Schienenverkehr in der Mongolei
Der Schienenverkehr in der Mongolei hat eine hohe Bedeutung für das Land, wird aber durch die geringe Einwohnerzahl der Mongolei stark relativiert. So besteht der Schienenverkehr in der Mongolei heute aus zwei von voneinander unabhängigen Netzen, das größte ist die Transmongolische Eisenbahn.
Geschichte
Als erste Eisenbahnstrecke in der Mongolei wurde die 43 Kilometer lange schmalspurige Strecke von Ulaanbaatar nach Nalaich am 11. Juli 1938 eröffnet. Sie wurde später in das Netz der Transmongolischen Eisenbahn einbezogen und dazu 1958 umgespurt.
Als eingleisige, nicht elektrifizierte Vollspurbahn wurde bis 1961 die Transmongolische Eisenbahn errichtet. 1940 erreichte sie von Ulan-Ude kommend die russisch-mongolische Grenze, 1950 die Hauptstadt Ulaanbaatar und 1955 die mongolisch-chinesische Grenze. Gemäß der politischen Konstellation in der damaligen Mongolischen Volksrepublik waren die Interessen der Sowjetunion maßgebend. Für die Bahn wurden deshalb die dort geltenden Standards übernommen, so etwa die 1524 mm-Breitspur und die Normen für die Eisenbahnfahrzeuge.
1958 ging im Osten der Mongolei die Strecke von Solowjowsk nach Bajantümen bei Tschoibalsan mit einer Länge von 238 km in Betrieb. In Borsja wurde sie an die Transsibirische Eisenbahn angeschlossen. Das Netz um Tschoibalsan wurde aus militärstrategischen Gründen 1941 durch zwei Schmalspurbahnen nach Tamdsag Bulag und Dsun Bulag ergänzt, die aber 1956 und 1962/63 stillgelegt wurden.
Gegenwart
Die Mongolyn Tömör Dsam (Mongolische Eisenbahn, MTZ) betreibt den Schienenverkehr in der Mongolei.
Strecken
Die Mongolei verfügt heute über Schienennetze von etwa 1815 km Länge. Alle Strecken in der Mongolei sind nicht elektrifiziert und werden ausschließlich mit Diesellokomotiven befahren. Größtes dieser Netze ist die Transmongolische Eisenbahn mit den von ihr ausgehenden Stichstrecken. Sie quert das Land in nord-südlicher Richtung und verbindet die Schienennetze von Russland und China.
Ein weiteres Netz bildet die Eisenbahnstrecke von Tschoibalsan an die russisch-mongolische Grenze und weiter zur Transsibirischen Eisenbahn. Diese Strecke weist nur Güterverkehr auf. Sie hat innerhalb der Mongolei keine Anbindung an die Transmongolische Bahn.
Verkehr
Nach der Auflösung des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) im Jahr 1991 ging das Aufkommen des Güterverkehrs der mongolischen Eisenbahn um etwa die Hälfte zurück, hatte jedoch bis 2005 wieder fast die einstigen Mengen erreicht. Die mongolische Eisenbahn transportierte 2007 93 % aller Güter und 43 % der Reisenden in der Mongolei.[1] Dem relativ langsamen Personenverkehr der Eisenbahn erwächst zunehmend Konkurrenz durch den Autoverkehr auf immer besser ausgebauten Straßen.
Über die Transmongolische Eisenbahn verkehrt einmal wöchentlich die kürzere der beiden durchgehenden Zugverbindungen zwischen Moskau nach Peking. Im Inlandsverkehr fahren Züge zwischen Ulaanbaatar, Darchan, Suchbaatar, Erdenet, Dsamyn-Üüd, Tschoir und Sainschand.
Fahrzeuge
Als Triebfahrzeuge kommen die Lokomotiven der Baureihen 2M62 und 2ТЭ10Л zum Einsatz, die im ukrainischen Luhansk gebaut wurden, sowie die Baureihen ТЭМ2, 2ТЭ 116. Aus den USA wurden DASH-7-Lokomotiven importiert. Die Wagen entsprechen weitgehend denen, die in Russland eingesetzt werden.
Planungen
Insgesamt sollen über drei Phasen verteilt 5600 km errichtet werden:
- In der ersten Phase geht es um eine Neubaustrecke von Tschoibalsan über Ulaanbaatar (mit Übergang zur Transmongolischen Eisenbahn) nach Dalandsadgad über eine Länge von rund 1100 km. Der Auftrag für die Planung wurde der Mongolischen Eisenbahn am 3. November 2010 durch die Regierung erteilt. Die Machbarkeitsstudie dafür wurde an McKinsey, Liberty Partners LLC, Pillsbury Winthrop Shaw Pittman LLP und BNP Paribas vergeben.[2]
- Weiter wurde die MTZ am 3. November 2012 von der Regierung beauftragt die Planung für eine Eisenbahnverbindung zwischen Uchaa Chudag und der mongolisch-chinesischen Grenzstadt Gaschuun Suchait aufzunehmen.[3][4] Von dort soll die Strecke zur Bahnstrecke Linhe–Ceke weiter geführt werden. Über die 235 Kilometer lange Güterzugstrecke mit dem Projektnamen South Gobi Desert Rail soll die Eisenbahn Kohle nach China transportieren. Die für 25 Tonnen Achslast und für 1.800 Meter lange Güterzüge trassierte eingleisige Bahnstrecke wurde von der Deutsche-Bahn-Tochtergesellschaft DB International projektiert.[5]
- Weitergehende Planungen sehen eine Verbindung der vorgenannten Strecke mit der Transmongolischen Eisenbahn zwischen Ojuu Tolgoi und Bujant-Uchaa vor.[6]
Weblinks
- Offizielle Seite der mongolischen Eisenbahn MTZ (englisch, mongolisch, russisch)
Einzelnachweise
- Freight and passenger turnover in tons*km and passenger*km, respectively. 2007 Statistical Yearbook of Mongolia, S. 252.
- Homepage der MTZ.
- Homepage der MTZ.
- DB erhält Zuschlag für Bahnprojekt in der Mongolei. Deutsche Bahn AG, 26. März 2009, abgerufen am 22. November 2009.
- Mongolei: Hochtief-Tochter baut Kohlebahn. (Nicht mehr online verfügbar.) Eurailpress.de, 20. November 2009, archiviert vom Original am 10. Juni 2015; abgerufen am 22. November 2009. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Projektsteckbrief Ukhaa Khudag - Gashuun Sukhait, South Gobi Desert Rail, Mongolia. (pdf; 272 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Deutsche Bahn AG, ehemals im Original; abgerufen am 22. November 2009. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.