Skoczów
Skoczów [ˈskɔt͡ʂuf] (deutsch Skotschau, tschechisch: Skočov) ist eine Stadt und Sitz der Gmina Skoczów in der polnischen Woiwodschaft Schlesien. Skoczów liegt nördlich der Schlesischen Beskiden an der Weichsel und gehört dem Powiat Cieszyński an.
Skoczów (dt. Skotschau) | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Schlesien | |
Powiat: | Cieszyn | |
Gmina: | Skoczów | |
Fläche: | 9,79 km² | |
Geographische Lage: | 49° 49′ N, 18° 48′ O | |
Einwohner: | ||
Postleitzahl: | 43-430 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 33 | |
Kfz-Kennzeichen: | SCI | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Częstochowa–Wisła | |
Eisenbahn: | Bielsko-Biała–Cieszyn | |
Nächster int. Flughafen: | Katowice | |
Geschichte
Die Stadt liegt im Olsagebiet (auch Teschner Schlesien, polnisch Śląsk Cieszyński) und ist die älteste Stadt an der oberen Weichsel.
Vom 7. bis zum 9. Jahrhundert gab es einen slawischen Burgwall vom Volksstamm der Golensizen im benachbarten Międzyświeć. Einer Legende nach wurde die Stadt bereits 917 gegründet. Mutmaßlich wurde es im Jahr 1282 erstmals urkundlich als Coczow erwähnt.[1][2] Später wurde der Ort auch als Zchotschow/Scotschow/Scoschow (1327), Skotschau (1440), Skotczuow (1447), Skozuff (1448), Skoczaw (1452), Skoczow (1470) erwähnt. Der Name ist possessiv abgeleitet vom Vornamen Skocz.[3]
Politisch gehörte es ursprünglich zum Herzogtum Teschen, welches ab 1290 in der Zeit des polnischen Partikularismus bestand. Seit 1327 bestand das Herzogtum als Lehnsherrschaft des Königreichs Böhmen. Im zugehörigen Dokument wird Skoczów als oppidum Scocoviense erwähnt. Die Bezeichnung oppidum deutete wahrscheinlich auf Ius Ducale hin. Seit 1526 gehörte es zur Habsburgermonarchie. In den Jahren 1573 bzw. 1577 bis ca. 1594 existierte eine kurzlebige Standesherrschaft Skotschau-Schwarzwasser.
Skoczów erhielt Magdeburger Recht im späten 14. Jahrhundert und die neue Stadt wurde um den heutigen Marktplatz angelegt[4] An der Stelle des ersten Zentrums wurde auf einem ovalen Platz die Pfarrkirche gebaut. Diese wurde erstmals im Peterspfennigregister im Teschener Dekanat im Jahre 1447 als Scotczowa erwähnt.[5] 1470 wurde Skotschau durch einen Brand vollständig vernichtet. Im selben Jahr baute Herzog Kasimir II. von Teschen die Stadt wieder auf und vergrößerte sie. Es gab zwei weitere Brände in den Jahren 1713 und 1756.
Nach 1540 erfolgte unter Wenzel III. Adam die Reformation. Die neue Konfession war besonders bei der städtischen Elite beliebt. Ein Teil der Einwohner blieb jedoch katholisch, wie zum Beispiel Jan Sarkander. Die Pfarrkirche wurde von Lutheranern übernommen und wurde wieder katholisch nach dem Jahr 1610. Der Dreißigjährige Krieg führte zu riesigen materiellen und demographischen Verlusten. Im Jahr 1652 wurde die Stadt von der bischöflichen Visitation von Breslau besucht. Die Mehrheit der Einwohner war lutheranisch und polnischsprachig (concio Polonica). Der deutschsprachige Teil der Einwohner war damals zu klein, um eigene Gottesdienste in dieser Sprache abzuhalten. Diese Situation änderte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.[6]
In den Jahren 1782 bis 1785 entstand die neue Reichsstraße zwischen Teschen und Bielitz, welche durch Skotschau verlief.[7] Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften war Skotschau ab 1850 ein Gerichtsbezirk in Österreichisch-Schlesien, Bezirk Bielitz. Derweil nahm die ethnographische Gruppe der Teschener Walachen deutliche Gestalt an, wohnhaft auch in Skotschau. Traditionell sprachen sie Teschener Mundarten, obwohl Skotschau damals eine sprachlich wie konfessionell gemischte Stadt war.
