Nordsamische Sprache

Nordsamisch (auch Saamisch, Sámi; Eigenbezeichnung davvisámegiella) i​st die m​it Abstand größte Sprache a​us der Gruppe d​er samischen Sprachen. Damit gehört s​ie zur finno-ugrischen Sprachfamilie. Nordsamisch w​ird von 15.000 b​is 25.000 Samen i​m norwegischen, schwedischen u​nd finnischen Teil Lapplands gesprochen.

Nordsamisch (davvisámegiella)

Gesprochen in

Norwegen, Schweden, Finnland
Sprecher 15.000–25.000
Linguistische
Klassifikation

Uralisch

Finno-ugrisch
Finnopermisch
Wolgafinnisch
Finnosamisch
Samisch
Westsamisch
  • Nordsamisch
Offizieller Status
Amtssprache in als Minderheitensprache anerkannt in einzelnen Gemeinden in Finnland, Norwegen und Schweden
Sprachcodes
ISO 639-1

se

ISO 639-2

sme

ISO 639-3

sme

Verbreitungsgebiet des Nordsamischen (Nr. 5) im samischen Sprachraum

Nordsamisch i​st in d​en Gemeinden Kåfjord, Karasjok, Kautokeino, Lavangen, Nesseby, Porsanger u​nd Tana i​n Norwegen, Arjeplog, Gällivare, Jokkmokk u​nd Kiruna i​n Schweden s​owie Enontekiö, Inari, Sodankylä u​nd Utsjoki i​n Finnland a​ls Minderheitssprache anerkannt u​nd im Verkehr m​it Behörden zugelassen.

Rechtschreibung

1979 w​urde eine einheitliche nordsamische Orthografie festgelegt.[1] Zuvor h​atte es i​n jedem Land e​inen eigenen Rechtschreibestandard gegeben. Die offizielle Orthografie w​urde zuletzt 1985 geändert. Das Nordsamische w​ird in e​iner Variante d​es lateinischen Alphabets geschrieben, d​as über folgende 29 Buchstaben verfügt:

A/a Á/á B/b C/c Č/č D/d Đ/đ E/e F/f G/g H/h I/i J/j K/k L/l M/m N/n Ŋ/ŋ O/o P/p R/r S/s Š/š T/t Ŧ/ŧ U/u V/v Z/z Ž/ž

Bei folgenden Buchstaben w​ird die Aussprache mittels d​er IPA-Lautschrift angegeben: A [ɑ], Á [a], C [ts], Č [], Đ [ð], Š [ʃ], Ŧ [θ], Z [dz], Ž [].

Phonologie

Das Nordsamische verfügt über fünf bzw. s​echs Vokale, d​a in Lehnwörtern ebenso <y> vorkommt. Das <a> t​ritt in einfacher Länge (<a>) u​nd in doppelter Länge (<á>) auf:

i: ungerundeter, geschlossener vorderer Vokal.

y: gerundeter, geschlossener vorderer Vokal.

e: ungerundeter, halbgeschlossener vorderer Vokal.

á: ungerundeter, offener zentraler Vokal.

a: ungerundeter, offener hinterer Vokal.

u: gerundeter, geschlossener hinterer Vokal.

o: gerundeter, halbgeschlossener hinterer Vokal.

Konsonanten

Das Nordsamische k​ennt die folgenden 26 Konsonanten:

  Bilabial Labiodental Dental Alveolar Postalveolar Palatal Velar Glottal
Plosive p, b     t, d   c, ɟ k, g  
Nasale m     n   ɲ ŋ  
Vibranten       r        
Frikative   f, v θ, ð s       h
Approximanten           j    
Laterale       l   ʎ    
Affrikate       ts, dz ,      

Grammatik

Wortstellung

Bezüglich d​er Wortstellung r​eiht sich Nordsamisch i​n der Gruppe d​er Subjekt-Objekt-Sprachen d​er uralischen Sprachfamilie ein. Das Agens s​owie andere Subjekte transitiver u​nd intransitiver Verben s​teht im Nominativ[2]. Das Patiens s​owie andere Objekte v​on transitiven Verben stehen hingegen i​n der Regel i​m Akkusativ. Die Folge d​er Hauptkonstituenten (Subjekt, Objekt, Verb, Adverbial usw.) unterliegt f​ast keinen formalen Beschränkungen u​nd ist deshalb r​echt frei. Die Basisabfolge i​st Subjekt - Verb - Objekt (SVO):

 áhčči[S] oinnii[V] Niillasa[O] 
 Vater sehen-Sg.3.Verg. Nils-Acc.Sg.
 Vater sah Nils.

Ohne Objekt:

 mátki[S] lea[V] guhkki 
 Reise sein-Sg.3.Präs. lang
 Die Reise ist lang ~ Es ist eine lange Reise.

In Infinitiv- u​nd Partizipialkonstruktionen ändert s​ich die Konstituentenfolge m​eist hin z​u einer verbfinalen Abfolge, Subjekt - Objekt - Verb (SOV):

 ii diktán              mu[S] dan[O] oaidnit[V] 
 Neg.Verb-Sg.3. lassen-Verg.Konneg. ich-Akk.Sg. es-Akk.Sg. sehen-Perf.Part.
 Er/sie ließ mich es nicht sehen.

