Gersbach (Mitteleschenbach)
Gersbach (mundartlich: Gäaschba[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Mitteleschenbach im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).
Gersbach Gemeinde Mitteleschenbach | |
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Höhe: | 388–415 m ü. NHN |
Einwohner: | 59 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 91734 |
Vorwahl: | 09871 |
Geografie
Durch das Dorf fließt der Erlbach[3], der ein rechter Zufluss der Fränkischen Rezat ist, und der Altbach[4] mündet im Ort als rechter Zufluss des Erlbachs. Im Nordosten grenzt das Waldgebiet Kummerstall an. 0,25 km südlich liegt der Haselmühlweiher. Durch den Ort verläuft die Kreisstraße AN 15, die nach Mitteleschenbach (1,5 km südlich) bzw. nach Windsbach zur Staatsstraße 2223 (2,5 km nördlich) führt.[5]
Geschichte
Der Ort wurde 1272 als „Gerwigesdorf“ erstmals urkundlich erwähnt. 1283 schenkte Albrecht Rindsmaul zu Wernfels dem Kloster Heilsbronn „Gerrichsdorf“, das zu dieser Zeit aus 1 Hube, 2 Lehen, 1 Fischwasser und 1 Mühle bestand. 1287 tauschte der Eichstätter Bischof Reinboto mit dem Kloster dessen Besitzungen in „Gerichsdorf“ gegen bischöfliche Besitzungen in Mörlach. Der Ortsname hat als Bestimmungswort den Personennamen „Gērrīch“ bzw. „Gērwīg“. Eine Person dieses Namens ist als Gründer der Siedlung anzunehmen.[6]
Laut dem Salbuch des Hochstifts Eichstätt, das um 1300 aufgestellt wurde, gab es in Gersbach 6 Anwesen (2 Lehen, 1 Hube und 3 Mühlen).[7]
Im 16-Punkte-Bericht des Oberamts Windsbach aus dem Jahr 1608 wurden für Gersbach 4 Mannschaften verzeichnet: die 2 Höfe und 2 Mühlen unterstanden dem Kastenamt Spalt. Außerdem gab es ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus.[8] Dieselben Angaben finden sich eichstättischen Salbuch von 1615. 1665 wurde außerdem noch 1 Sölde aufgeführt. Der Ort, der im 30-jährigen Krieg komplett abgebrannt wurde, war zu diesem Zeitpunkt noch verödet.[9]
In den Vetterschen Beschreibung des Oberamts Windsbach von 1732 wurden für „Gehrsbach“ 2 Mühlen, 2 Höfe und 1 Gütlein verzeichnet, die alle dem Kastenamt Spalt unterstanden. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus.[10]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildete Gersbach mit Hasel- und Neumühle eine Realgemeinde bestehend aus 5 Anwesen (1 Hof, 2 Halbhöfe, 2 Mühlen). Das Hochgericht übte das Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über die Anwesen hatte das Kastenamt Spalt inne. Neben den Anwesen gab es noch ein Gemeindehirtenhaus.[11][12][13] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Windsbach.[14]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Gersbach dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Mitteleschenbach und der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Mitteleschenbach zugeordnet.[15]
Baudenkmäler
- Bedeutendstes Bauwerk des Ortes ist die Kapelle Zum Gekreuzigten Heiland, die einst als Wallfahrtskapelle der Pfarreien Ornbau, Arberg, Großenried und Herrieden diente. In den Jahren 2001 und 2002 wurde sie saniert.
- Haus Nr. 6: Wohnstallhaus
Wasserwerk
Als sich zum Ende des 19. Jahrhunderts die Ansbacher Quellen als zu unergiebig und als zu verunreinigt erwiesen, um die Trinkwasserversorgung der Stadt auch künftig zu gewährleisten, entschloss sich die Stadt zu einer auswärtigen Wasserzuführung. 1896 beschloss der Rat, das Wasser aus den Quellen bei der Gersbacher Mühle über die Entfernung von 25 km und einen Höhenunterschied von etwa 100 m in die Stadt zu leiten. Ausschlaggebend war neben der Wassermenge von 50 Litern/Sekunde auch die Reinheit und der gute Geschmack.
Der Nürnberger Wasserbauingenieur Heinrich Kullmann erhielt 1898 den Auftrag zur Errichtung des Wasserwerkes in Gersbach, das über eine Hochdruckwasserleitung Ansbach beliefern sollte. Für den Bau waren 1,5 Millionen Goldmark veranschlagt.