1853 wurden in der Innenstadt fünf Öllampen installiert, die immer bis Mitternacht leuchten. Im Juni 1888 erreichte die Schlesische und Galizische Städtebahnlinie die Stadt.[8] 1910 wütete erneut ein Brand in der Stadt, der eine Schule, ein Gerichtsgebäude und 21 Häuser in der Innenstadt vernichtete. In der frühen 20. Jahrhundert wurde sie zu einem Zentrum der sogenannten Schlonsaken unter der Leitung des örtlichen Lehrers Józef Kożdoń.
1920, nach dem Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie und dem Ende des Polnisch-Tschechoslowakischen Grenzkriegs (mit der wichtigsten Schlacht des Kriegs in der Nähe der Stadt), kam Skoczów zu Polen. Es gehörte danach zu der autonomen Woiwodschaft Schlesien, Powiat Cieszyński. Unterbrochen wurde dies nur durch die Besetzung Polens durch die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Es gehörte dann zum Landkreis Teschen im Regierungsbezirk Kattowitz in der Provinz Schlesien (seit 1941 Provinz Oberschlesien).
1995 besuchte Papst Johannes Paul II. die Stadt Skoczów und sprach dort den aus Skoczów kommenden Jan Sarkander heilig.
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1250[9] | 1327[9] | 1400[9] | 1447[9] | 1550[9] | 1600[9] | 1650[9] | 1880[10] | 1890[10] | 1900[10] | 1910[10][11] | 1921[12] | 1990 | 2000 |
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Einwohnern | 80 bis 100 | 200 | 390[p 1] | 450 | 900 | 1110 | 700 bis 850 | 3081[p 2] | 3191[p 3] | 3196[p 4] | 3705[p 5] | 3494[p 6] | 14.894 | 15.171 |
- Darunter etwa 20 % waren Zuwanderer, vermutlich Deutsche
- Darunter: 2136 (69,9 %) polnischsprachige, 909 (29,5 %) deutschsprachige, 36 (1,2 %) tschechischsprachige;
- Darunter: 2083 (65,3 %) polnischsprachige, 1099 (34,3 %) deutschsprachige, 9 (0,3 %) tschechischsprachige;
- Darunter: 1730 (54,1 %) polnischsprachige, 1432 (44,8 %) deutschsprachige, 34 (1,1 %) polnischsprachige; 2298 (70,9 %) römisch-katholisch, 721 (22,2 %) evangelisch, 222 (6,8 %) israelitisch;
- Darunter: 1794 (48,4 %) polnischsprachige, 1863 (50,3 %) deutschsprachige, 48 (1,3 %) tschechischsprachige; 2443 (65,3 %) römisch-katholisch, 1042 (27,8 %) evangelisch, 247 (6,6 %) israelitisch;
- Darunter: 2802 Polen, 569 Deutsche, 116 Juden; 2313 römisch-katholisch, 956 evangelisch, 207 israelitisch;
Kultur
- Museum des heiligen Jan Sarkander (pl. Muzeum Św. Jana Sarkandra)
- Der Kult des heiligen Jan Sarkander hat sich in Schlesien seit seinem Märtyrertod im Jahre 1620 verbreitet. Quellen aus dem 17. Jahrhundert geben an, dass Jan Sarkander in einem Bürgerhaus neben dem Rathaus geboren wurde.
- Gustaw-Morcinek-Museum (pl. Muzeum im. G. Morcinka)
Gemeinde
Die Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Skoczów gliedert sich in den namensgebenden Hauptort sowie folgende Ortschaften mit einem Schulzenamt (solectwo):
- Bładnice (Bladnitz)
- Harbutowice (Harbutowitz)
- Kiczyce (Kitschitz)
- Kowale (Kowali)
- Międzyświeć (Miendziswiec)
- Ochaby (Ochab)
- Pierściec (Perstetz)
- Pogórze (Pogorsch)
- Wilamowice (Willamowitz)
- Wiślica (Wislitz)
Die Gemeinde gehört zur Euroregion Śląsk Cieszyński.