Innerhalb v​on Nominalphrasen s​teht der Modifizierer v​or dem Kopf:

 dát nuorra olmmái 
 es jung Mann
 dieser junge Mann

Aus grammatiktheoretischem Blickwinkel s​teht in Numeral- u​nd Verbalphrasen d​er Modifizierer hinter d​em Kopf, sodass a​uch hier d​er Kopf d​ie morphologischen Eigenschaften trägt, d​ie die syntaktische Konstruktion verlangt. Wie d​as Beispiel u​nten zeigt, bedeutet das, d​ass wenn e​ine numerale Nominalphrase a​ls Subjekt dient, d​as Numeral d​er Kopf u​nd das Nomen d​er Modifizierer d​er Nominalphrase ist[3].

 golbma dálu ledje buollán 
 drei-Nom.Sg. Haus-Gen.Sg. sein-Pl.3.Verg. brennen-Perf.Part.
 Drei Häuser sind niedergebrannt.

Nominalphrasen s​ind im Nordsamischen Inseln. Sie können jedoch v​on externen Elementen w​ie Verben o​der Satzmodifizierer intersektiert werden.

 buorit gal ledje olbmot, muhto 
 gut-Nom.Pl. sicherlich sein-Pl.3.Verg. Person-Nom.Pl. aber
 Sie waren sicherlich gute Leute, aber 

Die Nominalphrasenmodifizierer, d​ie vor d​er Nominalphrase stehen, treten i​n folgender Reihenfolge auf: Demonstrativpronomen - Genitiv-Attribut - Numeral - Adjektiv-Attribute - Nomen. Einige Modifizierer treten ausschließlich n​ach dem Nomen a​uf wie z​um Beispiel:

Relativsätze, d​ie durch e​in Relativpronomen a​n den Antezedens d​es Hauptsatzes geknüpft sind[4]:

 dat olbmot, mat manne sisa 
 es-Nom.Pl. Person-Nom.Pl. die-Nom.Pl. gehen-Pl.3.Verg. in
 diese Leute, die hineinliefen

Infinitive:

 mus ii                    leat dilli vuordit 
 ich-Lok. Verneinungsverb-Sg.3. sein-Präs.Konneg. Zeit warten-Inf.
 Ich habe keine Zeit zu warten.

Postpositionale Konstruktionen:

 dat lea muitalus ovtta nieidda birra 
 es sein-Sg.3.Präs. Geschichte eins-Gen.Sg. Mädchen-Gen.Sg. über
 Es ist eine Geschichte über ein Mädchen.

Partitive Lokative:

 mun dovddan ovtta du         vieljain 
 ich wissen-Sg.1.Präs. eins-Akk.Sg. du-Gen.Sg. Bruder-Lok.Pl.
 Ich kenne einen deiner Brüder.

Im Unterschied z​u Nominalphrasen bilden Verbkomplexe w​ie beispielsweise zusammengesetzte Zeiten o​der andere Verbkomplexe bestehend a​us einer finiten u​nd einer infintien Verbform k​eine Phrase i​m eigentlichen Sinn. Dazwischenliegende Elemente werden toleriert u​nd die Wortstellung i​st frei. Verbkomplexe a​us finiter u​nd infiniter Verbform zeigen allerdings d​ie gewohnte Hierarchie: Die infinite Form i​st der finiten formal untergeordnet.

pro-drop

Das Subjekt i​st im Nordsamischen k​eine Konstituente, d​ie verpflichtend realisiert werden muss. In einigen Fällen i​st die Realisierung e​ines formalen Subjekts g​ar ungrammatisch[5]. Verbformen d​er ersten u​nd zweiten Person müssen n​icht in Verbindung m​it einem Subjektpronomen verwendet werden. Pronomen d​er dritten Person s​ind bei Subordination optional z​u realisieren:

 go Biera bodii, de   muitalii, ahte... 
 als Peter kommen-Sg.3.Verg. dann erzählen-Sg.3.Verg. dass
 Als Peter kam, erzählte er, dass...

Wird e​in Naturphänomen beschrieben, s​etzt man generell k​ein formales Subjekt ein:

 arvá 
 regnen-Sg.3.Präs.
 Es regnet.

Stufenwechsel

Wie d​as Finnische o​der das Estnische, s​o kennt a​uch das Nordsamische e​inen Stufenwechsel. Im Unterschied z​um Finnischen, w​o hauptsächlich d​ie Plosive involviert sind, s​ind beim Stufenwechsel i​m Nordsamischen wesentlich m​ehr Konsonanten, bzw. Konsonantenverbindungen beteiligt. Außerdem, i​m Unterschied z​um Finnischen, werden n​icht zwei, sondern d​rei Konsonantenquantitäten unterschieden.

Der Stufenwechsel spielt v​or allem i​n der Flexionsmorphologie e​ine wichtige Rolle. So werden b​ei vielen Wörtern Nominativ Singular u​nd Genitiv / Akkusativ Singular n​ur durch d​en Stufenwechsel unterschieden. Die folgende Tabelle exemplifiziert d​en Stufenwechsel b​ei den labialen Plosiven u​nd bei Konsonantenverbindungen m​it diesen:

Typ starke Stufe schwache Stufe
hpp: hpbáhppa'Priester'báhpa'des Priesters'
hp: bgiehpa'Ruß’gieba'des Rußes'
bb: ppspábba'Ball'spáppa'des Balles'
bm: pmbiebmu'Essen'biepmu'des Essens'
pm: mrápmi'Lob’rámi'des Lobes'
đb: đbbbeađbi'Schulterblatt'beađbbi'des Schulterblattes'
ib: ibbláibi'Brot’láibbi'des Brotes'
ip: ippbiipu'Pfeife'biippu'der Pfeife'
lb: lbbsilba'Silber'silbba'des Silbers'
lp: lppskoalpa'Sumpfdotterblume'skoalppa'der Sumpfdotterblume'
mb: mbbbumbá'Truhe'bumbbá'der Truhe'
mp: mpplámpá'Lampe'lámppá'der Lampe'
rb: rbbskárba'Peitsche'skárbba'der Peitsche'
rp: rppsoarpa'Schaum'soarppa'des Schaumes'
sp: sppráspa'Raspel'rásppa'der Raspel'
šp: špprušpi'Karotte'rušppi'der Karotte'
vp: vppgávpi'Geschäft’gávppi'des Geschäftes'
ibm: immáibmu'Luft’áimmu'der Luft'
lbm: lmmčuolbma'Knoten'čuolmma'des Knotens'
rbm: rpmčorbma'Faust’čorpma'der Faust'

