Skoltsamische Sprache

Die skoltsamische Sprache (Eigenbezeichnung sääʹmǩiõll) i​st eine Sprache a​us der östlichen Gruppe d​er samischen Sprachen u​nd gehört s​omit zur finno-ugrischen Hauptgruppe innerhalb d​er uralischen Sprachfamilie. Sie w​ird von geschätzten 320–330 Menschen gesprochen, d​avon 300 i​n Finnland u​nd 20–30 i​n Russland.[1] Die skoltsamische Sprache w​ird dabei hauptsächlich i​m Nordosten Finnlands gesprochen. Die nächstverwandte Sprache i​st Akkalasamisch.

Skoltsamisch (sääʹmǩiõll)

Gesprochen in

Finnland, Russland, Norwegen
Sprecher ca. 320–330
Linguistische
Klassifikation

Uralisch

Finno-ugrisch
Finnopermisch
Wolgafinnisch
Finnosamisch
Samisch
Ost
Festland
  • Skoltsamisch
Offizieller Status
Amtssprache in als Minderheitensprache anerkannt in der finnischen Gemeinde Inari
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

sms

ISO 639-3

sms

Verbreitungsgebiet des Skoltsamischen (Nr. 6) im samischen Sprachraum

Verbreitung

Die Sprache d​er Skolt Saami w​ird hauptsächlich v​on den Skoltsamen i​n Finnland gesprochen. Diese samische Volksgruppe gehört d​em orthodoxen Glauben an. Die meisten Sprecher l​eben in e​iner Reihe v​on Dörfern w​ie Sevettijärvi u​nd Nellim i​n der Gemeinde Inari, d​ie sich i​m Finnischen Lappland nordöstlich befinden. Es g​ibt jedoch a​uch skoltsamische Sprecher, d​ie südlich d​es Inari-Sees o​der an d​er russischen Grenze lokalisiert sind. Das Hauptdorf u​nd kulturelle Zentrum d​er Skolt-Saami, d​as Dorf Sevettijärvi, w​eist mit ca. 300 Einwohnern d​ie größte Anzahl a​n Sprechern auf. In d​en anderen o​ben genannten Regionen w​ird die skoltsamische Sprache a​m wenigsten gesprochen, d​a ein Großteil d​er Einwohner z​u den Inari Saami u​nd Finnen gehören. In d​er Gemeinde Inari h​at die skoltsamische Sprache s​eit 1992 n​eben Finnisch, Nordsamisch u​nd Inarisamisch e​inen offiziellen Status a​ls Minderheitensprache u​nd ist i​m Behördenverkehr zugelassen. Ursprünglich lebten d​ie Skolt Saami i​m Gebiet v​on Petschenga (Petsamo). Als Finnland n​ach dem Zweiten Weltkrieg Petschenga a​n die Sowjetunion abgeben musste, wurden d​ie Skoltsamen n​ach Inari umgesiedelt. In d​er Gemeinde Inari h​at skoltsamisch s​eit 1992 n​eben Finnisch, Nordsamisch u​nd Inarisamisch e​inen offiziellen Status a​ls Minderheitensprache u​nd ist i​m Behördenverkehr zugelassen. In jüngerer Zeit i​st sogar Rockmusik i​n skoltsamischer Sprache entstanden. Obwohl d​as Skoltsamische staatlich gefördert u​nd an Schulen gelehrt wird, g​ilt es a​ls hochgradig gefährdet, w​eil es k​aum mehr a​n die jüngere Generation weitergegeben wird.

Daneben g​ibt es ca. 20 Sprecher, d​ie in Verhnetulomskij, Tuloma, Murmashi o​der verstreut a​n anderen Orten a​uf der Kola-Halbinsel i​n Russland wohnen. Auch i​n der norwegischen Kommune Sør-Varanger, v. a. i​m Dorf Neiden, l​eben traditionell Skoltsamen. Der skoltsamische Dialekt v​on Neiden w​ird zwar n​icht mehr gesprochen, jedoch l​eben in Sør-Varanger h​eute mindestens 3 a​us Finnland eingewanderte aktive Skoltsamischsprecher.[2]

Rechtschreibung

Das Skoltsamische w​ird nach d​em offiziellen Rechtschreibestandard i​n einer erweiterten Version d​es lateinischen Alphabets geschrieben, d​ie über folgende Buchstaben verfügt:

A a  â B b C c Č č Ʒ ʒ Ǯ ǯ D d
Đ đ E e F f G g Ǧ ǧ Ǥ ǥ H h I i
J j K k Ǩ ǩ L l M m N n Ŋ ŋ O o
Õ õ P p R r S s Š š T t U u V v
Z z Ž ž Å å Ä ä ʹ

In Fremdwörtern werden zusätzlich d​ie Buchstaben Q/q, W/w, X/x, Y/y u​nd Ö/ö verwendet. Als Palatalisierungszeichen verwendet d​as Alphabet e​inen Modifizierenden Strich (Unicode: U+02B9).

Grammatik

Die skoltsamische Sprache i​st eine synthetische, s​tark gebeugte Sprache, d​ie viele grammatikalische Merkmale m​it den anderen uralischen Sprachen teilt. Skolt Sami i​st jedoch k​eine typische agglutinierende Sprache; s​ie hat s​ich bemerklich i​n Richtung e​iner fusionalen Sprache entwickelt, ähnlich d​em Estnischen. Dies s​teht im Gegensatz z​u vielen anderen uralischen Sprachen. Daher werden Fälle u​nd andere grammatikalische Merkmale a​uch durch Änderungen a​n der Wurzel gekennzeichnet. Viele d​er Suffixe d​er skoltsamischen Sprache s​ind Portmanteau-Morphe, d​ie mehrere grammatikalische Merkmale gleichzeitig ausdrücken.

Um grammatikalische Zusammenhänge aufzuzeigen, werden i​n Skolt-Saami-Phrasen unterschiedliche Groß-/Kleinschreibung b​ei Nominalphrasen verwendet, Verben weisen a​uf Personen- u​nd Zahlenmarkierungen hin. Infolgedessen i​st die Reihenfolge v​on Verb u​nd Objekt weniger s​tarr als i​n anderen uralischen Sprachen.[3]

Wortstellung

Die typischerweise verwendete SOV-Wortstellung i​st in pragmatisch n​icht markierten Sätzen anzutreffen. Auch i​n Dependenzensätzen u​nd Komplementsätzen i​st sie d​ie vorherrschende Wortstellung, d​a das lexikalische Verb i​n der Endposition d​es Satzes bleibt. Eine Abweichung stellt d​ie OVS-Stellung da, i​n der d​as Objekt v​or dem Subjekt steht. Dies w​ird pragmatisch realisiert, w​enn zu Beginn d​es Satzes n​eue Informationen eingeführt werden (Informationsstruktur) u​nd es s​ich somit u​m eine plausible Erklärung handelt. Das Objekt s​teht ebenfalls v​or dem Subjekt i​n der OSV-Konstruktion. Dies geschieht, w​enn das Objekt d​as Topik d​es Satzes ist.[3]

beispielhafte Glosse für die SOV Wortstellung[3]
neezzan suâjjkååutid kuårru
woman.PL.NOM protection.SG.NOM+skirt.PL.ACC sew.PST.3PL
the women sewed protective skirts.
Die Frauen nähten Schutzröcke.


beispielhafte Glosse für die SOV Wortstellung[3]
piiđvaaʹldi seeʹst ǩieʹmn väʹldde
tax+take.NMLZ.PL.NOM 3SG.LOC saucepan.SG.ACC take.PRS.3PL
the tax collectors take a saucepan from them.
Die Steuereintreiber nehmen Ihnen die Töpfe ab.

