Skull & Bones
Skull & Bones (engl. „Schädel und Knochen“) ist eine Studentenverbindung der Yale University. Sie wurde 1832 gegründet und wird von der Russell Trust Association finanziert, die als Ehemaligenorganisation 1856 in die Universität eingegliedert wurde.
Skull & Bones ist bekannt dafür, einige führende Vertreter in Politik und Wirtschaft hervorgebracht zu haben, darunter drei Präsidenten der USA. Neben ihren nur gerüchteweise bekannten Bräuchen machte sie dies zum Gegenstand von Verschwörungstheorien.
Quellen und Zeugnisse
Bereits im 19. Jahrhundert gab es Versuche, mehr zu erfahren. Die verfügbaren Informationen stammen aus halböffentlichen Dokumenten, Material aus Einbrüchen, Berichten der Einbrecher, Berichten von wenigen, die beruflich oder zur Arbeit in die Gruft geholt wurden, mehr oder weniger weitgehenden Berichten von einzelnen Mitgliedern, zugespielten internen Dokumenten, Berichten aus Rechtsstreitigkeiten zwischen Skull & Bones und anderen (s. u. zu Geronimos Schädel) und Berichten von Außenstehenden über heimlich beobachtete Zeremonien oder Rituale. Daneben wurden die Karrieren und gegenseitige Begünstigung zahlreicher Mitglieder in Wirtschaft und öffentlichen Ämtern recherchiert und in der Presse veröffentlicht. Dabei steht die Familie des ehemaligen US-Präsidenten Bush im Vordergrund.
Die meisten Informationen sind nicht überprüfbar. Den bedeutsamsten Einbruch verübte 1876 eine Gruppe mit dem doppeldeutigen Namen The Order of File and Claw („Der Orden der Akte/Feile und Klaue/Greifer“). Ihr Bericht ist in der Universitätsbibliothek von Yale einsehbar. Die Aussagen, die aus den genannten Berichten stammen, können nur nach ihrer Plausibilität bewertet werden. Die Gerüchte, die über die Vorgänge in der Gruft verbreitet werden, könnten übertrieben oder zur Desinformation gestreut worden sein. Und selbst wenn Meldungen über einzelne Vorkommnisse richtig sind, können aus ihnen keine allgemeinen Urteile abgeleitet werden.
Bis einschließlich 1970 wurden die Mitgliederlisten in der Universitätsbibliothek allgemein zugänglich aufbewahrt, in der Presse veröffentlicht, zeitweise sogar in der New York Times. Mit wenigen Ausnahmen (z. B. Dana Milbank) wird seit der Zeit der ersten größeren Publikationen über den Orden um 1983 über die späteren Verzeichnisse von der Ordensseite her Schweigen bewahrt. Das Haus der Geheimgesellschaft steht, wie die der konkurrierenden jüngeren Yale-Geheimgesellschaften Scroll and Key, Wolf's Head, Book and Snake und Berzelius, auf dem Campus. Name und Logo sind allgemein bekannt.
Zum Phänomen Skull & Bones gehört es, dass Berichte unkritisch als Bestätigung für die eigenen Vermutungen oder Verschwörungshypothesen angenommen werden. Antony C. Sutton, Autor der in den 1980 erschienenen ersten größeren Untersuchung, war beispielsweise geleitet, erstens, von dem Verdacht, die Illuminaten hätten nach ihrem Verbot in Bayern in den USA fortbestanden und Skull & Bones wäre eine ihrer Zellen und, zweitens, von einer Abneigung gegen Hegel, dessen Philosophie die Illuminaten dann genutzt hätten, um individuelle Freiheiten zu beschränken.
Organisationsform
Ihren Hauptsitz hat Skull & Bones auf dem Campus der Universität, in einem Gebäude, welches als Tomb (Gruft), als Tempel, T oder Boodle bezeichnet wird. Skull & Bones ist unter vielen Namen bekannt: The Order of Death („Orden des Todes“), einfach The Order und The Eulogian Club („Der eulogianische Club“, näheres im Abschnitt Eulogia) oder Loge 322. Initiierte werden als Bonesmen (Knochenmänner), Knights of Eulogia („Ritter der Eulogia“) oder Boodle Boys (näheres im Abschnitt Boodle) bezeichnet. Seit 1991 sind in diesem Orden auch Frauen als Mitglieder zugelassen und initiiert worden, womit sich die Bezeichnung der Mitglieder des hoch exklusiven Zirkels entsprechend auf Boneswomen (Knochenfrauen), Ladies of Eulogia (Hohe Damen von Eulogia) und Boodle Girls erweitert.
Der Orden rekrutiert sich nur aus Studentinnen und Studenten der Universität Yale. Er bildet eine senior society, d. h. eine Gesellschaft aus Studierenden des letzten Studienjahres vor dem Bachelor, die fünfzehn Mitglieder, meistens im Alter von etwa 22 Jahren, umfasst. Skull & Bones verfügt nach allgemeiner Auffassung über das größte Prestige unter den Yale-Geheimgesellschaften. Diese konkurrieren bei der Auslese der neuen Mitglieder. Der jeweils aktive Jahrgang wählt aus dem nächstjüngeren, also aus den juniors, seine fünfzehn Nachfolger aus. Dies nennt man tapping, abgeleitet von tap (Klaps). Damit ist der früher übliche Klaps auf die Schulter zum Zeichen der Ernennung gemeint. Das Verfahren hat sich in den gut 170 Jahren seit Bestehen mehrfach geändert. Der Tap Day, der Tag der Auslese, war zeitweise öffentlich. Es gab sogar Vorabsprachen zwischen den konkurrierenden Geheimgesellschaften. Die Auserwählten wurden über viele Jahre in der New York Times bekannt gemacht. Ähnliche Organisationen und Ausleseverfahren sind auch von anderen Universitäten bekannt, z. B. von der Society of the Pacifica House an der amerikanischen Brown University und der Sphinx Senior Society am Dartmouth College in Hanover (New Hampshire). Das tapping ist eine Form der Auslese. Die Kriterien können Abstammung, soziale Klasse, Leistung, Charakter u. a. sein. Im Falle von Skull & Bones ist es sichtbare oder voraussehbare Exzellenz der jüngeren Studenten. Insofern hat diese Geheimgesellschaft den Anspruch, eine Meritokratie zu formen. Es findet keine Werbung um Mitglieder statt.
Es handelt sich also um Elite-Organisationen im strengen Sinne des Wortes. Das Auswahlsystem fördert eine Sukzession der Auserwählten. Kandidaten können die Berufung ablehnen. Durch Studienleistungen oder Engagement in anderen Gruppen versuchen juniors auf sich aufmerksam zu machen und sich für das tapping ins Spiel zu bringen. Da eine weltanschauliche Ausrichtung der Geheimgesellschaft nicht bekannt ist, kann man mithin Skull & Bones nicht als Zusammenschluss Gleichgesinnter auffassen.
Anders als in deutschen Studentenverbindungen setzt sich die Aktivitas aus nur einem einzigen Studienjahrgang zusammen. Es gibt keine Probezeit. Skull & Bones gehört keinem Dachverband oder Kartell an.
Der Träger des Ordens ist die Russell Trust Association (RTA). Sie überwacht die Einhaltung der Tradition und beschließt Satzungsänderungen. Die Patriarchen helfen gelegentlich bei der Rekrutierung neuer Mitglieder nach und bilden vor allem ein Netzwerk von einflussreichen Personen. Zu jeder Zeit dürfte die Gesamtzahl der Bonesmen bei etwa 800 liegen.
Skull & Bones bildet einen gewissermaßen immerwährenden Lebensbund, der nicht mit dem Tod der einzelnen Ritter endet, sondern von den Folgegenerationen weitergetragen wird. Die neun Monate in der Senior Society bedeuten für die einzelnen lediglich die Aufnahmephase. Ein wesentliches Merkmal eines solchen Bundes ist die scharfe Ausgrenzung aller anderen Menschen, die in diesem Falle „Heiden“ oder „Vandalen“ (engl. „gentiles“ oder „vandals“) genannt werden.
1999 besaß die RTA ein Vermögen von rund 4,1 Mio. US-Dollar. Skull & Bones ist der einzige bekannte Geheimbund, der seine eigene Insel namens Deer Island besitzt (näheres im Abschnitt Deer Island).
Ableger einer deutschen Geheimgesellschaft?
Die Geheimgesellschaft wurde 1832 in New Haven, Connecticut von William Huntington Russell, Alphonso Taft und zwölf oder dreizehn weiteren Studenten gegründet, die z. T. keine Aufnahme in der Yale-internen Studentenorganisation Phi Beta Kappa gefunden hatten. Die erste Skull-&-Bones-Klasse (Bones-englisch cohort oder club) bestand im Jahre 1833.