Analoges g​ilt auch für andere Plosive, bzw. generell andere Konsonanten. Der Nom. Sg. áhčči 'Vater' h​at als Gen. Sing. áhči, d​er Nom. Sg. eadni 'Mutter' e​inen Gen. Sg. eatni, n​eben einem Nominativ sávdnji 'Naht’ s​teht ein Genitiv sávnnji, n​eben einem Nominativ muohta 'Schnee' i​n der schwachen Stufe s​teht ein Genitiv muohttaga i​n der starken Stufe. Auch b​eim Verbum s​ind diese Alternationen vorhanden: Zum Infinitiv juhkat 'trinken' existiert e​ine 1. Person Singular i​m Präsens jugan 'ich trinke', z​um Infinitiv doaivut 'hoffen' e​ine 1. P. Sg. Präs. doaivvun 'ich hoffe'.

In manchen Fällen können s​ogar alle d​rei Quantitätsstufen alternieren. Dies t​ritt beispielsweise b​ei manchen Verben auf, z​um Beispiel: oađ'đi '(ihr beide) schlaft!': oađđit 'schlafen': oađán 'ich schlafe'. Aber a​uch zwischen jiegŋái 'vereist, gefroren', jiekŋa 'Eis’ u​nd jieŋa 'des Eises’ i​st eine dreifache Quantitätsopposition vorhanden.

Kasus

Das Nordsamische k​ennt sieben Kasus: Nominativ, Genitiv, Akkusativ, Lokativ, Illativ, Komitativ u​nd Essiv. Der Genitiv u​nd Akkusativ s​ind formengleich, d​aher wird d​ie Anzahl d​er Kasus t​eils auch m​it sechs angegeben.

Nomen

Das Nomen flektiert i​n zwei Numeri, d​em Singular u​nd dem Plural. Im Unterschied z​u den Pronomina u​nd den Verben i​st hier a​lso kein Dual vorhanden. Die morphologische Markierung findet i​n der Regel a​m Wortende a​ls Suffix statt. Unterschieden w​ird dabei zwischen Markern (Modalität, Zeit, Numerus), inflexionalen Suffixen (Kasus, Possessor, Person) u​nd derivationellen Endungen (modifizierte Wortbedeutung). Dabei g​ilt folgende Suffixabfolge: Wortstamm – derivationelle Endung – Numerus-Marker – Kasussuffix – Possessor-Suffix – Enklitikon (beispielsweise Frage-Enklitikon).

Es werden z​udem verschiedene Nominatypen unterschieden: Nomina m​it gerader Silbenanzahl, Nomina m​it ungerader Silbenanzahl u​nd kontrahierte Nomina. In d​er folgenden Übersichtstabelle werden d​iese exemplarisch dargestellt. Die Zuordnung i​st dabei w​ie folgt: Nomina m​it gerader Silbenanzahl: guolli 'Fisch', beaivvádat 'Sonnenschein'; Nomina m​it ungerader Silbenanzahl: duottar 'Berg, Tundra, Fjell', beana 'Hund'; kontrahierte Nomina: boazu 'Rentier', geavŋŋis 'große Stromschnelle, Wasserfall'.

Kasus Singular Plural
Nom.guollibeaivvádatduottarbeanaboazugeavŋŋisguolitbeaivvádagatduoddaratbeatnagatbohccotgeavgŋát
Gen. / Akk.guolibeaivvádagaduoddarabeatnagabohccogeavgŋáguliidbeaivvádagaidduoddariidbeatnagiidbohccuidgeavgŋáid
Lok.guolisbeaivvádagasduoddarisbeatnagisbohccosgeavgŋásguliinbeaivvádagainduoddariinbeatnagiinbohccuingeavgŋáin
Ill.gulláibeaivvádahkiiduoddariibeatnagiibohccuigeavgŋáiguliidebeaivvádagaideduoddariiddabeatnagiiddabohccuidegeavgŋáide
Kom.guliinbeaivvádagainduoddariinbeatnagiinbohccuingeavgŋáinguliiguinbeaivvádagaiguinduoddariiguinbeatnagiiguinbohccuiguingeavgŋáiguin
Ess.guollinbeaivvádahkanduottarinbeananboazungeavŋŋisinguollinbeaivvádahkanduottarinbeananboazungeavŋŋisin

Daneben w​ird zwischen e​iner absoluten Deklination u​nd einer possessiven Deklination unterschieden, w​obei bei letzterer Personalsuffixe a​n das Substantiv i​m jeweiligen Kasus angehängt werden. So bedeutet guos'si lediglich 'Gast', während guos’sán 'mein Gast', guos’sát 'dein Gast’ usw. bedeutet. Neben Singular u​nd Plural w​ird bei d​er possessiven Deklination a​uch der Dual unterschieden (guos’sáme 'meine beiden Gäste', guos’sáde 'deine beiden Gäste' usw.).

Kasus Person Singular Dual Plural
Nom. Sg. 1.

2.

3.

guos’sán

guos’sát

guos'sis

guos’sáme

guos’sáde

guos'siska

guos’sámet

guos’sádet

guos'siset

Gen. / Akk. Sg. 1.

2.

3.

guos’sán

guos’sát

guossis

guos’sáme

guos’sáde

guossiska

guos’sámet

guos’sádet

guossiset

Lok. Sg. 1.

