Sandhausen
Sandhausen () ist eine Gemeinde im nordwestlichen Baden-Württemberg. Sie gehört zum Rhein-Neckar-Kreis und liegt etwa acht Kilometer südlich von Heidelberg. Bekannt ist Sandhausen auch für die namensgebende Sandlandschaft der Sandhäuser Dünen sowie den Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Karlsruhe | |
Landkreis: | Rhein-Neckar-Kreis | |
Höhe: | 107 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,55 km2 | |
Einwohner: | 15.339 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 1054 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 69207 | |
Vorwahl: | 06224 | |
Kfz-Kennzeichen: | HD | |
Gemeindeschlüssel: | 08 2 26 076 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Bahnhofstraße 10 69207 Sandhausen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Hakan Günes (CDU) | |
Lage der Gemeinde Sandhausen im Rhein-Neckar-Kreis | ||
Geographie
Lage
Sandhausen gehört zur Metropolregion Rhein-Neckar und liegt in der Oberrheinischen Tiefebene zwischen dem Hardtwald und dem Kraichgau. Der Hardtbach, der Leimbach sowie der Landgraben durchfließen die Gemarkung, die zu 47 Prozent bewaldet ist. Im Süden der Gemeinde befindet sich eine unter Naturschutz stehende Binnendünenlandschaft, die Sandhausener Dünen. Ebenfalls südlich von Sandhausen befindet sich das Naturschutzgebiet Zugmantel-Bandholz.
Nachbargemeinden
Im Norden grenzt die Gemeinde an den Heidelberger Stadtteil Kirchheim, im Osten an den Leimener Stadtteil St. Ilgen, im Süden an Walldorf, im Südwesten an eine zu Leimen gehörende unbewohnte Exklave und im Westen an die Gemeinde Oftersheim.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Sandhausen gehören der Ort Sandhausen, der Weiler Bruchhausen im Nordwesten, das Försterhaus und die Sandhäuser Aussiedlerhöfe. Im Gemeindegebiet liegt die Wüstung Lochheim.[2]
Geschichte
Sandhausen wurde 1262 unter dem Namen „Santhusen“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Name kommt von den eiszeitlichen Sanddünen, die an den Ort angrenzen. Westlich von Sandhausen befand sich eine Tiefburg, deren Herren die Edelfreien von Bruch waren. Später wurde die Ortsherrschaft von den Edelfreien von Bruchsal ausgeübt. Otto von Bruchsal übertrug das Lehen 1262 an Pfalzgraf Ludwig.
Im Jahre 1351 kaufte die Kurpfalz die Herrschaft über Sandhausen und gliederte den Ort zur Kirchheimer Zent und später an das Oberamt Heidelberg. Während der Mainzer Stiftsfehde 1462, im Dreißigjährigen Krieg und 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Sandhausen zerstört. Nach der Französischen Revolution wurde die Kurpfalz im Rahmen der Koalitionskriege besetzt und Sandhausen wurde badisch, was 1803 im Reichsdeputationshauptschluss bestätigt wurde.
Eingemeindungen
Bruchhausen wurde 1928 nach Sandhausen eingemeindet.
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1727 | 1777 | 1818 | 1852 | 1905 | 1939 | 1961 | 1965 | 1970 | 1991 | 1995 | 2005 | 2010 | 2015 | 2020 |
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Einwohner | 293 | 620 | 1.075 | 1.693 | 3.556 | 4.820 | 7.871 | 8.925 | 10.207 | 13.331 | 13.702 | 14.274 | 14.542 | 14.902 | 15.339 |
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat 22 Sitze und wird in direkter Wahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Hinzu kommt der Bürgermeister als Gemeinderatsvorsitzender.
Die Kommunalwahl 2019 führte zu folgendem Ergebnis (in Klammern: Unterschied zu 2014):[3]
CDU | 35,3 % (−3,3) | 8 Sitze (±0) | |
SPD | 27,5 % (−2,9) | 6 Sitze (−1) | |
FDP | 19,7 % (+2,4) | 4 Sitze (±0) | |
GAL | 17,5 % (+3,8) | 4 Sitze (+1) | , 2014 noch AL 13,7 % |
Die Wahlbeteiligung lag bei 63,1 % (+13,6).
