Steinbeck (Buchholz in der Nordheide)
Steinbeck ist ein Stadtteil (Ortschaft)[1] der Stadt Buchholz in der Nordheide im Landkreis Harburg im Norden Niedersachsens (Deutschland) bei Hamburg. Seit der niedersächsischen Gebietsreform 1972 ist die ehemals selbstständige Gemeinde Steinbeck/Meilsen eine Ortschaft der Stadt Buchholz.
Steinbeck | |
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Einwohner: | 5975 (31. Mrz. 2020)Einwohnermeldeamt |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Eingemeindet nach: | Buchholz in der Nordheide |
Postleitzahl: | 21244 |
Vorwahl: | 04181 |
Geographie
Steinbeck liegt in der nördlichen Lüneburger Heide am Rande der Harburger Berge. Durch Steinbeck fließt der kleine Steinbach, der später als Seppenser Bach in die Seeve fließt. Die Ortschaft Steinbeck wird von der Bundesstraße 75 tangiert. Mit dem Stuvenwald und dem Regionalpark Rosengarten stehen weitläufige Naherholungsgebiete zur Verfügung. Im Norden grenzt Steinbeck an den Stadtteil Dibbersen, im Nordwesten an die Gemeinde Wenzendorf und im Westen und Süden an den Stadtteil Trelde.
Gemeindegliederung
Die Ortschaft Steinbeck besteht aus den zwei Ortsteilen:
- Ortsteil Steinbeck
- Ortsteil Meilsen sowie dem ehemaligen Wochenendhausgebiet Abdeckerei/Diekbarg.
Geschichte
Herkunft des Namens „Steinbeck“
Die Bezeichnung Steinbeck leitet sich aus den Worten „viele Steine“ und ein Bach (altsächsisch: biki, beke) ab.[2]
Die Steine
Durch gewaltige Eismassen aus Skandinavien wurden während der Eiszeit extrem viele Steine nach Steinbeck „transportiert“. Vor mehr als 4000 Jahren kamen dann aus dem Gebiet der heutigen Türkei die ersten Siedlergruppen nach Steinbeck. Mit den in Steinbeck vorgefundenen Steinen bauten die ersten Steinbecker ein Großsteingrab für ihre Verstorbenen. Die Grabstelle verlief quer über die heutige B75 und war 64 m lang und 4 m breit. Unbelegten Überlieferungen nach haben während der Hamburger Franzosenzeit die Truppen von Napoleon I. das Grab für den Bau einer Straße (der heutigen B75) zerstört. Von der ehemaligen Grabstätte sind daher nur noch wenige Steine vorhanden. Man findet die Überreste noch auf dem Weg zum Stuvenwald am Schlosshof an der Wenzendorfer Straße.
Der Bach
Der Steinbach entspringt südwestlich von Meilsen an einem kleinen Teich zwischen Feldern. Dieses kleine Gewässer ist älter als die Elbe und entstand während der Eiszeiten. Über den Seppenser Bach und die Seeve fließt sein Wasser als kleiner Wald- und Wiesenbach in die Elbe.
Steinbecker Geschichte
Die Steinbecker Geschichte ist vermutlich eng mit Karl dem Großen verbunden, der die seinerzeit hier lebenden Sachsen um das Jahr 804 nach Westen vertrieben hat.
Bedeutung im Zweiten Weltkrieg
Das Steinbecker Gasthaus „Zur Eiche“ und das Steinbecker Hotel „Hoheluft“ spielten zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine besondere Rolle in der Geschichte Hamburgs: Im Gasthaus „Hoheluft“ fanden am 29. April 1945 Verhandlungen zwischen den Alliierten und den Deutschen statt, die dazu führten, dass am Ende des Zweiten Weltkrieges die Stadt Hamburg kampflos an die Briten übergeben werden konnte.[3] Der damalige Verhandlungstisch kann noch heute im Gasthaus „Hoheluft“ besichtigt werden.
Gebietsreform
Seit 1865 gehören die Dörfer Steinbeck und Meilsen als Gemeinde Steinbeck zusammen. Diese wurde am 1. Juli 1972 in die Stadt Buchholz in der Nordheide eingegliedert.[4] Seitdem bilden Steinbeck und Meilsen eine Ortschaft dieser Stadt.[5]
Weitere Entwicklung der Orte
Steinbeck erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg einen großen Zuwachs der Einwohnerzahlen. Neue Baugebiete wie die Siedlung Heimgarten, Kattenberge Nord und die in den 1970ern gebaute, seinerzeit größte Fertighausausstellung Deutschlands[6] in der Vaenser Heide lockten mit ihrer Einfamilienhausbebauung viele Familien nach Steinbeck.
