Speckheim (Windsbach)
Speckheim (umgangssprachlich: „Schbehgum“[2]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Windsbach im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).
Speckheim Stadt Windsbach | |
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Höhe: | 396 m ü. NHN |
Einwohner: | 69 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 91575 |
Vorwahl: | 09871 |
Feuerwehrhaus |
Geografie
Das Dorf liegt im engen, an den Hängen überwiegend bewaldeten, ostsüdöstlich ziehenden Tal des Mühlbachs, der im nahen Nachbardorf Ismannsdorf oberhalb aus zwei Oberlaufsträngen entsteht, ab dem Übertritt aufs Gebiet der Nachbargemeinde Mitteleschenbach etwas vor dem ferneren Gersbach Erlbach genannt wird und noch weiter abwärts von rechts in die Rezat mündet. Im Ort fließt ihm der unbeständige Klingengraben von Westsüdwesten zu, Mündungssporn ist der Bummerberg. Eine weitere kleine, anscheinend fast trockene Talmulde stößt von Süden her zu. Über dem linken Talrand setzt sich der Wald im Seeleinshölzlein auf einer Hochfläche des örtlichen Sandsteinkeupers weit fort, während jenseits des Waldsaums am rechten Talrand auf der Höhe meist Felder liegen. Der Talgrund liegt im Gipskeuper.
Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Ismannsdorf zur Staatsstraße 2220 (0,8 km nordwestlich) bzw. nach Mitteleschenbach zur Kreisstraße AN 15 (2 km südöstlich).[3]
Geschichte
1233 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde wird die Schenkung von Gütern und Gefällen in „Kirchfarrnbach“, „Widogowendorf“ und „Specheim“ durch den eichstättischen Kanonikus Volcmarus an Abt Arnold (1182–1210) des Klosters Heilsbronn bestätigt.[4] Der Ortsname leitet sich vom althochdeutschen Wort „spëkia“ (= Knüppeldamm) ab.[5] Solche Knüppelgeflechte konnten tatsächlich bei Kanalisations- und Straßenbauten gefunden werden.[6]
1249 erwarb das Kloster dort ein Gut, 1381 und 1383 noch zwei weitere Höfe.[7] 1408 stiftete der Ritterbund der Fürspänger eine ewige Messe, zu der u. a. ein Gut in Speckheim – der sogenannte Spangenhof – dem Hochstift Bamberg überlassen wurde. Den Schutz des Hofes übernahm das Kastenamt Windsbach.[8]
Im 16-Punkte-Bericht des Oberamts Windsbach aus dem Jahr 1608 wurden für Speckheim 6 Mannschaften verzeichnet: 4 Bauernhöfe und 1 Mühle unterstanden dem Verwalteramt Merkendorf, 1 Hof der Reichsstadt Nürnberg. Außerdem gab es ein Gemeindehirtenhaus. Der Spangenhof wird in dem Bericht nicht erwähnt. Das Hochgericht hatte das brandenburg-ansbachische Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach inne.[9] Das Verwalteramt Merkendorf übte das Gemeinderecht und den Hirtenstab aus.[10] Laut dem 16-Punkte-Bericht des Oberamts Heilsbronn ebenfalls aus dem Jahr 1608 werden die 5 Heilsbronner Anwesen als 2 Höfe und 3 Güter qualifiziert.[11] Während des 30-jährigen Krieges wurde der Ort schwer in Mitleidenschaft gezogen.[12]
Laut den Vetter’schen Oberamtsbeschreibungen des Jahres 1732 gab es in Speckheim 10 Mannschaften: Mahl- und Schneidmühle, 2 Höfe mit je 2 Mannschaften, 2 Güter und ein Häuslein unterstanden dem Verwalteramt Merkendorf, 1 Gütlein dem Stadtvogteiamt Eschenbach des Deutschen Ordens und 1 Häuslein dem Hochstift Bamberg.[13]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Speckheim 11 Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte weiterhin das Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus, die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Verwalteramt Merkendorf inne. Grundherren waren das Fürstentum Ansbach (Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach, Sprangenpfründe Obere Pfarre in Bamberg: 1 Halbhof, 1 Viertelhof; Verwalteramt Merkendorf: 2 Höfe, 2 Halbhöfe, 2 Söldengütlein, 1 Köblergut, 1 Wirts-Söldengütlein) und das Stadtvogteiamt Eschenbach (1 Gut).[14] Es gab zu dieser Zeit 10 Untertansfamilien, von denen 8 ansbachisch waren.[15][16] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Windsbach.[17]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Speckheim dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Sauernheim und der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Sauernheim zugeordnet.[18] Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Speckheim in die neu gebildete Ruralgemeinde Ismannsdorf umgemeindet. Diese wurde am 1. Juli 1972 im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Windsbach eingegliedert.[17]
Baudenkmal
- Haus Nr. 6: Ehemalige Mühle, zweigeschossiger massiver Satteldachbau, mit einfacher Putzgliederung, 1851.