Russell hatte zuvor ein Studienjahr an einer deutschen Universität, laut Sutton in Berlin, verbracht. Eine Immatrikulation Russells ist anhand der Berliner Matrikel nicht nachzuweisen.[1] Weil darüber nichts Genaues bekannt ist, gibt es breiten Raum für Vermutungen, Skull & Bones sei eine amerikanische Unterabteilung einer deutschen Geheimgesellschaft, in die Russell initiiert worden wäre. Das Geld zur Gründung des Ordens erhielt er von seinem Cousin; es stammte aus dem Opiumschmuggel.[2]
Die Frage nach der Herkunft des Ordens wird häufig mit Verschwörungstheorien vermengt. Indizien sucht man in Materialien aus Einbrüchen in die Gruft, in Berichten Eingeweihter oder der wenigen Personen, die ausnahmsweise Einlass bekommen haben. In der unten angeführten Literatur, insbesondere den Büchern werden viele Bilder, die in der Gruft hängen und mit deutscher Sprache und Thematik versehen sind, beschrieben, z. B. „Wer war der Thor, wer Weiser, wer Bettler oder Kaiser? / Ob arm, ob reich, / im Tode gleich.“ Alexandra Robbins ließ sich von Tomb-Eingeweihten bestätigen, dass bei Bones-Treffen gelegentlich einige deutsche Lieder gesungen werden, darunter auch das Lied der Deutschen, mit anderem Text jedoch, und dies deswegen, weil die Melodie von Joseph Haydn stamme; die Melodie ist in vielen evangelischen Gemeinden der USA ohnehin als Kirchenlied bekannt.
Die Zitate in den folgenden vier Punkten sind nach Alexandra Robbins und in eigener Übersetzung wiedergegeben (S. 82 f.; S. 106 f. der deutschen Ausgabe):
- Es liegt eine Einladung zu einem 30-jährigen Jubiläum mit der Formulierung vor:
a Jubilee Commemoration of the History of Our Establishment in New Haven.
ein Jubiläumsgedenken an die Geschichte unserer Einrichtung in New Haven. - Ein historisches, formelles Schreiben, das aus der Gruft stammen soll, lautet:
The Eulogian Club: An Historical Discourse pronounced before our Venerable Order on the Thirtieth Anniversary of the Foundation of our American Chapter in New Haven July 30th 1863 Thursday evening. By Timothy Dwight of 1849 …
Der Eulogische Club: Eine historische Abhandlung, vorgetragen vor unserem verehrungswürdigen Orden zum dreißigsten Jahrestag der Gründung der amerikanischen Abteilung in New Haven, 30. Juli 1863, Donnerstagabend. Von Timothy Dwight von 1849 … - Die Eindringlinge fanden neben dem Bild mit dem oben zitierten deutschen Vers eine Karte, auf der geschrieben stand:
From the German Chapter. Presented by Patriarch D.C. Gilman of D. 50.
Von der deutschen Abteilung. Überreicht durch Patriarch D.C. Gilman von D. 50. (Zu 'D.C. Gilman' und 'D. 50' siehe weiter unten.) - Ein Bones-Dokument aus dem Jahr 1933 erinnert an die „Geburt unserer Yale-Abteilung“ („birth of our Yale chapter“).
Ron Rosenbaum zitiert aus dem Bericht zu einem Einbruch in die Gruft im Jahre 1876, der in der Universitätsbibliothek von Yale zugänglich ist. Auch Sutton, Kris Millegan und Alexandra Robbins (Lit.: s. u.) beziehen sich darauf. Dort heißt es:
„Bones ist die Ortsgruppe eines Corps an einer deutschen Universität … General Russell, der Gründer, war vor seinem letzten Studienjahr in Deutschland gewesen, und bildete eine warme Freundschaft mit einem führenden Mitglied einer deutschen Gesellschaft. Er brachte die Befugnis mit zurück ans College, hier eine Abteilung zu gründen.“
Demnach war Russell in Deutschland Mitglied einer Studentenverbindung. Unter den Bedingungen der Karlsbader Beschlüsse von 1819 musste deren Leben je nach den Maßgaben der örtlichen Behörden mehr oder weniger geheim stattfinden. Das ist das einzige, was auf einen deutschen „Geheimbund“ hindeuten könnte. Ohne Identifikation des Studentencorps, dem Russell angehört haben soll, kann ein Einfluss auf Skull & Bones inhaltlich nicht näher bestimmt werden. Andererseits verfügen die Corps in Form der Kösener Corpslisten über weitgehend vollständige und veröffentlichte Mitgliederlisten aller Corps der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In den einschlägigen Kösener Korpslisten 1798–1910 wird Russell jedenfalls nicht geführt, so dass die behauptete Mitgliedschaft in hohem Maße spekulativ ist.[3]
Die Organisationsform des Ordens spricht ohnehin nicht dafür, dass es sich um den bloßen Ableger einer Verbindung oder eines Geheimbundes aus Deutschland gehandelt hat.
Ordensregel
Die Regel, nach der die Mitglieder zu handeln haben, ist nicht öffentlich bekannt. Es lassen sich nur einige Rückschlüsse aus dem Verhalten schließen und einige Hinweise ausdeuten.
- Wesentliches Gebot ist die Verschwiegenheit. Über die Interna der Gesellschaft und insbesondere von dem, was im Innern an Privatem und Beruflichem der einzelnen Mitglieder besprochen wird, darf nichts nach außen dringen. Allein deshalb ist es eine Geheimgesellschaft.
- In jedem neuen Club müssen sich die fünfzehn Mitglieder gegenseitig offenbaren und Rechenschaft über ihr bisheriges Leben, einschließlich der sexuellen Erfahrungen und ihrer Charakterschwächen ablegen. Es entsteht eine kollektive Intimsphäre.
- Die Bonesmen sind verpflichtet, sich gegenseitig bei ihrer Karriere zu helfen.
Eigenheiten
„Skull & Bones“
Der Totenschädel über den gekreuzten Knochen erscheint nicht nur auf dem Organisationslogo. Beim Gruppenbild eines Jahrgangs gruppieren sich die Personen um einen Tisch, auf dem ein Schädel mit Knochen liegt. Das Motiv ist als Todessymbol unter anderem von Piratenflaggen (Jolly Roger), Warnhinweisen vor Gift und seit Jahrhunderten von Grabplatten bekannt. Zusammen mit den im Tomb gesammelten menschlichen Knochen, den abgebildeten Totenschädeln, den oben zitierten deutschen Sprüchen und nicht zuletzt den Namen der Geheimgesellschaft ist eine starke Vorliebe zur Todesthematik belegt. Beziehungen zu anderen Organisationen lassen sich daraus nicht ableiten, da die Symbolik sehr verbreitet ist. Die Thematik passt zu einer Gesellschaft, deren Mitglieder eine Initiation durchlaufen. Man erleidet einen symbolischen Tod und erlebt die Auferstehung zu einem neuen Menschen.
322
Die Zahl 322 gehört zum Logo, es ist die Raumnummer des Inneren Tempels in der Gruft. Bonesmen benutzen sie als Merkzahl, z. B. für Zahlenschlösser, oder als symbolische Spendensumme an Ordensbrüder, die einer politischen Gegenpartei angehören. Sie unterschreiben mit „Dein im Geiste von 322“. Über ihre Bedeutung gibt es unterschiedliche Thesen:
- Es ist das Todesjahr des griechischen Redners Demosthenes (siehe Eulogia-Legende im nächsten Abschnitt).