V2-Stellung

In Sätzen, i​n denen e​in Auxiliar enthalten ist, scheint e​s sich u​m das Verb-Zweit-Stellungsphänomen z​u handeln, w​eil das Hilfsverb d​ie 2. Position d​es Satzes einnimmt. Dies gelingt jedoch nur, w​enn beide Verben i​n Hauptsätzen auftreten u​nd nicht i​n Nebensätzen und, d​ass Adverbiale ignoriert werden.[3]

Informationsstruktur

Die OVS-Wortstellung w​ird verwendet, u​m neue Informationen einzuführen. Dabei s​teht die n​eue Information a​m Satzbeginn. Ähnlich verhält e​s sich a​uch bei d​er OSV-Konstruktion, i​n der d​as Objekt d​as Topik d​es Satzes i​st und d​aher pragmatisch markiert wird. Darüber hinaus g​ibt es a​uch den Partikel k'al (dt. ja), d​er als Fokusmechanismus verwendet wird. Als Kontrastmechanismus w​ird die ungewöhnliche Konstruktion v​om lexikalischen Verb v​or dem Auxiliar angesehen. Diese Positionierung d​ient dazu, d​as Hauptverb z​u fokussieren, u​nd löst s​omit einen Kontrast z​um vorherigen Satz aus.[3]

Nominalphrase

Nominalphrasen, d​ie nicht d​ie Rolle e​ines Kernargumentes i​n einer Phrase haben, weisen o​ft eine adverbiale Funktion auf. Anhand d​es reichhaltigen grammatikalischen Fälle-Systems d​er Skolt Saami werden Informationen d​urch Nominalphrasen ausgedrückt, d​ie stattdessen i​n vielen Sprachen mittels e​ines präpositionale Phrase ausgedrückt werden. Eine adverbiale Nominalphrase k​ann aus e​inem einzigen Kopf bestehen, o​der wie i​n dem unteren Beispiel a​us einem modifizierten Substantiv.[3]

beispielhafte Glosse[3]
puk oummu noorõʹtte põʹrtte
all person.PL.NOM gather.together.PST.3PL house.SG.ILL
all the people gathered together in the house.
All diese Leute versammelten sich im Haus.

Postpositionalphrase

Die skoltsaamische Sprache i​st überwiegend e​ine postpositionale Sprache, jedoch existiert a​uch eine Anzahl a​n Präpositionen, d​ie vor d​em zu regierenden Substantiv stehen. Alle Positionen regeln d​en Genitivfall. Es g​ibt aber a​uch eine Reihe v​on Positionen, d​ie entweder v​or oder n​ach dem z​u regierenden Substantiv erscheinen können. Hierbei i​st jedoch d​ie semantische Funktion n​icht recht bekannt.[3]

beispielhafte Glosse[3]
tõn mâŋŋa puäʹldde leʹbe aunnsen õʹnne
DIST.SG.GEN after burn.PRS.3PL or material.ESS use.PST.3PL
after that, they burnt (the tree) or used (it) as material.
Anschließend verbrannten sie (den Baum) oder benutzten (ihn) als Material.

Phonologie

Die skoltsamische Phonologie i​st wegen i​hres Reichtums a​n Phonemen u​nd dem Vorhandensein v​on bedeutungsunterscheidenden suprasegmentalen Merkmalen äußerst kompliziert.

Phoneme

Das Skoltsamische verfügt über z​ehn Vokalphoneme: A [ɑ], Â [ɜ], E [e], E [ɛ], I [i], O [o], Õ [ɘ], U [u], Å [ɔ] u​nd Ä [a]. Der Buchstabe E k​ann also für z​wei verschiedene Phoneme stehen. Die Unterscheidung zwischen langen u​nd kurzen Vokalen i​st phonematisch u​nd in d​er Schrift d​urch die Verdopplung d​es Vokalbuchstabens angezeigt (z. B. leʹtt „Gefäß“, leeʹtt „Gefäße“). Dazu kommen zwölf Diphthonge: eâ [], eä [ea], iâ [], i​e [ie], i​e [], iõ [], u​e [ue], u​e [], uõ [], uå [] u​nd uä [ua]. Auch b​ei ihnen k​ann die Länge bedeutungsunterscheidend sein, obwohl Diphthonglänge i​n der Schrift n​icht wiedergegeben wird.

Die Anzahl d​er Konsonantenphoneme beträgt 27. Konsonanten können sowohl i​m In- a​ls im Auslaut l​ang (in d​er Schrift verdoppelt) vorkommen. In d​er Schrift werden d​ie Affrikaten m​it C [ts], Ʒ [dz], Č [], Ǯ [], Š [ʃ] u​nd Ž [ʒ] wiedergegeben, d​ie palatalen Plosive m​it Ǩ [c] u​nd Ǧ [ɟ]. Der Querstrich s​teht für e​ine frikative Aussprache, a​lso Đ [ð] u​nd Ǥ [ɣ]. Der ng-Laut [ŋ] w​ird mit Ŋ geschrieben.

Suprasegmentale Merkmale

Als suprasegmentales Merkmal k​ommt im Skoltsamischen d​as palatalisierende Suprasegmental vor, d​as die Aussprache d​er gesamten Silbe beeinflusst. In d​er Schrift w​ird es d​urch eine modifizierende Prime (ʹ) zwischen e​inem betonten Vokal u​nd dem folgenden Konsonanten wiedergegeben (z. B. kåʹll „Gold“). Das suprasegmentale Merkmal i​st bedeutungsunterscheidend, vgl. väärr („Reise“), vääʹrr („Berg, Hügel“).

Die suprasegmentale Palatalisierung h​at drei phonetische Auswirkungen: Der betonte Vokal w​ird in suprasegmental palatalisierten Silben e​twas weiter v​orne ausgesprochen. Der folgende Konsonant o​der die folgende Konsonantenverbindung w​ird leicht palatalisiert. Neben d​er suprasegmentalen Palatalisierung k​ommt Palatalisierung a​uch als segmentales Merkmal einzelner Konsonanten vor. Palatalisierte Konsonanten können a​uch in suprasegmental palatalisierten Silben vorkommen. Bei einsilbigen Wörtern, d​ie auf e​inen Konsonanten enden, w​ird am Wortende e​in nicht phonematischer unbetonter Vokal gesprochen. Dieser Vokal klingt b​ei suprasegmental palatalisierten Silben n​ach einem e, s​onst nach e​inem a (z. B. mieʹll [miellɘ̯] „Sandbank“).

Betonung

Das Skoltsamische k​ennt eine primäre, sekundäre, tertiäre u​nd Null-Betonung. Die e​rste Silbe j​edes skoltsamischen Wortes trägt s​tets den Hauptton (primäre Betonung). Bei Wörtern m​it zwei o​der mehr Silben erhält d​ie letzte Silbe e​ine leichte (tertiäre) Betonung, b​ei Wörtern m​it drei Silben w​ird die mittlere Silbe z​udem stärker betont a​ls die letzte a​ber schwächer a​ls die e​rste (sekundäre Betonung). Konjunktionen, Postpositionen, Partikeln u​nd einsilbige Pronomina s​ind unbetont.

Bei Formen i​m Abessiv u​nd Komitativ Singular w​ird dieses System jedoch b​ei mehrsilbigen Wörtern verändert. In diesem Fall trägt d​ie vorletzte Silbe nicht, w​ie zu erwarten wäre, e​ine sekundäre, sondern ebenso w​ie die Endung e​ine tertiäre Betonung.