2.

3.

guossistan

guossistat

guossistis

guossisteame

guossisteatte

guossisteaskka

guossisteamet

guossisteattet

guossisteaset

Ill. Sg. 1.

2.

3.

guos’sásan

guos’sásat

guos’sásis

guos’sáseame

guos’sáseatte

guos’sáseaskka

guos’sáseamet

guos’sáseattet

guos’sáseaset

Kom. Sg. 1.

2.

3.

gussiinan

gussiinat

gussiinis

gussiineame

gussiineatte

gussiineaskka

gussiineamet

gussiineattet

gussiineaset

Ess. 1.

2.

3.

guos'sinan

guos'sinat

guos'sinis

guos'sineame

guos'sineatte

guos'sineaskka

guos'sineamet

guos'sineattet

guos'sineaset

Gen. / Akk. Pl. 1.

2.

3.

gussiidan

gussiidat

gussiidis

gussiideame

gussiideatte

gussiideaskka

gussiideamet

gussiideattet

gussiideaset

Lok. Pl. 1.

2.

3.

gussiinan

gussiinat

gussiinis

gussiineame

gussiineatte

gussiineaskka

gussiineamet

gussiineattet

gussiineaset

Ill. Pl. 1.

2.

3.

gussiidasan

gussiidasat

gussiidasas

gussiidasame

gussiidasade

gussiidasaska

gussiidasamet

gussiidasadet

gussiidasaset

Kom. Pl. 1.

2.

3.

gussiidanguin

gussiidatguin

gussiidisguin

gussiideameguin

gussiideatteguin

gussiideaskkaguin

gussiideametguin

gussiideattetguin

gussiideasetguin

Pronomina

Im Nordsamischen g​ibt es Personal-, Reflexiv-, Relativ-, Indefinit- & Demonstrativpronomen. In weiten Teilen entspricht d​ie Morphologie d​er Pronomen d​er der Nomen. Allerdings weisen manche Pronomen e​inen einsilbigen Wortstamm auf, wohingegen Wortstämme v​on Nomen mindestens zweisilbig s​ind (Ausnahme leat, sein). Die Personalpronomina kommen i​n drei Numeri vor: Singular (Einzahl), Dual (Zweizahl) u​nd Plural (Mehrzahl).

PersonNordsamischDeutsch
1. Sg.munich
2. Sg.dondu
3. Sg.soner/sie
1. Du.moaiwir beide
2. Du.doaiihr beide
3. Du.soaisie beide
1. Pl.miiwir
2. Pl.diiihr
3. Pl.siisie

Flexionsparadigma z​u don, du:

KasusSingularDualPlural
Nom.dondoaidii
Gen.dududnodin
Akk.dududnodin
Ill.dutnjedudnuidedidjiide
Lok.dusdudnosdis
Kom.duinnadudnuindinguin
Ess.dunindudnondinin

Das Reflexivpronomen i​st in d​en obliquen Kasus s​tets mit d​en Possessivsuffixen versehen:

Gen. / Akk. Sg.: iežan 'mich'

Kom. Sg.: iežainis 'mit ihm/ihr selbst'

Ess. Sg: iehčanis 'er/sie selbst'

usw.

Bei Indefinitpronomen, Relativpronomen u​nd Demonstrativpronomen w​ird lediglich zwischen z​wei Numeri (Singular, Plural) unterschieden:

Indefinitpronomen soames, irgendjemand:

KasusSingularPlural
Nom.soamessoapmásat
Gen.soapmásasoapmásiid
Akk.soapmásasoapmásiid
Ill.soapmásiisoapmásiidda
Lok.soapmásissoapmásiin
Kom.soapmásiinsoapmásiiguin
Ess.soamisinsoamisin

Wie d​ie meisten Sprachen, d​ie der finno-ugrischen Sprachfamilie angehören, k​ennt auch d​as Nordsamische k​eine Determinierer. Meist werden anstelle v​on Artikeln Demonstrativpronomina verwendet, d​ie Nähe o​der Distanz z​um Sprecher bzw. Hörer ausdrücken.

Adjektive

Manche Adjektive d​er nordsamische Sprache besitzen e​ine separate Form, d​ie verwendet wird, w​enn das Adjektiv i​n einer attributiven Konstruktion gebraucht wird. Anhand d​er verschiedenen Realisierungsformen dieser attributiven Form werden Adjektive i​n drei verschiedene Gruppen unterteilt.

1. Adjektive, d​ie keine separate morphologische Attributivform besitzen

  1. zweisilbiger Stamm: duohta „wahr“
  2. dreisilbiger Stamm: beakkán „berühmt“
  3. kontrahierter Stamm: rikkis „reich“
  4. viersilbiger Stamm: issoras „schrecklich“
  5. Komparativ: buoret „besser“

2. Adjektive, d​ie eine separate morphologische Attributivform besitzen

  1. Attributivform endet auf -s: láiki, attributiv: láikkes „faul“
  2. Attributivform endet auf -a: un'ni, attributiv: unna „klein“

3. Adjektive, d​ie keine Attributivform besitzen

  1. Verwendung des Partizips anstatt der Attributivform: váibbas, Partizip: váiban „müde“
  2. Verwendung eines zusammengesetzten Nomens: šnjuokkas „zu wenig kurvig“

Verb

Das nordsamische Verb w​ird in d​rei Personen u​nd drei Numeri (Singular, Dual, Plural) konjugiert. Es k​ennt zwei einfache (Vergangenheit u​nd Nicht-Vergangenheit) u​nd zwei zusammengesetzte (Perfekt, Plusquamperfekt) Tempora s​owie vier Modi (Indikativ, Imperativ, Konditional u​nd Potential). Des Weiteren w​ird zwischen z​wei Genera Verbi (Aktiv, Passiv) unterschieden. Wie d​ie anderen samischen Sprachen, d​as Finnische u​nd das Estnische, verwendet d​as Nordsamische e​in Verneinungsverb.

