Schmachtenhagen (Oranienburg)
Schmachtenhagen ist ein Ortsteil der Kreisstadt Oranienburg in Brandenburg und liegt im Südosten des Landkreises Oberhavel. Die bis dahin selbstständige Gemeinde schloss sich am 26. Oktober 2003 der Stadt Oranienburg an und wird von ihr verwaltet.
Schmachtenhagen Stadt Oranienburg | |
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Höhe: | 48 m |
Fläche: | 28,9 km² |
Einwohner: | 2508 (2017)https://oranienburg.de/Stadtleben/Stadtinformationen/Ortsteile/Schmachtenhagen/ |
Bevölkerungsdichte: | 87 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 26. Oktober 2003 |
Postleitzahl: | 16515 |
Vorwahlen: | 03301, 033053 |
Geographie und Verkehrsanbindung
Lage
Schmachtenhagen liegt auf dem südöstlichen Teil der nördlichen Havel-Niederungen, der sogenannten Oberhavel. Die alte Ortsmitte am Anger mit der Kirche befindet sich etwa 33 km nördlich des Stadtzentrums von Berlin. Höchste Punkte des Ortes sind mit durchschnittlich 20 m ü. NHN zwei Anhöhen nahe der westlichen Gemeindegrenze, die Fuchsberge und die Zwergberge. Der niedrigste Punkt mit 43,3 m ü. NHN liegt an einem Graben im nördlichen Bereich des Ortsgebietes. Die Höhe der Ortsmitte an der Kirche beträgt etwa 50 m ü. NHN. Das Gemarkungsgebiet des Ortsteils Schmachtenhagen umfasst eine Fläche von 28,9 km². Es schließt die östlich entlang des Oder-Havel-Kanals verlaufenden Niederungen des Stintgrabens am früheren Germania-Klinkerwerk am westlichen Ortsrand mit ein und grenzt an das Ostufer des Grabowsees, in dem zugleich der sich von Ost nach West schlängelnde Bach Bäke mündet. Der Stintgraben ist der Abfluss des Grabowsees und durch ein Graben-Netz mit dem Lehnitzsee verbunden. Der Ortsteil untergliedert sich in mehrere Wohngebiete um das Zentrum (den historischen Dorfkern um den Dorfanger herum) in die ab etwa 1910 entstandenen Siedlungen West, die Siedlung Süd (auch Kolonie Marx und Holzhausen genannt), die Siedlungen Ost, die nördlich des Angers errichtete Siedlung Upstall und den außerhalb gelegenen Standort Bernöwe.
Nachbarorte
Der Ortsteil Schmachtenhagen liegt rund 7 km östlich der Kernstadt Oranienburg und nahe der östlichen Grenze der Großgemeinde Wandlitz wie auch des Landkreises Barnim. Angrenzende Gemeinden sind im Westen die Stadt Oranienburg mit den entlang des Oder-Havel-Kanals liegenden Ortsteilen Sachsenhausen, Friedrichsthal und Malz, im Norden an den zur Stadt Liebenwalde gehörenden Ortsteil Kreuzbruch, im Osten die ehemals selbständigen und an den Landkreis Barnim grenzenden Gemeinden Zehlendorf und Wensickendorf und im Süden mit der Schmachtenhagener Heide an das Mühlenbecker Land sowie südwestlich mit der Oranienburger Heide angrenzenden den Oranienburger Ortsteil Lehnitz.
Friedrichsthal 4 km |
Neuholland 15 km |
Kreuzbruch 4 km |
Oranienburg 7 km |
Zehlendorf 8 km | |
Lehnitz 6 km |
Mühlenbeck 14 km |
Zühlsdorf 9 km |
Verkehrsanbindung
Vom 21. Mai 1901 bis 1998 hatte der Ort durch den im Nachbarort Zehlendorf errichteten Haltepunkt der Heidekrautbahn auf der Strecke von Berlin-Wilhelmsruh nach Liebenwalde (ab 1961 ab Berlin-Blankenburg, ab 1976 Berlin-Karow) einen nahen Bahnanschluss. Seit 1998 fahren die Züge in der Regel nur noch bis Wensickendorf. Seit 2002 wird auch Schmachtenhagen selbst, wenn auch nur am Wochenende zum Anfahren eines Wochenmarktes am nördlichen Ortsrand, bedient und erhielt an der Bauernmarktchaussee einen eingleisigen Haltepunkt. Der 1950 errichtete Betriebsbahnhof am Malzer Weg ist seit 1983 nicht mehr in Betrieb, 1991/92 demontiert worden und inzwischen überwachsen. Zudem ist Schmachtenhagen durch eine Buslinie der Oberhavel Verkehrsgesellschaft mit Oranienburg und Liebenwalde sowie eine weitere Linie mit dem Ortsteil Bernöwe verbunden. Die Bundesstraße 273 (Potsdam–Bernau) durchquert den Ort in Ost-West-Richtung und kreuzt die Landesstraße 29 (Schmachtenhagen–Biesental) beidseitig der Königliche oder auch Alte Darre (dem denkmalgeschützten Wahrzeichen des Ortes), zugleich endet die L 29 hier. Der S-, Regional- und Fernbahnhof Oranienburg liegt 5 km entfernt, ein Anschluss zur Bundesstraße 96 (Zittau–Rügen) beim Ortsteil Eden 10 km und die Autobahnauffahrten am Berliner Ring im 16 Kilometer-Radius: das Kreuz Oranienburg 16 km, die Auffahrt Birkenwerder 12 km, Auffahrt Mühlenbeck 13 km, der Anschluss zur Europastraße 28 (Potsdam-Bernau-Polen) über die B 273 ist nach 16 km erreichbar.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung datiert in einer in Bautzen am 13. Februar 1350 unterzeichneten und im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem gelagerten Urkunde, in dem der Ort als „Smachtenhagen“ wie viele andere in der Umgebung in den Schenkungsurkunden der Markgrafen Ludwig der Brandenburger und Ludwig der Römer erwähnt wird, in der sie den Grafen Ulrich von Lindow mit der Burg Bötzow nebst umliegenden Dörfern belehnten.
