Preist
Preist ist eine Ortsgemeinde im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Speicher an und zählt zu den Orten der Fidei. Der Wahlspruch der Gemeinde Preist lautet: „Iwa Preist geht neist.“
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Eifelkreis Bitburg-Prüm | |
Verbandsgemeinde: | Speicher | |
Höhe: | 320 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,42 km2 | |
Einwohner: | 707 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 110 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 54664 | |
Vorwahl: | 06562 | |
Kfz-Kennzeichen: | BIT, PRÜ | |
Gemeindeschlüssel: | 07 2 32 107 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Bahnhofstraße 36 54662 Speicher | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Edgar Haubrich | |
Lage der Ortsgemeinde Preist im Eifelkreis Bitburg-Prüm | ||
Geographie
Der Ort liegt in der Natur- und Kulturlandschaft der Südeifel am Heiligenbach, der kurz vor dessen Mündung in die Kyll in den Stillegraben (Schaalbach) mündet.
Zu Preist gehört der Wohnplatz Heinzkyller Mühle.[2]
Nachbarorte sind die Stadt Speicher im Norden, sowie die Ortsgemeinden Orenhofen im Südosten, Auw an der Kyll im Südwesten und – jenseits der Kyll – Dahlem im Nordwesten.
Geschichte
Zwischen Auw an der Kyll und Preist befinden sich die Überreste einer wallartigen Befestigung (manchmal auch als „Keltenring“ bezeichnet), die darauf schließen lassen, dass schon um 200 n. Chr. Menschen im Bereich des heutigen Preist lebten. Die Bauart dieser Wallkonstruktion hat in der Literatur unter dem Begriff „Pfostenschlitzmauer Typus ‚Altkönig-Preist‘“ Einzug gehalten. Erstmals genannt wird der Ort unter dem Namen Bristiche in einer Verkaufsurkunde, nach der die Trierer Abtei St. Irminen 1283 einen Anteil am Zehnten erwarb. Obwohl auch das Trierer Domkapitel im heutigen Preist Besitzungen hatte, gehörte der Ort zum Irminer Hochgericht Orenhofen und wurde bis 1794 durch dessen Vögte, die jeweiligen Inhaber der Herrschaft Scharfbillig, verwaltet als Teil des Quartiers Bitburg im Herzogtum Luxemburg. Die Inbesitznahme des Linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen beendete die alte Ordnung. Der Ort wurde von 1798 bis 1814 Teil der Französischen Republik (bis 1804) und anschließend des Französischen Kaiserreichs. Nach der Niederlage Napoleons kam Preist aufgrund der 1815 auf dem Wiener Kongress getroffenen Vereinbarungen zum Königreich Preußen.
Als Folge des Ersten Weltkrieges war die gesamte Region dem französischen Abschnitt der Alliierten Rheinlandbesetzung zugeordnet.
Während des Zweiten Weltkrieges am 15. August 1944 wurde der amerikanische Flieger Second Lieutenant Lester E. Reuss in Preist durch Zivilisten ermordet.[3][4][5][6] Reuss war Navigator des B-17-Bombers „Bad Penny“, der im englischen Molesworth stationierten 303rd Bombardment Group[7][8]. Reuss’ Bomber wurde auf dem Rückflug von einem Angriff auf den Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim um 11.58 Uhr von deutschen Jägern des Jagdgeschwaders 300 abgeschossen,[9] die neunköpfige Besatzung konnte sich zunächst mit dem Fallschirm retten, Reuss landete bei Preist und wurde von Zivilisten ermordet. Nach den vorliegenden Prozessunterlagen[10] wurden vier Täter am 1./2. Juni 1945 und am 16. Juni 1945 in Ahrweiler durch eine U.S. Military Commission zum Tode durch den Strang verurteilt. Einer wurde vom Befehlshaber der 15. U.S. Armee zu lebenslanger Haft begnadigt und angeblich nach einiger Zeit wieder entlassen; die drei übrigen wurden am 29. Juni 1945 in Rheinbach gehängt.[11] Dies gilt als der erste Fliegerprozess auf deutschem Boden. Reuss wurde zunächst in Preist beerdigt, nach Kriegsende betteten ihn die Amerikaner auf den amerikanischen Friedhof in Luxemburg um, dort befindet sich seine letzte Ruhestätte heute noch in Feld A, Reihe 6, Grab 8[12].
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Preist innerhalb der französischen Besatzungszone Teil des 1946 neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz.
- Bevölkerungsentwicklung
1473 zählte Preist 10 Feuerstätten, 1636 waren es 15 Häuser. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte sich anhaltendes Bevölkerungswachstum ein. 1840 bestehen 82 Häuser mit 467 Einwohnern.[13] Die Bevölkerungszahl liegt heute bei ca. 800. Im Zuge der letzten Flurbereinigungsmaßnahme wurde beginnenden Zersiedlungserscheinungen unter anderem damit begegnet, dass durch die Anlage eines Ringweges um die Gemeinde eine äußere Eingrenzung der Bebauungsflächen markiert wurde.