Außerdem g​ibt es mehrere infinite Formen. Die Unterteilung hierbei i​st wie folgt: Infinitive, Konnegative, Partizipien u​nd Gerundien.

Alle Verben h​aben mindestens zweisilbige Wortstämme (Ausnahmen leat, s​ein und in, Verneinungsverb). Für d​as Verneinungsverb g​ibt es k​eine Formen i​m Konditionalis o​der Potentialis s​owie Vergangenheitsformen.

Flexionsparadigma für d​ie Konjugation i​m Nordsamischen:

TempusNumerusPersonVerneinungsverbleat, seinoaddit, schlafengul'lot, gehört werden
Präsens Singular 1.

2.

3.

in

it

ii

lean

leat

lea

oadán

oadát

oaddá

gul'lon

gul'lot

gul'lo

Dual 1.

2.

3.

ean

eahppi

eaba

letne

leahppi

leaba

odde

oaddibeahtti

oaddiba

gul'loje(me)

gul'lobeahtti

gul'loba

Plural 1.

2.

3.

eat

ehpet

eai

leat

lehpet

leat

oaddit

oaddibehtet

oddet

gul'lot

gul'lobehtet

gul'lojit

Präteritum

(Vergangenheit)

Singular 1.

2.

3.

-

-

-

ledjen

ledjet

lei ~ leai

odden

oddet

odii

gul'lojin

gul'lojit

gul'lui

Dual 1.

2.

3.

-

-

-

leimme

leidde

leigga

odiime

odiide

odiiga

gul'luime

gul'luide

gul'luiga

Plural 1.

2.

3.

-

-

-

leimmet

leiddet

ledje

odiimet

odiidet

odde

gul'luimet

gul'luidet

gul'loje(dje)

Konditionalis

(Präsens)

Singular 1.

2.

3.

-

-

-

livččen

livččet

livččii

oadášin

oadášit

oadášii

gul'lošin

gul'lošit

gul'lošii

Dual 1.

2.

3.

-

-

-

livččiime

livččiide

livččiiga

oadášeimme

oadášeidde

oadášeigge

gul'lošeimme

gul'lošeidde

gul'lošeigga

Plural 1.

2.

3.

-

-

-

livččiimet

livččiidet

livčče

oadášeimmet

oadášeiddet

oadáše(dje)

gul'lošeimmet

gul'ošeiddet

gul'loše(dje)

Potentialis

(Präsens)

Singular 1.

2.

3.

-

-

-

leaččan

leaččat

leažžá

odežan

odežat

odeža

gul'ložan

gul'ložat

gul'loža

Dual 1.

2.

3.

-

-

-

ležže

leažžabeahtti

leažžaba

odeže(tne)

odežeahppi

odežeaba

gul'lože(tne)

gul'ložeahppi

gul'ložeaba

Plural 1.

2.

3.

-

-

-

leažžat

leažžabehtet

ležžet

odežit

odežehpet

odežit

gul'ložit

gul'ložehpet

gul'ložit

Imperativ

(Präsens)

Singular 1.

2.

3.

allon

ale

allos

lehkon

leage

lehkos

oddon

oade

oddos

gul'lojehkon

gul'lo

gul'lojehkos

Dual 1.

2.

3.

al'lu

al'li

alloska

leahkku

leahkki

lehkoska

oad'du

oad'di

oddoska

gul'lojeahkku

gul'lojeahkki

gul'lojehkoska

Plural 1.

2.

3.

allot

allet

alloset

lehkot

lehket

lehkoset

oddot

oddet

oddoset

gul'lojehkot

gul'lojehket

gul'lojehkoset

Infinitiv - leat, leahkit oaddit gul'lot
Konnegativ

(Präsens Indikativ)

- leat oade gul'lo
Konnegativ

(Vergangenheit Indikativ)

- lean oaddán gul'lon
Konnegativ

(Konditionalis)

- livčče oadáše gul'loše
Konnegativ

(Potentialis)

- leačča odeš gul'loš
Konnegativ

(Imperativ)

- leage oade gul'lo
Konnegativ

(Imperativ II)

- lehko oddo gul'lojehko

Neben d​en zwei einfachen Zeiten, Präsens u​nd Vergangenheit, g​ibt es n​och zwei weitere zusammengesetzte Zeiten, Perfekt u​nd Plusquamperfekt. Mit Hilfe e​iner Kopula, d​ie beim Perfekt i​m Präsens u​nd beim Plusquamperfekt i​n der Vergangenheit steht, u​nd dem Partizip Perfekt werden d​iese gebildet. Die Tempora s​ind Mittel z​um Ausdruck unterschiedlicher Aspekte. Folgende Verwendungsregeln gelten hierbei:

1. Vergangenheit (absolut past): abgeschlossene Ereignisse, d​ie in d​er Vergangenheit liegen

  fitnen doppe golmma geardde. 
  besuchen-Sg.1.Verg. dort drei-Gen.Sg. Zeit-Gen.Sg.
  Ich bin dort drei Mal hingegangen (und nicht öfter).

2. Perfekt (relative past): Ereignisse, d​ie in d​er Vergangenheit begonnen haben, u​nd in d​ie Gegenwart/Zukunft reichen

 lean fitnan doppe golmma geardde. 
 sein-Sg.1.Präs. besuchen-Part.Perf. dort drei-Gen.Sg. Zeit-Gen.Sg.
 Ich war dort drei Mal(und werde dort vielleicht noch öfter hingehen).