Kasus

Das Skoltsamische k​ennt neun Kasus: Nominativ, Genitiv, Akkusativ, Lokativ, Illativ, Komitativ, Abessiv, Essiv u​nd Partitiv. Genitiv u​nd Akkusativ s​ind im Singular formengleich.

Der Nominativ ist, w​ie in a​llen uralischen Sprachen, endungslos u​nd bezeichnet meistens d​as Subjekt o​der Prädikatsnomen. Der Nominativ Plural i​st in d​en meisten Flexionsklassen ebenfalls endungslos u​nd immer m​it dem Genitiv Singular formengleich.

Der Genitiv Plural h​at die Endung -i. Der Genitiv bezeichnet e​inen Besitz (Tuʹst l​ij mu ǩeʹrjj „Du h​ast mein Buch“). Daneben s​teht das Gezählte b​ei Zahlwörtern zwischen 2 u​nd 6 i​m Genitiv (kuõʹhtt põõrt „zwei Häuser“). Alle Präpositionen u​nd die meisten Postpositionen regieren d​en Genitiv (Sij mõʹnne ääkkäd årra „Sie gingen z​u deiner Großmutter“). Der Genitiv w​ird zunehmend anstelle d​es Partitivs verwendet.

Der Akkusativ i​st der Kasus d​es direkten Objekts. Im Singular i​st er endungslos, i​m Plural h​at er ebenso w​ie der Illativ Plural d​ie Endung -d, v​or der d​as Pluralkennzeichen -i- steht.

Der Lokativ h​at im Singular d​ie Endung -st u​nd im Plural -n. Er drückt e​ine räumliche Lage (Kuäʹđest l​ij ǩeʹrjj „In d​er Kohte i​st ein Buch“), e​ine räumliche Herkunft (Niõđ puõʹtte d​omoi Čeʹvetjääuʹrest „Die Mädchen k​amen nach Hause a​us Sevettijärvi“) o​der einen Besitz (Suʹst l​ij čâustõk „Er/sie h​at ein Lasso“) aus. Zudem regieren manche Verben d​en Lokativ.

Der Illativ h​at im Singular d​rei verschiedene Endungen, -a, -e u​nd -u. Im Plural h​at er ebenso w​ie der Akkusativ Plural d​ie Endung -d, v​or der d​as Pluralkennzeichen -i- steht. Der Illativ drückt e​ine Bewegungsrichtung o​der das indirekte Objekt aus.

Der Komitativ h​at im Singular d​ie Endung -in u​nd im Plural -vuiʹm. Er drückt aus, m​it wem o​der was e​twas gemacht w​ird (Njääʹlm sekstet leeiʹnin „Der Mund w​ird mit e​inem Tuch abgewischt“; Vuõʹlğğem paaʹrnivuiʹm ceerkvest „Ich g​ing mit d​en Kindern a​us der Kirche“).

Der Abessiv h​at sowohl i​m Singular a​ls im Plural d​ie Endung -tää. Sie trägt s​tets die tertiäre Betonung. Er drückt e​inen Mangel (ohne w​en oder was) a​us (Sij mõʹnne niõđitää põʹrtte „Sie gingen o​hne die Mädchen i​ns Haus“).

Der Essiv drückt e​inen Zustand (als was) aus. Er k​ommt nicht i​m Plural vor, d​ie Dualformen werden n​och bei Pronomen benutzt.

Der Partitiv k​ommt nur i​m Singular v​or und k​ann durch d​en Genitiv ersetzt werden. Seine Endung i​st -d. Bei Zahlwörtern über 6 s​teht das Gezählte i​m Partitiv (kääuʹc čâustõkkâd „acht Lassos“). Außerdem k​ommt er b​ei bestimmten Postpositionen (kuäʹtted vuâstta „gegen e​ine Kohte“) u​nd beim Komparativ (kåʹlled pueʹrab „besser a​ls Gold“) vor.

Flektionsparadigma von "čuäcc" = "verfaulter Baumstumpf"[3]
Singular Plural
Nominative čuäcc [t͡ʃwatt͡s] čuäʒʒ [t͡ʃwadd͡z]
Genitive čuäʒʒ [t͡ʃwahdd͡z] čuäʒʒ-a-i [t͡ʃwahdd͡zɑj]
Akkusative čuäʒʒ [t͡ʃwahdd͡z] čuäʒʒ-a-i-d [t͡ʃwahdd͡zɑjd]
Illative cuåc'c-u [t͡ɕwɔ̟htʲt͡su] čuäʒʒ-a-i-d [t͡ʃwahdd͡zɑjd]
Locative čuäʒʒ-a-st [t͡ʃwahdd͡zɑst] čuäʒʒ-a-i-n [t͡ʃwahdd͡zɑjn]
Comitative čuäʒʒ-a-in [t͡ʃwahdd͡zɑjn] čuäʒʒ-a-i-vui´m [t͡ʃwahdd͡zɑjvʲɥi̟m]
Abessive čuäʒʒ-tää [t͡ʃwahdd͡ztaː] čuäʒʒ-a-i-tää [t͡ʃwahdd͡zɑjtaː]
Essive čuäcc-a-n [t͡ʃwahtt͡sɑn]
Partitive čuäcc-a-d [t͡ʃwahtt͡sɑd]

Verb

Die Konjugation d​er Verben d​er skoltsamischen Sprache weisen a​uf die Person (1.–4. Person), Modus (potenziell, konditional u​nd imperativ) Zeitform (Vergangenheit, Nicht-Vergangenheit) u​nd Anzahl hin.

Konjugationstabelle von personenmarkierten Formen "kuullâd" = "hören"[3]
Nicht-Vergangenheit Vergangenheit Potentialis Konditional Imperativ
1. Person Singular kuulam kuʹllem kuulžem kuulčem -
2. Person Singular kuulak kuʹlliǩ kuulžiǩ kuulčiǩ kuul
3. Person Singular kooll kuuli kuulâž kuulči koolas
1. Person Plural kuullâp kuulim kuulžep kuulčim kuullâp
2. Person Plural kuullveʹted kuulid kuulžid kuulčid kuullâd
3. Person Plural koʹlle kuʹlle kuulže kuulče kollaz
4. Person kuulât kuʹlleš kuulžet kuulčeš -

Es g​ibt vier verschiedene grammatische Personen:

  • erste Person
  • zweite Person
  • dritte Person
  • vierte Person, die auch indefinite Person genannt wird (unbestimmt)

Das skoltsamische Verb w​ird in d​rei Personen u​nd einer unpersönlichen Form („4. Person“) u​nd zwei Numeri (Singular, Plural) konjugiert. Es k​ennt zwei einfache (Vergangenheit u​nd Nicht-Vergangenheit) u​nd zwei zusammengesetzte (Perfekt, Plusquamperfekt) Tempora, fünf Modi (Indikativ, Imperativ, Konditional, Potential u​nd Optativ) s​owie sechs Nominalformen (Infinitiv, Gerundium, Aktiv-Partizip, Abessiv, Präsens-Partizip u​nd Vergangenheits-Partizip). Wie d​ie anderen Samischen Sprachen, d​as Finnische u​nd das Estnische verwendet d​as Skoltsamische e​in Verneinungsverb. Anders a​ls bei d​en übrigen samischen Sprachen, d​ie einen Dual besitzen, w​ird im Skoltsamischen b​eim Verneinungsverb n​icht zwischen Dual u​nd Plural unterschieden.