Meilsen hingegen wuchs kaum und zeigt sich auch heute noch als ursprüngliches Bauerndorf. Reetgedeckte Bauernhäuser und Scheunen sowie alter Eichenbaumbestand prägen auch heute noch das Bild.
Wappen
In der Steinbecker Politik und in Teilen der Bevölkerung bestand lange Zeit der Wunsch, ein eigenes Wappen zu erstellen.[7] Die Niedersächsische Gemeindeordnung (NGO) ließ dieses jedoch nicht zu. Nur ehemalige Gemeinden, so wie die anderen Buchholzer Ortschaften, die bereits über ein eigenes Wappen verfügten, durften ihr Wappen weiterhin benutzen. Steinbeck und Meilsen haben jedoch nie über ein eigenes Wappen verfügt. Nach einer Änderung der NGO und zwischenzeitlichen Ersetzung durch das NKomVG ist es Steinbeck aber möglich, ein eigenes Wappen zu benutzen. Daher wurde ein Grafiker beauftragt, für Steinbeck und Meilsen ein modernes Wappen zu entwickeln.
Politik
Steinbeck verfügt über einen Ortsrat. Der Ortsrat hat einen eigenen, von der Stadt zugewiesenen Etat, über den er allein entscheidet. Darüber hinaus wird er bei allen Entscheidungen, die die Ortschaft betreffen, angehört. Die Beschlüsse trifft allerdings der Buchholzer Stadtrat, dem er untergeordnet ist.
Der Ortsrat besteht derzeit aus 11 Mitgliedern (Stand: September 2021): CDU (4 Mitglieder), Buchholzer Liste (BL) (2 Mitglieder), FDP (2 Mitglieder), Bündnis 90/Die Grünen (2 Mitglieder) und SPD (1 Mitglied).[8]
Ortsbürgermeisterin ist aktuell Ilka Stenzel (CDU).[9] Die ehrenamtliche Ortsbürgermeisterin hat lediglich repräsentative Aufgaben und stellt für die Bürger der Ortschaft eine erste Ansprechpartnerin als Schnittstelle zur Verwaltung dar.
Die Wahlperiode beträgt regelmäßig fünf Jahre. Die nächste Wahl findet somit turnusmäßig 2026 statt.
Wirtschaft
Im Buchholzer Stadtteil Steinbeck befindet sich mit dem Gewerbegebiet I "Vaenser Heide" ein großer Gewerbestandort. Es ist der älteste der Stadt. Angesiedelt haben sich hier größtenteils kleine und mittelständische Gewerbebetriebe. Seit den 2000ern hat sich das Gebiet durch das neue Fachmarktzentrum mit Filialen von OBI, famila, MediaMarkt, Küchen Aktuell, Dat Backhus, Das Futterhaus, Jawoll, LIDL und kleineren Betrieben neben der Innenstadt zu einem zweiten, wichtigen Einzelhandelsstandort in der Stadt entwickelt. Des Weiteren finden sich hier mehrere kleine Autohändler, die Firmensitze des Arbeitschutzausstatters Feldtmann KG und des Sportbekleidungsunternehmens killtec, mittelständische Handwerksbetriebe, die Buchholzer Stadtwerke und eine Niederlassung des TÜVs. Außerdem betreibt Möbel Kraft hier ein großes Möbelhaus und bis vor wenigen Jahren sein zentrales Hochregallager. Dieses steht allerdings leer und ist aufgrund seiner Ausmaße als Landmarke weithin sichtbar.
Direkt an der Bundesstraße 75 im Ortsteil Meilsen befindet sich ein weiteres Gewerbegebiet, „Meilsener Straße“. Hier betreibt die Ostfriesische Teegesellschaft eine ihrer zentralen Produktionsstätten und Lager für Tee für bekannte Handelsmarken wie milford und Meßmer.
Verkehr
Durch Steinbeck führt die überregional bedeutsame Bundesstraße 75 über die man in kürzester Zeit zur nahe gelegenen Autobahn A1 und somit nach Hamburg und Bremen gelangt.
Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in Buchholz. Durch das gut ausgebaute Liniennetz von Buchholz Bus wird Steinbeck mit dem Bahnhof und der Innenstadt verbunden. Des Weiteren verkehren mehrere Regionalbuslinien des KVG durch Steinbeck.