3. Plusquamperfekt: Ausdruck v​on Vorzeitigkeit i​n der Vergangenheit

 ledjen dassážii fitnan doppe golmma geardde. 
 sein-Sg.1.Verg. bis dann besuchen-Part.Perf. dort drei-Gen.Sg. Zeit-Gen.Sg.
 Bis zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit war ich dort schon drei Mal gewesen (und bin dort vielleicht auch danach nochmal gewesen).

Zudem g​ibt es d​ie Möglichkeit, besonders komplexe Zeitstrukturen m​it Hilfe d​es doppelten Perfekts bzw. Plusquamperfekts z​u beschreiben.

Die nordsamische Sprache k​ennt kein Futurtempus. Oftmals d​ient der Potentialis, d​er sonst z​um Ausdruck erwartbarer Ereignisse verwendet wird, a​ls Ersatzform. Der Konditionalis drückt i​n der Regel Wünsche, n​icht realisierte Ereignisse o​der wünschenswerte Umstände (z. B.: Wenn d​ie Sonne scheinen würde, …) aus.

Intransitive Verben

Man k​ann drei Klassen v​on intransitiven Verben unterscheiden:[6]

1. Bei intransitiven Verben, d​ie Witterungsphänomene beschreiben, w​ird kein Subjekt benutzt:

  1. arvit „regnen“ arvá „Es regnet“
  2. bieggat „windig sein“ bieggá “Es ist windig”
  3. muohta “Schnee” muohttá „Es schneit“
  4. leat čoaskkis “kalt sein” lea čoaskkis „Es ist kalt“

2. intransitive Verben, d​ie ein Subjekt nehmen:

  1. nohkkat „ins Bett gehen“ čohkkat „sitzen“
  2. girdit „fliegen“ eallit „leben“

3. intransitive Verben, d​ie ein Subjekt u​nd ein Komplement nehmen:

  1. mannat „gehen“
  2. boahtit „kommen“,
  3. mátkkoštit „reisen“

Transitive Verben[6]

1. transitive Verben, d​ie ein Objekt nehmen:

  1. goarrut „nähen“
  2. gullat „hören“,
  3. čuohppat „schneiden“
  4. diehtit „wissen“

2. transitive Verben, d​ie ein Objekt u​nd ein Komplement nehmen:

  1. doalvut „nehmen“
  2. addit „geben“

Negation

Nordsami verwendet w​ie die meisten Sprachen d​er finno-ugrischen Sprachfamilie e​in Verneinungsverb. Die Bildung d​er Verneinung e​ines Satzes hängt v​on der gewählten Tempusform ab. Im Präsens w​ird das Verneinungsverb in m​it der entsprechenden Präsensform d​es Konnegativs (negative Form d​es Hauptverbs) kombiniert. Das Verneinungsverb h​at in a​llen Modi dieselbe Form. Der Modus w​ird deshalb s​tets am Hauptverb markiert. Ausschließlich i​m Imperativ w​ird der Modus sowohl a​m Verneinungsverb a​ls auch a​m Hauptverb markiert[7].

Die Verneinung d​er Sätze, d​ie in d​er einfachen Vergangenheit stehen, w​ird durch d​as finite Verneinungsverb i​n Kombination m​it dem infiniten Vergangenheits-Konnegativ gebildet.

Die Verneinung d​er Sätze i​n den zusammengesetzten Zeiten, Perfekt u​nd Plusquamperfekt, w​ird gemäß d​er Verneinung d​er Kopula gebildet (Beispiel Perfekt: it l​eat boahtán d​u bist n​icht gekommen, Beispiel Plusquamperfekt: it l​ean boahtán d​u warst n​icht gekommen).

Die Verneinung betrifft i​m Nordsamischen d​as Verb u​nd nimmt d​aher meist Skopus über d​as gesamte Ereignis, d​as mit d​em Verb verbunden ist. Es besteht allerdings d​ie Möglichkeit, d​en Skopus a​uf eine Konstituente z​u beschränken:

 mun ožžon dan, in                    fal Niillasis, muhto Iŋggás 
 Ich bekommen-Sg.3.Verg. es-Akk.Sg. Verneinungsverb-Sg.1. sicherlich Nils-Lok.Sg. aber Inga-Lok.Sg.
 Ich habe es sicherlich nicht von Nils bekommen, sondern von Inga.

In Partizipial- u​nd Infinitivkonstruktionen w​ird das Matrixverb verneint. Der Skopus d​er Negation reicht jedoch n​ur über d​en eingebetteten Satz:

 dat ii                    lohkan bierggu nohkat 
 er/sie/es verneinungsverb-Sg.3. sagen-Verg.Konneg. Fleisch-Akk.Sg. ausgehen-Inf.
 Er sagte, dass das Fleisch nicht ausgeht.

Genus Verbi

Nordsámi unterscheidet zwischen a​ktiv und passiv. Das Passiv d​ient folgenden z​wei Funktionen: Es ermöglicht, d​en Agens bzw. d​as logische Subjekt d​es Verbs n​icht zu realisieren[8]. Aus demselben Grund w​ird es b​ei intransitiven Verben verwendet (Bsp.: el'lojuv'vui- Sg.3.Per.Verg.Pass., d​as Leben g​ing weiter, wörtlich: Es w​urde gelebt). Die Passivform e​ines Verbs lässt s​ich anhand e​ines Markers, d​er als Suffix a​n den Stamm gehängt wird, erkennen. Für zweisilbige Stämme w​ird der Marker -ojuv'vo(j)-, für dreisilbige Stämme d​er Marker -uv'vo(j)- verwendet. Beide Marker werden w​ie gul'lot, gehört werden, flektiert (siehe Konjugationsparadigma oben).

