Stephan Ackermann
Leben
Ackermann wurde in Mayen geboren und wuchs in Nickenich auf. Nach dem Abitur am Kurfürst-Salentin-Gymnasium in Andernach studierte er ab 1981 Katholische Theologie und Philosophie in Trier und seit 1983 an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Am 10. Oktober 1987 empfing Ackermann durch Bischof Georg Moser in Rom die Priesterweihe für das Bistum Trier. 1989 erhielt er an der Gregoriana das Lizentiat der Theologie und war anschließend bis 1991 Kaplan in Bad Breisig.
Von 1991 bis 1998 war Ackermann Subregens am Trierer Priesterseminar und seit 1996 Domvikar am Trierer Dom. 1999 wurde er Regens und Dozent für spirituelle Theologie an der Priesterausbildungsstätte Studienhaus St. Lambert in Grafschaft-Lantershofen nahe Ahrweiler. Gleichzeitig arbeitete er seit 1998 an einer Promotion in Dogmatik, die er 2001 mit einer Dissertation zum Thema Kirche als Person. Zur ekklesiologischen Relevanz des personal-symbolischen Verständnisses der Kirche an der von Jesuiten geleiteten Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main abschloss. Papst Benedikt XVI. verlieh ihm im November 2005 den Titel Kaplan Seiner Heiligkeit.
Am 14. März 2006 wurde er von Benedikt XVI. zum Titularbischof von Sozopolis in Haemimonto und zum Weihbischof im Bistum Trier ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm der damalige Bischof von Trier, Reinhard Marx, am 14. Mai 2006 im Trierer Dom; Mitkonsekratoren waren Ackermanns emeritierter Vorgänger Leo Schwarz und Felix Genn, damals Bischof von Essen und bis 2003 ebenfalls Weihbischof in Trier. Aus Anlass seiner Bischofsweihe suchte sich Ackermann den Wahlspruch In lumine tuo Domine („In deinem Licht, Herr“) aus, der die Kurzfassung eines Verses aus dem Buch der Psalmen (Ps 36,10 ) ist.
Am 8. April 2009 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum 103.[1] Bischof von Trier[Anm 1]. Die Amtseinführung fand am Sonntag, dem 24. Mai 2009, durch den Metropoliten der Kölner Kirchenprovinz, Joachim Kardinal Meisner, statt.[2] Den im Reichskonkordat vorgeschriebenen Treueeid für sich und seinen Klerus gegenüber dem deutschen Staat und dem Land Rheinland-Pfalz legte er am 8. Mai 2009 in Mainz beim damaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck ab.[3]
Wirken
Von 2008 bis 2019 war Ackermann Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax.[4][5]
Nach nur hundert Tagen im Bischofsamt stellte Ackermann den in Südafrika tätigen, romkritischen Eifeler Priester Stefan Hippler („Der Papst soll den Gebrauch von Kondomen endlich zulassen!“) für den weiteren Einsatz im Erzbistum Kapstadt frei; fünf weitere Jahre kann Hippler in Südafrika bleiben und sich dort für den Auf- und Ausbau von Hilfsprojekten für AIDS-Infizierte engagieren – im Auftrag des dortigen Erzbischofs. Manche interpretieren diesen Schritt als „Abgrenzung“ oder „Gegenposition“ zur Bischofskonferenz oder zur römischen Kirchenleitung.[6][7]
Im September 2012 ernannte Papst Benedikt XVI. den Trierer Bischof Ackermann zum Mitglied im Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden.[8] Ackermann ist Mitglied im Vorstand des Deutschen Liturgischen Institutes. In der Deutschen Bischofskonferenz ist er Vorsitzender der Liturgiekommission und gehört der Kommission Weltkirche an.[9]
Am 29. Juni 2012 rief Bischof Ackermann eine Bistumssynode aus, die sich am 13. und 14. Dezember 2013 konstituierte. Es war die erste Synode im Bistum Trier seit fast 50 Jahren.