Religion
Die Gemeinde gehörte in der vorreformatorischen Zeit zur Pfarrei St. Nikolaus in Mitteleschenbach. Seit der Reformation sind die Protestanten nach St. Margareta (Windsbach) gepfarrt.[30]
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Speckheim. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 379 (Digitalisat).
- Karl Dunz: Windsbach – Heimat und Kulturgeschichte der Stadt mit allen Ortsteilen. Neuendettelsau 1985, S. 261–263.
- Georg Paul Hönn: Speckheim. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 372 (Digitalisat).
- Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Band 2. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8, S. 911.
- Hansgeorg Klauss u. a. (Hrsg.): Der Landkreis Gunzenhausen. Verl. f. Behörden u. Wirtschaft Hoeppner, Aßling-Pörsdorf/Obb. 1966, DNB 456843604, S. 217.
- Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Band 2. Verl. für Kunstreprod. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-923006-90-X, S. 475–476 (Digitalisat – Erstausgabe: Beck, Nördlingen 1879).
- Robert Schuh: Gunzenhausen (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 5). Michael Laßleben, Kallmünz 1979, ISBN 3-7696-9922-X, S. 151–152.
Weblinks
- Speckheim auf der Website windsbach.de
- Speckheim in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 19. November 2021.
- Speckheim in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 14. September 2019.
- Speckheim im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 333 (Digitalisat).
- R. Schuh: Gunzenhausen, S. 273. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: šbēgum.
- Speckheim im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- R. Schuh: Gunzenhausen, S. 273; G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 1, S. 56.
- R. Schuh: Gunzenhausen, S. 274; H. Klauss (Hrsg.): Der Landkreis Gunzenhausen, S. 217.
- K. Dunz: Windsbach, S. 261.
- G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 475f.
- K. Dunz: Windsbach, S. 262; M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 911.
- Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/1, 13. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 732.
- M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 743.
- Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 25, 30. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 742.
- K. Dunz: Windsbach, S. 263.
- Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 120II no. 69aIII fol. 134. Zitiert nach R. Schuh: Gunzenhausen, S. 274.
- M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 911.
- Johann Bernhard Fischer: Speckheim. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 408 (Digitalisat).
- J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 5, Sp. 379.
- M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 996f.
- Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 44 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 148 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1042, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1208, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1131 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1199 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1237 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1069 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 786 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 172 (Digitalisat).
- Nach K. Dunz: Windsbach, S. 262, sollen die Speckheimer gewohnheitsmäßig St. Margareta besucht haben, wodurch es oft Ärger gab, weil sie auch Taufen und Hochzeiten dort vollziehen ließen und den Mitteleschenbachern dadurch Geld entging. Dies habe dazu geführt, dass Speckheim 1685 nach St. Margareta umgepfarrt wurde (S. 260). – Diese Aussage ist insofern unverständlich, weil die Vornahme von Kasualien an Fremdgläubigen bei beiden Kirchen ohnehin nicht gestattet war.