- Eine weitere These: Der Bund in Yale sei 1832 als Abteilung 2 gegründet worden. Daher ergebe sich die Ziffernfolge 322.[4] 1832 war auch das Jahr, in dem die Vereinigung der beiden deutschen Logen „Zum Todtenkopfe“ und „Zum Phoenix“ zur „Vereinigte Johannisloge zum Todtenkopf und Phoenix“ beschlossen wurde.[Lenning 1] In ihrem Buch Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand, das 2013 als Begleitbuch zu einer Dokumentationsreihe des ZDF über Geheimbünde erschien, beschäftigen sich die Autoren Gisela Graichen und Alexander Hesse neben den Freimaurern auch mit der US-amerikanischen Studentenverbindung Skull & Bones. Sie gehen dabei auf Vermutungen ein, wonach Russell zahlreiche rituelle und symbolische Elemente der von ihm 1832 gegründeten Verbindung aus studentischen oder freimaurerischen Organisationen in Deutschland entlehnt haben soll, da er sich unmittelbar vor der Gründung von Skull & Bones für mehrere Monate in Deutschland aufgehalten hatte. Die Autoren stellen hier die Hypothese auf, Russell könne während seines Deutschlandaufenthalts auch in Königsberg gewesen sein und hätte seine Skull & Bones-Symbolik dann möglicherweise dem Emblem der dortigen Freimaurerloge „Zum Todtenkopf und Phoenix“ entlehnt.[5]
Eulogia
Der Legende nach verehren die Bonesmen eine Göttin namens Eulogia, die für die Redekunst stehen soll, die mit dem Tode Demosthenes im Jahre 322 v. Chr. in den Himmel aufgestiegen und zur Gründung des Eulogian Clubs 1832 wieder hinabgestiegen sei. Das mag als Hinweis gelten, dass sich die Geheimgesellschaft in der Tradition von Debattier-Clubs sieht, in denen Vorträge gehalten werden. Im Griechischen und Lateinischen hat das Wort Eulogia (Eulogie) ein anderes Bedeutungsspektrum, nämlich „Lobpreisung, Schönrednerei, Ruhm, Segnung, Wohltat, gesegnete Mahlzeit, Grabsprüche“. Diese Begriffe lassen ebenfalls Assoziationen zu dem zu, was man von der Organisation weiß, dass sie ihr Gebäude als „Gruft“ deutet, sich mit Todessymbolen umgibt, große gemeinsame Dinner ausrichtet und sich gegenseitig mit Worten und Taten für die Karriere einsetzt.
Der Schädel des Geronimo
Prescott Bush, später Senator von Connecticut, Vater von George H. W. Bush und Großvater von George W. Bush, soll im Mai 1918 den Schädel des Apachen-Häuptlings Geronimo aus dem Fort Sill bei Oklahoma eigenhändig mit fünf anderen Bonesmen aus vier Jahrgängen ausgegraben und ihn als Geschenk der Bruderschaft präsentiert haben. Diese Geschichte und Fotos aus der Gruft vom Schädel und anderen gestohlenen Grabbeigaben wurden dem Apache-Indianer und Aktivisten „Chief“ Ned Anderson zugespielt, der auf der Suche nach den sterblichen Überresten Geronimos war. Er verlangte die Herausgabe. Das FBI (damals noch Bureau of Investigation) lehnte es ab, sich in den Streit einzumischen, so lange, bis Anderson sich aus den Ermittlungen zurückziehe und seine Belege überdenke; ein Angebot, welches Anderson ausschlug. Anderson berichtete Alexandra Robbins, dass ein Treffen mit Jonathan Bush, dem Bruder des damaligen Vize-Präsidenten George H. W. Bush, nicht zustande gekommen sei. Bei einem Treffen mit Skull-&-Bones-Anwalt Davison sei ihm der Schädel eines zehnjährigen Jungen gezeigt worden. Auf den Vorschlag, diesen Schädel mitzunehmen und eine Erklärung des Ordens zu akzeptieren, der Schädel Geronimos befinde sich nicht in der Gruft, ließ Anderson sich nicht ein. Er veröffentlichte die Begebenheiten des Treffens mit der Bemerkung, dass es sich nicht um den Schädel aus der Skull-&-Bones-Bruderschaft gehandelt habe. Seinem Ersuchen, einen DNA-Test durchführen zu lassen, wurde nicht stattgegeben, und somit geht die Legende weiter. Yale erhält die Gerüchte jedoch weiter am Leben, indem sie in einem eigenen Magazin veröffentlicht, dass die Gruft in New Haven ebenso im Besitz des Schädels von Pancho Villa sein könnte.[6][7][8]
Skull & Bones Time
Man hat eine eigene Zeitrechnung, kurz: S. B. T., die von der üblichen Zeit an der Ostküste um fünf Minuten abweicht. Nennt die Ankündigung für ein abendliches Treffen die Uhrzeit „VIII S. B. T.“, dann ist 19.55 Uhr gemeint. Die Jahrgangszahlen des jeweiligen Clubs, die hinter den Namen des Mitglieds geschrieben werden, sind codiert aus einem „D“ und einer Zahl anstelle der Angabe in unserer Zeitrechnung. „D113“ steht für 1915. D ist bei Skull & Bones somit ein Substitut für die Zahl 1802 (1802 + 113 = 1915). Die Zahl hinter dem „D“ plus der D-Zahl (1802) ergibt das Jahr nach der üblichen Zeitrechnung. Die eigene Jahresrechnung ergibt sich aus Eintragungen in den kleinformatigen Mitgliedsbüchern, die Sutton einen Tag zur Einsicht überlassen wurden. Auf jeder rechten Seite wird ein Club-Jahrgang aufgelistet.
„Sehr interessant ist ein Eintrag zwischen den Jahrzehntlisten der Mitglieder. Auf der 1833er Liste, vor den 15 Gründernamen, stehen die Wörter ‚Periode 2 Dekade [Jahrzehnt] 3‘. Ebenso stehen vor Namen auf der 1843er Liste die Wörter ‚Periode 2 Dekade 4‘. Kurz, ‚Periode‘ bleibt über die Jahre gleich, aber die ‚Dekade‘-Zahl steigt alle zehn Jahre um eins an. Zweifellos bedeutet dies dem Orden etwas, sonst würde es nicht da stehen.
Eine andere mystische Gruppe von Buchstaben und Zahlen steht oben auf der ersten Namensliste 1833, ‚P.231-D.31‘. Die Zahlen steigen in jeder folgenden Klasse um eins an. 1834 zum Beispiel lautet der Eintrag ‚P.232-D 32‘.“
Das letzte sind verkürzte Schreibweisen. Es werden schlicht die Jahre gezählt. Die Zahl für die Periode ist nicht als Hunderterziffer zu lesen. Archibald MacLeish vom 1915er-Club signierte einen Brief mit „A. MacL. D113“, d. i. Jahr 3 der Dekade 11 und nicht etwa Jahr 3, Dekade 1, Periode 1. Die Periode dauert länger als 100 Jahre.
Für den Beginn der Periode und damit für das Epochenjahr gibt es drei Möglichkeiten, je nachdem, ob mit einem Jahr 0 und einer Dekade 0 gerechnet wird oder nicht, also 1802, 1803 oder 1813. (Der kombinatorisch denkbare Fall 1812 ist nicht plausibel.) Die genaue Zählweise ist nicht bekannt, und ebenso wenig, welches Ereignis als Beginn der Schädel-und-Knochen-Zeitrechnung angesetzt wurde.
Es ist ohnehin fraglich, ob eine bestimmte Verknüpfung zwischen S. B. T. und Ostküstenzeit besteht. Eine offizielle Broschüre von Skull & Bones vom 17. Juni 1933, mit dem Titel Continuation of the History of Our Order for the Century Celebration (Fortführung der Geschichte unseres Ordens für die 100-Jahresfeier) beginnt folgendermaßen (Hervorhebungen im Original):
„Ich bekenne hiermit, dass es keine Geschichte der Bones gibt. Wie könnte es eine geben? Es ist das wirkliche Wesen unserer Traditionen, dass es keinen Wandel gibt. Die tiefen Denker des barbarischen zwanzigsten Jahrhunderts mögen vom Problem von Zeit und Raum sehr verwirrt sein, aber die Göttin weiß, dass es nur eine Zeit gibt, Skull-&-Bones-Zeit, und nur einen Ort, Ihren Tempel, und dass nichts anderes existiert.“
Boodle
Die Mitglieder des Ordens werden auch „Boodle boys“ genannt; warum ist nicht klar. Es ist aber bekannt, dass sie zusammen im leergeräumten Speisesaal boodle ball spielen, angeblich jeden Donnerstagabend. Die beiden Kamine am Ende des Raumes, der etwa 18 Meter lang ist, dienen als Tore. Es handelt sich um eine Art Raufball mit einem halb leeren Ball, bei der es ziemlich ruppig zugehen soll. 1981 haben einige Bonesmen ihre Freundinnen und Frauen zum Zuschauen in die Gruft geschmuggelt. Die Härte des Spiels wurde vor 1991 von einigen Patriarchen als Grund dafür angegeben, dass Studentinnen nicht in die Geheimgesellschaft aufgenommen werden sollten. Das Wort „boodle“ bedeutet Bestechungs- oder Schmiergeld und daneben einen „Batzen Geld“.
