Rupert Murdoch
Keith Rupert Murdoch (* 11. März 1931 in Melbourne, Victoria, Australien) ist ein US-amerikanischer Medienunternehmer[1][2] australischer Herkunft.[3] Er war Gründer, Vorsitzender und CEO der News Corporation und ist aktuell Executive Chairman der News Corp und der Fox Corporation.
Beginnend mit einer Zeitung in Adelaide, kaufte und gründete Murdoch weitere Publikationen in Australien, um dann seine Marktpräsenz auf Großbritannien, die USA und einige asiatische Märkte auszuweiten. Murdochs erste andauernde Investition in den Fernsehmarkt tätigte er in Großbritannien 1989 mit der Übernahme von Sky Channel. Während der 2000er Jahre baute er seinen Einflussbereich im Satellitenfernsehen, in der Filmindustrie und im Internet aus.
Es wurde 2006 geschätzt, dass zirka 2 Prozent[4][5] der global vertriebenen Medien unter seinem Einfluss stehen. Murdoch befand sich 2006 auf dem 4. Platz in der Rangliste der kommerziell erfolgreichsten Medienunternehmer der Liste des Forbes Magazine.[6]
Leben
Kindheit und früher Werdegang
Der Enkel des Theologen Patrick John Murdoch und Sohn von Keith und Elisabeth Murdoch sr., geb. Greene, besuchte das Internat Geelong Grammar School in Australien und studierte anschließend am Worcester College an der Universität von Oxford in England Philosophie, Politik und Ökonomie. Während dieser Zeit war Murdoch ein Anhänger der britischen Labour Party. Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters kehrte der 22-Jährige nach Australien zurück und übernahm die Führung im väterlichen Medienunternehmen, das damals aus zwei Zeitungen in Adelaide (unter anderem The News) und einem Radiosender bestand.[7]
Erweiterung der News Corporation
Murdoch weitete seine Marktpräsenz schnell über sein Heimatland aus. 1955 kaufte er die Sunday Times und machte aus ihr eine erfolgreiche Boulevardzeitung. Während der nächsten Jahre konnte Murdoch weitere, vor allem regionale Zeitungen, Magazine und Fernsehstationen erwerben. Sein erster Vorstoß außerhalb Australiens war der Kauf der neuseeländischen Tageszeitung The Dominion 1964. Später im selben Jahr gründete Murdoch die erste australische Zeitung mit nationaler Verbreitung, den Australian. Nachdem er seinen Anteil am australischen Markt erhöht hatte, lenkte Murdoch sein Augenmerk auf Großbritannien. Sein bis 1968 größter Kauf war die News of the World, das sonntäglich erscheinende Boulevardblatt mit der größten Verbreitung. Später folgten andere Zeitungen mit großer Verbreitung wie The Sun und die Times[8]. Die News Corporation ist ein weltweit agierender Medienkonzern, der zahlreiche Beteiligungen an Film- und Fernsehunternehmen, Zeitungs- und Buchverlagen und sogar eine Baseball-Mannschaft (Los Angeles Dodgers) besitzt. Die Herzstücke dieses Medienimperiums sind u. a. das Hollywood-Filmstudio 20th Century Fox und das US-amerikanische Fernsehnetzwerk Fox Broadcasting Company, das der Australier Murdoch 1985 erst nach Erlangung der US-Staatsbürgerschaft ins Leben rufen konnte. 1989 fasste er mit der Gründung von British Sky Broadcasting Fuß im europäischen Medienmarkt. Im asiatischen Markt ist Murdoch mit STAR TV vertreten, das mehr als 100 Millionen Zuschauer täglich hat.
Im Jahr 2005 kaufte Murdoch für 580 Millionen US-Dollar Myspace[9] und verkaufte das soziale Netzwerk 2011 für 35 Millionen US-Dollar.[10] Am 1. August 2007 konnte Murdoch zudem nach einer monatelangen Verhandlungsschlacht den bekannten US-Verlag Dow Jones übernehmen, zu dem unter anderem das weltweit bekannte Wall Street Journal gehört. Am 7. Dezember 2007 wurde bekannt, dass Murdochs Sohn James den Chefposten des Medienimperiums seines Vaters in Europa und Asien übernimmt.
