Olympische Sommerspiele 1900/Leichtathletik – 110 m Hürden (Männer)

Der 110-Meter-Hürdenlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris wurde am 14. Juli 1900 im Croix Catelan entschieden. An ein und demselben Tag wurden drei Vor-, zwei Hoffnungsläufe und das Finale ausgetragen.


SportartLeichtathletik
Disziplin110-Meter-Hürdenlauf
GeschlechtMänner
OrtCroix Catelan
Teilnehmer9 Athleten aus 3 Ländern
Wettkampfphase14. Juli 1900
Medaillengewinner
SilberAlvin Kraenzlein (Vereinigte Staaten 45 USA)
BronzeJohn McLean (Vereinigte Staaten 45 USA)
Rang 3Frederick Moloney (Vereinigte Staaten 45 USA)
Szene aus einem Hürdenlauf bei den Olympischen Spielen von Paris

Die Medaillen teilten drei US-Amerikaner unter sich auf. Olympiasieger wurde Alvin Kraenzlein vor John McLean und Frederick Moloney.

Rekorde

Der hier angegebene Weltrekord bezieht sich auf die metrische Strecke. Auf der vergleichbaren 120-Yards-Strecke waren zwar bereits deutlich bessere Zeiten erreicht worden, aber diese hat mit 109,728 Metern nicht ganz die erforderliche Länge für eine Rekordanerkennung, wobei Weltrekorde damals noch nicht offiziell geführt wurden. Am 18. Juni 1898 hatte Alvin Kraenzlein in Chicago auf der 120-Yards-Distanz 15,2 s erzielt.[1]

Weltrekord 15,8 s Harry Morrell Kanada 1868 Kanada 1892
Olympischer Rekord 17,6 s Thomas Curtis Vereinigte Staaten 44 USA Finale OS Athen (Griechenland), 10. April 1896

Folgende Rekorde wurden bei diesen Olympischen Spielen über 110 Meter Hürden gebrochen oder eingestellt:

OR15,6 sAlvin KraenzleinVereinigte Staaten 45 USA1. Vorlauf, 14. Juli
15,4 sEndlauf, 14. Juli

Medaillen

Wie schon bei den I. Olympischen Spielen vier Jahre zuvor gab es jeweils eine Silbermedaille für den Sieger und Bronze für den zweitplatzierten Athleten. Der Sportler auf Rang drei erhielt keine Medaille.

Ergebnisse

Vorläufe

Es gab drei Vorläufe. Die Sieger – farbig unterlegt – qualifizierten sich direkt für das Finale, alle anderen bekamen noch einmal eine zweite Chance über zwei Hoffnungsläufe. Völlig unverständlich allerdings war die Einteilung dieser Vorläufe. In den ersten beiden Rennen waren jeweils vier Teilnehmer am Start, den dritten bestritt ein einziger Läufer im Alleingang. Um irgendwo eine gewisse Chancengleichheit zu erzeugen, wurden deshalb zusätzliche Hoffnungsläufe ins Programm genommen, an denen außer dem Franzosen Adolphe Klingelhoefer, der im zweiten Vorlauf nicht das Ziel erreicht hatte, alle unterlegenen Hürdensprinter teilnahmen.

Vorlauf 1

PlatzNameLandZeit
1Alvin KraenzleinVereinigte Staaten 45 USA15,6 sWR
2Frederick MoloneyVereinigte Staaten 45 USAunbekannt
3John McLeanVereinigte Staaten 45 USA
Eugène ChoiselDritte Französische Republik FrankreichDNF

Alvin Kraenzleins Vorsprung auf seine beiden Landsleute betrug drei bzw. fünf Yard. Eugène Choisel erreichte das Ziel nicht. Bei zur Megede ist als weiterer Teilnehmer dieses Rennens der Deutsche Richard Rau auf Platz fünf aufgeführt.

Vorlauf 2

PlatzNameLandZeit
1Norman PritchardBritisch-Indien Indien16,6 s
2William RemingtonVereinigte Staaten 45 USAunbekannt
3William LewisVereinigte Staaten 45 USA
Adolphe KlingelhoeferDritte Französische Republik FrankreichDNF

William Remington folgte mit anderthalb Yards Rückstand auf den Sieger des Laufes, William Lewis mit großem Rückstand. Adolphe Klingelhoefer erreichte das Ziel nicht.

Vorlauf 3

PlatzNameLandZeit
1Jean LécuyerDritte Französische Republik Frankreichunbekanntim Alleingang

Hoffnungsläufe

Eugène Choisel – ausgeschieden als Dritter des zweiten Hoffnungslaufs

Die beiden Sieger aus den Hoffnungsläufen – farbig unterlegt – komplettierten das Finale der jeweils Erstplatzierten aus den drei Vorläufen.

Hoffnungslauf 1

PlatzNameLandZeit
1Frederick MoloneyVereinigte Staaten 45 USA17,0 s
2William LewisVereinigte Staaten 45 USAunbekannt
3Eugène ChoiselDritte Französische Republik Frankreich

Frederick Moloney hatte im Ziel einen Vorsprung von fünf Metern. Eugène Choisel wurde „guter Widerstand“ attestiert.

Hoffnungslauf 2

PlatzNameLandZeit
1John McLeanVereinigte Staaten 45 USA17,0 s
2William RemingtonVereinigte Staaten 45 USAunbekannt

John McLean gewann den Lauf deutlich.

Finale

Olympiasieger Alvin Kraenzlein
PlatzNameLandZeit
1Alvin KraenzleinVereinigte Staaten 45 USA15,4 sWR
2John McLeanVereinigte Staaten 45 USA15,6 sgeschätzt
3Frederick MoloneyVereinigte Staaten 45 USAunbekannt
4Jean LécuyerDritte Französische Republik Frankreich
Norman PritchardBritisch-Indien IndienDNF

John McLean beging im Finale einen offensichtlichen Fehlstart, was der unerfahrene französische Starter jedoch nicht ahndete. So hatte er zunächst fünf Yards Vorsprung, die Alvin Kraenzlein allerdings bis zur achten Hürde aufholte. Dieser baute seinen Vorsprung bis ins Ziel noch auf drei Yards aus. Auch Frederick Moloney kam noch sehr dicht an McLean heran, wurde jedoch um einen Fuß geschlagen. Norman Pritchard kam nicht ins Ziel.

Die Angaben zu den in Yards bzw. Fuß angegebenen Rückständen sind den Angaben von SportsReference entnommen. Die geschätzte Zeitangabe für den zweitplatzierten McLean ist in der Literatur von zur Megede benannt. In der letztgenannten Quelle gibt es noch zwei Abweichungen zu den hier aufgelisteten Resultaten: (1) Pritchard wird im Finale auf Platz fünf geführt. (2) Für den Olympiavierten Lécuyer wird als Vorname „A.“ genannt.

Der Sieger Alvin Kraenzlein war ein Ausnahmeathlet seiner Zeit. Er gewann bei diesen Spielen insgesamt vier Goldmedaillen innerhalb von drei Tagen. Dabei stellte er in zwei Disziplinen vier Weltrekorde auf bzw. ein und in zwei weiteren Disziplinen erzielte er drei olympische Rekorde.

Literatur

  • Volker Kluge, Olympische Sommerspiele - Die Chronik I, Berlin 1997 (ISBN 3-328-00715-6)
  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970

Einzelnachweise

  1. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 35
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