Deer Island
Deer Island (44° 22′ N, 75° 54′ W ) ist ein Zufluchtsort, der sich im Privatbesitz der Russell Trust Association befindet. Es handelt sich um eine der Thousand Islands (Tausend Inseln) von 162.000 m² Größe, die im Sankt-Lorenz-Strom, drei Kilometer nördlich der Alexandria Bay zwischen den Bundesstaaten New York (USA) und Ontario (Kanada) liegt. Auf ihr sind zwei Tennisplätze, zwei Häuser, ein Bungalow, ein Bootshaus und ein Amphitheater entstanden. Die Insel dient als Refugium für Mitglieder von Skull & Bones und deren Familien und wird oft dafür benutzt, Gäste zu empfangen, die den Familienmitgliedern willkommen sind. Sie kann auch privat gemietet werden, wobei es hierfür erforderlich ist, Skull & Bones-Mitglied zu sein. Das Eiland wird vom Deer Island Club kontrolliert und instand gehalten, zu welchen ausschließlich Skull & Bones-Initiierte gehören. Diese Vereinigung erklärt in ihren Artikeln den Zweck des Clubs folgendermaßen:
„[…] den sozialen Umgang seiner Angehörigen zu fördern, und sie mit Einrichtungen zur Erholung und gemeinsamen Vergnügen zu versorgen; und zu diesem Zweck jegliches Eigentum zu erwerben, zu halten und zu übertragen, sei es Grundbesitz oder Privateigentum, das dazu notwendig oder passend sein mag; ein Klubhaus zum Nutzen und Wohl seiner Mitgliedern zu unterhalten; und Satzungen anzunehmen und allgemein alle üblichen Vollmachten von Körperschaften auszuüben, die nicht durch die genannten Statuten untersagt sind.“
Sozialisation der Abgrenzung
Die Treffen, Zeremonien und vielleicht auch Rituale von Skull & Bones, in denen sich die Studenten zu einem Bund formieren, finden in der Gruft statt, einem schlichten, fast fensterlosen Gebäude aus dem Jahre 1856 im klassizistischen Stil, das 1903 auf die doppelte Größe erweitert wurde und seither nicht mehr von Efeuranken überwuchert ist. Zuvor traf man sich in angemieteten Sälen. Zu diesem Gebäude haben normalerweise nur initiierte Studenten und Ehemalige, die Patriarchen, sowie einige Angestellte Zutritt.
Separation und Initiation
Der eigentlichen Sozialisation der neuen Mitglieder gehen zwei Phasen voraus: die Auslese in Form des oben skizzierten tappings als Herauslösung aus dem Status eines Profanen und die Initiation in den Bund mit Hilfe von Zeremonien. Diese wurden im Laufe der Jahrzehnte immer aufwändiger gestaltet. Schon daraus ist ersichtlich, dass es sich nicht um feste Riten handelt, sondern um veränderliche Zeremonien. Sie werden an die Zeitumstände, aber auch an die Neophyten angepasst. Auf Alexandra Robbins ausführliche Schilderung eines solchen Vorgangs wird hier Bezug genommen.
Die Kandidaten, die beim tapping die Wahl angenommen haben, erhalten wenig später eine Mitteilung, wann sie sich in ihrem Wohnheimzimmer allein bereithalten sollen. Es erscheint dann eine Abordnung von Bonesmen, die den dort Wartenden ergreift und in der Toilette unsanft gegen die Wand presst. Dabei erhält er genaue Instruktionen für den folgenden Abend, an dem er zur Gruft beordert wird.
Dort findet dann die Initiation statt, an der mindestens elf Patriarchen teilnehmen. Einen von ihnen versucht man zu überreden, als Onkel Toby den Zeremonienmeister zu geben. Der Abend mit seinem langen Programm ist ausgiebig geprobt worden. Die Ritter und Patriarchen haben verteilte Rollen und Funktionen. Alle tragen Masken und repräsentieren Gestalten aus der abendländischen Geschichte, Mythologie und Literatur. Ein Neophyt wird von „Schüttlern“ durch die Gänge und Räume des Hauses geschubst, gestoßen und gewirbelt. Dabei erfährt er von den Legenden des Hauses, wird aber immer wieder mit Witzen z. B. über seine Freundin oder seinen Hund provoziert.
In dem Raum namens Innerer Tempel findet die eigentliche Initiation statt. Dort muss der Neophyt den Schwur zur Verschwiegenheit ablegen. Man führt ihn vor das Bildnis der Göttin Eulogia und vor das Bild einer Frau, die das Eheglück symbolisiert. Ihm schlägt ein Teufelsschwanz ins Gesicht. Er muss den Schuh eines als Papst verkleideten Ritters küssen. Dann wird er wieder in die Knie gezwungen, und zwar vor einem Bonesman im Don-Quixote-Kostüm, der ihn zum „Ritter Eulogias“ schlägt. Anschließend stößt man ihn aus dem Raum in die Arme wartender Patriarchen. Diese Zeremonie wird mit dreizehn anderen Neophyten gleichermaßen vollzogen. Der fünfzehnte, dem man die Rolle des Kleinen Teufels zugedacht hat, wird kopfüber durch den Raum getragen, weil seine Füße niemals den Boden des Inneren Tempels betreten dürfen.
Zwar hat die Zeremonie eine klare Funktion, aber so, wie sie gestaltet ist, erscheint sie eher als Parodie auf Einweihungsriten anderer Geheimgesellschaften denn als okkulte Praxis. Deutlichstes Zeichen dafür ist der Ritterschlag ausgerechnet durch einen Don Quixote. Den Neophyten wird ein verwirrendes und gruseliges Ereignis geboten, das einer Geisterbahnfahrt ähnelt.
Dennoch wird eine klare Aussonderung vollzogen: Den Neophyten werden neue Ordensnamen gegeben. Nach ihrem Ritterschlag sind die uneingeweihten Anderen nur noch profane Heiden bzw. Vandalen. Damit grenzt der Orden sich und seine Mitglieder von der übrigen Welt ab. Dazu dient auch die eigene Zeitrechnung.
Integration
Komplementär dazu wird über Monate eine Innenbindung der Gruppe erzeugt. Die Voraussetzung dafür ist die Schweigepflicht, die höchste Loyalität zum Orden begünstigt[9] — Alexandra Robbins sollen Mitglieder bekannt sein, die sich die Insignien des Ordens eingebrannt haben, um sie immer bei sich zu tragen, wenngleich der Orden seinen Mitgliedern verbietet, sich über ihre Mitgliedschaft und den Orden zu äußern.
Die fünfzehn Mitglieder eines Jahrgangs kommen während des Studienjahres mindestens einmal in der Woche zusammen. Nach einigen Quellen gibt es einen Donnerstagstermin, an dem u. a. ein gemeinsames, üppiges Mahl abgehalten wird, welches von Angestellten in der Gruft zubereitet wird. An diesen Treffen nehmen auch Patriarchen teil. Anders als in deutschen Studentenverbindungen wird im Order of Death kein Alkohol ausgeschenkt.
Berüchtigt ist, was an den Sonntagsterminen geschieht. Es ist wohl das wesentliche Element der Gruppenbildung: die Selbstanalyse der einzelnen Mitglieder, bei der die bisherige Lebensgeschichte, einschließlich der sexuellen Entwicklung und begangener Vergehen und Verbrechen sowie die eigenen charakterlichen Schwächen den anderen offenbart und zur Kritik ausgesetzt werden. Alexandra Robbins, die ähnliches aus ihrer Geheimgesellschaft kennt, ist der Ansicht, dass diese Lebensbeichten die Bonesmen über die Zeit an der Universität hinaus lange aneinanderbinden sollen. Wer sich der Verpflichtung zur Geheimhaltung entzieht, muss damit rechnen, dass auch über ihn Intimitäten an die Öffentlichkeit gelangen. Dennoch hat sich John Kerry nicht gescheut, Charakterschwächen seines jüngeren Konkurrenten George W. Bush im Wahlkampf bloßzustellen (s. u.).
Die Offenlegung der Biographie und des Charakters vor den anderen erleichtert den Mitgliedern die Entscheidung, mit wem sie in ihrer künftigen Karriere gemeinsame Projekte unternehmen können – oder auch nicht.
Zahlreiche Fotos belegen, dass es in der Gruft eine große Anzahl von menschlichen Knochen gibt, obwohl das nach dem öffentlichen Recht von Connecticut nicht erlaubt ist. Die Knochen sollen auch bei einigen Gemeinschaftsriten eine Rolle spielen.
Das Haus soll vollgestopft sein mit Gebeinen und Totenschädeln sowie mit Erinnerungs- und Beutestücken, die die Bonesmen als Ritter oder Patriarchen zusammengetragen haben. Auch aus den Kriegen stammen einige Objekte, angeblich sogar ein Satz aus Hitlers Tafelsilber. Verschwörungstheoretiker sehen diese Dinge als Objekte einer kultischen Verehrung statt als Beute, mit der ein Bonesman die Erinnerung an sich wachhält.
