Paußnitz
Die Paußnitz ist einer der zahlreichen Nebenarme der Weißen Elster in deren anastomosierendem Flusslauf (oft als Binnendelta bezeichnet). Sie zweigt allerdings nicht direkt von der Weißen Elster ab, sondern von einem künstlichen Elsternebenarm, dem Lauerschen Grenzgraben.
Paußnitz | ||
Die Paußnitz (rot dargestellt) im Leipziger Gewässerknoten | ||
Daten | ||
Lage | Sachsen, Deutschland | |
Flusssystem | Elbe | |
Abfluss über | Weiße Elster → Saale → Elbe → Nordsee | |
Quelle | als Abzweig des Lauerschen Grenzgrabens in Leipzig 51° 17′ 17″ N, 12° 20′ 42″ O | |
Quellhöhe | 112 m ü. NN | |
Mündung | In Leipzig in das Elsterflutbett 51° 19′ 1″ N, 12° 21′ 8″ O | |
Mündungshöhe | 107,4 m ü. NN | |
Höhenunterschied | 4,6 m | |
Sohlgefälle | 0,77 ‰ | |
Länge | 6 km[1] | |
Abfluss | MQ |
50 l/s |
Großstädte | Leipzig | |
Gemeinden | Stadtbezirke: Südwest, Süd; Ortsteile: Großzschocher und Connewitz | |
Die Mittlere Paußnitz am Blümelsteig |
Sie fließt ausschließlich auf Leipziger Stadtgebiet und ist wasserrechtlich ein Gewässer II. Ordnung.[1]
Name
Der Name Paußnitz wird (sicher nachweisbar) seit 1889 verwendet. Davor ist häufig die Bezeichnung Schwarze Lache[2] (auch Schwarze Lagge)[3] zu finden, was darauf zurückzuführen ist, dass die Paußnitz nicht in jedem Jahr ständig Wasser führte, sondern oft einem Altarm oder Flutgerinne mit Stillgewässercharakter glich.
Geographie
Abgrenzung
Je nach Definition (Mindestbreite drei oder fünf Meter) ist die Paußnitz ein kleiner Fluss oder Bach. Durch Auskolkungen ist sie teilweise breiter als fünf Meter. Aufgrund des geringen Abflusses ist die Bezeichnung Bach jedoch vorzuziehen.
Hydromorphologie
Die Weiße Elster bei Leipzig war ursprünglich ein kiesgeprägter Tieflandfluss.[4] Seit dem Beginn der Entwaldung durch den Menschen in deren Oberlauf vor mehreren tausend Jahren transportiert sie vor allem feine Sedimente, welche sie in der Leipziger Tieflandsbucht als Lehm ablagert.
Da die Weiße Elster in ihrem Unterlauf ab Zeitz durch ein mehr als einen Kilometer breites Tal fließt und viel Sand und Schluff transportiert, haben sich hier zahlreiche Flussinseln und Nebenarme wie die Paußnitz gebildet. Dies wird dadurch begünstigt, dass die Weiße Elster trotz ihrer vergleichsweise geringen Durchflussmenge (MQ = 15 m³/s bei Leipzig) bei einem 100-jährlichen Hochwasser (HQ100) das dreißigfache[5] des mittleren Abflusses (MQ) durch das Flusstal transportiert. In Verbindung mit der Sedimentfracht, den lehmigen Böden und dem geringen Gefälle der Weißen Elster führten Hochwasser zur regelmäßigen Verlagerung, Abtrennung oder Wiederbespannung von Flussbetten und Nebenarmen.
Durch extreme Hochwasserereignisse veränderte sich der Lauf der Paußnitz somit regelmäßig und es entstanden viele Flutrinnen, Altwasser und Lachen. Aufgrund der fast vollständigen Regulierung der Weißen Elster bleibt dies jedoch seit 1956 aus. Heute wird noch ungefähr die Hälfte des ursprünglichen, stark gewundenen Flusslaufes durchströmt, welcher noch zu etwa achtzig Prozent vorhanden und nur an wenigen Stellen durch Deiche oder Wege unterbrochen ist (abgebaggertes nicht berücksichtigt).
