Safenwil
Safenwil (schweizerdeutsch ˌz̥ɑv̥əˈʋiːʊ)[5] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Zofingen, liegt zwischen dem Uerkental und dem Wiggertal und grenzt an den Kanton Solothurn.
Safenwil | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Aargau (AG) |
Bezirk: | Zofingen |
BFS-Nr.: | 4283 |
Postleitzahl: | 5745 |
UN/LOCODE: | CH SAF |
Koordinaten: | 641159 / 241013 |
Höhe: | 484 m ü. M. |
Höhenbereich: | 429–643 m ü. M.[1] |
Fläche: | 5,99 km²[2] |
Einwohner: | 4107 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 686 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 25,7 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.safenwil.ch |
Sicht auf einen Grossteil des Dorfes von Walterswil aus | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Die Gemeinde liegt in einer Mulde am Übergang zwischen den Tälern der Wigger im Westen und des Uerke im Osten. Im Süden dieser Mulde erheben sich die 644 Meter hohe Hochwacht und der 626 Meter hohe Halden. Safenwil ist eine Streusiedlung und besteht aus mehreren Ortsteilen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts locker zusammengewachsen sind. Dabei bilden Autobahn und Eisenbahnlinie eine markante Trennlinie. Südlich dieser Hauptverkehrsachsen liegen die Ortsteile Striegel, Dorf und Dörfli, im Norden die Ortsteile Fritz, Hard und Holz (jeweils von West nach Ost gesehen). Das Gemeindegebiet wird in Richtung Osten durch den Mülibach entwässert, der in die Uerke mündet.[6]
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 599 Hektaren, davon sind 277 Hektaren bewaldet und 166 Hektaren überbaut.[7] Der höchste Punkt befindet sich auf 644 Metern auf der Hochwacht, der tiefste auf 450 Metern an der östlichen Gemeindegrenze. Nachbargemeinden sind Kölliken im Osten, Uerkheim im Südosten, Zofingen im Süden, Oftringen im Westen sowie die solothurnische Gemeinden Walterswil und Gretzenbach im Norden.
Geschichte
Die Gegend um Safenwil war bereits während der Römerzeit besiedelt. Am Saumpfad zwischen dem Wiggertal und dem Legionslager in Vindonissa befand sich ein Gutshof. Die Alamannen siedelten sich im 7. oder 8. Jahrhundert an. Im Jahr 893 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Sabenewilare in einem Zinsrodel des Fraumünsters in Zürich. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen Sabininwilari und bedeutet «Hofsiedlung des Sabino».[5]
Im Mittelalter lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, übernahmen die Habsburger 1273 die Landesherrschaft und waren Inhaber der Blutgerichtsbarkeit. Zu jener Zeit befand sich auf dem Sodhubel die kleine Burg Scherenberg, von der nur die Fundamente erhalten geblieben sind. 1361 übernahmen die Herren von Ifenthal die Vogtei Safenwil mitsamt der niederen Gerichtsbarkeit von den Freiherren von Belp.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Safenwil gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Die Stadt Solothurn erwarb 1458 die niedere Gerichtsbarkeit über das Gebiet um Gösgen, darunter auch über Safenwil. Bern fühlte sich veranlasst, sämtliche Rechte auf seinem Territorium in einer Hand zu vereinigen, was aber erst 1665 gelang. In der Folge bildete Safenwil zusammen mit Uerkheim einen Gerichtsbezirk innerhalb des Amtes Lenzburg. 1528 führten die Berner die Reformation ein. Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Seither gehört Safenwil zum Kanton Aargau.
Im Jahre 1866 erhielt Safenwil eine eigene reformierte Kirche, nachdem das Dorf vor der Reformation nach Gretzenbach, ab 1528 nach Zofingen und ab 1616 nach Kölliken kirchgenössig gewesen war. Handel, Industrie und Gewerbe verdrängten schon früh die Landwirtschaft, bedingt durch den Ausbau der Strasse Zürich–Bern in den 1770er Jahren und der Eröffnung der Bahnstrecke Zofingen–Wettingen der Nationalbahn am 6. September 1877. Seit 1900 hat sich die Bevölkerungszahl fast verdreifacht. Die Eröffnung der Autobahn im Jahr 1967 führte zu einem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung, doch die Gemeinde ist seither zweigeteilt und leidet unter starker Lärmbelastung.