Bisher ist es nicht gelungen, Verdächtigungen gegen Skull & Bones wegen einiger Diebstähle auf dem Campus und des Raubs des Schädels von Geronimo aufzuklären, weil die Gesellschaft dies zu verhindern wusste. Es wird auch hier vermutet, dass mit solchen Vergehen die Loyalität zur Gruppe gestärkt werden soll.
Während die Initiationszeremonie die ausgewählten Studenten in den Orden einführt, dienen die gemeinsamen Monate als Ritter der Aufnahme in die Elite, die die Patriarchen in der Gesellschaft der USA darstellen.
Familien
Organisationsform und Sozialisation sind darauf angelegt, die nachweislich herausragenden jungen Studenten der Elite-Universität Yale in eine exklusive Vereinigung zu integrieren, die das Leben der Einzelnen überdauert, weil sie sich über ein Ausleseverfahren den Bestand sichert. Dieser gleichsam ungeschlechtlichen Fortpflanzung zum Trotz wird vermutet, dass sich Familientraditionen der Mitgliedschaft herausgebildet haben.
Ordensnamen
Der Initiierte erhält am ersten Tag einen Namen, den er für den Rest seines Lebens beibehält. Namen, die gewöhnlicherweise verwendet werden sind: Magog, den derjenige mit den meisten sexuellen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht zugewiesen bekommt; Gog heißt jener, mit den wenigsten sexuellen Erfahrungen; Langer Teufel ist der Name für die größte Person, und Kleiner Teufel für die kleinste; Boaz ist der Name für den Kapitän einer American-Football-Schulmannschaft. Die Behauptung von Millegan, es würden griechische Namen bevorzugt, was der antirömischen Einstellung des Illuminatengründers Weishaupt entspreche, ist falsch. Tatsächlich stammen die Namen aus einem breiten Spektrum der Mythologie, Geschichte und Literatur. Feste und häufig wiederkehrende Namen wurden Tristram Shandy von Laurence Sterne entnommen.
Die Annahme von Ordensnamen ist keine Besonderheit, sondern bei vielen Geheimgesellschaften und bei religiösen Gemeinschaften verbreitet.
Ordensnamen einiger Bonesmen
- William Howard Taft: Magog
- F. O. Matthiessen: Little Devil
- Averell Harriman: Thor
- Henry Luce: Baal
- Briton Hadden: Caliban
- Archibald MacLeish: Gigadibs
- McGeorge Bundy: Odin
- Potter Stewart: Crappo
- William F. Buckley: Cheevy
- Charles Seymour: Machiavelli
- Donald Ogden Stewart: Hellbender
- George W. Bush: Temporary
- H.C. Niemann: Paxton
Mitglieder
Listen
Bis einschließlich 1970 veröffentlichten Skull & Bones ihre Mitgliederlisten in Zeitungen, welche auch in der Bibliothek von Yale aufbewahrt werden und unter anderem folgende Namen der Bonesmen enthalten:
- William M. Evarts (1837), US-Außenminister, US-Justizminister, US-Senator
- Morrison R. Waite (1837), Vorsitzender Richter am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten
- Timothy Dwight V (1849), Präsident der Yale University
- Simeon Eben Baldwin (1861), Gouverneur und Oberrichter des Staates Connecticut
- Franklin MacVeagh (1862), US-Finanzminister unter Präsident William Howard Taft
- William Collins Whitney (1863), US-Marineminister und New York City-Finanzier
- William Howard Taft (1878), 27. Präsident der USA, Oberrichter der USA, US-Kriegsminister
- Henry L. Stimson (1888), US-Kriegsminister, US-Außenminister, Leiter des Manhattan-Projektes
- Gifford Pinchot (1889), United States Forest Service unter US-Präsident Theodore Roosevelt
- Alfred Gwynne Vanderbilt (1898), Unternehmer
- Percy Avery Rockefeller (1900), Direktor von Brown Brothers Harriman, Standard Oil und Remington Arms
- Averell Harriman (1913), US-Botschafter und US-Finanzminister, Gouverneur von New York, Vorsitzender und Vorstandsvorsitzender der Union Pacific Railroad, Brown Brothers & Harriman und der Southern Pacific Railroad
- Archibald MacLeish (1915), Poet und Autor; in weiten Teilen Autor der Verfassung der UNESCO; Pulitzerpreisträger
- Prescott Bush (1917), Senator von Connecticut und Bankier
- F. Trubee Davison (1918), Personaldirektor der CIA
- Henry Luce (1920), Mitbegründer von Time-Life Enterprises
- John Sherman Cooper (1923), US-Senator und Mitglied der Warren-Kommission
- George Herbert Walker, Jr. (1927), Finanzier und Mitbegründer der New York Mets
- Jonathan Brewster Bingham (1936), US-Senator
- Potter Stewart (1936), Richter am Obersten Gerichtshof der USA
- James L. Buckley (1944), US-Senator
- John Chafee (1947), US-Senator, Secretary of the Navy und Gouverneur von Rhode Island; Vater von US-Senator Lincoln Chafee
- George Herbert Walker Bush (1948), 41. Präsident der USA, Vize-Präsident der USA unter Präsident Ronald Reagan, Direktor der CIA, Vorsitzender des Republican National Committee, UN-Botschafter, US-Botschafter in China
- William Sloane Coffin (194–), bedeutender amerikanischer Prediger, Theologe und Friedensaktivist
- William F. Buckley, Jr. (1950), Gründer von National Review, Autor
- Winston Lord (1959), Vorsitzender des Council on Foreign Relations, US-Botschafter in China, und US-Staatssekretär-Assistent
- David Boren (1963), US-Senator
- John Kerry (1966), US-Senator und 2004 US-Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei, US-Außenminister
- Frederick W. Smith (1966), Gründer von FedEx
- George W. Bush (1968), 43. Präsident der USA, Gouverneur von Texas
Bush und Kerry
Zitat von Alexandra Robbins: „Ohne Skull & Bones wäre ein so mittelmäßiger und inkompetenter Politiker wie George W. Bush niemals Präsident der USA geworden.“[10]
Es sorgte in den USA für einige Irritation, dass beide US-Präsidentschaftskandidaten des Jahres 2004 Mitglieder von Skull & Bones waren (John Kerry des Jahrgangs 1966, zwei Jahre vor George W. Bush), obwohl sie aus verschiedenen politischen Lagern stammen. Beide lehnten es ab, über die gemeinsame Verbindung zu sprechen, als sie von Tim Russert für die Sendung Meet The Press von NBC darauf angesprochen wurden.
Interview mit Kerry am 31. August 2003: Kerry polemisiert gegen die Politik Bushs. Dann wirft der Journalist ein:
- Russert: Sie beide waren Mitglieder von Skull and Bones, einer Geheimgesellschaft in Yale. Was sagt uns das?
- Kerry: Nicht viel, weil es ein Geheimnis ist.
- Russert: Gibt es einen geheimen Handschlag? Gibt es einen geheimen Code?
- Kerry: Ich wünsche, es gäbe etwas Geheimes, das ich da bekannt machen könnte.
- Russert: Drei zweiundzwanzig, eine Geheimzahl?
- Kerry: Es gibt alle Arten von Geheimnissen, Tim. Aber eines ist kein Geheimnis. Ich stimme mit der Richtung dieses Präsidenten nicht überein, in die er das Land führt. Wir können es besser machen. Und ich beabsichtige, es zu tun.[11]
Interview mit Bush am 9. Februar 2004:
- Russert: Das hatte John Kerry letztes Jahr zu sagen. Er sagte, dass seine Kollegen entsetzt seien über den – Zitat: „Mangel an Wissen des Präsidenten. Sie haben ihn auf die gleiche Weise gelenkt, wie sie Ronald Reagan gelenkt haben. Sie schicken ihn raus vor die Presse für einen Termin pro Tag. Sie stecken ihn in ein braunes Jackett und in Jeans und lassen ihn etwas Heu bewegen oder einen LKW fahren, und ganz plötzlich ist er der Marlboro-Mann. Ich kenne den Typen. Er war zwei Jahre hinter mir in Yale. Ich kannte ihn, und er ist immer noch derselbe Typ.“
Kannten Sie ihn aus Yale? - Bush: Nein.
- Russert: Wie antworten Sie darauf?
- Bush: Politik. Ich denke, das ist – wissen Sie, wenn Sie ihre Augen schließen und sorgfältig darauf hören, was Sie gerade gesagt haben, klingt es wie das Jahr 2000 nochmals von vorn.
- Russert: Sie waren beide in Skull and Bones, der Geheimgesellschaft.
