Selters (Ortenberg)
Selters ist ein Stadtteil von Ortenberg im südhessischen Wetteraukreis.
Selters Stadt Ortenberg | |
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Höhe: | 134 (132–175) m ü. NHN |
Fläche: | 4,24 km²[1] |
Einwohner: | 839 (31. Dez. 2019)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 198 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 63683 |
Vorwahl: | 06046 |
Geografie
Selters liegt am Rande des westlichen Vogelsbergs auf einer Höhe von 147 m ü. NN, 2 km südwestlich des Zentrums von Ortenberg und 7,5 km nordwestlich von Büdingen.
Zu Selters zählt das auf einem Hang über der Nidder auf den Resten der kleinen Burg Konradsdorf errichtete ehemalige Kloster Konradsdorf, heute Teil der hessischen Staatsdomäne Konradsdorf.
Geschichte
Mittelalter
Die älteste bekannte Erwähnung des Ortes stammen aus den Jahren 750–802 als Seltrese[3] in der Zeit der beiden ersten Äbte des Klosters Fulda, nämlich Sturmius und Baugulf von Fulda. Letzterer starb 802.
Selters gehörte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zum Amt Ortenberg, einem Kondominat, das von drei Landesherren aus dem Kreis der Mitglieder des Wetterauer Grafenvereins gebildet wurde.
Frühe Neuzeit
Da alle drei Herren des Kondominats sich der Reformation zuwandten, wurde auch Selters zunächst lutherisch. 1601 kam es zu einer Realteilung des Kondominats, wobei das Dorf Selters an die Grafschaft Hanau-Münzenberg (ab 1642: Grafschaft Hanau) fiel. Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg verfolgte aber ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik. Er machte vom Jus reformandi, seinem Recht als Landesherr Gebrauch, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, und setzte dies für die Grafschaft Hanau-Münzenberg weitgehend als verbindlich durch.
1662 kam es im Hanauer Amt Ortenberg zu einer massiven Hexenverfolgung. Eine zentrale Rolle bei der Verfolgung der „Hexen“ spielte wahrscheinlich der Hanauer Amtmann Ludwig Geis.[4] Auch vier Frauen aus Selters wurden als Hexen hingerichtet und mit dem Schwert geköpft.[5]
Die Grafschaft Hanau fiel 1736 beim Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., aufgrund eines Erbvertrages an die Landgrafschaft Hessen-Kassel und damit auch Selters.
Neuzeit
Das Hanauer, später hessische „Amt Ortenberg“ gehörte ab 1810 zum Großherzogtum Hessen und war hier dem Dominialamt Ortenberg zugeordnet. 1821 bildete das Großherzogtum den Landratsbezirk Nidda, in den auch alle Teile des ehemaligen Amtes Ortenberg verschmolzen und der ab 1832 Kreis Nidda hieß. Mit der Revolution von 1848 wurde kurzzeitig der Regierungsbezirk Nidda gebildet, 1852 aber der Kreis Nidda wiederbelebt. 1874 kamen die Gebiete des ehemaligen Amtes Ortenberg zum Landkreis Büdingen, der mit der Gebietsreform in Hessen 1972 im Wetteraukreis aufging.
Gebietsreform
Die bis dahin selbständige Gemeinde Selters wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen zum 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis als Stadtteil in die im gleichen Jahr erweiterte Stadt Ortenberg eingemeindet.[6] Für Selters wurde, wie für die übrigen Stadtteile von Ortenberg, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7] Die Grenzen der Ortsbezirke folgen den seitherigen Gemarkungsgrenzen.
Einwohnerentwicklung
Selters: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 373 | |||
1840 | 412 | |||
1846 | 403 | |||
1852 | 358 | |||
1858 | 379 | |||
1864 | 404 | |||
1871 | 362 | |||
1875 | 331 | |||
1885 | 349 | |||
1895 | 369 | |||
1905 | 391 | |||
1910 | 428 | |||
1925 | 462 | |||
1939 | 400 | |||
1946 | 754 | |||
1950 | 684 | |||
1956 | 599 | |||
1961 | 593 | |||
1967 | 566 | |||
1970 | 562 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2008 | 821 | |||
2010 | 854 | |||
2011 | 849 | |||
2014 | 837 | |||
2019 | 839 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Stadt Ortenberg:[8][2]; Zensus 2011[9] |
Kulturdenkmäler
Bildung
Oberhalb der Domäne Konradsdorf liegt die 1974 eröffnete Gesamtschule Konradsdorf, eine additive Gesamtschule mit Förderstufe und Gymnasialer Oberstufe.
Verkehr
Durch den Ort führen die Bundesstraße 275, die Bundesstraße 457 und die Landesstraße 3191.
Die Oberwaldbahn ist stillgelegt. Hier gab es den Haltepunkt Selters (Hess).
Der Vulkanradweg läuft über die ehemaligen Oberwaldbahn von Stockheim nach Lauterbach (Hess). Heute ist der Vulkanradweg Teil des BahnRadweg Hessen, der auf ehemaligen Bahntrassen ca. 250 km durch den Vogelsberg und die Rhön führt.
Söhne und Töchter des Ortes
- Georg Ludwig Geis, hanauischer Amtmann des Amtes Ortenberg, der 1662 als Oberschultheiß zur Ganerbschaft Lindheim wechselte, wo er 1663/64 Hexenprozesse durchführte, die 19 Opfer forderten.[10]
Literatur
- Peter Gbiorczyk: Zauberglaube und Hexenprozesse in der Grafschaft Hanau-Münzenberg im 16. und 17. Jahrhundert. Shaker. Düren 2021. ISBN 978-3-8440-7902-9
- Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 191.
- Heinz Wionski: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wetteraukreis I. Stuttgart 1999, S. 410–414.
Weblinks
- Webauftritt der Stadt Ortenberg.
- Selters. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Stadt Ortenberg, archiviert vom Original am 23. April 2016 .
- Selters, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Selters In: Hessische Bibliographie[11]
Einzelnachweise
- Selters, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Einwohnerzahlen. In: Webauftritt der Stadt Ortenberg, abgerufen im Dezember 2020.
- Edmund Ernst Stengel, Urkundenbuch des Klosters Fulda. 1. Die Zeit der Äbte Sturmi und Baugulf, Marburg 1958. = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck 10,1. S. 439 u. 447, Nr. 341 u. 367.
- Gbiorczyk: Zauberglaube, S. 286f.
- Gbiorczyk: Zauberglaube, S. 287f.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 352.
- Hauptsatzung. (PDF; 119 kB) § 5. In: Webauftritt. GGG, abgerufen im Dezember 2020.
- Einwohnerzahlen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Stadt Ortenberg, archiviert vom Original am 30. Dezember 2019; abgerufen im Dezember 2020.
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Gbiorczyk: Zauberglaube, S. 286.
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!