- Die Gemeinde im Powiat Cieszyński
- Ortschaften der Gemeinde
- Das Rokoko-Rathaus in Skoczów
- Peter-und-Paul-Kirche
- Heiligkreuzkirche
- Johanneskapelle
Partnerstädte
- Kapelle, Niederlande
- Békéscsaba, Ungarn
- Karviná, Tschechien
- Martin, Slowakei
Persönlichkeiten
- Marie Adamczyk (1879–1973), österreichische Krankenpflegerin
- Ludwig Klimek (1912–1992), polnischer Künstler und französischer Maler
- Horst Mendroch (1942–2015), deutscher Schauspieler und Hörspielsprecher
- Johannes Sarkander (1576–1620), mährischer Geistlicher und böhmischer Heiliger
Literatur
- Idzi Panic: Studia z dziejów Skoczowa w czasach piastowskich. BIBLOS, Skoczów 2005, ISBN 83-7332-246-9 (polnisch).
Weblinks
- Website der Stadt (mehrsprachig)
Einzelnachweise
- Idzi Panic: Studia z dziejów Skoczowa w czasach piastowskich. BIBLOS, Skoczów 2005, ISBN 83-7332-246-9, S. 68.
- Idzi Panic: Śląsk Cieszyński w średniowieczu (do 1528). Starostwo Powiatowe w Cieszynie, Cieszyn 2010, ISBN 978-83-926929-3-5, S. 294 (polnisch).
- Robert Mrózek: Nazwy miejscowe dawnego Śląska Cieszyńskiego. Uniwersytet Śląski w Katowicach, 1984, ISSN 0208-6336, S. 160 (polnisch).
- I. Panic, 2005, S. 105
- Registrum denarii sancti Petri in archidiaconatu Opoliensi sub anno domini MCCCCXLVII per dominum Nicolaum Wolff decretorum doctorem, archidiaconum Opoliensem, ex commissione reverendi in Christo patris ac domini Conradi episcopi Wratislaviensis, sedis apostolice collectoris, collecti. In: H. Markgraf (Hrsg.): Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens. 27, Breslau, S. 361–372. Abgerufen am 21. Juli 2014.
- Idzi Panic: Śląsk Cieszyński w początkach czasów nowożytnych (1528–1653) [Geschichte des Teschener Herzogtums am Anfang der Neuzeit (1528–1653)]. Starostwo Powiatowe w Cieszynie, Cieszyn 2011, ISBN 978-83-926929-1-1, S. 190 (polnisch).
- Janusz Spyra: Śląsk Cieszyński w okresie 1653—1848 [Teschener Schlesien von 1653 bis 1848]. Starostwo Powiatowe w Cieszynie, Cieszyn 2012, ISBN 978-83-935147-1-7, S. 173, 177 (polnisch).
- Marcin Żerański: Śląsk Cieszyński. Od Bielska-Białej do Ostrawy. Pracownia na pastwiskach, Cieszyn 2012, ISBN 978-83-933109-3-7, S. 28 (polnisch).
- Studia z dziejów Skoczowa..., 2005, S. 214–215
- Kazimierz Piątkowski: Stosunki narodowościowe w Księstwie Cieszyńskiem. Macierz Szkolna Księstwa Cieszyńskiego, Cieszyn 1918, S. 265, 283 (polnisch, opole.pl).
- Ludwig Patryn (Hrsg.): Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in Schlesien. Troppau 1912.
- Główny Urząd Statystyczny: Skorowidz miejscowości Rzeczypospolitej Polskiej. Województwo krakowskie i Śląsk Cieszyński. Warszawa 1925, S. 69 (polnisch, Woj.krakowskie i Sląsk Cieszynski miejscowości.pdf).