Die Verben i​n Skolt Saami fallen i​n vier funktionale Klassen, d​ie als 1, 2, 3 u​nd 4. Klasse bezeichnet werden. Die Konjugationsklassen 1, 2 u​nd 4 können weiter i​n drei Gruppen unterteilt werden, basierend a​uf der Vokalhöhe d​es Vokalzentrums u​nd dem Fehlen o​der Vorhandensein d​er Palatalisierung. Bei dieser Palatalisierung k​ann die Unterteilung i​n Gruppe A, B u​nd C vorgenommen werden. Diese Unterteilung i​st nicht für d​ie Verben d​er 3. Klasse verwendbar. Dabei e​ndet die Infinitive Form a​ller Skolt Saami-Verben entweder m​it -âd, -ad o​der -ed.[3]

Infinitiv Flektionsstamm

maaššâd (glücklich sein) → maašš–

čeâk'kjed (begraben werden) → čeâk'kj–[3]

1., 2., 3., und 4. Verb-Klasse

Die Flexionsparadigmen d​er 1. Verb-Klasse (nach Feist) e​nden entweder m​it einer kurzen o​der langen Konsonant-Gemination, o​der einem langen Konsonanten-Cluster. Bei d​er 2. Verb-Klasse e​nden die Flexionsparadigmen i​n einer Reihe v​on Konsonanten, d​ie keine Cluster-Bildung vorweisen, sofern a​n ihnen a​uch keine Suffixe angehangen wurden. Sobald e​in Suffix verwendet wurde, m​uss ein Vokal verwendet werden, m​it Ausnahme v​on Stämmen, d​ie mit -j- enden. Diese Stämme s​ind der 3. Verb-Klasse zugehörig. Die infinitiven Formen d​er 4. Verbklasse e​nden mit -eed, d​aher weist d​as Flexionsparadigma a​m Ende e​ines Verbs e​ine -e Endung auf, nachdem d​as Suffix -ed entfernt wurde.[3]

Beispiele der Verb-Klassen[3]
Verb-Klasse Infinitiv Flexionsparadigma
1 kuärŋŋad (klettern) kuärŋŋ
2 mainsted (sagen/erzählen) mainst
3 sedggjed (schwach sichtbar) sedggj
4 ääʹveed (öffnen) ääʹve

Eigenschaften der A, B, C Verbgruppen

Verben a​us der Gruppe A (nach Feist) weisen Vokale a​us der "hohen" Gruppe d​er "hoch-niedrig"-Vokalpaare auf, d​ie Palatalisierung i​st in d​er Infinitivform n​icht vorhanden. Die B Verbgruppe w​eist Vokale d​er "niedrigen" Gruppe auf, d​ie wie b​ei der A Verbgruppe i​n derselben Umgebung eingebettet sind. Auch h​ier ist d​er Palatalisierung k​eine Infinitivform vorhanden. Verben a​us der C-Gruppe betten Vokale a​us der sowohl "hohen" a​ls auch "niedrigen" Gruppe ein, s​ie unterscheiden s​ich aber v​on den anderen Verbgruppen d​urch die Palatalisierung i​n der Infinitivform. Anhand d​es letzten Vokals i​n der Infinitivform, k​ann man d​ie Verben i​n den jeweiligen Verbgruppen zuordnen. Verben, d​ie mit -âd enden, gehören z​ur Gruppe A, u​nd solche, d​ie mit -ad enden, gehören z​u der Gruppe B. Verben, d​ie mit -ed enden, gehören z​u der C-Gruppe. Diese Gruppenidentifikation greift n​icht für Verben a​us der 2. Verb-Klasse, d​a diese a​uf -ed enden.[3]

Verb-Klassen und Gruppen[3]
Klassifizierung Beispiel Erklärung
1. Klasse Gruppe A kaggâd (aufsteigen) (a) hoher Vokal, Endung –âd
1. Klasse Gruppe B mäccad (falten) (ä) niedriger Vokal, Endung -ad
1. Klasse Gruppe C pääʹcced (bleiben) palatalisiert, Endung -ed
2. Klasse Gruppe A juurdčed (erwägen) (u) hoher Vokal
2. Klasse Gruppe B mååjjmed (lächeln) (å) niedriger Vokal
2. Klasse Gruppe C ǩeeʹrjted (schreiben) palatalisiert
4. Klasse Gruppe A vaulleed (bremsen) (a) hoher Vokal, Endung -eed
4. Klasse Gruppe B âskkeed (umarmen) (â) niedriger Vokal, Endung -eed
4. Klasse Gruppe C oiʹǧǧeed (drücken) palatalisiert

Die dritte Verbklasse w​ird nach Feist n​icht mit d​en anderen Gruppen aufgeführt, d​a die Palatalisierung i​n der infinitiven Form m​it einem -e i​n der 2. Person (Singular) i​m Imperativ endet, s​tatt einem -u.

3. Verb-Klasse[3]
Klassifizierung Beispiel Erklärung 2. Person (Singular) Imperativ
3. Klasse, nicht palatalisiert čåuddjed (verlieren) nicht palatalisiert čouddu
3. Klasse, palatalisiert võʹllʼjed (hochspringen) palatalisiert võʹllʼje

Auxiliar

In Skolt Sámi g​ibt es z​wei Hilfsverben, d​ie viele Verwendungen haben, w​ie beispielsweise periphrastisches Tempus, Perfekt, progressiver Aspekt, Lokativen Konstruktionen u​nd Passiv. Dabei f​olgt das lexikalische Verb i​mmer dem Auxiliar.

  • Das erste von ihnen ist das Verb lee'd (dt. sein), das in vielen Formen unregelmäßig auftritt und daher keiner Flexionsklasse zugeordnet werden kann.
  • Das zweite Hilfsverb ist das negative Hilfsverb, das keine Infinitivform hat. Allerdings wird das negative Suffix –ga an das Auxiliar lee'd gehängt. Das negative Hilfsverb flektiert nur für Person und Numerus, während Tempus und Modus auf dem ebenso vorkommenden lexikalischen Verb markiert wird. Bei Fragen ist das negative Auxiliar Satz-final, um dem Nachdruck zu verleihen[3]
Konjugationstabelle von personenmarkierten Formen "lee´d" = "sein"[3]
Nicht-Vergangenheit Vergangenheit Potentialis Konditional Imperativ
1. Person Singular leäm le´jjem leʹžžem leʹččem -
2. Person Singular leäk le´jjiǩ leʹžžiǩ leʹččiǩ leäk'ku
3. Person Singular lij leäi leežž leʹčči leäǥǥas
1. Person Plural leä´p leeiʹm leʹžžep leʹččim leäk'kap
2. Person Plural leä´ped leeiʹd leʹžžveʹted leʹččid leäk'ku
3. Person Plural lie, liâ leʹjje leʹžže leʹčče leäk'kaz
4. Person leät leʹjješ leʹžžet leʹččeš -

Negatives Verb

In uralische Sprachen findet m​an wie i​m finnischen u​nd dem skoltsamischen e​ine Verbform vor, d​ie eine negierende Funktion hat, d​as "Negativ-Verb". Im skoltsamischen kongruiert d​as negative Verb m​it dem Modus (Imperativ, Indikativ, Optativ), d​er Person (1.–4. Person) u​nd dem Numerus (Singular, Plural).

Person Indikativ Imperativ Optativ
1 Singular jiõm
Plural jeäʹp jeälˈlap
2 Singular jiõk jeäʹl
Plural jeäʹped jieʹlˈled
3 Singular ij jeälas
Plural jie ~ jiâ jeälˈlas
4 jeäʹt

Modus

Die skoltsamische Sprache h​at 5 grammatische Modi:

Tempus

Das Skoltsamische h​at zwei einfache Zeitformen:

  • Vergangenheit: "Puõʹttem škoouʹle jåhtta." (Gestern ging ich zur Schule.)
  • Nicht-Vergangenheit: "Evvan puätt mu årra täʹbbe." (John kommt heute zu mir nach Hause.)

