Aussiedlerhof
Ein Aussiedlerhof ist ein außerhalb einer Ortschaft gelegener landwirtschaftlicher Betrieb, der die Ortschaft meist aufgrund von Platzmangel verlassen hat.
Im Deutschland der Nachkriegszeit entstanden viele Aussiedlerhöfe. Viele dieser Betriebe befinden sich im Umfeld eines Dorfes, allerdings in deutlicher Entfernung zu dessen anderen Gebäuden. Gegründet wurden die meist von Landwirten, die ihren Hof zunächst innerhalb des Dorfbereichs hatten, sich aber aufgrund der besonderen Bedingungen der Nachkriegszeit zu einer Aussiedlung entschlossen.
Weiterhin erfolgen Aussiedlungen oder Teilaussiedlungen insbesondere aufgrund von Platzmangel am bestehenden Betriebsstandort, Zusammenführung der betrieblichen Einrichtungen und auch aufgrund immissionsschutzrechtlicher Probleme.
Ein Beispiel aus dem unmittelbaren Zonenrandgebiet war das Gut Wennerode im Landkreis Goslar, in dessen Umfeld in der Nachkriegszeit über ein Dutzend Aussiedlerhöfe entstanden.
Gründe für die Entstehung von Aussiedlerhöfen
Aus der Sicht der Landwirte gab es diese Gründe für die Schaffung von Aussiedlerhöfen:
- In der Nachkriegszeit setzte in der Landwirtschaft ein Konzentrationsprozess ein. Für die einzelnen Landwirte ergab sich die Notwendigkeit, mehr und größere Felder als zuvor zu bewirtschaften. Ebenso gab es eine Tendenz zur Vergrößerung der Viehbestände.
- Aufgrund der räumlichen Enge in den Dörfern war eine Modernisierung und Vergrößerung der Betriebe innerhalb der Dorfgrenzen zumeist nicht realisierbar.
Aus der Sicht der staatlichen Raumordnung gab es Gründe, die dafür sprachen, Aussiedlungen zu fördern:
- Der Lebensstandard der ländlichen Bevölkerung lag deutlich unter dem der städtischen.
- Es gab marode Bausubstanz und fehlende Infrastruktur: In Tausenden von Dörfern war weder Strom- noch Wasserversorgung vorhanden; es gab zu diesem Zeitpunkt auch keine ausgebauten Straßen.
- Es war Abwanderung aus dem ländlichen Raum feststellbar.
Die Raumordnung hatte zum Ziel, eine Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen in allen Teilen der Bundesrepublik zu schaffen. Die Aussiedlung von Bauernhöfen war eines der Mittel, die Lebensverhältnisse auf dem Land an die Standards in der Stadt anzupassen. Gleichzeitig ließen sich stellenweise innerörtliche Konfliktsituationen zwischen Landwirtschaft und benachbarter Wohnnutzung abbauen.
Gesetzliche Regelungen
Anfang der 1950er Jahre gab es staatliche Maßnahmen zur Förderung von Aussiedlungen. Sie standen in einem direkten Zusammenhang mit anderen Maßnahmen für eine Verbesserung der Agrarstruktur, insbesondere mit Maßnahmen zur Flurbereinigung.
Das Flurbereinigungsgesetz von 1953 zielte darauf ab, die Konkurrenzfähigkeit der Landwirtschaft zu steigern. In dem Gesetz gab es auch die ausdrückliche Forderung nach einer Auflockerung der Ortslagen.
Die Errichtung von Aussiedlerhöfen ist im Außenbereich weiter zulässig (privilegierte Bauvorhaben, vgl. § 35 Abs. 1 Baugesetzbuch – BauGB). § 35 Abs. 4 BauGB schreibt allerdings flächensparendes und außenbereichsschonendes Bauen vor.
Auswirkungen der Aussiedlungen
- Das soziale Gefüge der Dörfer änderte sich und die ausgesiedelten Familien mussten sich auf eine geänderte Lebensweise umstellen.
- Mit jedem Aussiedlerhof entstanden Kosten durch den nötigen Ausbau der Infrastruktur (Stromanschluss, Straßenausbau, Unterhalt der Straßen, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung)
- In den Dörfern selbst reduzierte sich infolge der Aussiedlung die Geruchs-, Lärm- und Schmutzbelästigung.