Synagoge Duisburg
Die Duisburger Synagoge wurde nach Plänen des Architekten Zvi Hecker errichtet. Nach mehr als zwei Jahren Bauzeit wurde sie am 21. Februar 1999 eingeweiht. Für die über 2.800 Mitglieder ist sie das Zentrum der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen.
Allgemeines
Die Gemeinde ist in den Jahren vor dem Neubau durch Zuwanderung aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion sehr stark gewachsen. Dieser Mitgliederzuwachs machte einen Umzug aus dem kleinen behelfsmäßigen Mülheimer Gemeindezentrum in der Kampstraße und den Neubau eines größeren Gemeindezentrums notwendig. Finanziert wurde der Neubau zu je einem Drittel von der Jüdischen Gemeinde, den drei Städten Duisburg, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen sowie dem Land Nordrhein-Westfalen.
Die jüdische Gemeinde in Duisburg lässt sich bis ins Jahr 1793 zurückverfolgen. Die erste Synagoge der Stadt befand sich am Burgplatz im Haus eines Leiser Moses. 1826 weihte die jüdische Gemeinde das alte Anatomiegebäude der Universität zur Umnutzung als Synagoge ein. Am 6. März 1875 ließ die Gemeinde eine neue Synagoge an der Duisburger Junkerstraße errichten. Die am Innenhafen Duisburg beheimatete Synagoge gibt – durch die Ausrichtung einer ihrer Achsen – architektonische Verweise auf diese alte große Duisburger Synagoge, die sich in unmittelbarer Nähe des heutigen Standorts befand.[1]
Sie wurde gemeinsam mit zwei anderen Versammlungsräumen der Stadtteile Hamborn und Ruhrort während der Pogrome am 9. November 1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannt. Der nationalsozialistische Oberbürgermeister Hermann Freytag forderte daraufhin die jüdische Gemeinde in Duisburg auf, das bis auf die Grundmauern ausgebrannte Gotteshaus abzureißen.[2]
Architektur
Die monolithisch geprägte Synagoge hat die Form eines aufgefächerten Buches, wobei sie stilistisch die Form eines Sterns mit der Form einer Buchseite verbindet. Die Nutzfläche beträgt etwa 1.600 m², aufgeteilt auf die eigentliche – mit der Stirnwand nach Osten zeigende – Synagoge und einen, durch ein Glasatrium verbundenen, großen Saal mit Bühne. Zusätzlich gibt es eine Bibliothek, Büros, Klassenräume, drei Wohnungen und die Räume des Kinder- und Jugendzentrums. Die fünf unverputzten Stahlbetonbögen nehmen vielfältigen Bezug zur jüdischen Kultur und Geschichte, unter anderem zum Pentateuch und zu den fünf Standorten der Gemeinde ab dem 13. Jahrhundert in Duisburg. Sie können auch als die fünf Finger einer offenen Hand interpretiert werden, die die Offenheit des Judentums symbolisieren. Einige Dächer der Synagoge sind begrünt und korrespondieren mit dem benachbarten Garten der Erinnerung des israelischen Künstlers Dani Karavan.[3]
Gegenüber liegt der Yitzhak-Rabin-Platz, den seine Witwe Leah Rabin mit den Worten eröffnete: „Auf einem Platz ist mein Mann ermordet worden, hier ist der Platz, der für Versöhnung steht.“
Fest des jüdischen Buches
Das 2006 ins Leben gerufene Fest des jüdischen Buches will Aspekte der jüdischen Literatur im weitesten Sinne möglichst breit darstellen. So wird sowohl jüdischen als auch nicht-jüdischen Menschen ein Einblick in diese Welt ermöglicht. Und weil die Architektur dieser Synagoge selbst ein „offenes Buch“ darstellt, scheint das Gebäude fast prädestiniert dafür zu sein. Das Fest des jüdischen Buches findet üblicherweise im März statt. 2009 las Gilles Rozier in dem Bereich, der der Frankophonie gewidmet ist, teilweise auf Jiddisch. Robert Schindel trug aus "Wundwurzel" Gedichte vor. 2010 war Vladimir Vertlib zum wiederholten Male dabei; auch Oleg Jurjew las.
Familien- und Jugendarbeit
Das Engagement im Bereich der Familien- und Jugendarbeit der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen erstreckt sich auf alle drei Mitgliedsstädte. In den Räumen des Gemeindezentrums in Duisburg ist sowohl das Büro mit der Geschäftsleitung als auch das Kinder- und Jugendzentrum Tikwatejnu beheimatet. Tikwatejnu ist Hebräisch und bedeutet übersetzt "Unsere Hoffnung".[4] Doch auch in Mülheim und Oberhausen sind Büros und Räumlichkeiten vorhanden, um erfolgreiche Familien- und Jugendarbeit leisten zu können.
Siehe auch: Jüdische Kulturtage im Rheinland – Veranstaltungen im westlichen Ruhrgebiet finden unter anderem dort statt.
Einzelnachweise
- "Noch viel Jahre lang habe ich nachts von Duisburg geträumt" - Jüdisches Leben in Duisburg von 1918 bis 1945, 2015, Kultur- und Stadthistorisches Museum Duisburg, Verlagshaus Wohlfahrt GmbH
- http://www.duisburgnonstop.de/site_de/index.php?page=show_cityguide&category_id=26&aid=137 (Zugriff im August 2008)
- http://www.duisburgnonstop.de/site_de/index.php?page=show_cityguide&aid=37 (Zugriff im August 2008)
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 28. Dezember 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Zugriff im August 2008)
Weblinks
- Website Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen: www.JGDuisburg.de
- Website Kinder- und Jugendzentrum Tikwatejnu der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen: www.tikwatejnu.de
- Website Familienarbeit der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen: www.familien-jugedu.de
- Website Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Duisburg-Mülheim-Oberhausen:
- Beschreibung aller Standorte auf dieser Themenroute als Teil der Route der Industriekultur