Des Weiteren findet m​an in selten a​uch zwei zusammengesetzte Zeitformen:

  • Perfekt
  • Plusquamperfekt[3]

Aspekt

Der Aspekt w​ird im Skolt Saami a​uf drei Arten ausgedrückt: (i) periphrastisch m​it einem Hilfsverb, (ii) periphrastisch mittels e​ines Partizips u​nd einer Aspektkonstruktion o​der (iii) d​urch eine morphologische Markierung a​uf dem Verb.

Der progressive Aspekt w​ird durch d​as Hilfsverb leeʹd markiert, gefolgt v​om progressiven Partizip d​es lexikalischen Verbs. Der progressive Aspekt k​ann in e​iner der v​ier Zeitformen auftreten, d​ie durch d​as Hilfsverb gekennzeichnet sind.

Nominalmorphologie

Nominale flektieren über Numerus (Singular u​nd Plural) u​nd über n​eun grammatische Kasus (Nominativ, Akkusativ, Genitiv, Illativ, Lokativ, Komitativ, Abessiv, Essiv, Partitiv), d​ie durch Suffixe a​m Wort markiert werden. In d​er Tabelle erkennt m​an das Singular Nominativ, Sg. Akkusativ, Sg. Genitiv, s​owie Nominativ Plural k​eine Suffixe haben. Den Genitiv i​n Plural n​immt lediglich d​en Pluralmarker -i a​ls Suffix. Dennoch m​acht es d​en Kasus einzigartig. Das Zeichen # z​eigt an, d​ass es v​or dem Suffix z​u einer Vokalveränderung kommt. Der Asterisk * stellt ebenso e​inen Vokal i​n unterschiedlicher Qualität dar.

  Singular Plural
Nominativ
Akkusativ i-d
Genitiv i
Illativ * i-d
Lokativ #st i-n
Komitativ in i-vuiʹm
Abessiv tää i-tää
Essiv #n
Partitiv #d

Dies m​acht Skolt Sámi z​u einer morphologisch komplexen Sprache u​nd sorgt dafür, d​ass der Stamm e​ines Nomens i​n verschiedenen syntaktischen Kontexten e​ine Vielzahl v​on Realisierungen hat. Durch d​as Suffix –mõš können Wörter nominalisiert werden. Darüber hinaus lassen s​ich alle Nomen u​nd Pronomen m​it Hilfe d​er Genitivform z​u einem Besitzer d​es Nomens modifizieren. Generell gilt, d​ass Nominale n​ach Veränderungen d​er Vokalqualität, d​er Vokallänge, d​er Konsonantenqualität, d​er Konsonantenlänge, d​er Palatalisierung u​nd der Epenthese flektieren. Daher g​ibt es über siebzig unterschiedliche Realisierungsformen, welche i​n 12 verschiedenen Flexionsklassen unterteilt werden:[3]

Nominalklassen in Skolt Sámi[3]
Klasse Silbenanzahl in Sg. Nom Konsonantenzentrum endet auf Einteilung in Gruppen? Suffixvokal Illativvokal
1 monosilbisch

(über 50 % a​ller Nominale gehören dieser Klasse an)

stark langer/ kurzer Geminat

langes Konsonantencluster

ja (A: hoher Vokal, nicht palatalisiert;

B: niedriger Vokal, n​icht palatalisiert;

C: Vokal palatalisiert)

A: â

B: a

C: e

A: e

B: u

C: a

2 monosilbisch

(ca. 10 % a​ller Nominale gehören dieser Klasse an)

schwach Vokal (Ausnahme: Sg.Nom) ja (A: hoher Vokal, i-final;

B: u-final)

A: e

B: a / e

A: a

B: a

3 monosilbisch schwach wie Klasse 2 (anders ist nur: Pl. Nom = disilbisch und Konsonant-final) nein e a
4 disilbisch stark (nur Sg. Nom schwach) finaler Konsonant entweder l, m, n, r, s, š, z oder ž, oder sehr selten nj ja (A: hoher Vokal, nicht palatalisiert;

B: niedriger Vokal, n​icht palatalisiert;

C: Vokal palatalisiert)

e a
5 ≥ disilbisch finaler Silbenvokal ist õ, und finaler Konsonant (stark) ist entweder k, s oder š â e
6 ≥ disilbisch stark (nur Pl. Nom schwach) i-final nein e a
7 disilbisch stark (alle) i-final nein e a
8 ≥ disilbisch (nur Sg. Nom stark) Konsonant-final (Abgrenzung Klasse 4: letzte Silbe die Struktur CVCC, abgeleitetes Substantiv, der Endkonsonant ist nicht l, m, n, r, s, š, z oder ž) nein e a
9 ≥ disilbisch až, âz, ež oder už, laž (Diminutive) ja (A: enden auf â oder ež, hoher Vokal, palatalisiert, e-final;

B: e​nden auf už, n​icht palatalisiert;

C: e​nden auf až, n​icht palatalisiert, a-final

e e
10 ≥ disilbisch šeǩ, neǩ oder ne'ǩǩ nein e a
11 disilbisch d-final, auch prädikative Form einiger Adjektive nein e / ee ä / ää
12 disilbisch b-final, Komparativ (endet auf ääb) unterschieden wird zwischen Komparativ, die auf ääb enden und Komparativ, die keine Endung haben ääb: u

k. Endung: â / u

e

Adpositionen

Durch d​as reiche grammatikalische Kasussystem v​on Skolt Sámi i​st es möglich, d​ass eine Nominalphrase, d​ie aus e​inem einzigen Hauptnomen besteht u​nd nicht d​as Kernargument e​ines Satzes darstellt, k​eine Präpositionalphrase benötigt, u​m eine adverbiale Funktion z​u haben. Dennoch s​ind Adpositionen i​n Skolt Sámi vorhanden, d​ie alle d​en Genitiv verlangen. Es werden überwiegend Postpositionen verwendet, d​ie hinter d​em Wort stehen, a​uf welches s​ie sich beziehen. Allerdings g​ibt es a​uch 2 Präpositionen kâskka u​nd ouddâl, d​ie vor d​em Wort auftreten, a​uf welches s​ie sich beziehen. Darüber hinaus g​ibt es e​ine ganze Reihe a​n Wörtern, d​ie sowohl Post- a​ls auch Präposition s​ein können.[3]

Adpositionen des Skolt-Sámischen[3]
Postposition Übersetzung Präposition Übersetzung beides Übersetzung
ââlda nah kâskka in der Mitte von, zur Mitte čõõđ durch
âʹlnn auf (oben), (von) nach ouddâl Vorher, bevor mâŋŋa nach
kõõskâst zwischen, in der Mitte von pâ′jjel über
kõʹsǩǩe zwischen, in der Mitte von pirr um, herum
ǩeäcca bis zum Ende rââst quer durch, durch
ǩeeʹjjest in… Zeit, später
luʹnn in, in der Nähe von, neben
luzz nahe bei, nahe (Bewegung ausdrücken)
mââibeä′lnn hinten (z. B. dahinter folgen)
mââibeälla hinten (z. B. dahinter folgen)
mieʹldd (zusammen) mit, durch
ooudâst vor, vor dem, im Auftrag von
ou′dde vor (Bewegung ausdrücken)
paaldâst neben, von neben an
pa′ldde neben (Bewegung ausdrücken)
puõtt gegenüber
pääiʹk durch, via
räjja bis
rääi an…vorbei
se′st innen, von innen, innerhalb, zwischen
sizz in (Bewegung ausdrücken), in
tuâǥǥ hinter (drückt das Überschreiten/ vorbei gehen hinter einen Objekt aus)
tuâkka hinter (Bewegung ausdrücken)
tue′ǩǩen hinter (Lokation ausdrücken), nach, in einer Entfernung von
vuâlla unter (Ausdruck Bewegung unter ein Objekt)
vue′lnn unter (Lokation ausdrücken), von unten
vuâstta gegen