Murdoch stellte News of the World nach einem Abhörskandal am 10. Juli 2011 ein. Wenige Tage später zog er auch das Übernahmeangebot für den Fernsehsender BSkyB zurück, an dem die News Corporation 39,1 Prozent der Aktienanteile hält.[11]
Am 19. Juli 2011 wurden Murdoch und sein Sohn vor einem Untersuchungsausschuss des Unterhauses zu dem Abhörskandal befragt. Murdoch sagte dabei, dies sei ein Tag der größten Demut in seinem Leben gewesen.[12]
Politik
US-amerikanische Politik
Rupert Murdoch betreibt den US-amerikanischen Fernsehkonzern Fox News, welcher als sehr konservativ und Republikaner-freundlich gilt.
Britische Politik
Durch seine Zeitungen The Sun, die Times und vor allem die ehemalige News of the World und seinen Fernsehsender Sky hatte und hat Murdoch noch immer viel Einfluss auf die britische Politik. Er hatte am Anfang seines Engagement in Großbritannien ein Bündnis mit den Konservativen und deren Premierministern Margaret Thatcher und John Major. Diese verhalfen ihm auch dazu, seine Zeitungen zu kaufen, da es bis dahin ein Gesetz gab, das verhinderte, eine Zeitung zu 100 % zu kaufen. Dafür verhalf er den Konservativen, dies behauptet die Sun von sich selbst, bei den Unterhauswahlen 1992 zu einem knappen Sieg. Bei den Unterhauswahlen 1997 unterstützte er die Labour-Partei mit ihrem Vorsitzenden Tony Blair, die diese Wahl dann auch erdrutschartig gewann. Tony Blair wurde danach zum Premierminister. Durch die Unterstützung für Blair bekam Rupert Murdoch sehr viel Einfluss auf die britische Regierung, so war Blair einer der Befürworter des Irak-Krieges, welcher auch von Murdoch gewollt war. Bei den Unterhauswahlen 2010 zog er dann überraschend seine Unterstützung für die Labour-Regierung unter Premierminister Gordon Brown zurück und unterstützte dafür David Cameron und die Tories, die dann auch die Wahlen gewannen.[13]
Positionen
Zionismus und Neokonservativismus
Rupert Murdoch ist für seine zionistische Grundhaltung bekannt, die sich auch in der Berichterstattung seiner Medien widerspiegelt.[14][15]
In einer Rede vor der Anti-Defamation League im Januar 2010 forderte Murdoch eine entschiedenere Unterstützung Israels durch die USA.[16][17]
Rupert Murdoch ist Ritter des päpstlichen Gregoriusordens.[18]
Irak-Krieg
Am 26. Januar 2007 räumte Murdoch in einem Interview auf dem „World Economic Forum“ in Davos öffentlich ein, dass er aktiv versucht habe, die öffentliche Meinung zu Gunsten George W. Bushs Nahost-Politik zu beeinflussen.[19]
Brexit
Murdoch hat insbesondere über sein britisches Boulevardblatt The Sun 2016 die „Brexit“-Kampagne unterstützt.[20]
Klimawandel
Rupert Murdoch bezeichnet sich selbst als „Klimawandelskeptiker, nicht als Leugner“, so versuchen Berichterstattungen seiner Medien z. B. die Hintergründe der Großbrände von 2019 in Australien zu verschleiern.[21]
In der Literatur
Jeffrey Archer nimmt Murdochs jahrelangen Machtkampf mit Robert Maxwell, das größte Medienimperium weltweit zu besitzen, zur Vorlage für seinen Roman „Imperium“. Den Angaben des Schriftstellers zufolge soll dieser zu 78 Prozent auf Tatsachen beruhen.