- Bush: Es ist so geheim, dass wir darüber nicht sprechen können.
- Russert: Was bedeutet dies für Amerika? Die Verschwörungstheoretiker sind am Durchdrehen.
- Bush: Da bin ich sicher. Ich weiß es nicht. Ich hab noch keine Webseiten gesehen. (Lacht.)
- Russert: Nummer 322.
- Bush: Zunächst einmal, er ist nicht der Kandidat, und – aber schauen Sie, ich freue mich.[12]
Verschwörungstheorien um Skull & Bones
Im September 1977 veröffentlichte das Magazin Esquire einen Artikel des ehemaligen Yale-Studenten Ron Rosenbaum, der erste Artikel über Skull & Bones, der auf Recherchen beruhte. Rosenbaum zieht Parallelen zwischen den Illuminati und Bilderbergern (s. Weblinks), thematisiert aber vor allem die Gruft, die Rituale und die Herkunft. In den Büchern von Antony C. Suttons wurden die Verbindungen des Ordens mit den Bilderbergern, der Trilateralen Kommission und dem Council on Foreign Relations untersucht.
Bis Ende der 1990er Jahre, als durch die Mitgliedschaft des Präsidenten Bush Skull & Bones ein Thema von globalem Interesse wurde, beschäftigten sich vorwiegend Außenseiter und Verschwörungstheoretiker mit dem Orden.
Vorwürfe
Über die Darstellung des vom Orden geschaffenen Beziehungsnetzwerks und darauf basierender Folgerungen und Vermutungen hinaus wurde auch versucht, konkrete Vorwürfe (Okkultismus, Satanismus und Grabräuberei) zu belegen, was in Ermangelung verlässlicher Informationen natürlich auf das Kolportieren von Gerüchten hinauslief.
Okkultismus, Satanismus
Am 21. April 2001 glaubte Ron Rosenbaum, per Video einen Ritus voller Obszönitäten und Gewaltdarstellung aufgenommen zu haben. Seine Berichte darüber sorgten für einen großen Pressewirbel.[13] Alexandra Robbins hält nach ihren Recherchen die Sache eher für eine Parodie, wenn nicht sogar eine gezielte Täuschung, um Rosenbaum „eins auszuwischen“.
Diebstähle und Grabraub
Neben dem erwähnten Vorwurf, den Schädel des Geronimo gestohlen zu haben, verdächtigt man den Orden weiterer Grabräubereien. Ob die Knochen, die zu den Requisiten des Clubs gehören, auf legale oder illegale Weise in Besitz gebracht wurden, ist nicht untersucht worden.
Die deutsche Gefahr
Skull & Bones bestritt nie, Wurzeln in Deutschland zu haben. Verbindungen des Ordens oder seiner Mitglieder zu Deutschland werden häufig zur Diskreditierung benutzt. Die Verschwörungshypothesen, darunter die des gebürtigen Briten Antony C. Sutton, der in Göttingen studiert hatte, benutzen antideutsche Ressentiments.
Allein aus der Annahme, dass der Gründer Russell in Berlin studiert habe, als Hegel dort mit 61 Jahren starb, wird die Übernahme des Rechtshegelianismus abgeleitet. Darunter verstehen Verschwörungstheoretiker eine Anwendung der Hegelschen Dialektik als Herrschaftsinstrument. Es werde ein „kontrollierter Konflikt“ zwischen gesellschaftlichen Gegenparteien erzeugt und damit ein „kreatives Chaos“ geschaffen. Die Gegner stünden wie These und Antithese gegenüber und wüssten nicht, dass ihr Streit im Verborgenen von den Verschwörern angezettelt worden sei, die aus der Konfusion den Nutzen zögen und eine Synthese im eigenen Interesse erzielten. Als Quelle wird manchmal ein Artikel aus der Encyclopædia Britannica von 1954 angeführt.
Es werden weitere Bonesmen genannt, die in Deutschland studiert oder als Diplomat gedient haben sollen, so zum Beispiel: der spätere Yale-Präsident Timothy Dwight V (1828–1916; Skull & Bones 1849) und zwei Ritter desselben Jahrgangs (1852), Andrew Dickson White (1832–1918; Jg. 1852 oder ’53) und Daniel Coit Gilman (1831–1908, Jg. 1852). White soll 1856 bis 1858 in Berlin bei Wilhelm Wundt (1832–1920) am Institut für Psychologie studiert haben. Der spätere Begründer der Experimentalpsychologie machte allerdings 1856 selbst sein Examen als Mediziner in Tübingen, hielt sich dann nur einige Monate zu Forschungszwecken in Berlin auf und wurde erst 1875 nach Leipzig berufen. Von dort hat er dann tatsächlich amerikanische Psychologen beeinflusst.
Die drei Bonesmen werden als Trio oder Troika dargestellt. Ein Verdachtsmoment wird darin gesehen, dass sie bei der Gründung von Universitäten und Colleges engagiert waren und dabei ihre Erfahrungen aus Deutschland einbrachten. Bildungseinrichtungen dienen im Verständnis der Verschwörungstheoretiker der Gedankenkontrolle (mind control). Die Ideen dazu sollen wiederum aus Deutschland, insbesondere Preußen stammen. Man glaubt, die Anleitung zur Gedankenkontrolle in Johann Gottlieb Fichtes Reden an die deutsche Nation (1807/08) gefunden zu haben, die während der napoleonischen Besatzung in Berlin gehalten wurden.
Illuminaten
Es wird behauptet, der deutsche Geheimbund, den Russell kennen gelernt hatte, sei ein Illuminatenorden gewesen. Sutton versucht diese These damit zu stützen, dass nach Skull & Bones Time (s. o.) der Club in Yale in der dritten Dekade der zweiten Periode gegründet worden sei, die erste Periode also im Jahrzehnt von 1790 bis 1800 geendet haben müsste. Das stimmt schon rechnerisch nicht. Das Ende müsste nach 1800 gewesen sein. Es soll aber eine Verbindung zu den Illuminaten konstruiert werden, die bis in die 1790er Jahre im Untergrund weiter gearbeitet hätten. Als weiterer Beleg wird die Beschreibung eines Initiationsritus der Illuminaten im Buch von Alexandra Robbins angeführt:
„Der Kandidat wird in Gestalt eines Sklaven zur Aufnahme vorgeführt; und es wird von ihm die Antwort verlangt, was ihn in diese elendigste Lage von allen gebracht hätte. Er antwortet: ‚Gesellschaft – die Staatsergebenheit – falsche Religion.‘ Ein Skelett wird ihm gezeigt, zu dessen Füßen eine Krone und ein Schwert liegen. Er wird gefragt, ob es das Skelett eines Königs, eines Edelmannes oder eines Bettlers sei? Da er sich nicht entscheiden kann, sagt der Vorsitzende der Versammlung zu ihm: ‚Ein Mensch zu sein, ist das einzige von Bedeutung.‘“
Loyalitätskonflikt
Die vermutete Verbindung zu den Illuminaten, die streng hierarchisch organisiert waren, hat Skull & Bones in den Verdacht gebracht, seine Mitglieder wären auch in gewählten öffentlichen Ämtern zuerst ihrem Orden und dann erst ihren Wählern und dem Land verpflichtet. Dabei gerät ganz Yale mit in Verdacht, da die öffentliche Politik gelegentlich von dieser Universität dominiert zu sein scheint. „Denn bei den Vorwahlen der Demokraten im letzten Winter [2003/04] kamen mit John Edwards, Howard Dean, Joe Liebermann und John Kerry gleich vier Aspiranten auf das Präsidentenamt aus – Sie haben es erraten: Yale.“[14]
Nepotismus und Günstlingswirtschaft
Die Autoren sind sich einig darüber, dass sich die Bonesmen bei der Vergabe von Führungspositionen in Wirtschaft, öffentlichem Dienst und Bildungswesen gegenseitig begünstigen. Besonders ausgiebig ist dies bei George W. Bush behandelt worden. Sutton zufolge sei ein das ganze Land überspannendes Netzwerk gebildet worden. Indessen mag diese Häufung von Karrieren auch bloß darauf beruhen, dass die Angehörigen dieser Geheimgesellschaft eine Eliteuniversität absolviert haben.
Familie Bush
Der Orden erhielt weltweit vermehrt Aufmerksamkeit, als man entdeckte, welche Angehörigen und Verwandten dieser Familie dazugehören. Infolge der polarisierenden Politik der beiden Präsidenten Bush fanden die Verschwörungstheorien um Skull & Bones in den Kreisen der Gegner weitere Anhänger. Die Geheimgesellschaft erscheint selbst in der gemäßigten Presse als ein Schaltzentrum der Macht.