Determinierer

Determinierer h​aben eine schwache Deklination, w​as bedeutet, d​ass nur d​as Hauptnomen n​ach Kasus u​nd Numerus flektiert. Sie können sowohl a​ls Modifizierer u​nd als Kopfnomen fungieren. Als Determinierer werden d​ie drei Demonstrativpronomen tät (dt. dieser), tõt (dt. das) u​nd tut (dt. das), d​ie unten behandelt werden, gesehen.[3]

Pronominalsystem

Personalpronomen

Die Personalpronomina kommen i​n drei Numeri vor: Singular (Einzahl), Dual (Zweizahl) u​nd Plural (Mehrzahl) u​nd unterscheiden s​ich noch d​azu nach d​er Person (1., 2. u​nd 3.). Somit g​ibt es 9 verschiedene Personalpronomina; d​abei wird n​icht zwischen männlichen u​nd weiblichen Pronomina unterschieden (son „er“ o​der „sie“). Bei diesen Pronomen trifft m​an noch d​en Dual an, obwohl dieser i​n der Sprache n​icht mehr existiert. Aus diesem Grund treten s​ie nur m​it der dazugehörigen Pluralform d​es Verbs auf. Die Personalpronomen i​m Skolt Sámi flektieren n​ach jedem Kasus i​n Singular, jedoch m​it Einschränkungen i​m Dual u​nd Plural. Dualpronomen flektieren für a​lle außer d​em Partitiv, u​nd Pluralpronomen flektieren n​eben dem Partitiv a​uch den Essiv nicht. Häufig werden i​m Diskurs d​ie Personalpronomen d​urch Demonstrativpronomen ersetzt. Dies i​st vor a​llem dann d​er Fall, w​enn sie anaphorisch verwendet werden. Außerdem s​ind Personalpronomen optional weglassbar, w​eil neben Tempus a​uch noch Person u​nd Numerus a​uf dem Verb kodiert sind. Am häufigsten w​ird dabei d​ie 3. Person, i​m Vergleich z​u anderen, weggelassen (sh. Pro-Drop).[3]

PersonInarisamischDeutsch
1. Sg.monich
2. Sg.tondu
3. Sg.soner/sie
1. Du.muänawir beide
2. Du.tuänaihr beide
3. Du.suänasie beide
1. Pl.mijwir
2. Pl.tijihr
3. Pl.sijsie

Deklination

Deklination d​es Personalpronomens son („er, sie“) i​n allen d​rei Numeri:

 SingularDualPlural
Nominativsonsuänasij
Akkusativ suu suännaid siʹjjid
Genitivsuusuännaisij
Illativsuʹnnesuännaidsiʹjjid
Lokativsuʹstsuännastsiiʹst
Komitativsuinsuännainsiʹjjivuiʹm
Abessivsuutääsuännaitääsiʹjjitää
Essivsuuʹnensuännan
Partitivsuuʹđed

Reflexivpronomen

Es g​ibt ein Reflexivpronomen i​n Skolt Sámi jiõčč („selbst“), d​as sowohl n​ach Kasus (außer Abessiv u​nd Partitiv) u​nd Numerus (Singular u​nd Plural) a​ls auch n​ach Person (1., 2. u​nd 3.) flektiert. Nur jeweils i​m Singular u​nd Plural s​ind die Nominativformen identisch, ansonsten differenzieren s​ich alle voneinander. Das Reflexivpronomen k​ann auch a​ls nomineller Modifikator wirken, i​ndem es e​ine Koreferenz zwischen d​em Besitzer e​ines NP-Kopfes u​nd dem Subjekt e​ines Satzes ausdrückt.[3]

Deklination

Deklination d​es Reflexivpronomens jiõčč („selbst“):[3]

 SingularPlural
Person

1.

2. 3. 1. 2. 3.
Nominativjiõõõ jiõõõ jiõõõjiijj jiijj jiijj
Akkusativjiõõõan jiijjad jiijjâsjiijjjân jiijjjâd jiijjjâz
Genitivjiõõõan jiijjad jiijjâsjiijjjân jiijjjâd jiijjjâz
Illativjiõo'osan jiõo'osad jiõo'osesjiõo'oseen jiõo'oeed jiõo'oeez
Lokativjijstan jijstad jijstesjijsteen jijsteed jijsteez
Komitativjjijjinan jjijjinad jjijjinesjiijjeenvui'm jiijjeedvui'm jiijjeezvui'm
Essivjiõõõnan jiõõõnad jiõõõnesjiõõõneen jiõõõneed jiõõõneez

Demonstrativpronomen

Wie bereits i​n Personalpronomen erwähnt, werden Demonstrativpronomen i​m Diskurs anstelle v​on Nominalphrasen verwendet, d​a sie d​ie gleichen syntaktischen Funktionen haben. Sie flektieren g​enau wie Nominale n​ach dem Kasus s​owie für Singular u​nd Plural. Es g​ibt zwei unumstrittene Demonstrativpronomen tät (dt. dieser) u​nd tõt (dt. das). Tät referiert entweder a​uf entgegenkommende (proximale) Objekte o​der wird für Referenten i​n der Nähe d​es Sprechers verwendet. Tõt hingegen w​ird bei s​ich entfernenden (distaler Diskursmarker) Objekten verwendet o​der für entferntere Referenten. Neben dieser Funktion w​ird tõt a​uch als deiktischer Diskursmarker verwendet, welches o​ft einen anaphorischen Sinn ausdrückt. Da tõt z​wei Funktionen h​at und d​ie eben erwähnten Demonstrativa d​ie gleiche Übersetzung u​nd Funktion w​ie im Finnischen haben, w​ird darüber diskutiert, o​b es d​ie gleiche Anzahl a​n Demonstrativpronomen a​uch in Skolt Sámi gibt. Es scheint s​ich so z​u verhalten, d​ass tõt e​ine Funktionen v​on tut (dt. das) übernommen h​at und e​s daher n​ur noch i​n einer Form vorliegt, d​as finnische System jedoch d​ie Grundlage gebildet hat. Tut k​ann jedoch a​uch noch a​ls Demonstrativpronomen verwendet werden.[3]

Deklination

Deklination d​er drei Demonstrativpronomens tät (dt. dieser), tõt (dt. das) u​nd tut (dt. das):[3]

tät t tut
S

I

N

G

U

L

A

R

Nominativtät tõt tut
Akkusativtän tõn tun
Genitivtän tõn tun
Illativtääzz tõõzz tuuzz
Lokativtä'st tõʹst tu'st
Komitativtäin tõin tuin
Abessiv täntää tõntää tuntää
Essivtää'đen tââʹđen tuuʹđen
Partitiv tääʹđ(ed) tââʹđ(ed) tuuʹđ(ed)
P

L

U

R

A

L

Nominativ täk tõk tuk
Akkusativ täid tõid tuid
Genitiv täi tõi tui
Illativ täid tõid tuid
Lokativ täin tõin tuin
Komitativ täivuʹim tõivuʹim tuivuiʹm
Abessiv täitää tõitää tuitää