Ursprünglicher Verlauf
Die Paußnitz zweigte zwischen den Markkleeberger Ortsteilen Gautzsch, Zöbigker und dem Gut Lauer (seit 1920 zur Stadt Leipzig) von der Batschke ab. (ebenfalls ein ehemaliger Elster-Nebenarm, heute Floßgraben genannt)[3] Der Tagebau Cospuden entstand jedoch auf diesem Gebiet und zerstörte 1974 die natürliche Verbindung beider Flüsse zur Weißen Elster.
Heute befindet sich dort[7] der Cospudener See, von dem der Floßgraben hauptsächlich gespeist wird, während die Paußnitz mit diesem nicht mehr verbunden ist. Der historische Verlauf der Batschke markiert an dieser Stelle noch heute die Grenze zwischen Markkleeberg und Leipzig.
Die Paußnitz mündete um 1780 noch in die Pleiße.[3] Einhundert Jahre später hatte sie ihren Unterlauf durch mehrere Hochwasser nordwestlich zur Rödel[2] verlagert. Dieser auch Rödelwasser genannte Nebenarm der Pleiße zweigte in der Nähe des Connewitzer Wehres ab und mündete im Bereich der Könneritzbrücke[8] (Ernst-Mey-Straße) in die Weiße Elster. Durch den Bau des Elsterhochflutbettes wurde ihr Flusslauf unterbrochen und 1926 bis 1927[9] verfüllt, so dass die Paußnitz nun direkt in die Weiße Elster bzw. deren Flutbett[10] mündete.
Heutiger Verlauf
Die Paußnitz zweigt heute im Leipziger Stadtbezirk Südwest im Ortsteil Großzschocher und in der Gemarkung Lauer vom Lauerschen Grenzgraben ab. Sie erreicht schon nach wenigen hundert Metern die Gemarkung Großzschocher, fließt dort etwa die Hälfte ihrer restlichen Strecke und ist teilweise begradigt.
In der Gemarkung Connewitz benutzt die Paußnitz im Leipziger Ratsholz hauptsächlich ihr natürliches gewundenes Flussbett. Sie mündet nach insgesamt 5,95 km durch ein Siel in das zwischen den Ortsteilen (und gleichnamigen Gemarkungen) Connewitz und Schleußig verlaufende Elsterflutbett.
Menschliche Eingriffe
Vor allem in der Gemarkung Großzschocher wurde die Paußnitz begradigt, was zum Teil durch den Bau des Elsterhochflutbettes vor über einhundert Jahren geschah.[2] Durch ihn wurden drei Flussschlaufen vom Lauf abgetrennt und jeweils durch eine Abkürzung ersetzt.
In den 1940er-Jahren wurde am Blümelsteig, dem heutigen Abzweig der Unteren Paußnitz, ein zweiter Lauf künstlich angelegt, welcher wesentlich kürzer und strukturärmer ist. Der Alte Lauf wurde unter dem Blümelsteigt zwar abgetrennt, es wurde jedoch ein Zufluss einige hundert Meter flussaufwärts abgezweigt, über den die Untere Paußnitz regelmäßig (aber nicht ganzjährig) Wasser zugeführt bekam.[11]
Durch die Braunkohleförderung, welche den dramatischsten Eingriff des Menschen darstellt, wurden Batschke und Paußnitz in den 1970er-Jahren[11] unterbrochen. Um beide vor dem Austrocknen zu bewahren, wurden sie mit Sümpfungswasser aus der Tagebauentwässerung gespeist. Da der hohe Säuregrad und Rostgehalt für die wertvollen Abschnitte bedenklich war, wurde der Untere Paußnitzlauf abgetrennt und somit zu einem Stillgewässer.
