Embraer EMB 120

Die Embraer EMB 120 Brasilia i​st ein 30-sitziges Regionalflugzeug d​es brasilianischen Flugzeugbauers Embraer.

Embraer EMB 120

Embraer EMB 120 der Skippers Aviation am Flughafen Perth
Typ:Regionalverkehrsflugzeug
Entwurfsland:

Brasilien Brasilien

Hersteller: Embraer
Erstflug: 27. Juli 1983
Indienststellung: Mai 1985
Produktionszeit:

1983 b​is 2007

Stückzahl: 356

Geschichte

Die d​urch Turboprops angetriebene Embraer EMB 120 w​urde Anfang d​er 1980er-Jahre a​ls modernes Zubringerflugzeug m​it Druckkabine entwickelt u​nd steht i​n direkter Konkurrenz z​ur Saab 340. Nach d​em Erstflug a​m 27. Juli 1983 w​urde das Muster i​m Oktober 1985 erstmals i​m Linienbetrieb i​n den USA eingesetzt. Bis z​um Herbst 2004 wurden insgesamt 352 Flugzeuge f​est bestellt. In Deutschland w​urde die EMB 120 a​b 1986 d​urch die DLT eingesetzt.

Varianten

EMB 120
Grundmodell
EMB 120ER
Version mit höherer Reichweite und erhöhter Kapazität; alle EMB-120ER S/Ns können in die Versionen EMB-120FC oder EMB-120QC nachgerüstet werden[1]
EMB 120FC
Reine Frachtversion
EMB 120QC
Version mit der Möglichkeit, schnell zwischen Fracht und Passagiertransport umzurüsten
EMB 120RT
Frachtversion; alle EMB-120RT S/Ns können in die Version EMB-120ER umgerüstet werden[1]
VC-97
VIP-Transporter der brasilianischen Luftwaffe

Militärische Nutzer

Zwischenfälle

Vom Erstflug 1983 b​is Mai 2020 k​am es m​it Embraer EMB 120 z​u 25 Totalschäden. Bei 16 d​avon kamen 210 Menschen u​ms Leben.[3] Auszüge:

  • Am 21. Dezember 1987 wurde eine von der französischen Air Littoral betriebene Embraer EMB 120 (Luftfahrzeugkennzeichen F-GEGH) auf einem Flug der Air France beim Landeanflug auf den Flughafen Bordeaux schon fünf Kilometer nordöstlich des Platzes in den Boden geflogen. Dabei kamen alle 16 Insassen ums Leben. Die Crew hatte bei schlechtem Wetter Schwierigkeiten mit dem Anflug, die Maschine geriet schließlich zu tief und kollidierte mit Bäumen. Es handelte sich um einen Controlled flight into terrain.[4]
  • Am 9. April 1990 kollidierte eine kurz zuvor gestartete Embraer EMB 120 der Atlantic Southeast Airlines (N217AS) mit vier Passagieren und drei Besatzungsmitgliedern an Bord bei Gadsden, Alabama in einer Flughöhe von 5.000 Fuß mit einer entgegenkommenden Cessna 172 der Civil Air Patrol (N99501), deren Pilot in Richtung der untergehenden Sonne flog und von dieser geblendet wurde. Die Cessna stürzte ab, wobei ihre zwei Insassen getötet wurden, den Piloten der Embraer gelang trotz einer abgerissenen rechten Höhenflosse ihrer Maschine eine sichere Umkehr zum und Notlandung auf dem Startflughafen (siehe auch Atlantic-Southeast-Airlines-Flug 2254).
  • Am 11. September 1991 verunglückte eine Embraer EMB 120 der US-amerikanischen Britt Airways (N33701), die sich auf dem Flug von Laredo nach Houston befand. Ursache war die fehlerhafte Wartung am linken Höhenleitwerk. Bei dem Absturz am Eagle Lake (Texas) kamen alle 14 Insassen ums Leben (siehe auch Britt-Airways-Flug 2574).[6]
  • Am 21. August 1995 verunglückte eine Embraer EMB 120 der Atlantic Southeast Airlines (N256AS) auf einem Flug mit 26 Passagieren und drei Besatzungsmitgliedern an Bord nach einem Triebwerksschaden. Bei der missglückten Notlandung nahe der Ortschaft Carrollton (Georgia) kamen 9 Menschen ums Leben (siehe auch Atlantic-Southeast-Airlines-Flug 529).[7]
  • Am 9. Januar 1997 stürzte eine Embraer EMB 120 der US-amerikanischen Comair (N265CA) während des Anfluges auf den Flughafen Detroit ab. Die Piloten der Maschine hatten die Kontrolle verloren, nachdem sich an den Tragflächen Raueis angesammelt hatte. Keiner der 29 Menschen an Bord überlebte den Absturz (siehe auch Comair-Flug 3272).[8][9]
  • Am 14. Mai 2004 stürzte eine EMB 120 der brasilianischen Rico Linhas Aéreas (PT-WRO) bei Tefé (Brasilien) mit 30 Passagieren und 3 Besatzungsmitgliedern ab. Die Piloten waren angewiesen worden, den Landeanflug abzubrechen, um für einen medizinischen Notfallflug die Bahn frei zu halten. Es gab keine Überlebenden.[10]
  • Am 22. März 2010 verunglückte eine Embraer EMB 120 der Airnorth (Luftfahrzeugkennzeichen VH-ANB) auf einem Übungsflug mit zwei Piloten an Bord kurz nach dem Start vom Flughafen Darwin. Die beiden Piloten kamen dabei ums Leben. Unfallursache war ein fehlerhaft ausgeführter Start mit einem simulierten Triebwerksausfall, wodurch die Kontrolle über die Maschine verloren ging (siehe auch Flugunfall der Airnorth 2010).[11]
  • Am 27. November 2012 stürzte eine Embraer 120ER der Inter Iles Air (D6-HUA) auf dem Weg von Moroni-Hahaya (Komoren) nach Anjuan kurz nach dem Start ins Meer nördlich des Startflughafens. Alle 29 Insassen konnten gerettet werden, das Flugzeug war ein Totalschaden.[12]
  • Am 3. Oktober 2013 verunglückte eine Embraer EMB 120 der nigerianischen Associated Aviation (5N-BJY) kurz nach dem Start zu einem Charterflug vom Flughafen Lagos nach Akure. Von den 20 Personen an Bord kamen 15 ums Leben. An Bord befanden sich neben der siebenköpfigen Besatzung 13 Familienmitglieder und der Sarg von Gouverneur Olusegun Agagu. Einer der fünf überlebenden Passagiere war der Sohn des Gouverneurs (siehe auch Associated-Aviation-Flug 361).[13][14][15]
  • Am 4. Mai 2020 stürzte eine Embraer EMB 120 der kenianischen African Express Airways (5Y-AXO) auf einem Flug mit 4 Passagieren und zwei Besatzungsmitgliedern an Bord im Anflug auf Berdale (Somalia) ab, nachdem sie von äthiopischen Truppen beschossen worden war. Keiner der Bord befindlichen Menschen überlebte den Absturz (siehe auch African-Express-Airways-Flug 711).[16][17]

