Komitativ

Der Komitativ (Begleitfall, v​on lat. comes „Begleiter“) bzw. Soziativ (von lat. socius „Begleiter“) ist, inhaltlich definiert, e​in Untertyp e​iner adverbialen Bestimmung u​nd führt e​inen Handlungsteilnehmer ein, d​er in Begleitung e​ines anderen auftritt o​der handelt. Ihm entspricht i​m Deutschen e​ine Konstruktion m​it der Präposition „(zusammen) mit“. In anderen Sprachen w​ird dasselbe d​urch einen speziellen Kasus ausgedrückt; i​n diesen Fällen i​st der Komitativ a​ls Wortform definierbar, a​lso ein Bestandteil i​n der Deklination e​ines Substantivs. Ein Komitativ-Kasus k​ommt zum Beispiel i​n den finnisch-ugrischen Sprachen vor, u. a. Ungarisch, Finnisch, Estnisch, ferner a​uch im Ossetischen u​nd dem Sumerischen s​owie mit d​em Namen „Soziativ“ i​n mehreren dravidischen Sprachen (u. A. Tamil, Malayalam), eventuell a​uch in Turksprachen,[1] w​o er a​ber von anderen Sprachwissenschaftlern[2] a​uch als Instrumentalis eingestuft wird.

Beispiele für Komitativ-Kasus

Turksprachen

  • Türkisch: arkadaşla „mit [einem/dem] Kamerad/[einer/der] Kameradin“, arkadaşımla „mit meinem Kamerad/meiner Kameradin“. Die komitative Endung ist gemäß Vokalharmonie -le oder -la.[1]

Drawidische Sprachen

  • Tamil: மனைவியோடு maṉaiviy-ōṭu „mit der Ehefrau“, அன்புடன் aṉp-uṭaṉ „mit Liebe“; Die Suffixe -ōṭu und -uṭaṉ stehen weitgehend in freier Variation.

Finno-ugrische Sprachen

  • Estnisch: minuga „mit mir“, majaga „mit dem Haus“, majadega „mit den Häusern“
  • Finnisch: ystävinenne „mit Ihren Freunden“; der Komitativ wird im Finnischen selten verwendet und kann auch nur im Plural mit possessivpronominalen Endungen benutzt werden. In der Umgangssprache wird stattdessen die Postposition kanssa benutzt.
  • Wepsisch: Der Komitativ antwortet auf das Interrogativpronomen Kenenke? "mit wem" und hat die Endung -nke sowohl im Singular als auch im Plural. Die Endung wird an den Genitivstamm des Wortes angefügt. Mö ajam kanzanke... „wir fahren mit der Familie“
  • Mari: книгаште knigašte „mit einem/dem Buch“
  • Nordsamisch: mánáin „mit dem Kind“, mánáiguin  „mit den Kindern“; das Lexem gu(ob)i = Kamerad, ist zum Grammem (grammatisches Element) der Komitativkennung „grammatikalisiert“ worden.
  • Ungarisch: barátommal „mit meinem Freund“, barátnőjével „mit seiner Freundin“; velem „mit mir“; Im Ungarischen wird der Komitativ im Allgemeinen durch die Endung -val/-vel gekennzeichnet, die dem deutschen „mit“ entspricht. Es ist zu beachten, dass das „v“ mit einem auslautenden Konsonant verschmilzt und diesen verdoppelt. Bei Personalpronomen steht vel allerdings vorne, z. B. velem, veled[3], während es bei Demonstrativpronomen als Endung fungiert, z. B. ezzel, azzal.[3] Es existiert außerdem die wesentlich seltenere Endung -stul/-stül zur Kennzeichnung einer Gesamtheit von Personen oder Gegenständen im Sinne von „zusammen mit“ oder „mitsamt“: családostul „mitsamt der Familie“, barátnőstül  „zusammen mit der Freundin“.

Indoeuropäische Sprachen

  • Portugiesisch: In der portugiesischen Sprache ist der Komitativ bisher relativ wenig untersucht worden, da viele Grammatiker ihm eine andere semantische Funktion zuweisen, wie z. B. objeto indireto (indirektes Dativobjekt) oder adjunto adverbial (Begleitattribut). Dennoch wird die Bezeichnung für solch eine verbale Ergänzung als caso comitativo (Komitativ) von einigen Linguisten empfohlen.[4] Beispiele: conosco  „mit uns“, com o presidente  „mit dem Präsidenten“.

Isolierte Sprachen

  • Baskisch: lagunarekin „mit dem Freund“, lagunekin „mit den Freunden“
  • Sumerisch: lu dam=ani=da mu-nda-ĝen-Ø (Mann Ehegatte/in=3.Pers.Possessiv=Komitativ Ventiv-3.Pers.Komitativ-gehen-3.Pers.Subjekt) „Der Mann ist mit seiner Frau gekommen.“

Literatur

  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4. aktualisierte und überarbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart / Weimar 2010, ISBN 978-3-476-02335-3.
Wiktionary: Komitativ – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ludwig Peters: Grammatik der türkischen Sprache. Axel Juncker Verlag, Berlin 1947, S. 27
  2. Korkut Buğday: Osmanisch. S. 34.
  3. József Tompa: Kleine Ungarische Grammatik. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1972, S. 120.
  4. Sebastião Expedito Ignácio, Ana Carolina Sperança: O Caso Comitativo. (online-PDF) In: Estudos Lingüisticos, São Paulo. 39, Nr. 1, S. 342–353. ISSN 1413-0939. Abgerufen am 5. Juli 2013. (auf Portugiesisch).
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