Beim Bau der Brückenstraße 1989 zwischen den Ortsteilen Großzschocher und Connewitz wurde die Flusssohle bei der Unterführung um etwa einen halben Meter angehoben[12], wodurch viele Flutgerinne und Altarme dauerhaft an die Paußnitz angebunden wurden.
Renaturierung
Seit der Einstellung der Förderung von Braunkohle in den 1990er-Jahren bezieht die Paußnitz ihr Wasser über den Lauerschen Grenzgraben, eine künstlich angelegte Verbindung von der Weißen Elster. Die Notwendigkeit, das Elsterhochflutbett zu unterqueren, und die geringe Größe des Dükers beschränkt die Durchflussmenge auf maximal 300 l/s. Durch Ablagerung der mitgeführten Sedimentfracht ist der Querschnitt des Dükers zusätzlich verkleinert, so dass nur noch etwa 50 l/s in die Paußnitz fließen.[13] Die Stadt Leipzig plant jedoch, den Düker zu ertüchtigen beziehungsweise zu vergrößern, wodurch nicht nur die Durchflussmenge der Paußnitz erhöht, sondern auch das Wasser des Floßgrabens verdünnt werden kann. Dieser ist seit der hauptsächlichen Speisung aus dem Cospudener See stark mit Schwefelsalzen belastet.
Der Paußnitzabzweig zum Oberen Paußnitzsiel wird seit 1993 im März für etwa vier Wochen im Rahmen eines Langzeitversuchs zur Auwaldvernässung aufgestaut. Auf dem regelmäßig gefluteten Areal plant die Stadt Leipzig, einen neuen, ständig Wasser führenden Nebenarm anzulegen.[14][15]
1995[11] wurde die Absperrung der Unteren Paußnitz am Blümelsteig auf Betreiben führender Naturschützer nach etwa zwanzig Jahren wieder entfernt. Zur Zeit der oben erwähnten Flutung wurde der Zufluss zur Unteren Paußnitz wieder abgesperrt, da die zu flutende Fläche höher liegt und sonst nicht vom Wasser erreicht wird. Die Absperrung sollte allerdings seit 2006 nach der Flutung wegen der zurückgehenden Amphibienbestände nicht mehr geöffnet werden.[12] Letztere Maßnahme ist umstritten, da die Untere Paußnitz der einzige größere naturnahe Abschnitt ist und durch die Absperrung komplett mit Wasserlinsen zuwächst. Diese zehren nach dem Absterben im Herbst beim Verfaulen den Sauerstoff auf und lassen das Gewässer regelmäßig kippen.
Die Untere Paußnitz wird ab 2006 nur noch durchströmt, wenn von Unbefugten die Absperrung manipuliert oder entfernt wird, was fast jährlich geschieht.[11][16] Im Zeitraum von 2012 bis 2016 wurde keine Absperrung installiert und die Untere Paußnitz ungehindert durchströmt.
Die Absperrung lässt nur einen minimalen Durchfluss zu, sodass in der Unteren Paußnitz der Wasserstand um mehr als zwanzig Zentimeter sinkt. An manchen Stellen ist der teils fünf Meter breite Fluss dann nur noch wenige Dezimeter breit. Viele Lachen fallen trocken und auch die letzten 400 m bis zur Mündung sind dann nur noch ein schmales und flaches Rinnsal. Gerade in diesem letzten Stück konnte der Eisvogel zwischen 2012 und 2016 häufig beim Fischen beobachtet werden.
Im Sommer 2018 kam es zu einer Überschwemmung oberhalb des Blümelsteiges, im Bereich der mittleren Paußnitz, die den umliegenden Auwald unter Wasser setzte. Dabei staute sich die Paußnitz bis zur Brückenstraße, überflutete Wege und floss über den bereits 1940 genutzten Fließweg in die Untere Paußnitz ab.