Kritik
Kritikern zufolge nutzt Rupert Murdoch die Medien in seinem Besitz zur Verbreitung konservativer Weltanschauungsmuster. Ihm wird zum Beispiel nachgesagt, die öffentliche Meinung in Großbritannien pro Brexit beeinflusst zu haben.[22]
Murdoch-Medien machten ebenfalls Stimmung für den US-Präsidenten Donald Trump und verbreiteten die von ihm vielfach wiederholte Falschbehauptung, dass es bei der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2020 einen groß angelegten Wahlbetrug gegeben habe und Trump die rechtmäßige Wiederwahl durch Joe Biden gestohlen worden sei. Der ehemalige australische Premierminister Malcolm Turnbull schrieb angesichts dieses Wirkens, dass Murdoch die US-amerikanische Demokratie über Fox News wahrscheinlich stärker beschädigt habe als jeder andere Mensch.[23]
In der Amtszeit von Barack Obama befand sich das Weiße Haus in einem offenen Streit mit dem US-Nachrichtensender Fox News.[24]
2004 erschien die Fox- und Murdoch-kritische Dokumentation „outfoxed“, in der unter anderem ein Ex-Fox-News-Mitarbeiter aufgedeckt hat, dass der Fox-News-Redaktion täglich ein Memo der Senderleitung gereicht wurde, das die Themen beinhaltete, die an diesem Tag behandelt werden sollten.
Privatleben
Rupert Murdoch war in erster Ehe mit Patricia Booker verheiratet. Seine zweite Ehefrau war Anna Murdoch Mann.[25][26] Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Elisabeth Murdoch (* 1968), Lachlan Murdoch (* 1971) und James Murdoch (* 1972). Nach 32 Jahren Ehe ließ er sich 1999 von ihr scheiden.[27] Anna Tõrv erhielt eine Abfindung von 1,2 Milliarden Dollar; somit war es die teuerste Scheidung, bis sich Jeff und McKenzie Bezos scheiden ließen, die je vollzogen wurde.[28] Kurze Zeit danach heiratete er die 37 Jahre jüngere Chinesin Wendi Deng,[29][30] von welcher er sich 2014 scheiden ließ.[31] 2016 gab Murdoch seine Verlobung mit Jerry Hall bekannt,[32] die er am 4. März 2016 in London ehelichte.[33]
Vermögen
Rupert Murdoch ist Multi-Milliardär. Gemäß der Forbes-Liste 2020 betrug sein Vermögen ca. 23,5 Milliarden US-Dollar. Damit belegt er Platz 68 auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt.[34]
Literatur
- 2008: Michael Wolff: The Man Who Owns the News: Inside the Secret World of Rupert Murdoch, Broadway, ISBN 978-0385526128
Weblinks
- Literatur von und über Rupert Murdoch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Rede von Murdoch zur Zukunft des Zeitungsmarktes, The Times, 13. März 2006
- „Murdoch löst Panik beim «Wall Street Journal» aus“, Facts, 9. Mai 2007, mit Auflistung seiner Besitzanteile
- Rupert Murdoch und seine Pläne in Deutschland, Focus Nr. 10/1998
Einzelnachweise
- Media & Arts Law Review: Foreign Ownership of Media and Telecommunications: an Australian story (Memento vom 8. Oktober 2008 im Internet Archive) (PDF; 144 kB) Letzter Abruf: 22. September 2010
- Forbes.com: The World's Billionaires #73 Rupert Murdoch Letzter Abruf: 22. September 2010
- Murdoch, Rupert Keith (Memento vom 11. Dezember 2011 im Internet Archive) in: wissen.de, abgerufen am 4. September 2011
- News Corp. (2006), Annual Report 2006, S. 37
- ITU Workshop on Ubiquitous Network Societies (2005), The Future of TV Broadcasting in Ubiquitous Network Societies (UNS)
- The 400 Richest Americans bei Forbes Magazine
- BBC: Rupert Murdoch: Bigger than Kane Zuletzt abgerufen: 22. September 2010
- Rupert Murdoch: Bigger than Kane. In: BBC News vom 31. Juli 2002, zuletzt abgerufen am 29. April 2012 (englisch).