Kultur und Bildung
In Steinbeck befinden sich zwei Kindertagesstätten und eine Grundschule samt Turnhalle. Außerhalb der Schulzeiten wird diese Turnhalle den in Steinbeck ansässigen Sportvereinen, dem Tischtennisverein „TSC Steinbeck-Meilsen“ und der Damenturngruppe „Steinbecker Steifböcke“ genutzt. Neben der Turnhalle wurde vor einigen Jahren ein neuer Kunstrasenplatz eingeweiht, der für die großen Buchholzer Vereine sowie die „Steinbecker Ackerjungs“ als Trainingsplatz fungiert.
Außerdem findet auf dem Gelände der Grundschule das alljährliche „Steinbecker Dorffest“ statt. Auf dem Grundstück der Grundschule befindet sich außerdem die so genannte „Köhlerhütte“, ein Pavillon mit einem Grillplatz, der für jedermann zugänglich ist.[10]
Im Jahre 1982 wurde in Steinbeck die Niederdeutsche Bühne Buchholz „De Steenbeeker“ gegründet, die Veranstaltungen in plattdeutscher Mundart abhalten.[11]
Geschichte der Grundschule
Die in Steinbeck ansässige Grundschule besteht mittlerweile über 60 Jahre; sie wurde am 15. Januar 1958 eingeweiht.
Vor Gründung dieser Grundschule mussten die Steinbecker über einige Jahrhunderte hinweg die Schulen in Buchholz besuchen, die Schüler aus Meilsen die Schule in Trelde. 1898 wurde in Steinbeck eine provisorische Schule gegründet. So wurden im Hause von Sneers die große Gaststube ausgeräumt und als provisorischer Klassenraum eingerichtet. Einige Monate später beschloss der Schulvorstand den Neubau eines eigenen Schulgebäudes in Steinbeck. Das Grundstück dafür wurde von Georg Frommann erworben. Es grenzte direkt nördlich an dessen Hoffläche. Die feierliche Einweihung des Neubaus erfolgte 1901. Der Schulbetrieb dort endete mit der Fertigstellung der neuen Schule auf dem Kattenberge im Januar 1958.
Sport und Freizeit
Vereine
In Steinbeck bestehen folgende Sportvereine:
- TSC Steinbeck-Meilsen 88 e.V. – Außer Tischtennis bietet dieser Verein auch „Turnen für Mutter und Kind“.
- Steinbecker Steifböcke von 1971 e.V. – Dieser Verein ist ein reiner Damenturnverein.
- Steinbecker Ackerjungs – Hobbyfußballergruppe
- ComputerKreis Steinbeck e.V. – Der Verein unterrichtet ältere Mitmenschen beim Umgang mit dem Computer und „was sonst noch dazu gehört“
- De Steenbeeker – Theatergruppe niederdeutscher Mundart
Radwanderwege
Durch Steinbeck führen sowohl der Europäische Fernwanderweg, als auch der Leine-Heide-Radweg.[12]
Literatur
- Kurt Hölzer: Steinbeck und Meilsen am Stuvenwald. Billers ut de Tiden. Hrsg. v. Geschichts- und Museumsverein Buchholz und Umgebung, 1985.
Einzelnachweise
- Offizielle Seite der Stadt Buchholz mit Gliederung der Ortschaften. Abgerufen am 3. Juni 2020.
- Vgl. hierzu wie im Folgenden zur Geschichte Steinbecks: http://www.buchholz-steinbeck.de/geschichte.htm (Memento vom 20. Mai 2011 im Internet Archive).
- Otto Rudolf von Laun: Kapituliert Hamburg? : die deutsch-englischen Verhandlungen in Steinbeck-Hoheluft 1945. Hamburg 1977.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 229.
- Zur Gebietsreform vgl. Blazek, Matthias: Von der Landdrostey zur Bezirksregierung – Die Geschichte der Bezirksregierung Hannover im Spiegel der Verwaltungsreformen, Stuttgart 2004, ISBN 3-89821-357-9.
- Die Siedlung aus der „Retorte“. Abgerufen am 30. April 2020.
- Vgl. zu den Ausführungen bezüglich des Wappens Steinbecks insgesamt: www.buchholz-steinbeck.de (Memento vom 10. Juni 2011 im Internet Archive).
- Ergebnisse der Ortsratswahl 2021. In: buchholz.wahlen-aktuell.de. Stadt Buchholz in der Nordheide, 12. September 2021, abgerufen am 6. Dezember 2021.
- Ortsrat der Ortschaft Steinbeck. In: buchholz.de. Stadt Buchholz in der Nordheide, abgerufen am 6. Dezember 2021.
- www.buchholz-steinbeck.de.
- www.steenbeeker.de.
- http://www.buchholz-steinbeck.de/fernwanderweg.htm (Memento vom 20. Mai 2011 im Internet Archive).