Das Magazin GEO berichtete, dass die Vereinigungskirche mit Hilfe ihrer genetischen Datenbank herausgefunden haben will, dass George W. Bush – wie im Übrigen ein großer Teil aller Europäer – genealogisch in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu Karl dem Großen stehe. Diese Linie führe auf das Geschlecht der Karolinger und, nach verschiedenen Interpretationen, unter anderem auf Jesus zurück. Damit werden die Bushs und Skull & Bones mit einem Mythos und einer Verschwörungstheorie um den Heiligen Gral verwoben, und infolgedessen wird Bush nicht selten auch Heiliger Georg oder Drachentöter genannt. Auch der Autor A. Sutton verweist in einem Interview mit K. Millegan darauf, dass alle europäischen Königshäuser mit der Linie Sachsen-Coburg und Gotha verwandt seien, wobei Sutton bemerkt, dass diese Linie auch mit dem Illuminatengründer Adam Weishaupt verbunden wird.[15] Das vertiefte auch David Ickes Theorie, der zufolge Skull & Bones eine untergeordnete Abteilung einer außerirdischen Verschwörung von reptiloiden Außerirdischen sei, welche durch Verbindung mit Adelsgeschlechtern und Besetzung einflussreicher Positionen seit babylonischen Zeiten wirke.
Die CIA
George H. W. Bush war 1976/77 Direktor der CIA. Der Geheimdienst ist selbst nicht nur Gegenstand von Verschwörungstheorien, sondern war nachgewiesenermaßen an Regierungsumstürzen im Ausland beteiligt. Man macht ihn für Drogenhandel verantwortlich. Das wird u. a. damit in Verbindung gebracht, dass die Familie des Skull-&-Bones-Gründers Russell um 1830 den Opiumhandel kontrollierte.
Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges gründete der Yale-Absolvent Benjamin Tallmadge unter dem Befehl von George Washington die Organisation Culper Ring, einen Vorläufer der CIA. Nathan Hale (1755–1776), ebenfalls Yale-Absolvent und mit Tallmadge befreundet, war zwar nicht Mitglied des Culper Ring, erlangte jedoch als erster, wenn auch erfolgloser US-Spion nationale Berühmtheit. Sowohl auf dem alten Campus der Yale-Universität als auch vor dem CIA-Hauptquartier in Langley (Virginia) steht eine Statue von Nathan Hale. Unter den Bonesmen, die der CIA besonders nahestehen, befinden sich neben George Herbert Walker Bush auch Senator David Boren und Senator John Kerry.
In Verschwörungstheorien, in denen die CIA eine zentrale Rolle spielt, nämlich denen um die Ermordung John F. Kennedys und die Anschläge am 11. September 2001 auf das World Trade Center und das Pentagon-Gebäude, wird deshalb der Orden des Todes mit einbezogen. Zum Beispiel soll ein CIA-Agent, bekannt mit George Bush, Che Guevara getötet haben. Somit verbreitete sich das Gerücht, dass sich der Schädel dieses paramilitärischen Freiheitskämpfers in der Gruft befinde. Unterdessen will ein Forschungsteam die Leiche Che Guevaras in einem Massengrab entdeckt und anhand der Zähne identifiziert haben. Sowohl bei der Iran-Contra-Affäre als auch im Fall Félix Rodríguez (war für die Hinrichtung Che Guevaras verantwortlich) soll immer zuerst das Büro von Bush informiert worden sein. Rodney Stich erzählt in seinem Buch Defrauding America von einem „deep cover CIA officer“, der einer Gegen-Informationseinheit mit dem Namen Pegasus angehörte. Diese Einheit war im Besitz von Tonbandaufnahmen. Sie drehen sich um „Pläne zur Eliminierung von Präsident Kennedy“. Pegasus hatte das Telefon von J. Edgar Hoover angezapft, dem damaligen Chef des FBI. Auf besagter Tonbandaufnahme waren angeblich Nelson Rockefeller, Allen Dulles, Lyndon Johnson, George Bush und J. Edgar Hoover zu hören. Sollte Bush in das Attentat auf John F. Kennedy involviert sein? 1963 arbeitete er als Präsident der Zapata-Offshore-Oil-Company. Er bestritt die Existenz eines Briefes, der mit dem Absender J. Edgar Hoover an einen „Mr. George Bush von der CIA“ gerichtet war. Daraufhin recherchierten einige Reporter und fanden heraus, dass es einen zweiten George Bush gab – der allerdings nur für gewöhnliche Büroarbeit bei der CIA zuständig war.
Durch die Verbindung zwischen Yale bzw. Skull & Bones und der CIA über Bush gerät aus dem Blick, dass Mitglieder des Ordens selbst Gegenstand von Observationen und Verdächtigungen werden können. So geriet der Dichter und Politiker Archibald MacLeish (Jg. 1915) wegen seines Engagements für antifaschistische Organisationen ins Blickfeld Hoovers und später Joseph McCarthys.
New World Order
Unter dem Begriff der Neuen Weltordnung wird gewöhnlich eine, häufig in politischen Krisen- und Umbruchszeiten aufkommende Utopie verstanden, deren Ziel ist, die Verhältnisse auf der ganzen Welt für alle Menschen menschenwürdig zu gestalten. Demgegenüber verstehen Anhänger der Weltverschwörungstheorie darunter genau das Gegenteil, nämlich die Herrschaft einer geheimen Gruppe über die Welt. Diese Gruppe benutze in der Öffentlichkeit Organisationen wie die Bilderberg-Konferenz und die Trilaterale Kommission, sei aber letztlich in vermeintlichen Geheimgesellschaften wie den Freimaurern oder den Illuminaten verankert.
Als Präsident George H. W. Bush in einer Rede 1990 von einer „New World Order“ sprach, war das für Verschwörungstheoretiker ein Zeichen für seine Absichten. Zugleich scheinen sich auf diese Weise verschiedenen Elemente der Verschwörungstheorien zusammenzufügen: Bush, Illuminaten, Skull & Bones und Weltherrschaft.
Verknüpfung der Verdachtsmomente
Da die einzelnen Verdachtsmomente nicht ausreichen, den Gesamtverdacht einer Weltverschwörung zu bestätigen, werden sie ähnlich wie in einem Indizienprozess miteinander verknüpft. Die Indizien wären allerdings zum großen Teil nicht „gerichtsverwertbar“ oder wissenschaftlich haltbar, da es sich vielfach um Gerüchte handelt, um Dokumente, deren Bedeutung nicht unbedingt auf eine Verschwörung hindeutet, oder um Fehlinformationen. Anstatt sich zu bemühen, die Stichhaltigkeit der Indizien zu demonstrieren, werden im Laufe der Jahre immer mehr Verdachtsmomente zusammengetragen. Verdächtig ist alles, was zur Hypothese einer Weltverschwörung passt. Ob die Indizien selbst einen Zusammenhang bilden, wird nicht überprüft. Was zu beweisen wäre, wird vorausgesetzt.
Charakteristik dieser Verschwörungstheorien
Skull & Bones ist Gegenstand von Verschwörungstheorien neueren Typs, die sich in zwei Schritten aus dem ursprünglichen Begriff von Verschwörung entwickelt haben, den sie beinahe ins Gegenteil verkehrten. Nach dem ursprünglichen Begriff, der immer noch gültig ist, schließen sich Personen heimlich zu einer Tat zusammen, die nach geltendem Recht strafbar ist. Darunter fallen auch politische Verschwörungen, selbst wenn sie sich gegen ein Gewaltregime oder einen Tyrannen richten.
Der erste Schritt der Begriffsverlagerung begann mit anti-jesuitischen Verschwörungstheorien im 17. Jahrhundert und setzte sich im Zusammenhang mit der Französischen Revolution fort: eine bekannte und verbreitete Organisation bereite international Regierungsumstürze und Revolutionen vor, um zur Weltherrschaft zu gelangen. Man verdächtigte dann Illuminaten und Freimaurer. Letzteren wird auch die Amerikanische Unabhängigkeit angelastet. An dieses Modell knüpfen auch die Verschwörungstheorien über Skull & Bones an. Es wird aber nicht behauptet, dass die Regierung des Landes gestürzt werden solle, sondern umgekehrt, dass die herrschenden Eliten und Autoritäten sich gegen Volk und Demokratie verschworen hätten. Das Volk werde zum bloßen Objekt der Mächtigen. Es werde seiner Funktion als demokratischer Souverän beraubt.
Wegen erheblicher methodischer und argumentativer Mängel ergeben die veröffentlichten Darstellungen über Skull & Bones als Verschwörerorganisation ein Bild, in dem die Grenzen zwischen ernstzunehmenden Forschungsergebnissen, Fiktion und Wahnvorstellungen verschwimmen.