Natur
Nicht zuletzt wegen ihres stark mäandrierenden Flusslaufs durch geschützten Auwald ist die Paußnitz Lebensraum zahlloser Tier- und Pflanzenarten, wovon viele als gefährdet einzustufen sind.
Fauna
In und an der Paußnitz leben (Auswahl):
Brücken über die Paußnitz
- Blümelsteig
- Schwarze Brücke
Bilder
- Die Mittlere Paußnitz kurz nach der Brückenstraße
- Die Mittlere Paußnitz zwischen Blümelsteig und Brückenstraße
- Der Entwässerungsgraben zum Oberen Paußnitzsiel nach der Absperrung am Blümelsteig
- Die Untere Paußnitz von der Schwarzen Brücke aus Richtung Osten
- Abfluss der Unteren Paußnitz durch das Untere Paußnitzsiel in das Elsterflutbett
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Leipziger Fließgewässer II. Ordnung
- Topographische Karte Sachsen 1:25000 (Äquidistantenkarte), bearbeitet im topographischen Bureau des Königlichen Generalstabes, Leipzig: Giesecke & Devrient, versch. Auflagen 1874–1918, Blätter 11, 25 und 26, Auf: deutschefotothek.de
- Meilenblätter von Sachsen 1:12000 "Berliner Exemplar", aufgenommen 1780–1806 unter Leitung von Friedrich Ludwig Aster, Kart. M 14433, Blätter B18 und B27, Auf: deutschefotothek.de
- Wiederherstellung ehemaliger Wasserläufe der Luppe, Teil 1, bgmr Landschaftsarchitekten, 2006 (PDF; 13,7 MB)
- Überblick aller Leipziger Fließgewässer I. Ordnung Auf: wasserinleipzig.de
- Ausschnitt von Messtischblatt 26 (von 1876), Topographische Karte Sachsen 1:25000 (Äquidistantenkarte), bearbeitet im topographischen Bureau des Königlichen Generalstabes, Leipzig: Giesecke & Devrient, Auf: deutschefotothek.de
- 51° 16′ 27,2″ N, 12° 20′ 44″ O
- Leipzig-Lexikon: Weiße Elster.
- Leipzig-Lexikon: Rödel
- Topographische Karte Sachsen 1:25000 (Meßtischblätter), Abteilung für Landesaufnahme des Königl. Sächs. Generalstabes, Leipzig, versch. Auflagen 1905–1942, Blätter 11 und 26, Auf: deutschefotothek.de
- Karl Heyde: Ein neues Konzept für die Untere Paußnitz – Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushaltes und der Amphibienlaichbedingungen (Memento vom 20. Februar 2009 im Internet Archive) Internetpräsentation des NABU-Leipzig vom 19. Januar 2009, (PDF, deutsch, 1,36 MB)
- Karl Heyde: Warum Sachsen die Ziele von Natura 2000 bisher grundsätzlich noch nicht erfüllt – am Beispiel des Kammmolches in Leipzigs südlicher Aue. Internetpräsentation des NABU-Leipzig vom 28. Dezember 2008.
- Stadt Leipzig, Amt für Stadtgrün und Gewässer
- Karl Heyde: Vision für einen zweiten Bachlauf in der Probstei – Möglichkeiten zur Entwicklung auendynamischer Prozesse an der Mittleren Paußnitz (Memento vom 20. Februar 2009 im Internet Archive) Internetpräsentation des NABU-Leipzig vom 22. Januar 2009, (PDF, deutsch, 1,84 MB)
- öffentlich vorgestellt am 16. April 2011 im Leipziger Rathaus beim „5. Leipziger Auensymposium“
- Paußnitzflutung fällt auch 2012 nicht aus: Metallsperre geklaut, Sandsäcke sollen helfen Artikel der Leipziger Internetzeitung vom 15. März 2012, Auf: l-iz.de