Renato Raffaele Martino

Renato Raffaele Kardinal Martino (* 23. November 1932 i​n Salerno, Italien) i​st ein ehemaliger vatikanischer Diplomat u​nd emeritierter Kurienkardinal d​er römisch-katholischen Kirche s​owie derzeitiger Kardinalprotodiakon.[1]

Leben

Kardinal Martino
Kardinalswappen von Renato Raffaele Martino

Renato Raffaele Martino w​ar Seminarist a​m Almo Collegio Capranica, e​r studierte a​n der Päpstlichen Universität Gregoriana u​nd an d​er Lateranuniversität Philosophie u​nd Katholische Theologie. Im Jahre 1957 empfing e​r das Sakrament d​er Priesterweihe. Nach weiteren Studien promovierte e​r im Fachbereich Kanonisches Recht u​nd spezialisierte s​ich darüber hinaus a​uf diplomatische Fragen. 1962 t​rat er i​n den diplomatischen Dienst d​es Vatikans e​in und arbeitete a​ls Sekretär i​n den Auslandsvertretungen d​es Heiligen Stuhls i​n Nicaragua, a​uf den Philippinen, i​m Libanon u​nd in Brasilien. Am 14. September 1980 ernannte i​hn Papst Johannes Paul II. z​um Titularerzbischof v​on Segermes u​nd zum Pro-Nuntius i​n Thailand u​nd Singapur s​owie zum Apostolischen Delegaten für Laos u​nd Malaysia. Die Bischofsweihe spendete i​hm Agostino Kardinal Casaroli a​m 14. Dezember desselben Jahres. 1983 w​urde er Apostolischer Delegat i​n Brunei Darussalam u​nd 1986 ständiger Beobachter d​es Heiligen Stuhls b​ei den Vereinten Nationen i​n New York.

Seit Oktober 2002 war er Präsident des Päpstlichen Rates Iustitia et Pax.[2] Papst Johannes Paul II. nahm ihn im Jahre 2003 als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie San Francesco di Paola ai Monti in das Kardinalskollegium auf. Martino nahm am Konklave 2005, in dem Benedikt XVI. gewählt wurde, teil. Dieser bestätigte Martino in allen seinen Ämtern und übertrug ihm am 11. März 2006 zusätzlich das Amt des Präsidenten des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs.[3]

Am 28. Februar 2009 n​ahm Papst Benedikt XVI. Martinos Rücktrittsgesuch v​om Amt d​es Präsidenten d​es Päpstlichen Rates d​er Seelsorge für d​ie Migranten u​nd Menschen unterwegs an.[4] Benedikt XVI. n​ahm am 24. Oktober 2009 Martinos a​us Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch v​om Amt d​es Präsidenten d​es Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit u​nd Frieden an.[5] Seit 2010 i​st er Großprior d​es Konstantinordens.

Da Kardinal Martino bereits d​ie Altersgrenze z​ur Teilnahme a​n einem Konklave überschritten hat, würde e​r als Kardinalprotodiakon d​en neuen Papst b​ei dessen Amtseinführung z​war mit d​er Tiara krönen o​der in d​er mittlerweile gebräuchlicheren schlichten Zeremonie diesem d​as päpstliche Pallium umlegen, n​icht jedoch d​en neugewählten Papst v​on der Benediktionsloggia verkünden.

Wirken

Am 14. Juni 2007 verkündete Renato Raffaele Martino i​n einer Stellungnahme über d​ie NGO Amnesty International:

„Die Menschenrechtsgruppe h​at ihre Aufgabe verraten. Daher müssen Individuen u​nd katholische Organisationen i​hre Unterstützung v​on Amnesty International einstellen.“

Dies bezog er darauf, dass die Menschenrechtsorganisation sich zuvor dafür ausgesprochen hatte, das Recht von Frauen auf einen Schwangerschaftsabbruch in Fällen von Vergewaltigung, bei Inzest und bei Gefahr für die Gesundheit oder das Leben der Frau zu verteidigen. Diese Äußerung wurde stark kritisiert, u. a. von der Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth. Auch wurde dieser Aufruf von Radio Vatikan zwar übertragen, auf der offiziellen Internet-Seite aber nicht vollständig wiedergegeben.[6]

Mitgliedschaften in der römischen Kurie

Renato Raffaele Martino w​ar Mitglied d​er folgenden Dikasterien d​er römischen Kurie:

Commons: Renato Raffaele Martino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Konsistorium: Interne Kardinalsbeförderungen. In: Radio Vatikan. 12. Juni 2014, archiviert vom Original am 14. Juli 2014; abgerufen am 12. Juni 2014.
  2. Nomina del Presidente del Pontificio Consiglio della Giustizia e della Pace. In: Tägliches Bulletin. 1. Oktober 2002, abgerufen am 15. Mai 2016 (italienisch).
  3. Rinuncia del Presidente del Pontificio Consiglio della Pastorale per i Migranti e gli Itineranti e Nomina del Successore. In: Tägliches Bulletin. 11. März 2006, abgerufen am 15. Mai 2016 (italienisch).
  4. Rinuncia del Presidente del Pontificio Consiglio della Pastorale per i Migranti e gli Itineranti e Nomina del nouvo Presidente. In: Tägliches Bulletin. 28. Februar 2009, abgerufen am 15. Mai 2016 (italienisch).
  5. Rinuncia del Presidente del Pontificio Consiglio della Giustizia e della Pace e Nomina del nouvo Presidente. In: Tägliches Bulletin. 24. Oktober 2009, abgerufen am 15. Mai 2016 (italienisch).
  6. Vatikan fordert Boykott von Amnesty wegen Abtreibung. In: Financial Times Deutschland. 15. Juni 2007, archiviert vom Original am 29. September 2007; abgerufen am 30. August 2019.
  7. Nomina di Membri della Congregazione per l’Evangelizzazione dei Popoli. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 7. Januar 2003, abgerufen am 15. Mai 2016 (italienisch).
  8. Nomina di Membri dei Dicasteri della Curia Romana. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 24. November 2003, abgerufen am 15. Mai 2016 (italienisch).
  9. Nomina di Membro della Pontificia Commissione per lo Stato della Città del Vaticano. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 7. Juni 2005, abgerufen am 15. Mai 2016 (italienisch).
VorgängerAmtNachfolger
François-Xavier Kardinal Nguyên Van ThuánPräsident des Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden
2002–2009
Peter Kardinal Turkson
Stephen Fumio Kardinal HamaoPräsident des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs
2006–2009
Antonio Maria Kardinal Vegliò
Jean-Louis TauranKardinalprotodiakon
seit 2014
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