Verschwörungstheoretiker
In Deutschland erhöhte sich die Bekanntheit durch die umstrittenen Bücher Jan van Helsings (Geheimgesellschaften, Band I und II), die inzwischen in Deutschland wegen Volksverhetzung vom Mannheimer Landgericht indiziert und beschlagnahmt wurden. Der Inhalt der van Helsingschen Bücher, die sich aus Nazi-Mythologie, Ufologie und der Implikation einer zionistischen Weltverschwörung mit den Illuminaten zusammensetzen, lässt erhebliche Zweifel aufkommen, ob die von ihm verbreiteten Aussagen über Skull & Bones tatsächlich zutreffen, da van Helsing nahezu sämtliche Quellen verschweigt.
Im politisch eher linken Spektrum findet die Geheimgesellschaft unter anderem wegen des finanzstarken Hintergrundes zahlreicher Mitglieder Beachtung, wohingegen das rechtsorientierte Lager neben der Fremdbestimmung der USA auch religiöse Verschwörungen und Satanismus hinter diesem Geheimorden vermutet; rechtsextreme Behauptungen, wonach jüdische Machenschaften Skull & Bones-Geschicke leiten, sind faktisch nicht haltbar. Alexandra Robbins konnte allerdings einzelnen Bonesmen Antisemitismus nachweisen.
Voraussetzungen
Der Wunsch, uns vor möglichen Manipulationsversuchen zu schützen, ist uns natürlich angeboren. Verschwörungstheorien fungieren in diesem Zusammenhang als Überlebensstrategie. Grundvoraussetzung vieler Verschwörungstheorien, in die Skull & Bones eingebettet wurde, ist der Glaube an eine böse Macht. Für kriminelle Handlungen oder Machtmissbrauch werden nicht verschiedene Personen oder Gruppen verantwortlich gemacht, sondern eine singuläre, absolute Organisation, die alle Geschehnisse lenkt. Ideologie und Verhalten der Menschen werden bewusst von ihr gesteuert – hiervon ausgenommen sind nur die Verschwörungstheoretiker selbst.
Für Skull & Bones setzt man voraus, der Orden bilde tatsächlich eine verschworene Gemeinschaft, eine Art kollektives Subjekt. Abtrünnige könne es nicht geben, obwohl einige N. Anderson, Antony C. Sutton oder Alexandra Robbins Informationen und Material zugespielt haben. An mögliche Konflikte oder Konkurrenzen innerhalb der Gruppe wird nicht gedacht. Gegensätze wie zwischen Bush und Kerry gelten deshalb als äußerer Schein.
Man glaubt, es sei möglich, fünfzehn ausgewählte Studenten jedes Jahr komplett in die geheime Weltregierung zu übernehmen. Wer affiliiert wurde, gehöre unweigerlich dazu.
Filme
- 2000 – The Skulls – Alle Macht der Welt, Kinofilm erschienen bei Universal Pictures, Hauptrollen: Joshua Jackson und Paul Walker; Regie: Rob Cohen. Im Film geht es um eine Geheimgesellschaft in Yale, für die offensichtlich Skull & Bones als Modell diente. Ausgangspunkt der Handlung ist der Mord am besten Freund des Protagonisten Luke McNamara, der in das Hauptquartier der Gesellschaft eingebrochen war. Die Gesellschaft versucht den Mord zu vertuschen.
- 2002 – The Skulls II, eine erste Fortsetzung, erschienen direkt auf DVD.
- 2004 – The Skulls 3, eine weitere Fortsetzung, erschienen direkt auf DVD.
- 2006 – Der gute Hirte, Regie: Robert De Niro, Drehbuch: Eric Roth, Hauptrollen: Matt Damon, Robert De Niro, Angelina Jolie, Alec Baldwin
Literatur
- Alexandra Robbins: Secrets of the Tomb, Little, Brown and Company, Boston / New York / London 2002; ISBN 0-316-72091-7.
- deutsche Ausgabe: Bruderschaft des Todes. Skull & Bones, der Geheimorden hinter George W. Bush, aus dem Amerikanischen von Andrea Panster, Diederichs (Hugendubel), Kreuzlingen/München 2003; ISBN 3-7205-2459-0 – Robbins greift auf umfangreiches Pressematerial zurück und hat selbst an die 100 Bonesmen befragt. Sie geht dem Macht- und Beziehungsgeflecht nach, das diese Geheimgesellschaft hervorgebracht hat.
Weblinks
deutsch:
- Untersuchung der Uni Münster: Gibt es eine global herrschende Klasse? – Die Yale University
- Die Totenkopfkameraden Artikel der staatlichen Rundfunkanstalt Deutsche Welle vom 22. September 2004.
- Uni-Kassel: Das Spiegel-Magazin wird hier zitiert im Zusammenhang mit obskuren Sargzeremonien bei Skull & Bones.
- Honorare von Carlyle Artikel der Wochenzeitung Freitag (Nr. 23, 2002).
- Die USA regiert der Knochen-Kult Ein Artikel des monatlich erscheinenden Cicero-Magazins (Erstausgabe, April 2004).
englisch:
- An Irrepressible Urge to Join (Artikel des Yale Alumni Magazine vom März 2001, Auflistung und kurze Beschreibung verschiedener studentischer Gruppen an Yale)
- Tombs and Tap (Memento vom 16. Juni 2002 im Internet Archive) (Artikel der Yale-Zeitschrift Light & Truth über die studentischen Gruppen an Yale)
- American's Secret Establishment (Auszug aus dem Buch von A. Sutton, u. a. zum Eintritt, zur Jahreszählung, zu bestimmten Familien)
- Skull & Bones: The Secret Society That Unites John Kerry and President Bush (Transkript eines Radio-Interviews mit Alexandra Robbins)
Einzelnachweise/Fußnoten
- Berliner Matrikel 1830 pp. (Memento vom 17. Dezember 2013 im Internet Archive)
- Vgl. den Artikel des deutschen Nachrichtensenders N24 vom 25. Oktober 2004: Im Geheimbund der Knochenmänner (Memento vom 26. Dezember 2005 im Internet Archive)
- Kösener Korps-Listen 1798–1910. (corpsarchive.de).
- Lit.: vgl. Sutton
- Gisela Graichen mit Alexander Hesse: Geheimbünde. Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand. Rowohlt, 2013, ISBN 978-3-498-02526-7
- Zach O. Greenburg: Bones may have Pancho Villa skull. In: The Yale Herald. Band XXXVII, Nr. 2, 23. Januar 2004 (yaleherald.com). yaleherald.com (Memento vom 20. Dezember 2008 im Internet Archive)
- Noam Rudnick: Of skulls and bones: More secrets of the tomb. Native Americans groups fight to recover lost skulls of Geronimo. In: The Yale Herald. Vol. XXXVI, Nr. 8, 24. Oktober 2003 (yaleherald.com). yaleherald.com (Memento vom 29. Januar 2006 im Internet Archive)
- Robert Tomsho: Dig Through Archives Reopens the Issue Of Geronimo's Skull. A 1918 Letter Points to Theft, But Grave Was Unmarked; Skeleton in Bush Closet? In: WSJ.com. The Wall Street Journal, 8. Mai 2006, abgerufen am 16. August 2009 (englisch).
- Ralph Nader: Statement (Memento vom 9. Oktober 2004 im Internet Archive) (Rede vor dem Skull-&-Bones-Hauptquartier am 6. Oktober 2004).
- Interview im Film Welt der Wunder Oster-Spezial 2: Geheimbünde.
- 31. August 2003 NBC-Interview mit Kerry
- 9. Februar 2004 – NBC-Interview mit (Memento vom 1. Februar 2006 im Internet Archive)
- Siehe die Reaktion des amerikanischen Radiomoderators Rush Limbaugh vor 20 Millionen Zuhörern, in der er in Bezug auf die CIA-Affäre von Verhörpraktiken in geheimen Gefängnissen einen Vergleich zu Skull & Bones angeblichen Initiationsriten herstellt. Siehe auch Susan Sontag: Endloser Krieg, endloser Strom von Fotos. In: Süddeutsche Zeitung vom 24. Mai 2004 sueddeutsche.de.
- Quelle: Junge Welt vom 18. Mai 2004.
- Millegan: S. 81.
- Allgemeines Handbuch der Freimaurerei. Dritte, völlig umgearbeitete und mit den neuen wissenschaftlichen Forschungen im Einklang gebrachte Auflage von Lennings Encyklopädie der Freimaurerei. Verein deutscher Freimaurer, Max Hesse’s Verlag, Leipzig 1900.