Bürgermeister
- 1954–1981: Walter Reinhard
- 1981–2005: Erich Bertsch
- 2005–2021: Georg Kletti (CDU)
- seit 2021: Hakan Günes (CDU)
Wappen
Das Wappen von Sandhausen zeigt einen gespaltenen Schild, dessen rechte Hälfte blaue und weiße Rauten aufweist, die an die Herrschaft der Kurfürsten von der Pfalz erinnern. Die linke Hälfte zeigt auf silbernem Hintergrund drei Laubbäume, Symbol für Sandhausen als Hardtgemeinde. Die Flagge ist Weiß-Blau.[4]
Das Wappen geht zurück auf ein Siegel von 1698, das die Gemeinde Sandhausen, wie die Huldigungsliste für Großherzog Karl belegt, bis 1811 verwendete. In einem 1818 gestochenen Siegel waren in schräglinksgeteiltem Schild der badische Schrägbalken und drei Eicheln zu sehen. Ein späteres Siegel zeigte wieder die Wittelsbacher Rauten und anstelle der Eicheln drei Herzen. Das von der Gemeinde im Jahre 1900 angenommene Wappen wurde nach dem Vorbild des Siegels von 1698 durch das badische Generallandesarchiv gestaltet und genehmigt.[4]
- Gerichtssiegel aus dem Jahr 1698
- Gerichtssiegel um 1818
Partnerschaften
Die Gemeinde Sandhausen unterhält seit 1980 eine Städtepartnerschaft zu Lège-Cap-Ferret an der französischen Atlantik-Küste sowie seit 2000 eine freundschaftliche Beziehung zu Königswartha in der Oberlausitz in Sachsen.
Nachbarschaftsverband
Sandhausen gehört zum Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim, dessen Aufgabe es ist, den regionalen Flächennutzungsplan zu erstellen.
Bauwerke
Im Ortskern befindet sich der Lège-Cap-Ferret-Platz mit der 1909 im Jugendstil errichteten Theodor-Heuss-Schule. Das alte Rathaus von 1742 beherbergt ein Heimatmuseum.
Im Jahre 1757 wurde eine Kirche für die Reformierten errichtet. Nachdem sie zu klein geworden war, wurde sie an die Jüdische Gemeinde verkauft und als Synagoge genutzt. Nach 1875 verlor die Jüdische Gemeinde durch Abwanderung in die Städte viele Mitglieder, sodass die Synagoge als Abstellraum genutzt wurde. 1938 kaufte die Gemeinde Sandhausen, wodurch die ehemalige Synagoge der Zerstörung durch die NS-Machthaber entgang. Das Gebäude wird heute als „Alte Kirche/Synagoge“ für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Ein Gedenkstein aus dem Jahre 1961 am Haus Hauptstraße 115 erinnert an diese Geschichte.[5]
Die evangelische Christuskirche wurde auf der zweithöchsten Erhebung in Sandhausen erbaut und 1866 geweiht.
Das Langhaus der katholischen St.-Bartholomäus-Kirche stammt von 1767. Das Querschiff und der Glockenturm wurden bei der Erweiterung 1896 erbaut. Die Dreifaltigkeitskirche, die katholische Hauptkirche, wurde 1968 in modernem Stil errichtet.
- Alte Synagoge
- Evangelische Christuskirche
- Altes Rathaus
- St.-Bartholomäus-Kirche
- Dreifaltigkeitskirche, frei stehender Turm
Sport
- Fußballverein SV Sandhausen, seit der Saison 2012/13 in der 2. Fußball-Bundesliga
- Basketballverein TG 1889 Sandhausen, spielte bis 2014 in der 2. Damen-Basketball-Bundesliga, seitdem in der Regionalliga.
- SV Rot-Weiß Sandhausen, mehrfacher Weltpokalsieger im Kegeln
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Früher war Sandhausen eine bekannte Hopfengemeinde. Heute existiert nur noch eine Demonstrationsanlage, aus deren Hopfen jedes Jahr zusammen mit der Welde-Brauerei Plankstadt das Sandhäuser Spezialbier gebraut wird. Ebenso ist vom einst bedeutenden tabakproduzierenden und -verarbeitenden Gewerbe nur der Tabakanbau rund um den dörflichen Ortsteil Bruchhausen geblieben.
Fast 89 Prozent der berufstätigen Einwohner Sandhausens arbeiten heute außerhalb der Gemeinde und pendeln täglich an ihren Arbeitsplatz.[6]
Verkehr
Westlich von Sandhausen verläuft die Bundesautobahn 5, östlich die Bundesstraße 3. In St. Ilgen befindet sich der Bahnhof St. Ilgen/Sandhausen, ein Haltepunkt der S-Bahn RheinNeckar. Buslinien verkehren nach Heidelberg, Leimen und Walldorf. Sandhausen gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar und wird von der BRN (Busverkehr Rhein Neckar) und der SWEG angefahren.