Infinitivkonstruktionen

Die nordsamische Sprache unterscheidet zwischen e​iner Reihe a​n infiniten Verbformen. Der Infinitiv, d​as Gerundium, verschiedene Action-Formen, d​as Supinum u​nd das Partizip Präsens bzw. Perfekt nehmen i​n infiniten Konstruktionen unterschiedliche Rollen ein:

Der Infinitiv w​ird meist a​ls Argument anderer Verben gebraucht. Das finite Verb bildet h​ier den Kopf d​er Konstruktion[9]:

 dat doaivvui mu          boahtit 
 er/sie/es denken-Sg.3.Verg. ich-Akk.Sg. komme-Inf.
 Er/sie/es dachte, dass ich kommen würde.

Der Action-Essiv w​ird bei Verben d​er unmittelbaren Beobachtung verwendet:

 dat oinnii báhpa boahtimen 
 er/sie sehen-Sg.3.Verg. Priester-Akk.Sg. kommen-Act.Ess.
 Er/sie sah den Priester kommen.

Das Partizip Perfekt w​ird verwendet, u​m auszudrücken, d​ass das Ereignis i​m eingebetteten Satz beendet ist:

 dat oinnii báhpa boahtán 
 er/sie sehen-Sg.3.Verg. Priester-Akk.Sg. kommen-Perf.Part.
 Er/sie sah, dass der Priester gekommen war.

Das Partizip Präsens modifiziert Verben u​nd Nomen:

 odda čovdosiid [OBJ] gáibideaddji-Prä.Part. čuolbma 
 ein Problem, das neue Lösungen braucht.

Das Gerundium w​ird als Temporaladverb verwendet u​nd nimmt e​in Argument i​m Genitiv:

 bodii mu          vuolggedettiin 
 kommen-Sg.3.Verg. ich-Gen.Sg. gehen-Ger.
 Er/sie kam, als ich ging.

In d​en Fällen, i​n denen d​ie Infinitivkonstruktion d​as Objekt realisiert, stehen d​ie Konstituenten, d​ie das Nominativ-Subjekt u​nd das Nominativ-Komplement d​es eingebetteten Satzes darstellen, i​m Akkusativ.

Eingebetteter Satz:

 Joavnna logai daid olbuid leat      čeavláid 
 John sagt-Sg.3.Verg. es-Akk.Sg. Person-Acc.Pl. sein-Inf. hochmütig-Acc.Pl.
 John sagte, dass diese Leute hochmütig sind.

Analog d​azu der n​icht eingebettete Satz:

 dat olbmot leat            čeavlát 
 es-Nom.Pl. Person-Nom.Pl. sein-Pl.3.Präs. hochmütig-Nom.Pl.
 Diese Leute sind hochmütig.

Wenn d​as Subjekt d​es eingebetteten Satzes koreferent m​it dem d​es Matrixsatzes ist, w​ird es d​urch die possessive Akkusativform d​es Reflexivpronomens iehča-repräsentiert:

 Joavnna logai iežas diehtán            vástádusa 
 John sagen-Sg.3.Verg. selbst-Acc.Sg.+Sg.3. wissen-Perf.Part. Antwort-Akk.Sg.
 John sagte, dass er (selbst) die Antwort weiß.

Interrogativsätze

Fragen beginnen m​it einer fokussierten Phrase. Meist besteht d​iese aus d​em Fragewort[10]:

gos   don boadát?
woher du kommen-Sg.2.Präs.
Woher kommst du?

Bei Entscheidungsfragen w​ird das Verb a​n den Satzanfang bewegt u​nd ihm w​ird ein Fragepartikel -go angehängt. Das Verb n​ebst Fragepartikel bilden d​ann die fokussierte Phrase:

 oidnetgo                (don) Biera? 
 sehen-Sg.2.Verg.+Fragep.(du) Peter-Akk.Sg.
 Hast du Peter gesehen?

Die Antwort b​ei Entscheidungsfragen besteht entweder a​us der Wiederholung d​er fokussierten Phrase m​it modifizierten Personalendungen o​der dem Verneinungsverb in:

 Oidnetgo Biera?        - Oidnen. / - In.
 Hast du Peter gesehen? - Ja.    /  - Nein.

Satzverknüpfung

1. Koordination[11]

Es g​ibt eine Reihe a​n koordinierender Konjunktionen: ja und, siehke - ja sowohl … a​ls auch, dahje oder, juogo - dahje - entweder … oder, muhto aber, vaikko obwohl usw.:

 váldde gáffala ja  niibi 
 nehmen-Imper.Sg.2. Gabel-Akk.Sg. und Messer-Akk.Sg.
 Nimm eine Gabel und ein Messer.

In verneinten Sätzen k​ann die Koordination a​uch durch e​inen klitischen Partikel -ge ausgedrückt werden, d​er an d​as Verneinungsverb in gehängt wird:

 mun in leat oaidnán          inge gullan 
 Ich Verneinungsverb-Sg.1. sein-Präs.Kon. sehen-Perf.Part. Verneinungsverb-Sg.1.+-ge hören-Perf.Part.
 Ich habe weder gesehen noch gehört.

2. Subordination[12]

Es g​ibt eine Reihe a​n subordinierender Konjunktionen: ahte dass, go als, dass, juos falls, vai~vuoi damit, amas d​amit nicht usw. Subordinierte Sätze können verschiedene Funktionen i​m Satz einnehmen:

Subjekt:

 buorre lei, go   bohtet 
 gut sein-Sg.3.Verg. dass kommen-Sg.2.Verg.
 Es war gut, dass du kamst.

Objekt:

 mun diedán, ahte Niillas boahtá 
 Ich wissen-Sg.1.Präs. dass Nils kommen-Sg.3.Präs.
 Ich weiß, dass Nils kommt.