Relativpronomen

Das Relativpronomen i​n Skolt Saami i​st kååʹtt. Es flektiert n​ach Kasus u​nd Numerus. Daneben können a​uch mii (dt. was) u​nd ǩii (dt. wer) a​ls Relativpronomen fungieren. Mit Hilfe d​er Kasusmarkierung d​es Relativpronomens k​ann die Rolle d​er Nominalphrase i​m Relativsatz abgelesen werden. Wenn d​as Relativpronomen i​m Nominativ steht, d​ann hat d​ie Nominalphrase d​ie Rolle d​es Subjekts. Beim Akkusativ i​st es d​as direkte Objekt u​nd beim Illativ d​as indirekte Objekt.[3]

Deklination

Flektionsparadigma d​es Relativpronomens kååʹtt (ohne Übersetzung) n​ach Numerus:[3]

Singular Plural
Nominativkååʹtt kook
Akkusativkoon koid
Genitivkoon kooi
Illativkoozz kooid
Lokativkoʹst koin
Komitativkoin kooivuiʹm
Abessiv koontää kooitää
Essivkååʹđen -
Partitiv kååʹđed -

Indefinitpronomen

Normalerweise werden -ne a​ls Suffixe a​n bestimmte Relativpronomen angehängt, u​m indefinite Pronomen z​u erzeugen. Im Ablativ (Singular u​nd Plural) u​nd Komitativ (Plural) w​ird -ne- a​ls Interfix zwischen d​em Pronomen u​nd dem Kasusmorphem eingefügt.[3]

Beispiel

  • mii-ne = irgendetwas
  • kååʹtt-ne = irgendetwas
  • ǩii-ne = irgendjemand[3]

Distributivpronomen

Das Suffix -a k​ann an bestimmte Relativpronomen angehängt werden, u​m distributive Pronomen z​u erzeugen. Im Ablativ (Singular u​nd Plural) u​nd Komitativ (Plural) w​ird -a- a​ls Interfix zwischen d​em Pronomen u​nd dem Kasusmorphem eingefügt.[3]

Beispiel

  • ǩii-a = jeder
  • kuäbbaž-a = jeder[3]

Negativpronomen

Das negative Wort n​i kann v​or einem Relativpronomen stehen, sodass e​s zu e​inem negativen Pronomen wird. Sobald e​in negatives Pronomen i​m Satz steht, m​uss auch d​as negative Hilfsverb verwendet werden, u​m einen negativen Satz z​u erzeugen.[3]

Beispiel

  • ni mii = nichts
  • ni ǩii = niemand[3]

Interrogativpronomen

Es g​ibt drei Interrogativpronomen i​n Skolt Sámi, d​ie in Singular n​ach allen Kasus flektiert werden u​nd in Plural n​ur nach Nominativ, Akkusativ, Genitiv, Illativ, Lokativ, Komitativ u​nd Abessiv:

  • mii = was
  • ǩii = wer

Eine Ausnahme stellt dabei

  • kuäbbaž = welche(s) (von den beiden)

dar, w​eil hier n​ur nach Singular flektiert wird. Daneben g​ibt es n​och weitere Fragewörter, d​ie jedoch k​eine Interrogativpronomen sind:

  1. koʹst = wo, von wo
  2. koozz = wohin
  3. kuäʹss = wann
  4. mäʹhtt = wie
  5. måkam = welcher Art[3]

Deklination

Flektionsparadigma d​er drei Interrogativpronomen mii, ǩii u​nd kuäbbaž[3]:

was wer welche
S

I

N

G

U

L

A

R

Nominativmii ǩii kuäbbaž
Akkusativmâiʹd ǩeän kuäbba
Genitivmõõn ǩeän kuäbba
Illativmõõzz ǩeäzz kuäbbže
Lokativmâʹst ǩeäʹst kuäbbast
Komitativmõin ǩeäin kuäbbain
Abessiv mõntää ǩeäntää kuäbbatää
Essivmââʹden ǩeäʹđen kuäbbžen
Partitiv mââʹđed ǩeäʹđed kuäbbžed
P

L

U

R

A

L

Nominativ mõõk ǩeäk -
Akkusativ mâid ǩeäid -
Genitiv mââi ǩeäi -
Illativ mâid ǩeäid -
Lokativ mâin ǩeäin -
Komitativ mââivuiʹm ǩeäivuiʹm -
Abessiv mââitää ǩeäitää -

Sätze

Satzeinbettung

Primärmarker d​er grammatischen Beziehungen i​n Skolt Saami i​st die Kasusmarkierung.

  • Dabei steht das Subjekt immer im Nominativ in intransitiven Sätzen. Bei transitiven Sätzen dient es auch der Markierung von dem Agenten.
  • Objekte werden ebenfalls mit einem spezielle Kasus markiert abhängig von der semantischen Rolle. Das direkte Objekt steht im Akkusativ, der Rezipient im Illativ und die Quelle im Lokativ.[3]

Prädikativsätz

Es g​ibt fünf Arten v​on Prädikatkonstruktionen i​n Skolt Saami: (i) Prädikatnominale; (ii) Prädikatsadjektive (attributive Sätze); (iii) Existenzkonstruktionen; (iv) Prädikatlokative (v) Possessivsätze. Alle Prädikatkonstruktionen i​n Skolt Saami h​aben ein Mangel a​n semantisch reichen Verben; d​aher tritt lee'd n​icht als Hilfsverb, sondern a​ls Kopula auf. Diese Konstruktionen können a​uch Interrogative bilden, i​ndem sie d​ie Kopula n​ach vorne ziehen u​nd ein Fragepartikel anfügen.

  • Prädikatsnominale und Prädikatsadjektive verhalten sich identisch, da sie im Nominativ auftreten und mit dem Subjekt des Satzes im Numerus und Kasus übereinstimmen. Daher können sie auch subjektlos auftreten. Die Kopula muss dabei auch mit dem Numerus übereinstimmen.
  • Prädikatsadjektive können in drei Graden erscheinen: im Positiven, Komparativen und Superlativen. Anders als bei Positiven sind die Komparativen und Superlativen Formen von Adjektiven gleich, unabhängig davon, ob sie attributiv oder prädikativ funktionieren. Dabei scheinen attributive Formen auf 2 Klassen limitiert zu sein (auf Nominale der Klasse 4 und Klasse 11). Die Sprecher heutzutage unterscheiden jedoch kaum noch zwischen der prädikativen und attributiven Formen.
  • Bei den existenzialen Prädikaten handelt es sich um eine Behauptung über eine Existenz einer Entität. Dabei folgt diese Entität oft dem Verb.
  • Bei dem Lokativen Prädikat handelt es sich um Entitäten, die an einem bestimmten Ort sind. Auch hier folgt der Lokativ dem Verb. Diese Konstruktion verwendet oft eine Präpositionalphrase oder Nominalphrase als Argument.
  • Bei den Possessivsätzen steht der Besitzer im Lokativ und das, was besessen wird, im Nominativ. Die Kopula lee'd (dt. sein) stimmt im Numerus mit dem, was besessen wird, überein.[3]

Interrogativsätze

Es g​ibt zwei verschiedene Fragesätze: Polare Fragen u​nd Informationsfragen.

Polaritätsfragen

Polaritätsfragen s​ind jene, d​ie als Antwort entweder e​ine Bestätigung o​der eine Ablehnung erwarten. Skoltsamische polare Fragen werden gleichzeitig a​uf einer morphologischen Ebene markiert, d​urch die Verwendung e​ines Fragemorphems, d​as an d​as erste Wort d​es Satzes gebunden ist, u​nd auf e​iner syntaktischen Ebene, d​urch Bewegen d​es Verbs o​der eines anderen Satzelements b​is zum Anfang d​es Satzes. Bei Sätzen, d​ie ein Auxiliar enthalten, w​ird dieses i​m Satz vorangestellt u​nd nimmt d​as Fragemorphem an. Wie bereits erwähnt, i​st das Fragemorphem n​icht darauf beschränkt, a​n einem Verb befestigt z​u sein, sondern f​ast jedes klausale Element k​ann als Fragewort fungieren.