Schulen
Sandhausen bietet die 1909 erbaute heutige Theodor-Heuss-Grundschule[7], das 1972 erbaute Friedrich-Ebert-Schulzentrum mit Gymnasium[8] und Werkrealschule[9], die Pestalozzi-Schule[10] (Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen) sowie die Musikschule „Südliche Bergstraße“[11] und die Volkshochschule.
Im Mai 2017 kam das Friedrich-Ebert-Gymnasium bundesweit in die Schlagzeilen, da es beim Englisch-Abitur zu einer Panne kam: 67 Schülern wurden die falschen Aufgaben ausgegeben. Der Fehler fiel erst nach Bearbeitung der Aufgaben durch die Abiturienten auf.[12]
Medien
Die regionale Tageszeitung ist die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung. Das Amtsblatt der Gemeinde Sandhausen erscheint wöchentlich und wird vom Verlag Nussbaum Medien herausgegeben. Außerdem gibt es lokale Berichte in der Badischen Anzeigen Zeitung (BAZ), im Wochen-Kurier sowie auf der Homepage der Gemeinde Sandhausen unter sandhausen.de sowie sandhausen-lokal.de.
Persönlichkeiten
- Markus Friedrich Wendelin (1584–1652), Theologe und Philosoph
- Augustin Brettle (1851–1925), Domkapitular, päpstlicher Prälat und Referent für Kirchenmusik in der Leitung des Erzbistums Freiburg/Breisgau
- Ludwig Marx (1891–1964), Lehrer und Dichter
- Edmund Kaufmann (1893–1953), Politiker (CDU bzw. FDP, Staatssekretär in Baden-Württemberg)
- Rudolf Lehr (1924–1999), Journalist und Mundartforscher und -dichter
- Dieter B. Kabus (1941–1993), Theologe und Schriftsteller, war Pfarrer in Sandhausen
- Alexander Popp (* 1976), Tennisspieler
Der amerikanische „Bauerngeneral“ Nicholas Herkimer (Nikolaus Herchheimer) ist der Sohn des um 1720 ausgewanderten Bürgers Hans-Jost Herchheimer.
In Sandhausen vollendete der deutsch-russische Komponist Georg von Albrecht (1891–1976) zahlreiche Werke; unter anderem ein Streichtrio, seine vierte Klaviersonate und große geistliche Kompositionen: Requiem (opus 84), Te Deum (opus 85) und der Sonnengesang des Hl. Franziskus (opus 86).
Literatur
- Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hrsg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung.
- Bd. 1: Allgemeiner Teil. Karlsruhe 1966
- Bd. 2: Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg. Karlsruhe 1968
- Erich Bertsch: Heimatbuch der Gemeinde Sandhausen. Sandhausen 1986, ISBN 3-920431-56-1
- Hans Horn: Die Naturschutzgebiete auf Sandhausener Gemarkung. Heimatbuch der Gemeinde Sandhausen. 1986.
- Kurt Frei: Familien in Sandhausen 1694–1899 (Ortssippenbuch Sandhausen, Rhein-Neckar-Kreis). Lahr-Dinglingen: Interessengemeinschaft Badischer Ortssippenbücher 1990 (= Badische Ortssippenbücher 61)
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde
- www.sandhausen-lokal.de
- Naturschutzgebiet Zugmantel-Bandholz, Lebensraum aus zweiter Hand (Diese Seite wird momentan überarbeitet und steht deshalb bis auf weiteres nicht zur Verfügung).
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 394–395 (aktualisiert)
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Gemeinderatswahlen 2019, Sandhausen; Gemeinde Sandhausen: Gemeinderatswahl 2019 (PDF); abgerufen 2. Juni 2019.
- Herwig John, Gabriele Wüst: Wappenbuch Rhein-Neckar-Kreis. Ubstadt-Weiher 1996, ISBN 3-929366-27-4, S. 100
- Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd.I, Bonn 1995, S. 74, ISBN 3-89331-208-0
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand: 30. Juni 2006 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Günter Wittmann, Jonas Schneid: Zeitsprünge Sandhausen. Sutton, 2012, ISBN 978-3-86680-952-9, Theodor-Heuss-Grundschule, S. 24 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Friedrich-Ebert-Gymnasium (FEG), abgerufen am 22. Mai 2012
- Friedrich-Ebert-Werkrealschule (FEWRS), abgerufen am 22. Mai 2012
- Pestalozzi-Schule, abgerufen am 2. Januar 2017
- Musikschule Südliche Bergstraße, abgerufen am 22. Mai 2012
- SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Panne in der Englischklausur: Schüler bekommen falsche Abi-Aufgaben - SPIEGEL ONLINE - Leben und Lernen. Abgerufen am 4. Mai 2017.