1638 brach während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) die Pest aus und raffte fast die Hälfte der Dorfbewohner dahin, mehrfach wurde der Ort und das Land entlang der Havel von Dänen, Kaiserlichen Heerscharen und Schweden durchzogen und geplündert, wodurch viele Häuser und Scheunen vernichtet wurden. Zudem verloren die Schmachtenhagener durch die Kriegssteuer viele Hufe Land. 1642 wurde das Amt Bötzow an Frau von dem Knesebeck verpfändet, drei Jahre später werden die Kirche wieder aufgebaut und ein Pfarramt eingerichtet. Da 1648 knapp die Hälfte der Gehöfte brach lagen, wurde das Dorf mit Unterstützung der Frau von dem Knesebeck, wieder aufgebaut und besiedelt. Ein paar Bauern, die überlebten, bauten aus eigener Kraft neue Gebäude, andere ließen sich neue Häuser bauen. 1651 wurde der Ort wird nun zu Bötzow (dem späteren Oranienburg) und damit dem Amt Bötzow (ab 1652: Amt Oranienburg) zugehörig, 1745 dem neuen Amt Zehlendorf zugeschlagen. Nach der Verlagerung des Amtssitzes 1763 gehört er dann zum Amt Friedrichsthal. 1792 entstand zwischen Darre und Friedhof eine Schmiede, die zusätzliche Bewohner ins Dorf lockte. 1819 wurde das Amt Friedrichsthal wieder aufgelöst und Schmachtenhagen wurde wieder in das Amt Oranienburg eingegliedert.
Anfang des 19. Jahrhunderts entstehen drei in sich geschlossene Siedlungen. Zwischen 1945 und 1990 lag der Ort in der DDR, im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde er im Oktober 2003 wieder Ortsteil mit Amtssitz in der Stadt Oranienburg.
Jahr | 1875 | 1890 | 1910 | 1925 | 1933 | 1946 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | 1997 | 1998 | 1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2006 | 2010 | 2011 | 2020 |
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Einwohner | 741 | 542 | 730 | 926 | 1.104 | 1.598 | 1.430 | 1.461 | 1.515 | 1.525 | 1.591 | 1.687 | 1.784 | 1.826 | 1.841 | 1.874 | 2.109 | 2.228 | 2285[1] | 2.420 |
Evangelische Kirche
Im 15./16. Jahrhundert bekam der Ort seine erste Feldstein-Kirche, die in der Folgezeit oft vernachlässigt und ausgebessert wurde. 1699 erhielt sie einem neuen Turm in Fachwerkbauweise, fiel jedoch 1874 einem Brand zum Opfer und wurde abgerissen. An ihrer Stelle wurde nach anderthalbjähriger Bauzeit im Dezember 1876 der heute noch stehende gelbe Backsteinbau im neuromanischem Rundbogenstil mit seinem rund 30 Meter hohen und weit erkennbaren mit quadratischem Westturm mit Schieferdach und Apsis sowie einer Langorgel mit elf Registern auf zwei Manualen geweiht. In den 1950er Jahren wurde sie jedoch stark verändert: Alte Aufbauten und der alte Altar wurden entfernt, die Wände in schlichtes Grau getüncht. Die Folge war, dass einige ältere Einwohner das über die Jahrhunderte Wind, Wetter, Schwamm und Holzwurm ausgesetzte Gotteshaus, vor allem wegen seiner einsturzgefährdeten Holzdecke, mieden. Seit 1997 finanzieren – neben den Mitteln aus der Gemeindekasse – der örtliche Männergesangsverein und ein 2005 gegründeter Förderverein durch Spendeneinnahmen und regelmäßig stattfindende Benefizkonzerte die stückweise Sanierung. Die Orgel befindet sich nach ihrer Restaurierung im Jahre 2007 wieder in hervorragendem Zustand, seitdem ist man bemüht, das Geld für die Installation einer Heizung aufzubringen.
Von den derzeit rund 2000 Einwohnern sind etwa 190 aktive Christen. Da der Ort keinen eigenen Pfarrer hat, wird er von einem Geistlichen des Pfarramtes Oranienburg-Süd betreut.