Das Wasser wurde aus zwölf Quellen gezapft; nötige Stollen wurden durch italienische Bergleute vorgetrieben. Im Gersbach entstand eine Aufbereitungsanlage, deren Schornstein weithin sichtbar ist. Über eine Leitung mit 275/225 mm Nennweite wurde das Wasserwerk mit dem zeitgleich in Ansbach errichteten Hochbehälter für 1800 m³ Wasser verbunden. Nach seiner Fertigstellung im November 1900 versorgte das Wasserwerk 1184 Haushalte in Ansbach mit Trinkwasser.
Da sich das Wasserwerk auf Grund des stetig steigenden Trinkwasserbedarfs bald als nicht mehr ausreichend erwies, wurden während des Ersten Weltkrieges zwischen 1915 und 1917 unter Einsatz von Kriegsgefangenen die Anlagen weiter ausgebaut und neue Brunnen gefasst.
Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Bevölkerungszuwachs der Stadt Ansbach zu Wassermangel und trotz erneuter Erweiterung war das Gersbacher Wasserwerk 1960 an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gelangt. Die Trockenheit des Jahres 1963 führte schließlich zur Errichtung eines weiteren Wasserwerks in Schlauersbach, das 1966 in Betrieb ging.
Seit dem Jahre 2004 erfolgt am Rande von Gersbach der Neubau eines Wasserwerkes der Stadtwerke Ansbach, das im Jahre 2007 fertiggestellt werden und das alte ersetzen soll.
Religion
Der Ort blieb auch nach der Reformation katholisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Margareta (Windsbach) gepfarrt, die Einwohner römisch-katholischer Konfession nach St. Nikolaus (Mitteleschenbach).
Sonstiges
Durch Gersbach verläuft der Wanderweg Stilla-Weg von Wolframs-Eschenbach nach Abenberg. Eine von Mitteleschenbach über das Drudenbrünnlein und den Haselmühlweiher kommende Radwanderroute führt über Gersbach am Erlbach abwärts zur Kugelmühle.
In Gersbach befindet sich ein Damwildgehege.
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Gehrsbach. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 287 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Gerspach. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 313 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Gersbach. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 353 (Digitalisat).
- Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Band 2. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8, S. 858.
- Robert Schuh: Gunzenhausen (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 5). Michael Laßleben, Kallmünz 1979, ISBN 3-7696-9922-X, S. 105–107.
Weblinks
- Gersbach in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 28. November 2021.
- Gersbach in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 16. September 2019.
- Gersbach im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 329 (Digitalisat).
- R. Schuh: Gunzenhausen, S. 105. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: gęəšbå.
- Der Mittellauf des Erlbachs wird bis Gersbach auch Mühlbach genannt.
- Der Altbach wird auch als Mitteleschenbacher Dorfbach bezeichnet.
- Gersbach im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- R. Schuh: Gunzenhausen, S. 106.
- Nach R. Schuh: Gunzenhausen, S. 106 zählte nur eine Mühle – die „novum molendium“ – dazu. Die „Swadermühl“ und die „Haselmůl“ werden bei F. Eigler: Schwabach, S. 78 mit dazugerechnet.
- Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/1, 13. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 730.
- Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 190I no 114 fol. 131 f. Zitiert nach R. Schuh: Gunzenhausen, S. 106.
- Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 120II no. 69aIII fol. 133 f. zitiert nach R. Schuh: Gunzenhausen, S. 106.
- M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 858.
- Johann Bernhard Fischer: Gehrsbach. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 405 (Digitalisat).
- J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 2, Sp. 313: „Eichstättischer Weiler von 5 Unterthanen, zum Pfleg- und Kastenamte Wernfels Spalt gehörig und nach Mitteleschenbach gepfarrt, liegt davon nur eine viertel Stunde nördlich entfernt, an dem Bache gleichen Nahmens Gersbach, welcher in diesem Weiler 2 Mühlen treibt, und sich mit der fränkischen Rezat bey Untereschenbach vermischt.“
- M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 1001.
- Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
- Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahr 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 29 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 150 (Digitalisat). Gersbach: 35 Einwohner, 5 Häuser; Haselmühle: 8 E., 1 H.
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1043, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat). Gersbach: 45 Einwohner; Haselmühle: 7 E.
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1208, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat). Gersbach: 56 Einwohner; Haselmühle: 9 E.
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1131 (Digitalisat). Gersbach: 61 Einwohner, 9 Wohngebäude; Haselmühle: 15 E., 1 Wgb.
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1200 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1237 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1070 (Digitalisat). Im Original: 15 E. Es ergibt sich aber eine Differenz von 90 E. zwischen der Zahl der Gesamtgemeinde und der Ortsteile.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 786 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 170 (Digitalisat).