Technische Daten

Cockpit einer EMB 120
EMB-120ER der Skywest Airlines
KenngrößeDaten
Besatzung2
Passagiere28–30
Länge20,00 m
Spannweite19,78 m
Höhe6,35 m
Flügelfläche39,4 m²
Flügelstreckung9,9
Leermasse7.070 kg
max. Startmasse11.500 kg
Startstrecke1560 m
Landestrecke1380 m
Reisegeschwindigkeit310 kn (574 km/h)
Höchstgeschwindigkeit608 km/h
Dienstgipfelhöhe9.085 m
Reichweite1.750 km
Triebwerke zwei Propellerturbinen Pratt & Whitney Canada PW118/118A/118B mit je 1.340 kW (1.800 shp)

Siehe auch

Commons: Embraer EMB 120 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Federal Aviation Regulations Type Certificate No. A31SO (PDF; 605 kB)
  2. World Airliner Census 2011. S. 35. (Memento des Originals vom 25. August 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.emagazine.flightinternational.com Flight Global. 13.–19. Dezember 2011, Aufgerufen: 10. Januar 2012
  3. Liste von Unfällen mit Embraer EMB-120, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 12. Mai 2020.
  4. Unfallbericht Embraer EMB 120 F-GEGH, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 12. November 2017.
  5. Unfallbericht Embraer EMB 120 N270AS, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. November 2020.
  6. Unfallbericht Embraer EMB 120 N33701, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. November 2020.
  7. Unfallbericht Embraer EMB 120 N256AS, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. November 2020.
  8. Unfallbericht Embraer EMB 120 N265CA, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. November 2020.
  9. AAR-98/04, abgerufen am 16. April 2012 (englisch).
  10. Unfallbericht Embraer EMB 120 PT-WRO, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. November 2020.
  11. Flugunfalldaten und -bericht EMB 120 VH-ANB im Aviation Safety Network (englisch)
  12. Unfallbericht Embraer EMB-120 D6-HUA, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. November 2020.
  13. Unfallbericht Embraer EMB 120 5N-BJY, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. November 2020.
  14. aerotelegraph.com – Nigeria-Crash: Flieger unversichert abgerufen am 17. Oktober 2013
  15. eturbonews.com – Operations of Associated Aviation halted by Nigerian Civil Aviation Authority (Memento vom 19. Oktober 2013 im Internet Archive) (englisch), abgerufen 18. Oktober 2013
  16. Unfallbericht Embraer EMB 120 5Y-AXO, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. November 2020.
  17. avherald, abgerufen 12. Mai 2020 (englisch)
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