Baudenkmäler
- sowjetisches Ehrenmal im Ortsteil Bernöwe
- Grabstein auf dem Friedhof zur Erinnerung an sieben französische KZ-Häftlinge von 1945
- Darregebäude
- Evangelische Kirche
- Kindertagesstätte, "alte Schule"
Sehenswürdigkeiten
- Königliches Forsthaus nahe der Lehnitzer Schleuse
- Naturdenkmal „Drei Buchen“ an der Gorkistraße
- Gedenkstätte für die zwischen 1945 und 1950 erschossenen Häftlinge des sowjetischen Speziallagers Nr. 7
- Ehrenmal für die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Bürger des Ortes in der Form eines Obelisken mit Namenstafel und „Bismarck-Eiche“
- altes und saniertes Gutshaus (Sitz des Ortsvorstehers) mit Feuerwehrdepot
- 1850 erbaute „alte Schule“, jetzt Kita
- 1815 gepflanzte und auf dem Nordende des Angers, noch auf dem Kita-Gelände, stehende und mit einem Feldstein gekennzeichnete „Friedenseiche 1815“
- Brücke zum Alten Krug
- Brücke am Elsenbusch
- Königliches Forsthaus
- Blick auf das Gräberfeld
- Ruine der alten Schmiede (abgerissen und Fläche planiert[2])
- Alte Schule
- Kita Bäkestrolche
Tourismus
- Der Radfernweg Berlin–Kopenhagen durchquert den Ortsteil Bernöwe.
- Durch den Ort führt die Deutsche Tonstraße.
- In Schmachtenhagen gibt es einen Kletterpark mit mehreren Parcours. Im Jahr 2014 sollte dieser um einen Waldseilgarten erweitert werden.
Bildung
Seit mindestens 1850 wird in den Chroniken des Ortes eine Schule – die „alte Schule“ – benannt. Der Backsteinbau befindet sich in der Schmachtenhagener Dorfstraße 14 neben der Kirche, fungierte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges als Volksschule und beherbergt derzeit die „Kita Bäkestrolche“. 1946 zog die Schule in das gegenüberliegende „Gutshaus“ samt Nebengebäuden in die Dorfstraße 33 um und wurde – wie alle Schulen in der DDR – 1959 die POS Robert Neddermeyer (auch als Oberstufe für die Grundschüler aus Zehlendorf, Wensickendorf, Bernöwe), wurde nach der Deutschen Wiedervereinigung Anfang der 1990er Jahre zur Gesamtschule und aufgrund der Schulreformen im Landkreis, Fachkräftemangel und rückläufiger Schülerzahlen ab etwa 2007 die Neddermeyer-Grundschule.
Politik
Ortsbeirat
Partei / Wahlbewerber | Stimmen | Sitze |
---|---|---|
Die Linke | 850 | 2 |
CDU | 465 | 1 |
SPD | 376 | 1 |
LGU | 293 | 1 |
Am 28. September 2008 fanden die letzten Kommunalwahlen statt. Die Wahlbeteiligung betrug 89,0 Prozent der wahlberechtigten Einwohner. Danach setzt sich der aus fünf Personen bestehende Ortsbeirat wie in der Tabelle gezeigt zusammen.[3] Der Ortsbeirat hat beratende Funktion für die Gemeindevertretung von Oranienburg bezüglich der Entscheidungen des Gremiums, die den Ortsteil Schmachtenhagen betreffen. Einige der Vertreter des Ortsbeirates sind gleichzeitig Gemeindevertreter. Er tagt im Gutshaus.
Ortsvorsteher, Städtepartnerschaften
Bis zur Eingemeindung hatte Schmachtenhagen einen Bürgermeister, seitdem wird aus dem Kreis der gewählten Gemeindevertreter ein Ortsteilbürgermeister gewählt, der nun Ortsvorsteher heißt. Seit dem 28. September 2008 nimmt Hanz-Dieter Manzl (Die Linke) dieses Ehrenamt wahr. Sitz des Ortsvorstehers ist das Gemeindezentrum in der Schmachtenhagener Dorfstraße 33.
Schmachtenhagen unterhält keine eigene Orts- oder Städtepartnerschaft. Seit der Bildung der Großgemeinde Oranienburg wurden die vom Ort(steil) Schmachtenhagen Ende der 1990er-Jahre abgeschlossenen Partnerschaftsvereinbarungen Bagnolet, (Frankreich) seit 1964, Hamm, (Deutschland) seit 1990, Mělník, (Tschechien) seit 1974, Vught, (Niederlande) seit 2000, Friedrichsthal (Saar), (Deutschland) seit 1991 (seit kommunaler Neuordnung im Oktober 2003 reguläre Partnerstadt von Oranienburg) auf das gesamte Gemeindegebiet ausgedehnt.
Einzelnachweise
- Quelle für alle Angaben: Das Genealogische Orts-Verzeichnis auf genealogy.net/Schmachtenhagen
- Hinweis auf der Seite des Tourismusvereins
- SPD Oranienburg, Kommunalwahl 2008