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Blau weisser Eberkopf, überhöht von sechsstrahligem gelbem Stern.» Das Wappenbild, welches erstmals 1811 auf dem Gemeindesiegel erschien, entstand aufgrund eines Missverständnisses. Die mittelalterliche Schreibweise Savenwil wurde fälschlicherweise als Sauenwil interpretiert. 1963 ersetzte man den fünfstrahligen weissen Stern durch einen gelben Stern mit sechs Strahlen.[8]
Sehenswürdigkeiten
Das Dorfmuseum im ehemaligen Schul- und Gemeindehaus befasst sich mit der Siedlungs-, Industrie- und Kulturgeschichte der Gemeinde.[9] Die Emil Frey Gruppe betreibt in den Hallen einer ehemaligen Textilfabrik das Classic Car Museum, in dem bis zu 60 Oldtimer-Fahrzeuge aus vorwiegend britischer und japanischer Produktion präsentiert werden.[10]
Bevölkerung
Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[11]
Jahr | 1764 | 1798 | 1850 | 1900 | 1930 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2020 |
Einwohner | 506 | 713 | 1200 | 1347 | 1781 | 1919 | 2396 | 2608 | 2568 | 2957 | 3128 | 3489 | 4107 |
Am 31. Dezember 2020 lebten 4107 Menschen in Safenwil, der Ausländeranteil betrug 25,7 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 36,5 % als reformiert und 22,0 % als römisch-katholisch; 41,5 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[12] 92,1 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an, 1,6 % Italienisch, 1,5 % Albanisch, 1,2 % Serbokroatisch und 0,5 % Französisch.[13]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Zofingen zuständig. Safenwil gehört zum Friedensrichterkreis XVI (Zofingen).[14]
Wirtschaft
In Safenwil gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 1600 Arbeitsplätze, davon 3 % in der Landwirtschaft, 22 % in der Industrie und 75 % im Dienstleistungsbereich.[15] Das bekannteste und mit Abstand bedeutendste Unternehmen ist die Emil Frey Gruppe. Sie ist im Import und im Handel mit Automobilen tätig (u. a. Toyota, Subaru, Jaguar, Suzuki) und ist das grösste Unternehmen dieser Art in der Schweiz. Zahlreiche Erwerbstätige sind Wegpendler und arbeiten in den Regionen Zofingen oder Aarau.
Verkehr
Durch Safenwil verläuft die Hauptstrasse 1 von Zürich nach Bern. Der Anschluss Oftringen der mitten durch das Dorf führenden Autobahn A1 befindet sich wenige Kilometer westlich. Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr erfolgt durch die SBB-Bahnstrecke Lenzburg–Zofingen mit dem Bahnhof Safenwil und der Station Walterswil-Striegel.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und drei Schulhäuser, in denen die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule absolviert werden können. Die Bezirksschule kann in Kölliken besucht werden. Eine Besonderheit ist, dass auch die Schüler der solothurnischen Nachbargemeinde Walterswil hier die Oberstufen besuchen und es eine gemeinsame grenzüberschreitende Schulverwaltung gibt. Das nächstgelegene Gymnasium ist die Kantonsschule Zofingen.
Persönlichkeiten
- Der renommierte evangelische Theologe Karl Barth war von 1911 bis 1921 Pfarrer von Safenwil; seine hier geborenen Kinder Christoph und Markus wurden ebenfalls Theologen und Hochschullehrer.
- In Safenwil geboren wurde Nationalrat Walter Hilfiker (1897–1945).
- Fritz Hartmann (1911–1989), Radrennfahrer
Literatur
- Christian Lüthi: Safenwil. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Michael Stettler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen. Wiese Verlag, Basel 1948, DNB 366495623.
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 369–370.
- Landeskarte der Schweiz, Blatt 1109, Swisstopo.
- Arealstatistik Standard – Gemeinden nach 4 Hauptbereichen. Bundesamt für Statistik, 26. November 2018, abgerufen am 28. Mai 2019.
- Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 262.
- Dorfmuseum Safenwil
- Classic Car Museum
- Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. (Excel) In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistik Aargau, 2001, archiviert vom Original am 8. Oktober 2018; abgerufen am 28. Mai 2019.
- Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, abgerufen am 28. Mai 2019.
- Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. (Excel) Statistik Aargau, archiviert vom Original am 10. August 2018; abgerufen am 28. Mai 2019.
- Friedensrichterkreise. Kanton Aargau, abgerufen am 21. Juni 2019.
- Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT). (Excel, 157 kB) Statistik Aargau, 2016, abgerufen am 28. Mai 2019.