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Preist, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[14]
|
|
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Preist besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei den Kommunalwahlen am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:
Wahl | CDU | GLP | FWG | Gesamt |
---|---|---|---|---|
2019[15] | 2 | 7 | 3 | 12 Sitze |
2014[16] | 5 | 7 | – | 12 Sitze |
2009 | 7 | 5 | – | 12 Sitze |
2004 | 5 | 7 | – | 12 Sitze |
- GLP = Wählergruppe Gemeinsame Liste Preist
Bürgermeister
Edgar Haubrich ist Ortsbürgermeister von Preist. Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 53,33 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[17]
Wappen
Blasonierung: „Von Silber über Blau schräglinks geteilt; vorne eine blaue Kornblume; hinten innerhalb eines goldenen Ringes ein ebenfalls goldenes Albkreuz.“[18] | |
Wappenbegründung: Die Farben Silber und Blau weisen auf die ehemals luxemburgische Landeshoheit hin. Die Kornblume symbolisiert die landwirtschaftliche Wirtschaftsstruktur Preists. Das golden geringte, goldene Albkreuz steht für die alte Sankt-Cäcilia-Kapelle auf dem Kirchhof und die Patronin des Ortes. Es befindet sich auf dem Türsturz zum Turm der ehemaligen Kapelle, dem Wahrzeichen von Preist. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Katholische Filialkirche St. Cäcilia, ein romanisierender Saalbau mit vorgelegter Westfassade von 1867/68.
- Friedhof mit Alter Kirche und dem barocken Kirchhofskreuz von 1750.
- Das ehemalige Schulhaus mit Lehrerwohnungen, ein Krüppelwalmdachbau mit Rotsandstein- und Putzflächen, errichtet 1909/10 (Schulstraße).
- Vorrömische Wallanlage und Hügelgräber
- Mehrere Quereinhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
- Wegekreuze aus dem 17. Jahrhundert.
- Die Heinzkyller Mühle, ein stattlicher Mansarddachbau, der kurz vor 1800 entstanden ist, dabei eine Stallscheune aus dem 19. Jahrhundert (inzwischen zerfallen).
- Traditionelles Klappern von Gründonnerstag bis Karsamstag.
- Hüttenbrennen am ersten Sonntag der Fastenzeit (sogenannter Scheef-Sonntag)[19]
- Wanderrouten um Preist[20]
Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Preist
Weblinks
- Ortsgemeinde Preist auf der Website der Verbandsgemeinde Speicher
- Zur Suche nach Kulturgütern der Ortsgemeinde Preist in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier.
- Literatur über Preist in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2020, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: 1. Januar 2021[Version 2022 liegt vor.]. S. 100 (PDF; 2,6 MB).
- Traugott Vitz: The Murder of Allied Airmen. In: Hangmen at war. Abgerufen am 28. April 2019 (englisch).
- Kölnischer Kurier vom 9. Juni 1945 (Nr. 11, S. 2) und vom 10. Juli 1945 (Nr. 16, S. 4).
- Karl J. Lüttgens: Kriegsjahre, Kriegsende und erste Neuanfänge im Kreis Schleiden 1939–1946. Gemünd 1997, S. 168.
- Johannes Nosbüsch: Bis zum bitteren Ende: Der Zweite Weltkrieg im Kreis Bitburg-Prüm. Trier 1978, S. 85.
- 303rd Bombardment Group (Heavy). In: 303rdbg.com. Abgerufen am 30. Juni 2019 (englisch).
- Lester Ernest Reuss | American Air Museum in Britain. Abgerufen am 28. April 2019.
- Mission report.
- Uni Marburg, Forschungs- und Dokumentationszentrum für Kriegsverbrecherprozesse und
- Schenectady Gazette vom 30. Juni 1945, S. 1, Spalte D "Triple Hanging Avenges Death Of U.S. Flier"
- Kelvin Youngs: Aircrew Remembered Aviation Personal Histories and Databases. Abgerufen am 28. April 2019 (englisch).
- Karl E. Becker: Speicher – Raum und Zeit. 1980.
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 12. Februar 2020.
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen. Abgerufen am 12. Februar 2020.
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Speicher, Verbandsgemeinde, sechste Ergebniszeile. Abgerufen am 6. Juni 2021.
- Wappenerklärung. Abgerufen am 28. Februar 2017.
- Hüttenbrennen in der Eifel. Abgerufen am 1. Mai 2016.
- Wanderroute Kylltal, die Welt des Buntsandsteins in der Eifel. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 4. Dezember 2015; abgerufen am 28. Februar 2017.