Im Februar 2014 befürwortete Ackermann nach dem Ergebnis einer Umfrage im Vorfeld der außerordentlichen Bischofssynode Reformen im Bereich der katholischen Sexualmorallehre. Er erklärte, die Kirche müsse sich neu mit den wiederverheirateten Geschiedenen auseinandersetzen und „die Frage nach einer Möglichkeit zur Wiederzulassung zu den Sakramenten konstruktiv und weiterführend aufgreifen“. Des Weiteren äußerte er, wenn durch eine eingetragene Lebenspartnerschaft Treue und Verantwortung gestützt würden, könne die Kirche dieses Verantwortungsbewusstsein nicht ignorieren.[10]
Missbrauchsbeauftragter
Am 25. Februar 2010 wurde Ackermann von der Deutschen Bischofskonferenz zum Missbrauchsbeauftragten ernannt. Er ist mit Unterstützung eines bei der Bischofskonferenz eingerichteten Büros zentraler Ansprechpartner für alle Fragen im Zusammenhang des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich in Deutschland.[11] In seiner bisherigen Zeit in dieser Funktion wurden die Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker, Ordensangehörige und andere Mitarbeiter im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz überarbeitet.[12] Ebenso wurde eine neue Rahmenordnung Prävention von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz auf den Weg gebracht.[13]
Im März 2012 berichtete Der Spiegel, dass Ackermann in seinem Bistum angeblich sieben pädophile und zum Teil vorbestrafte Priester weiterhin als Seelsorger beschäftige. Dies wurde von Kirchenmitarbeitern und Opfern als unhaltbar kritisiert.[14] Die Deutsche Bischofskonferenz wies diese Darstellung zurück. Man handele gemäß den Leitlinien und beschäftige die betroffenen Personen nach einem forensischen Gutachten in Bereichen ohne Kontakt zu Kindern und Jugendlichen.[15] Kurz darauf wurde berichtet, dass ein betroffener Priester einen Gottesdienst gefeiert habe, bei dem auch Kommunionkinder anwesend waren. Nach Darstellung des Bistums geschah dies entgegen den Auflagen, da der Priester nicht gewusst habe, dass sich in diesem Gottesdienst auch Kinder vorstellen würden.[16]
Obwohl die Leitlinien sich nach Darstellung Ackermanns bewährt haben, sieht er dennoch Klärungsbedarf bei der Frage, ob und wie jemand weiter glaubwürdig als Priester arbeiten könne, wenn er „Missbrauchstäter“ geworden ist. Im Jahr 2013 sollen die Leitlinien, wie bereits 2010 angekündigt, noch einmal überprüft werden.[17] Aus Anlass der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 in Trier sprach sich Ackermann für eine Verschärfung der Leitlinien aus. Die bisherige Praxis, verurteilte Täter unter Auflagen weiterzubeschäftigen, möchte er demnach ändern, da man dadurch die Seelsorger der römisch-katholischen Kirche einem Generalverdacht aussetze und ihre Arbeit diskreditiere.[18]
Im April 2019 erhob der Kriminologe Christian Pfeiffer gegen Bischof Ackermann schwere Vorwürfe. Bei der sechs Jahre zuvor beendeten Missbrauchsstudie soll es zu vermehrten Kontrollwünschen und zu Zensur kirchlicherseits gekommen sein. Im Zuge des Scheiterns wurde Pfeiffer nach seiner Aussage ein Schweigegeld von 120.000 Euro angeboten. Nachdem er dies abgelehnt hatte, soll es einen Nötigungsversuch gegeben haben, indem Ackermann ihm mit massiver öffentlicher Diskreditierung gedroht habe.[19]
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Kirche als Person - Zur ekklesiologischen Relevanz des personal-symbolischen Verständnisses der Kirche. In: Studien zur systematischen und spirituellen Theologie. Band 31. Echter, Würzburg 2001, ISBN 978-3-429-02302-7 (Dissertation).
- Nicht von dieser Welt, aber in dieser Welt - Ein Programm nur für die Kirche? Reflexionen im Anschluss an die Rede von Papst Benedikt XVI. am 25. September 2011 im Konzerthaus in Freiburg. Altius-Verlag, Erkelenz 2011, ISBN 978-3-932483-50-9.
- Gott blickt uns an - Ein Begleiter für die weihnachtliche Zeit. Herder, Freiburg 2013, ISBN 978-3-451-32697-4.
- Religionsfreiheit im Brennpunkt - Historische Bezüge und aktuelle Fragestellungen. Conte-Verlag, St. Ingbert 2014, ISBN 978-3-95602-030-8.
