-AUE/FAE 683) kurz nach dem Start vom Flughafen vom Flughafen Catamayo (Loja, Ecuador) mit Bäumen und anschließend mit einem Berg. Von den 42 Insassen kamen 34 ums Leben, alle sechs Crewmitglieder und 28 Passagiere.[9]
- Am 22. Mai 1981 kollidierte eine de Havilland Canada DHC-6 Twin Otter 300 der TAME Ecuador (HC-BAX/FAE 457) nahe Zumba (Provinz Zamora Chinchipe) mit einem Berg. Alle 18 Insassen starben.[10]
- Am 11. Juli 1983 streifte eine Boeing 737-200 der TAME Ecuador (HC-BIG) im Landeanflug auf den Flughafen Cuenca einen Gebirgskamm und stürzte 1,5 Kilometer vor der Landebahn in hügeliges Gelände. Alle 119 Personen an Bord kamen ums Leben. Berichten zufolge verfügte der Kapitän nicht über eine zureichende Flugkompetenz für diesen Flug.[11]
- Am 20. November 1984 kollidierte eine de Havilland Canada DHC-6 Twin Otter 300 der TAME Ecuador (HC-BCG/FAE 446) nahe der Grenze zu Peru mit einem Berg. Alle 14 Insassen starben.[12]
- Am 12. September 1988 stürzte eine Lockheed L-188A Electra der TAME Ecuador (HC-AZY) kurz nach dem Start vom Flughafen Lago Agrio (Nueva Loja) ab. Beim Start war das Triebwerk Nr. 2 (links innen) nicht in Betrieb, kurz nach dem Start explodierte das Triebwerk Nr. 1 (links außen) und das Flugzeug stürzte ab. Alle sieben Insassen starben.[13]
- Am 20. April 1998 wurde eine Boeing 727-230 der TAME Ecuador (HC-BSU), die auf einem Flug der Air France eingesetzt wurde, nach dem Start vom Flughafen Bogota in einen Berghang geflogen (CFIT, Controlled flight into terrain). Statt 3,6 km nach dem Landebahnende rechts abzubiegen, flogen die Piloten bis zum Aufprall 10 km weiter geradeaus. Alle 53 Insassen wurden getötet. Es handelte sich um die ehemalige D-ABKS der Lufthansa (1979–1993) (siehe auch Air-France-Flug 422).[14]
- Am 28. Januar 2002 wurde eine Boeing 727-134 der TAME Ecuador (HC-BLF) im Anflug auf den Flughafen Tulcán in die Flanke des Vulkans Nevado el Cumbal geflogen (CFIT, Controlled flight into terrain). Alle 94 Insassen wurden getötet (siehe auch TAME-Flug 120).[15]
Siehe auch
Weblinks
- Webpräsenz der TAME (spanisch, englisch)
Einzelnachweise
- Ecuador Puts TAME In Liquidation - How Did It Happen? 19. Mai 2020, abgerufen am 30. Mai 2020 (amerikanisches Englisch).
- TAME Ecuador Out of Business. In: ch-aviation.com. Abgerufen am 22. Juli 2020 (englisch).
- planespotters.net: TAME Fleet Details and History. Abgerufen am 16. März 2020 (englisch).
- Orders and deliveries. Abgerufen am 7. August 2019 (englisch).
- Ulrich Klee, Frank Bucher et al.: jp airline-fleets international. Zürich-Airport 1966–2007.
- Ulrich Klee, Frank Bucher et al.: jp airline-fleets international. Sutton, UK, 2008–2013.
- Daten über die Fluggesellschaft TAME Ecuador im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 2. Juni 2020.
- Flugunfalldaten und -bericht DC-3 FAE1969 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 31. März 2021.
- Flugunfalldaten und -bericht HS 748 HC-AUE/683 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 31. März 2021.
- Flugunfalldaten und -bericht DHC-6-300 HC-BAX im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 31. März 2021.
- Flugunfalldaten und -bericht B-737-200 HC-BIG im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 23. Februar 2019.
- Flugunfalldaten und -bericht DHC-6-300 HC-BCG im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 31. März 2021.
- Flugunfalldaten und -bericht L-188A HC-AZY im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. April 2021.
- Flugunfalldaten und -bericht B-727-230 HC-BSU im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. Februar 2019.
- Flugunfalldaten und -bericht B-727-100 HC-BLF im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. Februar 2019.