- Murdoch kauft sich bei Jamba ein. Netzeitung, archiviert vom Original am 3. Dezember 2009; abgerufen am 26. November 2009.
- MySpace hat einen neuen Besitzer. heise.de, abgerufen am 30. Juni 2011.
- Wesel, Barbara: Murdoch gibt sich geschlagen (Memento vom 16. Juli 2011 im Internet Archive) bei tagesschau.de, 13. Juli 2011 (abgerufen am 13. Juli 2011).
- Matthias Beermann: Demütigster Tag meines Lebens. In: Rheinische Post vom 20. Juli 2011, abgerufen am 29. April 2011. Im Original „most humble day“, vgl. Murdoch's most humble day. In: The Independent vom 19. Juli 2011, abgerufen am 29. April 2012 (englisch.)
- Der Aufstieg der Murdoch-Dynastie - Aktuelles und Gesellschaft. Abgerufen am 26. Februar 2021.
- Murdoch – a Genuine Friend of Israel
- Murdoch Confesses To Propaganda On Iraq. NewsCorpse.com, abgerufen am 5. September 2009 (englisch).
- Rupert Murdoch. The Aim is to make Israel Pariah. (Rede gehalten vor dem ADL Dinner 2010) In: Commentary Magazine 10. Januar 2010
- Rupert Murdoch says US should increase its support for Israel // Inayat's Corner
- Debate: Should Rupert Murdoch’s papal knighthood be rescinded? Catholic Herald
- Murdoch Confesses To Propaganda On Iraq. NewsCorpse.com, abgerufen am 5. September 2009 (englisch).
- Thomas Hüetlin: Brexit-Irrsinn: Alles nur ein Spiel, Spiegel Online, 2. Juli 2016, abgerufen am 2. Juli 2016
- Aus Frust über den Klimaleugner: Murdoch-Sohn kritisiert Medien des Vaters, Tagesspiegel Online, 14. Januar 2020, abgerufen am 15. Februar 2021
- https://www.zeit.de/politik/ausland/2016-07/britische-zeitungen-times-the-sun-brexit-rupert-murdoch
- Malcolm Turnbull on Murdoch, lies and the climate crisis: ‘The same forces that enabled Trump are at work in Australia’. In: The Guardian, 17. Oktober 2021. Abgerufen am 19. Oktober 2021.
- Fox News sendet Murdoch-Propaganda
- Rupert Murdoch and His Family. In: International Business Times. 9. Juli 2011. Abgerufen am 24. Juli 2011.
- The Genealogy of the Murdoch Family
- Rupert Murdoch und Anna Murdoch Scheidung (Memento vom 19. April 2015 im Internet Archive) // Scheidung: Die teuersten Promi-Trennungen. Bei jolie.de
- Ann Kathrin Hermes: Rupert Murdoch trennt sich von Ehefrau Nr. 3. (Memento vom 18. Juni 2013 im Internet Archive) Wirtschaftsblatt, 14. Juni 2013
- Thomas Schuler: RUPERT MURDOCH. Der Herbst des Patriarchen. In: KAPITAL. cicero.de. 28. September 2005. Abgerufen am 28. April 2015.
- Glamouröse Business-Wives (Bild 14 von 45) bei n-tv
- Rupert Murdoch reaches divorce settlement with third wife, Wendi Deng Murdoch. nydailynews.com, 21. Februar 2014.
- Rupert Murdoch and Jerry Hall announce their engagement. thetimes.co.uk, 12. Januar 2016.
- Jerry Hall ist jetzt Mrs Rupert-Murdochl, abgerufen am 5. März 2016.
- list=Rupert Murdoch & family - Chairman and CEO, News Corp