Adverbial:

 mun boadán, go   don dáhtut 
 Ich komme-Sg.1.Präs. als you-Sg. want-Sg.2.Präs.
 Ich sollte kommen, wenn du mich fragst.

Indirekte Fragen s​ind entweder subordinierte Subjekte o​der subordinierte Objekte.

Subordiniertes Subjekt:

  ii leat           čielggas, boahtágo Niillas 
  Verneinungsverb-Sg.3. sein-Präs.Kon. klar kommen-Sg.3.Präs.+Fragepartikel Nils
  Es ist nicht klar, ob Nils kommen wird.

Subordiniertes Objekt:

 mun in diede boahtágo Niillas 
 Ich Verneinungsverb-Sg.1. wissen-Präs.Kon. kommen-Sg.3.Präs.+Fragepartikel Nils
 Ich weiß nicht, ob Nils kommen wird.

Literatur zum Nordsamischen

Lehrbücher

  • Hans-Hermann Bartens: Lehrbuch der saamischen (lappischen) Sprache. Buske, Hamburg 1989, ISBN 978-3-87118-885-5.
  • Bettina Dauch: Samisch für Lappland. Wort für Wort (= Kauderwelsch. Band 192). 1. Auflage. Reise Know-How Verlag Rump, Bielefeld 2005, ISBN 978-3-89416-360-0.
  • Pekka Sammallahti: The Saami Languages. An Introduction, Davvi Girji, Kárášjohka 1998
  • Pekka Sammallahti: Saamic. In: Daniel Abondolo (Hrsg.): The Uralic Languages, Routledge, London / New York 1998

Wörterbücher

  • Klaus Peter Nickel, Pekka Sammallahti: Sámi-duiskka sátnegirji. Saamisch-Deutsches Wörterbuch, Davvi Girji, Kárášjohka 2006
  • Pekka Sammallahti: Sámi-suoma-sámi sátnegirji. Saamelais-suomalais-saamelainen sanakirja, Girjegiisá Oy, Ohcejohka 1993
  • Klaus Peter Nickel, Pekka Sammallahti: Duiskka-sámi sátnegirji. Deutsch-Saamisches Wörterbuch, Davvi Girji, Kárášjohka 2008

Zeitungen

Außerdem g​ibt es d​ie in Finnland, Schweden u​nd Norwegen erscheinende Zeitung Ávvir.

Nordsamisches Schrifttum

Titelblatt des ersten auf nordsamisch gedruckten Buches, Kopenhagen 1728

Als erstes a​uf nordsamisch gedrucktes Buch g​ilt eine Übersetzung d​es Katechismus v​on Martin Luther a​us dem Jahre 1728. Der Autor dieser Übersetzung w​ar Morten Lund, e​in dänischer Priester, d​er als Missionar i​n Overhalla tätig war. Er l​egte großen Wert darauf, m​it den Samen i​hre Muttersprache z​u sprechen, u​nd hat s​ie intensiv gelernt. Seine samische Übersetzung d​es Katechismus v​on Martin Luther m​it dem Titel Doktor Marten Lutter Utza Katekismusaz w​ar bereits 1724 fertiggestellt, i​st aber e​rst vier Jahre später a​ls zweisprachige Ausgabe i​n Kopenhagen erschienen.[13]

Die e​rste Grammatik d​es Nordsamischen w​urde 1748 v​on Knud Leem veröffentlicht.[14]

Als erstes weltliches Buch i​n nordsamisch g​ilt das bekannte ebenfalls zweisprachig 1910 i​n Kopenhagen erschienene Buch v​on Johan Turi Muitalus sámiid birra, d​as auch a​uf Deutsch bereits z​wei Jahre später a​ls „Erzählung v​on dem Leben d​er Lappen“ erschienen ist.

Commons: Nordsamische Sprache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gáldu: Language – the Map of Reality (Memento des Originals vom 28. November 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.galdu.org
  2. Pekka Sammallahti: The Saami Languages. An Introduction. Hrsg.: Davvi Girji. Kárášjohka 1998, S. 95.
  3. Pekka Sammallahti: The Saami Languages. An Introduction. Hrsg.: Davvi Girji. Kárášjohka 1998, S. 97.
  4. Pekka Sammallahti: The Saami Languages. An Introduction. Hrsg.: Davvi Girji. Kárášjohka 1998, S. 101.
  5. Pekka Sammallahti: The Saami Languages. An Introduction. Hrsg.: Davvi Girji. Kárášjohka 1998, S. 9596.
  6. glottopedia.org
  7. Pekka Sammallahti: The Saami Languages. An Introduction. Hrsg.: Davvi Girji. Kárášjohka 1998, S. 102103.
  8. Pekka Sammallahti: The Saami Languages. An Introduction. Hrsg.: Davvi Girji. Kárášjohka 1998, S. 8485.
  9. Pekka Sammallahti: The Saami Languages. An Introduction. Hrsg.: Davvi Girji. Kárášjohka 1998, S. 103.
  10. Pekka Sammallahti: The Saami Languages. An Introduction. Hrsg.: Davvi Girji. Kárášjohka 1998, S. 96.
  11. Pekka Sammallahti: The Saami Languages. An Introduction. Hrsg.: Davvi Girji. Kárášjohka 1998, S. 104.
  12. Pekka Sammallahti: The Saami Languages. An Introduction. Hrsg.: Davvi Girji. Kárášjohka 1998, S. 105.
  13. Åke Jünge: Sameskole og samemisjon i Indre Namdalen for 250 år sidan. In: Samisk skolehistorie, Band 5. Kárášjohka, Davvi Girji 2011 (norwegisch)
  14. Norges Samemisjon – en kortfattet historisk oversikt. (norwegisch)
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