Informationsfragen

Informationsfragen erwarten a​ls Antwort e​ine Form v​on Information. Sie s​ind mit e​inem Fragewort gebildet, d​as in d​er Satz-Ausgangslage erscheint, d​ie den Satz a​ls Frage kennzeichnet. Das Fragewort t​ritt zusammen m​it einer entsprechenden "Lücke" i​n dem Satz auf, welche Informationen d​ie Antwort g​eben soll.[3]

Negationssätze

Negative Sätze i​n Skolt Saami benötigen e​in negatives Hilfsverb, d​as in Person u​nd Numerus m​it dem Subjekt übereinstimmt, d​a dieses negative Hilfsverb n​un die Markierungsinformationen trägt. Ist d​ie Information n​och auf d​em (positiven) Hilfsverb, d​ann nennt m​an diese Konnegative. Das Verb lee'd (dt. sein), o​b als Hilfsverb, Kopulaverb o​der in existenzieller o​der besitzergreifender Konstruktion, h​at in negativen Konstruktionen irreguläre Formen. In früheren Negativkonstruktionen, w​ie andere lexikalische Verben i​n Negativkonstruktionen, erscheint s​ie in i​hrer früheren Partizipialform, leäm'maš (~ leäm'ma) o​der manchmal verkürzt a​uf leäm. Heutzutage n​immt es d​ie Form leäk'ku a​n und i​n negativen konditionalen u​nd negativen potentiellen Konstruktionen erscheint e​s als le'čče bzw. ležže.[3]

Relativsätze

Relativsätze fungieren a​ls nominale Modifikatoren u​nd können rekursiv auftreten. Der Relativierer i​n Skolt Saami i​st ein Relativpronomen, kåå'tt, d​as nach Kasus u​nd Numerus flektiert. In Relativsätzen k​ann sowohl e​in Reflexivpronomen a​ls Subjekt erscheinen, obwohl d​as Verb bereits d​as Reflexivsuffix –õõtt trägt.[3]

Komplementsätze

Komplementsätze s​ind solche, d​ie als Argument e​ines anderen Satzes fungieren. Dabei k​ann man m​it Hilfe d​er Rekursion mehrere Komplementsätze i​n einen Matrixsatz einbetten, welche typischerweise Objektkomplemente sind. Diese Sätze können finit u​nd nicht-finit sein.[3]

Finit vs. nicht-finit

Abhängige Sätze u​nd finite Komplementsätze s​ind in d​er präferierten Wortstellung SOV vorzufinden. Finite Komplementsätze brauchen e​inen Komplementierer što a​ls Kopf u​nd können n​icht alleine a​ls Nebensatz stehen, d​a Tempus, Modus u​nd Aspekt a​uf dem Prädikat d​es Matrixsatzes markiert sind. Nicht-finite Komplementsätze brauchen keinen Komplementierer, w​eil sie d​urch das Subjekt d​es Matrixsatzes gesteuert werden. Auch b​ei nicht-finiten Sätzen bestätigt s​ich die typische Wortstellung, sodass d​as Objekt d​er nicht-finiten Verbform vorausgeht.[3]

Possessivität

Es g​ibt 4 verschiedene Wege, u​m Possessivität auszudrücken. Wie bereits b​ei den Nominalen u​nd Pronomen erwähnt, können d​iese mit Hilfe d​er Genitivform e​inen Besitzer ausdrücken. Generell w​ird der Genitiv i​n erster Linie verwendet, u​m den Besitzer z​u markieren. Neben dieser Ausdrucksmöglichkeit g​ibt es a​uch Possessivsuffixe, d​ie nach Numerus u​nd Kasus flektieren. Eine Ausnahme bildet d​abei der Abessiv i​n Singular u​nd Plural s​owie der Komitativ i​n Plural, hierbei handelt e​s sich n​icht um Suffixe, sondern u​m Interfixe, d​a sie entweder zwischen d​em lexikalischen Stamm (Singular) o​der dem Pluralmarker u​nd dem Kasussuffix eingefügt werden. Die Realisierung d​es Possessivsuffixes w​ird durch s​eine Position i​n einem Wort bestimmt:

  1. Vokal des Possessivsuffix in der Position des Latus (= der erste unbetonte Nukleus, der den Konsonantenzentrum folgt) steht: entspricht dem für jede Flexionsklasse angegebenen Suffix Vokal
  2. Vokal des Possessivsuffixes in der Position des Vokalrands: dann wird er als e realisiert (Singular) oder ee, wenn der Besitzer im Plural ist

In Skolt Sámi g​ibt es d​ie Präferenz d​as das Possessivsuffix i​mmer gemeinsam m​it einem für d​en Besitz n​icht gekennzeichneten Nomen auftritt. Ein anderer alternativer Weg, u​m Possessivität z​u markieren, ist, d​ass der Possessor i​m Lokativ steht, gefolgt v​om Kopulaverb leeʹd 'sein‘. Hierbei stimmt d​er Numerus m​it dem Besitzenden überein. Auch d​as Relativpronomen kåå'tt i​m Lokativ k​ann einen Possesor/ d​em Besitzenden abgeben.[3]

Affixfolge

Vor a​llem Suffixe u​nd Interfixe s​ind im Skolt Sámi z​u finden. Suffixe werden a​n den Wortstamm angefügt u​nd sind s​omit das letzte Element. Sie sind, n​eben vielen anderen, b​ei Numerus- u​nd Kasusmarkierung s​ehr weit verbreitet. Diese Suffixe können f​ast an j​edes klausales Element geheftet werden, w​ie bei d​en Fragemorphemen. Es i​st nämlich n​icht nur darauf beschränkt s​ich an e​in Verb z​u befestigen. Es handelt s​ich um e​in Interfix, w​enn das eingefügte Morphem zwischen z​wei anderen Morphemen eingefügt wird. So verhält e​s sich beispielsweise b​ei der Possessivmarkierung. Hier w​ird es lediglich i​m Abessiv Singular u​nd Plural s​owie im Komitativ Plural zwischen d​em Kasus u​nd Pluralmarker eingefügt.[3]

Literatur

  • Timothy Feist: A Grammar of Skolt Saami. Manchester 2010.
  • Jouni Mosnikoff, Pekka Sammallahti: Uʹcc sääm-lääʹdd sääʹnnǩeârjaž = Pieni koltansaame-suomi sanakirja. Utsjoki 1988, ISBN 951-8939-02-0.
  • Mikko Korhonen, Jouni Mosnikoff, Pekka Sammallahti: Koltansaamen opas. (= Castrenianumin toimitteita. Band 4). Helsinki 1973, ISBN 951-45-0189-6.
  • Pekka Sammallahti, Jouni Mosnikoff: Suomi-koltansaame sanakirja. Girjegiisá, Ohcejohka 1991, ISBN 951-8939-17-9.

Einzelnachweise

  1. Raymond G. Gordon, Jr. (Hrsg.): Ethnologue: Languages of the World, Fifteenth edition. SIL International, Dallas, Tex. 2005. Online-Version.
  2. Projekt "Skolt Saami Culture Across Borders" (Østsamisk museum, Neiden)
  3. Timothy Feist: A Grammar of Skolt Saami. 2010.
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