- Leben heißt sich geben - Ein Begleiter durch die Fasten- und Osterzeit. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-460-27188-3.
- mit Christian Heckmann und Daniela Mohr-Braun (Hrsg.): Synode geht - Ansprachen, Predigten und Briefe. Herder, Freiburg 2017, ISBN 978-3-451-37868-3.
Literatur
- Stephan Kronenburg, Bruno Sonnen, Stefan Weinert: Einer von uns. Stephan Ackermann – Bischof von Trier. Paulinus-Verlag, Trier 2009, ISBN 978-3-7902-1635-6.
Weblinks
- Eintrag zu Stephan Ackermann auf catholic-hierarchy.org
- Literatur von und über Stephan Ackermann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie auf der Website des Bistums Trier
- Christoph Meurer: Bischof Stephan Ackermann über Gegenwart und Zukunft des Priesterberufs: Aus Überzeugung. In: katholisch.de. 7. Januar 2015 (Interview mit Bischof Ackermann zum 25-jährigen Priesterjubiläum).
- Michael Richmann: Bischofskonferenz stellt Studie über sexuellen Missbrauch vor: Sinnkrisen als Ursache? In: katholisch.de. 7. Dezember 2012 .
Anmerkungen
- Die Anzahl der bisherigen Bischöfe ist nicht eindeutig. So gab es z. B. mindestens zwei Gegenbischöfe und mindestens einer, Folmar von Karden, war vom Papst ernannt, konnte aber nicht amtieren.
Einzelnachweise
- Stephan Ackermann ist der 103. Bischof von Trier, Domradio, abgerufen am 24. März 2014
- Stephan Ackermann wird neuer Bischof von Trier, Trierischer Volksfreund, 8. April 2009
- Ministerpräsident Beck: Bischof ist wichtiger Gesprächspartner, Bistum Trier, 8. Mai 2009
- Bischof Ackermann bleibt Kommissions-Vorsitzender, Die Welt, abgerufen am 14. Oktober 2014
- Die Deutsche Kommission Justitia et Pax stellt Weichen für die Zukunft, Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ neuer Vorsitzender. Abgerufen am 3. Juli 2020.
- Der neue Bischof zeigt Kante, Saarbrücker Zeitung, 2. September 2009
- Trierer Bischof lässt Aids-Pfarrer freie Hand, Trierischer Volksfreund, 31. August 2009
- Trierer Bischof in Päpstlichen Rat berufen, Rhein-Zeitung, 30. September 2012
- Deutsche Bischofskonferenz: Pressemeldung vom 20. September 2016 – Nr. 175; dbk.de: Pressebericht Herbst-Vollversammlung, 28. September 2017
- Bischof plädiert für Reform der katholischen Sexualmoral, Zeit Online, 6. Februar 2014
- Bischofkonferenz ernennt mit Bischof Stephan Ackermann einen eigenen Missbrauchs-Beauftragten, kath.net vom 25. Februar 2010
- Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch. Deutsche Bischofskonferenz stellt Neufassung vor, Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz vom 31. August 2010
- Beratungen zum Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger: Präventionsmaßnahmen der Deutschen Bischofskonferenz, Pressegespräch der Deutschen Bischofskonferenz, 23. September 2010
- Katholischer Missbrauchsbeauftragter schont Pädophile, Der Spiegel vom 18. März 2012
- Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz (PDF; 35 kB)
- Pädophile im Bistum Trier. Kinderschänder feiert Messe, n-tv.de, 29. März 2012
- Interview mit Bischof Ackermann: Gratwanderung im Umgang mit den Tätern (Memento vom 29. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) im Domradio, 19. März 2012
- Gegen den Generalverdacht. Trierer Bischof will Einsatz pädophiler Priester erschweren, Domradio, 7. April 2012
- "Versuch der Nötigung": Kriminologe erhebt Vorwürfe gegen Trierer Bischof. SWR Aktuell vom 18. April 2019 (Memento vom 31. Oktober 2019 im Internet Archive); Interview mit Pfeiffer von Giovanni di Lorenzo, in: DIE ZEIT. Nummer 17 vom 17. April 2019, S. 47.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Reinhard Marx | Bischof von Trier seit 2009 |